[Templa Mogontiaci] Die Ausbildung der Duccia Silvana

  • Curio nickte bestätigend nach der ersten Antwort, oder besser der Antwortfrage seiner Schülerin.


    Nicht so zurückhaltend, Duccia. Denn die Antwort ist vollkommen richtig. Mit der Reinigung säubern wir unser Äußeres und symbolisch auch unser Inneres, damit wir ordentlich vor die Götter treten.


    Die nächste Antwort wiederum war bezog sich zwar nicht direkt auf seine eigentliche Frage, doch hakte Silvana mit ihrer Antwort einen Themenkomplex ab, der problemlos auch in die jetzige Phase der Lektion passte. Als sich jedoch abzeichnete, dass seine Frage überhaupt nicht beantwortet wurde, kneifte Curio seine Augen leicht zusammen und ein Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht.


    Deine Ausführungen sind natürlich richtig, Duccia, doch beantworten sie keineswegs meine Frage. Da wir aber bereits bei diesem Thema sind, möchte ich noch ein paar kleine Ergänzungen vornehmen: Neben den Laren der Familien und Häuser gibt es natürlich auch Laren der Straßen, der Wegkreuzungen, Städte und Vici haben ihre eigenen Laren, eigentlich gibt es Laren für alle möglichen Bereiche.


    begann er und deutete nun auf einen der Stühle, die bereit gestellt worden waren, während er sich auf den anderen setzte.


    Dann hat natürlich auch jeder Mensch einen eigenen Schutzgeist, bei den Männern sind das die Genii, jede Frau hat ihre eigene Iuno. Von besonderer Bedeutung für den Staatskult ist der Genius des Kaisers, der auch besonders verehrt wird. Wir haben dafür das Augustalium.


    Damit waren auch die individuellen Geistwesen abgehakt. Blieben noch die Unterweltsgeistwesen, mit denen sich Curio ja aus gewissen Gründen näher beschäftigt hatte. Ob er das jedoch auch an seine Discipula weitergeben sollte? Er zögerte kurz, blickte auf die Opferhilfsmittel, die ordentlich in den Regalen standen und nach ihrem Zweck und ihren Motiven sortiert waren. Er entschied sich dagegen, da die jeweiligen Geschichten schon für ihn reichlich belastend waren, und schaute wieder zu seiner Discipula.


    Wo waren wir?


    fragte er mit einem kurzen Stirnrunzeln, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Lektion.


    Ach so. Bei der Struktur. Die Waschung am Anfang haben wir grade schon behandelt. Normalerweise folgt nach der Waschung ein Weihrauchopfer. Weißt du wozu dieses gut ist?

  • Sie setzte sich auf den ihr zugewisenen Stuhl und lauschte seinen weiteren Worte, bis eine erneute Frage kam.


    Da war es wieder das Lächeln, welches Eisberge zum schmelzen bringen konnte. Ja Runa strahlte diese Mal übers ganze Gesicht, denn diese frage konnte sie sicher und ohne langes Drumherum beantworten.
    Entsprechen selbstsicher war auch ihre Stimme


    „Mit einer Weihrauchgabe stellte man die Verbindung ins Reich der Götter her.“

  • Dieses Mal erwiderte Curio das Lächeln, stand auf und holte eines der Weihrauchgefäße, die im Regal standen.


    Ganz genau. Das Weihrauchopfer bildet den Anfang so ziemlich jeden Opfers, denn damit machen wir die Götter sozusagen auf uns aufmerksam.


    bestätigte er die Antwort Silvanas und stellte dann das kleine Kästchen auf einen kleinen Beistelltisch nahe den beiden Stühlen.


    Das hier ist eine Acerra, in der der Weihrauch im Tempel gelagert wird. Hier haben wir eine recht künstlerisch gearbeitete mit einem Adlermotiv.


    Ein wirklich schönes Stück, dachte Curio, gab Silvana einige Augenblicke Zeit, sich das Gefäß anzuschauen und fuhr dann fort.


    Nun fahren wir aber fort mit unserem unblutigen Opfer. Du hast dir nun die Hände gereinigt und das Weihrauchopfer geleistet und damit die Götter auf dich aufmerksam gemacht. Wie würdest du nun weitermachen?

  • Runa betrachtete die Acerra und war dankbar, das Curio ihr dafür auch einige Momente Zeit gab, bevor er mit der Lektion fortfuhr.


    „Nun jetzt wo ich mit reinen Händen und reinem Herzen eine Verbindung zu den Götter hergestellt haben, würde ich ihnen mein Anliegen, meine Bitte vortragen, dabei würde ich die von mir mitgebrachten Gaben – wie zum Beispiel Blumen, Kuchen, Früchte, Geld, Wein – obwohl Trankopfer ja auch separat möglich sind – den Götter reichen, in dem ich sie auf den Altar lege.“


    Sagte Runa und schaute ihren Lehrer an. Eigentlich war sie ja sicher, dass ihre Antwort richtig war, aber irgendwie fühlte sie sich gar nicht so, all das hier war immer noch sehr beeindrucken, ja es wirkte fast so, als schüchterte es die sonst so selbstsichere Runa ein.

  • Wieder nickte Curio bestätigend und nahm zwei weitere Opfergeräte aus den Regalen, eine reich verzierte silberne Patera mit einer verschleierten Iuno und einen recht einfach gefertigten Gutus. Auch diese stellte er neben die Duccia auf den Tisch.


    Sehr richtig. Opfergaben wie Kuchen, Brot, aber auch Münzen werden meist einfach dargebracht. Trankopfer jedoch werden in der Regel in besonders dafür geschaffenen Geräten getätigt. Die beiden wichtigsten siehst du hier. Dies hier ist eine Patera, sie gehört auch insgesamt zu den wichtigsten Kultgeräten, da sie für verschiedenste Dinge genutzt werden. Einerseits werden Weinopfer mit ihr dargebracht, anderseits dient sie aber bei blutigen Opfern auch dazu, das Blut der Opfertiere aufzufangen. Dies hier wiederum ist ein Gutus. Mit ihm können Trankopfer sowohl vorsichtig geschüttet, als auch langsam getropft werden.


    Wieder gab er Silvana Zeit, sich die Kultgeräte anzuschauen und sie auch aufzunehmen. Grade bei den Paterae hielt er es für wichtig, auch ihr Gewicht einschätzen zu können, da diese ja auch bei den meisten Opfern zum Einsatz kam und Opferhelfer einfach wissen mussten, wie sie mit ihnen umzugehen hatten.


    Beim Opfergebet wiederum gibt es einige Dinge zu beachten. Zum Beispiel die Handhaltung. Immer bei Gebeten strecken wir die Arme nach vorne aus und richten die Handflächen nach oben. Zum Abschluss des Gebets wenden wir uns abschließend nach rechts ab.


    geriet Curio nun etwas ins Dozieren. Allerdings wollte er hier ja nicht in eine ellenlange Vorlesung abdriften.


    Das Gebet selbst hat dann auch eine bestimte Struktur oder Reihenfolge. Weißt du dazu etwas?

  • Runa nahm sich die Zeit, schaute die Kultgeräte an, berührte sie vorsichtig und schließlich hab sie die Paterae vorsichtig an. Sie war nicht so leicht wie sie erwartet hatte, aber auch nicht so schwer. Man würde sie bei einem Opfer lang genug halten können.


    Sie schaute Curio an und sog seinen Vortrag förmlich in sich auf.... Arme nach vor – Handflächen nach oben – dann nach rechts wenden.


    Die nun folgenden Frage konnte Runa eigentlich im Schlaf beantworten und so antwortete sie diese Mal auch schnell und ohne jedes Zögern.


    „ Zunächst erfolgt das Anrede des Gottes, der für das jeweilige Anliegen zuständig ist. Dann berufe man sich auf die Macht des Gottes.Danach erfolgt die Berufung auf die eigene Frömmigkeit und die eigenen früheren Leistungen an Opfern. Jetzt folgt die Bitte selbst. Dann folgen Versprechen künftiger Leistungen an die Gottheit.“

  • Ja, sehr schön.


    antwortete Curio und gab sich sichtlich zufrieden, dass es doch so schnell vorwärts ging.


    Das wäre auch schon das unblutige Opfer, dass du ja schon kennst. Bei größeren Opfern ginge man nun zum blutigen Teil des Opfers. Normalerweise sind blutiger Opfer deutlich größer und mit mehr Aufwand verbunden. Dem Opfer voraus geht oft eine Prozession zum Tempel hin. Das ist dann ein großes Ereignis: Musiker spielen Instrumente usw. Unser Kult ist ja auch vor allem ein öffentlicher Kult. Anders als manche Kultgemeinden, die ihre Kulte hinter verschlossenen Türen durchführen.


    Das war auch ein Grundzug des Cultus, der schon fast trivial schien, aber dennoch von Curio nicht verschwiegen werden sollte.


    Nach der Prozession folgt das unblutige Opfer, so wie wir es grade durchgesprochen haben un schließlich das blutige Opfer. Da gibt es natürlich auch einige Dinge, die wir durchsprechen müssen. Zum Beispiel die Opfertiere. Was weißt du über deren Auswahl?

  • Runa versuchte sich an das gelernte zu erinnern und wie immer wenn sie nicht genau wusste wie sie antworten solle, kam sie ins referieren und schweifte wahrscheinlich ab und verlor sich im Detail.


    "Bei blutigen Opfern wird in der Regel ein einziges Tier geopfert.Die Qualität und Quantität der Opfertiere ist zumeist aber abhängig vom Wohlstand des Opfernden und davon was er von der Gottheit will.
    Möglich sind unter anderem Ziegen, Hunde, Pferde, Hühner, Tauben.Der Stier ist das teuerste und prestigeträchtigste Opfer, das Lamm wird gerne genommen weil es "lammfromm" und brav zum Altar geht.
    Ein Opfer verlangt unbedingte Einhaltung der Vorschriften, Tiere die sich wehren oder zu flüchten versuchen machen die Zeremonie ungültig und alles muss wiederholt werden.
    Auch müssen die Opfertiere makellos sein, den Himmelsgöttern opfert man vorzugsweise weiße Tiere, den Göttern der Unterwelt dunkle Tiere.
    Die Opfertiere werden geschmückt mit Kränzen und farbigen Bändern zum Altar geführt, dann gebiete man der Gemeinde zu schweigen, manchmal werden die Handlungen von Flötenspielern begleitet. Der Opfernde spricht nun vorgeschriebene Gebetsformeln, danach folgt eine rituelle Handwaschung. Anschließend werden gesalzenes Mehl und Wein über das Tier geschüttet. Das Tier wird nun seines Schmuckes entledigt und der Opfernde zieht mit dem Opfermesser einen symbolischen Strich vom Kopf bis zum Schwanz.
    Es folgt ein weiteres Gebet und dann beginnt der blutige Teil.
    Das Tier wird meist mit einem Hammerschlag betäubt und dann mit einem Messer oder einer Axt getötet. Je mehr Blut auf den Altar spritzte, umso günstiger erscheint das Opfer. Es folgt die Untersuchung der Eingeweide, auch hier muss alles stimmen sonst ist das Opfer ungültig.
    Die Eingeweide werden zusammen mit einigen ausgesuchten Stücken des Fleisches wieder mit gesalzenem Mehl bestreut, gekocht, zerkleinert und anschließend im Altarfeuer verbrannt.Der Rest des Fleisches kann dann zubereitet und von der Opfergemeinschaft verspeist werden.“


    Runa schaute ihren Lehrer an und hoffte, dass sie sich soweit richtig erinnert hatte.

  • Curio staunte nicht schlecht, dass Silvana, die ja eigentlich noch keine Erfahrungen mit blutigen Opfern hatte, nun das gesamte Operritual bei blutigen Opfern durchexerzierte. Hatte da etwa jemand zu Hause die Bücher gewälzt? Sein überraschter Gesichtausdruck sprach daher auch Bände. Eigentlich wollte er bei blutigen Opfern langsam und schrittweise vorgehen, aber das war wohl gar nicht nötig. Jetzt gab es allenfalls noch kleinere Korrekturen vorzunehmen.


    Jede Gottheit hat natürlich auch seine Lieblingsopfertiere und zum Beispiel die Stiere sind vor allem Iuppiter oder den Divi Augusti vorbehalten, während Iuno zum Beispiel gerne Kühe annimmt oder Apollo Ziegen- oder Lammböcke. Wichtig ist aber auch, dass männliche Gottheiten männliche Ofertiere bekommen, und weibliche Gottheiten entsprechend weibliche Opfertiere.


    sprach Curio ein erstes Thema an und fuhr auch noch mit einer weiteren Anmerkung fort.


    Die vorgeschriebenen Gebetsformeln, die du ansprichst, sind dabei ein übliches Opergebet, so wie du es auch beim unblutigen Opfer sprichst. Die Regeln für die Gebetsstruktur gelten natürlich auch hier.


    Und es gab auch noch eine dritte Anmerkung.


    Da nicht bei jedem Opfer ein Haruspex dabei sein muss, besonders bei kleineren blutigen Opfern ist das im Gegensatz zu großen Staatsopfern nicht immer der Fall, solltest du dir zumindest grundlegende Kenntnisse in der Eingeweideschau aneignen. Hierzu suchst du am besten einen der lokalen Haruspices auf, die dir sicherlich gerne eine kurze Einführung geben.


    Zuletzt dann noch eine Frage, die wohl wichtig war für ihre zukünftige Tätigkeit.


    Weißt du, ob du Blut sehen kannst, ohne... na ja, ohnmächtig zu werden? Für manche Discipuli ist grade der Geruch von Blut neu und sie kommen damit nicht klar. Vielleicht kannst du ja deinen Vater bitten, mit dir ein kleines privates Opfer durchzuführen, um das mal auszuprobieren. Oder wir machen hier ein kleines Opfer. Nicht dass du uns während eines großen Opfers oder gar deines Einführungsopfers aus den Sandalen fällst.

  • Seine Überraschung rief schon so etwas wie Stolz in Runa hervor und wieder sog sie die neuen Informationen auf und fügte sie im Geiste ihrem Wissen bei.
    „Ein Haruspex aufsuchen.“ murmelte Runa vor sich hin und überlegte schon wann und wie sie ds in ihrem Terminkalender unterbrachte.
    Dann stellte Curio aber eine Frage, die nun wohl doch entlarven würde, das Runas Wissen nur aus Theorie und keinesfalls aus Praxis bestand.
    „Nun...“ mit der rechten Fußspitze zeichnete sie einen Kreise auf den Fußboden und betrachtete diese bei ihrem Tun ausgiebig. „.. ich ähm nun ja …“ Wurde sie etwa rot – ja verdammte Axt wurde sie. „Ich weiß es nicht.“ sagte sie schließlich mit einem fast schon resignierten Tonfall.

  • Curio dachte an sein erstes blutiges Opfer zurück. Ihm war es glücklicherweise mit dem Opfer gut gegangen. Das einzige, was ihm immer noch ein bisschen zu schaffen machte, war das Geräusch beim Schnitt durch die Kehlen kleinerer Opfertiere. Trotz aller Erfahrung, die er sich während seiner Ausbildung und der Zeit als Aedituus erworben hatte, war der Schnitt immer noch ein unangenehmer Moment für ihn.


    Mhm... Ein Problem sollte das nicht darstellen. Wie gesagt kannst du ja mal deinen Vater ansprechen, ob für euch zu Hause eine Gelegenheit für ein kleines blutiges Opfer ansteht, ansonsten kann ich dich aber auch für ein Opfer in einem der Tempel einteilen bzw. einteilen lassen. Ersteres hätte den Vorteil, dass du in vertrauter Umgebung wärest, zweiteres würde dir aber bereits Erfahrung bei der Opferdurchführung in einem Tempel einbringen.


    Curio schaute aus dem Fenster und sah, dass die Sonne ihren Zenit bereits überschritten hatte.


    Du kannst es dir aber bis morgen überlegen. Für heute haben wir schon sehr viel geschafft. Sofern du also erstmal keine Fragen mehr hast, ist die Lektion für heute beendet.


    Der Helvetier wartete noch einen Augenblick, ob es Fragen von Seiten Silvanas gab. Ansonsten würde er sie dann in die praktische Arbeit entlassen.

  • Runa nickte. „Ich werde Vater fragen.“ Denn es erschien ihr besser, dies doch lieber erst mal im vertrauten Kreis zu testen. Nicht das sie hier im Tempel aus den Sandalen kippte, dann doch lieber zu Hause.
    Das es anders kommen sollte und sie ihr erste blutiges Opfer erst anlässlich des Opfers zum Tod des Kaisers miterleben sollte, konnte sie ja jetzt noch nicht erahnen.
    „Ich danke dir für die Lektion bis Morgen Helvetius Curio.“ verabschiedete sie sich von ihrem lehrer und wandte sie dann den üblichen Aufgaben einer Schülerin zu, die doch zumeist aus Aufräumen und putzen bestand. Lieben würde sie diese Arbeit wohl nie, aber sie gab ihr auch imer die Zeit und die nötig Ruhe alles am Tag gelernte nochmals zu verinnerlichen. Gerade das Fegen des Tempels hatte etwas meditatives.

  • Am Tag der nächsten Lektion war Curio durch mit seinen Nerven. Alpina war weg und hatte lediglich ein paar Nachrichten und ein Geschenk für Silvana zurückgelassen. Überhaupt war der letzte Tag ein Tag voller Chaos und unschöner Ereignisse gewesen. Trotzdem Curio gestern früh ins Bett gegangen war, hatte er kaum geschlafen und nun, als er vor dem Apollo-Tempel stand und auf seine Discipula wartete, fühlte er sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Würde ausstrahlen, Curio, ging es ihm durch den Kopf, du bist nun Lehrer, Wahlkämpfer, Hausbauer. Doch konnte er seine schlechte Verfassung kaum verbergen. Ein bisschen Ablenkung davon würden hoffentlich der jener Brief und das Kästchen geben, das er mit zum Tempel gebracht hatte, um es, wie es Alpina wollte, an Silvana weiterzugeben.

  • Runa kam wie immer pünktlich zum Unterricht. Sie wollte Curio gerade freudig begrüßen, als ihr auffiel, das er nicht ganz auf der Höhe war, er sah nachdenklich aus – also das tat er zwar immer, aber es war anders als sonst.
    Irgendwas musste passiert sein, nicht nur das er reichlich mitgenommen aussah mit seinen tiefen schwarzen Ringen unter den Augen, er der sonst so eine Gelassenheit nach außen trug wirkte betroffen.
    „Salve Helvetius Curio, was ist passiert? Was bedrückt dich?“
    Ja Runas herzerfrischende Art mit der Tür ins Haus zu fallen kam mal wieder durch. Sie machte es aber nicht um den heißen Brei zu reden, denn dann brauchte es immer Ewigkeiten, bis man zum Kern der Sache vordrang. Deswegen stellte sie ihre Fragen gern direkt. Und sie fragte auch nicht ob sondern was passiert war, denn dass etwas vorgefallen war, stand dem Helvetier ja förmlich ins gesicht geschrieben.

  • Curio wurde aus seinen Gedanken gerissen, als seine Discipula ihn grüßte. Als wenn es Curio nicht schon schlecht genug ginge, kam nun auch noch en Kopfschmerz auf und Curio musste sich zusammenreißen, nicht noch derangierter auszusehen, als er es ohnehin tat. Leider reicht nämlich sein Wille, Würde auszutrahlen in der jetzigen Situation nicht aus, um auch ein entsprechendes Bild für die Außenwelt zu bieten. Es dauerte einige Augenblicke, bis er antwortete und in seiner Stimme war ein leichtes Kratzen zu hören.


    Salve, Duccia. Am besten sprechen wir im Innern darüber.


    antwortete er, drehte sich um, ging am Tempel vorbei zu den Zusätzgebäuden, wo er eine Kammer für die Lektion vorbereitet hatte. In dem Raum angekommen legte er den Brief Alpinas und das Kästchen auf einen Beistelltisch, bedeutete Silvana sich zu setzen und nahm dann ebenfalls auf einem Stuhl platz. Aus einer Kanne goss er Wasser in zwei Becher, von denen er einen nahm und halb leerte. Dann erst fand er die Worte, um die Lektion mit einer nichtkultischen Angelegenheit zu eröffnen.


    Nun, Duccia. Alpina ist abgereist. Sie hat mich, in einem Schreiben darum gebeten, die dieses Brief und dieses Kästchen zu übergeben.


    Er schob den Brief und das Kästchen hinüber und gab ihr zu verstehen, dass sie das Schreiben ruhig öffnen und lesen könnte, indem er selbst erstmal nicht weitersprach.


    Liebe Runa,


    leider konnte ich unseren Kräuterunterricht nicht mehr fortführen. Mein Weg führt mich nun in die Heimat deiner Vorfahren. Sag deinem Vater meinen Dank für seinen wertvollen Rat. Dir möchte ich noch einmal von Herzen danken für deine Freundschaft. Sie war mir ein wichtiger Anker. In dem Kästchen, das ich dir durch deinen Lehrer übergebe ist eine Räuchermischung aus den Harzen von Tanne, Fichte und Kiefer gemeinsam mit den Blätter des Dosts. Du wirst sie in deiner Ausbildung sicher nutzen können.


    In Freundschaft, vale bene
    Alpina

  • Runa verstand erst mal gar nichts und auch den Brief lass sie mehr als nur ein mal.
    Sie war mir ein Anker? Nicht mehr fortführen?
    Runa sah von den Zeilen zu Curio und wieder auf die Zeilen.
    „Was soll das heißen?“
    Nochmals lass sie den Brief, der sich so endgültig lass.
    „Aber.. aber sie kommt doch wieder oder?“
    Runa sprang auf und vergaß glatt die förmliche Anrede.
    „Curio, sag mir das sie wieder kommt.“ Sie packte ihren Lehrer am Arm. „Sie kommt doch wieder oder?“

  • Wieder dauerte es einige Momente, bis Curio antwortete. Vorher trank er einen Schluck und blickte seine Discipula aus übernächtigten Augen an. Natürlich hatte er sich das auch gefragt und zumindest sein Brief hatte doch sehr endgültig geklungen. Alpina schien mit Mogontiacum, seinen Bürgern und all jenen, denen sie hier nahegestandenen hatte, abgeschlossen zu haben. Die Reaktion Silvanas bestätigte diese Befürchtung Curios, die ihn die ganze Nacht umgetrieben hatte.


    Das wird die Zeit zeigen, Duccia.


    antwortete Curio ebenso viel- wie nichtssagend. Die kleine Indiskretion überhörte er dabei einfach. Er war sich fast sicher, dass Alpina bereits mit ihrem Leben abgeschlossen hatte und nun mit einer Lebensmüdigkeit, die den jungen Helvetier erschreckte, gen Osten reiste, allein und ohne Begleitung. Doch sprach aus einer Antwort trotzdem ein bisschen Hoffnung, die er noch nicht bereit war, aufzugeben. Auch wenn alles gegen diese Hoffnung sprach.

  • Nein diese Mal ließ sich Runa nicht von seiner Ruhe, die er immer ausstrahlte anstecken nicht dieses Mal. Runa sah ihn an und in ihren Augen stand eine Mischung aus Verzweiflung und Entschlossenheit.
    Die Entschlossenheit war es die dann aber obsiegte.
    „Du willst sie einfach so gehen lassen?“ ja das klang wie ein Vorwurf. Runa drehte sich um, schnappte sich ihre Sachen um sich dann wieder ihrem Lehrer zuzuwenden. „Wenn du nichts unternimmst, ich werde es tun. Wir müssen sie suchen!“ Ja da gab es für Runa keine Diskussion. Sie würde sicher nicht hier sitzen und ihre Lektionen pauken, während ihre Freundin sich irgendwo in Gefahr brachte.
    „Ich besorge Pferde! Kommst du mit?“ ja es war nur die Frage ob er sie begleiten wollte, nicht ob sie es tun würde, denn das stand für sie fest.
    Es war wohl das erste Mal, das Curio feststellen musste, das Runa durchaus mehr als das kleine bolnde Mädchen war.

  • Überrascht von der plötzlichen Gefühlsaufwallung seiner Discipula brauchte Curio, besonders in seiner jetzigen Konstitution, einen Augenblick, um sich seiner Aufgaben klar zu werden. Daher dauerte es länger, bis er klar machte, was er sich von der Duccia erwartete.


    Setz - Dich - Hin!


    sprach er mit einer Strenge, von der er nicht geglaubt hatte, dass er sie heute aufbringen hätte können.


    Zudem geht sie nicht, sie IST gegangen. Bereits gestern muss sie um den Nachmittag abgereist sein. Wohlgemerkt ohne sich ordentlich zu verabschieden. Sie hat ihre Entscheidung getroffen und selbst, wenn wir sie fänden, was ich ehrlich gesagt bezweifeln würde, da weder ich, noch du ihre Pläne kennen, glaube ich kaum, dass wir sie umstimmen könnten.


    Wieder zuckte ein Schmerz durch seinen Kopf. Curio atmete tief duch und griff erneut zu seinem Becher, um einen Schluck zu trinken.


    Wir müssen nun weitermachen und unsere Pflichten erfüllen. Wenn die Götter wollen, dass sie zurückkommt, werden sie schon dafür Sorge tragen. Dazu gibt es KEINE Alternative!

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