Mal wieder ein Kaiserwechsel - Und: Die Offenbarung der Godin?

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…illa_speisesaal_klein.pngEs war der Tag, an dem früh morgens die Decuriones Mogontiaci zu einer Sondersitzung zusammengekommen waren, woraufhin wenig später die Duumvirn dem Volk die Nachricht vom Tod des Kaisers Appius Cornelius Palma Augustus verkündet hatten. Allein das war Gesprächsstoff genug für die duccische Hausgemeinschaft. Beim täglichen gemeinsamen Abendessen saßen sie nun beisammen. Witjon sprach hastiger und weit weniger würdevoll als sonst das Tischgebet: "Wir bitten, ihr Götter, seid unserm Haus steter Gast, tagein, tagaus, und helft, dass wir der Gaben wert, die eure Güte uns beschert."


    Für einen Augenblick war es still, als niemand sich traute gleich auf die schlimme Nachricht zu sprechen zu kommen. Aber nicht nur der Tod des Kaisers war diskussionwürdig. Witjon war auch noch etwas anderes zu Ohren gekommen, das er seiner Aufmerksamkeit für würdig befand. Deshalb begann er möglichst unbefangen über die Vorkommnisse am heutigen Morgen zu plaudern, während er sich Brot, Räucherschinken und Oliven auf den irdenen Teller frachtete:
    "Ich habe da etwas wirklich seltsames gehört über die Tumulte auf dem Forum heute. Da soll ein Mädchen die Stufen zum Tempel erklommen haben und mit gottesgleicher Aura die Menge verzaubert haben, so dass völlige Stille herrschte." Er sah bei diesen Worten absichtlich nicht Runa an, denn er hegte bereits einen Verdacht, nachdem er außerdem gesagt bekommen hatte, dass es sich wohl um einen Blondschopf in Begleitung des Aedituus Helvetius gehandelt haben sollte.


    "Wisst ihr Näheres darüber?", fragte er arglos in die Runde. Auf Wortmeldungen wartend biss er herzhaft in seine Schinkenstulle.

  • Gerade war ein Stück Brot und etwas Schinken auf Runas Teller gewandert, als sich nur noch ein paar Oliven dazu gesellen wollte, stellte Witjon eine Frage, die Runa dazu veranlassten, die Oliven fallen zu lassen. Sie blickte schüchtern auf.
    Puh gut er schaute sie nicht an. Und auch das was er das sagte, gottesgleich... nein er konnte nicht sie meinen – aber verdammte Axt, so viele Mädchen standen heute da wohl nicht auf den Stufen der Curia oder?
    Also beschloss Runa sich lieber erst mal weiter auf das Fischen von Oliven zu konzentrieren.
    Nachdem sie es nun geschaffte hatte einige von den kleinen, glitschigen und widerspenstigen Dingern auf ihrem Teller zu platzieren, schaute sie in die Runde und sah immer noch fragenden Gesichter.
    Sie spielte mit einer der Oliven, die gerade unter Anleitung von Runas Finger die Größe des Tellers erkunden durfte und sagte - nein sie nuschelte es - fast beiläufig.
    „Ähm ich habe nur.. also Godehild, die weise Frau aus dem Dorf bei unserem Landgut..., ich weiß auch nicht.. es hat geholfen.“ Nein sie sah nicht auf und so recht wusste sie auch nicht, sie konnte es sich ja selber nicht erklären, nur eins wusste sie sicher. „Ich hatte Angst, da kamen mir diese Worte in den Sinn.“ Immer noch war sie sich nicht sicher, ob es nun gut oder schlecht war, was sie da getan hatte – auch wenn es die Menge beruhigt hatte, deshalb schob sie sicherheitshalber ein „Tut mir leid.“ hinter her.

  • Endlich .. Abend, Essen und dabei vor allem: Familie. Phelan liebte die gemeinsamen Abend essen, wie unspektakulär sie auch sein konnten, denn es gab ja nicht jeden Tag spannende Dinge, die den Ducciern passierten. Aber auch den Nichtigkeiten lauschte der duccische Pontifex gerne, egal von wem sie erzählt wurden. Das gemeinsame Essen hatte er eigentlich am meisten vermisst, als er jahrelang fort gewesen war. Das Schönste: Nun saß auch ein Mitglied seines Familienzweiges der Kinder Wolfriks an diesem Tisch, seine Tochter Runa. Er fand es immer noch schade, dass Audaod so schnell nach Rom aufbrechen musste und sich Runa und Witjons Sohn gar nicht richtig kennen lernen konnten, immerhin waren sie im gleichen Alter.


    Gedankenversunken dachte er an die Zeit, in der er mit seinem Vetter Witjon gemeinsam die Jugend erleben durfte. Als er gerade an die Jagd mit Witjon, Loki, Irminar und Co. dachte, fing Witjon an das Tischgebet zu sprechen, was ihn wieder aus den Gedanken riss. Der heutige Tag war keiner gewesen, an dem man nur Nichtigkeiten an diesem Tisch zu hören bekommen würde. Der Kaiser war tot und die Würdenträger der Stadt hatten die traurige Nachricht am heutigen Morgen dem Volk verkündet, was in einem Tumult und Chaos auf dem Forum gesorgt hatte.


    Als Witjon von einem Mädchen sprach, welches die Menge mit 'gottesgleicher Aura' auf den Stufen des Tempels beruhigt haben solle, wurde er hellhörig und schaute verdutzt drein. Das es sich dabei um seine Tochter handelte, kombinierte er bis dahin nicht. Er hatte die Szene auch gar nicht mitbekommen, war er doch kurz nach der Verkündigung vom Forum in Richtung Villa aufgebrochen. Phelan hörte jedenfalls auf zu Essen und schaute seinen Vetter fragend an. "Ein Mädchen mit gottesgleicher Aura sagst du? War es eine Römerin?" eigentlich konnte es gar keine Römerin gewesen sein, denn so etwas hätte ein Römer und vor allem eine Römerin schon gar nicht gemacht. Ihn interessierte die Geschichte. War es ein Mädchen aus dem einfachen Volke gewesen? Die Sache mit der gottesgleichen Aura lies ihn nachdenklich werden. Er erinnerte sich weit zurück in seine Jugend, als er eben an die Jagd dachte, die er kurz zuvor noch vor Augen gehabt hatte. Da hatte er nämlich seine erste 'göttliche Eingebung' erfahren, welche ihn schließlich dazu bewogen hatte, sich in den Dienst der Götter zu stellen, auf welche noch weitere in den folgenden Jahren gefolgt waren.

  • Puh Glück gehabt. Keiner nahm sie so recht wahr. Selbst ihr Vater hatte ihr Gemurmel einfach überhört. Runa versuchte sich also auf das Essen zu konzentrieren, auch wenn ihr das eher schlecht als recht gelang, denn immer noch beschäftigten sie die Ereignisse des heutigen Tages und dass hatte wohl weniger mit dem Tod des Kaisers zu tun.
    'Göttliche Aura' spukte es durch ihren Geist. Ob er das ernst gemeint hatte?

  • "Keine Ahnung", gab Witjon auf Phelans Frage zurück. Er biss nochmal in seine Stulle, kaute eine Weile, biss nochmal ab und spülte das ganze schließlich mit Bier herunter. Seinen nassen Bart wischte er sich daraufhin mit dem Hemdsärmel ab, woraufhin er berichtete: "Ich habe das auch nur von Otmar gehört. War bei ihm was essen, als einer reinkam, der es von einer Frau gesagt bekommen hatte. Die war wohl auf dem Forum dabei gewesen." Witjon zuckte mit den Schultern.


    "Ich dachte eigentlich, du hättest mehr gesehen", überlegte er, während er mit seiner Stulle auf Phelan deutete. "Du warst doch noch etwas länger auf dem Curiavorplatz als ich, oder nicht?"

  • Sim-Off:

    Zum Verständnis: Auch wenn Verus letzter Post nach Runas Post kam, ist dieser dennoch vorher einzuordnen. Ich antworte jetzt also quasi auf Runas Post, wo sie zugibt, dass sie es war. Hatte da letztens was durcheinander gebracht.. mit dieser Lösung sollte es wieder laufen :)


    "Nein, leider nicht." quittierte er die Frage seines Vetters kurz. "Ich habe mich sogleich auf zur Villa gemacht, um den Unruhen auf dem Forum zu entgehen." sein Vetter hatte das ja ganz ähnlich gehandhabt, nur dass er scheinbar eben zu Ottmars Garküche gegangen war.


    Als sich Runa, nachdem sie bislang eher zurückhaltend war, dann für irgendetwas entschuldigte, schaute er seine Tochter an.. zuerst mit zusammen gekniffenen Augen und Falten auf der Stirn "Bitte was?" und kurz darauf, nachdem sich der Schalter in seinem Kopf umgelegt hatte, mit großen erstaunten Augen "Was sagst du da? DU warst das??" da fiel ihm doch glatt der Suppenlöffel in die Schale, woraufhin sich die Suppe über Tsunamiartige Spritzer auf dem Tisch um die Schale herum verteilte und sogar seine Kleider traf. Die Kinnlade war offen, aus dem Mund kam erstmal nichts. Als er sich wieder gefangen hatte schob er recht schnell nach "Was genau hast du gemacht??" Für die anderen Familienmitglieder war es schwer einzuschätzen, ob Runas Vater das Ganze eher positiv oder negativ wertete. Er wollte erstmal wissen, WAS genau da abgelaufen war!

  • Nun hieß es für Runa volle Deckung einnehmen. Sie zog also erst mal den Kopf ein und fing wieder an die Oliven über ihren Teller zu jagen. Hochschauen? Im Leben nicht ne ne und so war es mal wieder die Olive, die die gewünschte Antwort bekam, jeder andere musste schon die Ohren spitzen, weil Runa nuschelte. Ja sie hatte ein schlechtes Gewissen, warum . Woher sollte sie das wissen, aber so wie ihr Vater gerade abging, war es immer erst mal gut ein solches zu haben.
    „Äh ja...“ war also die Antwort auf die Frage ob sie es gewesen sein. „So genau weiß ich gar nicht was ich gemacht habe. Die Asen und Vane habe ich angerufen, damit sie über alle auf dem Platz und auch über ihre Sippe, ihre schützenden Hände halten.“ So nun wusste die Olive beschied und der Rest der Abendgesellschaft hatte wohl auch verstehen können was sie da gesagt hatte.

  • Ah, jetzt wurde es interessant. Phelan hatte ebenso wenig die Geschehnisse auf dem Forum mitverfolgt und reagierte dementsprechend überrascht, als Runa so ein bisschen in ihren Teller hinein nuschelte, dass sie womöglich etwas mit der gottgleichen Gestalt auf den Tempelstufen zu tun haben könnte. Witjon zog angesichts der heftigen Reaktions seines Vetters amüsiert die Augenbrauen hoch. Hatte Phelan nicht selbst damals davon gesprochen, dass er Erscheinungen gehabt hatte? Übersinnlicher Kontakt zu den Göttern?


    Witjon warf Octavena einen Blick zu, der ihr signalisierte: Achtung, jetzt wird's spannend. Als wäre der nun folgende Schlagabtausch zwischen Phelan und seiner Tochter eine Nebensächlichkeit, bereitete er sich noch zwei Scheiben Brot mit Schinken und Käse vor, um diese beiläufig zu mampfen.

  • Da staunte Phelan nicht schlecht. Seine Tochter hatte wirklich die Menge durch ihre Worte beruhigt.. durch GERMANISCHE Worte, wie es scheint. Dazu kam auch noch, dass sie eine Duccia war, also nicht irgendein Mädchen. Ob er jetzt stolz auf sie oder böse mit ihr sein sollte, wusste er noch nicht - ein komisches Gefühl. Auf der einen Seite erfüllte ihn es mit großer Freude, dass sie eine größere Verbindung zu den Göttern zu haben schien, wie es auch bei ihrem Vater der Fall war. Auf der anderen Seite hätte die ganze Aktion auch in die Hose gehen können und wenn man bedenkt, welchen Ruf die Duccier mittlerweile in Mogontiacum und über die Grenzen der Stadt hatten, war es wiederum keine so gute Idee gewesen. Er entschied sich dennoch, das ganze weiterhin erstmal nicht zu bewerten. Ihn interessierte lieber das, was seiner Tochter widerfahren war.


    "Und deine Worte? Stammten sie von der Godin aus dem Dorf nahe unseres Guts oder haben.." und das war, was er sich eher erhoffte, denn dann würde er hier völlig austicken und vor Freude seinen Becher in einem Zug leeren "oder haben die Götter dir die Worte in dein Ohr geflüstert?" mit großen Augen schaute er seinen Spross an.

  • Args. Vater war sauer! Verdammt warum war er denn sauer? Ein scheuer Blick traf ihn, bevor Runa ihren Blick doch lieber wieder gen Teller richtete. Von den anderen hatte sie wohl kaum Hilfe zu erwarten. Eher im Gegenteil. Witjon sah eher so aus, als wäre sein Brot interessanter, nur der Blick den er seiner Frau zuwarf hieß wohl so viel wie .'He genieße die Vorstellung.'
    Runa grübelte. Was hatte sie denn falsch gemacht? Curio hatte schließlich nichts der gleichen gesagt. Im Gegenteil, er hatte voller Bewunderung mit ihr über das geschehene gesprochen. Aber hier bekam sie nun einen Anschiss, weil sie die Menge beruhigt hatte?
    Verkehrte Welt ganz eindeutig.
    Nun konnte sie ja wohl kaum zurück und die Worte ihres Lehrers kamen ihr in den Sinn, dass veranlasste sie nun auch den Kopf zu heben und ihren Vater mit einer gehörigen Portion Trotz anzusehen.
    „Nein nicht dir Worte einer Godin aus dem Dorf. Die Godin hat zumeist Frigg angerufen.“ Antwortet Runa zunächst auf die Frage.
    "Den Rabengott ruf´ ich und alle seine Berater,Wodan und alle Asen und Vanen:Gewährt uns Weisheit und heilsames Wirken,Rede und Rat und richtige Runen,Heil allen, die hier sind, und Heil ihren Sippen."


    Wiederholte sie nun die Worte, die sie schon auf der Treppe gesprochen hatte.
    „Ich weiß nicht woher ich diese Worte kenne. Vielleicht habe ich sie mal irgendwo gehört. Aber da in diesem Moment waren sie so vertraut, ganz so als kämen sie tief aus dem Inneren und sie nahmen mir meine Angst und scheinbar taten sie dies auch mit all den Anderen auf dem Platz.“
    Sie atmete tief durch und ihre Stimme wurde nun auch deutlicher und hatte einen gewissen Nachdruck. „Egal ob du jetzt sauer bist oder nicht Vater. Es war nicht falsch.“ Ja davon war sie unter anderem auch überzeugt, weil ihr Lehrer eben diese gesagt hatte.

  • Immer noch perplex von dem, was seine Tochter da angeblich getan hatte, lauschte er weiter gespannt ihren Ausführungen und hielt dabei die ganze Zeit seinen Suppenlöffel in der Hand, von dem in immer größer werdenden Zeitabständen einzelne Tropfen heruntertropften.


    Von dieser Godin hatte sie die Worte anscheinend nicht.. sie wusste aber auch nicht mehr, wo sie diese jemals gehört hatte. Das war genau jenes, was die ganze Sache so interessant machte, ihm war es damals ja nicht anders ergangen und das so etwas jetzt auch seiner Tochter widerfahren war, verblüffte ihn.


    "Ich.." fing er an seiner nun und vielleicht auch verständlicherweise etwas beleidigten Tochter zu antworten "ich bin nicht sauer. Falsch war es sicherlich auch nicht, es scheint ja funktioniert zu haben." schlichtete er also erstmal, damit die Stimmung hier nicht entgleiste. "Die Götter scheinen ein besonderes Licht auf dich geworfen zu haben, Runa.." Wie war dieses Zeichen nun zu deuten? Etwas besorgt schaute er auf seinen Teller. Sie machte gerade eine Ausbildung zur Aeditua im römischen Götterkult und die germanischen Götter flüsterten ihr solche Worte ins Ohr.. Was wollten sie damit bezwecken? Nun.. wäre es ein Frevel für sie, dass sie sich in den römischen Götterkult stellte, hätten sie ihren Zorn bestimmt und vor allem anders gezeigt. Außerdem waren ihm die Götter auch immer noch wohlgesonnen, obwohl er beide Religionen praktizierte. Wieder ein Beweis dafür, dass es doch eigentlich die gleichen Götter waren, die die Menschen aufgrund ihrer unterschiedlichen Kulturkreise nur anders sahen und ihre Religionen folglich auch anders praktizierten.


    "Hast du mit Curio darüber gesprochen?" Sie musste. Die beiden verbrachten momentan viel Zeit miteinander und der duccische Pontifex hatte dieses Arrangement extra wegen solcher Themen in die Wege geleitet. Sie wird ihm das sicher erzählt haben, vielleicht war er aber auch dabei gewesen?

  • Ein wenig verspätet mit der Hand vor dem Mund, um das Gähnen zu unterdrücken, denn die letzte Nacht war alles andere als ruhig gewesen, trat sie in den Speisesaal ein. Ganz fröhlich und unbedarft - so war sie eben nun mal - begrüßte sie alle Anwesenden mit einem freundlichen Lächeln. Dass die anderen seit einiger Zeit über Godehild und so sprachen, bekam sie erst mit, als sie sich an den Tisch hinzusetzte und zu einigen Trauben griff und doch tatsächlich eine Traube aus ihrer rechten Hand glitt. Sie auf den Tisch fiel und anschließend zu Phelan kullerte. Mit ihren großen Haselnussaugen blickte sie ihn an und meinte nur. "Für dich."

  • Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus
    ...


    "Hast du mit Curio darüber gesprochen?" Sie musste. Die beiden verbrachten momentan viel Zeit miteinander und der duccische Pontifex hatte dieses Arrangement extra wegen solcher Themen in die Wege geleitet. Sie wird ihm das sicher erzählt haben, vielleicht war er aber auch dabei gewesen?


    Runa nickte.
    „Er war dabei!“ sagte sie leise. „Und er sagt mir ähnliches.“ Sie schaute ihren Vater fragend an. „Ist denn so was möglich? Ist es möglich das die Götter jemanden aussuchen?“
    Bisher hatte Runa ja immer angenommen, dass sie all die Studien nur zum gefallen ihres Vater tat. Das ihr Interesse an den Götter nur daher rührte, dass sie ihn stolz auf sich machen wollte. Und so hatte sie ja auch immer Gelegenheit gehabt Zeit mit ihrem Vater zu verbringen.
    Nachdenklich schob Runa sich eine Olive in den Mund.
    Mit einem abwesenden Lächeln nickte sie Naha zu Begrüßung zu.

  • "Man sehe und staune welch holde Dame uns mit ihrer Anwesenheit beehrt", kommentierte Witjon teils belustigt, teils scheltend Nahas verspätetes Aufkreuzen am Esstisch. Er strafte die junge Duccia mit einem vorwurfsvollen Blick, aß davon abgesehen aber gemächlich weiter. Für die emotionalen Regungen waren gerade Phelan und Tochter zuständig.


    An Runa gewandt warf Witjon im Folgenden eine Bemerkung in die Runde: "Oh ja. Hier am Tisch sitzt einer, den sie bereits vor vielen Jahren ausgesucht haben." Seinen Worten war anzumerken, dass er das wirklich ernst meinte. Er hatte die plötzliche Wandlung seines Vetters erlebt, der eine göttliche Erkenntnis und daraufhin seinen Weg im Dienste des Cultus Deorum eingeschlagen hatte. Witjon Blick legte sich nun auch auf Phelan, was für Runa ein eindeutiger Hinweis sein sollte.
    "Ist dieser Helvetier dir ein guter Lehrer, was würdest du sagen, Runa?", hakte er daraufhin noch nach, interessiert an der Meinung der Schülerin. Er wollte wissen, ob dieser Bursche hielt, was Phelans Eindruck über ihn versprochen hatte.

  • Runa folgte Witjons Blick. Was? Wie? Aber... Sie sah von ihrem Vater wieder zu Witjon. Und war entsprechend verwirrt.


    Da ihr Vater aber weiter stumm blieb beantwortete sie die Frage.
    „Also im Vergleich mit den vorherigen Lehrer die ich hatte, kann ich nur sage, dass ich in der kurzen Zeit mehr von ihm gelernt habe als von meinem alten Lehrer auf dem Landgut. Es liegt wohl auch an seiner ruhigen Art, er diktiert sein Wissen nicht von oben herab, nein er fordert und fördert mich. Er regt mich dazu an, mir selber meine Gedanken zu machen. Weißt du es ist eher wie ein Austausch unserer Gedanken. Es ist erfrischend anders. Also ja ich würde sagen, dass er ein guter Lehrer ist. Er interessiert sich übrigens sehr für unsere germanischen Götter.“

  • Da sich das Gespräch momentan nur zwischen Runa, Witjon und Phelan abspielte, was den anderen in jedem Falle zu gute kam - sie konnten sich weiterhin die Bäuche vollschlagen und dennoch zuhören -, bemerkte der duccische Pontifex erst Nahas verspätete Anwesenheit, als sich diese gesetzt hatte. Da sein Vetter die Angeklagte bereits ermahnte, beließ er es dabei. Außerdem war er immer noch auf das Gespräch fixiert. Curio war also dabei gewesen, interessant. Er würde ihn in den nächsten Tagen bei der Salutatio dazu befragen.


    Gerade als er auf die Frage seiner Tochter antworten wollte, vernahm er die Traube, welche Naha aus der Hand gefallen war und nun zu ihm herüber gerollt war. Er drehte sich zu dem Mädchen, lächelte ihr zu, steckte sich die Traube zufrieden in den Mund und strich ihr durch das rotblonde Haar. Wie konnte man diesem Kind böse sein? Ihre Verspätung war vergessen. Immer wenn er sie ansah, erinnerte Phelan sich an seinen Vetter Loki und natürlich auch an seine Frau Elfleda. Durch ihre Tochter waren sie doch irgendwie immer noch unter ihnen.


    Da die Antwort für seine Tochter ausgeblieben war, hatte sich Witjon dazwischen geschaltet und wies dezent darauf hin, auf was Phelan zu sprechen kommen wollte. "Ja Runa, es ist möglich." beantwortete er die Frage seiner Tochter zunächst knapp. "Mir sind in deinem Alter ganz ähnlich Dinge passiert." Er nahm einen kurzen Schluck und setzte seinen Becher wieder ruckartig ab, um fortzufahren. "Ha, Witjon, weißt du noch? Die Jagd nach diesem blutrünstigen Wolf, der viele Höfe heimsuchte und den Leuten das Leben schwer machte, in dem er ihr Vieh riss?" dann drehte er sich zu Naha "Dein Vater war übrigens auch dabei." und zwinkerte ihr zu. "Nun, ich will euch alle nicht mit dieser Geschichte langweilen.." doch, eigentlich wollte er das, also erhoffte er sich einfach mal, dass er sie noch erzählen konnte, natürlich nur auf Nachfrage! ".. aber dort in den Wäldern, haben die Götter zum ersten mal zu mir gesprochen und mich mit ihrem Geist erfüllt. Dass die Götter nun auch den direkten Kontakt zu dir gesucht haben, Runa, bestätigt mir sowohl ihre Kraft als auch meine Entscheidung, ihrem Ruf gefolgt zu sein." erklärte er seiner Tochter höchst erfreut.


    "Ich habe es dir gleich gesagt, Witjon. Dieser Helvetius ist tugendhaft, tüchtig und genau von der Sorte junger Männer, die Mogontiacum braucht. Ich bin sehr erfreut darüber, dass er mich um das Patronat gebeten hat, so kann ich ihn unterstützen und zugleich beeinflussen. Besser es schweben unsere Hände über ihm, als die falschen.."

  • Also tatsächlich ihr Vater hatte das auch erlebt? Sie wollte alles darüber wissen, sie wollte genau wissen wie und auch wie ihr Vater sich dabei gefühlt hatte und woher er wusste das die Götter waren, denn genau in diesem Punkt war Runa sich unsicher.
    Sie sah ihren Vater also mit großen Augen an. „Bitte Vater erzähl mir von der Jagd, erzähl mir wie die Götter zu dir gesprochen haben. Oh bitte ich will es so gern verstehen.“
    an ihren Frage und auch an ihrer Stimmlage konnte man wohl ihre Unsicherheit hören. Ihr Vater und auch Curio waren sich so sicher, dass es die Götter waren, die sie haben die Worte vor der Curio zu sprechen. Doch sie selbst war sich dessen nicht so sicher.
    Sie griff nach der Hand ihres Vaters. „Bitte erkläre es mir.“ Weil wer wenn nicht er, der ja ähnliche Erfahrungen gemacht hatte konnte es ihr erklären. Konnte ihr helfen es zu verstehen.

  • "Die Macht ist stark in dieser Familie", raunte Albin in Margas Ohr. Sie saßen wie immer nebeneinander und während Albin nach außen hin unbewegt ein Schmalzbrot kaute und auf Phelans Erklärungen wartete, nickte Marga heftig beipflichtend. Sie war fest davon überzeugt, dass die Sippe des Wolfriksyn die ganz besondere Aufmerksamkeit der Götter genoss. Ob diese Aufmerksamkeit gut war oder schlecht, das war für Marga erstmal nebensächlich. Jedenfalls bewies Runas Erlebnis, dass die Macht der Götter wieder einmal ihr Sprachrohr in einem duccischen Sippenmitglied gefunden hatte.

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