Atrium - Germanicus Ferox

  • Auf die Frage hin ob Sedulus wußte von was Antias sprach, nickte er leicht mit dem Kopf und lächelte dabei.


    So in etwa, ja.


    Kam dann noch die knappe Antwort. Als Antias dann noch von sich gab er würde sich für das Peristyl interessieren, sah Sedulus in ein klein wenig verwundert an. Wenn er meinte. Er selbst hätte auch keine Probleme damit wenn er hier bleiben würde, so wie es für Ferox wie es schien auch kein Thema war.
    Auf die Frage von Ferox wie denn nun die verwantschaftlichen Verhältnisse zwischen ihm und Sedulus seinen meinte der Senator.


    So wie ich den Stammbaum im Kopf habe, sind wir eigentlich gar nichts miteinander. Euer Vater stammte aus einem anderen Zweig der Familie. Ich könnte euch adoptieren oder aber ihr seit einfach Klienten von mir. Wobei, vielleicht ist sogar besser wenn ihr mich nicht als Patronus hättet, aber das überlasse ich euch. Einen Tutor benötigt ihr ja nicht mehr. Was das Fest angeht, so gibt es vielleicht sogar bald eines, mal sehn.

  • Ferox Umarmung kam zwar ein wenig unerwartet, aber Antias erschien es plötzlich als das natürlichste der Welt, diesen impulsiven Naturburschen zu drücken. Er hatte keinen Mann mehr umarmt, seit .. ja, seit wann? Soweit er sich erinnern konnte, hatte er das bis heute noch nie getan, zumindest nicht nüchtern. Mit einem brüderlichen Klaps auf Feroxs Wange löste er sich wieder und lauschte schmunzelnd dem begeisterten Geplapper seines Bruders. Ferox war völlig aus dem Häuschen. Verständlich. Die finale Erfüllung seiner Träume wäre es wohl gewesen, wenn sich auch noch weitere Familienangehörige eingefunden hätten, Onkel, Tanten, Großeltern. Im Gegensatz zu Ferox wusste Antias allerdings, dass nur sie beide von ihrer Familie übrig geblieben waren, aber das war jetzt nicht der Moment für schlechte Neuigkeiten.


    In seinem Überschwang brachte der freudestrahlende Ferox sogar Gens und Familie durcheinander. Nach all den isolierten Jahren war das kaum verwunderlich. Sicher hätte er auch noch das Personal der Casa dankbar in seine Arme geschlossen. Dass Senator Sedulus die Dinge behutsam wieder gerade rückte, registrierte Antias mit einem wissenden Grinsen.
    „Tja, so ist das.“ lächelte er Ferox zu. „Senator Germanicus Sedulus ist zwar Familienoberhaupt, aber eben das seiner eigenen Familie. Was uns aber alle verbindet ist die Gens. Dank sei den Göttern dafür, sonst stünden wir zwei noch einsamer in der Welt rum als wir’s eh schon tun.“ Die verlegene Starre, die ihn die ganze Zeit eingeschnürt hatte, war schlagartig verschwunden. Das winterwelke Peristyl kam ihm schon gar nicht mehr so verlockend vor. Es gab noch so vieles, was er Ferox fragen wollte. Ob wenigstens dessen Mutter noch lebte, welche Pläne er in Roma hatte, ob er ihm dabei helfen konnte. Antias war kurz davor, ebenfalls aufgedreht loszuplappern, aber die weiteren Worte des Senators ließen ihn wieder etwas ernster werden.


    „Ja, in der Tat, Senator.“ nickte er nachdenklich. „Zumindest in meinem Fall ist es wohl besser, von einem Patronat Abstand zu nehmen, denn so wie sich die Dinge momentan darstellen, vor allem hinsichtlich dessen, was ich dir in der Bibliothek eröffnet habe, könnte ich dir als Klient im Augenblick nur zum Nachteil gereichen. Ich will dich da nicht mit reinziehen. Ich hoffe, du weißt, dass du auf meine Loyalität auch ohne Patronat stets zählen kannst, Senator Germanicus Sedulus.“

  • Klienten? Patronat?


    Ferox merkte einmal mehr, dass das Leben in der Großstadt um einiges komplizierter war als das, welches er bislang geführt hatte. Und dann gab es auch noch einen Unterschied zwischen Gens und Familie, wie Antias ihm gerade erzählte? Er verstand es nicht.


    Ferox kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ihm war es zu peinlich nach all den Erklärungen zu fragen und so lauschte er der Unterhaltung, die sich zwischen Antias und dem Senator, der gar nichts mit ihm war, anbahnte. Vielleicht konnte er die Bedeutung der mysteriösen Begriffe aus dem Gesprächszusammenhang erschließen.


    Er fragte sich, um welches Thema es in der Bibliothek wohl gegangen sein mochte. Aber wenn Antias es bei Andeutungen bewenden ließ, hatte das sicher seinen guten Grund. Dafür klang die Aussicht auf ein möglicher Weise bald stattfindendes Fest mit den Verwandten verlockend.


    ---


    Sim-Off:

    Ich habe Tante Google befragt. Wenn ich die kryptischen Tabellen zur Ahnenkunde richtig gedeutet habe, ist Sedulus der Onkel 4. Grades gegenüber Antias und Ferox. Aber das würde Ferox sowieso nicht verstehen *g*

  • Sedulus wandt sich noch einmal an Antias.


    Vielleicht hast du recht. Allerdings wenn du möchtest könnte ich mit meinem Senatskollegen sollte ich ihn zu Gesicht bekommen über die Sache reden.


    Mehr als diesen Vorschlag konnte Sedulus nicht machen. Dann blickte er zu Ferox.


    Nun zu dir Germanicus Ferox. Wie kann ich dir weiter helfen bzw. bist du nur wegen eurem Vater nach Rom gekommen? Wie sieht nun dein weiterer Weg aus, was hast du vor?


    Fragend sah er Ferox an.

  • Ferox hörte auf sich zu kratzen. Er war etwas überrascht, dass der Senator ihm seine Hilfe anbot. Zumal er fast ein Fremder war! Umso mehr freute er sich darüber.


    „Nun ja, hauptsächlich bin ich wegen meinem Vaters gekommen, aber auch, um einmal den Rest der...“, er überlegte kurz, „...Gens zu sehen.“ Hoffentlich war der Begriff richtig an der Stelle. „Ich wollte mit meinem Vater darüber zu reden, ob ich vielleicht zum Militär gehen sollte. Meine Mutter ist nicht glücklich darüber. Aber ich habe es satt, den ganzen Tag nichts weiter als Bäume um mich herum zu sehen, wenn wir nicht gerade einmal in hundert Jahren auf einen Markt gehen. Als Soldat könnte ich etwas bewirken, meinen Fußabdruck in der Geschichte Roms hinterlassen – und der Sold ist wohl auch nicht so schlecht.“


    Er betrachtete nachdenklich die Schuhe seines Bruders. Antias hatte diesen Weg für sich selbst offenbar als richtig befunden. Stimmt, er hatte ja vorhin erwähnt, dass er bei den Cohortes Urbanae war. Von denen hatte Ferox zumindest schon mal etwas gehört. Er sah wieder auf.


    „Da Varus nicht mehr ist, kann mir einer von euch vielleicht einen Rat geben? Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob dies das Richtige für mich ist. Andererseits – es gibt nicht vieles, was ich kann. So viele andere Möglichkeiten, dem Jägerdasein zu entkommen, bleiben da wohl nicht.“


    Bei den Göttern, der Senator musste einen grauenhaften Eindruck von ihm haben!

  • Als Ferox meinte er wolle auch die restliche Gens kennenlernen lächelte Sedulus. Als Sedulus hörte, dass Ferox vielleicht zum Militär wolle nickte er bedächtig. Wie der Vater so die Söhne.


    Wessen Mutter wäre schon groß über einen solchen Entschluß des Sohnen.


    Erwiderte Sedulus nachdenklich. Bei ihm war es der Vater der unglücklich darüber war, dass er selbst nicht zum Militär wollte was dann doch anders gekommen ist.


    Im übrigen, möchtet ihr etwas zu Trinken, vorallem du Ferox? Ich glaube ich hatte dich noch nicht gefragt vor lauter Aufregung.
    Nun, was den Sold angeht, zu Beginn ist er noch ein wenig dürftig aber mit der Zeit... An was hast du denn gedacht? Möchtest du eher zur Legion oder wie dein Bruder zu den Cohortes Urbanae oder gar zur Classis?


    Fragte Sedulus neugierig und legte Ferox gleich ein paar Möglichkeiten offen.


    Naja, es kommt immer auf einen selbst an. Oder wie war es bei dir Germanicus Antias?


    Gab Sedulus die Frage auch gleich weiter.

  • Antias war gar nicht darauf gefasst, so schnell wieder in’s Gespräch einbezogen zu werden. Während Ferox damit beschäftigt war, Germanicus Sedulus seine Pläne und Motive darzulegen, hatte sich Antias stolz die Bärenkette seines Bruders angelegt und dessen Ausführungen lächelnd gelauscht. Auf Sedulus’ direkte Frage entwich ihm ein kurzes gutmütiges Lachen. „Bei mir? Nun, ich habe einfach deinen Rat befolgt, Senator. Und ich bereue es nicht.“ Zumindest im großen und ganzen, dachte er sich grinsend und wandte sich dann an seinen Bruder.


    „Naja ..“ begann er, sich nachdenklich am Kinn kratzend. „.. egal, für welchen Truppenteil du dich erwärmen könntest, du musst dir darüber im Klaren sein, dass mindestens zwanzig Jahre Dienst auf dich warten, bei der Legion fünfundzwanzig. Was den Sold betrifft .. so berauschend ist der nicht, schon gar nicht in der ersten Zeit. Aber du wirst immer wissen, wo du hingehörst und was du zu tun hast. Ob wir einst unsere Fußabdrücke in der Geschichte hinterlassen werden, hängt in erster Linie von unseren Befehlshabern ab. Ruhm und Ehre lassen sich bei grenznah stationierten Legionen sicher schneller erlangen als bei den städtischen Truppen, aber Respekt und Achtung werden dir hier wie dort zuteil.


    Wenn du Rücksicht auf deine Mutter nehmen, und in ihrer Nähe sein möchtest, wäre wohl der Dienst bei der Legio Secunda Germanica – der Einheit unseres Vaters – die beste Wahl. In dem Fall solltest du aber bis zum Frühling warten, oder willst du dir diese mörderische Strecke gleich wieder antun? Solltest du es vorziehen, in Italia zu bleiben ..“Antias lächelte breit „.. also in unserer Nähe, dann bietet sich die Legio Prima Traiana in Mantua an. Oder eben ...“


    Er hoffte inständig, Ferox mit all den Alternativen nicht vollends zu verunsichern. „.. die Cohortes Urbanae hier in Roma. Mehr Sold als bei der Legion und fünf Jahre weniger Dienstzeit .. nur so am Rande erwähnt.“ Antias bedachte Ferox mit einem munteren Augenzwinkern. „Was nun die Classis anlangt, darüber kann ich nicht viel sagen, weil ich niemanden kenne, der dort dient. Man kommt sicher rum und sieht andere Winkel des Imperiums. Eine Elitetruppe ist die Classis – bei allem Respekt – aber wohl nicht gerade. Letztlich liegt es an dir, Ferox.“


    Mehr konnte er Ferox im Moment nicht raten. Vielleicht hatte sein Bruder auch handwerkliches oder kaufmännisches Geschick, um das zu beurteilen kannte er Ferox noch längst nicht gut genug. "Aber vielleicht solltest du tatsächlich erstmal was trinken." lachte Antias aufmunternd. "Ich hab' schon genug."

  • Es war einer dieser Tage, die einen alten Mann den Beweis erbrachten wirklich mehr alt als jung zu sein. Die Hexe Mygräne jagte durch den Kopf und die Gicht loderte in den Füßen des alten Hausherren. Umso mehr tat er sich schwer Toleranz zu üben. Gerade noch in seinem Büro an Dingen die keinen Aufschub duldeten, stütze sich Avarus nun auf einen Gehstock, um die Strecke von seinem Arbeitssessel bis in Atrium zurück zu legen. Dort angekommen, stellte er den Herd puren Lärms fest, der seine Kopfschmerzen nur noch verschärft hatte.


    "Sedulus..., Antias...," Fragezeichen (unbekannt) "... darf ich euch daran erinnern, das das hier keine Taverne ist?! Macht einfach etwas leiser im Ton..."


    Er hatte den Dritten im Bunde weder zuordnen können noch verspürte der alte Senator Muse das zu tun zu wollen. Bestimmt einer der Saufkumpanen seines Neffen. Und schon schickte er sich an wieder davon zu humpeln.

  • „Wasser wäre nett“, antwortete Ferox. Vom Wein ließ er in einem derart mit Fettnäpfchen gepflasterten Ort lieber die Finger.


    Interessiert lauschte er den Worten seines Bruders, der sich zu Ferox` Freude gerade die Kette umlegte.


    Er kam nicht mehr dazu Antias zu bitten, mal aus dem Nähkästchen zu plaudern, weil ein vierter Mann den Raum betrat und um Senkung des Lärmpegels bat. Immerhin brüllte er dabei nicht so herum wie Senator Sedulus. :D

  • „Natürlich.Verzeihung, Senator Avarus“ murmelte Antias kleinlaut. Der verbale Nasenstüber des Patriarchen hatte gesessen. Im Enthusiasmus der Gespräche war ihm völlig entfallen, dass Germanicus Sedulus weder der einzige Pater Familias noch der einzige ehrenwerte Senator im Hause war. Mit ehrfürchtigem Blick sah er den betagten Senator davon hinken. Ältere Menschen, verdiente Stützen des Imperiums zumal, brauchten Ruhe. Wohl um sich schon einmal auf die friedliche Stille des Elysiums vorzubereiten. Betreten sah Antias auf seine genagelten Caligae hinunter. Wie sollte er auch nur einigermaßen geräuschlos die Treppe zur Bibliothek wieder hochkommen, um seine Sachen zu holen? Er war nur Gast in der Casa und konnte hier doch nicht ohne Stiefel rumrennen. Verdammt!


    Die verwirrt fragende Miene seines Bruders brachte ihn allerdings schnell wieder auf andere Gedanken. „Senator Medicus Germanicus Avarus.“ raunte er Ferox leise zu. „Du wolltest doch weitere Gensmitglieder kennenlernen. Bitteschön.“

  • Sedulus deutete einem Sklaven an, Wasser für Ferox zu besorgen. Der Sklave nickte eiligst und verschwand. Es dauerte nicht lange und er kam mit einer Kanne und ein paar Becher zurück. Ferox bekam gleich sein Wasser eingeschenkt und gereicht.


    Da trat aufeinmal sein Onkel ins Atrium.


    Verzeih Onkel Avarus. Darf ich dir vorstellen, Nero Germanicus Ferox. Der Bruder von Antias. Ich hoffe wir haben dich nicht zu sehr gestört.


    Naja eigentlich ja halb, aber dies ließ Sedulus bewußt weg. Vielleicht blieb der Onkel ja nun auch bei ihnen von wegen der Nachricht, einen weiteren Germanicus hier im Hause zu haben.

  • Nero Germanicus Ferox... nie gehört. Aber das war nichts Seltenes in ihrer weit verzweigten Sippe. Er drehte sich nochmals um, um den Neuankömmling zu begutachten. Auch nicht mehr der Jüngste, so schien ihm, aber vielleicht hatten schlechtere Jahre den Bub auch gezeichnet.


    "Soso, Germanicus Ferox also, Bruder des anwesenden Antias. Willkommen in meinem Haus."


    Zu den Verzeihungen hatte er genickt, das Thema damit abgehandelt. Avarus hielt Ausschau nach einem gemütlichen Plätzchen an dem es vorallem nicht so sehr zog. Gefunden und er nahm Platz. Pausanias lungerte in einer Ecke rum...


    "Pausanias, bring mir einen heißen Honigwein!"


    Dann wandte er sich den anwesenden bekannten Germanicussen zu.


    "Sicher habt ihr schon viel von Ferox erfahren, wollt ihr mich auf den neusten Stand der Gesprächsrunde bringen solange ich auf meinen Wein warte?"

  • Ferox musste grinsen, als Antias den Hinzugekommenen als einen weiteren Germanicus vorstellte. Der ältere Herr hörte wahrscheinlich nicht mehr sehr gut. „Das Mürrische scheint in der Familie zu liegen“, tuschelte Ferox leise. Nach einer kurzen Pause korrigierte er sich: „In der Gens.“


    Er bedankte sich für das Wasser und nahm einen Schluck.


    Als der ältere Herr ihn begrüßte und ihn in 'seinem' Haus willkommen hieß, verschluckte Ferox sich an seinem Wasser und hustete. Verdammt, das war der zweite Hausherr! Hoffentlich hatte er die Lästerei nicht gehört!


    „Es ist mir eine Ehre“, krächzte Ferox.

  • Ich denke das kann Germanicus Ferox doch noch am besten.


    Antwortete Sedulus seinem Onkel wärend sein Blick in Richtung Ferox ging.


    Nicht wahr Germanicus Ferox, da stimmst du mir doch sicherlich überein. :D


    Als Sedulus Blick den von Ferox traf, lächelte er und deutete einem weiteren Sklaven an, ihm einen Schluck Wasser zu reichen was relativ flott geschah.

  • "Nun denn erzähl mir was aus deinem bisherigen Leben."


    Wenn Sedulus und Antias es gegebenfalls noch ein zweites Mal hören wollten, Avarus war es egal. Schien so als wäre das Gespräch noch nicht zu weit fortgeschritten gewesen. Auch wenn der älteste Germanicus im Raum nicht gleich nach dem ersten Brüller von seinem Hocker im Arbeitszimmer aufgesprungen war. Geduld war dehnbar, aber nicht unendlich.


    Zum Glück war das Kochfeuer in der Culina in diesen Tagen immer an und so bekam der Senator seinen warmen Honigwein gereicht noch bevor die Märchenstunde begann... :]

  • Dankbar nahm Ferox das Wasser entgegen, um mit einem Schluck seinen Husten zu lindern. Zum Glück war Senator Avarus entweder sehr nachsichtig oder wirklich schwerhörig. ^^


    Dann begann Ferox zu erzählen. Da er kein guter Redner war, bemühte er sich darum, alles kurz zu fassen. Wenn irgendjemandem etwas von dem, was er berichtete, wichtig erschien, konnte er ja nachfragen.


    „Meine Kindheit habe ich in einem Haus im Wald bei Mogontiacum verbracht. Bis zur nächsten Siedlung ist es von dort aus ein längerer Fußmarsch und bis zum Castellum ein Tagesritt. Meine Familie lebt hauptsächlich vom Verkauf von Pelzen. Die Winter dort oben sind lang und kalt und die Soldaten froh über Handschuhe, Pelzmützen und so weiter. Mein Großvater hat mich die Fallenjagd gelehrt und so half ich ihm von klein auf. An sich hatte ich kein schlechtes Leben, wenn es nur nicht so furchtbar langweilig und einsam gewesen wäre da draußen. Darum wollte ich eigentlich mit meinem Vater Germanicus Varus darüber reden, ob ich Soldat werden sollte, so wie er, wenn er mich das nächste mal besuchte. Jedoch kam er nicht, wie lange ich auch wartete. Und so zog ich los, um ihn zu suchen. Er hatte mir von der Gens Germanica erzählt und von ihrer schönen Casa in Rom. Ich dachte, er wäre vielleicht hier oder dass mir einer hier sagen kann, warum er nicht mehr zu Besuch kommt. Das war auch der Fall …“


    Er nahm noch einen Schluck Wasser, um die aufkommenden Gefühle herunter zu spülen.


    „Mein Vater ist tot. Aber dafür habe ich meinen Bruder kennen gelernt. Was vielleicht noch wichtiger ist.“


    Er sah hinüber zu Antias. Dann blickte er wieder zu Avarus.


    „Wir hatten bis gerade eben über die Cohortes Urbanae gesprochen.“

  • Andächtig lauschte Antias Feroxs Worten. Mit stiller Verwunderung nahm er dabei den nicht unangenehmen Aufruhr seiner Gefühle wahr, den die kleine traute Runde in ihm ausgelöst hatte. Die offene Aufmerksamkeit der beiden Senatoren, die herzliche Art seines Bruders, die wieder eingekehrte Ruhe der Casa, all das hatte etwas – ja, man konnte es nicht anders nennen – familiäres an sich. Natürlich kannte er seinen Platz in der Gens, aber mitunter – vor allem in Situationen wie dieser – brachte auch er Familie und Gens durcheinander. Konnte nicht jeder Mensch für sich selbst entscheiden, wen er als seine Familie betrachtete?


    Als er Feroxs Blick auf sich spürte, glitten diese Träumereien davon. Mit einem verlegenen Lächeln nahm er den Faden wieder auf. „Äh, ja .. richtig. Da Ferox mit dem Gedanken spielt, Soldat zu werden, habe ich ihm die verschiedenen Alternativen erläutert. Ich muss gestehen, dass ich persönlich ihn gerne in den Reihen der CU sehen würde. Zum einen, weil ich meinen neuen Bruder .. naja .. nicht gleich wieder aus den Augen verlieren möchte, zum zweiten natürlich, weil ich ihn dort, im Rahmen meiner Möglichkeiten, unter meine Fittiche nehmen könnte.“


    Mit einer beiläufigen Bewegung griff er sich auch eines der dargebotenen Wassergläser und nippte in kleinen erfrischenden Schlucken daran.
    „Zum dritten, weil es selbstverständlich keinen ruhmreicheren und ehrenvolleren Truppenteil gibt als die Urbaner.“ grinste er breit. „Die Vigiles habe ich dabei wohlweislich unterschlagen. Zwischen denen und uns gibt es regelmäßig gewisse Dissonanzen, und ich möchte schließlich nicht meinen eigenen Bruder verprügeln müssen.“

  • Für mich wäre es eine schwere Entscheidung. Zum einen ist die II. die Legion meines Vaters, allerdings war ich auch sehr gerne bei den Urbaner. Alle anderen Einheiten sagen mir nichts, wobei ich weiß, das Männer unserer Gens sogar in der Classis ihren Dienst taten. Wie du siehst Ferox, es stehen dir überall die Türen offen. Allerdings muß ich Antias recht geben, hier wärst du bei deiner "Familie".


    Schaltete sich Sedulus ein und trank einen Schluck Wasser und dachte nebenbei an die Vase in der Bibliothek. Er würde den Onkel bei Gelegenheit fragen, ob sie von ihm stammte.


    Nun ja, die Vigiles bestehen ja auch zum Großteil aus Sklaven und Freigelassenen. Mit denen werden sich die Urbaner wohl kaum vergleichen wollen. Was anderes sind da schon die Praetorianer! Die sind aus einem anderen Holz geschnitzt.

  • Senator Sedulus hatte natürlich völlig recht. Jeder Truppenteil hatte seinen Anteil an der Macht und der Größe Roms, auch die Classis, sogar die Vigiles und vor allem auch die Praetorianer. Was alle Einheiten darüber hinaus noch gemeinsam hatten, war eben dieser leicht arrogante Waffenstolz, dem man sich nach einiger Zeit des Dienstes nicht entziehen konnte. Fragte man einen Vigilen, was er von den Urbanen hielt, oder einen Nauarchus nach seiner Meinung über die Infanterie, fielen die Antworten alle ähnlich kritisch aus. So war das nun mal, und so musste es letztlich auch sein.


    „Das ist wahr, Senator.“ stimmte er Sedulus nickend zu. „Bei den CP zu dienen ist wohl der heimliche Wunsch der meisten Milites. Nicht nur des Verdienstes wegen. Die Praetorianer genießen nicht nur allerhöchstes Ansehen, sie stellen auch einen nicht zu unterschätzenden politischen Machtfaktor dar. Allerdings bleibt einem gewöhnlichen Miles nicht viel mehr übrig, als zu dienen und zu hoffen, da die CP ihre Männer selbst rekrutiert und ein direkter Beitritt nicht möglich ist.“ Er konnte sich noch gut an seinen Abstecher über die Principalis erinnern. Die schwarzen Rüstungen machten schon was her, keine Frage.

  • "Wer hier wen verprügeln würde, sei mal dahingestellt", erwiderte Ferox mit einem Schmunzeln. "Ich muss aber zugeben, dass sich das alles schon verlockend anhört, was du über die CU erzählst. Ist natürlich auch praktisch, wenn man dort gleich jemanden hätte, der einem zeigt, wo es langgeht."


    Fast schon gerürt nahm er die Worte auf, dass Antias ihn unter seine Fittiche nehmen wollte - die Rolle als großer Bruder schien ihm zu gefallen, und Ferox war alles andere als böse darüber. Auch, wenn es nur die Körpergröße war. :D


    "Ich muss euch zustimmen ... eigentlich habe ich keine Lust, schon wieder abzureisen. Es ist doch ein schönes Gefühl hier bei euch zu sein! Und ihr meint, die Cohortes Urbanae könnten was mit mir anfangen?


    Die Praetorianer, tja ... denen bin ich noch nie persönlich begegnet. Ich kann mir aber vorstellen, dass man ziemlich ranklotzen muss, damit sie sich für einen interessieren. Für`s Erste würde mir eine stinknormale Truppe reichen mit ein paar zuverlässigen Kameraden, wenn es geht, auch ein paar nette dabei, und Anführern, die ihre Arbeit ordentlich machen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!