• "Du scheinst mit den Gepflogenheiten bei Verlobungen und Eheschließungen nicht sehr vertraut zu sein, junger Mann. Das ist in deinem Alter aber verzeihlich. Der Pater Familias ist derjenige der einzig und allein festlegt, mit wem seine Familienangehörigen eine Bindung eingehen dürfen." sagte ich und konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.


    "Ich kann dich aber beruhigen, Sulla. Ich bin ganz und gar nicht der hartherzige Tyrann, als der ich dir jetzt vielleicht erscheine. Selbstverständlich gab ich meine Zustimmung nur deshalb, weil es Aelias ausdrücklicher Wunsch war, sich mit Victor zu verloben und später mit ihm den Bund der Ehe einzugehen. Erst als ich von der Ernsthaftigkeit der Gefühle beider überzeugt war und mir sicher war, das Aelia mit Victor glücklich sein kann, erst dann gab ich meine Zustimmung."


    Ich nahm einen kleinen Schluck aus meinem Becher. Der Wein war vorzüglich. Mein Besucher schien allerdings nicht sonderlich darauf erpicht zu sein, fiel mir auf.

  • "Die Ernsthaftigkeit meiner Gefühle wird von euch wohl nicht in Zweifel gezogen und somit will ich so kühn sein euch zu bitten mit eurer Schwester zu reden. Ihre Gefühlslage liegt mir sehr am Herzen und ich bin mir sicher sie durch meine Liebe gehörig durcheinander gewirbelt zu haben. Ich hoffe genug, damit sie erkennt was sie will. 100%ig erkennt! Wir wollen doch alle nicht das sie sich allein eines Wortes wegen in eine Ehe begibt die sie nur unglücklich machen kann."


    Ich sah mich nach einem Schluck Wasser um fand aber keinen


    "Redet mit Aelia und ihr werdet ihre Unsicherheit offen erkennen. Mag ich auch nicht der richtige sein so ist Victor mit Sicherheit der Falsche. Er will sie besitzen wie man ein Grundstück besitzt. Ich will sie lieben wie keine andere in meinem Leben!"

  • Sullas Worte stimmten mich schon nachdenklich, denn das Glück meiner Schwester lag mir sehr am Herzen. Hatte ich doch ohnehin vorgehabt, mit Aelia noch einmal ein Gespräch zu führen, ob sie sich ihrer Gefühle für Victor immer noch sicher sei.


    "An deinen Gefühlen zu zweifeln habe ich momentan weder Anlass noch Notwendigkeit, Sulla. Deine Worte, so sie denn ehrlichen Herzens gesprochen sind, ehren dich und zeugen von tiefen Gefühlen. Sicher werde ich mit Aelia nochmals sprechen, denn der Hochzeitstermin steht ja noch nicht fest. Ich kenne meine Schwester sehr gut und werde wissen, wenn sich etwas an ihrem Verhältnis zu Victor geändert hat. Momentan gibt es aber keinen Grund daran zu zweifeln, das Aelia und Victor miteinander glücklich werden."


    Auf den suchenden Blick Sullas hin fragte ich ihn:
    "Magst du keinen Wein? Kann ich dir etwas anderes zu trinken anbieten?"

  • Hier hatte sich einiges verändert, wie ich bei meinem kleinen Rundgang, bis ins Atrium feststellte. Aber eindeutig besser als früher, wie ich fand.
    Seufzend lies ich mich auf eine Kline fallen und streckte meine Beine von mir. Obwohl ich frisch gewaschen war, staubte ich wohl durch meine noch immer dreckige Tunika den Bezug voll.
    "Mist...", murmelte ich, als ich es bemerkte und klopfte es notdürftig ab.

  • Der Ianitor kehrte gerade aus dem Arbeitszimmer des Hausherren zurück, um Marcia mitzuteilen das der Pater Familias sie bald begrüßen würde, als er Marcia in einer kleinen Staubwolke stehen sah.


    "Oh verzeiht." sagt der Ianitor und dachte, wo bin ich nur mit meinen Gedanken gewesen?


    "Ich lasse euch sofort eine frische Tunika bringen."


    Sprach es und beauftragte eine Sklavin damit.

  • Prima, gleich am Anfang blamiert..., dachte ich und seufzte.
    Als kurze Zeit später die Sklavin auftauchte und mir eine Tunika entgegenstreckte, nahm ich sie mit einem entschuldigenden Lächeln entgegen.
    Da mir ohnehin nicht sonderlich warm war - wieso war ich nur immer so verfroren? - zog ich die neue einfach über die alte Tunika, was die Staubbildung auf ein Minimum senkte.

  • Als mir mein Ianitor von der Ankunft einer neuen Verwandten berichtete - Warum bei Iuppiter lächelte er dabei nur so verträumt? - beendete ich meine Arbeit, verschloß die Dokumente und begab mich in Richtung Atrium.



    Als ich das Atrium betrat, sah ich dort mit dem Rücken zu mir eine schlanke, dunkelblonde Frau stehen. Ich räusperte mich, worauf sie sich umdrehte.


    Auf einen Schlag verstand ich den verträumten Gesichtsausdruck meines Sklaven. Ich beschloß den frechen Kerl züchtigen zu lassen für seine impertinenten Gedanken.


    Ich kannte sie nicht - sie mußte noch ein kleines Kind gewesen sein bei unserem letzten Zusammentreffen - aber vor mir stand eine wunderschöne junge Frau mit ebenmäßigen Gesichtszügen, einer kecken Nase und smaragdfarbenen Augen.


    Ich war glücklich verheiratet und hatte mit Liliana die Liebe meines Lebens getroffen, aber den Anblick einer schönen Frau wußte ich immer zu schätzen. =)


    "Salve Marcia. Ich freue mich sehr dich in Rom begrüßen zu dürfen."


    Ich umarmte sie, wenn auch nur kurz. Aber schließlich waren wir miteinander verwandt, wenn auch eher weitläufig. :)


    "Es ist eine Ewigkeit her das wir uns gesehen haben. Damals warst Du grad mal halb so groß wie jetzt. Aber..., du hast dich durchaus zu deinem Vorteil entwickelt." sagte ich mit einem Lächeln.


    "Ist dir eigentlich kalt, Marcia?" fragte ich, da ich sah das sie unter der frischen Tunika noch eine zweite an hatte.

  • Als ich ein Geräusch hörte, hatte ich mich umgedreht und sah einen mir nicht ganz Unbekannten im Raum stehen.
    Dieses Gesicht konnte man einfach nicht vergessen. Manche Menschen behielten einfach ihr "freches Junge"-Aussehen. ;)
    So wohl auch mein Großonkel.


    "Salve Falco.", erwiderte ich strahlend und lies mich umarmen.
    "Ich glaube, du bist aber auch noch ein bisschen gewachsen."
    Schelmisch grinsend zwinkerte ich ihm zu.


    "Kalt?...Äh.."
    Wieder sah ich an mir herunter.
    "Naja...jetzt eigentlich nicht mehr...ich hab nur...öhm...Als ich angekommen bin, war ich doch ein bisschen staubig-", schuldbewusst sah ich zu meinem Sitzplatz, "und da hat mir dein Ianitor eine neue Tunika besorgt. Ich hab sie einfach drüber gezogen...ging schneller...und kalt war mir auch, von daher..."
    War ich der Tollpatsch, wie der ich mir gerade vorkam?

  • "Hat doch mein pflichtvergessener Ianitor glatt vergessen, dir einen Raum zu zeigen, wo du in Ruhe deine Tunika hättest wechseln können."


    Ich hielt es allerdings für wahrscheinlicher, das er gehofft hatte einen Blick auf Marcia beim Wechseln der Tunika erhaschen zu können, und ihr deshalb absichtlich keinen Raum zum Umkleiden angeboten hatte. Seine Bestrafung würde wohl noch etwas härter ausfallen, als ich es so schon vorhatte.


    Marcia jedenfalls hatte sich zu helfen gewußt und rasch die neue Toga über ihre alte staubige gezogen. Vermutlich war ihr das Ganze etwas peinlich. Darüber wollte ich ihr hinweg helfen.


    "Meine Sklaven werden in Kürze für dich ein eigenes Zimmer hier in der Casa vorbereitet haben, so wie es alle Familienmitglieder bekommen. Dort kannst du dich dann auch ungestört umkleiden. Wenn Du von der Reise nicht zu erschöpft bist, können wir bis dahin aber noch ein wenig plauschen. Ich gestehe, mich interessiert sehr wie es dir ergangen ist, was du seit unserem letzten Zusammentreffen erlebt hast."


    Ich geleitete Marcia zu dem inzwischen mit Obst, einen kleinen Imbiß und erfrischenden Getränken gedeckten Tisch.


    "Du bist von der Reise auch sicher hungrig. Laß uns zusammen ein paar Bissen zu uns nehmen und mit einem Becher Wein auf unser Wiedersehen anstoßen."

  • "Danke Falco. Ich hatte schon Angst, unsere Sippschaft hätte alle freien Zimmer bereits in Beschlag genommen."
    Wir waren wirklich eine fruchtbare Familie...


    Beim Obst angekommen schnappte ich mir einen Apfel und biss genüsslich hinein. Langsam fiel mir auch wieder ein, warum mir eine Freundin diesen merkwürdigen Spitznamen gegeben hatte, den ich immer verdrängte.


    "Müde bin ich zwar ein bisschen, aber ich hab schon längere Zeit ohne Schlaf ausgehalten.", meinte ich schließlich mit einem Schmunzeln im Gesicht.

  • Gabriel wurde in das Atrium des Hauses geführt, in dem er nun zu dienen hatte und er staunte bei all dem Reichtum nicht schlecht.
    Er hatte keine Ahnung, was er hier sollte und man hatte ihm nur gesagt, wer sein zukünftiger Herr war und das dieser ihn bald sprechen wollte.
    Aus Sicherheitsgründen hatte man ihm die Hände auf den Rücken gebunden, doch diese wurdem ihm nun abgenommen und er rieb sich seine Handgelenke, während sein Blick durch das Atrium schweifte und er lächelte süffisant vor sich hin.


    Etwas entfernt standen einige Herrschaften, die sich unterhielten und so wartete er einfach dort, wo er stand.
    Er fuhr sich mit den Fingern seiner rechten Hand durchs Haar und war gespannt, was für eine Aufgabe er bekommen würde.
    Aber vor allem war er müde. Die Schiffsreise war anstrengend, denn dort konnte er nicht viel schlafen und musste am Ruder sitzen.


    Und bei dem Sklavenhändler hatte er auch kaum richtig schlafen können.

  • Gerade wollte ich Marcia nach ihren Erlebnissen in der Ferne fragen, als mir mein Ianitor Kunde davon gab, das mein neu erworbener Sklave soeben in der Casa Didia eingetroffen war.


    So sagte ich zu meiner Großnichte: "Marcia, mein neuer Sklave ist gerade eingetroffen. Magst du ihn dir mit mir zusammen anschauen? Hinterher können wir unser Gespräch fortsetzen."


    Marcia schien mit meinem Vorschlag einverstanden zu sein, so sagte ich zu meinem Ianitor: "Führ mir den Sklaven jetzt vor."



    Kurze Zeit später stand mein neuer Sklave vor mir. Er mochte in der ersten Hälfte der Zwanziger sein, war muskulös und durchaus gutaussehend. Letzteres interessierte mich persönlich zwar nicht, aber der neue Sklave mochte der einen oder anderen Sklavin in meinem Hause zu Nachwuchs verhelfen. Solange er es damit nicht übertrieb und Unfrieden stiftete, mochte mir das egal sein.


    Ich sprach ihn an.


    "Sklave, wie ruft man dich? Aus welcher Provinz kommst du?"


    Der Verwalter meiner Sklaven hatte mir zwar irgendetwas vorgesäuselt, woher der Sklave kam und warum er ihn für mich erworben hatte, aber es gab einfach zu viele Sklaven in meinem Haushalt, als das ich mir derartige Details über jeden einzelnen Sklaven merken konnte.


    "Erzähl mir etwas von deinem Leben, welche Arbeiten du verrichtet hast, was du kannst - damit ich weiß, für welchen Einsatzzweck du brauchbar bist."

  • Gabriel blickte seinen neuen Herren an, zu dem er nun gebracht wurde und ihm fiel jedoch auch die junge Frau an seiner Seite auf, welche er kurz musterte. Sie war ausgesprochen attraktiv, sah aber auch ziemlich stolz aus ...


    Dann grinste er ein klein wenig seinen Herren an und antwortete:
    »Gabriel. Ich heisse Gabriel. Und ich stamme aus ... derzeit Damascus ... und was ich kann?«


    Er überlegte kurz, was er sagen sollte, denn davon hing es ab, womit er den ganzen lieben langen Tag beschäftigt sein würde.
    »Ich spreche, schreibe und lese: Latein, griechisch und judea, sowie etwas syrisch. Und rechnen kann ich auch ... etwas.«


    Gabriel hasste rechnen eigentlich, aber wer weiss, wofür es mal gut sein würde.
    Nun fragte er sich allerdings, ob sein neuer Herr denn nicht seine Besitzurkunde kannte ...
    Also sah er ihn direkt an und lächelte, wenn auch ein klein wenig zu verschmitzt.

  • "Ah, Gabriel." Jetzt wo er seinen Namen nannte, fielen mir auch zwei, drei Sätze wieder ein, welche mir mein Verwalter über diesen Sklaven erzählt hatte.


    Ich schaute ihm in die Augen. Er wich meinem Blick nicht aus und auch sein Grinsen wich ihm nicht aus dem Gesicht. Übertriebene Unterwürfigkeit schien ihn nicht zu plagen. Die verlangte ich auch nicht, aber Aufsässigkeit hatte ich in meinem Hause noch nie geduldet und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern.


    Streng sagte ich zu ihm: "Sklave, du hast meine Frage noch nicht beantwortet, als was du gearbeitet hast. Vom Lesen, Schreiben und Rechnen bekommt man für gewöhnlich nicht solche Muskeln, wie du sie hast..."

  • »Nun,« begann Gabriel bedächtig. »Als letztes habe ich in einem ... Steinbruch gearbeitet.«
    Es blieb ihm ja nicht viel übrig, dies zu erzählen, denn irgendwann würde sein Herr es wahrscheinlich eh erfahren. Und Gabriel war nicht dumm. Er sollte nicht gleich bei der ersten Begegnung negativ auffallen. Und hier sah es nicht gerade so aus, als würde er solch schwere Arbeit wie in dieser Miene verrichten.


    »Und ich kann einigermaßen passabel kämpfen ...« Und dann fügte er etwas leiser hinzu: »Und mein Vater war mal ein Händler ..…«
    Von seiner Karriere als Dieb und Einbrecher musste er nun wirklich erst ein mal nichts sagen, denn was sollte sein Herr mit solchen Fähigkeiten schon anfangen.

  • Schreiber, Steinbrucharbeiter, Kämpfer, als Sohn eines Händlers aufgewachsen. Eine gar bunte Vita tat sich da vor mir auf.


    "Du bist als freier Mann geboren, wenn dein Vater ein Händler war? Wie kommt es, das du jetzt Sklave bist?"

  • Schweigend stand ich schräg hinter Falco und betrachtete den Sklaven.
    Übl sah er wirklich nicht aus, wie ich schmunzelnd feststellte und übernahm in Gedanken die Schelte meiner Mutter, die ich mir anhören dürfte, wäre sie hier.
    Er wirkte eigentlich gar nicht wie ein Sklave, weder unterwürfig, noch scheu oder verschreckt...naja, vielleicht waren das auch nur die Sklaven auf dem Land, in Rom ging ja einiges anders zu.

  • Ehe Gabriel sich versah, war er bei seinem Lieblingsthema, ausser Frauen natürlich. Und Wein und faulenzen.
    Er blickte nun wieder zu der Frau und dann zu seinem Herren und wackelte ein wenig mit dem Kopf, senkte den Blick und kratzte sich am Kopf, wobei sein Lächeln nun gespielt schuldbewusst wurde und er antwortete:


    »Nun, das war so: Er starb halt sehr früh und ich musste mich irgendwie ... am Leben halten. Und da er mir nichts als Schulden vermacht hatte ... naja, also, da habe ich angefangen zu stehlen.«


    Gabriel räusperte sich, konnte aber nicht aufhören weiter so leicht frech zu grinsen. Irgendwie war ihm noch nicht so ganz bewusst, in was für einer Situation er sich befand.


    »Naja,« setzte er weiter fort. »Und dann bin ich leider erwischt worden ...«


    Nun sah er den Mann wieder direkt an und hob eine Augenbraue und verzog einen Mundwinkel.

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