Geschäftliches nach dem Feierabend

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…lla_kaminzimmer_klein.pngDas Kaminfeuer strahlte angenehme Wärme aus und vertrieb die Dunkelheit, die die Villa Rustica bereits in tiefste Schwäre getaucht hatte. Der wolkenverhangene Himmel ließ nur wenig Mondschein durch und so war es draußen bereits kurz nach Sonnenuntergang stockdunkel. Wenige bis gar keine Knechte verrichteten jetzt noch irgendwelche Arbeiten auf dem Gut. Man setzte sich statt dessen mit seiner Familie zusammen, aß, trank, erzählte sich Geschichten.


    So auch die Duccii. Albin berichtete Dagmars Kindern soeben aus alten Tagen, während Rodrik mit Audaod beim Würfelspiel saß. Witjon dagegen hatte sich seinen Vetter Phelan gekrallt, mit dem er nun etwas abseits auf zwei Hockern vor dem Kamin saß. Das Holz knackte im Feuer, während Witjon heißen Würzwein in einem Becher kreisen ließ.
    "Phelan, ich muss nochmal 'was mit dir besprechen wegen deiner Betriebe. Ich hab' da was übersehen, das hätte mir nicht passieren dürfen." Etwas betreten sah er in seinen Würzwein, trank dann einen kleinen Schluck, verbrannte sich beinahe die Zunge. "Puh, heiß... also wegen der Betriebe: Du bist ja wieder Pontifex. Da...darfst du gar keine Geschäfte unterhalten." Genervt ob dieses Umstandes, den er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Kaufmann eigentlich nicht hätte übersehen dürfen, sah er seinen Vetter mit bitterer Miene an. "Du wirst deine Betriebe also auf jemand anderes überschreiben müssen..."

  • Was gab es besseres, als die letzten Stunden eines anstrengenden Tages mit der Familie zu verbringen. Wie sehr hatte Phelan danach gesehnt. Das sich an der familiären und gemütlichen Atmosphäre im Kaminzimmer seit den Tagen seiner Abreise nichts geändert hatte, erfreute ihn sehr. Etwas ungewohnt waren hingegen noch die neuen Räumlichkeiten. Alles war großzügiger, kalt war es allerdings nicht, heizte der nun auch größer angelegte Kamin so gut er konnte.
    Phelan hatte abseits der anderen mit seinem Vetter auf zwei Hockern vor jenem besagten Kamin gesessen und bei etwas Würzwein geplaudert. Nach einigen Belanglosigkeiten fiel Witjon aber doch noch etwas Geschäftliches ein. Seine einleitenden Worte stimmten den Pontifex zunächst etwas unbehaglich.. Witjon hatte etwas übersehen, was ihm nicht hätte passieren dürfen? Sowas gabs? Der Mann wurde alt. :D
    Letztendlich war das, was er zu sagen hatte, nicht allzu schlimm, aber dennoch etwas ärgerlich. "Ach, verdammte Axt! Du hast Recht. Das hatte ich auch schon ganz vergessen. In Clarenna hatte ich damit keine Probleme, da lief alles auf den Namen meiner Frau. An wen hast du gedacht?" entgegnete er seinem Vetter und verbrannte sich ebenfalls fast die Zunge an dem köstlichen Würzwein. Danach warf er einen Blick über seine Schulter. Zuerst sah er Audaod und Rodrik, dann Dagmar mit ihren Kindern und schließlich seine reizende Tochter, die gedankenversunken in einem der Sessel saß.
    "Du hast sowieso die Hucke voller Arbeit, du scheidest aus. Ebenso Audaod, wird er uns doch bald verlassen und nach Rom gehen. Rodrik.. ich weiß nicht. Über ihn kann ich mir noch kein Urteil erlauben, dafür kenne ich ihn zu wenig." Eigentlich traurig, dass er seinen Verwandten so schlecht kannte, aber dieser war erst kurze Zeit vor seinem Umzug aufs Land bei den Ducciern aufgetaucht und in die Casa Duccia eingezogen. "Runa scheidet ebenfalls aus. Sie wird bald Discipula im Cultus Deorum sein. Soweit ich mich erinnere, sind Discipuli Betriebe erlaubt, aber den Ambarasch machen wir nicht noch einmal, wenn sie mit ihrer Ausbildung zur Aeditua fertig ist." pointierte er und pustete in seinen Becher, bevor er wieder versuchte einen Schluck zu nehmen. "Hast du eine Lösung?"

  • Witjon hörte sich stirnrunzelnd an, wie Phelan laut dachte. Zum Schluss schüttelte er den Kopf. "Du denkst zu kompliziert", schalt er seinen Vetter sachte. "Meinem Sohn kann man ohne Umschweife noch einen Betrieb überschreiben. Ebenso Rodrik. An die beiden hatte ich nämlich tatsächlich gedacht." Er zwinkerte Phelan zu. "Und wenn Audaod uns verlässt, was spielt das für eine Rolle? Alrik ist auch meilenweit entfernt und führt auf dem Papyrus hier ebenfalls seine Betriebe. Natürlich laufen die meisten Geschäfte hier unter meiner Aufsicht, aber für die Lex Mercatus zählt ja nur, wer Inhaber des Betriebs ist."
    Während er einen weiteren vorsichtigen Schluck von seinem Wein nahm, dachte Witjon noch einen Augenblick länger nach. Die Idee, die er zuvor bereits gehabt hatte, verfestigte sich unter dem Eindruck von Phelans Worten noch. "Ich denke, deinen dritten Betrieb können wir noch Albin zuschieben. Dann hätten wir alles ordentlich verteilt. Irgendwelche Einwände?"

  • Da konnte Phelan mal wieder feststellen, dass ihm diese ganze Verwaltung in der Geschäftswelt und diese generell gar nicht lag. Witjon dachte vollkommen anders als er und vermittelt ihm mit überzeugendem Vertrauen, dass es durchaus möglich wäre, den beiden Burschen die Betriebe zu überschreiben. Den dritten sollte Albin bekommen, na der würde sich bedanken.


    "Ich verlasse mich da ganz auf deine kaufmännischen Fähigkeiten. Keine Einwände." pointierte er daher knapp seinen Standpunkt. "Soll ich die Schreiben aufsetzen?" fragte er nach. Dass Witjon viel zu tun hatte, wusste er genau, aber vielleicht war das für ihn ja auch ein Klacks und schnell über die Bühne gebracht.

  • Die Anerkennung seiner kaufmännischen Fähigkeiten quittierte Witjon mit einem genügsamen Lächeln. Zufrieden darüber, dass Phelan seinem Vorschlag ohne Änderungswünsche zustimmte und obendrein noch selbst den Papierkram machen wollte, bejahte Witjon dessen Frage: "Ich bitte darum. Gib deinen Maler an Rodrik ab, deine größere Imkerei an meinen Sohn und die kleinere dann an Albin, ja?"


    Den Würzwein konnte man nun langsam genießerisch zu sich nehmen, ohne Verletzungen im Mundraum davonzutragen, weshalb Witjon eine kurze Trinkpause einlegte, bevor er ein bisschen über das angeschnittene Thema plauderte: "Schade eigentlich, dass du die Betriebe abgeben musst, denn die sind richtig gut angelaufen. Haben dir gleich mal gutes Geld in die Kasse gespült. Wenn du zügig Eques Imperii wirst, kannst du sie zurückhaben." Bei dem Gedanken grinste Witjon. Vielleicht schaffte Phelan das ja wirklich. So richtig ernsthaft hatte er über diese Möglichkeit bisher eigentlich noch nicht nachgedacht, warum also nicht jetzt?

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