Res Gestae des gewesenen Quaestors Marcus Iulius Dives

  • "Wir hören nun als nächsten Punkt auf der heutigen Tagesordnung den Tatenbericht des Iulius Dives, der im vergangenen Amtsjahr als Quaestor diente", kündigte Consul Stertinius Quartus in der heutigen Sitzung den nächsten Redner an.

  • Nachdem er den Consul Stertinius darum gebeten hatte und schon kurz darauf von jenem eine positive Antwort erhielt, fand sich der iulische Quaestorius pünktlich einige Momente vor Sitzungsbeginn in der Curia Iulia ein, um sodann geduldig darauf zu warten, dass der ihn und seinen Tatenbericht betreffende Tagesordnungspunkt durch einen der amtierenden Consuln aufgerufen wurde. Anschließend begab er sich angemessenen Schrittes - und folglich weder stürmisch schnell, noch träge langsam - an die Rednerstelle, um just dort zunächst erst einmal anzukommen und tief durchzuatmen.


    "Patres Conscripti!", begann er seine Rede mit den zu diesem Zweck wohl meistgewählten Worten und einer etwas ausladenderen Geste, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
    "Es erfüllt mich mit Freude, Stolz und ist mir eine große Ehre, hier und heute meine Stimme an euch richten zu dürfen. Und wie der ehrenwerte Consul bereits sagte, amtierte ich, Marcus Iulius Dives", wiederholte er seinen Namen an dieser Stelle noch einmal, damit selbiger auch ja nicht unterging, "im vergangenen, verlängerten Amtsjahr als Quaestor Urbanus ab actis senatus - und damit in einem Amt, welches ich dereinst selbst präferierte, welchem mich der Senat in seiner Weisheit im Anschluss an die damaligen Wahlen vertrauensvoll zuteilte und zu meinen Leistungen und Taten in demselben ich meiner gesetzlichen Berichtpflicht nachkommend im Folgenden nun Stellung beziehen möchte und gegebenenfalls auch Rede und Antwort stehen werde.", eröffnete er seinen Tatenbericht und ging hernach seine üblichen zwei kleinen Schritte, die dem Abbau der vor und zu Beginn einer Rede bei ihm stets vorhandenen Nervosität dienten. Zugleich ließ er seinen Blick ein wenig durch die Reihen dieses ehrwürdigen Gremiums fliegen, um beispielsweise einzufangen, ob sein Verbündeter Lepidus heute hier anwesend war. Aber auch eine Anwesenheit des Senators Aurelius Lupus - und dies in der Tat hätte sich der Iulier vor seiner Quaestur auch kaum träumen lassen - könnte sich in dieser Sitzung womöglich als vorteilhaft herausstellen. In der durchaus begrenzten Zeit seiner zwei Schritte jedoch erblickte er vorerst weder den einen noch den anderen der beiden, sodass eine Aussage zu deren etwaiger Anwesenheit er selbstredend an dieser Stelle nicht zu treffen imstande war.


    "Als Quaestor", unterschlug Dives sodann sehr bewusst den restlichen Amtstitel, "war es zunächst meine Aufgabe und gesetzliche Pflicht, mich unter Federführung der beiden Quaestores Principis sowie in Zusammenarbeit mit den übrigen gewählten Quaestoren um die Pflege und Aktualisierung der Chronicusa Romana zu sorgen. Und entsprechend habe ich mich in diesem außergewöhnlich verlängerten Amtsjahr", und damit also zwangsläufig länger als die meisten seiner Amtsvorgänger, "auch sowohl um die Pflege der bereits vorhandenen Chronicusa Romana gekümmert, indem ich einige wenige in der Vergangenheit untergegangene Ereignisse ergänzend einfügte", seine Position als Vorsteher der Senatsarchive war ihm hier selbstredend gelegentlich zupassgekommen, "sowie an etlichen Stellen und bis mehrere Jahre in die Vergangenheit gehend die äußere Form der jeweiligen Einträge vereinheitlichte, um dem geneigten Leser das Studieren dieses von den unterschiedlichsten Quaestoren zusammengestellten Werkes zu vereinfachen und angenehmer zu gestalten. Zudem aktualisierte ich das Werk natürlich auch regelmäßig, sodass insbesondere die erschütternden Ereignisse im vergangenen Ianuarius akribisch dokumentiert sind." Er ließ eine kleine Kunstpause. "Anzufügen ist jedoch, dass leider nicht zu jedem mir wichtig erschienen Ereignis die Informationslage - trotz meiner Bemühungen um einen entsprechenden Informationsgewinn - ausreichte, sodass sich letztlich eine partielle Lückenhaftigkeit, die auszuräumen vielleicht die Quaestores Principis schafften oder aber hoffentlich spätestens die nun amtierenden Quaestoren schaffen werden, nicht gänzlich vermeiden ließ.", erklärte der Iulier relativ offen. Nicht zuletzt nämlich hatte er hier zwar durchaus so einiges getan, wie er selbst fand. Doch hatte die Federführung in dieser Sache ja dennoch bei den beiden kaiserlichen Quaestoren gelegen, sodass er einen etwaigen Missstand in der einen oder anderen Detailfrage sich selbst eigentlich weniger anzulasten gewillt war.


    "Als Quaestor Urbanus", setzte Dives nach einer größeren Pause zum Abschluss des letzten Punktes nun mit einem schon etwas genaueren Amtstitel fort, "war ich zudem gesetzlich beauftragt mit der Regelung und Überwachung des Reiseverkehrs - eine Aufgabe, die sich selbstredend insbesondere in der langen Zeit geschlossener Stadttore als nicht ganz einfach herausgestellt hat." Denn wer zu jener Zeit in Roma gesessen hatte, konnte natürlich außerhalb der Urbs nur wenig regeln und überwachen. "Dennoch setzte ich mich auch hier mit aller Konsequenz für unser römisches Recht und unsere römische Ordnung ein und ahndete aufgetretene Verstöße hart aber gerecht." Es folgte eine kleine Zäsur, um diesem Satz auch den nötigen Nachdruck zu verleihen. "Die exakten Zahlen möchte ich dem hohen Senat an dieser Stelle ersparen und verweise stattdessen auf meinen bei Consul Stertinius eingereichten schriftlichen Tatenbericht.", erklärte er hernach, um anschließend auch manchen Fall der Verjährung nicht unnötigerweise ebenfalls noch erwähnen zu müssen.


    "Damit sodann gelange ich zu meinen Aufgaben und Pflichten als Quaestor Urbanus... ab actis senatus.", brachte er mit Betonung auf den letzten drei Worten nach dem Abschluss des vorangegangenen nun sodann den nächsten Punkt seiner Rede zur Sprache. "Dieses Amt übte ich im vergangenen Amtsjahr alleinig aus.", unterstrich er hernach. Denn in der Tat war das alles andere als ungewöhnlich, gab es schließlich Jahr für Jahr in der Regel nur exakt einen 'ab actis senatus'. Doch es stellte vielleicht noch einmal den Unterschied dar zu den beiden vorangegangenen Redeteilen: Es wurden Jahr für Jahr 20 Quaestoren bestimmt. Davon waren Jahr für Jahr 2 als Quaestores Urbani im Amt. Doch wurde Jahr für Jahr nur einer der beiden zum 'ab actis senatus' bestimmt. "Dazu richtete ich mir entsprechend meiner Verantwortlichkeit für die Senatsarchive zeitnah nach meinem Amtsantritt zunächst ein entsprechendes Officium im Tabularium ein, von welchem aus ich mich sowohl um die Bearbeitung diverser Anfragen kümmerte, als auch meinen Tätigkeiten in der Archivpflege nachging. Die Ergebnisse meines dortigen Wirkens zuletzt legte ich zusammen mit einer entsprechenden Empfehlung, wie diverse Missstände in manchem Gesetzestext zu beheben wären, anschließend dem Consul Duccius vor, der - und ich denke, dies darf ich ihm ungefragt unterstellen - aufgrund der hochbrisanten Ereignisse auf dem Palatin die meisten der von mir zusammengetragenen Punkte zugunsten der damals mehr als dringlichen Kaiserfrage zunächst verständlicherweise hintanstellte." An dieser Stelle nickte Dives bekräftigend, da ihm in der Tat wenig daran gelegen war, seinem Mitklienten hier in irgendeiner Weise zu schaden. Allerdings konnte und wollte er seine eigenen Taten in diesem Bericht seiner Taten selbstredend auch nicht einfach unterschlagen.


    "Und bevor man mich danach fragt, möchte ich mein geäußertes Verständnis für den Consular Duccius an dieser Stelle auch mit meinen eigenen Erfahrungen dieser Zeit begründen.", kündigte er sodann an und hoffte, dass er damit schon von Beginn an manch unangenehmer Frage ausweichen konnte. "So wird dem Senat bekannt sein, dass es formal unter anderem zu meinen Pflichten als Quaestor Urbanus ab actis senatus gehörte, den Augustus über die im Senat getroffenen Entscheidungen zu informieren und in Kenntnis zu setzen - eine Aufgabe, welche auszufüllen ohne einen Princeps sich als schier unmöglich erweist." Hier machte Dives eine Zäsur, diesen tiefen Einschnitt des plötzlichen Kaisertodes in auch seine Magistratur noch einmal hervorzuheben. "Und so wurde auch ich letztlich von den Umständen gezwungen, meine Ressourcen und Kapazitäten in andere Aufgaben und Bereiche umzulenken. So hatte ich die ausgesprochene Ehre, auf Vorschlag des geschäätzten Senators Aurelius Lupus selbigem unterstützend bei der Organisation der Ludi Funebres zu Ehren des verstorbenen Cornelius Augustus zur Hand zu gehen, um hiermit zumindest symbolisch meiner Pflicht am Princeps nachgekommen zu sein.", erklärte der Iulier und ließ abermals eine kleine Zäsur folgen. "Zudem unterstützte ich auch die Decemviri stlitibus iudicandis in einigen", immerhin 24, "Fällen * mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen."


    Sim-Off:

    * In vorheriger Absprache mit Lepidus und Hungi habe ich hier alle Erbschaftsfälle bis einschließlich 31.12.2014 aufgearbeitet.


    "So letztlich schließe ich also meinen Tatenbericht, indem ich noch einmal an meine Kandidaturrede und die Begründung meiner Amtspräferenz erinnern möchte. Damals... betonte ich und versprach, dass ich meine Stärken in den administrativen und organisatorischen Bereichen sehen und mich entsprechend dort auch am besten für den Princeps, für den Senat und für das Volk von Roma einzusetzen vermögen würde." Hier nun folgte eine letzte kleine Kunstpause. "Inwieweit mir dies aus heutiger Sicht... im vergangenen, verlängerten Amtsjahr auch gelungen ist, das einzuschätzen obliegt an dieser Stelle nun selbstredend nicht mir. - Dieses Urteil obliegt dem hohen Senat von Roma.", beendete er seine selbstverständlich recht lange Rede - schließlich hatte auch das Amtsjahr selbst bekanntlich ein wenig Überlänge gehabt - und gab damit den Ball ab an die versammelte Senatorenschaft...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Lepidus hatte sich eine Zeit lang mit einem Wortbeitrag ganz bewusst zurückgehalten. Er betrachtete die Reihen des Senats und wartete darauf, dass jemand zuerst das Wort ergreifen würde. Immerhin war es sicher nicht mehr ganz unbekannt, dass der Iulier und der Tiberier ein Bündnis hegten, Lepidus nicht zuletzt der Trauzeuge auf der Hochzeit seines engen Freundes war. Deshalb hätte jedes sofortige Lob wohl nicht den Stempel der Aufrichtigkeit getragen. Von daher war es durchaus angemessen, sich lieber später unter die Redner zu mischen und die sicherlich positiven Reaktionen nur noch hier und da zu verstärken. Doch er wartete, und wartete, und wartete und befand sich damit immer mehr in der Zwickmühle, bis er sich dann letztlich doch entschloss aufzustehen und das Wort zu ergreifen. Sicher, die Worte eines offensichtlich gutgestellten Verbündeten würden vielleicht für den Rest der Senatorenschaft nicht so viel wiegen, aber es war sicherlich immer noch besser, als wenn diese Amtszeit lediglich mit Stille gewürdigt wurde. "Mitsenatoren, ich kann die Worte des Iulius Dives nur bestätigen. Selbst konnte ich mir bereits ein umfangreiches Bild von der nun sehr viel einheitlicheren und um sehr viele wichtige Punkte ergänzten Chronicusa Romana machen. Ein wahrer Beweis für detailliertes und strebsames Arbeiten. Hier wurde wahrlich sehr viel Mühe und Sorgfalt investiert, welche der ehemalige Quaestor auch in Bezug auf die Senatsarchive aufgewendet hat." Dass sich der Tiberier das natürlich nur so im Vorbeigehen angesehen hatte, war natürlich klar, aber da konnte er sicher auf den Iulier vertrauen, dass dies tatsächlich auch so war. "Ebenso konnte ich mich davon überzeugen, dass die von ihm mitorganisierten Spiele viel Anklang in der Bevölkerung gefunden haben und es somit auch mit sein Verdienst ist, dass unser verstorbener Kaiser die angemessene Ehre erhielt, die ihm zustand. Gerade mit welchem Eifer sich Iulius Dives auch Aufgaben gestellt hat, die weit über das standardmäßige hinausgingen, sollte allen Magistraten zum Vorbild gereichen" Und sicher konnte man das Ganze auch noch entsprechend Krönen. "Demzufolge bin ich guter Dinge, dass man den Namen Marcus Iulius Dives auf dem Palatin bedenkenlos empfehlen kann, auf dass wir ihn mitsamt seinen Fähigkeiten vielleicht schon in naher Zukunft an unserer Seite hier im Senat begrüßen dürfen."

  • Modestus lauschte zunächst Marcus Iulius Dives und danach Lucius Tiberius Lepidus aufmerksam. Er quittierte die Worte des Iulius Dives mit einem zufriedenen Nicken und dezentem Applaus. Dass sogar der Patrizier sich für den Ehemann seiner Nichte einsetzte, war ein gutes Zeichen. Modestus selbst war während der Quaestur des Iuliers nicht in Rom gewesen. Daher wollte er ihn nicht für seine Amtsführung loben. Diese Position war für einen feindlich gesinnten Senator zu leicht anzugreifen. Aber das würde ihn nicht davon abhalten Iulius Dives trotzdem zu unterstützen.


    "Ich kann Senator Tiberius nur zustimmen. Marcus Iulius Dives ist mir als aufrechter und tüchtiger Mann bekannt. Männer wie ihn brauchen wir hier im Senat!"

  • 'Dieses Urteil obliegt dem hohen Senat von Roma.', so hatte er seine Rede beendet. Was nun folgte, war dröhnende Stille. Niemand sagte etwas, keiner kritisierte, nicht einer lobte, alle blieben stumm. Es sollte wohl also dies, die Stille, das Urteil des Senats zur divitischen Quaestur sein. Sich selbst auf die Zunge beißend harrte der Iulier auf der Rednerstelle aus und versuchte den gefühlt hunderten Blicken, die hier nun auf seiner Person lagen, einfach nur standzuhalten. Denn was anderes sollte er auch tun? Da die Senatoren allesamt schwiegen, hatte er keinerlei Anhaltspunkt, um noch einmal das Wort zu erheben und die Stille zu durchbrechen. Er konnte sich nicht für etwaiges Lob bedanken, wie er genauso jedoch auch keine Stellung zu etwaiger Kritik an seiner Amtszeit beziehen konnte. Stattdessen ließ sich auf Stille, soweit Dives wusste, auch nur wieder mit Stille reagieren.


    Dann endlich erhob sich mit Lepidus wenigstens eine Stimme im Senat, sodass der gewesene Quaestor in der Folge nicht anders konnte, als einmal tief einzuatmen, um sodann seine Anspannung aus dem Körper herauszuatmen. Es folgten lobende Worte des Tiberiers mit der schlussendlichen Empfehlung, Dives in den Senat zu berufen. Der Iulier, der letztlich mit dem festen Vorsatz diese Rede hier gehalten hatte, wenigstens eine solche offene Empfehlung eines Senators zu bekommen, konnte sich ein vorsichtiges Lächeln daraufhin nicht verkneifen. Anschließend folgte eine weitere ausgesprochene Empfehlung durch den Senator Annaeus. Das schlussendlich schien dann jedoch wirklich das finale Urteil des Senats zu sein.
    "Ich danke für diesen Zuspruch.", erklärte Dives also dankbar mit einem kurzen Nicken in Richtung erst des annaeischen Praetoriers und anschließend auch des tiberischen Quaestoriers. Hernach streifte er mit seinem Blick noch einmal durch die Reihen, bevor er - sofern es am Ende also bei diesen beiden Wortmeldungen bleiben sollte - sich von der Rednerstelle zurückzog und entsprechend seines nicht länger vorhandenen Beisitzerstatus die Curia Iulia schon kurz darauf verließ.

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