An der breiten Uferpromenade der Tiberinsel, an der Ecke der Passage zum Faunustempel, liegt die exotische Caupona "Irem". Auf dem Schild über dem Eingang sieht man drei schlanke Türme inmitten goldener Sanddünen, und in verschnörkelten Lettern steht dort: IREM und Taberna homeritica.
Durch eine mit Schnitzereien reichgeschmückte Türe führt der Weg in eine Gaststube, die einer orientalischen Schatzhöhle gleicht. Ziselierte Räucherschalen säumen den Eingang, würziger Rauch kräuselt sich von dort in den tiefen Raum, der mit weichen Teppichen ausgelegt ist. Wie Kaskaden stürzen sich farbenfroh gemusterte Wandbehänge von der Decke, und überall hängen und stehen unzählige Lampen, durch deren durchbrochene Wände das Licht in fremdartigen Ornamenten auf die Umgebung fällt. Geflügelte Greifenstatuetten recken reptilienhaft die Zungen und tragen auf ihrem Rücken Kohle- und Räucherpfannen.
Pflanzen, sowie mit Pflanzenornamenten bemalte Stellwände gliedern den Raum. Die Tische sind nur kniehoch, und feste Sitzkissen mit Trodeln an den Ecken ersetzen die Klinen. Oft spielen Musiker hier, auch Geschichtenerzähler finden sich gerne ein.
Wohlgestalte Angestellte in märchenhaft-orientalischer Tracht kümmern sich stets lächelnd um das Wohlbefinden der Gäste (und erfüllen ein Stockwerk weiter oben auch darüber hinausgehende Wünsche.) Die Caupona ist gut besucht. Sie serviert an den römischen Gaumen angepasste "original homeritische" Speisen, und schenkt exquisite Palmweine aus.
[Tiberinsel] Irem, ein Hauch von Arabia felix - Versöhnung
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Hora Duodecima.
Irem.
Ich war da.
In dem reservierten Separee setzte ich mich. Die Atmosphäre, die mich hier sonst so fesselte, vermochte mich heute kaum in ihren Bann zu ziehen. Ich schlug die Beine unter, grub die bloßen Zehen in den Teppich, und hieß Akadios draussen nach Borkan Ausschau halten, während Pelias über mich wachte. Falls Borkan überhaupt kam. Diese Begegnung heute morgen hatte ein wirklich mulmiges Gefühl bei mir hinterlassen. Mit Daumen und Zeigefinger rieb ich mir die Nasenwurzel und starrte lange blicklos auf das kleine Tischchen vor mir. Nach meinen Wünschen gefragt bestellte ich irgendetwas das sich gut anhörte für uns beide (Zuversicht demonstrieren!), und Palmwein natürlich. Der kam schnell. Ich trank ein paar Schluck für mehr Zuversicht, und wartete bedrückt auf meinen Liebsten. -
Natürlich erschien ich, wenn auch etwas später als verabredet ein bisschen Strafe musste sein. Ob ich nun ihn oder mich bestrafen wollte...
Ich kam direkt von Morrigan, hatte ich heute Vormittag noch gedacht, dass ich von ir Trost bekommen würde, so war mein Kopf nun wieder deutlich gerader gerückt. Mitleid? Von Morrigan? Fehlanzeige. Sie hat mir tüchtig den Kopf gewaschen. Und mir das ein oder andere klar gemacht.
'Lass diese Besitzansprüche, dass steht dir nicht zu!' oder auch. 'Was meinst du wer du bist - ihm Vorschriften zu machen könenn?' oder 'Hör auf ihn einzuengen, nimm es hin wie es ist, genieße und denke nicht an das Morgen!' aber mit ihrem 'Borkan! Was glaubst du hast du eigentlich erwartet? Er nimmt dich mit zu seiner Familie, stellt dich ihnen vor, sogar seiner verlobten wurdest du vorgestellt. Er hat nicht vor dich fallen zu lassen. Also verdammt noch mal eng ihn nicht ein, lass ihn seinen Freiheiten und genieße die zeit die ihr zusammen habt.' ja damit hatte sie mich eindeutig wach gerüttelt.So kam ich nun also relativ zerknirscht hier an und wurde auch schon von Akadios erwartet und zu Serapio geführt. War er es noch den ich vor ein paar Stunden wie einen begossenen Pudel hatte stehen lassen, so war ich es nun, der hier als eben solcher vor ihm stand.
„“Ähm...“ sehr geistreich Borkan wirklich sehr geistreich. „... also...“ warum bei allen Göttern fehlten mir ausgerechnet jetzt die Worte, es konnte doch wohl nicht so schwer sein einfach zu sagen tut mir leid ich war ein Idiot! Los Borkan reiß dich zusammen und sag es schon. „Also ähm... es tut mir leid. Ich war … ich war...“ ja was? Na was wohl. „Ich glaub … nein ich war eifersüchtig. Entschuldige.“ So damit war es raus nun war es mein unsicherer Blick, der auf ihm ruhte. -
Während des Wartens geisterten mir die Vorwürfe im Kopf herum, die er mir gewiss machen würde, und ich legte mir Verteidigungen zurecht, und mir fiel dann auch so manches ein, was ich ihm ja auch zum Vorwurf machen könnte, und so sah ich meinem Liebsten halb zerknirscht, halb trotzig entgegen, als Akadios ihn hineinführte Die beiden Custodes postierten sich dann am Durchgang zum Hauptraum, und ließen uns ein wenig Privatheit. Auch wenn sie sowieso alles wußten, da sie ja so gut wie immer um mich waren.
Ich stand auf, um Borkan irgendwie zu begrüßen... und er – oh, beim süßen Atem der Aphrodite, wie unschuldig verlegen er mit einem Mal aussah – er entschuldigte sich, und ich schmolz natürlich sogleich ganz und gar dahin, gerührt und unendlich erleichtert.
"Komm her. Komm her, mein Liebster..." murmelte ich, und schloß ihn fest in meine Arme. "Mir tut es leid. Es tut mir leid. Es war so dumm von mir. Ich wollte doch eigentlich nur, ehrlich, eigentlich wollte ich wirklich nur einen Sekretär kaufen, aber... naja. Es tut mir leid. Ich bin in letzter Zeit... naja. Es ist... alles ein bisschen viel auf einmal in der letzten Zeit. Ich bin so froh dass wir uns haben. Du bist mein Ein und Alles."
Und du bist ein Heuchler, Faustus. raunte eine innere Stimme, aber ich hörte vehement nicht hin. Ich war nicht mit Manius "durchgebrannt". Ich war hier. Das war es doch was zählte. Oder etwa nicht? Ich war hier. Mit Borkan. Hier.
"Komm her, Corazón...."
Borkan... mein Phantasos... meine Isis und mein Träumer... Ich umarmte ihn innig, umschlang ihn, mich seiner versichernd, ich streichelte sein Haar, ich suchte seine Lippen, küsste ihn zärtlich, lange und immer wieder. -
Mir viel nicht nur ein Stein – nein es wahr wohl eher ein Felsmassiv – vom Herzen. Ich hatte mir nach Morrigans Vorwürfen ja schon das Schlimmste ausgemalt, das er mich quasi vor die Tür setzen würde und mit mir nichts mehr zu tun haben wollte. Aber er war so so so rührend. Ja rührend, so wie er mich in die Arme schloss und sich entschuldigte!? Ja wofür denn? Ich war es doch, der ihn mit irgendwelchen Vorwürfen mitten in der Öffentlichkeit...
Aber es war halt auch alles so neu für mich, schließlich war er der erste, dem ich mein Herz geschenkt hatte. Es gab keinen vor ihm und es würde für mich auch nie einen nach ihm geben. Und jetzt erst verstand ich welche Opfer seine zukünftige Frau brachte.
Ich wusste nicht ob ich in der Lage wäre ihn zu teilen. Gut mit Valentina ja, aber das war auch was anderes, denn ich glaubte nicht mal im Traum daran, dass er sich in sie verleiben könnte, aber es gab so viele andere, so viele Verflossene, so viele Zukünftige? Was wäre wenn …
Nein nein nein! Ich würde jetzt nicht darüber nachgrübeln. So kehrte nun also ein Lächeln auf mein Gesicht zurück, ich ließ mich von ihm in die Arme schließen – küssen und streicheln. Und zumindest für den Moment glaubte ich seinen Worte, ja ich wollte ihnen glauben, also tat ich es.
„Ich liebe dich.“ hauchte ich an seinen Lippen. „Für immer.“ -
Als Borkan mir genau die Worte sagte, die ich vor kurzen noch Manius zugeraunt hatte, an diesem konfusen, herrlichen, furchtbaren Abend, den es gar nicht hätte geben dürfen – da legte sich irgend etwas schweres auf meine Brust. Etwas beklemmendes, etwas das meine Kehle eng machte.
Ich wusste schon, was nun angebracht gewesen wäre zu erwidern, doch ich schwieg. Und küsste ihn nur, küsste Borkan wieder auf seine weichen, hingebungsvollen Lippen.
"Komm, setz dich zu mir." Ich nahm wieder im Schneidersitz auf dem Kissen Platz, und griff nach dem Palmwein, schenkte uns ein. "Versuch mal, aber Vorsicht, er ist verdammt viel stärker als es scheint. Als ich zum ersten Mal hier war, da wusste ich das noch nicht, und da hat dieser gute Tropfen mich völlig umgehauen."
An den Anfang des damaligen Abend konnte ich mich noch erinnern, doch wie es weitergegangen war, das hatte ein schwarzes Loch des Vergessens verschlungen.Angespannt suchte ich Borkans Nähe, legte den Arm um ihn, strich ihm verzeihungsheischend über die Schultern.
"Hör mal, es ist... vielleicht ganz gut das mal zu klären. Es gibt keinen Grund eifersüchtig zu sein. Keinen Grund für dich. Ich habe... so wie du das willst... niemandem nachgestellt oder so, ich war nicht ein einziges mal im Lupanar, ich habe selbst den hübschen Badesklaven die kalte Schulter gezeigt, auch wenn ich gerade echt viel um die Ohren habe, und obwohl ich finde, dass so ein kurzes, vollkommen bedeutungsloses, entspannendes Vergnügen echt nichts ist was irgendwie stören sollte, aber... ich will dass du glücklich bist, also reisse ich mich zusammen. Obgleich wir uns viel zu selten nur sehen."
Das war nun wiederum deutlich vorwurfsvoller aus meinem Mund gekommen als ich es eigentlich beabsichtig hatte.
"Ich bin nur einmal, nur ein einziges Mal... schwach geworden" gestand ich ihm, den Blick an ihm vorbei starr auf eine schlangenhafte Bronzelampe gerichtet. Schwach. Ja. So schwach. Ich konnte Manius Hände noch immer spüren. Seinen Körper an meinem.
"Aber das ist vorbei!" fuhr ich auf, und erklärte, mit verzerrtem Gesicht, mir die Worte schmerzhaft abringend: "Es war eine Obsession. Es war... immer mehr Traum als Wirklichkeit, und nun ist es vorbei. Ich habe mich für dich entschieden Borkan... und du weißt gar nicht was ich für dich aufgegeben habe." -
Mein Grinsen wurde breiter und ich fühlte mich befreit. Hatte ich mir doch schon das Schlimmste ausgemalt. Ja erst heute auf dem Markt wo ich noch dachte er wäre meiner überdrüssig geworden, dann noch Morrigan, von der kein Trost sondern Vorwürfe kamen. Und dann vor ihm hier um Entschuldigung bitte. Oh meine Nerven hielten so was wirklich nicht gut aus. Um so glücklicher war ich, dass er mich in die Arme nahm und küsste. Das er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er seine Liebe gerade erst einem Andere gestanden hatte wusste ich zum Glück nicht.
Ich setzte mich also zu ihm und nahm den Becher entgegen. Gerade noch rechtzeitig erreichte mich seine Warnung, denn sonst hätte ich den Inhalt des Bechers zur Beruhigung meiner Nerven gleich hinuntergestürzt. So beschränkte ich mich auf einen großzügigen Schluck um meine Kehle zu benetzen.
Und der nächste nun deutlich größere Schluck rann meine Kehle hinab, als er mir gestand? Ja so konnte man es wohl nennen, dass er sein Vergnügen bei einem anderen gesucht hatte. Meine Hand verkrampfte sich um den Becher mit dem Palmenwein. Ich atmete tief durch und rief mir Morrigans Worte in Erinnerung.
Noch einen Schluck und der Becher war leere, ich stellte ihn ab und nahm Serapios Hand.
Ich schüttelte leicht den Kopf und sprach leise. „Du musst dich nicht entschuldigen und rechtfertigen. Wenn du dein entspannendes Vergnügen brauchst, dann genieße es. Wie du schon sagst es ist nichts dabei, wenn es denn unverbindlich ist.“ Ich lächelte, auch wenn mir nicht danach zu Mute war.“Wirklich es ist vollkommen in Ordnung. Wie du schon sagst wir sehen uns zu selten.“ Ja taten wir wirklich und in der Zeit verzerrte ich mich nach ihm, seinen Berührungen, seinen Küssen, seinem Körper, aber eben nur nach ihm. Ich hatte nicht das Bedürfnis zu einem anderen zu gehen um das kurze Vergnügen zu suchen. Aber vielleicht lag es auch daran, dass ich meinen Körper zu lange für Geld verkauft hatte, so dass ich dabei kein Vergnügen empfinden konnte, wenn ich es mir kaufen müsste.
Ich hob meinen Hand um zärtlich seine Wange zu berühren. „Ich bin glücklich wenn du es bist.“ Mein Hand sank nach unten und griff nach der seinen. „Eines versprich mir aber. Wenn du einen findest, bei dem es mehr als eine Entspannung – ein kurzes Vergnügen ist, lass es mich wissen. Ich werde dem nicht im Weg stehen. Ich möchte nicht, dass du für mich etwas aufgibst was dich glücklich macht.“ Was ich wollte war, das er glücklich war und wenn dies bei einem Anderen der Fall war, dann würde ich es sein, der sich zurückzieht und den Weg frei macht. -
Mit gerunzelter Stirn sah ich auf unsere verschlungenen Hände.... Es war einer dieser Augenblicke, in denen ich das Gefühl hatte, dass Borkan mir immer gerade das sagte, von dem er glaubte, dass ich es hören wollte. Einmal, da hatte er mir gesagt, wenn ich einen anderen Liebhaber nähme, dann würde er den umbringen, und nun sprach er so lau und zage, als würde er nur darauf warten, mich an einen anderen loszuwerden.
"Hör auf, dich so klein zu machen!" erwiderte ich hitzig auf sein unerträglich sanftes Gerede, "Ich glaub dir kein Wort, Borkan, kein Mensch kann so selbstlos sein! Ich bin doch nicht blind, ich sehe wohl, dass dein Lächeln nur Kulisse ist! Willst du mich, oder willst du mich nicht?! Du sprichst mir nach dem Mund, du sprichst wie ein... -"Sklave. Ich verbiss mir das Wort gerade noch rechtzeitig, fuhr heftig fort, in einem leidenschaftlichen Wortschwall:
"...egal, aber, ich will nicht dass du das machst, ich will dass du so bist wie du wirklich bist. Ich habe mich für dich entschieden!! - Ich will ehrlich zu dir sein, dass ich... schwach geworden bin, das... war nicht bedeutungslos, es war... eine alte Liebe... meine große Liebe... rasend habe ich ihn geliebt... früher!! Früher. Und es war völlig bescheuert von mir, mich ihm nochmal an den Hals zu werfen, und es tut mir sehr, sehr leid, aber er ist... er hat noch immer Macht über mich. Er ist... wie ein Zauberer, der mich wieder und immer wieder in seinen Bann gezogen hat. Aber es ist längst zu Ende zwischen ihm und mir. Längst vorbei. Längst. Ich habe ihm von dir erzählt. Ich habe... Abschied von ihm genommen. Ich habe mich für dich entschieden, Borkan. Das... ist es doch was zählt, ich habe mich verdammt nochmal für dich entschieden. Ich will, ich will mein Leben mit dir verbringen. Lass uns endlich zusammenziehen, so wie es jetzt ist ist es nicht gut, wir leben uns auseinander, bitte lass uns doch endlich uns ein Herz fassen und richtig zusammenziehen. Ich will jede Nacht bei dir liegen, und morgens neben dir aufwachen, und abends von dir hören wie dein Tag war, und dir alles erzählen, ich will Alltag, kein Drama mehr, kein Tanz am Abgrund, herrlichen biederen Alltag! Ich will vertraut mit dir sein in allen Dingen. Durch dich habe ich zurückgefunden, durch dich lebe ich wieder, mit dir will ich zusammen sein, du bist mein Glück, ich liebe dich, Borkan, Corazón, ich liebe dich doch auch!"
Jetzt, hier, mit Borkan in meinen Armen, schien mir das Wirre und Zwiespältige beinahe vergangen. Ich sah klar. Ich musste frei werden, endlich frei von meiner zerstörerischen Obsession für Manius, die mich schon so lange Jahre in den Klauen hielt, und, kaum dass ich mich ihr entronnen glaubte, wieder fest zupackte. Die zart aufflammende Romanze zwischen Massa und mir war ihr zum Opfer gefallen, und auch Dives unendlich süße, jugendliche Hingabe hatte ich ob dieser Obsession schnöde mißachtet – aber meine Liebe zu Borkan, die durfte nicht auch daran zerschellen! Energisch legte ich meine Linke über unsere verschränkten Hände und drückte sie, blickte meinen Liebsten flehentlich, mich schrecklich nackt und bloß fühlend, in seine rätselhaften Mandelaugen. -
Ich wollte schon etwas antworten klappte meinen Mund. Wieder setzte ich an, machte eine ausladende Geste, die dann wohl aber doch eher unbeholfen aussehen musste. Schließlich legte ich beide Hände auf den Tisch, hob meinen Kopf und sah Serapio fest in die Augen.
„Woher bei den Göttern soll ich wissen wie man sich nicht klein macht? Ich bin noch mal mehr als mein halbes Leben eine Sklave gewesen.“ Ja das war ich und dass wusste Serapio wohl auch sehr genau. „Ich bin es gewöhnt mich nach den Wünschen anderer zu richten.“ Ich zog hörbar Luft ein. „Woher soll ich also wissen was meine Wünsche sind? Den einzigen wirklichen Wunsch den ich habe...“ Nun machte ich eine kunstvolle Pause. „... ist es dich nicht zu verlieren.“
Ja genau das war es was ich wollte. Das einzige Mal wo ich Initiative in unserer Beziehung gezeigt hatte war heute Morgen auf dem Markt gewesen und damit bin ich ja wohl mal so gründlich wie es nur irgend ging auf die Schnauze gefallen.
„Bisher hat sich niemand für meine Wünsche interessiert und mit den Jahren verlernt man es eben welche zu haben.“ Mein Dackelblick musste nun schon recht traurig wirken.
„Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als mit dir zusammenzuleben und den Alltag mit dir zu teilen. Aber Serapio ich denke das solltest du mir nicht aus einer Laune heraus anbieten und vor allem solltest du dies wohl vorher mit deiner Zukünftigen besprechen. So gern ich mit dir zusammenleben möchte... aber denk daran Valentina solltest du vorher fragen, es wäre ihr gegenüber nicht fair, sie in so einer wichtigen Frage zu übergehen.“ Ich legte meine Hand an seine Wange. „Ich liebe dich mehr als mein Leben und deswegen will ich einfach nur das du glücklich bist.“ Bei den Göttern das musste er doch verstehen, hoffte ich zumindest. Und bevor wir uns jetzt in endlos Diskussionen verstricken würden und am Ende noch über den Sinn des Lebens sinnieren würden, war ich es der sich einen Ruck gab und Serapio einen Kuss gab in dem all diese Gefühle die in mir tobten gab. Ich konnte eben nicht gut mit Worten umgehen, aber wenn ich etwas konnte, dann auf diese Art meine Gefühlswelt offenlegen. Ja es war wohl einer dieser Küsse, der einem durch Mark und Bein ging, einer der nicht nur den Körper sondern auch die Seele zu berühren vermochte. -
Woher sollte er es wissen? Woher sollte ich das wissen? Woher sollte man das überhaupt wissen, wenn man es denn nicht wusste?! Überfragt zog ich die Schultern bis zu den Ohren hoch, wandte die Handflächen gen Himmel. Keine Ahnung. Doch es machte mich so langsam wahnsinnig, mit jemandem zusammenzusein, der nicht wusste was er wollte. Sanft und anschmiegsam schön und gut und wunderbar, aber irgendetwas... fehlte. Und nicht mal böse sein konnte ich ihm dafür, angesichts des schlimmen Schicksals das ihn so hatte werden lassen, nein, natürlich verdiente er mein Mitgefühl..... Wir kamen aus so verschiedenen Welten.
Der Zweifel ließ aber nicht davon ab, an mir zu nagen: Dass er mich wollte, war das wirklich sein Wunsch, oder war das nur seine Gewohnheit sich nach den Wünschen anderer zu richten? Und meinen Wunsch, er möge mich wollen, mir zu erfüllen. Wie ein... Wünsche erfüllender Wüstendjinn, wie ein Zauberspiegel, der dem Hineinsehenden immer das zu sehen gab was dieser sich wünschte. - Ein Gedanke, den ich wohl besser nicht weiter ergründen sollte..."Aus einer Laune heraus?!" regte ich mich auf, " Bona Dea, ich rede seit Monaten davon! Das weißt du ganz genau mein Liebster, und dass ich sogar meinen Vater schon gefragt habe deswegen, damals noch im Tempel, was mir übrigens auch nicht gerade sonderlich leicht gefallen ist, also tu jetzt verdammt noch mal bitte nicht so als wäre es mir eben erst eingefallen."
Schmollend lehnte ich mich zurück. Und Valentina sollte ich fragen. Ich rollte die Augen und meinte mürrisch: "Von mir aus. - Ich will doch einfach nur mit dir zusammen sein..."
Ich brauchte Borkan. Ich liebte ihn, und mit ihm zusammen würde ich mich endlich befreien können aus Manius' zerstörerischem Bann. Bestimmt.
Seufzend lehnte ich meine Wange in seine Hand, und sah ihn schief an, gerührt von seinen edlen Worten, und wusste dabei, dass ich eine solche Liebe, eine solche selbstlose Agape, gar nicht verdient hatte...Borkan ließ unseren Wortwechsel gekonnt in einen ganz besonderen Kuss münden. Ich versank in diesem Moment, berauschte mich an ihm, und als wir uns wieder voneinander lösten, nur eine Handbreit, da war auch ich des Diskutierens voll und ganz überdrüssig. Der Glanz in seinen Augen, sein warmer Hauch und und die lockend verlockenden wohlgestalten Formen seines Körpers waren mir viel näher, wichtiger, wirklicher. Ich war entflammt. Alles andere: nebensächlich.
So kam es, dass wir uns sogleich ein Zimmer im Obergeschoss nahmen, und unsere Versöhnung leidenschaftlich besiegelten. Das Essen ließen wir uns von einem Custos aufs Zimmer bringen und verspeisten es, einträchtig in zerwühlten Laken sitzend. Stießen mit Palmwein an, um gleich darauf wieder innig übereinander herzufallen. Herrlich, so herrlich! Feurigste Wonne! Mein Borkan...!
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