• Etwas mehr als einen Monat nach ihrer Priesterinnenweihe hatte Phryne Gewissheit. Die Blutung war ausgeblieben und die Spannungen in der Brust kombiniert mit Schwindel und leichter Übelkeit deuteten ebenfalls darauf hin. Sie war schwanger.


    Und das erste Mal in ihrem Leben freute sie sich uneingeschränkt über diese Gewissheit. Zwei Mal schon hatte sie bewusst abgetrieben, einmal aus Versehen, bei dem Versuch Flores Kind zu töten. Nun aber wollte sie das Kind behalten. Sie wollte das Heilige Kind aus der Heiligen Vereinigung zum Hieros Gamos zum Frühlingsfest der Großen Mutter bekommen.


    Und sie wollte, dass es der Vater auch bald erfuhr. Von dem hatte sie seltsamerweise länger nicht gehört. Nachdem ihn der Chirurgicus hatte verprügeln lassen und Phryne ihm zugesichert hatte ihn mit Hilfe der Großen Mutter gegen die unfaire Behandlung zu unterstützen, hatte sie Kaeso nicht mehr gesehen. Hoffentlich ging es ihm gut.


    Um Sicherheit zu bekommen schickte Phryne Glaucus aus, er solle im Ludus nach Kaeso fragen und ihn bitten, sie aufzusuchen.

  • Ein Bote der Gens Iunia überbrachte ein Schreiben in die Casa Acilia...


    Ad Aciliana Phryne
    Casa Acilia
    Mogontiacum


    Werte Phyrne,
    wie bereits vor einiger Zeit besprochen plane ich einige kulturelle Aktivitäten in und um Mogontiacum zu initiieren. Wie ebenfalls besprochen soll ein zentrales Element dieser Veranstaltungen ein Theaterstück mit mehreren Vorstellungen darstellen.
    Da ich bereits einen talentierten Schreiber aus Hispania engagiert habe und dieser bereits in der Stadt weilt, bitte ich dich als Schauspielerin und Beraterin in derlei Fragen zu einem Gespräch auf das iunische Landgut.
    Bitte teile mir deine Verfügbarkeit mit.


    Mögen dich die Götter beschützen,


    Aulus Iunius Seneca, Praefectus Alae Ala II Numidia

  • Dankbar über den unverhofften freien Tag hatte ich mich sofort auf den Weg zur Casa Acilia gemacht, obwohl ich genau wusste, dass es ihm nur darum ging mich aus dem Weg zu haben. Inständig hoffte ich Alpina würde nicht zu ihm gehen.
    Jetzt aber war ich hier und war gespannt ob meine Göttin Zeit für mich hatte, schließlich kam ich unverhofft. Zumindest konnte ich aber ddas kleine Töpfchen mit dem dem blutigen Dreck aus dem Ludus für sie abgeben.
    Voller Vorfreude klopfte ich an. Endlich war ich hier.

  • Tatsächlich kam Kaeso unerwartet. Korone öffnete die Tür und stutzte als sie den jungen Mann sah.


    Kaeso? Welch unerwartete Freude! Phryne ist nicht vorbereitet. Sie wird unglücklich sein, dich nicht passend gekleidet zu empfangen.


    Man sah Korone an, dass sie ahnte wie ihre Herrin regieren würde. Sie ließ Kaeso im Atrium Platz nehmen und ging in die Privatgemächer Phrynes.
    Die Reaktion war wie erwartet. Phryne giftete zunächst, dann hetzte sie ihre Sklavin ihr ein passendes Gewand zu suchen und ihre Frisur zu richten. Mit Parfümöl benetzt näherte sie sich dem Atrium. Ihr schwingender Gang mit wiegenden Hüften war gekonnt wie immer.


    Mein kleiner Liebling! Dich hatte ich heute wirklich nicht erwartet! Wie schön dich zu sehen! Was verschafft mir die Ehre? Hast du frei bekommen? Nur heute Nacht oder länger?

  • Da war es wieder, dieses undefinierbare Gefühl, dass mir bestätigte, was alle dachten und wussten, einschließlich mir selber. Nur ich wollte es nicht wahrhaben, ich war nur der gelegentliche Bettwärmer. Runa hatte so richtig gesagt,was sie von unserer Beziehung hielt. Ich wartete geduldig, wobei ich mich fragte, wer war ich? Ein Würdenträger der Stadt, dass man sich für mich herrichten musste? Nein ich war es Kaeso, ein einfacher Lehrling eines Chirurgicus, der nur seine geliebte Göttin besuchen wollte. Oder aber die Sacerdos Magnae Matris der ich als Fanaticus beistand, besser gesagt beistehen sollte, aber zur Zeit nicht konnte weil, Gavius Balbus mir verboten hatte den Ludus zu verlassen.


    Dann kam sie, graziös wie immer, allein ihr Gang verwandelte mich zu dem was ich bei ihr schon immer war. Vergessen war die Selbsterkenntnis, ein anderes Körperteil steuerte mich, wie immer wenn ich sie erblickte.
    „Meine geliebte Göttin, von jetzt bis Morgen um diese Zeit habe ich unerwartete frei bekommen.“ Strahlend begrüßte ich sie, bemerkte aber gleich es war nicht ganz die Begrüßung wie ich sie erhofft hatte. „Ich bin auch zu der Priesterin gekommen um dir dies zu bringen“, dabei zog ich den kleinen Tiegel hervor. „Das Gewünschte aus der Arena, da ich nicht wusste ob du im Tempel bist versuchte ich es zuerst hier. Natürlich werde ich auch den Tempel aufsuchen und je nach dem dort übernachten.“
    Sie wusste genau wie es um mich stand und ich wusste, sie liebte es ihre Macht über mich auszuspielen.

  • Mit einem hintergründigen Lächeln griff Phryne nach dem kleinen Tiegel.


    Wie schön! Na, das trifft sich gut. Morgen ist Schwarzmond, der perfekte Zeitpunkt! Wir können heute noch einiges Vorbereiten und dann morgen in der Schwärze der Nacht das Ritual vollziehen.


    Sie öffnete die Dose und sah den blutigen Sand der Gladiatorenarena.


    Hast du dir schon überlegt, wofür du die Große Mutter bitten möchtest? Sollen wir Balbus verfluchen, ihn in eine unglückliche Liebschaft stürzen oder ihm eine Krankheit anzaubern? Wollen wir nur das Täfelchen beschriften oder eine Puppe basteln und in deren Körperteile, denen wir einen Schadenszauber anheften, Nadeln stechen?


    Mit einem Funkeln in den Augen streichelte sie Kaeso über die Schulter.

  • Nachdenklich sah ich von meiner Göttin zu dem Tiegel. „Weißt du, eigentlich würde ich gerne erleben, dass er es am eigenen Leib erfährt, wie es ist, dass einem etwas angedichtet wird, was nicht stimmt. Er soll erfahren wie man sich fühlt, wenn man von einer aufgehetzten Meute verfolgt wird, wie man zusammen geschlagen wird.“
    Ich dachte weiter nach, „was meinst du, ist es möglich, seine Gefühle zu verändern, wenigstens für eine geraume Zeit. So, dass er, der glaubt der große Frauenaufreißer zu sein, plötzlich nichts mehr von Frauen wissen will und sich gegen seinen Willen an Männer ran macht und sich nur noch für die interessiert?“
    Was war jetzt richtig? Eine Puppe anfertigen, eine Nadel in sein bestes Stück stechen oder doch in seinen Kopf? Reichte ein Fluch auf einem Täfelchen? Ich wusste es nicht.
    „Du kennst dich doch aus, was ist bei meinen Wünschen das Beste?“
    Oh diese Augen, sie verwirrten mich wieder einmal mehr. Was hatten sie für eine Wirkung? Ich spürte nicht nur wie die Härchen auf meinen Armen sich aufrichteten. Ohne lange zu zögern ergriff ich ihre Hand, küsste sie und führte sie über meine Tunika abwärts.

  • Phryne hörte aufmerksam zu.


    Nun einiges ist machbar, anderes wohl eher nicht. Also ich werde mein Bestes geben. Dass ihn die hinterhältige Fama verfolgt... ja das ginge vielleicht. Auch dass er spüren mag wie es einem geht wenn man Schläger hinter sich weiß, aber ihn umpolen von Frauen auf Männer? Da habe ich wenig Erfahrung... mehr Erfahrung habe ich mit dem anhexen von Krankheiten. Da ließe sich was machen und vielleicht eine unglückliche Liebe. Wir könnten die Große Mutter bitten, dass er sich unsterblich in jemanden verliebt, der dann nichts von ihm wissen will. Das könnte auch ein Mann sein. Wen würdest du vorschlagen?


    Während sie sich Gedanken machte wie man seinem Lehrmeister eins auswischen könnte, war er schon wieder einen Schritt weiter. Er nahm ihre Hand und führte sie dahin wo seine Männlichkeit sich fordernd aufrichtete.


    Oh, mein heißer Liebhaber! Wie sehr hat mein Körper dein bestes Stück vermisst. Doch vor einem solchen schwarzmagischen Ritual müssen wir uns leider enthalten.


    Ihre Hand ließ seine Männlichkeit los und griff nach seiner Hand. Diese führte sie an dem sich wölbenden Leib abwärts. Phryne hatte noch keine Zeit gehabt, Kaeso zu sagen, dass sie schwanger war. Nun waren es bereits vier Monde und man konnte unter ihrer wogenden Brust die sanfte Kurve eines Schwangerenbauches erahnen.


    Balbus hat dich sehr lange von mir fern gehalten. So lang, dass ich dir gar nicht sagen konnte, wie sehr WIR uns nach dir verzehren. DEIN SOHN und ich.

  • Fast schmerzlich war meine Enttäuschung, als ich hörte unser vorhaben sollte mich heute an ein schönes zärtliches Beisammensein hindern. Meine Ohren wollten nicht weiterhören was sie sagte. Warum quälte sie mich so und führte meine Hand über ihren wunderschönen Körper? Dem WIR und DEIN SOHN konnte ich mich nicht weiter verschließen. Weit öffneten sich meine Augen und ich betrachtete sie genau.
    „Es ist wirklich wahr. Du meinst das ist die Frucht unserer Vereinigung beim "hieros gamos. Wir beide haben dieses Kind beim Hilaria … "Ich konnte es absolut nicht fassen. Dieses Kind war das wertvollste Kind in ganz Mogontiacum, nein in Germanien, nein im römischen Reich. Vorsichtig strich ich über Phrynes auserwählten Bauch. „Die große Mutter hat dich gesegnet und wird dieses Kind beschützen“, flüsterte ich voller Ehrfurcht. Vergessen war meine Lust. Ich konnte meine geliebte Göttin immer nur anstrahlen.


    Fast schon gewaltsam musste ich mich von ihrem Anblick trennen um mein Problem an zugehen. Balbus musste bestraft werden, er brauchte einen Denkzettel damit er den Vater dieses Kindes hier in Ruhe lies.
    „Er soll sich in den Lanista des Ludus Laenius Bato verlieben, der wird ihm seine Gladiatoren auf den Leib schicken und damit meine Erfahrungen hoffe ich nach erleben. Eine Krankheit fällt mir gerade nicht ein, denn sie darf ihn schließlich bei der Arbeit behindern. Vielleicht gibt es etwas was sein Aussehen verändern kann. Eine Gurkennase, Eselsohren, Schiefmaul, Keilerhauer“, grinste ich.


    Damit waren meine Gedanken wieder bei meiner Göttin. „Dir geht es aber gut? Hast du schon mit Alpina gesprochen? Kann ich etwas für dich tun?“ Besorgt betrachtete ich sie.

  • Deutlich war Kaesos Freude zu erkennen als er hörte, dass ihre Vereinigung im Hieros Gamos eine Frucht trug. Phryne lächelte glücklich. Gleich kam die Rede auf die rätische Hebamme.


    Ich werde sie konsultieren, keine Sorge. Für unseren Sohn nur die beste Betreuung. Ob du etwas für mich tun kannst?


    Phryne lächelte. Oh ja, da würde ihr schon was einfallen. Aber leider war es unmöglich vor dem schwarzmagischen Ritus. Sie flüsterte sehr erotisch.


    Ja, es würde mir durchaus etwas einfallen, das du für mich und mit mir tun könntest... aber nicht jetzt... leider...


    Nur mühsam konnte sie sich auf das bevorstehende Ritual konzentrieren. Sie grinste bei der Vorstellung, dass sich der Chirurgicus in den Lanista verlieben sollte. Tatsächlich war das Neuland für Phryne. Bislang hatte sie nur Liebeszauber für "normale" sexuelle Neigungen gewirkt. Aber warum eigentlich nicht? Auch die Verwandlung des Balbus hörte sich lustig an.


    Nein, so einach ist das nicht. Aber ich denke ich werde schon so eine Puppe basteln. Der ein oder andere tiefe Schmerz, zum Beispiel in der Lendengegend... kann ja ganz schön ägerlich sein, ohne von der Arbeit abzuhalten.


    Sie grinste böse. Dann lächelte sie sanft.


    Und natürlich bleibst du heute hier. Wenn es dir zu gefährlich ist, bei mir zu schlafen, kann ich dir ein Gästezimmer anbieten. Morgen gehen wir ganz früh in den Tempel und versehen den Tempeldienst. Danach fertigen wir das Bleiplättchen. Aber erst im Dunklen ist es Zeit für das Ritual.

  • Mit einem tiefen enttäuschten Seufzer gab ich zu verstehen, dass ich meine Göttin verstanden hatte. Endlich wurde mir freigegeben und dann das. Doch wenn ich endlich von den Quälereien des Balbus befreit werden wollte, musste ich es so hinnehmen.
    „Gut die Hauptsache ist, ihm versagen die Hände nicht oder ein chirurgischer Eingriff wird durch unerklärliche Zuckungen gestört oder gar gefährdet.“ Ansonsten stellte ich es mir lustig vor, wie Balbus immer wieder irgendwo stand oder saß und besorgt sein bestes Stück betrachtete.
    Zweifelnd schaute ich meine Göttin an. Nein ich würde es heute nicht bringen, nur zufrieden, meine Göttin an mich gezogen, nebeneinander zu schlafen. Traurig senkte ich den Blick, „dein wundervoller Anblick würde meinen Willen brechen. Wenn ich hier schlafen kann, dann nur fernab von dir, muss es reichen. Doch etwas Neues von dir zu lernen und dir dabei behilflich zu sein, ist ein kleiner Ausgleich.“ Nicht ein kleiner ein winziger Ausgleich, sagte ich mir selber.
    „Und nach dem Ritual?“ Die Frage war raus ehe ich es schaffte den Gedanken abzuwehren. „Entschuldigung", murmelte ich verlegen. Was musste sie mich für einen Schwächling halten.

  • Die schöne Schauspielerin musste grinsen. Natürlich fragte er wann sie endlich Zeit zu zweit verbringen konnten und traute sich auch nicht zu, eine Nacht unschuldig an ihrer Seite zu schlafen.


    Du musst dich nicht entschuldigen. Auch ich würde lieber heute als morgen... aber wenn wir unser magisches Ritual hinter uns gebracht haben, können wir uns ganz im Sinne der Großen Mutter vergnügen.


    Phryne drückte ihren Körper an Kaesos und haucht ihm ihren heißen Atem in den Nacken.


    Dann lass uns jetzt gemeinsam fasten, um den Erfolg des Rituals nicht zu gefährden. Ich denke, es ist besser wenn du noch ein paar Besorgungen vornimmst. Kerzen und Weihrauch wären gut. Wein nehmen wir aus meinen Vorräten. Wollen wir uns morgen am Tempel treffen? Ich bringe dann die Puppe und das Täfelchen mit. Ach ja, da fällt mir ein. Wir brauchen den Namen von Balbus Mutter. Das ist sehr wichtig! In magischen Beschwörungen braucht man immer den Namen der Mutter desjenigen, den man verzaubern will. Es wird dir sicher gelingen ihn herauszufinden, nicht wahr?


    Sie streichelte Kaeso über das Kinn.

  • Ich konnte nichts dagegen machen, laut stöhnte ich auf, als ich meine Göttin so dicht an meinem Körper spürte, dazu noch ihren Atem in meinem Nacken. Elig entzog ich mich ihr, mit der Frage warum quälst du mich so?
    Schwer schluckte ich und nickte zu den Aufgaben, die sie mir stellte. Die größte Schwierigkeit würde wohl sein, den Namen von Balbus Mutter heraus zu bekommen. Dies bedeutete ich musste zum Ludus zurück.
    Natürlich würde ich nicht zur Casa Acilia zurück kehren und die Nacht im Tempel verbringen. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass die auch Phrynes Plan gewesen war.
    „Natürlich“, antwortete ich nur kurz, hauchte einen Kuss auf ihre Hand, drehte mich um und eilte mit Tränen in den Augen aus ihrem Haus in Richtung Ludus. >>>>

  • Phrynes Bauch rundete sich zunehmend. Sie pflegte sich so gut es ging, unternahm nur noch kurze Spaziergänge und enthielt sich dem Wein und dem geschlechtlichen Verkehr, wie man es ihr geraten hatte. Das Kind unter ihrem Herzen war unruhig und gewalttätig. Es boxte und trat seine Mutter und Phryne hatte keinen Zweifel, dass es ein Junge werden würde. Eine echte Kämpfernatur.


    Inzwischen kam die Hebamme einmal pro Woche um sie zu untersuchen. Heute stand wieder ein Besuch von Susina Alpina an.
    Phryne hatte gebadet und sich herrichten lassen. Mit deutlich lesbarer Abneigung trank sie ihren Tee

  • Mit großer Regelmäßigkeit besuchte Alpina die schwangere Phryne in ihrem Haus. Je näher der Termin der Niederkunft rückte, desto häufiger. Wie vereinbart fand sie sich nun erneut in der Casa Acilia ein.


    Phrynes Sklavin Korone führte die Hebamme in das Cubiculum der Hausbesitzerin. Der Bauch der Libertina hatte sich bereits stark gesenkt. Er war dick und kugelrund.
    "Salve, Phryne. Wie geht es dir? Hast du Beschwerden? Kündigen sich die Wehen an?"

  • Die Schauspielerin erwiderte die Begrüßung. Sie war betont freundlich, schließlich brauchte sie die Hilfe der rätischen Kräuterhexe.


    Salve, Alpina. Danke der Nachfrage. Es geht mir soweit gut auch wenn ich es gar nicht erwarten kann, dass dieses Monstrum von Bauch endlich wieder schmal wird. Ich werde hart um meine Figur kämpfen müssen.


    Sie seufzte. Was für eine schreckliche Vorstellung. Wochenlang Gymnastik und Diät. Furchtbar.

    Sag, kannst du nicht machen, dass es schneller geht? Ich habe keine Lust mehr. Dieser kleine Kerl hier muss doch auch langsam genug von der Enge haben. Er wird erwartet! Los, untersuche mich! Und mach etwas, damit ich bald entbinden kann. Du kennst doch alle Tricks.

  • Die Hebamme untersuchte den Schangerenbauch. Das Kind lag bereits tief im Becken. Es war nur noch eine Frage von wenigen Tagen. Alpina hörte die Herztöne, sie waren kräftig. Alles schien gut zu sein.
    "Ich kann dir einen Trank geben, der den Muttermund erweicht und die Wehen fördern soll. Du solltest dich dann jedoch nicht mehr weit vom Haus entfernen. Die Geburt wird in den kommenden Tagen stattfinden. Dein Kind ist bereit."

  • Phryne nickte.


    Dann mal her mit dem Trank! Und aus dem Haus gehe ich ohnehin nicht mehr. Ich bin ja total unförmig und watschel wie eine Ente. Unvorzeigbar.


    Als die Hebamme sagte, dass sie mit einer baldigen Geburt rechnete, atmete Phryne erleichtert auf.


    Ein Glück, dass es nicht mehr lang dauern wird. Halte dich bereit, Alpina. Ich lasse nach dir rufen!

  • Alpina übergab Phryne die Kräutermischung und verabschiedete sich. Sie hasste es, von Phryne wie eine Dienerin behandelt zu werden. Doch wenn es um Geburten ging, war es ihr egal. In dem Moment, wenn die Wehen einsetzten, wurde auch die eingebildetste Möchte-Gern-Dame zum wimmernden Weib. Das würde Phryne auch nicht anders gehen.
    "Ich stehe bereit, Phryne. Vale bene!"


    Damit packte sie ihren Korb und verließ die Casa der Schauspielerin.

  • Phryne wurde unruhig. Die Tage verstrichen und die von der Hebamme angekündigten Wehen kamen nicht. Der Bauch wurde runder und runder. Sie trank den scheußlichen Trank mit Verachtung aber nichts änderte sich. Schließlich schickte Phryne nach der rätischen Kräuterfrau mit dem Befehl, dass sie sofort kommen solle.


    Vorn über gebeugt lief Phryne im Atrium des Hauses auf und ab. Wo blieb diese verdammte Hebamme?

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