Der Dank des Haakon Harleifson

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…ia/villa_atrium_klein.pngAlbin führte Haakon von der Porta durch die große Halle hinüber ins Atrium. Sie kamen vorbei an dem aus grobem Wollstoff gewebten Stammbaum der Familie, der mehr als mannshoch und etliche Ellen lang war und von der Größe der germanisch-römischen Sippe zeugte, die hier wohnte. Im Atrium angekommen wies Albin auf eine der Bänke, die sich zwischen den Säulen um den Lichtschacht aufreihten.


    "Nimm Platz. Ich werde dem Hausherrn bescheid geben"


    , sprachs und zockelte davon. Im Atrium ließ sich die Wartezeit derweil aushalten, denn die Märzsonne schien mittlerweile tagsüber schon recht kräftig und brachte eine angenehme Wärme. Zudem war man im Atrium vor kühlen Winden abgeschirmt. Vereinzelt schwebte bereits die eine oder andere Polle durch den Lichtschein, der gelegentlich von vorüberziehenden Wolken unterbrochen wurde.

  • Haakon folgte dem Duccischen Türsteher durch die große Halle, wo sie an seinem gigantisch großem Wollteppich vorbeikamen der an einer der Wände befestigt war. Erst auf den zweiten Blick erkannte Haakon, dass es sich dabei um einen Stammbaum handelte. Bei dem Versuch dort den Namen des Hausherrn zu entdecken, fiel er hinter seinem Führer ein wenig zurück. Aufgrund der Größe dieser Familie dauerte es etwas bis er den Namen Duccius Marsus endlich fand, seinen Blick wieder nach vorne richtete und bemerkte, dass bereits einige Schritte freier Fläche zwischen ihm und seinem Führer lagen. Schnell überwand er diese Fläche in der Hoffnung, dass dies unbemerkt bleiben würde. Er wollte schließlich keinen schlechten Eindruck machen. Der erste Eindruck war immerhin der Wichtigste.


    Im Atrium angekommen wurde ihm ein Platz auf einer der Bänke angeboten. Ein Angebot dem Haakon gerne nachkam. Sitzen war immer etwas angenehmes, wenn man normalerweise einem schweren Tageswerk nachging. Und im windstillen Innenhof des Anwesens konnte auch längeres recht angenehm sein, wie der Germane befand, als er sich reckte und den Blick gen Märzsonne richtete.

  • Witjon war nicht wenig überrascht, als Albin ihn darüber informierte, dass Haakon die Villa zwecks eines Gesprächs mit ihm aufgesucht hatte. Welcher Art die Hilfe war, die Witjon Haakon einst geleistet hatte, daran konnte er sich freilich nicht erinnern. Entsprechend neugierig betrat er das Atrium. Mit zum Gruß ausgestreckter Hand schritt er auf Haakon zu.


    "Heilsa Haakon Harleifson. Herzlich willkommen in der Villa der Wolfrikskyn", begrüßte Witjon den Besucher im ubischen Dialekt, nachdem Albin darauf hingewiesen hatte, dass der Mann schon am Tor in der Sprache ihrer Ahnen vorstellig geworden war. Er trug wie stets in seinen vier Wänden Hemd und Hose nach germanischer Machart, die er der römischen Tunika aus Bequemlichkeitsgründen vorzog. "Was führt dich an diesem schönen Tag in mein Haus?"

  • Seinen Blick wieder von der wärmenden Frühlingssonne abwendend erblickte der Borchter den Hausherrn, der genau in diesem Moment auf ihn zu schritt. Ruckartig stand der Germane auf und nahm die ihm ausgestreckte Hand zum Gruß dankend an.
    "Heilsa, Witjon Evaxsohn!", begrüßte auch Haakon sein Gegenüber mit vollem Namen in dessen Dialekt, so gut er konnte zumindest. Ein Gebot der Höflichkeit. Offensichtlich unterschieden sich die Dialekte der beiden Germanen auch nicht so stark von einander, dass man sich nicht verstand.


    "Ich bin hergekommen um eine längst überfällige Schuld zu begleichen.", antwortete Haakon auf die Frage seines Gegenübers und machte dabei eine ausladende Geste, ehe er auch verbal ausholte. "Einst besuchte ich die damalige Schola im Vicus Apollinensis um mir einen Einblick in das römische Gedankengut zu gewähren. Doch konnte ich mir die horrenden Gebühren nicht leisten.", kurz musste Haakon Luft holen, ehe er seinen bereits daheim vorbereiteten Vortrag fortführen konnte. "In meiner Notlage kam einer deiner Leute und sprang für mich ein. Diese Geschichte ist bereits einige Mondwechsel her. Viel ist bereits seit dem Geschehen. Doch habe ich deine Großzügigkeit von damals nicht vergessen und möchte mich hier und jetzt dafür erkenntlich zeigen und dir meinen Dank aussprechen.", jetzt war es soweit. Haakon hatte seine Kehle trocken geredet und räusperte sich kurz, ehe er wieder den Blickkontakt mit Witjon suchte.

  • Witjon war ehrlich überrascht über den Grund der Schuld, die Haakon bei ihm begleichen wollte. Dass Haakon mit duccischer Hilfe sein Wissen an der Schola vergrößert hatte, war Witjon nicht klar gewesen. Allerdings nickte er in Anerkennung der Tatsache, dass Haakon sich auch nach so langer Zeit noch daran erinnert hatte und ihm jetzt seinen Dank aussprach.


    "Nicht der Rede wert", winkte Witjon gönnerhaft ab. "Ich hoffe du hast viel Gutes dabei gelernt?" Er schmunzelte ein wenig, da die Frage nicht gänzlich ernst gemeint war. Dann besann Witjon sich seiner Pflichten als Gastgeber: "Ach, wo habe ich übrigens meinen Kopf? Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?"

  • Haakon beobachtete das Duccische Familienoberhaupt, als dieser abwinkte und fragte sich ob dieser überhaupt davon gewusst hatte, bevor Haakon es ihm erzählte und er deshalb so großzügig sein konnte, oder die Familie soviel Geld besaß, dass es auf diese 'Kinkerlitzchen' nicht ankam.
    "Es hat mir tatsächlich geholfen die römischen Gebräuche und Strukturen besser zuverstehen und mich zurecht zufinden.", anwortete der großgewachsene Germane, der die Frage Witjons durchaus ernst genommen hatte.


    "Sehr gerne. Sehr gerne.", sprach Haakon und war sichtlich erleichtert, dass er das für sich Wichtigste an diesem Besuch so schnell erledigen konnte.


    Sim-Off:

    ...und entschuldige bitte diese enorm lange Wartezeit :(

  • "Bier? Verdünnter Wein? Wonach steht dir der Sinn?", fragte Witjon erstmal nach dem Getränkewunsch seines Gastes, ohne dabei zu bemerken, dass er wie selbstverständlich davon ausging, dass dieser ausschließlich Alkoholisches bevorzugte.


    Den entsprechenden Wunsch des Gastes gab Witjon anschließend jedenfalls an die Dienstmagd Lanthilda weiter, die sich kurzzeitig bereit gehalten hatte. Witjon hielt es mittlerweile häufig so bei unangekündigtem Besuch, wenn er keine Zeit hatte eine Kleinigkeit vorbereiten zu lassen. So konnte er individuell auf den Einzelfall reagieren.
    "Und, Haakon, nachdem du nun also die Römer besser kennen gelernt hast", fuhr Witjon an diesem Punkt mit einem leisen Schmunzeln fort, "welcher Tätigkeit gehst du in unserer lauschigen Gemeinde nach? Du hängst doch irgendwie mit Petronius zusammen, nicht wahr?" Witjon glaubte sich nämlich vage zu erinnern, dass der Sohn des Harleif in Crispus' Gefolge durchaus schon unterwegs gewesen war. Hatte der Petronier ihn womöglich sogar als Teil der Gesandtschaft mit nach Rom genommen?


    Sim-Off:

    Ach, ich hab 'nen langen Atem. Und bin ja selbst nicht gerade der Michael Schumacher unter den IR-Spielern, wie du siehst. Also bloß kein Stress.

  • Sim-Off:

    ...und dennoch hoffe ich, aus dem 'Monatsrhythmus' wieder herauszukommen ;)


    Seine bisher eher Starre Haltung lösend schlich sich ein leichtes Lächeln auf Haakons Züge. "Ein Bier wäre großartig!", gab er unumwunden zu und freute sich innerlich darüber, dass er hier im Hause der Duccier so großartig willkommen geheißen wurde.


    Dann wollte er selbstverständlich auch die Fragen seines großzügigen Gastgebers nicht unbeantwortet lassen. "Zusammenhängen ist genau das richtige Wort dafür, denke ich.", erwiderte Haakon und musste breit grinsen. "Kurz nach meiner Ankunft hier in Mogontiacum bin ich in seine Dienste getreten und habe mich ebenfalls seinem, wie man es hier nennt, 'clientela' angeschlossen." Haakon machte eine merkwürdige Geste bei dem Wort, dass ihm nur schwer über die Lippen kam, denn es gab noch immer einige lateinische Begriffe, die er nicht korrekt aussprechen konnte. "Jetzt arbeite ich für ihn in seinem Steinbruch als Sklavenaufseher und allgemeiner Aufpasser.", erzählte er dann weiter, wie sein momentanes Tageswerk so aussah.

  • Sim-Off:

    Viel Erfolg dafür. :D


    Lanthilda brachte Haakon pflichteifrig das gewünschte Bier, das eingeübte Lächeln zur Bedienung eines Gastes auf dem Gesicht. Witjon hatte sich ebenfalls ein Bier bringen lassen und stieß nun mit Haakon an. Dabei spielte er den sich Erinnernden bezüglich der Klientel, in die sein Gast sich begeben hatte: "Ach richtig, sein Klient. Na Glückwunsch dazu, du hast eine gute Wahl getroffen!" Er prostete Haakon nochmal zu, woraufhin er fortfuhr: "Sklavenaufseher und allgemeiner Aufpasser - der Mann für's Grobe also? Jeder tüchtige Geschäftsmann braucht so jemanden wie dich, möchte ich meinen. Läuft der Steinbruch denn gut?" Dass Haakon sich mit dem lateinischen Begriff etwas schwer getan hatte, registrierte Witjon mit dem feinen Gespür für die Schwierigkeiten von Zugereisten Peregrini mit der Sprache der Römer. Selbst in seiner eigenen Sippe gab es Leute, die Latein nur sprachen, wenn es nötig war. Auf so einem großen Landgut wie dem duccischen konnte man im Alltag auch ganz gut mit seinem germanischen Dialekt zurechtkommen, solange man keinen Umgang mit Fremden haben musste.

  • Dankend ließ sich Haakon von der Duccischen Magd bedienen und stieß mit seinem Gastgeber an, worauf er direkt einen tiefen Schluck vom kühlen Nass nahm.
    Die Glückwünsche zu seiner Patronatswahl nahm Haakon dankbar nickend entgegen und erwiderte: "Danke. Bisher gab es auch noch keine Situation in der ich es bereut hätte. Er hat mir geholfen hier Fuß zu fassen und ein neues, einfaches Leben aufzubauen." Haakon gönnte sich ebenfalls noch einen Schluck des Bieres, es war wirklich wohlschmeckend, als das Duccische Familienoberhaupt fortfuhr.
    "Der Mann fürs Grobe! Harharhar!", wiederholte Haakon die Duccische Definition seiner Tötigkeit beim Petronius und musste dabei laut auflachen. "Ja, das trifft wohl zu. Auf der Reise nach Roma kümmerte ich mich ebenfalls um den Geleitschutz der Decuriones.", verfiel er nun in die Prahlerei. Aber warum auch nicht, er war durchaus Stolz darauf, dieses 'Kommando' zum Erfolg geführt zu haben.
    Doch zurück zum Thema. Duccius Marsus hatte eine Frage gestellt, die Haakon auch so gut es ging beantworten wollte. "Ob der Steinbruch gut läuft?", wiederholte er nochmal das Gesagte, leise nur für sich, um sich Zeit zu verschaffen um kurz darüber nachzudenken. "Nun, ich denke schon. Die Arbeiter haben wirklich viel zu tun. Was wiederum meine Arbeit erleichtert, denn erschöpft flieht es sich nicht so leicht.", fügte er den letzten Halbsatz noch mit einem Augenzwinkern an.
    "Durch das Zurückholen eines entflohenen Sklaven, bin ich auch erst in die Verbindung mit dem Pontifex gekommen.", erzählte der großgwachsene Germane dann, da es ihm bei dem Thema gerade in den Sinn kam und nahm noch einen Schluck des guten Bieres. "Schmeckt Hervorragend."

  • Haakon hatte Humor. Das gefiel Witjon. Das laute Lachen des petronischen Klienten brachte den duccischen Hausherrn zum grinsen.
    "Wohl wahr", kommentierte er daraufhin Haakons Bemerkung über erschöpfte Sklaven. "Beschäftigt ihr eigentlich viele Sklaven? Also, mehr als bezahlte Arbeiter?" Das würde Witjon wirklich einmal interessieren. Vielleicht profitierte Petronius ja auch von verurteilten Verbrechern, die in den Steinbruch geschickt wurden.


    "Ist selbstgebraut", entgegnete Witjon dann auf Haakons Lob für das Bier. "Unsere Brauerei versorgt so manche Schankstube in Mogontiacum und die eine odere andere Herberge an den umliegenden Heerstraßen. Den Leuten scheint's also genauso gut zu schmecken wie dir." Was Witjon selbst noch einmal mit einem großen Schluck bekräftigte.


    Schließlich interessierte Witjon sich noch für Haakons Herkunft: "Wenn du sagst, du seist kurz nach deiner Ankunft in Mogontiacum in Petronius' Dienste getreten, von woher hat es dich denn in unser Municipium verschlagen?"

  • "Dengg schonn...", plapperte Haakon gedankenverloren vor sich hin, als das Duccische Sippenoberhaupt ihn nach dem Verhältnis der Sklaven zu bezahlten Arbeitern in den petronischen Betrieben fragte. "Soweit ich das beurteilen kann.", schob er dann noch hinterher. Er war sicherlich nicht in der Lage besonders viel über die zahlreichen Betriebe seines Patrons Auskunft geben zu können, doch was den Steinbruch anging, kam es ihm schon so vor, als ob die meisten davon Sklaven wären. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass Haakon selbst meist nur mit den Sklaven zu tun hatte, die die schwere Arbeit im Steinbruch erledigen mussten. Willigis, der Vorsteher des Steinbruchs, war kein Sklave und verrichtete dementsprechend auch die weit angenehmeren Arbeiten. Alles in allem war es für Haakon auch nie wirklich wichtig gewesen. Er tat was man ihm auftrug.


    "Beliefert ihr denn auch die Taberna Silva Nigra? Da bin ich anfangs abgestiegen, die hatten damals ein erstklassiges Räucherfleisch.", wobei die Betonung dabei auf 'hatten' lag, weil Haakon seitdem nicht mehr da gewesen war.


    "Du willst wissen von wo ich stamme?", fasste er die Frage seines Gegenübers nochmal kurz zusammen um sie dann auch sofort zu beantworten. "Petronius hatte mir das mal auf einer aktuellen Karte gezeigt. Ich stamme aus dem Gebiet östlich des Rhenus, auf Höhe dieses Doppellagers der Römer.", Haakon kratzte sich das bärtige Kinn, während er über den Namen des Zweilegionenlagers nachdachte. "Wettera oder so...", sprach er dann völlig unbekümmert darüber, ob er es richtig getroffen hatte, oder auch nicht. "Stammt ihr denn von hier? Oder von wo stammt deine Sippe?", stellte er dann dem Duccier die selbe Frage.

  • Witjon unterdrückte ein Schmunzeln. Haakon war offenbar der falsche Ansprechpartner, um wirklich wertvolle Informationen über andererleuts Geschäfte zu erhalten. Witjon hakte das Thema ab mit einem beiläufigen "Achso, na dann."


    "Die Taberna Silva Nigra gehört uns sogar", eröffnete er daraufhin seinem Gast lachend. Witjon hätte gedacht, dass dieser Umstand stadtbekannt war. Aber Haakon als Zugereister hatte offenbar noch nicht den vollen Durchblick. "Duccia Venusia ist Eignerin der Taberna. Beliefert wird sie von unserem Metzger. Ich werde das Lob für sein Fleisch bei Gelegenheit an ihn weitergeben." Und mit einem Zwinkern fügte er an: "Man kann sich dort übrigens wunderbar seine Abende vertreiben. Allein der Wettbewerb im Armdrücken ist eine Teilnahme wert."


    "Du meinst Vetera? Wo die Legio VI Victrix stationiert ist?", kommentierte Witjon die Herkunft seines Gegenübers, wobei er den Namen des Ortes betont korrekt aussprach.
    "Meine Sippe... na, das ist etwas komplizierter. Also meine Familie im engeren Sinne stammt aus dem Oppidum Brogilus. Jedenfalls in jüngerer Zeit. Ein anderer Teil meiner Sippe stammt noch aus der Gegend der Amisia und der Visurgis. Es ist also noch gar nicht so lange her, dass unsere Ahnen jenseits des Rhenus gelebt haben." Womit Witjon nur einen äußerst groben Überblick über seine Sippengeschichte gegeben hatte.

  • "Oh, oh, oh...", machte Haakon, als er diese Neuigkeit (zumindest für ihn) erfuhr, die Taberna Silva Nirga sei im Eigentum der Duccier. "Ja, gib das Kompliment gerne weiter.", sagte er dann und grinste sein Gegenüber schief an, sich mittlerweile wohlbewusst, dass er gerade in eines der wohl größten Fettnäpfchens Mogontiacums gestiegen war, und dazu mit einem Mordsanlauf, mit dem er es auch einmal quer über den Rhenus geschafft hätte.
    "Armdrücken? Ich sollte der Taberna wohl wirklich noch einmal einen Besuch abstatten. Für ein ordentliches Kräftemessen bin ich immer zu haben.", seit seiner Ankunft in Mogontiacum hatte er nicht mehr richtig die Zeit gefunden dort wieder hinzugehen. Auch die Not fehlte dazu, da er durch seinen Patron ja eine Unterkunft gestellt bekommen hatte. Doch schien sich ein zweiter Besucht wahrlich zu lohnen, nicht nur aufgrund des guten Räucherfleisches.


    "Ja, genau. Das hab ich gemeint.", kommentierte Haakon die besondere Betonung des Ortes durch den Duccius, den er selbst offensichtlich nicht richtig ausgesprochen hatte."Meine Vorfahren kommen auch alle von dort. Alles Borchter. Kaum einer hat es mal weit gebracht. Aber warum auch, wir hatten es meist gut. Nur meine Mutter, die war eine Kimber.", erzählte er noch ein wenig mehr über seine Ahnen.


    "Aber dafür habt ihr euch hier im römischen Reich bereits hervorragend etabliert.", bemerkte Haakon dann und liess seinen Blick sichtlich beeindruckt durch die Räumlichkeiten wandern.

  • "He he, der Laden ist im Grunde genommen täglich einen Besuch wert", pries Witjon nun die Taberna Silva Nigra noch weiter an. "Es gibt auch Rednerabende, anderntags wird launische Musik gespielt, dann wiederum findet die Verlesung der Rennergebnisse aus Rom statt. Es ist für jeden was dabei. Wenn du deinen Kumpels also etwas bieten willst..." Mit einem auffordernden Zwinkern beendete Witjon nun diesen Werbeblock.


    "Deine Mutter war eine Kimber? Oi, das ist wahrlich selten", zeigte Witjon sich im Folgenden durchaus beeindruckt von der Abstammung seines Gastes. Zur Etablierung seiner Sippe entgegnete er mit größtmöglicher Bescheidenheit und einem breiten Lächeln: "Naja, wir hatten aber auch einen weiten Weg dahin. Ich persönlich habe beispielsweise einst als einfacher Scriba in der Provinzverwaltung begonnen. Von nichts kommt nichts."

  • "Wettkämpfe sind immer gut, aber Reden hören?", äußerte Haakon sein sichtliches Desinteresse daran, Fremden beim philosophieren zuzuhören. Zumindest dieser Teil des Werbeblocks schien nicht so angekommen zu sein, wie der Werber es vielleicht gewollt hatte. "Hauptsache Trinken, gutes Essen und Wettkämpfe. Ich werde wieder hingehen.", bemerkte er dann noch um sich nicht unhöflich gegenüber seinem äußerst freundlichen und zurvorkommenden Gastgeber zu wirken.


    "Eine Kimber.", erwiderte Haakon nickend. "Sie kam mit fahrenden Händlern an der nördlichen Grenze unseres Stammesgebietes vorbei.", deutete Haakon an, wie solch an sich weit entfernt lebende Stämme begegnen konnten, ehe die Völkerwanderung einsetzte zum Ende des Römischen Imperiums bei der so einige ursprüngliche Herkunftsgebiete durcheinander geworfen wurde.
    Dann ging er wieder auf den Aufstieg der Duccier in Mogontiacum ein. "Vom Garküchenschrubber zum Großgrundbesitzer. Wenn du sagst, dass du das selbst miterleben durftest ..." Haakon machte eine kurze Pause in der er sich sein bärtiges Kinn kratzte. Waschen konnte vielleicht helfen, doch das war in diesem Moment keine Option. "... Ist es da zu aufdringlich, wenn ich Dich um ein paar Tipps bitten würde, wie man am Besten in der römischen Gesellschaft Fuß fasst? Dank meines Kurses an der Scholae Mogontiacum, habe ich zwar schon einen guten Einblick erhalten dürfen, doch sind die Tipps eines Praktikers doch um nichts zu ersetzen." Haakon schaute nun etwas unsicher seinen Gastgeber an und hoffte, dass er mit dieser spontanen Idee, da sie gerade bei dem Thema angelangt waren, nicht über das Ziel herausschoss und seinen Gastgeber brüskierte.

  • "Oder Reden vortragen", ergänzte Witjon scherzhaft mit einem Augenzwinkern. Dass Haakon kein Interesse an intelektuellen Abenden hatte, war offensichtlich. Dass Witjon ihn daher für so etwas nicht begeistern konnte, nahm er mit Humor. "Sehr gut. Solange du dein Geld in einer duccischen Taverne auf den Kopf haust, brauchst du auch keine Reden schwingen!" Dabei lachte er und prostete seinem Gast fröhlich zu.


    "He he, naja... Garküchen musste ich zum Glück nicht schrubben." Er lächelte bescheiden. Dass sein Weg trotzdem von harter Arbeit gesäumt war, leugnete er jedoch nicht.
    "Ist es nicht", verneinte Witjon daraufhin die Aufdringlichkeit von Haakons Bitte. "Wenn du hier Fuß fassen willst, dann brauchst du vor allem Bekannte. Ein ordentliches Netzwerk von Leuten, die dir hier und da aushelfen können. Oder die dir einen Hinweis geben, wenn sie irgendwo eine Chance eröffnet. Mit mir hast du ja schonmal einen recht mächtigen Bekannten. Einen Patron hast du ebenfalls, der in Mogontiacum etwas zu sagen hat. Und wenn dich jetzt noch in deinen Kreisen gut vernetzt, dann hast du schonmal eine Basis, mit der du arbeiten kannst." Witjon trank einen Schluck, dachte nach und fügte schließlich hinzu: "Ich zum Beispiel habe vom Aufstieg meines Vetters Tiberius Duccius Lando profitiert, der mich stets unterstützte und mir einen Weg in die oberen Etagen der lokalen Elite wies. Nicht zu vergessen die profitablen kaufmännischen Beziehungen, die ich über das Handelskonsortium Freya Mercurioque aufbauen konnte. Sonst wäre meine Sippe heute wohl nicht so wohlhabend."

  • Der großgewachsene Germane hörte seinem Gastgeber aufmerksam zu und versuchte jeden seiner augenscheinlich gut gemeinten Tipps aufzusaugen und zu verinnerlichen.
    Ja, das mit dem Netzwerk und den guten Bekannten, hatte ihm bereits sein Patron auf der Schiffahrt den Rhein herauf erzählt. Bekannte waren wirklich das A und O.
    Sich in 'seinen' Kreisen weiter zu vernetzen? Das klang richtig und gut, doch was waren genau 'seine' Kreise? Er war hier in Mogontiacum ein unbedeutender Niemand. Immerhin Klient eines Pontifex und Decurios der Stadt, doch hatte er bisher nicht viel womit er selber aufwarten konnte. Bisher hatte sich nichtmal der Plan einer eigenen Hütte durchsetzen lassen. Wobei die Vorbereitungen dafür immerhin schon im vollen Gange waren, zumindest was die Rahmenbedingungen durch die Hilfe seines Patrons anbelangte.


    "Du wirst mir also einen Hinweis geben, sollte sich irgendwo eine Chance für mich ergeben?", fragte er dann so direkt nach, da der Duccius dies ja in gewissem Maße angedeutet hatte. "Aber dann würde ich noch tiefer in deiner Schuld stehen.", ergänzte er seinen zurvor geäußerten Satz noch mit der entsprechenden Konsequenz, und deutete dabei gleichzeitig nochmal an, dass er das ja sowieso tat, durch die großzügige Kostenübernahme bei der Schola Mogontiacums.


    Es gab in jedem Sinne noch eine Menge für ihn zu tun, damit er hier richtig Fuß fassen konnte. Da galt es nun, wie sein Gastgeber auch selbst meinte, Verbündete, oder zumindest Bekanntschaften zu finden und zu pflegen, auf die sich aufbauen ließ.

  • Haakons Frage wollte Witjon bereits leichthin bejahen, als jener einen Einwand vorbrachte. Eigentlich wäre es für den Duccier ein Leichtes, im richtigen Moment Haakons Namen an der passenden Stelle beziehungsweise bei der passenden Person ins Spiel zu bringen. Aber die Bedenken, die Haakon hinsichtlich einer Schuld gegenüber Witjon hegte, ließen diesen erstmal innehalten.


    "Öh", machte Witjon daraufhin recht uneloquent in der erfolglosen Bemühung seine Ideenlosigkeit für einen Moment zu überspielen. "Tja." Nein, es ließ sich nicht verhindern, dass Haakon die Gedankenpause seines Gegenübers erkannte. "Dein Patron ist doch derzeit nicht in der Stadt", begann Witjon schließlich laut zu denken. "Vielleicht gibt es ja die eine oder andere Gelegenheit, dich erkenntlich zu zeigen." Und, weil er Haakons Frage noch nicht eindeutig beantwortet hatte, ergänzte er: "Womit ich sagen will: Ja, ich werde dir einen Hinweis geben. Und bis dahin ziehen ja womöglich noch ein paar Wochen ins Land, in denen du dich für die längst vergangene Sache damals erkenntlich zeigen kannst, wenn du darauf bestehst." Womit Witjon dem Borchter nicht sagen wollte, dass er eine Dankesgeste von diesem erwartete. Sein Ton zeigte vielmehr an, dass Witjon die ganze Angelegenheit recht locker sah. Immerhin war Haakon nicht sein Klient und hatte demgemäß auch keinerlei gesellschaftliche Verpflichtung gegenüber dem Duccier, irgendwelche Gefälligkeiten tatsächlich zu vergelten. Andererseits wusste Witjon, dass er damit rechnen musste, den Mann eventuell bei seiner Ehre zu packen. So oder so, mit der Zeit würde Witjon den Vorarbeiter des petronischen Steinbruchs noch eine Spur besser einschätzen können.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!