Wahlkampf des Iullus Helvetius Curio

  • Curio: Test bestanden. Indem der Helvetier einmal mehr Höflichkeit und Anstand zeigte, erwies er sich als kompetenter und kluger Redner. Witjon war froh, dass sein Vetter diesen jungen Mann als Klienten hatte gewinnen können, denn der würde es noch weit bringen. Davon war Witjon überzeugt.


    Anders gestaltete sich während des Gesprächsverlaufs Witjons Meinung über Phryne. Nach anfänglicher scheinbarer Zurückhaltung schoss die Frau sich geradewegs auf Curio und Susina Alpina ein, wobei sie zum Schluss aus vollen Rohren auf die Obstetrix losfeuerte. Witjon war überrascht und zugleich schockiert. Runa und Phelan hatten offensichtlich nicht übertrieben als sie von dem maßlosen Verhalten dieser Frau berichteten. Curio verstand es allerdings auch gut dagegen zu halten.


    "Ich würde mich mit derlei Anschuldigungen in äußerster Zurückhaltung üben", schaltete Witjon sich schließlich ein, als es ihm zu bunt wurde. "Susina Alpina hat als Obstetrix bei der Geburt meiner Tochter hervorragende Arbeit geleistet. Ich dulde nicht, dass du, Phryne, dich erdreistet derart freche Beleidigungen gegen eine wohlverdiente und tüchtige junge Frau wie sie auszusprechen." Er fixierte Phryne mit scharfem Blick. "Wenn du noch weitere Fragen zur Kandidatur des Helvetius Curio hast, so ist dies die richtige Gelegenheit sie zu stellen. Wenn du nur weiter ungebührliches Verhalten an den Tag legen willst, so empfehle ich dir dies in deinen eigenen vier Wänden zu tun." Tja. Und so schnell hatte man es sich auch noch mit dem mächtigsten der hiesigen Duccii verscherzt.

  • Phryne biss sich auf die Zunge. Wie konnte sie nur so dumm sein. Natürlich hatte diese Susina Alpina auch den Nachwuchs des Ducciers auf die Welt gebracht. Kein Wunder, dass er zu ihr hielt. Phryne ärgerte sich, dass sie noch immer so eifersüchtig auf die Kräuterfrau war. Dabei hatte sie doch inzwischen keinen Grund mehr dazu. Marcellus war inzwischen eindeutig ihr zugetan. Und vor allem... Alpina war weit weg. Phryne konnte also getrost ihre Spitzen gegen die Hebamme einstellen.


    Sie drehte sich möglichst gleichgültig dem Aedituus zu.


    Nein, weitere Fragen habe ich nicht. Ich wünsche den Herren noch einen angenehmen Nachmittag. Valtete, Procurator Duccius Marsus und Helvetius Curio!


    Dann rauschte sie davon.

  • Wie Marcellus mitbekommen hatte war auch Curio fleißig dabei für ein politisches Amt zu kandidieren. Er wollte Magister Vici werden und Marcellus freute sich für ihn. Er mochte Curio seit er ihn vor knapp einem Jahr kennen gelernt hatte. Ruhig und übersichtlich mit einem zuvorkommenden Wesen so präsentierte sich der Helvetier. Nachdem er jetzt auch zum Klientel der Duccier gehörte war es selbstverständlich für Marcellus, dass er Curio seine Stimme geben würde. Mochten sich römische Familien untereinander nicht vertragen, sobald aber ein Klientelverhältnis bestand zählte der Wille des Patron. So war es selbstverständlich Curio zu unterstützen.

  • Der hatte gesessen, dachte sich Curio, als der Duccier das tat, was er sich aufgrund seiner Kandidatur nicht unbedingt traute. Er wies Phryne in einem Ton zurecht, der daran gewöhnt war, Anweisungen zu geben und der Ton verfehlte seine Wirkung nicht. Anstatt nun weiter ihr Gift zu verspritzen, verabschiedete sie sich in alle Kürze und rauschte dann davon. Curio und der duccische Procurator blieben zurück. Kurz blickte der Helvetier der Libertina nach, schüttelte dann dezent den Kopf und wandte sich wieder dem Duccius zu. Doch wie nun mit dem Gespräch von grade umgehen? Er dachte einen Augenblick nach, wählte dann aber die naheliegendste Variante: Das Ignorieren.


    Nun, Procurator, ich werde dich dann in den nächsten Tagen während deiner Salutatio aufsuchen. Ich wünsche dir und deiner Familie bis dahin alles Gute.


    Curio reichte dem Procurator zum Abschied nochmal die Hand, denn hinter ihm warteten bereits die nächsten Einwohner, die ein Gespräch mit ihm wünschten.

  • Wie Curio sah Witjon der abdampfenden Phryne noch einen Moment hinterher. Das war ja ein überaus wechselhafter Auftritt gewesen. Erst himmelschreiend freundlich, dann giftig wie eine Schlange. Kein Wunder, dass es einen Eklat bei ihrer Willkommensfeier gegeben hatte. Wenn sie mit ihren Gästen genauso umsprang wie sie sich in diesem Gespräch gegeben hatte, wunderte es kaum, dass sie keine Sympathien erntete.


    Der Helvetius überging diesen Vorfall jedenfalls gänzlich und schien das Gespräch mit Witjon offenbar schnell zu einem Ende bringen zu wollen. Witjon verstand das, denn es warteten ja noch weitere Interessierte und der Wahlkampf musste fortgeführt werden.


    "Freue mich schon drauf", gab er zurück und sagte weiter: "Dir auch alles Gute, Helvetius, danke. Viel Erfolg. Die Wahl packst du mit Links." Letzteres unterstrich er mit einem gut gemeinten Schulternklopfen und einem Zwinkern, während er Curio die Hand gab. "Vale", verabschiedete er sich daraufhin und bedeutete einem der Umstehenden, dass er nun gerne seinen Platz einnehmen könne. Witjon strebte anschließend guter Laune dem wohlverdienten Abendessen im Kreise seiner Familie entgegen.

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