Ich nickte und gab meinem Notarius ein Zeichen mitzuschreiben: "Den Director Ludi lade ich zum nächsten möglichen Termin ein." Das war ja keine große Sache, nur ein Brief. "Und ob Carpinatius Ruga den Census erfüllt, werde ich bis dahin natürlich ebenfalls überprüfen lassen.", auch wenn ich mir sicher war, dass wenn nicht er, dann mindestens seine Familie bestimmt nicht arm war. Denn war der Name Carpinatius nicht ziemlich eng mit dem Namen Verres und dessen einträglicher Statthalterschaft in Sizilien verbunden? Was man eben hier und da so hörte.... Einen kleinen Moment sagte ich nichts und ging nur in mich. Wenn das Gespräch mit dem Director Ludi so verlief, wie ich mir das ungefähr erhoffte, und der Primicerius Carpinatius am selben Tag aus seinem eigenen Familienvermögen den ritterlichen Census aufbringen konnte, dann fehlte eigentlich nur noch, dass der Name des Helvetius auf der Bewerberliste für die frei werdende Stelle des Primicerius ab epistulis landete. *
* Oder kurz gefragt: Darf ich das also anstoßen?
Mehr konnte ich im Augenblick also nicht tun. (Denn um das nicht-ritterliche Kanzleipersonal kümmerte sich ja der Ab epistulis. Da brachte es nichts, jetzt den Kaiser damit zu behelligen.) Also konnte ich zum nächsten Punkt kommen. Ich ließ mir wieder eine Wachstafel reichen. "Als nächstes würde ich gerne eine Angelegenheit mit dir besprechen.. ein bisschen in eigener Sache." Ich hatte den Punkt extra nicht als allererstes angeschnitten. Ich wollte aber auch nicht bis ganz zum Schluss damit warten. "Unzwar geht es um das Ius trium liberorum, um das ich nach der Geburt meines ältesten Sohnes, und meiner Zwillinge vor kurzem, gerne bitten will.", erzählte ich erstmal nur die erste Hälfte der Wahrheit. Dann machte ich eine kleine Pause, bevor ich die zweite Hälfte nachschob. "Und ich möchte.. bei der Gelegenheit.. gleichzeitig auch noch einige weitere Verleihungen des Dreikinderrechts anregen. Dazu habe ich dir einmal eine kleine Liste vorbereitet." Und die sah so aus:
Ius trium liberorum
Veturia Serena, Augusta Sentia Laevina, Augusta Manius Flavius Gracchus, Senator & Pontifex pro magistro Aurelia Prisca, Ehefrau des Manius Flavius Gracchus Marcus Decimus Livianus, Consular & Praefectus Urbi Aelia Vespa, Ehefrau des Marcus Decimus Livianus Marcus Iulius Dives, Senator Duccia Venusia, Eques & Schwägerin des Marcus Decimus Livianus
- ehrenhalber
- erfüllt die formalen Voraussetzungen:
- hat eine Tochter (Cornelia Prima) in ehefähigem Alter
- erfüllt die formalen Voraussetzungen:
- hat 3 Kinder (M' Flav. Gracchus, Flav. Flamma, T. Flav. Gracchus)
- ehrenhalber
- erfüllt die formalen Voraussetzungen:
- hat 2 Kinder (Dec. Flava, M. Dec. Flavus) über 3 Jahre
- erfüllt die formalen Voraussetzungen:
- hat einen Sohn (G. Prudentius Primus) in ehefähigem Alter
et Sergia Fausta, Eques & Procuratrix a memoria
- erfüllen die formalen Voraussetzungen:
- haben 3 Kinder (M. Iul. Dives, Iul. Fausta, F. Iul. Dives)
- erfüllt die formalen Voraussetzungen:
- hat u.a. eine Tochter (Decima Sevilla) in ehefähigem Alter
Jede Menge Leute hatte ich mir da rausgesucht. Insgesamt waren es 9 Namen. Und 8 von diesen 9 wussten nichtmal davon, dass ich sie auf meine Liste geschrieben hatte (und die 9. Person war ich selbst). "Die Namen der beiden Augustae erklären sich bestimmt von selbst.", fing ich dann an und brauchte sicher nicht zu sagen, dass schon der erste Augustus seiner lieben Livia dieses Recht extra verliehen hatte (es war also nicht schon Teil des Augusta-Titels). Das war anders als bei den Vestalinnen, denen man dieses Recht nicht erst nochmal verleihen musste. (Deshalb hatte ich den Namen Decima Messalina auch nicht mit aufgeschrieben.) "Manius Flavius Gracchus habe ich aufgelistet, weil er dein Stellvertreter als Pontifex Maximus ist und er die formalen Voraussetzungen erfüllt. Seine Frau hast du ihm vor einiger Zeit confarreatisch angetraut. Und auch wenn sie nicht die formalen Voraussetzungen erfüllt, wäre es sicher kein so sehr schönes Zeichen, wenn du jetzt nur einem Ehepartner dieses Recht gibst." Außerdem betrachtete ich Prisca als meine Freundin. Überhaupt in allererster Linie deshalb hatte ich sie und ihren Mann hier auch ohne ihr Wissen aufgeschrieben. Gerade zur schönen Saturnalienzeit würde sich die Gute bestimmt darüber freuen!
Und weiter mit dem nächsten Paar. "Marcus Decimus Livianus habe ich aufgelistet, weil er in seinem Amt als Praefectus Urbi ebenfalls dein Stellvertreter ist und mit seinen 2 leiblichen Kindern über 3 Jahren die formalen Voraussetzungen erfüllt." Denn genau so wurde ja gezählt: In Adoption gegebene Kinder durften mitgezählt werden, selbst adoptierte hingegen nicht. "Und seine Frau Aelia Vespa erfüllt anders als Aurelia Prisca sogar selbst die formalen Voraussetzungen mit ihrem ehefähigen Sohn, sodass du für diese gleichzeitige Verleihung sogar nichtmal eine Ausnahme machen müsstest.", führte ich weiter an.. und hatte natürlich im Hinterkopf: Livianus war mein Patron. Aus dem Grund hatte ich seinen Namen und den Namen seiner Frau ohne ihr Wissen auf meine Liste gesetzt. "Ja, die nächsten sind dann mein Mann und ich." Da lag der Eigennutz sogar noch viel mehr auf der Hand, sodass ich erstmal nichts weiter dazu sagte. "Und zum Schluss habe ich hier noch Duccia Venusia aufgeführt. Denn sie erfüllt die formalen Voraussetzungen, ist eine Schwägerin des Stadtpräfekten und eine der weniger Ritterinnen im Reich. Außerdem ist sie verwitwet." Da konnte sie zur Stärkung ihrer selbst dieses Recht bestimmt gut gebrauchen, dachte ich mir, auch wenn ich sie nicht kannte. Trotzdem waren das Verwitetsein und ihr Ritterring die beiden Gründe, aus denen ich sie mit auf meine Liste geschrieben hatte. Denn ich fand sie als Karrierefrau so auf dem Papier ganz sympathisch (..auch wenn sie eine Duccia war). Und warum sollte ich eine andere Karrierefrau, die alle Voraussetzungen erfüllte, nicht einfach mal unterstützen?
Außerdem hatte die Zusammensetzung meiner Liste ja noch einen anderen Grund: "Falls du dieser vorgeschlagenen Liste zustimmst, denke ich übrigens, dass eine gemeinsame Bekanntmachung in einem Dokument sinnvoll ist." Sodass mein Name in einer Liste mit zwei Kaiserinnern, und den Gattinnen von Pontifex pro magistro und Praefectus Urbi stand. Und mit noch einer weiteren Karrierefrau an Bord wurde der Kuchen, an dem ich hoffentlich Anteil bekam, nur noch größer..