Über das Ableben des Imperator Caesar Augustus Appius Cornelius Palma

  • Es war erst wenige Stunden nach Sonnenaufgang. Witjon hatte dafür gesorgt, dass die Ratsherren Mogontiacums aus ihren Betten geworfen und mittels eindringlicher Botschaften auf Wachstafeln, die er selbst noch wenige Stunden zuvor im Eilverfahren hatte anfertigen lassen, über die Sondersitzung des Ordo Decurionum informiert wurden.


    Jetzt stand er dort, wo in der Regel derjenige Ratsherr stand, der einen Antrag in den Ordo Decurionum einbrachte, und atmete tief durch. Die Duumviri sahen ihn besorgt an und die versammelten Decuriones waren in verwundertes Geraune verfallen. Witjon ergriff schließlich das Wort:
    "Decuriones Mogontiaci! Ich muss euch schreckliche Kunde aus Italia übermitteln. In der vergangenen Nacht erreichte mich die Nachricht über das Ableben unseres verehrten Imperator Caesar Augustus Appius Cornelius Palma."
    An dieser Stelle ließ er den Anwesenden einen Augenblick Zeit für Geraune, Getuscheln, oder entsetztes Schweigen, bevor er fortfuhr.
    "Wir alle sind tief betroffen über diesen Schicksalsschlag. Dennoch, es gilt dafür zu sorgen, dass diese Nachricht keine Unruhen auslöst. Ich habe mich bereits mit dem Statthalter besprochen. Werte Pontifices, ich bitte euch darum, im Namen Mogontiacums und im Namen der ganzen Provinz ein Opfer darzubringen für den Genius Imperatoris und für das Wohl der Res Publica. Ich bitte außerdem euch alle, werte Honoratioren: Betet in eurer Trauer um den Princeps an eurem Hausaltar. Ehrt den verstorbenen Kaiser und lasst ihn im Angesicht der Götter hochleben."


    Somit war für Witjons Geschmack genug der Ehrungen und Lobhudeleien getan. Er hatte den Cornelius nie kennen gelernt und war sich demnach nicht zu schade, jetzt endlich zum Geschäft überzugehen. "Des Weiteren gemahne ich euch, werte Ratsherren: Schürt keine Angst im Volke! Wir müssen dafür sorgen, dass das Leben seinen gewohnten Gang geht. Sollte es in Rom auch zu kritischen Situationen kommen, wir müssen hier in Germania Superior einen kühlen Kopf bewahren."
    Dass er dies sagte, weil der Statthalter offensichtlich kein Interesse daran hatte, augenblicklich mit seinen Soldaten nach Rom zu marschieren, verschwieg Witjon hierbei wohlweislich.

  • Der duccische Pontifex teilte weder die genervten Gesichter einiger Decuriones noch nahm er am Gemurmel eben jener teil, da ihn sein Vetter bereits nach seiner Rückkehr vom Statthalter aus den Federn geworfen hatte, um ihm von der Kunde zu erzählen. Seine Blassheit rührte also von dem Schlafmangel dieser Nacht her und nicht der Entsetztheit über den Tod des Kaisers. Gewiss hatte der Palma den Vescularier gestürzt, aber in Kontakt, war er mit diesem nie gekommen. Ja eigentlich hatte er kaum etwas von dem ganzen Bürgerkrieg mitbekommen außer durch vereinzelte Briefe seiner Vettern oder durch den Austausch mit den Amtsträgern von Clarenna.. lebte er doch zu dieser Zeit auf dem Landgut. Während die anderen, wie schon gesagt, nach der ersten Verkündigung Witjons raunten, murmelten oder nur entsetzt da gesessen hatten, blieb Phelan ruhig und wartete darauf, bis sein Vetter geendet hatte.


    "Werte Decuriones, ich kann mich meinem Vetter nur anschließen: Wir sollten nicht nur einen kühlen Kopf bewahren, sondern auch verhindern, dass sich Angst und Unruhe im Volk verbreitet. Ich schlage daher - und ich denke auch in Übereinstimmung mit meinen Kollegen Petronius Crispus und Ranius Fullo - vor, dass wir so schnell wie möglich ein öffentliches Opfer am Augustalium abhalten. Dort sollte auch der Statthalter sein Wort an das Volk Mogontiacums richten." Als er seine Kollegen erwähnte, schaute er jeweils kurz zu ihnen, um Bestätigung in ihren Augen zu suchen.

  • Die Nachricht vom Tod des Kaisers hatte Crispus völlig unvorbereitet getroffen. Morgens hatte Gallicus ihm berichtet, dass dieses Gerücht umging - und die Einberufung der Sondersitzung des Ordo Decurionum bestätigte sie natürlich. Der Alte war in großer Sorge: das letzte Mal hatte es einen Bürgerkrieg gegeben, zumal da die Nachfolge wieder einmal offen war - Palma hatte ja nur eine Tochter besessen, wie er aus den Opfern zum Wohle des Kaiserhauses wusste. Ein Krieg würde aber nicht nur bedeuten, dass Germania als Standort eines Großteils des römischen Heeres in Gefahr war, sondern auch, dass sein Lucius die Seite würde wählen müssen. Und das wiederum beinhaltete das Risiko, sich falsch zu entscheiden - und letztendlich seine Karriere zu beenden, bevor sie angefangen hatte... wenn er nicht gar sein Leben beenden würde...


    Trotzdem zwang der petronische Pontifex sich, während der Sitzung Ruhe zu bewahren - was auch im Interesse der Duccier zu sein schien. Marsus' Worten war ja auch immerhin zu entnehmen, dass der Statthalter seinen Hut vorerst nicht in den Ring warf, sodass die unmittelbare Gefahr gebannt war.


    Blieb es also, das Standard-Programm abzuspulen, das Verus auch prompt vorschlug.


    "Das sehe ich genauso!"


    bestätigte er daher die Vermutungen des duccischen Pontifex.

  • Marcellus erhob sich nun verlegen um seine Ideen an den Mann zu bringen.
    "Werte Anwesende es ist für war schrecklich das unser geliebter Imperator das zeitliche gesegnet hat. Ich unterstütze die von Numerius Duccius Marsus gemachten Vorschläge hinsichtlich der Feierlichkeiten. Aber gerade im Hinblick darauf dass sich die Bürger unserer geliebten Stadt sorgen sollten wir versuchen Befürchtungen und Ängste der Bürger zu zerstreuen. Aus den mir bekannten Unterlagen hinsichtlich der Wechsel von Herrschern waren große Teile immer mit Gewalt oder Krieg verbunden. Da ich nur wenig Ahnung habe von den Vorgängen des letzten Bürgerkrieges, viele der hier Anwesenden haben da reichhaltiger es Wissen, möchte Vorschlagen dass wir versuchen Ruhe und Ordnung hier erhalten und im Gegenteil ganz bewusst den Bürgern zeigen dass das Leben bei uns in Mogontiacum weiter geht.


    Ich würde daher vorschlagen erste Baumaßnahmen an der Curie zu beginnen, Gerüste aufstellen und so was in der Art. Weiterhin möchte ich darauf hinweisen, dass für meinen Vicus eine Baumaßnahme begonnen wi...ass die Ernennung eines neuen Imperators friedlich vollzogen werden kann. Mir ist durchaus bewusst, dass bei einem militärischen Konflikt Germanien eine wichtige Rolle spielen würde, da hier eine große Anzahl von Streitkräften stationiert ist. Eine Verlegung großer Truppenteile würde für uns vermutlich das Schlimmste bedeuten, denn ehrlich gesagt ich glaube nicht das die Germanen diesmal sich ruhig verhalten würden. Wir hatten schon Glück während des Bürgerkrieges, aber vielleicht ist für die Germanen diesmal die Situation anders.


    Weiterhin möchte ich vorschlagen, dass wir im Gespräch mit der besorgten Bevölkerung Ruhe ausstrahlen und du edler Marsus mit deinen Verbindungen auslotest wie es für uns hier in Mogontiacum weitergeht. Bitte verzeiht mir das ich so lang gesprochen habe, doch die Sorge für unsere Stadt liegt mir sehr am Herzen. Ich bin noch jung an Jahren und habe sicherlich nicht die Erfahrung der hier Anwesenden. Man möge mir verzeihen wenn ich dummes Zeug geredet habe."


    Der junge Petronier schwitzte vor Eifer und vor Aufregung und hoffte das er auch sinnvolles von sich gegeben hatte. Die Fäden bei der Ernennung eines neuen Kaiser lag in ganz anderen Händen und man konnte nur hoffen, dass alle Beteiligten sich der Gefahr eines Bürgerkrieges bewusst waren. Marcellus hoffte darauf, dass alle aus der letzten Bürgerkriegssituation gelernt hatten. Es war nie gut, wenn Römer gegen Römer aufstanden, nie kam etwas gutes dabei zu Stande.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/16.jpgDen Duumvir Spurius Turius Simplex entsetzte die Todesnachricht doch sehr. Er hatte gehofft, dass dieser Kaiser noch einige Jahre leben würde. Lange genug, dass Simplex seinen Lebensabend in friedlichen Zeiten verbringen konnte. Aber das schien nun in weite Ferne gerückt. Allein der Fakt, dass der Imperator Caesar Augustus verstorben war, roch nach Krieg. Sicherlich, die Bestimmung eines Nachfolgers - sofern erfolgt - würde das Risiko minimieren. Dennoch gab es immer das Risiko, dass ein Statthalter mit vielen Legionen unter sich seine Chance gekommen sah. Und Germania Superior war eine der Provinzen, die es einem Statthalter nicht leicht machte, gewisse Chancen zu erkennen.


    Aus der Rede des Ducciers schloss der Duumvir jedoch, dass der Legatus Augusti Pro Praetore Vinicius vorerst keine Ambitionen hatte, irgendwelche Ansprüche auf den Kaiserthron anzumelden. So hoffte der Turius jedenfalls. Ein Seitenblick auf seinen Amtskollegen eröffnete ihm, dass dieser wohl genauso dachte. Die anschließenden Wortmeldungen gestalteten sich dann zunächst zustimmend und konstruktiv. Bis Petronius Marcellus sich meldete. Sicherlich, der junge Magister Vici sagte viel Wahres, was bereits die Duccii ausgesprochen hatten. Aber jetzt plötzlich mit Baumaßnahmen anzufangen, fand der Duumvir doch etwas deplatziert. Deshalb schaltete er sich schließlich selbst in die Diskussion ein: "Die Sorge um Mogontiacum ehrt dich, Petronius. Jedoch wollen wir jetzt nicht vorschnell handeln. Zunächst einmal beauftrage ich hiermit die Pontifices mit der Planung und zeitnahen Durchführung eines Opfers, wie Decurio Duccius es angeregt hat. Ihr werdet einen geeigneten Termin finden und uns darüber unterrichten."
    Er hoffte, dass ein solcher Termin äußerst bald gefunden wurde, ohne dass irgendwelche bösen Zeichen dagegen standen.
    "Des Weiteren werden wir im Anschluss an diese Sitzung vor das Volk treten und die Nachricht vom Tod des Kaisers verkünden. Ich denke, man sollte auch Totenspiele abhalten. Decurio Duccius Marsus, bitte bringe in Erfahrung ob der Statthalter bereits Pläne in dieser Richtung macht und ob wir uns beteiligen können. Petronius Marcellus liegt außerdem richtig damit, dass du, Duccius, uns wohl am besten über alle wichtigen Neuigkeiten unsere Stadt betreffend wirst unterrichten können."


    Duumvir Turius warf einen Blick in die Runde. "Hat sonst noch jemand eine Idee?"




    NDM

  • Noch einmal erhob sich Marcellus um seine Idee den Anwesenden näherzubringen.
    "Ehrenwerter Duumvir Spurius Turius Simplex, ich danke dir das du so vortrefflich die wichtigsten Punkte in deine Planung aufgenommen hast. Doch trotz allem möchte ich noch einmal auf die von mir angesprochenen Beispiele für Baumaßnahmen in unserer herrlichen Stadt zurückkommen. Natürlich geht es mir als Magister Vici auch um mein Viertel, aber und so möchte ich besonders betonen, sollten wir dringendst durch Aktivitäten unsererseits dem Volke zeigen, dass wir alles im Griff haben und so sicher sind, dass es keinen Kampf um den Kaiserthron aus unserer Sicht geben wird. Weiterhin können wir durch einbinden der Truppen in bauliche Aktionen dem Volke zeigen, dass auch seitens des Militärs keine große Militäraktionen geplant sind. Es sei unter uns gesagt dahingestellt ob dies dann wirklich so ist, aber für die Provinz Germanien muss es unter allen Umständen heißen Ruhe bewahren, Sicherheit ausstrahlen Germanien ist stark und und zeigt dies auf. Bedenken möchte ich, dass wir in der jüngeren Vergangenheit erhebliche germanische Kriegerbewegungen hatten. Mögen wir derzeit die Germanen im Griff haben, aber es genügt nur ein kleiner germanischer Führer und die ach so sichere Grenze brennt. Weiterhin hoffe ich, dass unser Statthalter die Ruhe bewahrt und sich nicht in irgendwelche unüberlegte Aktionen in Rom hineinzwingen lässt. Aus einer ruhigen, sicheren und vor allem überlegegenen Position lässt sich immer noch am besten agieren."


    Marcellus verzweifelte so langsam, waren den die Anwesenden mit Blindheit geschlagen. Aktion war immer noch besser als eine Ruhe auszustrahlen, die dem Volke eher vermittelte dass seine Stadtoberhäupter wie hypnotisiert die Schlange betrachteten die sie vernichten könnte. Sonst wurde für jeden unsinnigen Anlass politische Bewegung präsentiert, doch wenn es darauf ankam wollten sich die Stadtväter nicht in Bewegung setzen. Vielleicht verstand es der Petronier auch aufgrund seiner Jugend nicht so richtig.

  • Witjon hatte zunächst beipflichtend genickt, als der Duumvir die nächsten Schritte verkündet hatte. Leider schloss dieser die Frage nach weiteren Ideen an. Witjon runzelte die Stirn, erst recht als Marcellus sich zu Wort meldete. Was schwang der denn hier für Reden?


    "Petronius Marcellus, ich denke wir sollten jetzt erstmal die allernächsten Schritte besprechen und zügig zur Tat schreiten." Er zählte die Punkte an den Fingern ab: "Informierung des Volkes, Opfer durch die Pontifices, Totenspiele organisieren. Punkt." Damit dürfte nun klar sein, worauf der Fokus zu legen war. "Alles weitere, Bauprojekte, Koordinierung von Aktionen mit dem Militär... das können wir auch in den nächsten Tagen besprechen, wenn die nächste ordentlich terminierte Sitzung stattfindet."


    Er sah Marcellus nun nochmal eindringlich an, um daraufhin klarzustellen: "Kriegerische Vorstöße der Stämme jenseits des Rhenus sind nicht unsere Sorge. Der Statthalter und die hiesigen Kommandeure werden sich darum schon kümmern. Deshalb schlage ich vor, dass wir jetzt endlich da raus gehen und den Leuten sagen, dass der Imperator tot ist." Sein Blick ging nun zum Duumvir, den er auffordernd fixierte.

  • Als Marcellus plötzlich begann, über Bauprojekte zu schwadronieren, sah Crispus irritiert zu dem jungen Mann hinüber. Manchmal war der Junge ein bisschen impulsiv und hartnäckig, wenn er eine Idee verfolgte - das war prinzipiell nicht schlecht, aber im Moment Soldaten für ein Bauprojekt zu gewinnen war wohl wirklich keine besonders realistische Annahme...


    "Ich denke auch, dass wir uns vor allem auf unsere Aufgaben hier in der Stadt konzentrieren müssen. Und das ist Ruhe ausstrahlen, wie Marcellus schon gesagt hatte. Und die formalen Abläufe einhalten, wie Marsus meinte."


    Er sah kurz zum Duumvir, dann meinte er


    "Dann sollten wir jetzt die Bürgerschaft zusammenrufen, bevor es weitere Gerüchte gibt!"


    Er sah zu Marcellus - im allgemeinen Gedränge würde er vielleicht noch ein paar Worte mit ihm wechseln können, bevor sie draußen auf dem Forum den Worten des Duumvir lauschen mussten.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/16.jpg Spurius Turius Simplex nickte ernst, während Duccius Marsus und Petronius Crispus auf das Wesentliche hinwiesen. Da der Pontifex ihn schließlich direkt ansprach, raffte der Duumvir sich dann auch auf, endlich zur Tat zu schreiten.


    "Sehr wohl", pflichtete er bei, erhob sich und verkündete: "Die Sitzung ist hiermit geschlossen. Die Verantwortlichen wissen um ihre Aufgaben. Decuriones, wenn ihr mir dann nach draußen folgen würdet?"


    Und so wandten er und sein Amtskollege sich dem Ausgang zu und verließen die Curia, um dort die Todesnachricht unter das Volk zu bringen.




    NDM

  • Witjon atmete auf. Es war unvermeidlich, dass sie dem Volk von Mogontiacum das Ableben des Kaisers verkündeten. Marcellus hatte diese fundamentale Diskussion beinahe in sehr abwegige Bahnen gelenkt, aber das hatten sie zum Glück verhindern können. Wichtig waren jetzt erstmal andere Dinge als Bauwerke. Witjon richtete seine Toga durch leichtes Zupfen und dachte einen Augenblick lang darüber nach, Marcellus kurz ein paar Takte zu sagen. Er entschied sich jedoch dagegen, da er bereits einen aussagekräftigen Blick von Petronius Crispus aufgefangen hatte, er dessen Neffen gegolten hatte. Nein, das würde der Onkel wohl selbst klären, dachte sich Witjon. Deshalb erhob er sich, setzte eine möglichst betroffene Miene auf und folgte den Duumvirn und Honoratioren hinaus auf das Forum.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!