Der sechzehnten Tag vor den Kalenden des Oktobers des 865en Jahres nach Gründung der Stadt war sicherlich ein recht gewöhnlicher Tag in Rom, zumindest für die meisten Einwohner. In zwei Häusern jedoch, die nicht unweit voneinander auf der Kuppe des Quirinalis lagen - getrennt nur durch einige Anwesen, wiewohl die servianische Mauer - ereignete sich an diesem Tage eine Eheschließung, welche zweifelsohne ihre Folgen würde haben - mindestens, doch allfällig nicht nur, für das Brautpaar. Es war dies die Villa Aurelia, Heim der Braut Prisca, in welcher die Feierlichkeit ihren Anfang nahm, und die Villa Flavia, Heim des Bräutigams Manius Gracchus, in welchem sie ihren ehelichen Höhepunkt und ihr Ende fand.
Ein gewisses Maß an Durchschnittlichkeit musste auch diese Feier hinnehmen, denn obgleich die Anwesenheit des Pontifex Maximus durchaus im Sinne einer Eheschließung eine Besonderheit war, so war sie doch in Anbetracht der Confarreatio schlichtweg tradiert, folgte auch der Ritus des Eheversprechens vorgegebenen Regeln. Um so mehr Aufmerksamkeit lag darob auf dem Festmahl, welches zwar nur in kleinem Kreise von Familie und engsten Freunden fortgesetzt wurde, doch dafür garniert mit überaus erlesenen Speisen war, welche nicht nur serviert, sondern regelrecht präsentiert wurden. Jedem Gange voran führte ein Ensemble von Schauspielern eine Fabel auf - etwa zur Vorspeise Aesops 'Der Fuchs und der Storch' -, hernach präsentierten adrett dekorierte Sklaven die darin vorkommenden Akteure - rote und braune Füchse mit samtig glänzendem Fell an ledernen Leinen, sowie langbeinige Störche, welche mit Stöcken durch das große Tablinum getrieben wurden -, während den Gästen entsprechende Speisen serviert wurden - mit frischen Mispeln und Walnüssen gefüllte Storchenbrust und in Knoblauchessig gebratene Keule vom Fuchs an Maronenmus garniert mit kandierten Fuchszungen.
Der an das Mahl anschließende Raub der Braut aus ihrem trauten Heim, der Fackelzug, wiewohl der Einzugsritus in die Villa Flavia wiederum gestalteten sich durchaus durchschnittlich - zumindest für patrizische Kreise, welche in ihrer Traditionalität zumeist ein wenig überholt wirkten - , wie auch die Feier der Gäste hernach. Erst der Vollzug der Ehe war zweifelsohne wieder speziell - doch von welcher Hochzeitsnacht mochte man dies jemals nicht behaupten? Während die Gäste noch immer ein wenig im großen Tablinum des flavischen Anwesens feierten, wurde das Brautpaar durch die pronuba in das Ehegemach im oberen Stockwerk geführt und mit ihrer speziellen Aufgabe alleine gelassen.