Den ersten Akt, die große Hochzeitszeremonie nach germanischer Tradition, hatten sie nun hinter sich und vollendeten nun den zweiten Akt, der weitgehend nach römischer Tradition vonstatten ging. Vor der Villa Duccia hatte sich der Brautzug in Bewegung gesetzt, an dessen Spitze drei Fackelträger unter Anleitung von Curios Bruder Cornutus den beiden Brautleuten, den Weg zur Casa Helvetia. Nur ein Zwischenstopp an dem nächstliegenden Kreuzungsschrein hatte den Brautzug zum stehen gebracht, denn dort hatte die Braut ihre erste Münze, ein Ass, zu Ehren der Lares Compitales abzulegen. Curio, der sich besonders für die Kreuzungsschreine engagierte, hatte darauf besonders großen Wert gelegt. Auf dem Weg hatten sich einige weiter entfernte Bekannte der Familien versammelt und warfen mit Nüssen, die sie - falls sie sich nicht bereits selbst welche gekauft hatten, von Curios Freund Tullus und dessen Schwester Tullina erhielten. Auch durfte natürlich der Rufe "Tallassio" nicht fehlen, der in regelmäßigen Abständen ertönte, besonders, wenn sie an größeren Menschengruppen vorbeikamen.
Auf dem Weg hatte Curio die ganze Zeit Silvanas Hand gehalten und hatte sie nur kurz losgelassen, als sie ihr Geldopfer dargebracht hatte. Zudem hatte er es sich während des Zuges, der immer auch mit gewissen Frivolitäten verbunden war, nicht nehmen lassen, Silvana immer mal wieder ein Kuss auf die Wange oder den Hals zu hauchen. Hier begann wohl bereits die Vorbereitung auf die Hochzeitsnacht, zu der er von der keltischen Lupa aus dem "Reich der Sinne" aufgefordert worden war. Teilweise ließ er während der Küsse sogar schon seine Zungenspitze kurz ihre Haut berühren. Das konnte freilich niemand sehen, der nicht direkt vor, hinter oder neben ihnen lief.
Jetzt aber kam das Haus in Sicht, wo nun einige weitere Zeremonien auf sie warteten. Diese wurden im Haus bereits durch Acanthos vorbereitet. Hier auf der Straße allerdings gingen die Rufe weiter und während sie nun Schritt für Schritt auf den Hauseingang mit dem Widderkopf zu wandte sich Curio nochmal seiner Ehefrau zu.
Gleich sind wir zu Hause.
und auf seinem Gesicht breitete sich ein freudiges Lächeln aus. Immer wieder dachte er dabei daran, dass neben ihm grade seine Ehefrau lief. Und auch wenn sie heute Abend noch eine Herausforderung zu bewältigen hatten, ab morgen hätten sie ihre Ruhe und konnten endlich ihr gemeinsames Leben ohne Bevormundung beginnen.