Das neu eingerichtete Cubiculum von Corvinus und Alpina wurde durch ein hochgelegenes Fenster, das zum Kräutergarten hinausblickte mit Tageslicht versorgt.
Die Wände waren in einem sanften Cremeton gehalten, am Sockel und auf Kopfhöhe zog sich ein dunkelrotes Band um den ganzen Raum.
Der Blickfang des Raumes war das große Bett aus dunklem Holz, das die Schreinerei des Eckwin gefertigt hatte. Das Kopfteil zierte eine hübsche Schnitzerei, die eine Bärenfamiile zeigte. Das Bett bot Platz für das Paar aber sicher auch für das ein oder andere zu erwartende Bärchen. Kissen und Decken ließen es gemütlich aussehen. Im Winter würden Schaffelle für zusätzliche Wärme sorgen.
Am Fußende des Bettes hing, von einem Deckenbalken baumelnd, ein Weidenkörbchen, das mit bunten, weichen Decken ausgelegt war. Hier würde zukünftig der Sproß des Paares schlafen bis er oder sie groß genug war, ins eigene Zimmer zu ziehen.
Neben dem Bett fanden zwei Kleidertruhen Platz, eine für Corvinus, der zudem über einen Ständer für seine Lorica verfügte und auf der anderen Seite eine für Alpina.
Die Wickelutensilien und Kinderkleidung befand sich in einem Weidenkorb mit Deckel, nicht weit von der schaukelnden Wiege entfernt.
Ein einfaches Tischchen, ebenfalls in dunklem Holz gehalten, diente als Waschtisch. Neben Waschschüssel und Krug befanden sich darauf die Utensilien die zum Rasieren und Kämmen notwendig waren, dazu ein verschlossenes Kästchen, das Alpinas Schmuck enthielt. Ein Handtuch lag auf dem kleinen Hocker, den man unter das Tischchen schieben konnte, um Platz zu sparen.
Gleich neben der Tür stand ein weiterer Tisch mit zwei Stühlen, der als Schreibtisch dienen konnte. Auf ihm standen Wasserkrug und zwei Becher dazu die Schreibutensilien.
Noch war der Raum zweckmäßig und bescheiden eingerichtet. Die Cremetöne und das dunkle Holz schufen eine angenehme Atmosphäre. Man hatte sich auf das Notwendigste beschränkt. Das konnte und sollte sich im Laufe der Zeit sicherlich noch ändern. Wenn sich das Haus erst mit Leben füllte.
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So saß Alpina nun also im Cubiculum vor dem leeren Papyrus und versuchte zu formulieren, was sie schon so lange vor sich herschob. Der Brief an ihre Mutter musste geschrieben werden. Jetzt, wo es nur noch wenige Wochen bis zur Geburt ihres ersten Kindes waren. Sie tauchte die Feder in das Tintenfass und begann zu schreiben.
Ad Susina Elvas
Obsterix in der Casa Susina
Augusta Vindelicum
Meine liebe, gute Mama,
lange hast du nichts mehr von mir gehört. Ich bin um einiges gereifter von meiner Reise nach Germania magna zurückgekehrt. Die weise Seherin Osrun hat mir Antworten auf meine Fragen geben können. Dazu hat sie mir eine Aufgabe übertragen, die mich mein kommendes Leben prägen wird. In wenigen Wochen werde ich zum ersten Mal Mutter.
Der Vater des Kindes ist Decurio in der Legio II Germanica und heißt Lucius Helvetius Corvinus. Ja, er ist Soldat, genau wie Vater und natürlich kann er mich deshalb auch noch nicht zur Frau nehmen. Du weißt ja wie die Regeln sind. Aber er hat mich gebeten zu ihm und seinem Bruder in die neu geschafffene Casa Helvetia in den Cabanae Mogontiacums zu ziehen. Dort werden das Kind und ich leben und dort werde ich auch weiterhin meine Taberna Medica betreiben.
Du musst dir keine Sorgen machen. Die Schwangerschaft lief hervorragend und es geht mir gut. So wie es aussieht wirst du in spätestens einem Mond erneut Großmutter sein. Diesmal ist es nicht Ilara, die dir einen Enkel schenkt, sondern ich bin es. Die Mutter meines Lebensgefährten ist sehr nett. Sie hat selbst vier Kinder zur Welt gebracht und wird mich bei der Geburt unterstützen. Natürlich hätte ich gerne auf deine Fähigkeiten zurückgegriffen, doch bist du einfach zu weit weg, um mir noch rechtzeitig zur Seite stehen zu können.
Sobald das Kind auf der Welt ist, werde ich dir erneut einen Brief schicken. Ich verspreche es und vielleicht können wir uns ja dann auch bald wiedersehen. Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, wird mir erst bewusst, wie sehr ich dich und Ilara vermisse. Bitte grüße meine liebe Schwester und ihre Familie von mir.
Die Götter mögen euch beschützen.
Vale, Alpina