• Runa fuhr herum, als diese Freigelassene einfach in ihr Gespräch mit dem Petrorier hineinplatzte. Nicht nur das sie Curio und ihren Vater einfach mal so stehen ließ, nein sie benahm sich wie die Axt im Walde.
    Das formte nur noch mehr das Bild welche Runa von ihr bereits gewonnen hatte.
    Es fehlte an jeglicher Erziehung – gut was sollte man bei einer Sklavin auch erwarten?
    Aber hatte diese ehemalige Sklavin hier nicht gerade noch damit angegeben doch an so viele gesellschaftlichen Anlässen in Rom teilgenommen zu haben? Da sollte man doch zumindest erwarten, dass sie ein Mindestmaß von dem mitbekommen hat, wie man sich in gesellschaftlichen Kreisen bewegte. Also war wohl anzunehmen, dass sie wohl nur zu diesen gewissen Männerfesten mitgenommen wurde, wo es einzig darum ging, die Bedürfnisse der Herrn zu befriedigen. Runa schaute Phryne an, ja genau diese Eindruck vermittelte diese Person. Billig, leicht zu haben – eben eine Lupa.
    Runa nickte dem Petronier entschuldigend zu, bevor sie sich an die Gastgeberin wandte. „Ich nehme an, dass dies deine erste Veranstaltung dieser Art ist, also dass du als Gastgeberin auftrittst?" Fragte Runa zuckersüß.

  • Zitat

    „Ich nehme an, dass dies deine erste Veranstaltung dieser Art ist, also dass du als Gastgeberin auftrittst?" Fragte Runa zuckersüß.


    Phryne hob die Augenbrauen. Die junge Duccierin war nicht zu unterschätzen, das wurde immer deutlicher. Im Gegensatz zu der grauen Maus von Alpina, die Phryne nicht mehr als Konkurentin einschätzte, erwuchs ihr aus der blonden Germanin eine ernstzunehmende Gefahr. Noch war sie ein ungeschliffener Rohdiamand, aber wenn sie erst ihre jugendliche, ungestüme Art abgelegt haben würde...


    Meine liebe Duccia Silvana, du bist zweifellos schon ein sehr kluges Mädchen, mit großem Potential. Und unter der Anleitung deines sittenstrengen Lehrers Helvetius Curio wirst du mit Sicherheit viele fromme Weisheiten lernen. Aber ich biete dir an, wenn du einmal genug vom Opferdienst hast, bei mir in die Lehre zu gehen. Ich kann dich die Künste lehren, die dich im Leben wirklich weiterbringen und noch dazu Spaß machen. Darin bin ich, wie du dir denken kannst, eine ausgewiesene Expertin. Falls du dich also noch nicht für den Dienst bei einer bestimmten Gottheit verpflichtest hast - wähle Venus! Sie ist eine hervorragende Lehrmeisterin und kann ihre Anhängerinnen ernähren.


    Nun lachte Phryne hell auf und wartete mit herausforderndem Augenzwinkern auf die Reaktion der Duccierin.

  • Runa ließ zu zu keiner Reaktion hinreißen im Gegenteil sie lächelte denn da war die gute Phryne wohl gerade über ihr Ziel hinaus geschossen, denn hatte sie Runa doch gerade vor ihrem VATER! Angeboten, dass sie sie zur Lupa ausbilden wollte?
    „Nun ich denke du verwechselst da was. Fromm, dass sind doch wohl eher jene, die sich Christen nennen. Dein Wissen um die römische Religionskultur ist wohl scheinbar doch nicht so tief?" Runa Stimme war immer noch zuckersüß und sie trat einen Schritt heran, so dass sie neben ihrem Vater zu stehen kam.
    „Ich denke das ich dein großzügiges Angebot ablehnen muss, denn die Künste die du beherrscht mögen aus deinem Sichtwinkel einen wohl weiter bringen. Nur liebste Phryne, meine Ziele im Leben liegen wohl etwas anders als die deinen, meine Familie hat genug Geld, als das ich mich für solches einem Mann anbiedern müsste. Ich muss mich einem Mann nicht anbieten so wie du um ein Heim mein eignen zu nennen, außerdem ich habe einen liebevollen Vater, der einen gute Ehemann für mich finden wird. Du siehst also, deine Dienste als Lehrmeisterin wären bei mir nur verschwendet.“
    Runa lächelte immer noch, denn sie wusste, dass Phryne nun wohl auch in den Augen ihres Vaters den berühmten Schritt zu weit gegangen ist.

  • Zitat

    meine Familie hat genug Geld, als das ich mich für solches einem Mann anbiedern müsste. Ich muss mich einem Mann nicht anbieten so wie du um ein Heim mein eignen zu nennen, außerdem ich habe einen liebevollen Vater, der einen gute Ehemann für mich finden wird. Du siehst also, deine Dienste als Lehrmeisterin wären bei mir nur verschwendet.“


    Phryne lächelte wissend. Bei Venus, war die junge Duccierin naiv! Natürlich würde ihr Vater mit seinem Reichtum die Mitgift für eine "gute Verbindung" locker machen und einen "guten", also einflussreichen Ehemann für seine Tochter finden. Doch war das auch eine Garantie dafür, dass dieser "gute Ehemann" sie dann auch liebte und auf Händen trug? Phryne wusste nur zu gut, wie viele verheiratete Männer den Weg in ihr Bett gefunden hatten. Den Reizen einer erfahrenen Venusdienerin waren doch die meisten erlegen - warum auch nicht? Ehebruch war für die römischen Männer schließlich nicht einmal moralisch verwerflich - zeigte er doch, was für ein toller Hecht er war...
    Die Hausherrin hielt sich jedoch mit einer Antwort zurück, um den Vater des blonden Heißsporns nicht noch mehr zu reizen und klatschte stattdessen in die Hände.



    Während die Diener Süßigkeiten aller Art: Feigen, Datteln und Honig-Sesam-Bällchen, auftrugen, legte Korone die Flöte beiseite und nahm die Kastagnetten zur Hand. In teils elegant-wiegenden, teils herausfordernd erotischen Bewegungen näherte sie sich klappernd mal dem einen und mal dem anderen Gast.
    Interessiert beobachtete Phryne die Reaktionen der Männer.

  • Mitten im Gespräch wandte sich Phryne sowohl von Curio, der gerade wieder dazu gestoßen war, als auch von Phelan ab, um sich in das Gespräch zwischen Crispus und Runa.. nein, eher um das Gespräch zwischen Crispus und Runa zu verhindern. Etwas verblüfft von diesem Fauxpas, schaute der Pontifex irritiert, was die Gastgeberin damit bezweckte. Dass Runa sich davon herausgefordert fühlte, überraschte den Vater keineswegs, auch wenn er gern gesehen hätte, dass sie das einfach ruhig und bedacht überging. Gerade wollte er ob der Antwort seiner Tochter schmunzeln, da fiel ihm kurz darauf sprichwörtlich die Traube aus dem Mund. Was maßte sich dieses Weibsbild denn nun an? Bot sie wirklich der Tochter des Pontifex an, sich bei ihr als Lupa ausbilden zu lassen? Wollte sie ihr tatsächlich weismachen, dass diese Künste einen 'im Leben wirklich weiterbringen und noch dazu Spaß machen', also alles andere nebensächlich und ohne Freude verbunden sei? Und wollte sie seine Tochter überdies noch dazu bringen, sich aus den falschen Gründen der Venus zu verschreiben? Das ging zu weit! Und zwar meilenweit.
    Der Schlagabtausch geschah so schnell, dass Runa schon wieder geantwortet hatte, ehe er überhaupt realisierte, was sich die Gastgeberin da gerade herausgenommen hatte. Als sich seine Tochter neben ihm positionierte, erhob sich Phelan von der Kline und richtete forsch das Wort an Phryne "Ich bin deiner Einladung nachgegangen und kam im guten Willen hierher, um meine Familie zu vertreten und dich in ihrem Namen in Mogontiacum willkommen zu heißen. Aufgrund meiner germanischen Abstammung stehe ich Freigelassenen anders gegenüber, als mancher Römer. Doch nach deinen Worten fällt es mir nicht mehr schwer nachzuvollziehen, wieso sie Freigelassenen eine gewisse Abneigung entgegen bringen. Du gibst dich aus als römische Bürgern, kultiviert und vornehm. Doch hinter all diesem Geschwätz und dieser Farce von Feier und Gastfreundschaft, steckt eben nur das, was du wirklich bist, eine gewöhnliche Lupa, die zu Geld gekommen ist. Eine Lupa, die sich anmaßt einer jungen Frau vor ihrem Vater, einem der Pontifices der Stadt, ihre niederen Dienste anzubieten. Du entehrst Venus, in dem du ihre Botschaft als bloße Befriedigung verdrehst. Du fragtest mich nach dem Programm unseres Stadttheaters. Mir erscheint es für dich als ratsam, du beteiligst dich dort selbst, in dem du dich dort ehrlos und unsittlich als das präsentierst, was du bist, eine Lupa. Du magst Geld haben, Freunde und Gönner hast du dir hier nicht gemacht. Dein Geld wird dir ausgehen und sobald dies geschehen ist, wirst du dich fortan dort wiederfinden, wo du hingehörst, in den Betten zahlreicher Männer." So und nicht anders, schloss er seine Abschiedsrede. Aus der Fassung hatte er sich nicht bringen lassen, er ließ sich ja nicht von so einer dahergelaufenen Hure, dieses Wort musste jetzt einfach fallen, herausfordern. Er wandte sich kurz den übrigen Gästen zu und verabschiedete sich "Ihr entschuldigt uns? Vale." mit einer Armbewegung wandte er seine Tochter in Richtung Atrium, um mit ihr die Feierlichkeit zu verlassen. Dabei warf er Curio noch einen väterlichen Blick zu, der so viel verriet wie Junge, dies ist der beste Zeitpunkt, um diesem Witz zu entfliehen, nutze deine Chance! Auch Crispus warf er einen Blick zu, er würde schon verstehen, wieso die Duccier diese 'Feierlichkeit' verlassen mussten. Durch seinen Blick gab er ihm zu verstehen, was er von dieser Frau hielt. Crispus war fast doppelt so alt wie Verus und hatte somit deutlich mehr Lebenserfahrung, er würde schon selbst entscheiden, ob er noch blieb oder lieber ging. Er würde sich auf jeden Fall mit ihm in den nächsten Tagen kurz schließen.

  • Hier nun zeigte sich, dass Runas Vater um einiges lebenserfahrener war als sie selbst. Runa hätte wohl nicht so ruhig reagiert, aber sie war ja auch noch jung und lernte.
    So verabschiedete sie sich von Curio und Crispus mit einem kurzem „Vale.“ Die Gastgeberin hingegen wurde weder mit Worten noch mit Blicken gewürdigt. Runa hatte beschlossen, das diese Person von jetzt an und für alle Zeit für sie nicht mehr existieren würde. Also fing sie auch sogleich damit an diese Frau wie Luft zu behandeln. Sie nahm den Arm, den ihr Vater ihr bot und verließ mit ihm zusammen dieses Haus, dass sie sicher nie wieder betreten würde.

  • Phryne biss sich auf die Lippen. Sie hatte es übertrieben. Es war nicht weiter schlimm, dass Duccius Verus sie als Lupa bezeichnete, das war schon häufig passiert und auch nicht falsch. Schon im Alter von nur 13 Jahren hatte man sie ins Bett ihres Herrn gelegt. Schnell hatte sie jedoch gelernt, dass ihr genau dieser anfangs so verhasste Dienst am Mann die Chance gab ihrem Sklavendasein zu entkommen.
    Doch natürlich hätte sie diplomatischer sein sollen. Sie hatte sich provozieren lassen. Von nun an würde es schwer werden, in Mogontiacum besserer Gesellschaft Fuss zu fassen. Ihr Blick ging zu Petronius Crispus und Helvetius Curio. Würden sie das Fest nun auch verlassen?

  • Zitat

    Original von Phryne
    Interessiert lauschte Phryne dem Petronier. Nun ja, Literatur war nicht sein Thema. Sie musste auf ein anderes Thema sinnen.


    Wie steht es mit den Circusspielen oder dem Jagen? Das waren auch immer beliebte Freizeitbeschäftigungen der römischen Männer. Das Jagen ist auch meine Leidenschaft... allerdings keine Tiere...


    Sie warf dem Petronier einen anzüglichen Blick zu.


    Die Bemerkung überraschte Crispus ein wenig, sodass ihm gar keine passende Antwort einfiel - die meisten Frauen hier waren nicht so freizügig und in seinem Alter hatte er auch nicht mehr so viel Libido, dass er zu Lupae gehen musste. Die Gastgeberin schien auf jeden Fall kein Blatt vor den Mund zu nehmen...


    Zum Glück ließ Phryne sich aber davon nicht weiter stören und begann, ein bisschen gegen Alpina zu sticheln. Offensichtlich konnte man hier Stutenbissigkeit par excellence beobachten - wobei die arme Hebamme hoffnungslos unterlegen war. Zwar ging Phryne ziemlich weit - fast zu weit, wenn man bedachte, dass Susina ja offensichtlich ein Gast war... Doch auch hier passierte vorerst nichts, denn nun kamen die Duccier herein...

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    „Pontifex Duccius Verus, mein Vater und ich bin Duccia Silvana.“ Runas Stimme war zuckersüß, aber ihr Vater würde wohl erkennen, dass es in Runa brodelte und ja das tat es. „Ich würde gern sagen, dass es eine Freude ist hier zu sein, aber wie ich gerade gehört habe, scheint es dir Spaß zu machen, deine Gäste zu beleidigen. Aber vielleicht ist das ja in Rom so üblich. Du kommst doch aus Rom? Sklavin warst du dort, richtig?“ Oh ja Runa war gerade in Fahrt und hier und jetzt zeigte sich, dass ihre Mutter einen nicht unerheblichen Anteil an ihrer Erziehung hatte. Runa kehrte ganz die Römerin in sich heraus.
    Aber sie hielt sich zurück, denn sie war ja zu Gast hier, also wendete sie sich lieber erstmal den anderen Anwesenden zu. „Salve Marcus Petronius Crispus es ist mir eine Freude dich zu sehen.“ ja dieses Mal konnte man hören und an ihrem Lächeln auch sehen, dass Runa sich wirklich freute.


    Mit einem freundlichen Heben des Grußfingers begrüßte der Alte die beiden und dachte sofort daran, wie interessiert Silvana an seinen Kriegsgeschichten gewesen war. Allerdings war das Mädchen heute scheinbar nicht besonders gut drauf - oder eine Freundin von Alpina - , denn sie ging die Gastgeberin nun ihrerseits recht forsch an. Phryne war ihre Vergangenheit aber scheinbar überhaupt nicht peinlich - vielmehr erzählte sie sogar ein bisschen von sich und es wurde schnell klar, wo sie sich ihr loses Mundwerk her hatte - die Favoritin eines reichen Römers! Wahrscheinlich hatte sie dort auch gelernt, wie man Männern den Kopf verdrehte... Marcellus war ja auch ganz begeistert von ihr gewesen! Wo steckte der Junge eigentlich? Er hatte doch gleich nachkommen wollen...

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    „Ihr entschuldigt mich.“ sagte sie zu Alpina und Curio und schlenderte weiter zu Marcus Petronius Crispus. „Dich hier zu treffen, hätte ich wahrlich nicht zu hoffen gewagt, aber welch glückliche Fügung der Götter, denn wenn ich mich recht entsinne, schuldest du mir noch eine Geschichtsstunden.“ sagte Runa zu dem älteren Mann und etwas leiser fragte sie dann so wie es halt ihre Art war. „Was hältst du von der?“ Wenn sie meinte musste sie wohl nicht näher ausführen.


    Allerdings blieb auch hier dem Alten kaum Zeit, weiter nachzudenken, denn schon kam Runa auf ihn zu und sprach ihn tatsächlich direkt auf ihr letztes Treffen an. Geschmeichelt lächelte er das Mädchen an und setzte gerade dazu an, ihr vorzuschlagen, gleich später einen Schwank aus seinem Leben zum besten zu geben, als ihre etwas verhalten gestellte Frage hinzutrat. Von der? Von wem? Von Alpina? Was sollte er dazu sagen? Marcellus war in sie verschossen gewesen, schlagfertig war sie auch nicht... Oder meinte sie Phryne? Irgendwie hatten die beiden ja keinen besonders guten Start gehabt...


    "Äh... ich weiß nicht..."


    gab er schließlich etwas unbeholfen von sich. Sicherlich war sie ganz schön schnippisch bis hin zum Unverschämten... andererseits machte sie das auch wieder auf gewisse Weise interessant - und eigentlich hatte sie ja niemandem so richtig etwas getan...


    "Ein bisschen stürmisch vielleicht..."


    fügte er daher noch an. Dann wurde er davon abgelenkt, dass zuerst Alpina und dann Curio den Raum verließen - hatten die beiden etwas laufen? Hatte es diese Hebamme doch faustdicker hinter den Ohren, als er vermutet hatte? Kaum, dass Marcellus sie abserviert hatte, gab es nun schon wieder einen neuen Mann in ihrem Leben?


    Zumindest verschwanden sie nicht beide zusammen, sondern Curio kam wieder. In diesem Kontext bemerkte der Petronier auch, dass Phryne eine Dienerin der Magna Mater war - ein Kult, der in Mogontiacum sicherlich auch ein bisschen Auffrischung vertragen konnte. Allerdings drehte er sich dann doch wieder zu der braven Silvana zurück, die sich ja offensichtlich mit ihm austauschen wollte - um sofort wieder von Phryne in Beschlag genommen zu werden:

    Zitat

    Original von Phryne
    Petronius Crispus, jetzt wo du nicht mehr Duumvir bist, hast du vermutlich mehr Zeit für diverse andere Projekte. Welches Projekt liegt dir denn in dieser Stadt am meisten am Herzen?


    Sie schenkte dem Petronier einen klimpernden Augenaufschlag.


    Projekte? Was für Projekte? Wie kam sie jetzt überhaupt darauf? Hatte sie Angst, die Aufmerksamkeit durch ein kleines Mädchen gestohlen zu bekommen? Er räusperte sich und wollte gerade etwas sagen, als der Sturm losbrach:
    Silvana beleidigte die Gastgeberin offen, die Gastgeberin beleidigte zurück und rühmte sich noch einmal ihrer Vergangenheit - scheinbar hatte sie bei ihrem Mäzen ziemlich viel Freiheit genossen, dass sie eine römische Bürgerin so klar unterhalb der Gürtellinie anging! Und auch wenn Phryne nach der weiteren Erwiderung Silvanas den Mund hielt und stattdessen ihrer Sklavin das Feld überließ - Verus konnte sich eine solche Beleidigung seiner Familie natürlich nicht bieten lassen und ging.


    Zurück blieben Curio und Crispus, der selbst noch gar nicht recht fassen konnte, was hier nun wieder passiert war. Sollte er auch gehen? Immerhin war er mit den Ducciern verwandt und er konnte verstehen, dass die eher kühlen Germanen solche Bemerkungen nicht auf die leichte Schulter nahmen - eine ehrbare Matrone hatte mit diesen Dingen schließlich nichts zu tun. Andererseits verkehrte der alte Petronier mit seinen Veteranen auch in Kreisen, in denen obszöne Kommentare keineswegs selten waren und auch nicht allzu ernst genommen wurden - weshalb auch er auch keinen rechten Grund fand, warum er jetzt den Empörten spielen sollte... zumindest, wenn Phryne sich für den Scherz entschuldigte (denn ein ernstes Angebot war es ja vermutlich nicht gewesen)!
    Außerdem wartete er ja noch immer auf Marcellus - er konnte ja schlecht beleidigt abziehen und zwei Minuten später kreuzte sein Neffe auf - das war ja nun auch keine gute Familienpolitik - abgesehen von der Neugier, was die Gastgeberin sonst noch so auffahren würde... immerhin sorgte so ein bisschen Anzüglichkeit ja durchaus für einige erotische Spannung...


    Vorerst gab es allerdings erst einmal eine peinliche Pause, die Crispus schließlich mit einem langen Seufzer und einem


    "Das hätte ich jetzt einem Duccier nicht an den Kopf geworfen..."


    unterbrach... Etwas ratlos sah er von Phryne zu Curio und wieder zurück.

  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus: Andererseits verkehrte der alte Petronier mit seinen Veteranen auch in Kreisen, in denen obszöne Kommentare keineswegs selten waren und auch nicht allzu ernst genommen wurden - weshalb auch er auch keinen rechten Grund fand, warum er jetzt den Empörten spielen sollte... zumindest, wenn Phryne sich für den Scherz entschuldigte (denn ein ernstes Angebot war es ja vermutlich nicht gewesen)!
    "Das hätte ich jetzt einem Duccier nicht an den Kopf geworfen..."


    Erleichtert stellte Phryne fest, dass der Petronier wohl nicht vorhatte es den Ducciern gleichzutun und zu gehen. Sie beeilte sich, eine Entschuldigung zu formulieren.


    Entschuldigt mich, verehrte Herren, ich habe mich im Ton vergriffen. Da müssen die Gäule mit mir durchgegangen sein. Ich werde mich bei Gelegenheit für den Ausrutscher entschuldigen.


    Zitat

    Außerdem wartete er ja noch immer auf Marcellus - er konnte ja schlecht beleidigt abziehen und zwei Minuten später kreuzte sein Neffe auf - .


    Zu Phrynes großer Freude tauchte nun endlich auch Marcellus auf. Sie sprang auf und eilte ihm entgegen.


    Marcellus, wie schön, dass du endlich da bist. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Auch in einer Provinzhauptstadt wie Mogontiacum kann es im Dunklen gefährlich auf den Straßen sein. Komm doch zu uns, such dir einen Platz aus. Ich habe extra von allen Leckereien etwas für dich zurücklegen lassen. Meine DIener werden dir etwas bringen.


    Dann ließ sie die Dienerin mit dem Handwaschbecken und den Mundschenk kommen.

  • Marcellus hatte sich aus verschiedenen Gründen erheblich verspätet. Vorrangig war für ihn das Problem mit den Wasserstellen im Viertel und auch die Erneuerung der Straße die er sich während seines Wahlkampfes ausgesucht hatte. Es kam einfach nichts in Bewegung, alles war so zäh wie Honig. Zumindestens hatte er nun die Pläne Mogontiacums kopieren können. Es musste doch mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht eine Lösung für die Probleme im Viertel finden würde. Auf jeden Fall würde er die Pläne aufs genauste Durchsehen.
    Ein weiteres Problem war die Einladung von Phryne und das Zusammenkommen mit Susina Alpina. Marcellus tat es immer noch weh wenn er sie sah oder mit ihr sprechen musste. Und nun hatte er sich mit Phryne eingelassen wohl wissend das er heute auf beide Frauen treffen würde. So trottete er so langsam wie möglich Richtung Treffpunkt.
    So betrat er die Casa Acilia und machte sich schon die wildesten Gedanken. Seltsam war auch das er die Duccier gesehen hatte die an ihm vorbeigerauscht waren ohne ihn zu sehen oder gar zu grüßen. Nun jedenfalls kam Phryne auf ihn zugelaufen und umsprühte ihn wieder mit ihrem Charme. "Du kannst beruhigt sein mir wird hier sicherlich nichts passieren, ich habe gute Freunde die in der Dunkelheit auf mich aufpassen. Aber sag was ist hier für eine Ruhe und warum sind so wenig Gäste da?"

  • Phryne hatte nicht vor detailliert auf Macellus Frage einzugehen, sie antwortete deshalb ausweichend.


    Nun, Duccus Verus und seine Tochter sind gerade aufgebrochen und Susina Alpina hat es noch weniger lang in meiner Gesellschaft ausgehalten. Aber mit deinem Onkel wollte ich mich gerade über wichtige Projekte für die Stadt unterhalten, die er als Duumvir noch auf den Weg gebracht hat und die du mit Sicherheit weiter verfolgst, nicht wahr? Du bist doch ohnehin sehr aktiv darin, Mogontiacum voranzubringen. Ich habe mich gefragt, ob ich dich nicht etwas unterstützen könnte. Schließlich könnte ich ein wenig in meine neue Heimat investieren...

  • Marcellus war nun doch etwas verwundert dass sich Phryne auf einmal für ein Investment in ihre neue Heimat interessierte. Irgendwie passte hier und heute einiges nicht zusammen. Aber der Petronier würde wenn es sich ergab mit der Gastgebern als guter Freund noch in Ruhe darüber sprechen.
    "Also da gibt es etliche Möglichkeiten, zum einen soll die Curia neu erstellt werden und zum anderen besteht die Möglichkeit bei meinen Plänen sich finanziell zu beteiligen. Ausbau der Wasserabgreifung und den Neubau einer im Viertel verlodderten Straße. Doch lass uns später darüber sprechen."


    Marcellus wollte nun erst einmal die beiden anderen Gäste begrüßen uns so wandte er sich den beiden zu: "Salve Onkel verzeih das ich so spät ankomme und Salve Iullus Helvetius Curio. Es freut mich dich hier zu treffen." Marcellus freute sich tatsächlich Curio zu treffen, da er ihn immer hoch eingeschätzt hatte und er ihm immer als ruhigen und besonnenen Zeitgenossen angesehen hatte. Und das hier etwas vorgefallen sein musste merkte selbst der Dümmste. Nun gut der Petronier würde sich jetzt erst einmal an den Köstlichkeiten labben, denn Hunger hatte er wirklich mitgebracht.

  • Zitat

    Original von Phryne
    Erleichtert stellte Phryne fest, dass der Petronier wohl nicht vorhatte es den Ducciern gleichzutun und zu gehen. Sie beeilte sich, eine Entschuldigung zu formulieren.


    Entschuldigt mich, verehrte Herren, ich habe mich im Ton vergriffen. Da müssen die Gäule mit mir durchgegangen sein. Ich werde mich bei Gelegenheit für den Ausrutscher entschuldigen.


    Wenn es eine Gelegenheit geben würde... die Duccier waren immerhin sehr stolz und würden Phryne vermutlich kaum mehr zu Gesellschaften einladen oder diese besuchen... - aber das war eigentlich auch nicht Crispus' Problem!


    Noch bevor er mehr sagen konnte, kam aber endlich Marcellus an, der von der Hausherrin sofort in Beschlag genommen wurde. Der Unwissende ahnte ja nicht, was sich hier abgespielt hatte - auch wenn der alte Petronier es ihm natürlich sofort erzählen würde, sobald sie der Casa den Rücken gekehrt hatten - und so konnte man vorerst fortfahren, als wäre nichts gewesen:


    "Die Curia hat besonders hohe Priorität und ist natürlich auch besonders prestigeträchtig!"


    warf der Alte daher nun ebenfalls ein - die Curia hatte eigentlich er selbst während seines Duumvirats erneuern wollen, doch die Zusammenarbeit mit dem duccischen Architekten war mehr als schleppend gewesen...

  • Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus
    Dabei warf er Curio noch einen väterlichen Blick zu, der so viel verriet wie Junge, dies ist der beste Zeitpunkt, um diesem Witz zu entfliehen, nutze deine Chance!.


    Kaum hatte sich die Situation wieder beruhigt, da ging auch schon der nächste Sturm über hinweg. Nun war es ein Wortgefecht zwischen Phryne und Silvana, bei der Phryne dann allerdings deutlich zu weit ging. Nun war Curio vollständig klar, mit wem er es zu tun hatte. Einer ordinären Lupa, die auch noch versuchte, die ehrenwerten Frauen der Stadt nicht nur zu beleidigen, sondern ihnen danach auch noch anzubieten schien, sie ebenfalls zu Lupae auszubilden. Erneut fühlte sich Curio gefordert einzugreifen, denn nach seiner guten Freundin traf es dieses Mal seine Discipula. Doch Silvana erwies sich als deutlich schlagfertiger und vor allem scharfzüngiger, als es Alpina war. Fast so ruckartig, wie Curio selbst vorher, erhob sich dann aber der duccische Pontifex von seiner Kline und ließ seinerseits einige deutliche Worte auf Phryne niederprasseln, die deutlich machten, dass Phryne für ihn - und damit wahrscheinlich für die gesamte duccische Gens - gestorben war.


    Als er Curio dann einen fast schon väterlichen Blick zuwarf, wusste der was er zu tun hatte. Curio trank den letzten Schluck aus seinem Becher, erhob sich ebenfalls und wandte sich dem petronische Pontifex zu.


    Pontifex Petronius, ich muss mich leider ebenfalls auf den Weg machen. Mein Dienst im Tempel beginnt morgen sehr früh. Vale bene.


    Dann wandte er sich ab, bedachte Phryne lediglich mit einem kühlen


    Vale.


    und wollte dann schon das Triclinium verlassen, als ihm der junge Petronier entegenkam. Der grüßte ihn in seiner bekannt liebenswürdigen Art, über die sich Curio allerdings schon seit geraumer Zeit eine wenig schmeichelhafte Meinung gebildet hatte. Kurz blieb Curio stehen, begrüßte den Petronier und setzte dann eine entschuldigende Miene auf.


    Salve, Petronius ähh... Marcellus. Leider kann unser Treffen nicht allzu lang sein, da morgen meine Schicht im Tempel früh beginnt. Ich wünsche dir jedenfalls einen anregenden... Abend. Vale.


    sprach er und verließ schließlich das Triclinium, um das aus zu verlassen. Als er aus der Tür getreten war, hielt er kurz inne. Hatte er dem Petronier tatsächlich einen anregenden Abend gewünscht? Was war da bloß in ihn gefahren? Er blickte sich in der Straße um, zog sich seinen Mantel ins Gesicht und wandte sich zum gehen. Er musste sich das, was heute passiert war, nochmal durch den Kopf gehen lassen. Daher trat er nicht den direkten Weg in Casa Atia an, sondern machte sich erstmal auf den Weg zum Forum, was insgesamt einen längeren Umweg bedeutet und ihm etwas Zeit einräumte.

  • Zitat

    Original von Iullus Helvetius Curio
    Pontifex Petronius, ich muss mich leider ebenfalls auf den Weg machen. Mein Dienst im Tempel beginnt morgen sehr früh. Vale bene.
    Dann wandte er sich ab, bedachte Phryne lediglich mit einem kühlen
    Vale.


    Gleichgültig verfolgte Phryne wie sich der Helvetier im Schlepptau der Duccier verabschiedete.
    Vale, Helvetius Curio. Und schlaf gut, damit aus dir noch ein ausgeschlafener junger Mann wird!


    Sie wandte sich stattdessen wieder Onkel und Neffe zu.


    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus:
    Die Curia hat besonders hohe Priorität und ist natürlich auch besonders prestigeträchtig!"
    und
    Original von Titus Petronius Marcellus:
    "Also da gibt es etliche Möglichkeiten, zum einen soll die Curia neu erstellt werden und zum anderen besteht die Möglichkeit bei meinen Plänen sich finanziell zu beteiligen. Ausbau der Wasserabgreifung und den Neubau einer im Viertel verlodderten Straße. Doch lass uns später darüber sprechen.""


    Ich könnte mir durchaus eine Brunnenanlage oder eine Renovierung heruntergekommener Häuser vorstellen, wenn im Gegenzug eine Tafel angebracht würde, die meinen Namen trägt. Warum nicht? Der Neubau der Curia übersteigt jedoch meine Möglichkeiten bei weitem!


    Sie musterte neugierig das Petroniergespann. Was würden sie wohl zu ihrem Vorstoß sagen?

  • Marcellus war noch immer sehr durcheinander, was musste da nur schiefgegangen sein, damit alle Gäste auf das Schnellste das Weite gesucht hatten? Er verstand einfach nicht was los war. Nachdem er und sein Onkel die einzigen Gäste waren, er sich auch mittlerweile gesättigt hatte, hörte er sich den von der Gastgeberin gemachten Vorschlag an. Für Marcellus würde durch das Geld sich einige seiner Sorgen im Nichts auflösen, doch irgendetwas warnte ihn instinktiv gleich zu zusagen. Er musste dringend mit Phryne allein unter vier Augen sprechen.


    So wandte sich Marcellus an seinen Onkel und meinte:
    "Lieber Onkel du bist ja sicherlich schon sehr müde und draußen ist wie unsere Gastgeberin schon anmerkte unsere geliebte Stadt alles andere als sicher. Zufällig sind zwei Freunde von mir draußen die dich heim begleiten könnten."


    Marcellus hoffte das der Oheim verstand warum er ihn loshaben wollte. Zum einen musste er mit Phryne sprechen und zum anderen wollte er mit dem Onkel in aller Ruhe über den heutigen Tag sich informieren lassen und vor allem wie die Petronier mit dem schief gelaufenen Abend zukünftig umzugehen gedachten. Denn vom Gespür musste etwas Schreckliches passiert sein. Die Fairness sagte Marcellus, dass jeder eine Chance verdiente sich zu äußern und so sollte auch die herrliche Phryne die Gelegenheit bekommen in Ruhe mit Marcellus zu sprechen.
    Nun es war nicht die feine römische Art wie er seinem Oheim nachlegte sich zu verabschieden, aber der Petronier war noch jung und betrachtete das beruhigende Aussitzen sowie weiterstattfindende Gespräche, obwohl etwas passiert war, als zeitliche Vergeudung wertvoller Lebens- und Entscheidungszeit. Die Jugend eben.

  • "Vale, Helvetius!"


    Auch Curio schlich sich nun davon - offensichtlich hatte er wirklich eine recht enge Beziehung zu den Ducciern oder zu dieser Alpina, die er ja sowieso schon im Verdacht hatte... aber egal, immerhin war Marcellus jetzt hier und brachte etwas fröhlichere Stimmung mit.


    Diese Phryne hatte offensichtlich eine ganze Menge geerbt, denn sie schien ernsthaft interessiert daran zu sein, sich in die Herzen der Mogontiner einzuschreiben... Dass die Curia dafür wenig geeignet war, war natürlich offensichtlich - die Duccier würden kaum zulassen, dass jemand, der einer der ihren angeboten hatte sich zur Lupa ausbilden zu lassen, sich an dieser Stelle verewigte. Ein Brunnen war dagegen schon einfacher zu bewerkstelligen...


    "Das mit der Curia war eher in Richtung Marcellus gemeint - ich denke, die Decurionen stehen da bereits Schlange, dass sie sich dort verewigen dürfen. Für Häuser gibt es allerdings ein Problem: Die meisten gehören Privatpersonen und nicht der Stadt - wenn du Häuser herrichten möchtest, musst du dir also die Grundstücke kaufen und kannst dann jede Tafel dort anbringen, die du möchtest... - ob mit oder ohne Renovierung."


    bemerkte er deshalb einleitend.


    "Über einen Brunnen würden sich aber sicher auch viele Leute freuen - ob der Ordo Decurionum dann dafür eine offizielle Inscriptio anbringt, kann ich aber nicht sagen... das müsste dort entschieden werden."


    Während Crispus noch nachdachte, brach Marcellus die Diskussion mit einem Mal unvermittelt ab. Verwirrt sah der Alte ihn an - wie kam es jetzt dazu? Wollte Marcellus Phryne für sich alleine haben? Hatte er sich doch nicht so im Griff und musste ihre Dienste sofort in Anspruch nehmen, anstatt wenigstens einen Abend ganz normale Konversation zu betreiben?


    "Ich hab' Gallicus mitgenommen, deine Freunde können also gern auch ohne mich schonmal nach Hause gehen."


    erklärte der Alte daher sichtlich irritiert. Weniger weil er sich wunderte, was für Freunde Marcellus hatte, die ihn wie Sklaven begleiteten, sondern wegen der unmissverständlichen Aufforderung, sich vom Acker zu machen... und dazu so plötzlich... Andererseits war die Unterhaltung jetzt auch nicht so spannend, dass er unbedingt bleiben musste. Also sagte er nur:


    "Aber wenn ihr gern unter vier Augen reden wollt, stehe ich dem natürlich nicht im Weg..."

  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus:
    "Ich hab' Gallicus mitgenommen, deine Freunde können also gern auch ohne mich schonmal nach Hause gehen.
    Aber wenn ihr gern unter vier Augen reden wollt, stehe ich dem natürlich nicht im Weg..."


    Phryne lächelte als sie bemerkte, dass Marcellus Onkel nicht vorhatte, sich aus dem Haus komplementieren zu lassen und versicherte ihm schnell, dass sie an diesem Abend nicht auf ein Stelldichein mit Marcellus aus war.


    Es ist schön, wenn du uns noch eine Weile mit deiner Anwesenheit beehrst, Petronius Crispus. Ich jedenfalls genieße die Konversation mit dir sehr und Marcellus und ich können uns ja bei Gelegenheit über Details austauschen, was die Wasserversorgung angeht. Sei unbesorgt! Jetzt hast du mir aber immernoch nicht verraten, was dein Steckenpferd ist. Weder Literatur, noch Circus und Jagd... verrätst du es mir?


    Phryne schenkte ihm ein WImpernklimpern und ein strahlendes Lächeln.

  • Phryne hatte anscheinend nicht vor sich mit Marcellus über den heutigen Abend zu unterhalten, im Gegenteil sah es eher so aus wie wenn sie gar nicht erfasst hatte das etwas Schlimmes passiert war. Der junge Petronier verstand die Welt nicht mehr, so aalglatt wie sich Phryne präsentierte konnte man doch gar nicht sein, schon gar nicht eine Frau. Und sie machte auch noch einfach weiter mit ihrem Gespräch und versuchte den Oheim weiter auszuhorchen.


    Marcellus war deprimiert wollte er doch nur das Beste, aber Phryne schien ihn gar nicht wahrzunehmen und seine Sorgen zu teilen. Alle Hilfe schien sie von sich zu weisen und mit ihrem Verhalten nur Scherben hinterlassen zu wollen. Der Petronier verstand die Welt nicht mehr, war er in einer Theateraufführung geraten die die Götter leiteten oder was war hier los. Die Jugend hat das Recht zu lernen und der gute Marcellus lernte jetzt wie komplex Situationen zwischen den Menschen sein können. Für ihn brach wieder einmal sein Weltbild zusammen und der heutige Abend verwirrte ihn mehr als er zugeben würde.


    Für den Petronier war jetzt der Punkt gekommen, an dem er Ruhe und Zeit zum Nachdenken benötigte. Was immer auch sich Phryne erlaubt hatte, es hatte die Duccier, Susina und Curio bewogen wütend das Fest zu verlassen. Schlimmer konnte ein Abend aus Sicht Marcellus eigentlich gar nicht enden. Eins war Marcellus schon jetzt klar die Duccier fühlten sich erheblich beleidigt in ihrer Ehre und sein Patron war ein Duccier der sich das Verhalten Phrynes sicherlich nicht erlauben würde. Phryne war schon jetzt eine unerwünschte Person in Mogontiacum geworden. Duccier und die Petronier hatten auch eine gewisse familiäre Bindung so dass es nun hieß vorsichtig zu sein und möglichst durch diesen Abend kein Zerwürfnis oder Missverständnis zwischen den Häusern aufkommen zu lassen. Klar war für Marcellus auf jeden Fall das die Gens wie auch sein Patron immer Vorrang vor allem anderen hatten.


    Die Gastgeberin war anscheinend doch nicht so weltgewandt wie der Petronier das erhofft hatte. Und anscheinend hatte sie auch keinen Blick für das wesentliche. Sie plauderte locker weiter vor sich hin und bewies Marcellus eigentlich wieder das man von ehemaligen Sklaven oder Freigelassenen nichts erwarten durfte. Mit diesem Klientel konnte man einfach nicht gleichwertig wie mit einem Bürger umgehen. Für sich selber nahm der junge Mann vor, dass es einen zweiten Fall Phryne nicht mehr geben würde.


    Je mehr er jetzt ins Grübeln geriet desto mehr schossen die Überlegungen wild durcheinander. Marcellus brauchte jetzt dringend Zeit für sich. So erhob er sich und wandte sich an die Gastgeberin:
    "Werte Gastgeberin ich bedanke mich für deine Einladung und wünsche dir noch einen schönen Abend, jedoch muss ich morgen früh raus um mich meinen Vorhaben zu widmen. Vale!"
    Ohne auf die Antwort Phrynes zu warten drehte er sich um und verließ das Haus.


    Der junge Petronier war zum einen verärgert über das Verhalten Phrynes, zum anderen ärgerte es ihn das sein Vertrauen schon wieder missbraucht worden war. Er musste noch viel lernen wenn er die Stufen der Karriereleiter betreten wollte. Wie einfach und glücklich war alles mit Susina Alpina gewesen, die Frau die immer noch in seiner Seele einen wichtigen Platz einnahm.

  • Irritiert musste Phryne erleben wie Marcellus unvermittelt aufsprang und sich mit knappen Worten verabschiedete. Er wartete nicht bis sie sich von ihm verabschieden konnte. Phryne wusste nicht, womit sie ihn verärgert hatte. War er eifersüchtig, well sie sich so gut mit seinem Onkel unterhielt? Warum sonst hatte er versucht Petronius Crispus heimzuschicken? Viellecht auch, weil der Pontifex die plumpe Masche durchschaut hatte...
    Ihr verunsicherter Blick huschte zu Petronius Crispus. Was würde er zum Verhalten seines Neffen sagen? Oder würde er nun auch die Flucht ergreifen?


    Phrynes Willkommensfeier war zum Debakel geworden. Sie hatte es gründlich vermasselt. Doch wer konnte schon ahnen, dass man in der germanischen Provinz so humorlos war? Gut, ihr Humor war von der derberen Sorte, doch so hatte sie es nunmal kennengelernt...


    Sie seufzte tief...

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