Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang (Hippokrates um 400 v.Chr.) ... Liegt darin also die Kunst, das Leben so lang wie möglich erscheinen zu lassen?
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Opiumschwangere Rauchschwaden, gepaart mit süßen Düften und würzigen Aromen, durchzogen die Halle, die erhellt wurde allein vom flackernden Schein einiger Feuerbecken. Züngelnde Flammen, die ein Spiel von wabernden Nebelschwaden, von Licht und Schatten in die Luft und an die Wände malten. Von irgendwo her erklang sphärischer Gesang und Musik wie aus dem Nichts, zu der anmutig wirkende Körper, im Tanz vereint sich drehten. Alles diente dazu, den berauschten Sinnen der Zuschauerinnen zu schmeicheln, die allesamt auf weichen Kissen gebettet da lagen und das Schauspiel, sowie die süßen orientalischen Opiate ausgiebig genossen. Eine Szene, die fern jeder Realität schien. Also ob Göttinnen im Olymp, dem ewigen Zeitvertreib des süßen Nichtstun frönten. Waren es wirklich Göttinnen? Nein, im Grunde war es eine ganz reale Situation ...
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… Prisca hatte einige Freundinnen zu einer zwanglosen Feier in die villa Aurelia eingeladen. Einen konkreten Anlass gab es nicht. Außer man bezog es auf die jüngst bekanntgegebene Wahl des neuen Kaisers. Wobei Prisca dem neuen Kaiser nur wenig Sympathie entgegen brachte, nachdem ihr "senatorisches Vögelchen" (Servius Pedanius Cato) im Vertrauen gesungen hatte, dass ihr Ehemann in spe (Manius Flavius Gracchus) ebenfalls auf der Kandidatenliste zur Wahl des Augustus gestanden hatte. Gracchus hätte zum neuen Kaiser gewählt werden können? Diese Nachricht hatte Prisca erstmal verdauen müssen und immer wieder stellte sie sich die Frage, warum es nicht dazu gekommen ist. Woran hat es gelegen? Hätte man nicht eventuell das Ergebnis manipuli … oder besser gesagt: hätte man dem Schicksal nicht ein wenig auf die Sprünge helfen können? Nun, die Wahl ist vorbei und vorbei ist vorbei. Wozu gebe ich mich eigentlich mit diesem alten Lustmolch Cato ab, wenn er nicht mal in der Lage ist mir wichtige Informationen rechtzeitig zu beschaffen!! Die Aurelia haderte immer wieder mit der vertanen Chance, die ihr Leben zweifelsohne grundlegend hätte verändern können. Ich an der Seite von Gracchus! Als erste Frau, an der Spitze des Imperiums! Diese verlockende Position hätte Prisca nur zu gerne eingenommen und sie zu erreichen, wäre ihr jeden Versuch wert gewesen - auch wenn die Aussicht auf Erfolg (realistisch betrachtet) angesichts der übrigen Kandidaten nicht sehr groß gewesen sein dürfte. Doch Prisca sah die Dinge nicht immer realistisch, eher idealistisch und emotional, wobei ihr selbst ihre unerfüllte Liebe zu Scato von heute auf morgen nichts mehr bedeutet hätte, wäre Gracchus tatsächlich zum neuen Kaiser ausgerufen worden.
Doch leider hatte der Senat anders entschieden und wieder einmal meinte es das Schicksal nicht gut mit Prisca, weshalb sie dieses protzige Fest heute sozusagen als Trotzreaktion gegen alle Götter und die ganze Welt ausrichtete. Gemäß dem Motto: "Göttinnen des Olymps, im Rausch der weltlichen Laster". Zwar hatten einige ihrer Freundinnen leicht irritiert reagiert, als sie auf den Einladungen gelesen hatten, dass sie sich dem Anlass entsprechend wie ihre Lieblingsgöttin kleiden sollten. Aber das störte Prisca wenig. Sie wusste genau, dass die meisten ihrer Freundinnen allein schon aus reiner Neugier der Einladung gefolgt wären, selbst wenn sie zu einer plumpen Sexorgie eingeladen hätte. Allerdings sollte das Fest heute keinesfalls in einer solchen ausarten, auch wenn das Ambiente zweifelsohne wie geschaffen dafür gewesen wäre: Schummriges Licht, überall herumliegende Kissen, Rauschmittel bis zum abwinken, betörende Musik, leicht bekleidete Tänzerinnen und Tänzer …
"Sag mal Prisca, gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, weshalb du uns heute eingeladen hast und wir uns ausgerechnet als Göttinnen verkleiden sollten?", stellte Octavia Flaminia (eine gut situierte Plebejerin und langjährige Bekannte der Aurelia) schließlich die Frage des Tages und erntete prompt einen darauf vorbereitenden Lacher von Prisca.
"Ach, meine liebste Octavia. Benötigst du denn immer einen Grund für das, was du tust? Und warum muss ausgerechnet ICH dir einen nennen?", fragte Prisca amüsiert und mit gleichsam provokantem Unterton nach, während sie fragend in die Runde blickte: "Benötigt ihr etwa alle einen Grund? Könnt ihr nicht einfach mal ein Fest und euer Leben genießen, ohne über den Grund nachzudenken? Nun denn, so lasst mich einen Grund nennen: ... Lasst uns den neuen Kaiser feiern! Indem wir ihm - jede in persona ihrer Lieblingsgöttin - huldigen. Passt euch das nicht? Weiß Eine von Euch gar sicher einen besseren Grund für dieses Fest? Nur zu, ich höre?! So mag sie diesen nennen und wir stimmen darüber ab. Ganz so, wie es die Männer im Senat zu tun pflegen, wenn sie einen neuen Kaiser wählen. Also?" Abwartend hob Prisca eine Schale mit glimmenden Räucherstäbchen und schwenkte dieses provokant prostend vor Octavias Nase hin und her: "Na komm schon. Octavia. Du als Juno, der höchsten aller Göttinnen verkleidet, möchtest du nicht Anfang machen? Ich bitte dich! Oder überlässt du das Denken lieber den Anderen ... " Wer auch immer das wäre.
Die Verbitterung über den Ausgang der Wahl war ungleich schwerer in Priscas Worten zu erahnen als der Grund, weshalb sie heute NICHT in dem Kostüm ihrer Lieblingsgöttin (Fortuna) erschienen war sondern, in der Aufmachung der Göttin Diana. Der Göttin der Jagd! Denn zu jagen, danach stand ihr derzeit ganz der Sinn. Was sonst hatten reiche Römerinnen (reiferen Alters) auch zu tun, als der Erfüllung irgend welcher Träume und Wünsche nach zu jagen und sich ansonsten dem süßen Leben und dem Nichtstun hinzugeben? Das Wort Arbeit kannten sie nicht, Geldsorgen hatte Keine von ihnen und die meisten waren bereits verheiratet, hatten ihren Männer genügen Nachkommen geschenkt, sodass sie gelassen in die Zukunft blicken konnten.
Auch Prisca konnte sich in dieser Hinsicht so einiges vorweisen. Sie gehörte noch zu den jüngsten- und demnach begehrenswerten Matronen. Sie war bereits einmal verheiratet gewesen und war nun einem der angesehensten Römer im Reich versprochen. Darüber hinaus galt sie als eine der reichsten Frauen des Imperiums, sodass sie eigentlich die besten Voraussetzungen mitbrachte, die eine Frau sich wünschen konnte ...tja, wäre da nur nicht dieser eine, aber entscheidende Makel den sie vorzuweisen hatte! Sie hatte noch immer keine Kinder zur Welt gebracht und das sorgte zweifelsohne für so manch spöttisches Getuschel. Zwar scherte sich Prisca selten um das Getuschel um ihre Person, wären da nicht die ach so lieben Freundinnen, die es beizeiten liebten sie damit aufzuziehen. Allen voran Octavia, doch die hatte gerade ein Grundsatzproblem zu klären und das wiederum bescherte Prisca etwas Zeit, sich zu entspannen und zu genießen … sei es der Triumph über ihre Freundin, oder einfach nur der Glaube daran, die Kunst des Lebens entschlüsselt zu haben, womit sie dem Schicksal zweifelsohne ein Schnippchen geschlagen hätte ...
Falls eine Verwandte, Freundin oder Bekannte von Prisca zufällig Zeit und Lust hat, darf gerne nach eigenem Gusto mit gepostet werden. Einfach - ohne Umwege - hier mit rein schreiben ... Diana, Iuno vergeben, Venus reserviert ...
[SIZE=7]edit: simoff ergänzt[/SIZE]