Vorbereitungen
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Die Kaiserin hatte ein Doppelkinn.
"Die Kaiserin hat ein Doppelkinn." stellte ich fest. Ich stand in der fabrica und begutachtete gerade die ersten Exemplare der neuen Imagines. Die Portraitscheiben waren aus Messing gegossen, noch roh, sollten noch vergoldet und poliert werden, für den großen Tag. An dem der Kaiser persönlich hier erscheinen wollte, an dem die Abbilder feierlich mit allem Pomp und Zeremonie geweiht würden, und in unsere Standarten eingefügt.
Der kunstfertige Immunis, der die Formen angefertigt hatte, sah mich betreten an. Der Kaiser selbst war gut getroffen, das Abbild des Caesar schien mir auch recht ähnlich, aber die Kaiserin war wenig schmeichelhaft abgebildet.... Ich schüttelte den Kopf. Nein, das war mir viel zu riskant.
"Die hier sind gut. Die können in Serie gehen. Aber die Augusta nochmal neu, und lebensecht, und elegant, mit zartem Kinn und schlankem Hals."
Unsere Metallarbeiter machten sich wieder ans Werk, und ich ließ die Gebäude der fabrica hinter mir, marschierte weiter durch die Castra.
Allenthalben waren die Soldaten damit beschäftigt, das Lager auf Hochglanz zu bringen, es wurde aufgeräumt, ausgebessert, Gerümpel entfernt, die Wände der Baracken neu geweißt, die Wege gefegt und mit hellem Sand bestreut. Es war sogar ein Karren vorgefahren, vollbeladen mit Lorbeersträuchern in großen Tontöpfen, welche nun längs der Via praetoria aufgestellt wurden, damit der Kaiser - und seine Familie, so sie uns ebenfalls beehrten - wie durch eine Allee vom Haupttor zur Principa würden schreiten können.
Im Innenhof der Principa erblickte ich zwei Soldaten, die lässig den Boden mit Rechen glätteten, wobei sie sich unterhielten. Als ich näher kam, da verstummten sie, grüßten, und sahen dann ungemein beschäftigt aus. Hm. Ich ging an ihnen vorbei und betrat das Sacellum, um auch dort nach dem rechten zu sehen...