Atrium - Germanicus Ferox

  • Avarus hörte sich das hin und her mehr an, als das er sein Wort dazu erhob. Ihm fehlte letztlich aber auch der Durchblick welche Truppe nun zu welchem Zeitpunkt das Beste für einen Soldaten war. Sicher war es immer noch besser in einer Legion zu beginnen, um die Möglichkeit zu haben die wahre Armee kennen zu lernen. Auf der anderen Seite musste man es sich ja nicht schwerer machen als nötig. Hatten die Urbaner eher die bequemste Kaserne von allen und auch bei den Diensten sicherlich das wenigste auszustehen. Zum vorläufigen Schluss der Diskussion hatte er dann aber doch noch einen Beitrag beizufügen:


    "Soweit ich weiß, holen sich die Schwarzröcke ihre Soldaten schon selbst. Man wird als Grünschnabel dort keinen Platz ergattern können. Ich halte es daher für falsch es dennoch zu versuchen. Viel besser wäre es eine gute Figur in einer der anderen Einheiten abzugeben, dann kommen die Praetorianer ganz von selbst darauf, das es dort einen Mann gibt, der in ihre Reihen passt. Bevor du zu den Vigiles gehst, entscheide dich als Bürger von Rom doch lieber für die Cohortes Urbanae. Letzten Endes wirst Du in Deinen zwanzig, fünfundzwanzig Jahren beim Militär aber sowieso viele verschiedene Einheiten sehen. Gerade dort, wo man die Männer eben am dringlichsten braucht."

  • Grinsend trank Antias sein Wasser. Eine stinknormale Truppe sollte es also sein. Da kam dann wieder alles und nichts infrage. Fest stand, jedenfalls für Antias, dass sein Bruder durchaus das Zeug zum Soldaten hatte. Er war offen für Neues, von schneller Auffassungsgabe, noch jung genug, sogar groß genug, wenn Ferox es wirklich wollte, würde er einen sehr anständigen Miles abgeben. Dass sein Bruder wohl insgeheim bereits mit den CP liebäugelte, schadete nicht. Allerdings half es auch nicht gerade. Verständlich war es allemal. Mit einem warmen Lächeln beugte sich Antias zu Ferox hinüber. „Das mit der stinknormalen Truppe würde ich im Officium Conducendi so nicht unbedingt wiederholen, aber was den Rest betrifft, sehe ich da keinerlei Probleme.“


    Als schließlich auch Senator Avarus zu ekennen gab, dass er die CU ebenfalls favorisierte, lehnte Antias sich entspannt wieder zurück. Die weiteren Worte des betagten Germanicus machten ihn allerdings etwas nachdenklich. Avarus hatte recht, unter Umständen durchwanderte ein Soldat im Laufe seiner Dienstzeit verschiedenste Einheiten, darüber hatte er in jüngster Zeit schon des öfteren nachgedacht. Er hatte seinen Platz bei den Urbaniciani gefunden, kein Zweifel, aber das bedeute nicht zwingend, dass er dort den Rest seines Militärlebens verbringen musste. Wo ihn die Jahre einst hin tragen würden, hing von vielen verschiedenen Faktoren ab, nicht zuletzt von Apolonia. Grübelnd trank er sein Glas leer. Vielleicht war das jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu verabschieden.

  • Ferox war dankbar für die vielen Informationen. Es war schon klasse, so hilfsbereite Menschen um sich zu haben! Besonders für jemanden, der noch nicht viel Ahnung vom Leben als mehr oder weniger zivilisierter Mensch hatte.


    Draußen wieherte es.


    Ferox lächelte und wies mit dem Daumen nach draußen.


    „Ich müsste mich langsam um meine haarige Dame kümmern, sonst frisst sie euch die Rosenknospen weg. Danke euch für eure Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft! Und für das Wasser. “


    Er bemerkte, dass Antias immer wieder in Richtung Ausgang schielte.


    „Vielleicht können wir zwei uns noch mal kurz unterhalten? Vielleicht kannst du mir auch einen Tipp geben, wo man hier preiswert die Nacht verbringen kann.“


    Und nebenbei hoffte er auf diese Weise noch ein paar Augenblicke länger mit seinem Bruder verbringen zu können.

  • Nun meldete sich wieder Sedulus zu Wort. Lächelnd meinte er.


    Nun Germanicus Ferox wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, günstiger wie hier in der Casa Germanica wirst du hier in Roma nirgends eine Bleibe finden. Vielleicht noch im Carcer, aber dort möchte ich an deiner Stelle nicht übernachten.


    Witzelte der jüngere Senator mit einem Augenzwinkern.


    Was deinen Vierbeiner angeht, so kannst du ihn gerne in unsere Stallungen vor dem Hause bringen. Sie sind zwar nicht groß aber für dein Tier sollten sie wohl noch ausreichen. Du kannst dann gerne noch mit deinem Bruder die Stadt erkunden, wenn er denn noch Zeit hat.


    Sedulus wollte Ferox gewiss nicht bedrängen, es war nur ein gutgemeinter Vorschlag.

  • Ferox war sprachlos. So viel Gastlichkeit hatte er nicht zu erträumen gehofft! Immerhin sah der Senator ihn heute das erste mal. Ihn rührte so viel Vertrauen, immerhin könnte er auch zu der Sorte gehören, die nicht davor Halt machen ihre eigenen Verwandten zu bestehlen. Dass er eine ehrliche Haut war und nie jemandem etwas Schlechtes tun würde, der gut zu ihm war, konnte ja niemand wissen.


    "Das wäre ... das wäre zu gütig", antwortete er und hoffte, dass es niemandem auffiel, dass seine Augen feucht glänzten. Er tat so, als würde er sich mit den Fingern die Stirn reiben, während er mit der Handfläche rasch die Feuchtigkeit aus seinen Wimpern wischte.

  • Feroxs Rührung drohte auf Antias überzugreifen. Er konnte das alles sehr gut nachempfinden, war es ihm doch im letzten Frühsommer ganz ähnlich ergangen. Mitfühlend legte er dem Bruder die Hand auf die Schulter. „Kümmer dich erstmal um deinen grauen Wildfang da draußen, ich hol noch meine Sachen und komm dann nach.“ Dann wandte er sich mit einem dankbaren Lächeln an die Hausherren. „Senatores, für die Gastfreundschaft und das mir entgegengebrachte Interesse kann ich mich nur aus tiefstem Herzen bei euch bedanken. Ich bin stolz und .. ähm .. ja, tatsächlich .. glücklich, dieser Gens anzugehören. Senator Germanicus Avarus, ich hoffe, irgendwann wieder die Gelegenheit zu haben, von deiner immensen Lebenserfahrung zu profitieren. Senator Germanicus Sedulus, dir möchte ich vor allem für das offene Ohr für meine .. nun ja .. teilweise recht verzwickten Angelegenheiten danken. Ich ... äh ..“


    Was sollte er ihnen noch sagen? Dass sie auf ihn zählen konnten? Das wussten sie. Dass er in ihrem Haus das erste mal seit vielen Jahren so etwas wie Heimat gefunden hatte? Das ging nur ihn etwas an. „Wenn ihr mich nun bitte entschuldigen würdet .. ich hab noch meine Sachen in der Bibliothek und .. in der Urbs harren so einige Dinge der Klärung.“ Verlegen hüstelnd beugte Antias das Haupt vor den Senatoren und eierte – angespannt bemüht, jeden unnötigen Lärm zu vermeiden – die Treppe hinauf, um Mantel und Gepäck an sich zu nehmen.

  • Ferox blieb allein mit den beiden Senatoren zurück. 'Links und rechts ein Rosenstöckchen, in der Mitte ein Mistböckchen', ging es ihm durch den Kopf. Trotz des sehr freundlichen Gesprächs fühlte er sich in dem sauberen, hellen Haus in Anwesenheit der beiden älteren Männer fehl am Platze. Sie hatten es im Leben zu etwas gebracht, waren Senatoren und Familienväter, denen diese prachtvolle Casa gehörte und denen ein Heer von Sklaven unterstand. Ferox wusste noch nicht einmal, wie man 'Senator' schrieb.


    Er erhob sich, während er überlegte, was wohl eine angemessene Verabschiedung sein mochte. Er konnte ja schlecht wie bei einem Kumpel mit Handschlag und einem 'Mach`s gut' aus dem Hause gehen. Und so eine wohl durchdachte Rede wie Antias bekam er nicht auf die Reihe.


    „Danke für alles“, sagte er. Damit konnte man wohl nichts falsch machen. „Und... äh... ich lasse mein Gepäck im Stall liegen, das stinkt ziemlich. Vielleicht kann sich später ein Sklave darum kümmern, wenn einer Zeit findet, sonst bringe ich es einfach selber auf mein Zimmer, wenn ich wieder komme.“


    Er neigte den Kopf, wie er es sich von Antias abgeschaut hatte. Wenn sein Bruder das so machte, dann war das sicher richtig, zumindest hatte keiner der Hausherren schief geschaut. „Bis später“, sagte er und kam sich unsäglich dumm vor bei diesem Satz, aber ihm fiel kein besserer ein. „Und noch mal danke!“


    Eilig flüchtete er nach draußen.

  • Sedulus wollte Antias noch in die Bibliothek wegen dieser begleiten. So erhob er sich ebenfalls und rief Antias nach.


    Germanicus Antias! Warte ich komme mit dir mit.


    An Germanicus Ferox gewandt meinte er.


    Wenn du in Rom unterwegs bist, pass auf, hier läuft Gesindel ohne Ende herum. Dein Bruder wird nicht immer bei dir sein also halte die Augen auf. Vorallem komm nicht zu spät, wir essen zeitig! 8) Wie dem aus sei, ich wünsche euch Beiden viel Spaß zusammen.


    Sicherlich hatte Ferox hunger doch mehr als Brot oder ein wenig Obst hatte es in dieser Uhrzeit eh nicht im Hause. Einige der Sklaven waren gerade unterwegs auf dem Mercatus um frische Lebensmittel zu kaufen. Schließlich konnten die Senatoren Germanicus sich diesen Luxus leisten. 8)
    Sedulus erhob sich.


    Onkel du entschuldigst.

  • Wie immer die jungen Leute von heute hatten niemals Zeit. Das Gespräch endete abrupt und Avarus saß ganz schnell alleine mit seinem Honigwein da. Er hob den Kopf, als Sedulus sich ebenfalls entfernte.


    "Natürlich was sonst."


    Dann nahm er sein Getränk und schlurfte ins eigene Arbeitszimmer zurück. Ein Sklave hatte noch paar Kohlen in die Glut geschoben. Es war himmlich warm. Deutlich angenehmer als im zugigen Atrium...

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