Meinen gestrigen Entschluss, dem Sklavenmarkt einen Besuch abzustatten, setzte ich auch gleich am nächsten Morgen in die Tat um. Leider hatte ich den Maevius nicht davon überzeugen können, in der Villa zurückzubleiben. Natürlich würde er wieder alles in seiner Macht stehende tun, um mir den Tag zu vergraulen. Gleich heute Morgen schon wollte er damit beginnen, als er die abstruse Auffassung vertrat, eine junge Dame aus gutem Hause treibe sich nicht allein auf Sklavenmärkten herum. Seine ständige Besserwisserei trieb mich zuweilen regelrecht in den Wahnsinn. Es war mir wirklich schleierhaft, was Papa an diesem Mann gefunden hatte!
Glücklicherweise verfügte ich über eine ordentliche Summe Geld, über die ich selbst verfügen konnte. Und ich schwor, bei allem was mir heilig war, Maevius Tullinus würde heute nicht das letzte Wort haben!
In Begleitung meiner Amme Eleni und der frischgebackenen Leibsklavin Naevia schritt ich zur Tür hinaus. Draußen wartete bereits eine claudische Sänfte auf mich, die ich dann auch sogleich bestieg. Maevius Tullinus hatte meiner Sänfte einen unserer Custodes zur Seite gestellt – einen furchterregenden Germanen, der auf den Namen Gundalf hörte. Er selbst bevorzugte heute den Weg zu Fuß zurückzulegen und ließ sich von Styrax, dem Thraker beschützen.
Die Vorteile, zu früher Stunde den Sklavenmarkt zu besuchen, lagen auf der Hand. Zumindest glaubte ich das. Morgens war die Ware noch frisch und die Auswahl größer. Und, was am allerwichtigsten war, man bekam nicht den unverkäuflichen Rest, der nach einem langen Tag nicht verkauft worden war. Vielleicht waren die Sklaven dann zwar etwas teurer, doch Geld spielte keine Rolle.
In der Villa hatte man mir einen Händler empfohlen, der zumeist über ausgezeichnete Ware aus dem gesamten Imperium verfügte. Polycles irgendwas hieß er, so genau hatte ich mir den Namen nicht gemerkt. Die Trägersklaven aber wussten Bescheid. Daher trugen sie mich fast direkt zum Stand des besagten griechischen Sklavenhändlers.
Als ich meine Sänfte verließ, stolzierte der Maevius bereits herum, um dabei einen Blick auf das Angebot des Händlers zu werfen. Dabei verzog er wie immer keine Miene, was es für Außenstehende besonders schwer machte, ihn richtig einzuschätzen. Um ihm aber zuvorzukommen schickte ich Naevia los:„Sag dem Händler, ich gedenke bei ihm einige Sklaven zu kaufen. Gute Haussklaven, für die unterschiedlichsten Aufgaben, versteht sich.“ Meine frischgebackene Leibsklavin näherte sich dem Griechen und überbrachte ihm meine Botschaft.