Duccius Verus' Kandidatur als Pontifex

  • An diesem Tage hatte Crispus Verus informiert, dass er zur Sitzung des Ordo Decurionum kommen sollte, um erneut für das Amt des Pontifex zu kandidieren. Eigentlich war das ganze eher eine Formalität - Crispus hatte im Vorfeld mit seinen Freunden und Klienten gesprochen und die Duccier hatten sicherlich dasselbe getan - trotzdem musste es natürlich formal verabschiedet werden.


    "Decuriones!


    Ich begrüße heute wieder Decimus Duccius Verus in unseren Reihen. Viele kennen ihn sicherlich noch von damals, als er unserer Stadt als Pontifex und Magistrat diente. Und als erfahrener Priester würde er unserer Stadt gern wieder als Pontifex dienen.


    Wie ihr wisst, haben wir bereits drei Pontifices - trotzdem unterstütze ich seine Bitte, ihn als zusätzlichen Pontifex aufzunehmen, denn einerseits sind wir jetzt ein Municipium und sollten uns mehr Priester leisten, andererseits gibt es auch mehr zu tun. Aber er stellt sich am besten selbst kurz noch einmal vor und legt seine Gründe für die Kandidatur dar."


    Damit räumte der Duumvir dem Duccier Raum für seine Kandidaturrede ein.

  • Witjon saß an diesem Tag mit der Erwartung im Ratssaal, dass sein Vetter als Pontifex bestätigt würde. Er wusste, dass Phelan eine ordentliche Rede halten und die Zustimmung der Decuriones erwerben würde. Deshalb konnte er sich auf seinem Platz zurücklehnen und entspannen, während sein Vetter vielleicht ein bisschen nervös war. Aber das war in Ordnung, denn Pontifex wurde man ja nunmal auch nicht einfach so.

  • Es wäre gelogen zu sagen, dass Phelan mit stoischer Ruhe den Sitzungssaal des Ordos betreten hatte. Auch wenn er an der Seite seines Vetters eintrat wusste er, dass sich dieser gleich setzen würde und er somit auf sich allein gestellt war. Auch wenn er über die Jahre einige Routine darin gewonnen hatte Reden zu halten, waren seine Gefühle durchaus gemischter Natur. Nicht vor Nervosität, er war sich auch relativ sicher, dass die Decuriones der erneuten Kandidatur zustimmen würden. Allerdings fühlte er sich etwas unwohl. Er war gerade mal wieder nach ettlichen Jahren ein paar Tage in der Stadt und wollte direkt wieder da einsteigen, wo er damals aufgehört hatte. Für einige Neider und Gegenspieler, die es sicher innerhalb des Ordos gab, war bot dies bestimmt ein gefundenes Fressen. Nichts desto trotz würde seine Rede wie geplant halten und dafür einstehen, was er schon Crispus gesagt hatte.
    Nach dem Austausch von Begrüßungen, die von herzlich über neutral zu abschätzig ausfielen, und etwas Geplänkel von belanglosen Themen des Alltags nahmen alle Platz und Crispus eröffnete die Sitzung. Dieser kündigte sogleich das Anliegen des Ducciers an und gab ihm seinen Einsatz: Nun war er an der Reihe.


    Selbstsicher erhob sich der Redner und richtete sein Wort an das Plenum:


    "Werter Duumvir et Pontifex Petronius, werte Decuriones, geschätzte Bekannte und Freunde.. Zunächst danke ich Petronius Crispus für die Möglichkeit mein Anliegen in der Runde des Ordo Decurionums vorzubringen, dessen Vertrautheit ich nach all den Jahren immer noch sehr schätze.
    Aufgrund der Eheschließung zog es mich auf mein Landgut nahe Clarenna, wodurch es mir nicht mehr möglich war meinen pontifecalen Dienst für die Stadt sowie meine Aufgaben in der Stadtverwaltung zu vollziehen. Auch wenn die Duumviri meine Dienste für Clarenna stets schätzen und ich deren Nachfrage immer sehr gerne entgegen kam, schmerzte mich die Erinnerung an die schönen Tempel unserer Stadt und unsere multikulturelle Civitas.
    Nun.."
    er machte eine kurze rhetorische Pause und trat einen entschlossenen Schritt nach vorn "bin ich zusammen mit meiner Tochter Duccia Silvana nach Mogontiacum in den Schoß meiner Familie zurückgekehrt. Ich brauche euch nicht zu erklären wie erholsam das Leben auf dem Land doch sein kann, aber ich sage euch: Um auf dem Land sesshaft zu werden ist es noch zu früh. Die wirkliche Bereicherung im Leben ist die Arbeit, die Mühe, die Tugend! Welcher erfolgreiche und von anderen geschätzte Mann verbrachte seine besten Jahre auf dem Land?" jetzt folgte die Überleitung zu seinem Anliegen "Decuriones. Ich ersuche eure Zustimmung mich wieder in euren Reihen zu bewegen und mich wieder in den Dienst des Cultus der Stadt zu stellen, um für sie den Schutz aller Götter zu erwirken und im Namen unseres Kaisers die Einhaltung der Aufgaben und Pflichten des Cultus gewissenhaft und verantwortungsgemäß zu gewährleisten." nun sollten ein paar Gründe folgen, die für seine erneute Kandidatur sprachen.
    "Dass das Wohl der Stadt und ihres Cultus schon immer in meinem Interesse lag, sei an dieser Stelle nicht nur betont sondern auch erneut bekräftigt. Ich brauche euch sicher nicht mehr an den PRIDIE NON MAI DCCCLIX A.U.C. (6.5.2009/106 n.Chr.) zu erinnern, nämlich der Beginn des Tempelsanierungsprojekts, welches ich als damaliger Magistrat nicht nur veranlasste sondern für das ich sogar die finanzielle und sachliche Unterstützung des damaligen Senators et Pontifex Marcus Aurelius Corvinus erwirken konnte. Ich brauche euch auch nicht daran zu erinnern wie nötig diese Sanierungsarbeiten vor allem für den Tempel der kapitolinischen Trias waren, denen ihr ebenso zugestimmt habt, dessen enorme Baufälligkeit einigen Bürgern unserer Civitas zum tödlichen Verhängnis hätte werden können.
    Von den zahlreich durchgeführten Opfern.. sei es an Rhenus für den Schutz unserer Bürger oder zur Enthüllung der Kaiserstatue unseres verstorbenen Kaisers Divius Iulianus an den selbigen muss hier nicht die Rede sein, denn dies sind die Pflichten, die ich als Pontifex inne habe und mit Freuden übernehme."
    nun spannte er den Bogen zum Municipium und schloss seine Rede. "Ohne in meinem Interesse dafür zu sprechen verweise ich auf Duumvir et Pontifex Petronius Gedanke. Großartiger Weise darf sich Mogontiacum seit kurzer Zeit als Municipium bezeichnen und gerade deshalb ist es notwendig die Ausübung des Cultus pflichtgemäß zu gewährleisten, da nun deutlich mehr Aufgaben anstehen werden.
    Werte Decuriones, ich danke euch für euer Gehör und hoffe innigst auf eure Zustimmung."
    danach setzte er sich wieder auf seinen Platz neben seinen Vetter und warf zuerst Crispus einen dankenden und dann Witjon einen zufriedenen Blick zu. Nun musste der Ordo entscheiden.

  • "Wie gesagt unterstütze ich die Kandidatur von Duccius Verus als Pontifex supranumerarius - es gibt genügend zu tun und gerade, wenn einer der Pontifices noch ein zusätzliches Amt inne hat, ist ein bisschen Entlastung nicht schädlich."


    fasste Crispus noch einmal zusammen und blickte dann in die Runde, wo sich ein älterer Decurio - der Duumvir erkannte ihn als einen Patron, der es im Handel zu einigem Wohlstand gebracht hatte - erhoben hatte:


    "Mir ist nicht ganz klar, worüber wir jetzt abstimmen sollen: Nur wegen dem Pontifexamt oder auch wegen der Wiederaufnahme in den Ordo Decurionum: Duccius, hast du den Ordo Decurionum verlassen, als du auf deinen Landsitz gezogen bist?"


    "Meines Wissens nach hat er den Ordo nie formell niedergelegt."


    warf Crispus ein, ehe Verus antworten konnte. Doch darauf schien der alte Veteran nur gewartet zu haben:


    "Hast du dann auch die Mitgliedschaftsgebühr für den Ordo jedes Jahr gezahlt?"


    Diesbezüglich hatte der Duumvir sich leider nicht informiert, sodass er fragend zu dem duccischen Kandidaten sah.

  • Nach seiner Rede wurde er im Wunsch seiner Wiederaufnahme in die Reihen des Pontifex noch einmal durch Crispus verstärkt, wofür Phelan ihm sehr dankbar war. Einer der älteren Decuriones meldete sich zu Wort, da dieser wohl eine Frage bezüglich der Abstimmung hatte.
    Der Duumvir antwortete vorab in seinem Namen, ehe sich der duccische Pontifex selber zu Wort melden konnte. Die nächste Frage beantwortete er selbst. "Weiter für die Mitgliedschaftsgebühr aufzukommen und so den Ordo immerhin minimal weiter aus der Ferne unterstützen zu können war für mich das Mindeste nach meinem Umzug auf das Land." stellte er zunächst fest und beantwortete somit die Frage. "Doch meines Erachtens ist dies nur eine Formalia. Es rechtfertigt noch lange keine Mitgliedschaft, nur weil man eine Gebühr weiterhin zahlt. Mir ist euer aller Zustimmung über meine Wiederaufnahme, auch wenn sie formell noch besteht, nach meiner jahrelangen Absenz wichtig, weswegen ich eben jene zusammen mit meinem Anliegen der Wiederaufnahme in das pontifecale Amt der Stadt ersuche." erklärte er weiterhin. Für Phelan gehörte es anstandshalber dazu, auch um die Wiederaufnahme in den Ordo zu bitten, auch wenn er ihn nie formell verlassen hatte.

  • "Meine Zustimmung und die meiner Freunde in diesem Gremium hast du sicher, werter Vetter", stellte Witjon an dieser Stelle das klar, was sowieso schon jeder wusste. Dennoch wollte er den Decuriones noch einmal klar machen, dass er selbstverständlich voll und ganz hinter seiner Sippe stand und jedes seiner Familienmitglieder stets absolute Rückendeckung von ihm erwarten konnte. Aus den Reihen seiner Parteigänger war zustimmendes Gemurmel zu vernehmen und zahlreiche seiner Freunde nickten zustimmend.
    "Ich bitte daher um Abstimmung über die Wiederaufnahme von Decimus Duccius Verus in das Collegium Pontificium Mogontiaci."

  • "Na, wenn Verus das ausdrücklich möchte, werden wir es tun. Schreiten wir also zur Abstimmung."


    Die Abstimmung verlief erwartungsgemäß ziemlich eindeutig: Alle Decurionen erhoben sich und begaben sich zusammen mir Marsus und Crispus selbst auf die eine Seite der Curia. Gegenüber stand nur ein kleines Grüppchen stadtbekannter Duccier-Gegner (zu denen der alte Petronier früher einmal selbst gezählt hatte). Heute aber hatten sie keine Chance...


    "Ich stelle fest, dass Duccius Verus mit der Mehrheit unserer Stimmen wieder zum Pontifex und Decurio gewählt wurde!"


    Er trat auf den Kandidaten zu.


    "Herzlichen Glückwunsch!"

  • Als sein Vetter um Abstimmung bat und ihm seine Fürsprache ausdrückte, nickte er ihm zu und bedankte sich, was er ebenso für die Freunde der Familie tat, die Witjon den Rücken stärkten. So forderte der petronische Duumvir die Herren Decuriones auf, sich auf die jeweilige Seite zu stellen, um ihre Entscheidung zu bekunden. Während die Männer durch den Saal liefen beobachtete er sie ganz genau. Schnell kristallisierte sich die dafürstimmende Mehrheit um Crispus und Marsus heraus. Einige von ihnen kannte er noch aus damaligen Zeiten und nickte ihnen daher anerkennend zu. Auf der anderen Seite positionierten sich jene, die gegen die Wiederaufnahme des Ducciers in das Collegium Pontificium Mogontiacums stimmten. Unter ihnen waren jene, die grundsätzlich gegen die duccische Partei fungierten, das war damals schon so gewesen und würde auch fortan immer so sein, zum Glück war dies eine kleine Minderheit.


    Äußerst zufrieden mit dem Ergebnis erhob er sich, als Crispus auf ihn zutrat, um ihn zu beglückwünschen. "Ich danke dir. Werte Decuriones, es erfüllt mich mit Stolz und Freude mich wieder in euren Reihen und als Pontifex für Mogontiacum zu wissen. Ich werde alles daran setzen, um eurem Vertrauen gerecht zu werden." richtete er zunächst an Crispus und dann an alle Anwesenden. Auch seinem Vetter warf er einen zufriedenen Blick zu, der sich als erster für ihn ausgesprochen hatte und somit viele weitere für sich gewinnen konnte. Die Worte klangen etwas überschwänglich, war das Ergebnis doch eigentlich schon im Vorhinein klar und diese Sitzung somit nur eine Formsache, aber ein guter Rhetoriker wusste stets über die rednerischen Gepflogenheiten Bescheid.

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