Atrium | Feuer und Flamme

  • Von der Türe her brachte ein Sklavenjunge Flavia Flamma in das Atrium, sorgte sogleich für Getränke und eine kleine Platte mit frischem Obst für die kurze Dauer, die sie auf ihren Vater würde warten müssen.

  • Zufrieden darüber, den Sklaven zur Räson gebracht zu haben, entstieg die junge, schöne Flavia leichtfüßig der Sänfte und schwebte - die weiche, weiße Seide umschmeichelte ihren wohlgeformten Körper - ins Atrium der Villa.
    Sie konnte sich wenn überhaupt nur bruchstückhaft an den flavischen Wohnsitz zu Rom erinnern, aber das was sie sah, gefiel ihr ausgesprochen gut. Kostbare Materialien und guter Geschmack vereint - das hob Flammas Laune erheblich.
    "Sitzt meine Frisur, Ismene?", fragte sie die Sklavin, die sie hierher begleitet hatte.
    "Ausgezeichnet, Herrin", antwortete diese zurückhaltend. Und tatsächlich hatte Fammas Schönheit nicht gelitten unter der langen Reise nach Rom. Die Rubine an Hals und Ohrläppchen bildeten einen wunderbaren Kontrast zu ihren tiefgrünen Augen und verliehen ihrer Haarpracht einen honiggoldenen Glanz.
    Und natürlich waren die Steine handverlesen. Von Flamma persönlich! In den vergangenen Lebensjahren hatte sich die Flavia eine gewisse Rafinesse bezüglich Edelsteinen angeeignet und wusste, worauf es ankam: Farbe, Reinheit und Schliff mussten perfekt aufeinander abgestimmt sein.
    Mit dem Wissen, perfekt auszusehen, nahm sie graziös auf einem der marmornen Bänk Platz, um auf ihren Vater zu warten.


    Sim-Off:

    Sorry für die verzögerte Antwort, musste für Klausuren pauken -.^

    Drei der Grazien gibt's, nur eine Venus! Die Veilchen will ich zum Strauße gereicht, aber die Rose allein.

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  • Nach dem Essen mit der Familie hatte Gracchus sich zurückgezogen in sein Cubiculum, saß an dem kleinen Tisch nahe des Fensters und blickte in die Flamme einer Öllampe. Von außen betrachtet mochte es beinahe aussehen als wäre er mit offenen Augen längst eingeschlafen, doch ab und an senkten und hoben seine Wimpern sich im Lidschlag, und in seinem Geiste war er hellwach. Seit einiger Zeit suchte Gracchus sein Gedankengebäude, welches seit dem Bürgerkrieg gänzlich devastiert war, welches kaum noch Struktur und Ordnung bot, zu rekonstruieren, die Fundamente seines Selbst freizulegen, Fragmente und Bruchstücke zu sichten, analysieren und sortieren, die Grundmauern zu festigen, Rahmen und Konstruktion zu definieren und mit Substanz zu füllen. Als der Sklave von der Porta her an seiner Türe klopfte, war Gracchus zu weit fort als dass er diese Störung hätte perzipiert, und erst als Sciurus zu ihm trat und die Hand ihm auf seine Schulter legte, schreckte der Flavier empor.
    "Was?!"
    fuhr er den Sklaven an, weniger erzürnt über die Störung an sich, als die Tatsache, dass dem Chaos in seinem Inneren nicht beizukommen zu sein schien.
    "Deine Tochter ist eben angekommen, Herr, sie wartet im Atrium."
    Es dauerte einige Augenblicke bis Gracchus gewahr wurde, von welcher Tochter Sciurus sprach, denn weder war jene sonderlich präsent in seinen Gedanken, noch gab es einen Grund, dass sie im Atrium wartete.
    "Weshalb?"
    fragte er darob ein wenig derangiert und als der Sklave nur marginal den Kopf schief legte - ein Zeichen, dass auch er den Grund nicht kannte, dass also Flammas Ankunft nicht etwa geplant und von ihrem Vater schlichtweg vergessen worden war -, legte eine eiskalte Hand sich um Gracchus' Herz.
    "Serenus … Aristides ..."
    , flüsterte er und erhob sich. Zweifelsohne waren sein Vetter oder sein Neffe der Grund Flammas Anwesenheit, und zweifelsohne war dies kein guter Grund. Ohne noch einen der Sklaven zu beachten hastete er aus dem Raum, durch den Flur, an dessen Wände die goldfarbenen Flammen bereits schattige Silhouetten ließen tanzen, über die Stufen hinab und bis in das Atrium. Dort saß sie, jenes Kind, welches von all seinen Nachkommen ihm stets am fremdesten war, jene Tochter, welche er am Tage ihrer Geburt nur allzu bereitwillig der Göttin Vesta hatte versprochen, am Tage seines Verrates an Rom sie ihr wieder hatte entrissen.
    "Flamma!"
    Gracchus trat auf sie zu, verharrte einen Schritt vor ihr.
    "Was … ist geschehen?"
    Nichts anderes nahm er wahr an ihr als ihre bloße Anwesenheit, denn zu groß war die Sorge um seinen Vetter und dessen Sohn.

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  • Einen Moment lang entgleisten Flammas ruhigen Gesichtszüge, als sie einen mann - ihr Vater, zweifellos - aus dem hinteren Teil des Hauses auf sie zuhasten ah...nur um abrupt stehen zu bleiben und zu fragen, was denn geschehen sei.
    So als müsse irgendetwas Schlimmes passieren, damit ich Rom einen Besuch abstatte, dachte Flamma mit einer Mischung aus Zorn und Enttäuschung. Die unterschwellige Trauer, dass ihr Vater sie nicht zu sehen wünschte, verdrängte sie wohlgeübt und setzte ein sehr authentisch wirkendes, strahlendes Lächeln auf.
    "Guten Abend Vater. Bitte verzeih meine unangekündigte Ankunft hier in Rom", bemerkte sie. "Ismene", sagte sie dann mit angehobener Stimme. Sofort trat die Sklavin, welche sich bisher mit demütig gesenktem Haupt im Hintergrund verhalten hatte, einen Schritt nach vorn und reichte der Flavia die Schriftrolle.
    "Ich denke, dieser Brief dürfte meine Anwesenheit erklären", meinte Flamma und gab sie an den pater familias weiter.

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  • Ein wenig derangiert über die augenscheinliche Ataraxie seiner Tochter nahm Gracchus das Schriftstück entgegen, zögerte einen Augenblick und reichte es dann an den nächsten herumstehenden Sklaven.
    "Lies vor!"
    Pflichteifrig tat der Sklave wie ihm geheißen, öffnete und verlas den Brief.


    An Manius Flavius Gracchus



    Salve Onkel Gracchus!


    Wie geht es euch in Rom? Hier in Baiae ist alles bestens. Titus hat sich ganz gut bei uns eingelebt, vor allem die vielen Spielzeuge seiner Vettern haben es ihm angetan. Natürlich habe ich ihm auch gleich einen von meinen Hunden überlassen, denn jeder Junge sollte einen Hund haben. Für die Gladiatoren ist er noch etwas zu jung.


    Flamma geht es auch gut, aber das siehst du vermutlich gerade selbst. Sie ist in meiner Familie zu einer jungen Frau herangewachsen und nun bereit, in die Gesellschaft Roms eingeführt zu werden. Und ich warne dich, mein lieber Onkel, gib gut auf sie Acht, hier in Baiae hat sie schon so manchem Mann den Kopf verdreht! Ich hätte sie schon ein Dutzend Mal verheiraten können, aber vermutlich willst du das in Rom selbst übernehmen. Falls nicht, schick sie im Frühjahr einfach zurück, Baiae ist zwar nicht der Nabel der Welt aber das Paradies für jeden Freigeist.


    Grüße auch von meinem Vater! Er lässt anfragen ob du dich nicht doch mal für ein paar Monate von Rom loseisen und uns besuchen willst. Ich habe meine Sammlung von "Sklave Gaius ist der Beste" extrem erweitern können und würde sie dir natürlich zum Lesen überlassen. Wir würden uns alle freuen, dich zu sehen, ich natürlich ganz besonders!


    Dein Lieblingsneffe Serenus


    P.S. In Flammas Gepäck befindet sich noch ein Geschenk für euer Atrium, ein Abbild des großen ungenannten Kaisers, von meinen eigenen Händen erschaffen.


    Während der Sklave die Worte vorlas, ruhte Gracchus' Blick in der Ferne, huschte der Anflug eines Lächelns über seine Lippen in Hinblick auf Titus, während der Absatz über Flamma ihn kurz mit nachdenklicher Miene seine Tochter in Augenschein ließ nehmen. Als das Postskriptum verlesen war und der Sklave den Brief sinken ließ, atmete der Flavier einmal tief durch die Nase und nahm auf einer Bank platz, welche im rechten Winkel zu jener stand, auf welcher Flamma sich hatte niedergelassen. Er betrachtete seine Tochter und obgleich sein Blick von Skepsis erfüllt war, kam er nicht umhin, festzustellen, dass an ihrer Fraulichkeit kein Zweifel mehr bestand, dass Serenus unbestreitbar den richtigen Augenblick hatte gewählt, sie nach Rom zurück zu senden. Gleichwohl vereinfachte dies die Angelegenheit für ihn selbst nicht im Mindesten, denn während Minors Zukunft längst feststand, während Titus' Zukunft gerade im Entstehen begriffen war, war Flammas Zukunft ihrem Vater ein undurchdringlicher Nebel.
    "So"
    , sagte er schlussendlich nicht sonderlich eloquent, nur um nach den Augenblicken des eingetretenen Schweigens irgendetwas zu sagen.
    "Auf dich a'htgeben muss ich also."
    Gracchus nickte ein wenig, seine Miene noch immer ohne jede Spur von Begeisterung. Zweifelsohne mochte Flamma als schön gelten, außergewöhnlich gar, war doch ihr rotblondes Haar und die grünfarbenne Augen nicht eben gängig unter römischen Frauen. Bisweilen hegte Gracchus ernsthafte Zweifel, Flammas leiblicher Vater zu sein, zeigte sie äußerlich doch so wenig Similarität mit ihm selbst, kam gleichsam auch nicht nach der flavischen Linie, in welcher bisweilen blaufarbene Augen und hellbraunes Haar die größte Aberration zu dunklen Augen und Haarfarben darstellten, so dass letztlich beinahe nur ein germanischer Sklave als Erzeuger blieb, was er indes Antonia keinesfalls würde unterstellen können. Im Grunde jedoch waren diese Überlegungen ohnehin ohne Bedeutung - er hatte das Kind emporgenommen und anerkannt, und Antonia hatte ihre Tochter nach Sitte der Flavia erzogen, dass Flamma nun unbestreitbar eine solche war.
    "Wir werden sehen. Es ist auf jeden Fall … schön, dass du nun hier bist. Minor wird sich zweifelsohne sehr freuen."

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  • Obwohl Flamma den Grund für ihre Anwesenheit hier in Rom natürlich kannte, löste der Brief in ihr gemischte Gefühle aus.
    Einerseits war sie stolz auf die Wirkung ihrer Grazie und beinahe übermenschliche Schönheit, andererseits erschrak sie bei dem Gedanken, sie könnte nach Baiae zurückgeschickt werden.
    Und Freigeist? Für Flamma kam diese Bezeichnung beinahe einer Beleidigung gleich. Wann in ihrem Leben jemals frei gewesen? Hatte man sie nicht gegen ihren Willen all die Jahre über in Baiae festgehalten? Hatte sie sich nicht die ganze Zeit über ihrem Schicksal als ungeliebte Tochter fügen müssen?
    Flamma war stolz und zuweilen herrisch, ja, aber es war ihr Recht als Angehörige der Gens Flavia!
    Trotz des unangenehmen Nachgeschmacks des Briefes freute sich Flamma jedoch, endlich am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu dürfen - einen standesgemäßen Ehemann zu finden entsprach nicht nur vollkommen ihrem eigenen Wunsch, sondern musste ebenso ihren Vater sehr beschäftigen, denn er würde niemals Schande über die Familie bringen, indem er sie an irgendeinen...Plebeier...bei dem Gedanken rümpfte Flamma innerlich die Nase...verheiraten.
    Vielleicht empfand ihr vater ja doch etwas für sie als Tochter und war gar nicht so kalt, wie sie ihn bisher erlebt hatte?
    Seine nächsten Worte zermalmten den zarten keim dieser Hoffnung jedoch sofort.
    Obwohl Flamma sich sicher war, dass ihr Gesicht nichts preisgab, zuckte sie beinahe zusammen, als ihr Vater - ihrem Eindruck nach - das Wort muss viel zu stark betonte. Hingegen wirkte seine schnell hinterher geschobene Aussage, Minor würde sich über ihre Ankunft freuen, schwach und unglaubwürdig - zumal der Tonfall eher auf das Gegenteil hindeutete.
    Flamma widerstand dem Drang, ihre Hände zu Fäusten zu ballen und antwortete mit einer jahrelang einstudierten, perfekt modulierten Stimme: "In der Tat, Vater, habe ich dir jenes erwähnte Abbild mitgebracht...Ismene....", wandt sie sich sogleich an die Sklavin, welche sogleich zu einer der vielen Truhen eilte, um das gewünschte Geschenk zu holen.
    Dann blickte Flamma wieder zu ihrem Vater und schenkte ihm ein süßes, unverbindliches Lächeln. "Ich freue mich, hier in Rom zu verweilen und hoffe, dass ich dir eine...würdige...Tochter sein werde."
    Beinahe hätte Flamma nützlich gesagt, aber wahrscheinlich verstand ihr Vater sie ja auch so.

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  • Neuerlich schlich in Gracchus' Blick sich eine Nuance aus unschlüssigem Nachsinnen - eine würdige Tochter, dies barg durchaus einen Anklang von Zuversicht in sich, und letztendlich war zweifellos ohnehin jeder Zweifel inadäquat, wäre dies doch gleichbedeutend mit Vorbehalten gegen Antonias Erziehung. Aus den Händen der Sklavin nahm Gracchus das schwere Präsent in Empfang, schlug den samtigen Stoff beiseite, in welchen die marmorne Büste war eingeschlagen und hob das Antlitz des Flavius Domitianus empor, welches jedoch nicht ein realitätsgetreues Abbild zeigte, sondern ein wenig kantiger, flächiger interpretiert war. Ein amüsiertes Lächeln umspielte Gracchus' Lippen.
    "Überaus … originell. Serenus war schon immer einer dieser Freigeister."
    Er übergab die Büste an einen Sklaven.
    "Finde einen Platz im oberen Stockwerk."
    Im Obergeschoss der Villa waren die Cubicula, Gästezimmer und einige weitere private Räumlichkeiten lokalisiert, so dass Fremde oder politische Besucher kaum je dorthin würden gelangen. Zwar gab es im hinteren Bereich des Untergeschosses ebenfalls eine Statue des der Damnatio Memoriae anheimgefallenen Kaisers, doch man musste die Konnivenz der Gäste schlussendlich nicht überstrapazieren. Im Gedanken an Gäste und Gastmähler wandte der Vater sich wiederum seiner Tochter zu. Er würde sie einführen müssen in die Gesellschaft, indes würde er sie nicht mit allen Domänen des facettenreichen Alltages in Rom vertraut machen können. Allfällig würde Domitilla ihm ein wenig aushelfen können oder aber - ein wenig später - Aurelia Prisca. Ein leises Seufzen echappierte seiner Kehle.
    "Es gibt gewi'htige Neuigkeiten hier in Rom, welche auch dich in gewisser Hinsicht tangieren"
    , begann er in ernsthafter Couleur.
    "Ich werde mich erneut vermählen. Eine Ehe mit Aurelia Prisca ist bereits ver..einbart. Der genaue Termin steht noch nicht endgültig fest, doch die Rahmenbedingungen sind bereits von beiden Seiten definiert."

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  • In gewisser Hinsicht? Flamma spürte ein schmerzliches Ziehen in ihrem Herzen, als sie von ihrer baldigen, künftigen Stiefmutter erfuhr.
    Zwar hatte Flamma nie eine sonderlich enge Bindung zu ihrer Mutter Claudia Antonia, und doch tat es weh zu wissen, dass diese für ihren Vater ersetzbar war.
    War sie selbst das denn auch? Ersetzbar? Wie ein Gegenstand, den man beliebig behandeln konnte?
    Natürlich wusste Flamma, dass es im Grunde ein dummer Gedanke war - denn er war ein Flavier! Und Patrizier hohen Blutes wie er würden jede Gelegenheit nutzen, um aus irgendeiner Person - sei es er selbst! - politisch und wirtschaftlich Profit herauszuschlagen. Es war also völlig normal - ja gesund! - dass er sich neu vermählte.
    Immerhin ist sie eine Aurelia, dachte Flamma einwenig resigniert. Zwar keine vom hohen Adel wie sie selbst, aber zumindest auch keine von den neureichen aus dem Pöbel.
    An dieser Stelle setzte Flammas patrizisch geprägter Gedankengang wieder ein: Sie würde es sich nicht mit der Aurelia verscherzen. Vielleicht konnte sie ja einen positiven Einfluss auf ihren vater ausüben und ein gutes Wort für sie einlegen? Auf jeden Fall würde Flamma sie freundlich und höflich behandeln und ihr keinen Grund geben, ihr zu grollen.
    Es sei denn, sie stört sich bereits an meiner Existenz, dachte sie bitter. Wie Vater und Mutter auch. Vielleicht wäre es besser für mich, wenn ich tatsächlich eine Vestalin werde. Dann würden mich zumindest alle mit Respekt behandeln.
    "Ich verstehe", gab sie vage zur Antwort und lächelte erneut jenes perfekt einstudierte Lächeln. Ihr Nicken bestätigte, dass sie soeben die Information aufgenommen hatte, verriet jedoch, wie ihr Gesicht, nichts von ihrer Meinung.
    Wie ein leeres Blatt.
    Hübsch zwar, aber leer.

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  • Nichts anderes hatte Gracchus erwartet als die Akzeptanz seiner Tochter, gleichwohl - durch ihr Lächeln angedeutet - ihr Wohlwollen, schlussendlich würde mit ihm auch die gesamte Familie von dieser Verbindung profitieren. Da es diesbezüglich keiner weiteren Klärung bedurfte, hatte er schlussendlich nichts mehr zu sagen. Er war nicht vorbereitet gewesen auf diese Ankunft, wiewohl er nicht vorbereitet war auf die dauerhafte Präsenz seiner Tochter. Ein wenig fühlte er in ihrer Anwesenheit sich an Antonia erinnert - nicht von ihrem Äußeren her, doch von der Art, wie sie sich gebar und sprach, und ohne dass dies ihm gänzlich gewahr wurde, evozierte dies auch einen Hauch der Beklemmung, welche er der Claudia gegenüber so oft hatte verspürt da er im Angesichte ihrer Perfektion stets seiner eigenen Unzulänglichkeit nur allzu bewusst sich geworden war.
    "Du hast eine lange Reise hinter dir und bist zweifelsohne erschöpft. Dein Zimmer ist selbst..redend noch immer das deine."
    Ein Kinderzimmer, hatte Flamme zwischen der Bestattung Antonias und ihrer Abreise - respektive Abschiebung - nach Baiae doch kaum genügend Zeit und Gelegenheit gefunden, etwas darin zu ändern.
    "Sofern du etwas benötigst, zögere nicht, danach schicken zu lassen. Wir werden uns spätestens bei der morgigen Cena wieder sehen."

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  • Sie war entlassen.
    Das wusste Flamma sofort und sie sah keinen Sinn darin, die Unterhaltung krampfhaft weiterzuverfolgen. Sie musste ihrem Vater Zeit geben, sich an diese neue - und für ihn anscheinend unbequeme - Situation zu gewöhnen. Und sie musste sich selbst Zeit geben, um diese zu überdenken und um sich ihren nächsten Schritte zurechtzulegen.
    So war es ihr sogar ganz recht, dass sie sich nun in ihr Zimmer zurückziehen durfte.
    Anmutig erhob sich Flamma von ihrem Platz und schwebte - ihr seidenes, maßgeschneidertes Gewand umschmeichelte sie wie zarte Blütenblätter - in Richtung Treppe.
    Davor drehte sie sich noch einmal um und schickte ihrem Vater noch ein schönes, engelhaftes Lächeln. "Dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Abend, Vater."


    ~~~~~im oberen Stockwerk~~~~~


    Nur dumm, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wo ihr altes Cubiculum war. Sie hörte, wie die Sklaven, die sie aus Baiae mitgebracht hatte, mit dem zugegebenermaßen sehr umfangreichen Gepäck hantierten. Von denen war sicherlich keine Hilfe zu erwarten.
    Doch da sah sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln.
    Ein Sklave, der sich wohl davonstehlen wollte.
    "Du da!", fauchte Flamma gereizt. "Komm sofort her!"

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    Diverse Bücher sollte er aus der Bibliotheca seinem Dominus hinterhertragen. Kaum der Rede wert, mochte man denken, hätte Taurion denn richtig zugehört. Schon den ganzen Tag über hatte der Sklave sich um profane Wünsche seines Dominus gekümmert, sodass es kaum verwunderlich war, wenn seine Aufmerksamkeit gegen Abend nachließ. Dennoch würde Catus für die Verfehlung seines ständigen Begleiters wohl kaum Verständnis aufbringen, sollte dieser ihm die falschen Schriftrollen vorlegen, und noch weniger, wenn Taurion seinem Herrn die Wahrheit sagte: Er hatte mehr oder weniger geschlafen, als er den Befehl erhalten und sich auf den Weg gemacht hatte. Selbstverständlich nur, um einige Meter weiter seinen Fehler zu realisieren.
    Und in eben jenem Augenblick, drang eine gereizte Mädchenstimme an seine Ohren, mit demselben Ton, den er von Catus stets hörte, wenn dieser verärgert war. Aus über Jahre hinweg erlerntem Reflex heraus, machte Taurion auf dem Absatz kehrt und blickte dann mit einem Mal perplex in das Gesicht des blonden Mädchens.
    "Äh... also...", gab Taurion zunächst verunsichert von sich. "Wie?"

  • Flammas Augen verengten sich einen Moment lang, als der Sklave sie verunsichert anstarrte.
    Und allein das war schon ein Fehltritt, für welchen sie die mitgerachten Sklaven aus Baiae bestraft hätte. Ganz zu schweigen von der unangebrachten, eigentlich nicht vorhandenen, Anrede.
    Aber sie war ja neu in diesem Haus und wollte ihre Position nicht gleich auf die Probe stellen. So beschränkte sie sich dieses Mal darauf, dem Sklaven einen strengen Blick zuzuwerfen.
    "Führe mich sofort zum Cubiculum der Flavia Flamma", befahl sie. "Und sorge dafür, dass die Sklaven mit meinem Gepäck ebenfalls den Weg dorthin finden."

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    Flavia Flamma? War er von einem Augenblick auf den nächsten zum Sklaven der Allgemeinheit geworden. Unmöglich konnte er sich um ein weiteres dieser verwöhnten Kinder kümmern. Sein Dominus allein war ihm oft genug eines zu viel.
    "Äh… nein", meinte Taurion deshalb und wurde gleich darauf ein ganzes Stück kleiner, denn der kritische Blick des Mädchens unterschied sich gar nicht so sehr von dem des Atilianus. Sollte die blonde Flavia allerdings mehr als nur den Blick mit seinem Herrn gemeinsam haben, würde ihm das herzlich wenig nützen, stattdessen sollte er sich am besten gleich davonmachen. Denn welcher Flavius oder welche Flavia ließ sich von einem Sklaven widersprechen?
    "Mein Dominus… der…", stammelte der Sklave nervös und verzog das Gesicht. Der äußerst seltene Fall trat ein, dass er nun allzu gerne Catus an seiner Seite hätte. Für gewöhnlich begleitete Taurion den jungen Dominus auf Schritt und Tritt, sodass er meist nicht unglücklich darüber war, einen Moment für sich zu haben. In dieser Situation hingegen hätte er die Aufgabe, die Flavia zurechtzuweisen, welche nun wohl oder übel ihm oblag, seinem Herrn überlassen können.
    "Meine Dienste werden bereits beansprucht… von meinem Dominus", presste er schließlich hervor. Dabei wusste er selbst nicht, wovor er noch Angst hatte. Catus würde der blonden mit Sicherheit sagen, was er davon hielt, wenn seine Sklaven bei der Arbeit aufgehalten wurden.

  • Flammas Verärgerung wuchs, als der Sklave sich auf wenig eloquenter Weise herauszureden versuchte.
    "Dein dominus, soso", wiederholte das Mädchen und ihre schönen grünen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    "Wer soll das sein?" Und um den Druck auf ihn zu erhöhen ergänzte sie noch: "Ich hoffe, du bist dir bewusst, dass du einem Mitglied der Herrschaft, der du dienst, widersprochen hast - ganz egal wer dein Besitzer ist." Das Wort Besitzer, sagte Flamma mit einem zuckersüßen Lächeln, um ihn daran zu erinnern, dass er unfrei war.
    "Und nun wünsche ich unverzüglich zu MEINEM cubiculum geführt zu werden!" Wenn er wusste, wer Flavia Flamma war, dann würde er hoffentlich auch wissen, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis sie zum Pater Familias stand.
    Das drohende sonst.... blieb unausgesprochen.

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    Widersprochen? Er? Nie im Leben! Mit unsicherem Ausdruck in den Augen blickte Taurion noch immer die junge Flavia an und setzte erneut zu einer für das Mädchen wohl eher wenig zufriedenstellenden Antwort an.
    "Äh... nein... ?", stammelte er weiter, bis er endlich die Worte fand, um eine passable Erklärung für sein Verhalten vorzubringen, "Mein Dominus Flavius Catus Atilianus will seine Bücher... jetzt. Und er ist sehr ungeduldig."
    Ließe er sich dazu bringen, ihrem Befehl Folge zu leisten, stünde er außerdem noch vor einem weiteren Problem: Er war sich nicht einmal sicher, welches der vielen Zimmer das Cubiculum der Flavia Flamma war. Wie sollte er es auch wissen, wenn nicht einmal die Flavia selbst dorthin fand. Für gewöhnlich war seine Aufgabe lediglich, der Schatten seines Dominus zu sein, nicht das Auswendiglernen des Plans der Villa. So würde er schlussendlich zwei Bestrafungen erhalten, eine für das ziellose herumführen der Flavia durch die Villa, und eine weitere für die Vernachlässigung seiner ursprünglichen Aufgabe. Er konnte lediglich hoffen, dass die Flavia realisierte, wer sein Dominus war, der Sohn des Senators und Consulars Flavius Furianus.
    Andererseits konnte er sich beim besten Willen nicht mehr an die Bücher erinnern, die er suchen sollte. Taurion wurde sich langsam aber sicher dessen bewusst, in welches Dilemma er sich manövriert hatte.
    Während er noch zusammengeschrumpft und kleinlaut vor der Flavia stand, kam ihm allerdings ein Geistesblitz, die Idee, die ihn vor ernsthaften Strafen bewahren könnte.
    "Bestimmt könntest du mich aber bei meinem Dominus entschuldigen... ?"

  • “Dich entschuldigen“, wiederholte Flamma mit einem plötzlich lauernden Tonfall.
    Sie witterte eine Chance, ein anderes Mitglied der flavischen Familie kennenlernen und das würde sie sich in ihrer jetzigen isolierten Situation wohl kaum entgehen lassen.
    Nicht, dass sie dem frechen Sklaven, der vor ihr stand, diese Notwendigkeit auf die Nase binden würde, denn trotz ihrer angegriffenen Position war sie noch immer eine Flavia!
    “Nun“, bemerkte sie mit einem arroganten Lächeln. “Zu deinem Glück bin ich heute Güter Laune. Aber glaube nicht, dass ich diesen ungehorsam jedes mal tolerieren werde! Nun führe mich zu deinem Herrn.“

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    "Sofort ...?", platzte es aus Taurion verwundert heraus. Gerade eben hatte sie ihn doch noch aufgefordert, sie zu ihrem Cubiculum zu führen. Gleich darauf zog er wieder den Kopf ein, denn Flamma schien ihm nicht die Sorte Flavia zu sein, die sich lange damit aufhalten wollte, mit Sklaven zu diskutieren - wenn es diese Sorte denn überhaupt gab.
    "Selbstverständlich ... sofort", beantwortete er seine Frage deshalb sogleich selbst und marschierte los. Ein gutes Gefühl hatte er dabei noch immer nicht. Es würde ihn nicht verwundern, wenn sie ihm vor Flavius Catus dennoch Ungehorsam vorwarf. Eine andere Möglichkeit, als auf ihr Wohlwollen zu hoffen, blieb ihm in seiner jetzigen Situation allerdings nicht. Also führte er die junge Flavia zum Cubiculum seines Dominus.

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