Verlesung des Testaments des verstorbenen Imp. Caes. Augustus Appius Cornelius Palma

  • "Es ist sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt, an Ort und Stelle über das weitere Verfahren zu diskutieren... wir werden dies an selber Stelle, aber an einem anderen Tag tun." , hakte Vala sich als Schlichter dazwischen und machte damit deutlich, dass er nach der Eröffnung des Testaments keine derartig gereizten Töne dulden würde. Immerhin war vor weniger als einer Stunde noch Iuppiter und dem Genius des verstorbenen Kaisers geopfert worden.

  • Was für ein Schauspiel, die Hälfte der Anwesenden sah sich wohl selbst auf den Thron als nach einem geeigneten Kandidaten zu suchen, oder eben ein Kandidaten der der eigene Klientenschaft angehörte. Vala und der Aurelius waren bisher die einzigen Senatoren, die durch ihre Äußerungen tatsächlich versuchten das Testament des Verstorbenen umzusetzen. Wenn auch Gefahr bestand, dass auch ein Consul Vala selbst in der Schusslinie als Nachfolger, gewollt oder nicht gewollt, gelangen konnte. Immerhin hatte er dazu die Gelegenheit und dies wussten alle, sodass er durch diese wohl genauer unter Beobachtung stand.


    Messalina ergriff ihre Stimme.


    "Senator Aurelius, die Abschrift wird natürlich von uns angefertigt. Zugleich möchte ich zur Kenntnis geben. Das bereits Worte erklingen, die nicht dem Wunsch des Augustus entsprechen und wir tatsächlich Gefahr laufen einen Bürgerkrieg anzuzetteln. Die Senatoren sollten heute geeint den Saal verlassen. Dies würde ein Zeichen setzen! Ein Zeichen der Übereinkunft und Wohlgesonnenheit. Das ist der Senat dem Augustus, wie auch dem Imperium sowie den Bürgern Rom´s schuldig.


    Des Weiteren könntet ihr die Gefahr entkräften, wenn ihr, wie es auch andere, unter anderem Divius Augustus, in heiklen Situationen taten, die Vestalinnen als Friedensvermittler, Friedensstifter teilhaben lassen. Immerhin konnten wir bei inner-römischen Konflikten mehrmals als Garantinnen dienen und dies letztendlich beweisen."


    Die Unverletzlichkeit und Unantastbarkeit war bei den Vestalinnen eher gegeben, als bei allen anderen Anwesenden hier.

  • Über die Worte konnte sich Sextus noch nicht einmal aufregen, offenbarten sie doch einen solchen offenkundigen Selbstprofilierungskomplex, dass man ihn gar nicht übersehen konnte. Wie lange musste der Decimus wohl gewartet haben, um irgendwas zu finden, bei dem er sich klüger wähnte als Sextus? Dass er sich dabei absolut lächerlich benahm, fiel ihm vermutlich nicht einmal auf. Nein, Sextus regte sich nicht auf, er erlebte gerade mehr das Phänomen des Fremdschämens. Immerhin hatte der Decimus gerade die versammelte Senatorenschaft als Dummköpfe bezeichnet, die der Aufgabe, einen neuen Princeps zu wählen, nicht gewachsen waren. Das, plus der Versuch, ihn als Feigling darzustellen – was angesichts der Tatsache, dass er sehr wohl im letzten Krieg gedient hatte, der Decimus aber irgendwo in Spanien in der Sonne gelegen hatte, ebenso lächerlich war wie der ganze Rest.


    Aber sei es drum, Sextus würdigte dieses Kleinstkindverhalten nicht einmal einer Antwort und war daher sogar ausnahmsweise dem Duccius dankbar, als der Barbar mehr diplomatisches Geschick bewies, als Sextus ihm zugetraut hatte, und einfach kurz nur die Zustimmung zu einem neuen Termin gab, um die Diskussion hier zu unterbinden. Hätte er ihm auch gleich die Zusage erteilt, dass Sextus ein paar Quaestoren ebenfalls einbinden hätte können, wäre es perfekt gewesen, aber dieser Punkt war ohnehin der unwichtigste von allen.
    Und die Worte der Vestalin rangen ihm sogar ein kleines Lächeln ab. Es war wirklich erstaunlich, wie eine Gens zwei Menschen von solch unterschiedlichem Intellekt hervorbringen konnte.
    “Ich danke dem Consul für seine weise Entscheidung.


    Und ebenfalls danke ich den Vestalinnen für ihre Entschlossenheit, ihre Neutralität und nicht zuletzt ihre Weisheit, die uns allen nur Ehrfurcht abringen kann. Ich für meinen Teil kann mich vor derartig diplomatischer Geschicklichkeit nur verneigen. Die Entscheidung aber, inwieweit die Vestalinnen eingebunden werden sollten, obliegt dem gesamten Senat. Allerdings sähe ich es als Bereicherung an, würden die Consulen es zulassen, dass die Vestalinnen an der künftigen Beratung teilhaben. Doch diese Entscheidung obliegt allein ihnen.“


    Sextus hatte damit das erreicht, was er erreichen sollte – und laut Testament musste. Vielleicht konnte er die frage nach etwas Unterstützung später noch einmal anbringen, aber fürs erste war er schon einmal zufrieden, seine Pflicht erfüllt zu haben.

  • Das überaus staatstragend wirkende Opfer durch den Pontifex pro magistro, die würdevolle Testamentsübergabe des letzten cornelischen Willens durch die Virgo Vestalis Maxima sowie die nachfolgende Verlesung des Testaments durch den duccischen Consul, all das bot dem zwischen all den großen Persönlichkeiten sich heute doch besonders klein vorkommenden iulischen Quaestor ein in der Tat unvergessliches Erlebnis.
    Die Pars Prima wurde verlesen und von allen Seiten meinte Dives eine gebannte Anspannung spüren zu können, wer wohl zum Nachfolger des Cornelius bestimmt worden war. Die Pars Secunda wurde verlesen und das Geheimnis war gelüftet. Doch Erleichterung schien sich mitnichten zu verbreiten im Saal. Stattdessen beobachtete der Quaestor, wie gleich mehrere Senatoren an dieser Stelle ihre Hände vors Gesicht nahmen und damit kaum sonderlich glücklich wirkten. Das große Geheimnis, wie offenbar wurde, war nämlich jenes, dass es überhaupt gar kein Geheimnis gab! Niemand war namentlich zum Nachfolger des Cornelius ernannt worden.


    Fast schon ein wenig glücklich war Dives, dass er als Beisitzer ohne freies Rederecht hier nun sicherlich kaum ein Wort zur Sache verlieren musste. Ihm war nur klar, dass das mit dem Tod des Augustus entstandene Machtvakuum nun auch nach der Verlesung des Testaments vorerst ein Machtvakuum bleiben würde. Und ihm war klar, dass dies gewiss alles andere als optimal war hinsichtlich einer friedlichen Nachfolge. Wer würde nun wohl alles Thronansprüche anmelden und gegebenenfalls auch militärisch geltend machen? Volcatius Mela, Statthalter im Osten und zugleich Schwiegersohn des Cornelius? Vielleicht. Jedoch hatte er als Statthalter ohne Legion in seiner Provinz militärisch wohl nur geringe Chancen. - Geringere Chancen zumindest als der britannische Statthalter Cornelius mit gleich drei Legionen, drei Cohortes sowie der Classis Britannica...
    Dabei übrigens fiel dem Quarestor durchaus mit einigem Erstaunen auf, dass erwähnter Marcus Cornelius Cethegus als immerhin Bruder des verstorbenen Kaisers mit nicht einem einzigen Wort im Testament bedacht worden war. Die Vormundschaft über seine Tochter hatte Palma lieber seinem Schwiegersohn denn seinem eigenen Bruder anvertraut. Seiner Gattin Sentia vermachte Palma ein Landgut, ihrer gemeinsamen Tochter den Rest, seinem Bruder nichts. Und beinahe fataler noch bezeichnete er in seinem wann (?) geschriebenen Testament die Linie der Cornelii Lentuli - seine eigene Linie und die seines Bruders also - als mit seinem Tod nun ausgestorben! Ob er das einfach so machen durfte, wenn in Britannien nun doch aber noch sein Bruder lebte? (Natürlich, er war der Kaiser und durfte damit per se praktisch alles. Aber das?)


    Es gab wohl einzig nur den Schluss, dass die Nachricht vom Ableben des britannischen Statthalters hier in Roma schlicht irgendwie 'untergegangen' war. Oder aber die beiden cornelischen Brüder verband bis zuletzt tatsächlich nur gegenseitige Ablehnung. Das zumindest würde erklären, weshalb man im vescularisch-cornelischen Bürgerkrieg von keinerlei Einmischung britannischer Truppen gehört hatte. Wieso Palma dann jedoch einen ungeliebten Bruder nicht bald nach seiner Inthronisation aus Britannien zurückholte oder wenigstens in eine unbedeutendere Provinz mit weniger militärischem Potenzial schickte, das erklärte es nicht.
    Blieb, nur so ganz spontan gedacht, noch Flaminius Cilo, der als Statthalter von Asia zwar militärisch zur Zeit sicherlich kein Schwergewicht war, jedoch finanziell gewiss einige Sandalengrößen zugelegt hatte seit Antritt seiner Statthalterschaft. Wer wüsste schon, ob der sich nicht dort im Osten des Reiches vielleicht gar in Koalition mit dem Volcatius einfach ein paar Truppen kaufen konnte?


    Es war und blieb ein einziges großes Hätte-Wenn-und-Würde! Da kam es dem Quaestor in der Tat durchaus gelegen, dass der Senator Aurelius als benannter Testamentsvollstrecker (ja, selbst diesen Job übergab Palma offenkundig lieber einem treuen Klienten als seinem eigenen Bruder) das Wort erhob und sich entschlossen zur Umsetzung dieses letzten Willens zeigte. Und ganz gewiss würde diese Kaiserwechsel eine überaus schwierige Angelegenheit werden für den Senat und damit letztlich auch für das Volk von Roma. Doch strahlte dieser Tatendrang zugleich auch irgendwie eine Entschlossenheit und Zuversicht aus, die Dives an dieser Stelle absolut bewunderte! Als er zuletzt auch noch von den beiden Quaestores Principis sowie etwaigen weiteren Quaestoren sprach, reckte und streckte sich der zum stummen Beisitzen verdammte Iulier instinktiv und nickte. Vielleicht nahm der Aurelius es wahr, vielleicht - und rein objektiv gesehen war das wohl der wahrscheinlichere Fall - nahm der Aurelier ihn nicht wahr. In jedem Fall, so nahm sich Dives vor, würde er diesem Mann, der ihn vor einiger Zeit noch in den Kerker der Castra Praetoria werfen ließ, seine Unterstützung anbieten! Damit nun mehr oder weniger nurmehr auf das Ende dieser Sitzung wartend nahm der iulische Beisitzer die weiteren Redebeiträge praktisch nur mehr am Rande wahr...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Was für ein erbärmlicher Kaiser. Sicher, er hatte ihnen den Vescularier vom Halse geschafft, doch diese einzige gute Tat fiel noch vor seine eigentliche Amtszeit als Princeps und er schaffte es nicht einmal sich im Tode noch als weise zu zeigen indem er einen geeigneten Nachfolger wählte. An diesen Cornelier würde sich sicherlich niemand mehr erinnern. Allerdings Tat der Tiberier alles andere als die Hände vors Gesicht zu schlagen. Denn mal ganz ehrlich, war es so ungewöhnlich, dass der Senat den Kaiser zu bestimmen hatte? Es war noch nicht einmal zwanzig Jahre her, dass man es schaffte Marcus Cocceius Nerva zum Kaiser zu machen. Einige alternde Senatoren hier sollten das doch sicherlich fast noch selbst miterlebt haben. Für Lepidus stand jedoch zumindest eines fest: es durfte nicht wieder eine solche Verlegenheitslösung werden. Was das Reich derzeit brauchte war sicherlich kein Greis, der hoffentlich bald wegstarb und mit etwas Unglück dann auch nicht einmal so klug wie Nerva ist, einen Nachfolger zu präsentieren. Es brauchte einen jungen Princeps, welcher für eine ganze Weile für stabile Verhältnisse sorgen würde. Ob darüber jedoch ein Konsens zu erreichen war? Man musste wohl fast hoffen, dass irgendein Statthalter es am besten gleich selbst in die Hand nahm. Einige in diesen Hallen würde das sicherlich freuen, da sich die Mühe der Wahl dann freilich erübrigte und man sofort wieder in den geliebten und geruhsamen Schlaf versinken konnte.

  • Das Opfer des Flavius war natürlich wie immer wohlgefällig denn der Mann machte das ja nicht zum ersten mal. Wenn Lucius auch meinte einen kurzen Moment Unsicherheit in den Augen des Flavius bei der Leberschau gesehen zu haben. Aber das mochte daran liegen das der Moment einfach nicht vergehen wollte und sich zog wie Knochenleim. An der Korrektheit der Leber bestand ja kein Zweifel wenn ein Mann wie Flavius Gracchus sie begutachtet hatte.


    Dann aber ging es endlich los und die Vestalinnen übergaben das Testament an den Consul.
    Wo wo wo das war ja mal ein Brett. Der Kaiser wollte das ein Nachfolger gewählt wurde. Gewagt würde Lucius sagen, nicht grade der sicherste Weg. Eher der Weg in die Unwägbarkeit. Was wenn sich wieder ein Stadthalter selbst zum Kaiser machen wollte und ein Anderer vom Senat gewählt wurde? Dann hatten sie wieder den schönsten Bürgerkrieg. Schien wohl nie richtig aus der Moden zu kommen.

    Dann schaukelten sich kurz die Meinungen hoch und jeder gab so ein Bisschen von seiner Befürchtung die er wegen der vielen Unwägbarkeiten die sich hier in der Situation bot wieder. Aber es würde nichts nützen der letzte Wille war der letzte Wille. Von einem Bruder des Cornelius wusste Lucius aber nichts dafür hatte er sich mit dieser Familie zu wenig aus.
    Kurz um die Sache wurde vertagt und das war sicher die klügste Idee denn erst mal mussten Ideen her und das recht flott.

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