Cubiculum Augusti - Auf Herz und Nieren

  • "Nein, nein!" beruhigte sie der Kaiser und lächelte, als Chrysogona so beschämt hereinschneite. Er deutete auf einen ältlichen Griechen, der bereits anwesend war. "Während deiner Abwesenheit hat Paracelsus hier dich hervorragend vertreten." Paracelsus genoss in Rom bereits einiges Ansehen als Medicus. In Absprache mit den Prätorianern hatte Severus beschlossen, ihn als zweiten Leibarzt zu engagieren. Zumindest bis die Plinierin zurückgekehrt war.


    Dann nickte er. "Ich habe nur gehört, dass du wieder hier bist und wollte mir wieder einmal eine zweite Meinung zu meinem Gesundheitszustand einholen." Nicht, dass er Paracelsus nicht traute. Aber wenn er schon zwei Medici im Sold hatte...

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Chrysogona begrüßte den Kollegen. Sie kannte Paracelsus und hielt ihn für einen fähigen Medicus wenn er auch der Fachrichtung der Pneumatiker angehörte. Diese postulierten, dass Pneuma, die Luft, der wichtigste lebenserhaltende Stoff sei. Dieses Pneuma kühle das Blut, das von der Leber gebildet und im Herzen erhitzt werde ab, um es dann durch den Körper zirkulieren zu lassen. Chrysogona fand diese Therorie sehr interessant und wusste, dass sich Paracelsus ebenfalls intensiv mit den Lehren der alten Ärzteschulen auseinandergesetzt hatte. Er verabreichte gerne Diätvorschläge, wie sie vernommen hatte.


    Sie stellte sich der Herausforderung nur zu gerne. Womöglich konnte sie von dem geschätzten Kollegen noch etwas lernen.
    "Sollen wir gleich beginnen mit der Untersuchung?" fragte sie und ließ sich auf der Bettkante nieder.


    Sie erwartete keine negative Erwiderung also nahm sie die Hand des Kaisers, fühlte den Puls und interpretierte ihn. Nebenbei befragte sie ihn nach Beschwerden mit dem Kreislauf, der Lunge, der Verdauung und des Bewegungsaparates. Nachdem sie sich die Zunge hatte zeigen lassen, Herz und Lunge abgehört und abgeklopft hatte, kam sie zu den letzten Befunden.
    "Wie ist die Beschaffenheit, Farbe und Geruch der Ausscheidungen, mein Kaiser?"


    Dann erwartete sie den Bericht über etwaige Beschweden.

  • Der Kaiser nickte und blieb gleich stehen. Dann begann die Untersuchung. Wie immer ließ er sie brav über sich ergehen, beantwortete alle Fragen und wartete auf die Diagnose. Bei der Frage nach den Ausscheidungen runzelte er die Stirn.
    "Gestern hat es ein bisschen scharf gerochen und war... naja, schmierig würde ich sagen. Lag wohl an dem fetten Essen gestern bei Senator Fulvius." Natürlich sah der Kaiser seine Ausscheidungen selten, denn er besaß einen Toilettenthron, auf dem die Ausscheidungen direkt in einen Kanal fielen. Aber manches spürte man ja auch.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Mit routiniertem Kopfnicken lauschte sie den Ausführungen des Kaisers. Erst die letzte Aussage entlockte ihr ein Stirnrunzeln. Fettes Essen und schmieriger Stuhl, der scharf roch...
    deutete sich da eine Leberfunktionsstörung an oder gar der Bauchspeicheldrüse?
    Die Medica musterte ihren Patienten genau. Nun, er war wohlgenährt, wie bei ihrem letzten Zusammentreffen. Sie suchte die Sklera des Auges nach Gelbfärbung ab - nichts.


    Während sie ihm bedeutete sich zu legen, damit sie ihn genauer untersuchen konnte, stellte sie weitere Fragen.
    "Ich nehme an, die Farbe der Ausscheidungen ist dir nicht bekannt?"


    Im Kopf sortierte sie. Grau bis aschefarben würde für eine unzureichende Sekretion gelber Galle sprechen, vielleicht sogar eine Anstauung von schwarzer Galle. Gelblicher Stuhl, der eventuell gar schaumig wurde für eine Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse.
    "Wie ist es mit Übelkeit, Erbrechen, Blähungen? Hast du regelmäßig Ausscheidungen? Durchfall? Schmerzen in der Schulter oder das Gefühl nicht genug Luft zu bekommen?"


    Als der Kaiser lag, begann sie die Leber zu palpieren und ebenso die Galle. "Tut es hier weh?"
    Sie drückte tief in die Gallenregion.

  • Im Gegensatz zu dem Aquilier schien die Medica ein wenig besorgt. "Normalerweise ist mein Stuhl... normal." erklärte er deshalb schnell, während sie sein Auge inspizierte.
    Die nächste Frage musste er aber leider verneinen: "Nein, du kennst ja meine Latrine." Vielleicht musste er in regelmäßigen Abständen auch mal eine Stuhlprobe sicherstellen lassen.


    "Übelkeit und Erbrechen habe ich keine. Blähungen heute morgen ein bisschen stärker als normal. Ausscheidungen sind regelmäßig und normalerweise eben... normal. Nicht zu fest und nicht zu flüssig." Dafür sorgte ja schon sein Speiseplan zu Hause, bei dem seine Leibmedici ein Wörtchen mitzureden hatten.
    Als er endlich lag, erklärte er noch: "Die Schulter ist auch in Ordnung, der Atem ebenfalls."


    Dann begann sie ihn abzutasten. Der Druck auf der Leber und in Richtung Galle war nicht besonders angenehm, aber auch nicht schmerzhaft. "Nein." bestätigte er deshalb.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die Ausführungen des Kaisers bezüglich seiner Ausscheidungen klangen beruhigend. Der Tastbefund schien unproblematisch.
    "Nun, dann bin ich beruhigt. Grundsätzlich solltest du fettes Essen meiden, mein Kaiser. Vor allem in der Kombination mit reichlich Weingenuss. Schon Alexander der Große musste das Übermaß beim Essen und Trinken mit einem frühen Tod büßen. Du hast ihn zwar an Jahren bereits weit übertroffen, doch sei vorsichtig!"


    Chrysogona fand, dass dies Warnung genug war und wandte sich weiteren Untersuchungen zu. "Darf ich deine Lunge und dein Herz abhören, mein Kaiser?"

  • Diesen Rat hatten ihm die Ärzte schon immer gegeben. Als römischer Aristokrat waren sie nur kaum einzuhalten. Immerhin war man ständig zu mehrgängigen Gastmählern eingeladen. Und die köstlichsten Gänge auszulassen kam Severus auch irgendwie unhöflich vor.
    "Ich werde sehen, was ich tun kann." erklärte er deshalb. Obwohl er nicht vor hatte, seinen Lebenswandel zu ändern, solange er gesund war.


    Dann war die Lunge an der Reihe. Auch das war natürlich erlaubt. Dafür hatte er ja eine Leibärztin: "Natürlich."

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Chrysogona hörte die Lunge des Kaisers ab und dabei auch die Herzgeräusche. Ein rauhes, schabendes Geräusch links ließ vermuten, dass der Kaiser nicht alle Bereiche seiner Lunge optimal mit Luft versorgen konnte.
    "Warst du vor kurzem erkältet? Hattest du Husten? Fieber?" fragte sie besorgt.

  • "Nein." antwortete der Kaiser. "Das heißt im letzten Winter hatte ein paar Tage eine kleine Erkältung. Zuerst Schnupfen, dann auch ein bisschen Husten." Die Sache war aber nicht weiter tragisch gewesen.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Chrysogona wollte nicht die Pferde scheu machen, doch sie war besorgt. Sie ließ den Kaiser erneut ein und ausatmen, den Atem anhalten. Dann klopfte sie die Lunge ab, hörte sich den Lungeschall an und blieb lange bei dem rechten, mittleren Lungenlappen. Sie hörte, klopfte und war sich schließlich sicher.
    "Nun, da ist eine Region der Lunge, die sich beim Atmen nicht optimal mitbewegt. Es scheint bei dem Husten im vergangenen Winter zu Verklebungen gekommen sein. Fühlst du dich manchmal abgeschlagen? Bist du mehr außer Atem wenn du dich anstrengst?"


    Die Medica macht sich Sorgen.

  • Der Kaiser spürte schon, dass etwas nicht stimmte. So ausführlich wurde er normalerweise nicht abgehört. Als er dann nach seiner Fitness gefragt wurde, kam er ins Grübeln. Nachdenklich strich er sich durch den Bart. Natürlich fühlte man sich manchmal schlapp. Aber war das nicht normal?
    "Hier und da vielleicht schon. Aber nicht oft." Er lächelte verlegen. "Ich dachte, das wäre das Alter." Er war immerhin kein junger Mann mehr.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der Kaiser gab zu sich ab und an schlapp zu fühlen. Zum Glück nicht dauerhaft. Das Alter, na klar, das spürte man irgendwann natürlich auch.
    "Nun, dann scheint es dich nicht besonders zu beeinträchtigen. Dennoch verordne ich dir einen Heiltrank, Cataplasmen, Schröpfbehandlungen, Massagen und eine Inhalationstherapie, dazu Atemübungen während des Frühsports."
    Sie ging davon aus, dass der Kaiser jeden Morgen Übungen machte. "Ich werde, mit deiner Erlaubnis, den Campidoctor oder Magister gymnasii entsprechend instruieren. In der Therme momentan bitte kein Sudatorium und Laconium. In zwei bis drei Wochen höre ich dich erneut ab. Dann werden wir ja sehen ob es besser geworden ist."


    Sie sah den Kollegen Paracelsus herauffordernd an. "Was hast du verordnet, geschätzter College?"
    Chrysogona ging davon aus, dass der Medicus ebenfalls zum selben Untersuchungsergebnis gekommen sei.

  • Der Kaiser hob die Brauen, als Chrysogona eine solche Palette an Maßnahmen vorschlug. "Müssen wir das alles auf einmal machen?" Er sah fragend zu Paracelsus, der die Untersuchung schweigend verfolgt hatte.


    Der Medicus zuckte mit den Schultern. "Ich habe eine entsprechende Diät verordnet." Paracelsus baute auf Diäten. Was Severus nicht ungelegen kam, denn das schränkte seinen sonstigen Tagesablauf nicht zu sehr ein. Immerhin hatte er viel zu tun.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Eine Diät", wiederholte die Medica fassungslos. Sie bemühte sich, es nicht abschätzig klingen zu lassen, doch konnte sie nicht nachvollziehen warum ihr geschätzter Kollege beim wichtigsten Manne des Imperiums so zurückhaltend vorging. Nun gut, der Kaiser würde diese einfach umzusetzende Methode sicher bevorzugen, doch war das genug? Wie der Kaiser selbst zu bedenken gegeben hatte, verfügte er bereits über ein reifes Alter. Dazu diese Erkrankung, die offenbar seit dem Winter nicht komplett verheilt war oder zumindest zu Verklebungen im Lungeflügel geführt hatte. Das war bedenklich.


    Chrysogona sah den Kaiser nachdenklich an.
    "Nun, ich akzeptiere, dass dir das lieber ist. Doch gebe ich zu bedenken, dass die Durchführung einer Diät, wie du selbst eben zugabst, bei den vielen Einladungen, die du hast, kaum durchführbar ist. Oder nur eingeschränkt. Außerdem bestehen diese Lungenprobleme offebar schon seit dem Winter. Es ist dringend geboten, etwas zu unternehmen!"


    Die Falte zwischen ihren Augen wurde tief und tiefer. Man konnte sehen, wie sie mit sich rang.
    "Ich will mich entgegenkommend zeigen, mein Kaiser, aber betonen, dass ich, als die für dein Wohlergehen zuständige Medica, eine intensivere Therapie für angebracht halte. Wir versuchen es vierzehn Tage mit der Diät des Kollegen Paracelsus. Wenn ich dann Verbesserungen bei der Auskultation wahrnehme, soll es mir genügen. Wenn nicht, solltest du dich einer intensiveren Therapie unterziehen. Es ist zu deinem Besten, mein Kaiser!"

  • Auskultation? Der Kaiser war kein Fachmann. "Wir können auch direkt etwas anderes versuchen. Nur müsste ich neben meiner Therapie auch noch Zeit finden, das Imperium zu regieren." erklärte er ein bisschen ironisch und lächelte nervös. Er hatte nie besonders große Freude an Untersuchungen gehabt. Aber er wusste natürlich, dass seine Gesundheit für das Wohl Roms entscheidend war.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Auskultation? Der Kaiser war kein Fachmann. "Wir können auch direkt etwas anderes versuchen. Nur müsste ich neben meiner Therapie auch noch Zeit finden, das Imperium zu regieren." erklärte er ein bisschen ironisch und lächelte nervös. Er hatte nie besonders große Freude an Untersuchungen gehabt. Aber er wusste natürlich, dass seine Gesundheit für das Wohl Roms entscheidend war. "Und wie gesagt geht es mir ja nicht direkt schlecht."

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die kaiserliche Medica nickte gelassen. Sie kannte die Einwände der Männer, die einen wichtigen Posten bekleideten und nie Zeit hatten, sich um ihre eigenen Gesundheit zu sorgen. Sollte sie sarkastisch sein? Dann würde sie ihm antworten, dass die Nekropolen Roms und der anderen Städte voll waren mit den Überresten derer, die sich für unabkömmlich gehalten hatten. Doch sie wollte den Kaiser nicht verärgern.
    "Wie gesagt, mein Kaiser, ich bin einverstanden mit dem Vorschlag meines geschätzten Kollegen. In zwei oder drei Wochen höre ich dich erneut ab. Dann werden wir sehen, ob die Maßnahme ausreichend war. Wenn nicht, wirst du vermutlich Zeit für eine intensivere Therapie finden müssen. Sonst bin ich aber mit deinem gesundheitlichen Zustand sehr zufrieden. Deshalb kann ich dem Vorschlag auch zustimmen. Doch bedenke wohl: memento mori! Das gilt auch für dich, Tiberius Aquilius Severus."

  • Der Kaiser legte die Stirn in Falten, als die Medica ihn seiner Sterblichkeit erinnerte. Natürlich wusste er grundsätzlich, dass er sterblich war. Aber war wegen einer leichten Erschöpfung gleich mit dem Tod zu rechnen?
    Er wischte diesen düsteren Gedanken beiseite. "Das klingt nach einem vernünftigen Kompromiss. Dann also vorerst Paracelsus' Diät. Und dann sehen wir weiter." Er wartete ab, ob weitere Untersuchungen folgten.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der Kaiser stimmte dem Kompromissvorsschlag zu und Chrysogona hatte keine weiteren Untersuchungen, die sie für so wichtig hielt, dass sie unbedingt noch nötig waren.
    Sie übergab somit an den Kollgegen und verneigte sich.
    "Vale bene, mein Kaiser!"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!