• Der Schmerz lähmte Phryne. Sie konnte gar nichts mehr machen. Hilflos musste sie zulassen, dass die Hebamme gemeinsam mit Kaeso und Korone ihren Leib aus dem angenehm warmen Wasser hoben. Die Wehen kamen jetzt häufig und waren so schmerzhaft, dass Phryne beinahe die Sinne schwanden. Wie hatte sie so dumm sein können, sich auf dieses Kind zu freuen? Sie spürte, wie die Schambeinknochen auseinandergedrückt wurden. Ihr Unterleib war zum zerreißen gespannt.


    Hilfe! Helft mir doch! Ich zerreiße! Dieses Kind kann nicht durch meinen Schoß nach draußen. Schieb es wieder zurück, Alpina!


    Wieder eine Wehe wieder presste Phryne ganz unwillkürlich. Als der Schmerz überhand nahm, versuchte sie das Pressen zu unterdrücken. Sie konnte dieses Kind nicht gebären.

  • Oh Große Mutter, hilf doch meiner Göttin, flehte ich im Geiste ehe ich Alpina anflehte. „Bitte Alpina, tu etwas, hilf ihr! Ich weiß ihr beide habt ein altes Problem, ich kenne es nicht, nie hat mir irgendeiner davon erzählt, doch etwas weiß ich so sicher, wie dass der Name unseres Kaisers in Rom TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS ist, dass du niemals einem Menschen deine Hilfe verweigerst.“ Was konnte ich tun? Schließlich konnte ich das Kind, nicht ohne das Kind und Mutter Schaden nahmen herausziehen. Auch konnte ich meine Angebetete nicht aufschneiden damit das Kind herauskam. „Alpina, kennst du jemanden der ganz andere Wege gehen würde? Wege die du nie beschreiten würdest?“ Ich dachte dabei an Priester oder Priesterinnen, Druiden, Heilerinnen anderer Kulte oder Völker. Zögernd fragte ich, „wenn das Kind nicht herauskommt was dann? Bedeutet das....?“ Diese Frage wagte ich nicht ganz aus zu sprechen. Kennst du noch eine andere Methode, die nur einem....?Das Leben kostet? Schluchzend stellte ich leise diese Frage. Ich hielt es fast nicht mehr aus, im gleichen Raum mit den Frauen zu sein, dennoch wollte ich dabei bleiben, bestimmt konnte ich Alpina noch helfen.

  • Kaeso sprach aus, was Alpina bereits befürchtete. Der Kindskopf schien zu groß für Phrynes Becken. Aber ein Kaiserschnitt würde nur das Kind retten. Sie wollte noch eines versuchen.
    "Sprich nicht darüber, Kaeso!", zischte die Hebamme. "Das bringt Unglück! Entzünde ein Licht für das Kind und Diana Lucina. Vielleicht hilft das. Ich werde es mit meinen Möglichkeiten versuchen."


    Alpina legte ihr Ohr auf Phrynes Bauch. Die Herztöne waren bereits schwach geworden. Bei jeder Wehe schien das Herz des Kindes gequetscht zu werden. Die Hebamme holte ihre Instrumente. Sie würde einen Dammschnitt vornehmen und dann mit vereinten Kräften versuchen das Kind durch das Becken zu pressen.
    "Hör zu, Phryne. Ich muss dir jetzt weh tun. Es geht nicht anders und hat nichts mit unseren früheren Zwistigkeiten zu tun. Wenn dein Kind nicht geboren wird, sterbt ihr beide. Korone, du hältst Phrynes Schnenkel auseinander, Kaeso du drückst von oben auf Phrynes Bauch sobald ich es sage."


    Nun schob Alpina das Kind ein wenig zurück in den Mutterleib, damit sie genug Platz hatte den Damm einzuschneiden, der ohnehin schon kleine Einrisse zeigte. Mit einem knirschenden Geräusch zog sie das Skalpell durch den Muskelkreuzungspunkt zwischen Vagina und After. Durch die starke Spannung waren die Blutgefäße komprimiert, es blutete kaum. Phrye schrie auf und Alpina nickte Kaeso zu.
    "Jetzt schieben! Fest! Sofort!"


    Korone hielt die Schenkel, Kaeso schob und Alpina versuchte den großen Schädel des Kindes zu fassen zu bekommen.
    "Pressen Phryne! Pressen! Pressen! Nicht aufhören! Pressen! Weiter! Weiter! Noch mehr, noch mehr!"


    Endlich waren die Augen und die Nase zu sehen. Das Kind war bläulich angelaufen. Es musste schnell gehen. Phryne schrie aus Leibeskräften. Der Kopf kam ganz zum Vorschein. Mit geschickter Drehung zog die Hebamme die Schultern des Kindes hervor und legte dann das bläuliche Bündel auf die vorbereitete Decke. Es war ein sehr großer und schwerer Junge. Seine Arme und Beine spannten sich an, das Blau wurde Rot, dann öffnete sich der Mund und ein erstickter Schrei kam hervor.


    Einen Augenblick lang hielt Alpina die Luft an. Was hatte diese miese Schlampe für ein Glück. Sie hatte sich einen Sohn gewünscht und ihn bekommen. Das war ungerecht! So vielen Frauen war es nicht vergönnt, den Stammhalter zu gebären, den sich die Männer in der Regel für die Familie wünschten. Und Phryne hatte dieses Glück. Die ganze Zeit hatte sie davon gesprochen einen Sohn zu bekommen. Irgendwie hätte Alpina ihr gegönnt nun ein Mädchen im Arm zu halten. Doch Diana Lucina war offenbar auch bestechlich.

  • Ich hatte ja schon immer gewusst, das Alpina eine gute Kräuterfrau, Heilerin und Hebamme war, doch was dann geschah war für mich unvorstellbar. Bisher hatte ich ja keine Vorstellung davon was eine gute Hebamme alles wissen und können musste. Von einen Medicus oder Chirurgicus wurden sie meist sehr herablassend behandelt. So als ob sie eine Art untere Hilfskräfte wären und dabei lag in ihren Händen das Leben. Was wäre die Welt ohne diese Frauen?


    Alpinas Antwort nahm ich schluckend und schuldbewusst hin, dennoch konzentrierte ich mich auf das was weiter geschah. Präzise waren ihre Anweisungen und ihre umsichtige schnelle Handlung bewunderte ich trotz meiner Sorge. Angst umklammerte mich während ich schob und mit klopfendem Herzen auf Alpinas Hände starrte. Schweiß rann mir nicht nur über mein Gesicht, ich spürte wie er sich im Rücken ansammelte. Ich bemerkte irgendwann, wie ich immer wieder flüsterte, halt durch Liebste, halt durch, du schaffst das, halt durch Liebste. Endlich, ich konnte den Kopf sehen, beobachte Alpinas Tun, dann war es da, unser Kind. Entsetzt starrte ich auf das blaue Menschlein und unterdrückte ein Aufstöhnen. Ängstlich auf das blaue Etwas, sah seine Bewegung und den Farbwandel. Dann war er da, der erlösende Schrei. Was für ein Kind, ein Sohn. Besondere Erfahrung hatte ich nicht mit Säuglingen, doch ich fand, dass dies ein kräftiges Kind war.
    Ich beugte mich zu meiner Göttin, küsste sie sanft auf die Stirn. „Du warst so tapfer und wir haben einen kräftigen Sohn, welch ein Geschenk. Es ist doch alles in Ordnung mit ihm Alpina?“ versicherte ich mich. Jetzt wusste ich nicht wen ich mehr bewundern sollte, die Mutter, unseren Sohn oder Alpina.

  • Ahhh!!!


    Ein markerschütternder Schrei hallte durch die Casa Acilia. Der Schnitt durch ihre Dammmuskulatur durchzuckte den Leib der Schauspielerin. Der Befehlston der Hebamme erzeugte heftigen Unmut in ihr doch der Schmerz verhinderte, dass sie sich diesem frechen, kleinen Miststück an die Gurgel ging.


    Kaesos Hände pressten auf ihren sorgsam gepflegten Leib. Phryne presste und presste. Ihr Kopf lief hochrot an und plötzlich war es vorbei. Der Schmerz verklang. Er wurde zu einem scharfen Brennen. Würde sie je wieder Spaß am Sex haben? Würde sie wieder eng genug werden um den Männern, die sie begehrten die Lust zu bereiten, die sie sich wünschten? Würde sie je wieder einen göttergleichen Höhepunkt haben?


    Die bangen Momente wichen der Freude. Ein erstickter Schrei war zu hören.


    Wo ist er? Wo ist mein Sohn? Gib mir meinen Attis! Sofort, Alpina!

  • Attis? Alpina traute ihren Ohren nicht. Sie nannte ihren Sohn nach dem Phrygischen Heros, der sich selbst entmannt hatte? Wie geschmacklos!


    Ungeachtet des unverschämten Befehlstons der Libertina band Alpina mit der gewohnten Ruhe und Gelassenheit einer versierten Hebamme die Nabelschnur ab und schnitt sie mit dem silbernen Messerchen durch.
    "Du wirst erlauben, dass ich ihn reinige, bevor ich mit seinem blutbeschmierten Körper deine Tunika beschmutze", konterte sie trocken.


    Alpina trug den kleinen, inzwischen lautstark schreienden Jungen zum Badewasser, kniete sich hin und wusch im sanft das Blut und die Käseschmiere fort. Das Schreien verstummte, der Kleine beruhigte sich und begann mit den Lippen nach der Mutterbrust zu suchen. Die Hebamme lächelte, wickelte ihn in ein sauberes Tuch und als er wieder zu brüllen begann, schob sie ihm ihren kleinen Finger ins Mäulchen. Sofort trat Stille ein. Mit einem sanften Lächeln trug sie den Wonneproppen zu seiner Mutter.
    "Hier, Phryne, dein Sohn. Er sucht schon nach der Mutterbrust."


    Sie legte ihr das Wickelkind auf die Brust und beobachtete wie die Libertina ihr Kind betrachtete. Dann fiel ihr Blick auf Kaeso. Er war still geworden. So eine Geburt war ein beeindruckendes Erlebnis. Sie lächelte den jungen Mann an.
    "Er ist ganz gesund, keine Sorge."

  • Selbstverständlich wollte sie nicht noch mehr beschmutzt werden. Im Gegenteil, Phryne hatte das dringende Bedürfnis selbst noch einmal in die Wanne zu steigen. Doch daraus wurde wohl nichts. Das Kind wurde abgenabelt und gereinigt. Dann brachte die Hebamme Phryne ihren Sohn. Der Kommentar dazu war jedoch mehr als unangebracht.


    Mutterbrust? Bist du wahnsinnig, Alpina? Ich werde ihn natürlich nicht selbst stillen! Wo kommen wir dahin? Ich werde doch meine schöne Figur nicht ruinieren? Mein Kapital sind immerhin meine venusischen Reize. Eine Amme kann das ohnehin viel besser! Korone, schick Glaucus los, die Amme zu holen, die ich bereits engagiert habe.


    Dann lag Attis endlich in ihrem Arm. Was für ein Moment. Phryne überprüfte genauestens ob alles dran war. Sie zählte Finger und Zehen und sah nach ob er ein ganzer Mann war. Zufrieden nickte sie. Alles war so wie es sein sollte. Lautstark meldete sich der kleine Junge zu Wort und suchte mit seinen Lippen die Brustwarze. Phryne spürte ein Kribbeln in der Brust und bemühte sich dem Drang zu widerstehen Attis anzulegen. Seine Gesichtszüge trugen auch Kaesos Eigenheiten. Augen und Nase hatte er in jedem Fall von seinem Vater. Mit vor Schreck geweiteten Augen hielt sie der Hebamme das zappelnde Kind hin.


    Hier! Tu was! Er schreit bei mir! Ich kann das nicht.

  • Seltsam, warum verwunderte mich was ich gerade erlebte nicht. Im Gegenteil ich hatte es eher erwartet. Ich bemerkte wie meine Augen feucht wurden, denn jetzt war ich mir sicher, meinem Sohn würde etwas fehlen, dass was meine Mutter trotz ihrem eigenen Leids uns gegeben hatte. Mutterliebe.
    Mein Sohn war wie es ausschaute äußerlich vollkommen und perfekt als Statussymbol für meine Göttin. Trotzdem ob er glücklich werden würde. Er würde zugeschüttet werden mit Gaben, Geschenken und niemals Hunger haben, und keine Angst haben, denn meine Göttin verstand es sich Menschen zu Willen zu machen, ihm würde aber das entscheidene fehlen, Liebe. Natürlich würde ich versuchen, wann immer es mir möglich war ihm diese zu geben, doch ich befürchtete es würde nicht so oft sein.
    Ich trat zu Alpina, wischte mir rasch, verschämt mit dem Arm über die Augen. „Ich möchte ihn halten, bis die Amme da ist.“ Schon hielt ich ihn in meinem Armen, betrachtete ihn liebevoll. Als ich seine Lippen mit meinem kleinen Finger berührte, öffnete sich sein Mündchen und seine winzige Zunge berührte ihn tasten. Ich spürte wie er saugte, sein Gesicht verzog und sah wie sich Enttäuschung darin breit machte und zum Weinen verzerrte. Ihn wiegend summte ich jenes Schlaflied, was ich in einer fernen Nacht Alpina zum Trost vor gesummt hatte. Zwischendurch küsste ich ihn auf die Stirn, „gleich mein kleiner wunderschöner Attis, wirst du etwas zu trinken bekommen.“ Weitersummend ging ich mit durch das Haus und sprach zwischendurch leise, zärtliche Worte zu ihm, ehe ich weitersummte.
    Noch wollte ich nicht hören, wissen was unweigerlich kommen würde.

  • Nur zu gerne übergab Alpina den kleinen Schreihals seinem Vater. Kaeso nahm seinen Sohn sehr liebevoll auf den Arm und herzte ihn zärtlich. Im Gegensatz zur Mutter schien wenigstens der Vater zu Liebe und Zärtlichkeit fähig zu sein.
    Sie hatte anderes zu tun. Die Plazenta musste noch geboren werden. Die üblichen Geburtsriten abgehalten. In diesem Fall musste der Vater das Kind nicht anerkennen. Phryne war nicht Kaesos Connubia. Ihr Sohn würde Peregriner sein und ihren Namen tragen.


    Alpina versorgte also die Mutter. Nach ein paar Nachwehen kam die Plazenta unversehrt hervor. Nun musste der Dammschnitt genäht werden. Phryne riss die Augen auf als sie Nadel und Faden sah. Aber Alpina ließ gar keine Diskussion aufkommen. Mit der üblichen Routine nähte sie den Unterleib ihrer Patientin zu. Sie gab sich selbstverständlich ebensoviel Mühe wie sonst immer. Phryne sollte die gleiche Sorgfältigkeit erfahren und auch nach dieser Geburt noch ein freudvolles Liebesleben haben. Sollte sie wirklich? Einen Augenblick zögerte die Hebamme. Sollte sie mehr zunähen? Oder weniger? Doch letztlich gab ihr Berufsethos den Ausschlag. So perfekt wie möglich nähte sie den glatten Schnitt zu. Phryne jammerte und schrie ab und an, doch ließ sie alles über sich ergehen. Auch ihr war wohl klar, dass die Kunst der Hebamme über ihr weiteres Liebesleben entschied.


    Danach wickelte Alpina den Kleinen in die bereitgelegten Binden und eine Decke. Wieder bekam Kaeso den Jungen zu halten bis endlich die Amme eintraf.

  • Ihr blieb auch nichts erspart. Phryne sah die Nadel aufblitzen und spürte den Schmerz, scharf, schneidend, dann brennend. Sie schrie und jammerte. Vor allem aber versuchte sie sich vorzustellen wie ihr Unterleib aussah. Würde sie je wieder attraktiv sein für gierige Männer, denen es nicht eng genug sein konnte? Was war wenn die Hebamme sie ganz zunähte, was wenn sie eine hässliche, wulstige Narbe bekam. Aus Phrynes Augen traten Tränen. Ihre ganze Schönheit, ihr Potential - dahin! Warum nur hatte sie sich für diese Heilige Hochzeit freiwillig gemeldet, warum nicht verhütet? Sie hatte unbedingt ein heiliges Kind bekommen wollen. Das hatte sie nun davon!


    Als endlich alles vorbei war beobachtete sie Kaeso der liebevoll seinen Sohn im Arm hielt. Phryne sprach ihn direkt an.


    Er ist wunderschön, nicht wahr? Ein perfektes Kind! Ein Kind der Göttin, der Großen Mutter!


    Die Amme erschien. Zum Glück, denn der Kleine hatte eine durchdringende Stimme. Es dauerte nicht lang, dann lag er zufrieden schmatzend an der Brust der Amme. Mit gemischten Gefühlen beobachtete Phryne die Szene. Denn einerseits beneidete sie die Amme um das kleine Wesen an ihrer Brust. Zum anderen sah Phryne die ausgezehrten, faltigen Brüste der Frau und wusste wieder, warum sie nicht stillen wollte.
    Ihr Brust aber reagierte sofort. Sie kribbelte, zog, schmerzte. Ein Tröpfchen Milch zeigte sich bereits an der Spitze der Brustwarze. Entsetzt sah Phryne die Hebamme an.


    Meine Brüste schmerzen! Was ist das? Mach, dass es aufhört!

  • “Jaah“ Darin lag alles was ich in dem Augenblick spürte, Zustimmung, Freude, Glück und Liebe.
    Versonnen schaute ich unserem Sohn noch eine Weile zu. Ich ging zu meiner Göttin und küsste sie liebevoll auf ihre Stirn. „Meine Liebste, es ist etwas wundervolles in dir gewachsen, dafür Danke ich Dir. Die Große Mutter wird ihre Freude daran haben.“
    Ich zog mich aber gleich ein wenig zurück, da ich spürte wie die Stimmung meiner Göttin umschlug, was ich dann auch hörte, als Alpina es auch gleich wieder abbekam. Warum konnte sie ihr nicht einfach nur danken und einmal freundlich ansprechen, sie hatte ihr doch wirklich immer nur geholfen und ihre eigenen Befindlichkeiten zurück gesetzt. Das war der Teil in meiner Göttin, den ich nicht mochte und zu hassen begann.
    „Es war sehr anstrengend für dich, du solltest dich ausruhen“, meinte ich, in der Hoffnung ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. "Ich werde zum Tempel gehen und der Großen Mutter danken".

  • Als Phryne vernahm, dass Kaeso zum Tempel der Magna Mater gehen wollte, hielt sie ihn auf.


    Halt, Liebster, wenn du zum Tempel gehst, dann nimm ein angemessenes Opfer mit. Bring mir meine Schatulle, Korone!


    Die brave Sklavin lief und erschien mit Phrynes Geldkassette. Die Schauspielerin öffnete die Schatulle mit einem Schlüssel, der als Ring ihren Finger zierte. Dann entnahm sie ihm einige Münzen. Gold blitzte auf. Phryne drückte Kaeso eine der Goldmünzen in die Hand.


    Dieser Aureus ist für die Große Mutter. Dafür, dass sie mir im Hieros Gamos einen Sohn schnenkte. Opfere auch mein Gewand und eine Gewandfibel, so wie man es auch sonst bei Iuno macht. Ich werde noch einige Zeit unrein sein und den Tempel nicht betreten dürfen. Bitte den Gallus um die Deutung der Zeichen und ein Horoskop. Außerdem bitte ihn darum die Göttin zu fragen ob der Name Attis für meinen Sohn der richtige ist. Dann wollen wir in 7 Tagen das Namensfest feiern. Lade den Gallus dazu ein, bitte. Ich danke dir, Kaeso.
    Sie lächelte erschöpft und dankbar. Dann wandte sie sich Alpina zu. Ihre Stimme wurde noch milder und sie bemühte sich zu lächeln.


    Komm zu mir, Alpina. Auch du hast dir diesen Aureus redlich verdient. Denn dir habe ich es, neben der Großen Mutter, zu verdanken, dass mein Sohn und ich am Leben sind. Danke!

  • Auf den Befehl etwas gegen den beginnenden Milcheinschuss zu unternehmen folgte eine gänzlich unerwartete Geste der Libertina. Peitsche und Zuckerbrot gewissermaßen. Nachdem Phryne erfahren hatte, dass Kaeso den Tempel der Kybele aufsuchen wollte um zu danken und zu opfern, wurde die Schlange großzügig. In einem Anfall von Freundlichkeit und Großmut schenkte sie Alpina einen Aureus. Was für eine Entlohnung für eine Entbindung!
    Gut, sie hatte es Alpina nicht leichtgemacht, respektive der Wonneproppen, der nun den außergewöhnlichen Namen Attis bekommen sollte, aber so exklusiv war Alpina noch nie entlohnt worden.
    "Danke, Phryne. Du entlohnst mich fürstlich. Ich weiß deine Dankbarkeit zu schätzen."


    Sie wartete bis sich Kaeso von ihr verabschiedet hatte, dann erklärte sie Phryne was sie gegen den Milcheinschuss tun musste. Sie ließ ich Salbeiblätter für einen Trank dort und band ihr das Strophium so fest um die Brust, dass der Milcheinschuss gehemmt wurde. Phryne hielt entsetzt die Luft an, doch Alpina ließ sich nicht beeindrucken. Zuletzt band sie der Libertina einen Lendenschurz mit Wollwatte, um den Wochenfluss aufzufangen und ermahnte Korone, ihrer Herrin eine kräftigende Hühnersuppe zu kochen.
    "Wir sehen uns morgen, Phryne. Sollte etwas unvorhergesehenes sein, lass mich rufen. Ruh dich gut aus, du brauchst das jetzt. Vale bene"

  • Vom Tempel aus lenkten ich meine Schritte sofort zur Casa Acilia um dort meiner Göttin auszurichten, dass der Name 'Attis' von Kybele gewünscht werde. Dies würde bestimmt zur Erholung von Phryne beitragen. Freudig klopfte ich an die Türe.

  • Phryne schlief noch erschöpft als Kaeso aus dem Tempel kam. Alpina hatte inzwischen das Haus verlassen. Erst nach der Mittagszeit erwachte die Schauspielerin und ließ Kaeso eintreten. Die Amme saß auf einem Lehnstuhl und stillte den kleinen Jungen.


    Komm zu mir, Kaeso und sag mir was der Gallus dir geantwortet hat.

    Kam Phryne ohne Umschweife zum Punkt.

  • Es war soweit. Phryne hatte sich von den Stapazen der Geburt leidlich erholt. Alpina hatte die Fäden gezogen. Das Sitzen und das Wasser lassen schmerzten noch sehr, doch Phryne wusste, dass so eine Heilung dauerte. Sie pflegte sich mit Sitzbädern und Salben.


    Heute sollte ihr und Kaesos Sohn den Namen Attis erhalten. Mit dem Nomen gentile würde er Acilianus heißen. An ihm würde auch nlcht mehr der Makel des Freigelassenen kleben. denn Attis war ein freier Bürger Mogontiacums. Phryne war stolz darauf.


    Sie hatte sich schön herrichten lassen. In strahlendes Gelb gekleidet, mit reichlich Gold und Perlen behängt wartete sie auf einer Kline im Triclinium auf die Gäste. Viele würden es nicht werden, doch sollte dieser besondere Tag nicht nur im kleinen Kreis begangen werden.

  • Aufgeregt stand ich vor der Casa Acilia und wartete auf den Einlass. Nachdem ich meiner Göttinh, nach dem Besuch des Tempels mitgeteilt hatte, dass die Große Mutter mit dem Namen Attis einverstanden war, war ich, sofern es mir möglich war, fast täglich hier gewesen um nach ihr und meinem Sohn zu sehen. Ich hoffte sehr, dass es ihr bald wieder gut gehen würde und sie die Nachwirkungen der schweren Geburt bald ausgeheilt waren.

  • In letzter Zeit war Alpina häufig in der Casa Acilia. Die Wöchnerin musste betreut werden. Die kundige Hebamme sah täglich nach ihr und dem kleinen Jungen. Er entwickelte sich prächtig. Phrynes Dammnaht war noch nicht perfekt verheilt, doch am Tag vor dem "dies lustricus" hatte Alpina die Fäden ziehen können. MIt der richtigen Pflege, würde Phrynes Pforte wohl bald wieder empfangsbereit sein. Noch immer behagte der Raeterin die Vorstellung überhaupt nicht, dass Kaeso sein Herz an diese Schlange gehängt hatte. Dieses berechnenede Weibsstück, das mit den Männern nur spielte, würde sein empfindliches Herz brechen, da war sich Alpina sicher.


    Sie erschien zur Namensfeier mit einem Geschenk für den kleinen Jungen, der zukünftig den Namen des phygischen Heros tragen würde: Attis.
    Alpina fand die Namensfindung mehr als unpassend, hielt sich mit Kommentaren aber zurück. Es war nicht ihr Kind und sie hatte schon oft zusammengezuckt wenn Eltern ihren Kindern eigenartige Namen gegeben hatten.


    In dem Stoffpacket, das praktischerweise aus einem leinenen Windeltuch bestand, lag eine kleine Rassel in Form eines Sistrums. Das Musikinstrument, das im ägyptischen Isiskult verwendet wurde, war Phryne durch die Gemeinschaft der Tempel der Isis und der Kybele sicher vertraut und sie hoffte es würde sie freuen. Dass es Attis gefallen würde, daran hatte Alpina keinen Zweifel.

  • Balbus stand mit Kaeso gemeinsam vor der Tür der Casa Acilia und wartete auf Einlass. Er war sehr gespannt wie die Libertina lebte, mit der Kaeso nun ein Kind hatte und die sich bei dem Kultfest im Frühling so lasziv und freizügig gezeigt hatte.
    Von außen konnte man schon erkennen, dass es ein großes Haus war. Balbus erwartete ein entsprechnd luxuröses Innenleben. Phryne schien wohlhabend zu sein. Ungewöhnlich für eine Freigelassene.


  • Glaucus


    Der Sklave Phrynes öffnete die Tür.
    Salve Kaeso. Salve... er sah den Chirurgicus fragend an, dann erinnerte er sich, dass Phryne auch den Lehrherrn des Kindsvaters eingeladen hatte. Salve, Chirurgicus.


    Er führte die Männer durch das Atrium des Hauses in das Triclinium, in dem es sich die Hausherrin bequem gemacht hatte. Der alte Gallus und ein paar Fanatici aus dem Kultverwein der Kybele waren auch schon anwesend.



    Der ganze Stolz der Libertina lag friedlich schlummernd im Arm der Amme und wurde bewundert. Phryne streckte die Hand nach Kaeso aus als dieser eintrat.


    Kaeso, mein Lieber! Komm an meine Seite! Ich nehme an, das ist dein Lehrmeister, Gavius Balbus, nicht wahr? Wir kennen uns noch nicht.


    Sie zog Kaeso an ihre Seite und reichte die andere Hand elegant dem schmächtigen Mann zum Kuss.

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