Zweimal aus zweiter Hand - aurelisch-flavische Hochzeitsnacht

  • Der sechzehnten Tag vor den Kalenden des Oktobers des 865en Jahres nach Gründung der Stadt war sicherlich ein recht gewöhnlicher Tag in Rom, zumindest für die meisten Einwohner. In zwei Häusern jedoch, die nicht unweit voneinander auf der Kuppe des Quirinalis lagen - getrennt nur durch einige Anwesen, wiewohl die servianische Mauer - ereignete sich an diesem Tage eine Eheschließung, welche zweifelsohne ihre Folgen würde haben - mindestens, doch allfällig nicht nur, für das Brautpaar. Es war dies die Villa Aurelia, Heim der Braut Prisca, in welcher die Feierlichkeit ihren Anfang nahm, und die Villa Flavia, Heim des Bräutigams Manius Gracchus, in welchem sie ihren ehelichen Höhepunkt und ihr Ende fand.


    Ein gewisses Maß an Durchschnittlichkeit musste auch diese Feier hinnehmen, denn obgleich die Anwesenheit des Pontifex Maximus durchaus im Sinne einer Eheschließung eine Besonderheit war, so war sie doch in Anbetracht der Confarreatio schlichtweg tradiert, folgte auch der Ritus des Eheversprechens vorgegebenen Regeln. Um so mehr Aufmerksamkeit lag darob auf dem Festmahl, welches zwar nur in kleinem Kreise von Familie und engsten Freunden fortgesetzt wurde, doch dafür garniert mit überaus erlesenen Speisen war, welche nicht nur serviert, sondern regelrecht präsentiert wurden. Jedem Gange voran führte ein Ensemble von Schauspielern eine Fabel auf - etwa zur Vorspeise Aesops 'Der Fuchs und der Storch' -, hernach präsentierten adrett dekorierte Sklaven die darin vorkommenden Akteure - rote und braune Füchse mit samtig glänzendem Fell an ledernen Leinen, sowie langbeinige Störche, welche mit Stöcken durch das große Tablinum getrieben wurden -, während den Gästen entsprechende Speisen serviert wurden - mit frischen Mispeln und Walnüssen gefüllte Storchenbrust und in Knoblauchessig gebratene Keule vom Fuchs an Maronenmus garniert mit kandierten Fuchszungen.


    Der an das Mahl anschließende Raub der Braut aus ihrem trauten Heim, der Fackelzug, wiewohl der Einzugsritus in die Villa Flavia wiederum gestalteten sich durchaus durchschnittlich - zumindest für patrizische Kreise, welche in ihrer Traditionalität zumeist ein wenig überholt wirkten - , wie auch die Feier der Gäste hernach. Erst der Vollzug der Ehe war zweifelsohne wieder speziell - doch von welcher Hochzeitsnacht mochte man dies jemals nicht behaupten? Während die Gäste noch immer ein wenig im großen Tablinum des flavischen Anwesens feierten, wurde das Brautpaar durch die pronuba in das Ehegemach im oberen Stockwerk geführt und mit ihrer speziellen Aufgabe alleine gelassen.

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  • Endlich war DER Tag gekommen! DER Tag an dem DAS gesellschaftliche Ereignis schlechthin stattfand. DAS Ereignis auf das ganz Rom ... ach was, das ganze Imperium ... nur gewartet hatte: Die Hochzeit von Manius Flavius Gracchus und Aureila Prisca!!!!!! Ein Megaspektakel von noch nie dagewesenem gigantischen Ausmaßes und Bedeutung. Einem Phänomen gleich, von dem die Menschen noch in tausenden von Jahren sprechen würden.

    Tja, zu schön um wahr zu sein, … träum weiter!, seufzte Prisca schweren Herzens während sie den als Tieren verkleideten Sklaven beim herum hüpfen zusah. Na gut, es war eben "nur" eine traditionelle Hochzeit, deren Ablauf bestimmten Regeln unterworfen war: Eheritus - Essen - Fackelzug - Einzugsritus - wieder Essen - und am Schluss 'zackzack' ab in die Kiste. An Durchschnittlichkeit war diese Hochzeit wahrlich kaum zu übertreffen, wobei das Fabelspiel in Kombination mit der Speisefolge durchaus recht "nett" anzusehen gewesen war. Ein historisches Ereignis sah allerdings anders aus. Und "Nett" soll ja bekanntlich der kleine Bruder sein von Schhhhh….

    Schhhhhwamm drüber!, seufzte Prisca erneut hinter ihrer Maske der glücklich wirkenden Braut, die sie für den heutigen Tag extra aufgesetzt hatte obwohl sie sich damit abfinden musste, dass die zweite Hochzeit eben nie an den Zauber der Ersten heran reichen konnte. Dabei hätte dieser Tag so schön werden können, wenn - ja - wenn Prisca ihren Kopf hätte durchsetzen können. Aber nein! Die schon seit langem geplanten Spiele waren in den Augen der Familie ja zu pompös und viel zu dekadent, um sie anlässlich einer "Zweithochzeit" abzuhalten. Was soll denn das Volk und er Kaiser davon halten, wenn zwei Patrizier wegen einer Hochzeit derart auf den Putz hauen" … Papperlapapp, was schert mich denn das Geschwätz des Pöbels, zog Prisca immer noch schmollend eine imaginäre Schnute, obwohl sie längst vor dem Willen der "lieben Verwandtschaft" kapituliert hatte. Sollten doch Alle auf eine passendere Gelegenheit warten, wenn sie unbedingt wollten. Aber etwas passenderes als meine Hochzeit werden sie nur schwer finden. - Finden oder nicht, an den Gegebenheiten würde das eh nichts mehr zu ändern.


    Also positiv denken und in die Zukunft blicken, denn die Zukunft gehört uns, rief Prisca immer wieder die Worte ihres frischgebackenen Ehemann ins Gedächtnis und dies half sogar ein wenig, um der bescheidenen Feierlichkeit doch etwas positives abzugewinnen. Insbesondere dem kleinen Schauspiel mit den Fabeltieren, welches die Gäste recht gut zu unterhalten schien. Obgleich die Zahl der geladenen Gäste recht überschaubar war. Das Kolosseum hätte man mit ihnen kaum füllen können, vielmehr hätte die kleine Gruppe ziemlich verloren auf den Rängen gewirkt. Konnte man überhaupt von Gästen sprechen? Die meisten Anwesenden stammten eh aus beider Familien, sodass man genauso gut von einer kuscheligen Familienzusammenkunft hätte sprechen können.

    Blieb noch ein weiterer "Höhepunkt" übrig, der den Namen wirklich verdient hatte und das war die Anwesenheit der Kaiserfamilie! Ja, die Tatsache, dass der Kaiser samt Kaiserin und Filius der Hochzeit beiwohnten, gab der Feierlichkeit zweifelsohne einen gewissen Hauch von Besonderheit, wobei … auf Domitilla´s Hochzeit waren die Kaiser´s auch gewesen und somit war es mit der Exklusivität abermals nicht weit her.


    Doch das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluss und - wie bei den meisten Hochzeiten - wäre das dann wohl: … Die Hochzeitsnacht!


    Nun hatte Prisca so ihre persönlichen Vorstellungen vom Ablauf jener Nacht der Nächte, die sich jedoch nicht unbedingt mit denen ihres frisch angetrauten Ehemannes decken mussten, zumal sie über die "spezielle Vorliebe" des Flaviers kaum Bescheid wusste. Würde es ihr also gelingen, ihn für eine leidenschaftliche und (in jeder Hinsicht) "erfüllte" Liebesnacht zu gewinnen? Prisca hatte so ihre Zweifel, wobei sie nichts unversucht lassen würde, um letztendlich (auch) ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Dementsprechend hatte sie höchstpersönlich darauf geachtet, dass das Ambiente bis ins letzte Detail stimmte (und die pronuba hatte dabei herzlich wenig mitzureden).


    Das Schlafgemach wurde gleichsam schummrig erhellt und angenehm erwärmt von einigen Feuerbecken, die dezent in den Ecken und Nischen aufgestellt worden waren. In das Feuer hatten die Sklaven eine Mischung aus duftenden und berauschenden Aromen gestreut, die nunmehr den Raum und jede Person darin beherrschten. Das zentrale Möbelstück (das Bett) war bedeckt worden mit unzähligen Rosenblüten sowie einer Vielzahl von Kissen, die allesamt zum Verweilen und kuscheln einluden. Auch auf die Gefahr hin einfach darauf einfach einzuschlafen, war es Prisca ein großes Bedürfnis gewesen alles möglichst angenehm und wohlig zu gestalten, um die besten Voraussetzungen für ein positives Gelingen zu schaffen.


    Sie selbst war gekleidet in eine lange, weiße tunica rectra, die sie höchst selbst gewoben hatte. Darüber trug Prisca den obligatorischen Wollgürtel, den die pronuba mit dem nodus herculis "verschlossen" hatte. Das Haar war zurecht gemacht worden mit der hasta caelibaris (der eigens umgebogenen Lanze) sowie den insgesamt sechs, mit wollenden Bändern umwickelten, Haarsträhnen welche die nötige Kraft und Reinigung mit sich bringen sollten. Zusätzlich sollten der Haarkranz und das flammeum dem Ehemann die Vitalität seiner angetrauten Frau signalisieren und ihm (wenn möglich) dazu zu animieren sich zu nehmen, was ihm von Rechtswegen zu stand.


    Die Frage war nur ob dies alles ausreichen würde, um die nötige Libido in Gracchus zu entfachen oder, ob es noch weiterer "Maßnahmen" bedurfte. Letztendlich kannte Prisca die intimsten Gedanken und Wünsche ihres Gatten nicht und es fiel ihr mitunter schwer ihn einfach danach zu fragen. Am Ende bevorzugte er es - den Sklaven in den Strochenverkleidungen gleich - mit Stöcken durch das atrium getrieben zu werden, oder (schlimmer noch) es gleichermaßen mit ihr zu tun.


    Blieb also nur die Option, es auf behutsame Art heraus zu finden, indem sie nunmehr auf ihren Ehemann zu ging und sich vor ihm hin zu stellen.


    "Es war ein sehr schönes Fest nicht wahr? Das Schauspiel und das Gelage …ich hatte den Eindruck, dass es selbst dem Kaiser sehr gut gefallen hat.", durchbrach Prisca die gedankenschwangere Stille des Raumes mit ziemlich profanen Worten, gepaart mit einem herzlichen Lächeln das hoffentlich die unsichtbaren Hürden ein wenig leichter überwinden ließ:"Ich hoffe du bist nach all dem offiziellen Protokoll noch nicht zu müde für ein wenig Entspannung? …Ich würde nämlich sehr gerne unseren Hochzeitstag gemeinsam ausklingen lassen. …Darf ich? ….", . Gleichzeitig mit dieser Frage legte Prisca ihre Hände behutsam auf seine Schultern, um sie sanft zu massieren, während sie ihren Schoß auffordernd gegen seinen Körper rieb, denn schließlich oblag es allein ihn den Knoten ihres Gürtels endlich zu lösen …

  • Der Bräutigam hatte keinerlei Acht für die anheimelnde Atmosphäre des Raumes, wiewohl ihm durchaus die vorherrschende Wärme bewusst war, welche in seinem Falle indes nicht nur durch die züngelnden Flammen in den eisernen Feuerbecken wurde genährt, denn mehr durch jene Substanz, welche er bei seinem letzten Besuch bei Meister Fasiri hatte erhalten - nur für den Notfall, nicht zu viel, nur eine Messerspitze auf einmal, und nicht mit Wein mischen!. Der Notfall war bereits während der Fortführung des Mahles in der Villa Flavia eingetreten als Gracchus allmählich bewusst geworden war, dass er kurz vor der Ehenacht stand, als das Bewusstsein in ihm empor stieg, dass er niemals seiner Gemahlin würde genügen können, dass niemals eine Frau seine Sehnsüchte würde erfüllen können, dass Aurelia Prisca ihm so wunderschön, hold und anmutig war wie ein Kunstwerk, wiewohl die Furcht ihn übermannte vor der Nähe zu ihr. Immer wieder suchte er sich einzureden, dass er all dies schon einmal hatte überstanden, dass der eheliche Akt mit Antonia schlussendlich ebenso möglich gewesen war, dass er sich gut vorbereitet hatte, dass Meister Fasiri ihn doch beinahe schon kuriert hatte, dass alles in bester Ordnung war. Als er indes - unter dem Vorwand eines dringenden Bedürfnisses in einem kurzen Augenblicke des Rückzugs in sein Officium - das kleine Behältnis hatte geöffnet schien die Menge ihm im Ganzen viel zu gering, um überhaupt zu einer Wirkung führen zu können, so dass er die pilzigen Fasern schlichtweg alle auf einmal in den Mund legte und ob des bitteren Geschmackes mit einem großen Becher Wein hinabspülte. Augenblicklich fühlte er sich besser, wiewohl die eigentliche Wirkung in seinem Leibe erst ein wenig später einsetzte. Als er mit Prisca den Raum betrat war ihm schlichtweg warm, viel zu warm.
    "Sehr schön, ja ..."
    repetierte er ein wenig mechanisch auf ihre Eröffnungsfrage und räusperte sich, zuckte kurz zusammen als ihre Hände seinen Leib berührten - wenn auch nur an den Schultern - und wurde sogleich von einem merkwürdig undefinierten Gefühl übermannt als die Berührung auf tieferer Ebene weiterging. Das klandestin in ihm erwachende Lohen war allfällig nicht sonderlich different von dem Feuer, welches in ihm sich entzündete im Anblick des Geliebten, und doch kam es nicht aus seinem Inneren heraus, sondern schien von Außen her in ihn einzudringen.
    "Prisca ... ich ..."
    Er hob seine Hand, welche von einem leisen Zittern war erfasst, konnte indes nicht sich dazu durchringen, sie von sich zu schieben. Es war die Hochzeitsnacht, er musste einen kühlen Kopf bewahren, er musste seine Pflicht erfüllen! Und drängte nicht sein Leib bereits nach der Vereinigung, musste nicht auch Prisca dies bereits spüren können? Es schien Gracchus beinahe als wäre er nicht mehr Herr über sich selbst, als betrachte er sich selbst von außerhalb - wie seine Hand nicht die Frau seinem Unbehagen gehorchend vor sich hinfortschob, sondern ihr über die Schläfe strich, wie sie sodann sich senkte und mit der anderen vereint in einem wahren Heroenakt den Herkulesknoten öffnete - weshalb nur wurden Frauen mit einem Knoten verschnürt, welchen nurmehr ein Held zu öffnen vermochte, und weshalb war dies gar ihm gelungen, der so wenig mehr nicht war als ein Held?
    "Einerlei ..."
    flüsterte seine Stimme, die nicht mehr die seine war, so als müsse sie ihn daran erinnern, dass aller Widerwillen vergebens war, dass sein Leib nun diktierte, ihn zum Narren hielt, ihn aus sich selbst aussperrte, zum einem Gefangenen und Heimatlosen in sich selbst zugleich ihn werden ließ, während er seine Angetraute zum Bett hin dirigierte ohne dass seine Hände - seine Hände? - von ihr ließen. Gracchus war durchaus gewohnt, dass sein Leib sich ihm verweigerte, auch dass sein Geist ihn narrte - doch dass sein Leib ihn narrte war ihm ungewohnt und beklemmend.

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  • Prisca hatte sich von Anfang an nicht der Illusion von einer feurig lustvollen Hochzeitsnacht hingeben wollen, denn Realität und Wunschdenken decken sich bekanntlich nicht immer und manchmal muss man seine Erwartungshaltung eben den Gegebenheiten anpassen. Und mit dem Wissen über die abnormalen Empfindungen ihres Gatten für Seinesgleichen, war eine unbedarfte Herangehensweise an eine unbeschwerte körperliche Vereinigung (mit dem Ziel der Schöpfung neuen Lebens) ohnehin nicht möglich, wobei Prisca nichts unversucht lassen (geschweige denn es sich zum Vorwurf machen lassen) wollte, nicht alles dafür getan zu haben um ihren ehelichen Pflichten gerecht zu werden. Angefangen mit dem Ambiente und der Atmosphäre - die bei einem frisch verliebten Paar wohl allein schon ausgereicht hätten, dass Bräutigam und Braut sofort hemmungslos über einander hergefallen wären - über das ansehnlich zurecht gemachte Äußere hinweg, bis hin zu der inneren Einstellung, um diese Nacht zur Nacht der Nächte werden lassen zu wollen.


    Gedacht - getan … von wegen. Allein schon der Versuch, mit einer entspannenden Massage das unsichtbare Eis zu brechen, schien zum Scheitern verurteilt da dieser Vorstoß eher für An- denn für Entspannung bei ihrem frisch angetrauten Ehemann zu führen schien. Sehr schön, ja …Prisca ich … Einerlei … Lediglich die abwesend wirkende Zerstreutheit schien ihren Mann davon abzuhalten ihr geradewegs ins Gesicht zu sagen, dass es ihm im Grunde zuwider war von ihr berührt zu werden und er sich wohl eher genötigt (denn geehrt) fühlte sie nunmehr entkleiden zu dürfen. Aber es hieß ja auch "Ehepflichten" und nicht "Ehefreuden" und so ließ Prisca Gracchus erst einmal "zappeln" indem sie ihn ganz unschuldig anlächelte, während sie die sanfte Massage seiner Schultern bis hin zu seinem Nacken und seinen Ohrläppchen ausdehnte, wobei sie stets darauf achtete nur ja nicht zu forsch vorzugehen.


    Zumindest schaffte ihr Mann es ohne größere Probleme den Knoten zu lösen, während er sie gleichzeitig sanft hin zum Bett dirigierte. Prisca quittierte dies mit einem leisen, wohlig klingenden Seufzer als sie schließlich mit den Beinen rückwärtsgehend gegen die Bettkannte stieß. Ihre Augen wanderten hinauf, seinen Blick suchend, während ihre Hände gleichzeitig über seine Brust hinab gleiten ließ, ohne jedoch in zu tiefe Gefilde vorzustoßen. Vielmehr legte sie ihre Hände vertrauensvoll in die Seinen, damit nun er bestimmen konnte was weiter mit ihnen geschah.


    "Bitte! …Wenn es etwa gibt, dass dir auf dem Herzen liegt, so sag es mir einfach … Von heute an bin ich deine Frau und als solche wünsche mir nichts sehnlicher, als an deinem Leben teil haben zu dürfen. Ich habe dir geschworen, dir eine gute Ehefrau zu sein und ich bin bereit ALLES dafür zu tun, … oder habe ich dir das nicht längst bewiesen?.", wollte Prisca dezent daran erinnern, dass sie sich stets loyal gegenüber der gens Flavia (insbesondere Gracchus gegenüber) verhalten hatte. "Hast du mir nicht gesagt, dass uns die Zukunft gehört? … Nun gehört uns diese eine Nacht … Nur dir und mir! … Was spricht dagegen, dass wir diese Nacht genießen, als ob es keinen Morgen mehr gäbe? Was haben wir schon zu verlieren außer der Gelegenheit unser Leben zu leben und es zu genießen?!", hakte Prisca mit säuselnd verlockender Stimme nach, wobei sie letztendlich ihre eigenen Ziele verfolgte: Wenn es ihm zu schnell geht … in Ordnung, die Nacht ist noch lang … wenn er davon anfängt, dass er Männer liebt . Gut dann hör ich einfach weg … aber wehe, wenn er nicht bereit ist seine Pflichten zu erfüllen, … dann …" Ja dann musste Prisca wohl noch tiefer in die (ihrer Ansicht nach) gut gefüllte Trickkiste greifen …

  • Niemals hatte eine Frau auf derartige Weise Gracchus berührt - hatte Antonia die eheliche Pflicht doch stets eher über sich ergehen lassen -, dass mehr und mehr Unbehagen in ihm aufstieg über die Intimität, welche zwischen ihrer beiden Körper bereits jetzt herrschte. Indes schien sein Leib sich nicht im geringsten gewahr des kognitiven Protestes, reagierte schlichtweg - in einer ihm gänzlich ungewöhnlichen Heftigkeit - auf die Berührung an sich und schien nicht im mindesten sich an dem Zweifel seines Denkers und Lenkers zu stören, gegenteilig diesen schlichtweg zu ignorieren. Nicht einmal dem Protest wurde Raum gewährt, in ein Äußeres vorzudringen, denn während Gracchus innerlich noch mit Für und Wider des Geschehens haderte, hin- und hergerissen zwischen Pflicht, Wunsch und Realität, war sein Leib nicht bereit, länger zu warten, drängte danach sich endlich mit einem anderen zu vereinigen, so dass seine Hände bereits den Saum Priscas Kleides über deren Kopf hoben, dass ihre liebreizende Weiblichkeit in all ihrer Gänze offenkundig wurde.
    'Nun gehört uns diese eine Nacht'
    , hallten weit entfernte Worte durch Gracchus' Geist, welcher allmählich sich füllte mit einer zähflüssig dahinwabernden Unbekümmertheit, einer von Honigsüß nach Essigsauer changierenden Verblendung, deren Überreste ein Strauß sich einverleibte, ehedem er seinen Kopf im Sande vergrub.
    'Es ist nichts verwerfliches daran, im Irrtum zu sein.'
    'Nur eine Messerspitze auf einmal!'
    'ALLES'
    'Nur für den Notfall!'
    'Manius, mein Manius!'
    'Von heute an bin ich deine Frau!'
    'Die klauenbewehrte Harpie, die schamlose Schlampe!'
    'Nimmermehr'
    'Was haben wir schon zu verlieren?
    Alle Worte verwoben sich ineinander, ergossen sich endlos purpurnen Strömen gleich in einen grünfarbenen See, dessen Oberfläche still im Licht der güldenen Sonne Ägyptens lag, welcher gleichsam bis in die markerschütternde, tosende Tiefe seines Lebens hinabreichte. Er konnte die gleichförmige Bitternis auf der Zunge schmecken, welche seinen Leib antrieb, welche den weiblichen Körper vor sich drehte, um sich zu nehmen, was von rechtswegen ihm zustand. Es gab nichts mehr zu verlieren, denn Gracchus hatte sich bereits gänzlich verloren in dem trugvollen Trieb, den der Rausch ihm schuf.

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  • "Manius …aber …was?" … du meine Güte, was ist denn bloß in ihn gefahren?!? Verwundert wanderten Priscas Augenbrauen hoch und mehr als dies Gestammel brachte sie nicht mehr hervor, angesichts der überraschenden invasiven Intervention ihres Ehemannes. Ohne ein Wort der Erklärung noch, dass er auf die ihren irgendetwas erwidert hätte, drängte es ihn augenscheinlich zu einer physischen - denn hin zu einer verbalen - Verbindung ihrer beiden Personen. Und ehe es sich Prisca versah, ward sie auch schon sämtlicher Kleidung beraubt. Gänzlich nackig und seinem Willen unterworfen in dem Bewusstsein, dass nichts ihn würde aufhalten können … Nicht, dass Prisca diese Situation nicht insgeheim genossen hätte, zumal sie es ja gerade darauf angelegt hatte ihren Mann in jeder Hinsicht zu bezirzen, dass er am Ende gar nicht anders konnte (selbst wenn er wollte). Dass ihr Mann nun aber drauf und dran war, sie in einer leidenschaftlich anmutenden Art "zu nehmen", …nun, dass überraschte Prisca doch sehr, hatte sie doch von ihrem Mann (von dem sie eigentlich ganz andere Vorlieben erwartet hätte) einen gewissen Widerstand erwartet. Aber statt sich gegen die ehelichen Pflichten zu wehren war er nun derjenige, der die Initiative ergriff um sich zu nehmen, was ihm von Rechtswegen zustand.


    "Oh Manius, hauchte Prisca den Namen ihres frisch angetrauten Gatten fast auffordernd ehrfürchtig, während sie seinem Drängen (mehr oder wenig freiwillig) nachgab und sich vom ihm zu dem Bette hin dirigieren ließ, welches einladend für die erste gemeinsame Nacht hergerichtet worden war. Und dabei habe ich ihm noch gar nichts von dem Pulver eingeflößt, welches seine Libido bei Bedarf anheizen sollte … , fuhr es Prisca flüchtig durch den Kopf, mangels einer Erklärung für den plötzlichen Liebesrausch, von dem ihr Gatte offenbar erfasst worden war. Oder waren es am Ende doch ihre entblößten weiblichen Reize, denen er nicht länger widerstehen konnte?


    Zu gerne hätte Prisca dieser schmeichelhaften Erklärung hingegeben - hätte sie nichts von der Vergangenheit des Flaviers gewusst - schließlich pflegte sie nicht umsonst ihren Körper tagtäglich in stundenlangen Prozeduren nur, um den Männern zu gefallen. Im vorliegenden Fall musste sie sich - wohl oder übel - mit dem Schein ihrer weiblichen Anziehungskraft begnügen, wobei es ihr andererseits gerade nicht ungelegen kam, dass ihr Mann sich offenbar spontan zu einer sexuellen Verbindung hingezogen fühlte.


    Was also hätte Prisca anderes tun sollen, als sich dem Drängen ihres Gatten bereitwillig hinzugeben und so ließ sie sich von seinem leidenschaftlichen Vorstoß inspirieren, indem sie sich lustvoll seufzend seinem Willem unterwarf ….


    Am Bett angekommen, sank Prisca auch sofort rücklings darauf hinab und gleichzeitig öffnete sie ihren Schoß bereitwillig, mit einem wohligen Schnurren, indem sie ihre Beine weit auseinander nahm. Etwas Besseres konnte ihr doch gar nicht passieren als, dass ihr Mann sie gleich in der ersten Nacht mit vollem Elan würde schwängern wollen … nur … hoffentlich ist er nicht so sehr benebelt, dass er am Ende abstreiten wird der Vater jenes neuen Lebens zu sein, welches hoffentlich (sofern es nach Priscas Willen ginge) noch in jener Nacht würde gezeugt werden.

  • Selbstredend hatte Gracchus mitnichten vor, ein Kind zu zeugen, ging er bei klarem Verstande doch ohnehin davon aus, dass Prisca nicht fähig war, neues Leben zu gebären - wiewohl in anderem Falle es ihm ebenso einerlei hätte sein können, da er diese Obliegenheit bereits dreifach hatte erfüllt und darum diesbezüglich von jeder Notwendigkeit war befreit. In diesem Augenblicke jedoch mochte er nur seinem Trieb folgen - wenn auch dieser durch die Natur zweifelsohne derart geschickt war angelegt, dass üblicherweise genau dadurch auch die biologische Vermehrung gewährleistet wurde, zumindest in diesem Falle, in welchem Gracchus paradoxerweise gegen die ihm innewohnenden Neigung zu Männern hin agierte. Indes waren Trieb und Trug nicht derart ausgeprägt, dass er schlichtweg alles tolerierte, was ihm präsentiert wurde, so dass er nach einem unwirschen Knurren Prisca kurzerhand an den Hüften packte und sie umdrehte. Wie sehr auch sein Geist benebelt war, einer Frau - seiner Frau - während der Beiwohnung in die Augen zu blicken, respektive von ihr angeschaut zu werden, war ihm schlichtweg ausgeschlossen. Reflexartig begierig wanderten seine Hände weiter über ihren Leib - ihren Rücken, ihren Hintern und ihre Hüften - und suchten darauf nach Spuren, welche er dort erwartete und doch nicht fand. Zu stark jedoch war der Rausch in seinem Blute, dass ihre zarte, makellose Haut und die weichen Rundungen ihn hätten irritiert, dass er schlussendlich - nicht allzu lange sich mit weiterem Vorgeplänkel aufhaltend - dazu überging, in ihr seine Erfüllung zu finden.

    ***

    Kaum wohl hätte Gracchus hernach Auskunft geben können über das wie lange, geschweige denn das wie überhaupt. Irgendwie hatte er seine Pflicht erfüllt - zumindest ging er davon aus als er allmählich wieder zu Sinnen gelangte. Er saß auf der hinteren Bettkante, respektive lag er mit dem Rücken auf der zerknitterten Bettdecke und blickte empor. Er fühlte sich unwohl. Zwar war seine Libido befriedigt, doch nicht einzig die Sorge darum, dass er Prisca allfällig nicht hatte genügen können, ließ seinen Bauch rumoren. Gracchus versuchte tief zu atmen, doch dies führte nurmehr dazu, dass ihm beinahe blümerant wurde vor Augen. Mühevoll stemmte er sich empor und blickte auf Prisca in ihrer Nacktheit. Es war ihm nicht nach großen Bewegungen, im Grunde wollte er sich schlichtweg wieder zurückfallen lassen und einschlafen, doch irgendetwas brodelte in seinen Bauch, schlängelte einer giftigen Schlange gleich sich durch seine Eingeweide, biss und fraß sich durch seinen Leib. Noch einmal holte er tief Luft, dann stand er auf, schwankend.
    "Bitte ent..schuldige ..."
    brachte er noch durch die zusammengebissenen Zähne hindurch, ehedem er fluchtartig den Raum verließ.

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  • Das Verhalten ihres frisch angetrauten Gatten verwunderte Prisca doch sehr, packte er sie - entgegen ihrer kühnsten Vermutungen - mit geradezu animalisch anmutender Libido um sie in die gewünschte "Stellung" zu bugsieren. Du meine Güte! Er ist ja wie …wie … ein Stier … wie ein wilder Hengst. Respektive wie ein anderer männlicher Vertreter aus dem Tierreich angesichts der animalisch anmutenden Art und Weise, wie Gracchus sie nun zu "beglückten" gedachte. Für Prisca war dies keine sehr schmeichelhafte Position und weniger noch fühlte es sich angenehm an, da ihr Gatte nicht gerade behutsam oder gar liebevoll mit ihr um ging. Doch lieber so als gar nicht, dachte Prisca, da sie schon befürchtet hatte ihr lieber Mann würde sich gleich in der ersten Nacht seinen ehelichen Pflichten gänzlich entziehen wollen - mit irgendeiner fadenscheinige Ausrede oder gleich mit der grausamen Wahrheit (denn schließlich wussten er und sie wie der Hase in Wahrheit lief).


    Natürlich hätte Prisca auch die Möglichkeit gehabt an ihrer "Lage" etwas zu ändern, indem sie ... Oh nein! Ich werde mich hüten mich zu beschweren oder mich gar dagegen wehren … Oh nein!! Im Gegenteil und wie zum Trotz: "Oh ja …mmmmmmmmmh!!!, suggerierte Prisca leise und lustvoll seufzend, dass sie an der Gracchus´ unkonventionellem Paarungsverhalten sogar Gefallen fand. Von wegen! Doch mangels Aktionsmöglichkeiten (auf allen Vieren kniend) konnte Prisca eh nicht mehr unternehmen, als ihre Lust vorzutäuschen und dabei die Aussicht auf das Wandgemälde hinter dem Bett zu genießen, welches (stellungsbedingt) in ihrem Sichtfeld lag.


    Das Bild zeigte eine idyllische mediterrane Landschaft und wie es sich für ein Idyll dieser Art gehörte, waren darauf natürlich auch ein paar Tiere zu sehen: Hasen, Hirsche, Vögel … sogar ein Fuchs … und ein Storch …Moment mal ….Füchse und Störche? … Das fabulöse Festmahl! Die als Tiere verkleideten Sklaven … Prisca blinzelte kurz und angesichts der imaginären Übermacht von Tierdarstellungen schossen ihr wirre Gedanken durch den Kopf: Ob das unter männlichen Hasen auch so abläuft? Und nicht nur bei denen. Auch zwischen Männern? … Auf diese Art und Weise? … Gracchus und dieser, … dieser elende Decimer. … Von hinten bestiegen, wie von einem Hengst, …er auf ihm oder umgekehrt …?(Der Natur geschuldet natürlich nicht vereint - wie bei ihr - mit einem weiblichen Schoß, sondern vielmehr der Natur zuwider handelnd …). Allein die Vorstellung jenes Schaubildes ließ Prisca schaudernd nach Luft schnappen: "Uuuuuuuhhhhh ….", sodass dieser eine Seufzer - bedingt durch die kurzzeitig aufsteigende Übelkeit in ihr - nicht ganz so lustvoll klingen mochte wie all die anderen ( wobei das ihrem Mann, in seinem augenscheinlichen Gemütszustand, wohl eh nicht weiter auffallen würde).


    Prisca versuchte indes jegliches Bild, von kopulierenden Wesen jedweder Art, schnellstens wieder aus ihren Gedanken zu verbannen, was angesichts der momentanen Situation nur schwer möglich war: Was, wenn Gracchus mich nur aus dem einen Grunde so nimmt weil er hofft, dass ich so Lust auf weitere Verbindungen mit ihm verliere und ich ihn künftig in Ruhe lasse?! Er hat ja schon drei Kinder gezeugt und seine Schuldigkeit damit getan. Und was ist mit mir? Ich will nicht als kinderlose alte Matrone enden!!


    Diese Horrorvorstellung ließ Prisca sogleich ein stilles Stoßgebet gen Himmel schicken, just in dem Moment als ihr Gatte seinen Höhepunkt durchlebte : Oh Iuno, Göttin der Hochzeit, der Mutterschaft und der Geburt, bitte …bitte …bittebittebitte hilf mir!!! Wer, wenn nicht du, vermag zu bestimmen, ob diese Saat in meinem Leib zu einer Frucht gedeihen wird ….oder auch nicht. Das "oder" fügte Prisca nur ganz leise gedanklich an, denn sie hoffte inständig auf die Gnade der Göttin. Bitte, schenk mir ein Kind und lass mich endlich Mutter werden. Dann lass ich auch meinen Mann in Ruhe und er mag von mir aus seine animalischen Triebe ausleben, mit wem er will. Meinetwegen auch mit dem Decimer, denn recht viel mehr als ein Tier ist dieser Widerling ohnehin nicht wert! Doch sollte ich tatsächlich dazu verdammt sein, keine Kinder zeugen zu können, dann …dann werde ich meine Lust auf keinen Fall nur für einen Mann aufsparen … Wer bin ich denn?! Ich bin eine Aurelia und reicher als die meisten Männer des Imperiums zusammen. Von daher kann ich mir erlauben zu tun (oder zu lassen) wozu ich …ICH …ICH!!! ... Lust habe, wann immer ich es will!!!. Fast schämte sich Prisca für ihre Gedanken (aber nur fast), da sie andererseits nicht mehr viel zu verlieren hatte, außer ihren guten Ruf vielleicht, doch auf den hatte sie seit jeher nicht viel gegeben.


    +++++


    Mitten hinein in das persönliche Gedankenchaos der Aurelia, verabschiedete sich ihr Gatte urplötzlich mit einer ziemlich knappen Entschuldigung.


    Ist ihm schlecht? Fast klangen seine Worte so. Unverschämtheit! Und nun? Kommt er (freiwillig) zurück) oder zieht er sich gar vor mir zurück?! Schon wollte Prisca aufspringen und Gracchus nacheilen, doch dann entschied sie sich zunächst dafür einfach liegen zu bleiben und den Samen in ihrem Körper zu schützen. "Natürlich, ...lass dir nur Zeit! ..Ich ..ich warte hier solange, auf dich ...", rief Prisca ihrem Mann noch hinterher. Aufspringen und ihm nacheilen konnte sie auch noch später, wobei diese Unterfangen der jungen ehelichen Beziehung sicherlich nicht zuträglicher werden würde, als wenn er (freiwillig und beizeiten) zu ihr zurück kehren würde …

  • Da der Weg in das Untergeschoss ihm endlos fern erschien bog Gracchus einige Zimmer weiter in sein Cubiculum ein und vomierte schlichtweg in seinen Nachttopf. Konvulsiv zuckte sein Magen, suchte der galligen Melange sich zu entledigen, krampfte auch dann noch als er beinahe leer war und eine ungustiöse Mischung aus dem Festmahl - vorwiegend der Nachtisch -, einige der hastig geschluckten Pilzstücke und Wein - viel mehr als Gracchus sich konnte erinnern überhaupt getrunken zu haben -, in dem bronzenen Pott schwappte. Einige Male noch musste der Flavier würgen, doch außer einem sauren Nachgeschmack war nichts mehr in ihm verblieben. Mit einem Stöhnen erhob er sich und ließ sich auf sein Bett fallen, während ein geflissentlicher Sklaven bereits die degoutanten Überreste entfernte, und Sciurus mit einem kalten, nassen Tuch an ihn herantrat, welches er ihm kommentarlos reichte.
    “Welch eine ... Schmach ...“
    , seufzte Gracchus und verbarg das Gesicht in dem kühlen Tuch. Er hatte das Gefühl als hätte er seine Ehe am ersten Tage bereits vergewaltigt.
    „Du hast deine Pflicht erfüllt, Herr.“
    “Ja ..."
    , entgegnete der Flavier nicht gänzlich überzeugt und holte tief Luft.
    "Ich muss ... zurück zu Prisca ...“
    Im Grunde wollte er nurmehr seine Augen schließen und diesem Tage entrinnen, so tun als hätte er Priscas Worte, dass sie auf ihn würde warten, nicht mehr gehört.

    ~~~


    Einige endlose Augenblicke hernach - Gracchus hatte mit Essigwasser gegurgelt und den schalen Geschmack mit einem Schluck Wein hinabgespült, sich Gesicht und Hände in kühlem Wasser gewaschen - kehrte der Flavier in das Cubiculum zurück, in welchem Prisca seiner harrte. Mit einem Seufzen setzte er sich auf die Bettkante und betrachtete sie.
    "Wie schön du bist."
    Allfällig hatte Meister Fasiri doch recht, allfällig war es eine Krankheit, dieser Schönheit, diesen Reizen nicht zu erliegen. Gracchus wandte seinen Blick ab, ließ ihn im Fußboden versinken.
    "Früher einmal war ich stolz auf meine In..tegrität. Meiner Familie, der Wahrheit und Rom habe ich die Treue gehalten, habe diejenigen vera'htet und für schwächlich befunden, welche dies nicht taten, und habe die Lüge als ebenso niederträchtig erachtet wie den ... Mord. Damals ... war es noch einfach, stark zu sein."
    Eine kurze Pause folgte, ehedem er fortfuhr.
    "Im Bürgerkrieg haben zweifels..ohne einige Männer ihre Prinzipientreue relativiert. Ich dagegen ... ich habe sie ... schli'htweg negiert. Meine Lüge wurde zur Wahrheit, und die Wahrheit wurde Lüge. Ich bin des Lügens leid, Prisca."
    Nun suchte er Priscas Blick. Auch ihre Ehe war letztlich ein Resultat, die größte Lüge seines Lebens aus diesem Bürgerkrieg zu schützen.
    "Die Wahrheit ist - die Natur hat vorgesehen, dass Männer und Frauen einander begehren. Mich hat sie dabei vergessen. Ich kann nicht na'hvollziehen, wie ein Mann im Anblicke einer Frau die Sinne verliert, wie er ihr mit Freude beiliegen kann. Ich ... ich habe ver..sucht, dies zu ändern ... deinetwegen ... doch ..."
    Er zuckte ein wenig ratlos mit den Schultern.
    "Ich ... ich kann meine Natur nicht ändern."
    Als dies ausgesprochen war verspürte Gracchus beinahe ein wenig Erleichterung um sein Herz. Jahrelang hatte die Furcht vor der Wahrheit gegenüber Antonia ihn umgetrieben und in seinen Träumen torquiert.
    "Glei'hwohl verlange ich auch dies nicht von dir. Dass du keine Kinder gebären kannst ist wohl unser Vorteil, darüberhinaus möchte ich dich nur bitten, stets Sorgfalt und Diskretion walten zu lassen - im Interesse der Flavia und der Aurelia."
    Er hatte die Situation schlichtweg ein wenig relativieren wollen, doch als die letzten Worte nun ausgesprochen waren und zwischen ihnen hingen, war er sich nicht mehr sicher, ob dies korrekt gewesen war. Neuerlich drängte seine innere Zerrissenheit ihn zur Flucht, sehnte er sich danach vor langer, langer Zeit schlichtweg die Gelegenheit ergriffen zu haben mit Serapio der Welt zu entfliehen. Doch seine Entscheidungen hatten ihn an diesen Punkt geführt, alles hatte irgendwie am Ende zu dieser Ehe geführt - und er war nicht bereit, sie verkümmern zu lassen noch ehedem sie erblüht war.

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  • Fast hatte Prisca die Hoffnung schon aufgegeben, ihren Mann in dieser Nacht noch einmal anzutreffen und als er dann zurück war, wünschte sie sich gar das Gegenteil. Schließlich hatte sie von ihm bereits bekommen, was sie von ihm haben wollte und was wollte sie letztendlich mehr? Erklärungen? Seine Liebe gar? …Die Wahrheit war ernüchternd genug, dass Gracchus sie ihr nicht unbedingt in der Hochzeitsnacht hätte offenbaren müssen. Wie schön ich bin? Dieses Kompliment war nicht wirklich schmeichelnd, gleichwohl Prisca ihrem Mann artig dafür zu lächelte. Für wen, wenn nicht für ihn, gab sie sich all die Mühe um schön und begehrlich zu sein? Nur, um von ihm genommen zu werden wie eine …eine Hündin? Ach hätte er doch nur geschwiegen, die Wahrheit leugnend als, dass er ihr nun schulterzuckend vor den Kopf stieß.


    "So bleibt uns zumindest die Wahrheit, die uns verbindet, jetzt und in Zukunft" und nichts als die Wahrheit "Darum mag uns so manch einer beneiden, nicht wahr?", hauchte Prisca ein wenig resigniert klingend, da sie sich ungleich mehr von der Zukunft erhofft hatte. Mochte ihr Gemahl Seinesgleiche begehren und lieben so viel er mochte - es wäre ihr egal - wenn er, ja wenn er zumindest seinen ehelichen Pflichten weiter nach käme. Doch davon schien Gracchus´Wunschdenken weit entfernt und dementsprechend fühlte sich Prisca verloren und einsam. Dass du keine Kinder gebären kannst ist wohl unser Vorteil, darüber hinaus möchte ich dich nur bitten, stets Sorgfalt und Diskretion walten zu lassen … Gut möglich, dass Prisca ihm diese Worte noch lange nachtragen würde, so verletzt war sie und das Schlimmste: Er scheint das nicht einmal bemerkt zu haben. Prisca fühlte sich gedemütigt und minderwertig, da sie augenscheinlich tatsächlich keine Kinder bekommen konnte und gleichsam fühlte sie sich von ihm behandelt wie eine Hure, da er sie regelrecht dazu aufforderte es zu treiben, mit wem sie wollte, So lange ich nur ja nicht den guten Ruf unserer Familien beflecke.


    Ja ja, der gute Ruf! Was schert mich eigentlich der gute Ruf?, zog Prisca die Mundwinkel verächtlich nach unten während sie stumm über die möglichen Konsequenzen nach dachte. Finanziell fühlte sich Prisca jedenfalls unabhängig und mächtig genug, dass sie tun und lassen konnte wozu sie Lust hatte und das, ohne jegliche Bevormundung oder gar Beachtung irgendwelcher Vorschriften. Aber gut. Gleich in der ersten Nacht einen kapitalen Streit vom Zaun zu brechen, das wäre nicht so klug und deshalb zog es Prisca vor ihrem Gemahl im Moment nicht zuwider zu reden. Stattdessen wollte sie erst einmal seine Offenbarung verdauen, um dann über die weitere Vorgehensweise zu entscheiden. Emotional konnte sich bei ihr also noch viel ändern, auch wenn sie ihm nun gespielt zu lächelte:


    "Wie diskret ich sein kann, müsstet du eigentlich längst wissen", spielte Prisca dabei scherzhaft auf sein "kleines Geheimnis an", welches sie seit langem hütete: "Und ebenso wenig sollst du je Grund zur Klage bezüglich meiner Sorgfaltspflichten haben."Kurzerhand kniete sich Prisca hinter Gracchus (der immer noch auf der Bettkante saß) und legte behutsam die Hände auf seine Schultern. Na warte, so schnell kommst du mir nicht davon, dachte sie nur und ließ die Finger dabei angenehm sanft um seinen Nacken herum streichen: "Jetzt, da wir ganz offen und ehrlich zueinander sein können, … frage ich dich", mit säuselnder Stimme beugte Prisca sich vor, an sein Ohr, wobei sie ihre nackten Brüste absichtlich provokant (wie rein zufällig) gegen seinen Rücken stupste: "Was spricht dagegen die gemeinsame Zeit unserer Ehe nicht ebenso zu genießen wie die Freiheiten, die wir uns fortan herausnehmen können? … Etwas Zeit für- und miteinander, um zu reden, zu lachen …. oder etwas Zeit für eine entspannende Massage vielleicht, so wie diese?" Zusammen mit dieser Frage begann Prisca die Schultern ihres Gemahls behutsam zu massieren, wodurch sich "zwangsläufig" auch ihr Oberkörper etwas mit bewegte:"Fühlt sich das nicht angenehm an? Ist es nicht besser unser Leben so zu leben, als anders?", ließ Prisca nicht locker, sondern trieb es noch ein wenig mehr auf die Spitze, in dem sie einen Atemzug später noch leiser nach hakte: ""Wie viel Überwindung hat es dich wirklich gekostet, mit mir zu schlafen? … Ich hatte jedenfalls nicht den Eindruck, dass es dir gänzlich zuwider war mich so zu nehmen, wie du es vorhin getan hast …"" und deine erste Frau hast du schließlich auch mehr als einmal geschwängert, obwohl ein Stammhalter doch gereicht hätte! … Also? - Wahrheit - Lüge - oder Pflicht - soooo leicht hast du´s mit mir nicht …

  • Ein wenig Skepsis lag in Gracchus' Blick über die Wahrheit, welche sie beide verband - war es doch nur ein geringer Anteil der Wahrheit, welche so weit umfassender war, gleichwohl konnte er diese, was auch immer würde geschehen, niemals mit ihr teilen. Priscas Desillusion indes entging ihm vornehmlich, denn wie so oft fehlte dem Flavier in diesem Augenblicke schlichtweg jegliches Gespür für das Sentiment seines Gegenübers, war er selbst indessen viel zu sehr eingeschüchtert durch ihre körperliche Präsenz. Als ihre Hände sodann seine Schultern berührten zuckte er zusammen - er konnte es schlichtweg nicht verhindern, obgleich ihm zugleich der Gedanke kam, dass sie so vollkommen anders war als Antonia. Er suchte sich zu entspannen, doch sein Herz schlug ihm bis zum Halse, und als er auch noch ihre Brüste in seinem Rücken spürte versteifte er sich vollends. Vollkommen anders.
    “Nichts ...“
    , setzte er an, um sodann noch einmal etwas gefestigter hinzuzufügen:
    “Nichts spri'ht dagegen.“
    Er hob seine Hand und gebot damit einer der ihren Einhalt, ehedem er sich ein Stück weit zu ihr umwandte, um der Berührung ihres Oberkörpers zu entkommen, welcher damit indes ihm wieder vis-a-vis lag, was seiner Situation ebenfalls nicht dienlich war.
    “Es ist mir nicht zuwider“
    , dementierte er.
    “Es ist ... verstörend und ... nicht enthusiasmierend im ... Verglei'h ...“
    Einen Augenblick schien Gracchus den Vergleich anfügen zu wollen, doch letztendlich unterließ er dies, senkte den Kopf - jene Männer hatten nichts zu suchen in seiner Hochzeitsnacht, gleich wie sehr er sich nach ihrer Anwesenheit sehnte.
    “Am Ende ist mein Leib nur ein Leib, den man ... in gewissem Maße trügen kann so die Not..wendigkeit es bedingt.“
    Er entließ Priscas Hand aus der Seinen, nahm den Zipfel einer der Decken - ein edles Gemisch aus Seide und Wolle - und zog sie über ihre Schultern. Es war nicht kalt im Raume, doch irritierte ihn schlichtweg ihre Nacktheit in Anbetracht des Gespräches.
    "Diese Zeit für- und ... miteinander mit Reden und La'hen zu verbringen wäre mir weitaus agreabler."
    Irgendwo in seinem Hinterkopf protestierte die Stimme Serapios, dass Gracchus' Augen sich ein wenig zusammenzogen und er für einen Moment intensiv nach dieser Harpyie in Priscas Antlitz forschte, ehedem er dieser Bedenken mit einem leichten Kopfschütteln sich entledigte. Er musst irgendwie dieses Beisammensein in einer andere Richtung lenken, insbesondere nachdem sie es regelrecht hatte angeboten.
    "Als du noch jung warst ... ein Kind, meine ich, ... wie hast du dir damalig deine Zukunft imaginiert, gänzli'h frei von aller Pflicht und aller Erwartung?"
    schlug er einen zugegebenermaßen recht großen Bogen, doch Gracchus glaubte daran, dass der unverdorbene Kern eines Menschen im Kinde lag und je länger er auf der Welt weilte, desto mehr er sich durch Pflichten, Zwänge und die Gewalt der Parzen von sich selbst entfernte.



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  • Leise seufzend musste Prisca erkennen, dass ihr Gemahl sich nicht so ohne weiteres zu einer erotischen Massage (oder gar mehr) verführen lassen würde. Stattdessen ließ er sie durch die Blume gesprochen spüren, dass es ihm im Grunde nicht sonderlich berührte, wenn sie ihn in derartig aufreizender Weise berührte. Na wenigstens war ihm ihre Nähe nicht gänzlich zuwider, aber davon konnte sich Prisca salopp gesagt auch nichts kaufen. Sein Leib war schuld und darin lag des Übels ganzer Kern! Diese Krankheit schien den Verstand der Männer, die von ihr befallen waren, tatsächlich derart zu vernebeln, dass es schier unmöglich schien, ihm selbigen mit den naturgegeben Reizen einer Frau zu rauben.


    Miteinander Reden und Lachen, ja das könnten sie miteinander zur Genüge tun. Na bravo! Würde DAS wirklich alles sein und bleiben, jetzt und in Zukunft? Mit einem dankbar gespieltem Lächeln ließ Prisca sich von ihrem Mann in die Decke hüllen und es war ihr nicht einmal unangenehm, in seiner Gegenwart die eigene Nacktheit nicht länger zur Schau stellen zu müssen.
    Wie albern ich mich benommen habe, zu glauben, seine Krankheit mit einer simplen Massage heilen zu können Hier bedurfte es offenbar "härterer Bandagen", respektive Mittelchen um Gracchus von seinem Leid zu befreien und noch hatte Prisca die Hoffnung nicht aufgegeben.


    Im Moment hielt Prisca es jedoch für klüger, dem Wunsch ihres Mannes nach Konversation nachzugeben und ganz die brave Ehefrau zu mimen. Zumal seine Frage taktisch ein vortreffliches Ausweichmanöver war, um sie von weiteren Verführungsversuchen abzuhalten.


    Wie ich meine Zukunft imaginiert habe? Frei von aller Pflicht und aller Erwartung … Soll ich ihm wirklich meine intimsten Kindheitsträume beichten?, überlegte Prisca kurz, ob es klug wäre etwas von ihren Geheimnissen preis zu geben. Naja die pikanten Details behalte ich besser für mich, doch warum nicht …: "Nun, …, holte Prisca noch einmal Luft, ehe sie ihrem Gemahl einen Traum verriet, den sie als Kind sehr oft geträumt hatte:


    "Ich wollte als Kind immer die Welt bereisen und erforschen. Insbesondere den sagenumwobenen Osten, von dem ich so viele Geschichten gehört habe. Von Ländern, in denen die Herrscherpaläste aus purem Gold und Edelsteinen erbaut waren und deren Regenten sich mit Scharen von Ehefrauen umgaben.", kurz biss Prisca sich auf die Lippe, als ihr bewusst wurde welch "kindische Phantasien" sie hier zum Besten gab. Andererseits vermochte die Vorstellung von einem solchen Leben sie noch heute zu fesseln und so sprach sie mit gesenkter Stimme weiter: " Ich stellte es mir furchtbar aufregend vor, in einem solchen Harem zu leben und am Ende zur ersten Frau des Reiches aufzusteigen. Ich, eine Königin, die das Land mit guter Hand regierte und die von den Menschen dafür geliebt wurde, dass sie sich für das Wohl des Volkes einsetzte…" An dieser Stelle endete Prisca, um nach einem Atemzug hinzu zu fügen: "Das mag sich alles sehr dumm anhören, doch diesen Traum habe ich als Kind sehr oft und gerne geträumt. …Und du? Von welcher Zukunft hast du als Kind geträumt?" Die obligate Gegenfrage musste sein da es Prisca durchaus interessierte, ob sich Anzeichen der Krankheit gar in seinen Kindheitsträumen verraten würden. Oder träumte er am Ende (immer) noch wie sie es tat …?

  • Erwartungsvoll lauschte Gracchus den Worten seiner frisch angetrauten Gemahlin - Prisca als gütige Königin, dies war zweifelsohne eine Vorstellung, welche er sich durchaus lebhaft konnte imaginieren, wiewohl dieser kindliche Wunsch ihm gleichwohl nicht sonderbar erschien - einzig allfällig die Scharen von Ehefrauen, an deren Spitze sie sich sah.
    "Dies kling keinesfalls dumm. Wahrhaftig klingt es weitaus auf..regender als meine eigene kindliche Utopie."
    Es war dem Flavier ein wenig unangenehm nun eben diese ausbreiten zu sollen, denn wiewohl die eigene Frage ihm überaus adäquat erschienen war, von den weiteren Pflichten der Ehenacht abzulenken, so hatte er in seiner Anspannung nicht die unausweichliche Konsequenz bedacht. Er sog unbewusst seine Unterlippe zwischen die Zähne und ließ sie langsam wieder daraus hervor, ehedem er zögerlich ansetzte:
    "Ich wollte ... Schauspieler werden, ... respektive Tänzer. Mein Onkel Corvinus, Felix' Vater, besaß ein paar Sklaven, welche diese Kunst vorzügli'h beherrschten. Ich war gänzlich fasziniert davon wie sie es nach den Cenae vermochten ohne ein Wort, einzig durch die Bewegungen ihres Körpers zu den Klängen einer Melodie eine Geschichte zu erzählen, so immersiv, dass ich mich regelmäßig darin verlor. Sie konnten Götter sein oder Tiere, Könige oder Bauern, Heroen oder Diebe, Männer oder Frauen, ja sogar Bäume oder Felsen. Die Bühne schien mir der Schlüssel zu sein, sich nicht fest..legen zu müssen und gleichsam alles sein zu können außer man selbst."
    Wie jene Sklaven zwischen ihren Auftritten lebten, dies wusste er damals selbstredend nicht.
    "Als mein Vater eines Tages mich dabei überraschte wie ich suchte den Tanz des Polydeukes na'hzuahmen, war er überaus wütend. Ich habe sehr lange geglaubt, dies wäre der Grund gewesen, weshalb er mich so früh schon nach Achaia sandte."
    Ein schmales Lächeln, weniger amüsiert als vielmehr wehmütig, kräuselte Gracchus' Lippen. Hätte er die Gründe seines Vaters damals verstanden, hätte jener nur später sie ein einziges Mal ihm elaboriert - vermutlich hätte er weit weniger gegen all dessen Entscheidungen rebelliert als es geschehen war.
    "Ein Königrei'h habe ich nicht zu bieten"
    , brachte Gracchus das Thema zurück auf Priscas Traum. Beinahe hätte er ihr ein Kaiserreich offerieren können, doch so sehr sie auch als Kaiserin zweifelsohne hätte brilliert, so wenig hätte er dies als Kaiser selbst.
    "Die Position einer Königin indes wäre dur'haus dereinst erdenklich, jene der regina sacrorum."
    Vor einem weiteren Schritt im Cultus Deorum müsste er im Grunde zuvor das Konsulat absolvieren, denn hernach wäre dies ausgeschlossen. Gleichsam spielte Gracchus immer öfter mit dem Gedanken, diese strapaziöse Verpflichtung schlichtweg zu umgehen, wiewohl letztlich ohnehin alles von Menenius Lanatus würde abhängen.
    "Wäre dir dies ... erstrebenswert?"
    suchte er herauszufinden, was sie von ihrer jetzigen Zukunft erwartete.

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  • Wie könnte eine kindliche Utopie gar "dumm" sein? Naiv vielleicht, doch dumm? … Gracchus´ Traumberuf war also Tänzer, um: "alles sein zu können außer man selbst" … Das war weder naiv noch dumm, das war vielmehr "krank!" Du meine Güte, als ob ich es geahnt hätte, fand Prisca ihren Verdacht bestätigt, dass der Geist ihres Mannes bereits in jungen Jahren von dieser widernatürlichen Krankheit befallen worden sein musste. Selbst redend zeigte Prisca ihr Entsetzen darüber nicht offen, sondern sie kaschierte ihre wahren Gedanken - wie so oft - hinter einem verständnisvollem Lächeln: "Ich liebe das Theater und das Geschichtenerzählen. Es ist wahrlich eine Kunst der Schauspieler, die Massen damit stets auf´s Neue in ihren Bann zu ziehen" So lange, wie es sich dabei um Sklaven, Freigelassene oder sonstiges niederes Volk handelte, fand Prisca auch nichts anstößiges dabei. Aber ein Patrizier??? Warum nicht Soldat, Eroberer, Abenteurer, Senator oder gar Imperator? … Fühlten sich Knaben seines Standes nicht eher zu solchen Positionen und Ämtern berufen? Nein, ausgerechnet Tänzer!!! Da wundert es mich nicht, dass sein Vater ihn wütend weg geschickt hatte, oder doch nicht? Es gab wohl (noch) einen anderen Grund, auf den ihr Mann wehmütig lächelnd anspielte.


    Wenn nicht seiner Neigung wegen, weshalb dann? … Natürlich verlangte Priscas Neugier nach sofortiger Aufklärung, doch schwenkte ihr Mann sogleich auf ein anderes Thema, das nicht minder reizvoll war wenn man bedachte, dass ihr Gatte beinahe ein ganzes Weltreich hätte haben können!


    Nein, ein Königreich hatte er ihr wahrlich nicht (mehr) zu bieten, doch wäre das für Prisca auch nicht (mehr) ausschlaggebend gewesen angesichts des Reichtums, dessen sie sich - dank des Erbes ihres Onkels - längst erfreute. Was also hätte Gracchus ihr noch bieten können außer seinem Samen, mit dessen Hilfe Prisca endlich das schwer ersehnte Kind hätte bekommen können. Und wenn nicht? Was bliebe ihr außer der Erkenntnis mit einem Mann verheiratet zu sein, der eigentlich Tänzer hatte werden wollen und der den männlichen Reizen mehr, denn den weiblichen abgewinnen konnte.


    "regina sacrorum?", wie käme Prisca denn zu der Ehre? Kurz blinzelte sie verwirrt, ehe sie verstand worauf ihr Gatte hinaus wollte. "Oh ja, diese Position wäre durchaus eine große Ehre für mich …", hauchte Prisca mit beeindruckter Stimme. War es auch, doch zählte vielmehr das Karrieredenken ihres Mannes, welches Prisca um jeden Preis (und mit allen Mitteln) unterstützen würde. Schließlich galt es sich nicht nur einen Namen zu machen, sondern diesen auch immer weiter zu pflegen und diesbezüglich war das angestrebte Amt ihres Gatten zweifellos eine exzellente Wahl.


    "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dich bei all deinen Plänen zu unterstützen, … mein Gemahl.", gab Prisca ihm das ernstgemeinte Versprechen stets loyal zu ihm zu stehen, respektive an seiner Seite einen gute Figur zu machen - in der Rolle der liebenden und ergebenen Ehefrau. Die zu spielen würde Prisca im Grunde nicht schwer fallen, wobei das letzte Quäntchen zum vollendeten Glück leider noch immer auf sich warten ließ.


    Verbunden mit diesen Worten, lehnte Prisca den Kopf sanft an seine Schultern. Nein, sie wollte ihn nicht aufs Neue "bedrängen", sie wollte ihn nicht weiter verführen (nicht heute), sie wollte ihm nur nahe sein und ihm zeigen, dass ihre Verbundenheit nicht nur ein hohles Versprechen wäre. Denn dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel und das wussten sie beide …

  • Zwischen dem goldfarbenen Leuchten der Flammen in Feuerschale, auf Öllampen und Kerzen, zwischen den weichen, samtig bezogenen Kissen und den wollenen Decken, untermalt von heiterer Musik und Lachen, welche einem fernen Lied gleich aus dem unteren Stockwerk emporzogen klangen Priscas ernsthafte Worte überaus immensurabel. Nun, da sie nicht nur das eheliche Bett miteinander hatten geteilt, sondern gleichsam die klandestinen Träume ihrer Kindheit, wiewohl die greifbaren Pläne der Zukunft schienen sie beinahe wie zwei Konspiranten, deren Gedeih und Verderb ewiglich miteinander war verbunden - und im weiteren Sinne waren sie dies wohl auch. Der Kopf seiner Gemahlin auf seiner Schulter war Gracchus darob in diesem Augenblicke nicht unangenehm, sondern mutete vielmehr an wie der Handschlag, welcher das Wort zur Verschwiegenheit besiegelte.
    "Nun, zuvor steht selbstredend das Consulat... "
    , flüsterte Gracchus beinahe, als wäre dies ebenso Teil ihrer Konspiration, gleichwohl als könne ein zu lautes Aussprechen dieses Vorhabens ihn zu allzu baldigem Handeln zwingen, An die Möglichkeit, dass dieses ihm nicht würde gelingen und er sich als Praetorier aus der politischen Laufbahn würde zurückziehen müssen, mochte er nicht erst denken.
    "Doch lass uns nicht von Politik spre'hen an diesem Abend. Möchtest du noch einmal nach unten zurückkehren? Oder möchtest du dich bereits für die Nacht zurückziehen?"
    Die gedämpfte Musik, immer wieder durchzogen von Lachen, zeugte davon, dass zumindest einige Gäste sich noch immer gut amüsierten.

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  • Rem tene, verba sequentur* (Beherrsche die Sache, dann folgen die Worte). Prisca hatte seit jeher einen Hang zum Perfektionismus, weshalb sie nichts unversucht ließ, um die Hochzeitsnacht zu einem vollen Erfolg werden zu lassen (zumindest was ihre Ziele betraf). Und dementsprechend glich das gemeinsame Schlafgemach einem wahren Liebesnest, das bis ins letzte Detail darauf ausgelegt war die darin befindlichen Personen in einen sinnlichen Liebesrausch (jenseits jeder weltlichen Vorstellungskraft) zu stürzen: Schummrig rötliches Licht, aphrodisische Düfte und wohlige Klänge an allen Ecken und Enden, das gesamte Ambiete nur darauf ausgelegt, um ihrer beider Libido in sphärische Höhen zu heben, sodass ihre Körper bis zur Morgendämmerung - der Wollust gezollt - in Schweiß gebadet lägen, doch … Pustekuchen! Am Ende folgten dem eigentlichen Akt der Liebe (der lediglich das Wort "Auftakt" verdient hatte) mehr Worte, als Prisca lieb waren. So hatte sich Prisca die gemeinsame Hochzeitsnacht wahrlich nicht vorgestellt!


    … Möchtest du noch einmal nach unten zurückkehren? Oder möchtest du dich bereits für die Nacht zurückziehen? Diese Frage kam einem Rausschmiss gleich und am liebsten hätte Prisca ihrem Gatten dafür eine ordentliche Ohrfeige verpasst. Regina sacrorum ..oh ja …wenn schon nicht Kaiserin, dann wenigstens dieser Titel … Doch lass uns jetzt nicht weiter mit politischen Dingen aufhalten und schon gar nicht mit sexuellen Dingen. Geh am besten einfach und lass mich allein, damit ich meinem schwulen Liebhaber hinterher schmachten kann … na Dankeschön! … "Nett" wahr bekanntlich der kleine Bruder von …


    Doch was blieb Prisca anderes übrig, als gute Miene zum öden Liebesspiel zu machen und karrieretechnisch konnte sie sich wahrlich nicht beklagen.


    "Ich werde wohl besser noch mal unseren den Gästen sehen - nur um sicher zu gehen - dass es ihnen an nichts mangelt … ", entgegnete Prisca ihrem Gemahl mit einem scheinheiligem Lächeln: "Warte besser nicht auf mich. … Wir haben ja noch unsere gesamte Zukunft vor uns, nicht wahr?… Schlaf gut, mein Liebster"" Ein flüchtiger Kuss auf seine Wange hauchend und schon hatte sich Prisca von ihm gelöst. Unterschwellig mochte der Ausblick auf die gemeinsame Zukunft wie eine Drohung gewirkt haben, doch versuchte Prisca alles, um sich ihrer dienlichen Sache nichts anmerken zu lassen.


    Und so entschwand Prisca (wie auf Zehenspitzen schwebend) und in der Hoffnung, dass der erste Akt (hoffentlich) bereits den gewünschten Effekt erzielt haben mochte. ... Ein Kind ...ich will ein Kind ... Ein Kind von dir! ... Getreu dem Motto: "Beherrsche die Sache, dann folgen die Worte ..."


    Sim-Off:

    *) Marcus Porcius Cato

  • Mit einem Lächeln und einem
    “Gute Nacht, Prisca“
    , verabschiedete Gracchus seine Gemahlin aus dem Ehegemach. Er hatte nicht unbedingt intendiert, dass sie alleine hinunter ging, doch letztlich war es ihm recht. Einige Augenblicke ließ er verstreichen, um sicher zu sein, dass sie den Weg hinab bereits angetreten hatte, reflektierte den Tag und die Feierlichkeit, sann darüber nach, weshalb er dies noch alles einmal auf sich nahm. Mit einem Seufzen auf den Lippen erhob Gracchus sich schlussendlich, um sein eigenes Schlafgemach aufzusuchen. Der Ehepflicht war für diese Nacht genüge getan und an einem gemeinsamen Schlafzimmer hatte der Flavier noch nie gefallen finden können. Aus dem Untergeschoss drangen noch immer leise Musik und Wortfetzen empor, ein Lachen dazwischen, von welchem Gracchus nicht sicher war, ob es allfällig von Prisca stammte. Als er die Türe seines Cubiculum schloss und die Geräusche damit verbannte fühlte er sich fremd in diesem Haus, fremd in diesem Leben und seinen Entscheidungen, und als er wenig später die Augen schloss und Schlaf zu finden suchte, war er sich nicht mehr sicher, ob diese Ehe eine gute oder keine gute Entscheidung gewesen war.

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