[Taberna Medica Alpina]

  • Reise und Wetter, das klang zunächst sinnvoll. Unwetter, durchnässt und angestrengt. Ja, das konnte passen.
    Alpina sah wie Massa fröstelte. Schüttelfrost? Das war ein durchaus ernstzunehmendes Symptom. Doch richtig ernst wurde es als er ihr den Splitter zeigte, der sich in seinen linken Arm gebohrt hatte.
    "Bei Apollo Grannus, du bist nah an einer Sepsis!" rief sie erschrocken aus. "Bist du schon auf die Idee gekommen, dass der Splitter und die anderen Symptome zusammengehören?"


    Mit geschickten Fingern palpierte Alpina das entzündete Gewebe. Eiter füllte den Raum rund um den Splitter, die Haut war straff gespannt. "Natürlich könnte es sein, dass du Läuse und Flöhe hast, also eine Erkältung und einen eitrigen Arm durch einen Splitter. Das wäre ja weiter nicht so schlimm. Aber was, wenn der Eiterherd ins Blutgefäßsystem gedrungen ist? Dann breitet sich die Inflammation im ganzen Körper aus. Das kann tödlich sein!"


    Nun sah die Kräuterfrau den Mann streng an. "Das hier muss sofort geöffnet und gereinigt werden! Dazu brauchst du einen Kräutertrank, der das Fieber senkt und die Entzündung hemmt. Die Wundsalbe allein ist da zu wenig." Sie legte den Kopf schief. "Du kommst aus Rom? Bist du Soldat? Dann kannst du ins Valetudinarium gehen und die Medici der Legio bitten den Eiterherd zu öffnen. Oder aber ich mache es."

  • Autsch, das klang nicht gut. Massa musste sich die Standpauke gefallen lassen. Sie hatte ja recht. Das Frieren, die Schmerzen, es schien zusammen zu gehören und so wie sich alles entwickelte musste er schnellstens eine Entscheidung treffen. „ Ich komme aus Alexandria und ich bin Legionär.“ Was im groben stimmte. Ihm war ehrlich gesagt gerade nicht nach weitläufigeren Erklärungen zu mute. Er überlegte, sollte sie es tun oder war er im Valetudinarium besser aufgehoben? Hier an Ort und Stelle oder zurück in die castra was wieder Zeit kostete. „ Hast du das schon mal….“ Er unterbrach sich, sicher hatte sie das schon mehr als einmal gemacht und trotzdem war er skeptisch. Mit leichter Skepsis sah Massa Alpina an. „ Gleich hier?“ Wohl war ihm nicht. Am liebsten wäre er gegangen. Aber daran war die Angst vor noch mehr Schmerzen schuld. Komm sei kein Frosch Massa, wird schon schief gehen, sagte er zu sich. „ Mach es, wenn es ein muss.“ Leise fragte er hinterher. " Wird es sehr weh tun?"

  • Sie hatte richtig vermutet. Er war Legionär. Nun, im Valetudinarium hatte man mehr Erfahrung damit, aber in diesem Fall drängte die Zeit.
    "Die Medici im Valetudinarium haben zwar mehr Erfahrung als ich, aber es ist auch nicht das erste Mal, dass ich eine eitrige Wunde säubere. Die Zeit drängt. Komm mit mir in meine Untersuchungskammer. Auf die Frage nach dem Schmerz antwortete sie: zunächst wird es schmerzen, dann aber wirst du schnell eine Erleichterung merken. Was mir Sorgen macht ist das beginnende Wundfieber, nicht der Eingriff."


    Alpina führte Massa mit sich in die erste Kammer hinter dem Verkaufsraum der Taberna Medica. Eine Untersuchungsliege stand dort und der kleine Herd nebst Arbeitstisch wo Alpina ihre Salben und Tränke bereitete. Sie breitete ein Tuch darauf und bat Massa sich hinzulegen. Dann untersuchte die eitrige Stelle genau. Ein zarter bläulicher Streifen zog sich von der Wunde den Unterarm hinauf. Alpina kniff die Lippen zusammen. Hoffentlich war es nicht zu spät. Sie sprach es nicht aus aber sie hatte schon erlebt, dass man Leuten den Arm abnehmen musste, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern und ihnen das Leben zu retten. Das galt es zu verhindern. Sie griff sich ihr Etui mit den Skalpellen, Sonden und Pinzetten. Dann bereitete sie eine konzentrierte Essiglösung und reinigte den Unterarm damit. Zuletzt hielt sie Massa ein Beißholz hin. "Hier, das könntest du brauchen. Ich werde jetzt gleich den Eiterherd öffnen. "

  • Hatte er die Sachlage diesmal falsch eingeschätzt ? In der Wüste….ja in der Wüste, das hier war damit nicht vergleichbar. Auf dem Weg hierher Feuchtigkeit, Dreck, keine ausreichende Versorgung der Wunde. Er hatte sich verrechnet. Es war schlimmer als gedacht. Wieder fror ihn. Mit dem Handrücken wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn und folgte Alpina.
    Ein Raum mit einer Liege, alles andere nahm Massa nur so im Hintergrund war. Seinen Mantel legte er irgendwo hin und nahm auf der Liege Platz. Alpina's Reaktion nach der Untersuchung gefiel ihm nicht. Massa warf selbst eine Blick auf die Wunde und sah den Schlamassel. Das angebotene Beißholz lenkte ihn davon ab. Er nickte, griff zu und biss darauf. Es abzulehnen und den Helden zu mimen fiel ihm nicht im Traum ein. Seine rechte Hand legte er auf seine Brust. Dort befanden sich die zwei Amulette, das von Neriman und die kleine Fortuna, unter seiner Tunika. Ein tiefer Atemzug, dann schloss Massa die Augen und versuchte sich zu entspannen.

  • Der Legionär war klug. Er wusste, dass es schmerzen würde und nahm das Beißholz. Alpina konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Sie nahm ein Skalpell und schnitt vorsichtig an der Stelle wo sie den Splitter am besten sehen konnte. Ein unterdrückter Schmerzensschrei sagte ihr, dass sie die Haut durchdrungen hatte. Eiter quoll hervor. Der üble Geruch einer infizierten Wunde breitete sich aus. Die erfahrene Kräuterfrau tupfte das Wundsekret mit einem mit Essigwasser getränkten Tuch ab. Sie konnte nun den Splitter sehen. Alpina wechselte das Instrument und griff eine Pinzette. Sie zog einen dunklen Holzsplitter hervor. Mit ihm entleerte sich weiterer Eiter. Wieder tupfte Alpina. Sie zog mit einer Sonde die Wundränder auseinander um besser sehen zu können. Und tatsächlich konnte sie im letzten Stück der von ihr eröffneten Wunde einen weiteren dunklen Fremdkörper erkennen. Allerdings nur einen Augenblick lang. Dann begann es zu bluten und der Blick auf den Spreißel war ihr verwehrt. Sie fluchte leise und tupfte wieder. Dann spülte sie mit Essigwasser. Da! Schnell schob sie die Pinzette vor, doch konnte sie den Fremdkörper nicht greifen. Sie würde die Wunde noch ein Stück weiter öffnen müssen.
    "Entschuldige bitte, aber dort ist ein weiterer Splitter. Das Holz scheint sich aufgefasert zu haben. Ich fürchte ich muss die Wunde noch ein kleines Stück erweitern. Bist du bereit?"

  • So gut wie es ging entspannt und darauf vorbereitet, dass sie gleich schnitt, kam der Schmerz sehr plötzlich und stärker als Massa erwartet hatte. Sein Biss auf das Holz wurde stärker, die Kieferknochen traten hervor. Ein widrige Geruch dran ihm in die Nase, den kannte er nur zu gut. Es erinnerte ihn an Tasheribat. Schmerz lass nach, dachte Massa. Für einen Moment tat er das. Dann begann es wie Feuer zu brennen und der Druck ließ plötzlich nach. Die Erleichterung dauerte nicht lange. Die Schmerzen wurden stärker, wieder brannte es, dann bohrte sich irgendetwas tiefer in die Wunde. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Seine rechte Hand griff nach den Amuletten und hielt sie krampfhaft fest. Minerva gib mir Kraft, lass mich das hier lebend überstehen, dachte Massa bei sich. Das leise Fluchen von Alpina war ihm nicht entgangen. Sie war noch nicht fertig. Da war immer noch ein Stück und das steckte tiefer. Massa nickte nur. Mach, nur mach schnell, dachte er sich. Lange halte ich das nicht mehr aus. In Erwartung der Schmerzen kniff er die Augen zu, hielt die Luft an und drückte die Amulette in seiner Faust so fest, dass die Knöchel weiß wurden.


  • Iulia Esquilina


    Esquilina wollte alles ganz richtig machen und schrubbelte ihre Hände aneinander, bis diese ganz rot wurden und richtig gut durchblutet waren. Dann ließ sie sich die Hände trocknen und hielt sie ganz ehrfürchtig vor sich, damit sie bloß nicht wieder drekcig werden konnten.


    Es war gar nicht so einfach, die Salbe mit dem Löffel in die kleinen Behälter zu bringen. Immer wieder quetschte sich die Salbe an der Seite des Löffels vorbei und viel dann beim Abstreifen nicht in das Dösschen, sondern auf den Tisch. Das war ärgerlich. Mit höchster Konzentration versuchte Esquilina herauszufinden, wie sie den Löffel am besten halten musste. Wie immer, wenn sie sich stark konzentrierte stahl sich ihre Zungenspitze aus ihrem Mundwinkel hervor.


    Nach dem ersten Dösschen wurde es besser und mit jedem weiteren wurden die Klekse auf dem Tisch weniger. Also es kamen weniger hinzu. Fand sie zumindest. Und Pina schimpfte nicht, also musste es richtig sein. Sie lobte sie sogar. Esquilina fühlte die Wuschel-Hand, aber sie war von ihrer Arbeit so gefesselt, dass sie nicht aufhören wollte. Erst als das Dösschen voll war, stellte sie es weg und guckte die Hebamme an: "Noch muss ich zur Schule. Aber irgendwann mal bestimmt."

  • Der Fleiß und das Bemühen Esquilinas waren entzückend. Nun, nach dem Befüllen des Döschens waren die Hände und der Arbeitstisch wieder schmutzig.
    "Wir machen zunächst die Arbeitsfläche sauber und dann deine Hände."


    Gesagt getan. Zufrieden sah Alpina den Stapel Döschen mit Salbe für wunde und rissige Haut an. Der Winter stand vor der Tür. In dieser Zeit wurde die mit Bienenwachs angereicherte Salbe stark nachgefragt. Die Kälte und Trockenheit ließ die Haut aufspringen. Dazu kam, dass einige die Salbe auch zum Schutz gegen die Kälte auftrugen. Unter den Soldaten der Legio und der Ala hatte sie gute Kunden.
    Alpina drückte Esquilina ein Döschen in die Hand und erklärte die Wirkung der Salbe.
    "Das hast du dir jetzt redlich verdient. Es ist dein Arbeitslohn."


    Der Klang des Glöckchens über der Tür kündigte einen Kunden an. Alpina umarmite die Kleine.
    "Ich glaube nun ist es an der Zeit, dass du nach Hause gehst. Sonst macht sich Iulius Licinus Sorgen. Richte ihm bitte schöne Grüße von mir aus. Soll ich dich begleiten lassen?"


    Nach den schlimmen Erfahrungen, die Alpina selbst in ihrer Taberna Medica gemacht hatte, war sie vorsichtig geworden. Der Gedanke das Mädchen alleine durch die Straßen zur Castra gehen zu lassen, behagte ihr gar nicht.

  • Zügig und gewissenhaft erweiterte Alpina den Schnitt. Sie musste wieder mit Essigwasser spülen. Es brannte sicherlich furchtbar, aber inzwischen blutete die Wunde so, dass sie sonst den Splitter nicht gesehen hätte. Zu ihrem großen Ärger benötigte sie drei Versuche, bis sie den Holzrest mit der Pinzette greifen konnte. Triumphierend hielt sie ihn hoch.
    "Hier ist der Bösewicht!"


    Ein letztes Spülen gab ihr die Hoffnung alles entfernt zu haben, auch wenn man sich da nie ganz sicher sein konnte. Zumal das Bluten nun so zugenommen hatte, dass sie kaum mehr klar die Wundränder sehen konnte. Immerhin reinigte die Blutung die Wunde von kleineren Partikeln.
    Die Kräuterfrau legte einen Druckverband an. Sie wollte das Zunähen der Wunde den Medici überlassen.
    "Ich nähe die Wunde nicht zu, da ich Sorge habe, nicht alles entfernt zu haben. So eine eitrige Wunde sollte noch einige Male gespült werden, um sicher zu gehen, den Eiterherd entfernt zu haben. Die Medici im Valetudinarium werden dir dann sagen ob es besser ist, sie zu nähen oder von innen zuheilen zu lassen. Sie haben da viel Erfahrung. Aber was du unbedingt brauchst, ist ein Trank gegen das Wundfieber."


    Alpina nahm Massa das Beißholz ab, damit er ihr antworten konnte.

  • Das Martyrium hatte kein Ende. Waren die Schmerzen damals genauso stark? Sie kamen ihm heute wesentlich schlimmer vor. Verflucht hat das denn kein Ende. Massa ließ die Amulette los und schlug mit der Faust auf dir Liege. Seine Zähne gruben sich tiefer ins Holz. Die Adern am Hals geschwollen, das Gesicht verkniffen, kämpfte er dagegen an den Arm beiseite zu ziehen. Endlich !!! Sie hörte auf. Es war vorbei. Der Schmerz ließ nach, bis sie den Verband anlegte. Der Arm pochte. Massa wurde kalt ihn fror. Also musste er noch ins Valetudinarium. Sowas gleich zum Antrittsbesuch, na wunderbar. Was für ein Schlamassel.
    Als Alpina ihm das Beißholz abnahm merkte er, dass sein Mund ganz trocken war. Er schluckte und räusperte sich. „ Gegen Wundfieber.“ murmelte Massa. „ Kannst du einen machen?“ Langsam versuchte er sich aufzusetzen. Jede Bewegung des Armes ließ die Schmerzen wieder stärker werden. Leise stieß er ein paar Seemannsflüche auf griechisch aus. Die lange Zeit in Alexandria hatte ihre Spuren hinterlassen.
    „ Wie lange wird es dauern, bis es verheilt ist? Muss ich irgendwas beachten?“ fragte Massa und sah sich im Raum um. Er nahm jetzt erst alles andere um die Liege war. Einen kleine Herd, einen Arbeitstisch, anscheinend ihr Arbeitsraum. Ein kurzer Blick über seine Schulter, das Tuch sah aus wie nach einer Schlacht. Eigentlich wollte er nur etwas zum Baden und eine Salbe und nun das.

  • Alpina konnte sehen wie sehr der Legionär litt. Sie hatte Mitleid konnte es aber nicht ändern.
    Als er ihr antwortete hörte sie aufmerksam zu, auch wenn sie nicht alles verstand, denn griechisch konnte sie nur wenig und Flüche gehörten nicht zu ihrem Repertoire.
    "Ja ich kann dir etwas mitgeben und ich werde noch eine Spülung mit einer speziellen Tinktur vornehmen. Es wird nochmal sehr schmerzen. Es wird sicherlich im günstigsten Fall zwei bis drei Wochen dauern. Die Wunde muss täglich verbunden werden und du solltest den Arm nicht belasten. Wenn er verbunden ist, kannst du ihn bewegen, aber keine Kraftanstrengungen."


    Auch der Kräuterfrau war bewusst, dass ihr Behandlungsraum und vor allem das Tuch eine Reinigung benötigen würden, doch wichtiger war es, dass sie die Ursache für Massas Wundinfektion gefunden und beseitigt hatte. Wer wusste schon ob das ausreichen würde.
    "Ich kann dir nicht versprechen, dass die Entzündung sich nicht weiter ausbreitet, denn diese dünne blaue Linie deutet an, dass bereits Eiter in deine Adern eingedrungen ist. Du musst unbedingt den Trank trinken. Ich gebe dir genug davon mit. Und lasse die Wunde unbedingt täglich spülen, bis sie nicht mehr schmierig ist. Ich fürchte, gegen die Schmerzen und das hohe Fieber gibt es nur wenige Mittel. Ich hätte etwas aber ich möchte den Medici nicht vorgreifen. Sie mögen es nicht, wenn man ihre Arbeit übernimmt. Solltest du jedoch trotz der Behandlung im Valetudinarium Hilfe benötigen, zögere nicht, wiederzukommen."

  • Zum Glück war es nur der linke Arm und die Aufgaben die auf ihn zukamen nicht von körperlicher Anstrengung geprägt. Zumindest hoffte er auf ein paar ruhige Tage ohne Zwischenfälle. Bei Erwähnung der Spülung verzog sich Massa‘s Gesicht. War es denn immer noch nicht vorbei. Nein, und es ging die nächsten Tage so weiter.
    Aber das war nicht alles. Alpina hatte noch mehr unerfreuliche Nachrichten. Zum Spülen kam ein Trank, den er unbedingt nehmen musste. Keine Schmerzmittel und nichts gegen das Fieber. Massa schnaufte resigniert. Bisher hatte er keine Probleme mit dem Medici gehabt. Hier die waren eine unbekannte Größe und das konnte unangenehm werden, falls da nichts zusammen lief. Aber er war den Medici nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Alpina stellte ihm frei wieder zu kommen, sollte etwas sein. „ Wird gemacht. Trank trinken, täglich Wunde spülen lassen und sollte etwas sein, komme ich wieder her.“ Massa war müde und geschafft. Die kleine Op hatte ihn fast an seine Grenzen gebracht. Dazu der fortwährende Schmerz. „ Bevor du noch mal spülst. Sag mir was ich dir für deine Mühe schuldig bin. Ich bezahle auch das Tuch und die Aufräumarbeiten.“

  • Mit einem müden Lächeln bedachte die Kräuterfrau den Legionär. Auch sie war erschöpft. Nicht von Schmerzen, wie er, aber davon, so sorgsam wie möglich vorzugehen und immer im Hinterkopf die Gewissheit, dass diese Maßnahme lebensrettend sein könnte.
    Als Massa nach dem Preis fragte, überschlug sie im Kopf, den Preis für die Heilmittel und den kleinen Eingriff. Sie nannte ihm eine Summe, die sie für angemessen hielt und die er problemlos aus deinem Beutel bezahlen konnte.
    "Ich hoffe sehr, dass du wirklich sogleich ins Valetudinarium gehst. Die Sache hier ist mit Sicherheit noch nicht ausgestanden, Decimus Massa."


    Dabei hob sie mahnend den Zeigefinger und suchte den Blick Massas. Dann jedoch widmete sie sich wieder der Wundversorgung. Sie spülte ein letztes Mal, legte einen festen Verband an und bastelte eine Schlinge aus einem Stoffstreifen, den sie von dem blutbefleckten Tuch abriss.
    "Um das hier mach dir keine Sorgen. Ich erledige da. Das sind berufsbedingte Kollateralschäden." Sie grinste.
    "Mögen die Götter dich beschützen, Decimus Massa. Minerva medica und Apollo Grannus allen voran. Und besuch mich mal wieder, damit ich sehen kann, dass du die Prozedur überlebt hast und wie sich die Wunde entwickelt hat.Vale bene!"


  • Iulia Esquilina


    Nach dem Aufräumen schrubbte sich Esquilina die Hände wieder ganz ordentlich. Weniger aus reinlichkeit diesmal, als da ihre Hände überall kleben bleiben würden, täte sie es nicht. So fühlte es sich zumindest an.


    "Danke," sagte Esquilina artig. Und da sie verabschiedet wurde, fiel ihr gar nicht so genau auf, dass sie nicht wusste wofür genau die Salbe nun war. Irgendwie für Hände, hatte Alpina beim eindosen gesagt, aber später würde das Kind darüber nachgrübeln, was genau gemeint gewesen war.


    "Nee, ich seh ja das Tor von hier. Und die Soldaten sehen mich auch." Esquilina war in der castra ja bekannt wie ein bunter (oder eher himmelblauer) Hund und es waren nur wenige Meter bis zum Tor des Lagers. "Das hat Papa erlaubt, dass ich das allein gehe. Ich sag liebe Grüße. Bis bald, Pina!" rief sie nach einer festen Umarmung und wirbelte fröhlich winkend durch die Tür, während sie die Dose wie einen kleinen Schatz festhielt.


    Sim-Off:

    Laut Karte ist die cassa Helvetia ja direkt neben dem Tor der castra

  • Die genannte Summe schien angemessen. Eigentlich war die geleistete Hilfe von Alpina mehr Wert. Sie hatte den ersten Schritt unternommen, dass er nicht wegen so eines dämlichen Splitters drauf ging. Und Massa sah sich genötigt ihren Anweisungen folge zu leisten, um nicht ein paar Tage später aus dem Leben zu scheiden. Mit der Hand auf der Brust schwor er Alpina sofort das Valetudinarium aufzusuchen. „ Ich werde gehen.“ Als sie ihre Mahnung bekräftigte, sah er sie reumütig an. „ Ja, ich werde gleich gehen.“ Sie konnte einem ganz schön ins Gewissen reden.
    Die letzte Spülung war noch mal ein Kampf und dann lag sein Arm unversehens in einer Schlinge. Nun wurde es ein bisschen kompliziert das Geld heraus zu holen. Aber irgendwie schaffte Massa es.
    Er legte die genannte Summe auf den Arbeitstisch. Legte noch ein paar Münzen oben auf. Sie hatte es sich redlich verdient und die Kollateralschäden ,wie sie es nannte, mussten auch ersetzte werden. Jetzt brachte er sogar ein Lächeln zustande. „ Danke für deine Wünsche. Mögen dir die Götter ebenso gewogen bleiben.“ Massa legte sich den Mantel um. „ Mit dem Besuch, dass lässt sich sicherlich dienstlich einrichten. Und ich werde mich an das halten was du mir gesagt hast. Vale bene !“ Die ersten Schritte waren etwas wackelig, dann ging es wieder. Beim Hinausgehen, dreht er sich nochmal zu Alpina um und nickte ihr lächelnd zu.

  • Die bescheidene Kräuterfrau dankte Massa für seine Großzügigkeit. Und das bei dieser unzureichenden Behandlung! Alpina war es fast peinlich, das Geld anzunehmen. Schließlich hatte entließ sie ihn ohne Schmerzmedikation und noch unsicher, wie sich die Infektion entwickeln würde. Massa war jung und kräftig. Die Wahrscheinlichkeit war hoch aber gefährlich war es dennoch, dass sich der Eiter bereits im Gefäßsystem verbreitet hatte. Sie ahnte, dass die Medici in der Castra einen Aderlass vornehmen würden, um den Eiter abzuleiten. Ihnen würde die offene Wunde nicht genügen. Massa ahnte noch nicht was ihm wohl noch bevorstand. Alpina fühlte mit ihm.


    Tapfer erhob er sich und verließ leicht schwankend die Taberna Medica. Er hatte sogar ein Lächeln für sie. Zaghaft hob die Raeterin die Hand, um ihn zu verabschieden.

  • Nachdem er sich wieder den Normalitäten zuwenden durfte. Gönnte sich Massa am Mittag einen kleinen Spaziergang der an der Taberna Medica endete. Diesmal nicht in seinen schmutzigen Sachen von der Reise. Diesmal war in seiner einfachen Dienstmontur, einer Tunika, darüber das Subarmalium aus weichem rotem Leder, sein cingulum militare und dem obligatorischen Gladius, unterwegs. Auf Galea und Brustharnisch hatte er verzichtet. Ungewohnt und unbequem und für einen kleinen Ausflug nicht notwendig. Seinen linken Arm zierte ein nicht mehr all zu großer Verband. Mit dem Ausflug verband er gleich das Einlösen seines Versprechen, was er Susina Alpina gegeben hatte. Beim Betreten der Taberna kam ihm wieder Duft von Kräutern entgegen. „ Salve, ich hätte gern etwas für ein Bad.“ grüßte Massa mit einem verlegenem Lächeln.

  • Als Alpina vom Klingeln des Türglöckchens aus ihrer Arbeit gerissen wurde, sah sie zu ihrer Freude den Mann, der erst kürzlich mit der schweren Wundinfektion in ihre Taberna Medica gekommen war. Er war dieses Mal deutlich als Legionär erkennbar. Alpinas Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Für einen Moment hatte sie ihn für Corvinus gehalten. Dann realisierte sie ihren Fehler. Dennoch freute sie sich sehr, war er doch offensichtlich gesund und munter. Die Gesichtsfarbe verriet, dass er das Fieber und die Wundinfektion überstanden hatte. Ein kleiner Verband am Arm zeigte, dass die Verletzung noch nicht ganz ausgeheilt war. Die Kräuterfrau lächelte.
    "Salve! Es freut mich, dich wohlauf zu sehen. Und zu gerne will ich dir einen Badezusatz mitgeben. Doch erzähle mir zunächst wie es mit deiner Verletzung steht? Ist es gut verheilt?"

  • Er hielt ihr den Arm hin. „ Der Medicus ist zufrieden. Es verheilt gut. Eine Narbe wird zurück bleiben meinte er. Eine kleine Erinnerung an mein Eintreffen in Mogontiacum. Wärest du und der Medicus Tuscilius nicht gewesen, wäre das hier nur ein kurzer Aufenthalt geworden.“ Da fiel ihm ein, er hatte sich an dem bewussten Tag nicht richtig vorgestellt. „ Ich sollte mich heute richtig vorstellen. An dem Tag war mir jedes Wort zu viel. Entschuldige bitte. Ich bin Tribun Augusticlavius Appius Decimus Massa und komme aus Alexandria.“ Ihren Namen hatte er sich gemerkt. Man bekam ja nicht jeden Tag das Leben von einer Frau gerettet. Massa hob den Kopf etwas und holte tief Luft. „ Hier duftet es so gut nach Kräutern. Für mich ein fremder Geruch. Im Süden sind es mehr Gewürze die so intensiv durften.“ In den Straßen und Gassen der Gewürzhändler bekam man an heißem Tagen fast Atemnot so intensiv roch es dann nach Gewürzen.
    Er ging ein Stück weiter in die Taberna. „ Ist die Taberna deinem Mann?" Er hatte den Tag einen Mann als Besitzer vermutet. Vielleicht war ihr Mann der Besitzer und sie arbeitete hier mit ihm zusammen. Während er außer Haus zu tun hatte, führte sie vielleicht die Taberna.

  • Alpina betrachtete den Arm. Ja der Legionsmedicus hatte sich verstand sein Handwerk. Zum Glück für Decimus Massa, den ritterlichen Tribun aus Alexandria. Mit großen Augen musterte sie ihn. Ja, jetzt wo er seine Herkunft offenbarte, konnte sie erkennen, dass seine Züge ein wenig fremdartig wirkten. Sie war es gewöhnt, dass römische Soldaten aus aller Herren Länder kamen. Sie wurden ja auch nach Gutdünken ihres Dienstherren verschickt, genau wie Corvinus.
    "Alexandria", sagte die Raeterin gedankenverloren. Bilder von Wüste, Meer tauchten vor ihren Augen auf. Dazu die Erzählungen von der beeindruckenden Architektur Ägyptens. Sie selbst war ja nie über die Alpes gekommen, kannte also nur die Berichte derjenigen, die weit gereist waren. "Es muss schön sein dort. Und wesentlich wärmer als hier. Lebt deine Familie dort? Vermisst du deine Heimat? Du bist ja sicherlich nicht freiwillig hier."
    Wie sollte er? Ins kalte, feuchte Germanien kam man eigentlich nicht freiwillig.


    Wieder betrachtete sie den dunklen Teint ihres Gegenübers. Er war nicht blass und Rothaarig wie sie, sondern von gebräuter Hautfarbe mit hellbraunen Locken und ausdrucksvollen braunen Augen. "Ich bin eigentlich Raeterin, komme also vom Fuße der Alpes. Aber Fortuna hat mich nach Mogontiacum geführt. Über die Alpes bin ich nie hinausgekommen und statt in den Süden verschlug es mich hierher in den Norden. Meine Mutter und sogar die Großmutter waren schon Hebammen. Und so wurde ich es auch. Sie lehrten mich auch die Wirkung der Heilkräuter und den Rest meines rudimentären medizinischen Wissens lehrte mich das Leben. Ich hatte viele Lehrmeister im Laufe der Zeit - so wie dich unlängst. Die Kräuter hier sind tatsächlich anders als die des Südens. Aber sieh hier!" Sie öffntete eine Spanschachtel und hielt sie ihm unter die Nase. "Rosmarin! Den müsstest du eigentlich aus dem Süden kennen. Ich kaufe die mediterranen Gewürze und Kräuter ein. Sie sind teuer. Deshalb beschränke ich mich auf einige sehr wichtige Heilpflanzen. Den Rest versuche ich mit heimischen Pflanzen zu decken. Die Menschen hier verlangen auch eher die einheimischen Kräuter. Sie kennen sie besser."


    Er kam auf ein heikles Thema zu sprechen während er weiter in den Verkaufsraum ging.
    "Ich bin alleine mit meiner Tochter Ursicina. Das Haus mit der Taberna Medica gehört einem Bruderpaar. Dem Pontifex Iullus Helvetius Curio und seinem Bruder, dem Decurio Lucius Helvetius Corvinus. Er ist der Vater meiner Tochter doch seit drei Jahren von einer Mission in den Orient nicht zurückgekehrt. Mit der Taberna Medica hatte er jedoch nie etwas zu tun. Ich war schon zuvor als Hebamme und Kräuterfrau selbständig tätig. Als Lebensgefährtin eines Legionärs ist man ja ohnehin meist alleine. Ich betreibe die Taberna und gehe als Hebamme auf Hausbesuche."


    Sie erwähnte nicht, dass sie auch nicht offiziell die Frau von Corvinus gewesen war und deshalb auch weder das römische Bürgerrecht besaß, noch ihre Tochter Ursicina. Von Corvinus war ihr nichts als die Erinnerung an eine kurze schöne Zeit geblieben und die Möglichkeit in der Casa Helvetia zu wohnen und zu arbeiten. Sie versuchte das Thema zu wechsen.
    "Du wolltest etwas für ein Bad? Zur Entspannung? Zur Muskellockerung? Zum besseren Einschlafen oder einfach ein angenehm duftendes Kräuterbad? Vielleicht auch ein Kräuteröl dazu für verspannte Muskeln?"

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