[Officium] Tribunus Aulus Iunius Avianus

  • Avianus hatte eher deshalb den Dienstschluss erwähnt, weil er sich gefragt hatte, wer denn die Führung übernehmen würde. Schließlich waren auch nach "Dienstschluss" - irgendwer hatte ja eigentlich immer Dienst - noch Leute im Lager unterwegs. Aber tatsächlich war es auch eine gute Idee darüber nachzudenken, wieviele den Besuch der Quintilia mitbekamen. Lieber die halbe Castra? Oder ein paar Wachen, Stallburschen und Lagerarbeiter? Selbstverständlich letzteres.
    "Hm. Sag, woher weißt du überhaupt, dass ich deine Cousinen kenne?", fragte er, während er noch nachdachte. Rein persönlich hatte er nichts gegen einen Besuch des Mädchens. Er wollte nur nicht, dass am Ende jemand glaubte, er würde jeden reinlassen, der dahergelaufen kam und hier eigentlich nichts zu suchen hatte. Oder die, in diesem Fall, was ja noch ein wenig problematischer war.
    "Gut, Tiro", antwortete er schließlich, "Bring' deine Cousine her. ABER: Du wirst sie als erstes hierher in die Principia bringen. Ich möchte sie persönlich hier begrüßen." Erstens, weil er einen gewaltigen Gefallen bei dem Mädchen gut hätte und er wollte, dass sie sich dessen bewusst war, und zweitens, weil er ganz genau wusste, wie begeistert Pina davon wäre, die Castra besuchen zu dürfen und Avianus wollte zumindest einen Teil ihrer Freude gerne selbst mitansehen. Das Quintilia Pina verrückt nach allem war, das mit Soldaten und dem Militär im Allgemeinen zu tun hatte, wusste er längst. Und zuguter Letzt wollte er das Mädchen einen Augenblick lang selbst sprechen, weil es ihrem Besuch einen etwas offizielleren Charakter verleihen würde, als wenn sie ein paar Minuten mit einem kleinen Tiro durch die Castra schlich.

  • Erst hatte Trogus wenig Hoffnung, dass der Tribun zustimmen würde, dann aber sagte er doch zu und Aulus war sichtlich erleichtert. "Vielen Dank Tribun, das werde ich nie vergessen. Ich weiß es durch ein Gespräch, als ich sagte dass ich zu den Urbanern gehe wurde es erwähnt dass du die Zwillinge und Valentina kennst." Was für Aulus auch irgendwie logisch erschien, denn für ihn war klar dass er sich zumindest mit Valentina darunter unterhalten hätte müssen. Aber gut, er wollte jetzt auch nicht zu sehr darauf herumreiten, hauptsache Pina konnte sich die Castra ansehen.


    Sim-Off:

    Wie ich gerade mal merken musste dürfte Trogus wirklich nichts davon wissen dass die Zwillinge dich kennen.... Mist^^ Ich war der festen Meinung das wäre irgendwann gefallen

  • Sim-Off:

    *klick* :P


    Der Tribun lächelte dünn, als er die Erleichterung in Trogus' Zügen sah. Dabei war er allerdings noch nicht ganz fertig. Zunächst nickte Avianus auf die Ausführungen des Tiro hin. Sila plapperte generell viel, und Pina zumindest dann, wenn es um Soldaten ging, überrascht war er folglich nicht. Eigentlich hätte er sich etwas in der Art sogar selbst denken können.
    "Da wäre allerdings noch etwas, Tiro", setzte er fort, "Als ich noch in den Mannschaften gedient habe, unterstanden wir einem Tribun, der in manchen Fällen auch Tirones erlaubt hat, bei Einsätzen in der Stadt dabei zu sein. Etwas, das sich in manchen Fällen sehr bewährt hat." Etwa bei einem gewissen Germanicus, der später leider einem heimtückischen Angriff zum Opfer gefallen war. "Da ich von dir nach einem solchen Gefallen selbstverständlich absolut tadellose Leistungen erwarte, will ich dir auch eine passende Möglichkeit dazu bieten. Wir verstehen uns, Tiro?"
    Er nahm eine Tabula, die bereits auf seinem Tisch lag, öffnete sie und schrieb einen Augenblick lang darin herum. Die anderen Soldaten, die den Einsatz begleiten würden, würde der Optio wählen. Nur der Tiro, dem er eine Chance geben wollte sich zu beweisen und den er persönlich hatte auswählen wollen, hatte noch gefehlt. Und den trug er soeben ein. Der Quintilius hatte Glück, eine solche Chance zu erhalten, sollte seinen Tribunus aber besser nicht enttäuschen, was er mit ein wenig Menschenkenntnis nur allzu gut aus dem Blick des Iunius herauslesen könnte.
    "Bring das hier zu deinem Optio Rubrius Pennus", befahl er und reichte dem Tiro die verschlossene, allerdings nicht versiegelte Tabula. "Abi, Tiro Quintilius."



    Tribunus A. Iunius Avianus Optioni C. Rubrio Penno s.d.


    Für die anstehenden Ermittlungen bei mehreren Händlern der Stadt erwarte ich dich ANTE DIEM XIII KAL AUG DCCCLXVI A.U.C. (20.7.2016/113 n.Chr.) in meinem Officium.
    Nach auffallend häufigen Einbrüchen und Diebstählen in den letzten Wochen, deren Untersuchungen nur wenige Anhaltspunkte hervorgebracht haben, sollt ihr euch bei einer Reihe von Gewerben nach Hinweisen bezüglich der gestohlenen Ware umsehen, da ich von einem ehemaligen Hehler einige Hinweise erhalten habe. Eine für diese Aufgabe geeignete Truppe Milites, deren Größe und Zusammenstellung ich mit Ausnahme des Tiro A. Quintilius Trogus, der euch begleiten wird, um Erfahrungen im Außendienst zu sammeln, deiner Einschätzung überlasse, soll dich begleiten und darf bei unserer ersten Besprechung gerne ebenfalls anwesend sein.



    Aulus Iunius Avianus
    TRIBVNVS · COHORS XII VRBANA


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  • Aufmerksam, aber weiterhin erleichtert, hörte Aulus dem Tribun zu. Was er da hörte überraschte, verwirrte und erfreute ihn gleichzeitig. Er bekam wirklich die Gelegenheit bereits als Tiro einen richtigen Auftrag zu bekommen, das war schon etwas besonderes und Aulus verstand auch nicht so recht, womit er das verdient hatte.
    "Verstanden Tribun und danke für die Chance. Auch wenn ich eigentlich dachte wir sollten alle immer und jederzeit unsere beste Leistung abliefern, nicht nur bei besonderen Chancen. Wie dem auch sei, ich werde keine Schande machen und eine tadellose Leistung abliefern."
    Er nahm die Tabula an sich, nickte dem Tribun zum Abschied ehrvoll zu und verließ das Officium in Richtung des Optio

  • Trogus und Pina hatten es nun endlich in die Principia geschafft und dort standen sie nur im Vorzimmer. "Salve. Tiro Trogus mit Quintilia Pina, sie hat einen Termin beim Tribun." Er schaute zu Pina und als der Schreiber nicht hinsah zwinkerte er ihr zu.

  • Der Cornicularius wusste längst bescheid und ließ die beiden sogleich weiter ins Officium.
    Avianus hatte sich hinter seinem Tisch bequem zurückgelehnt, als die beiden eintraten.
    "Tiro Quitilius, Pina ... salvete, ihr beiden", grüßte er. Ob die beiden einen Schluck Wein wollten? Selbst wenn, er hatte nicht vor, die beiden allzu lange aufzuhalten und ließ es deshalb bleiben.
    "Dein Cousin scheint keine Mühen zu scheuen, Pina. Ein Glück für dich. Dein Interesse für den Exercitus hat also nicht nachgelassen? Und die Castra gefällt dir bisher?" Dabei war sie eigentlich längst nicht mehr das kleine, naive Mädchen von früher, oder sah zumindest nicht mehr danach aus. Wer wusste schon, wie es in ihrem Kopf drin aussah. "Normalerweise mag ich solche Ausnahmen nicht. Naja, eigentlich mag ich das hier auch nicht. Schätze dich glücklich", sagte er und meinte das gesagte nur halb als Scherz. "Genieße deinen kleinen Rundgang also. Stellt aber keinen Blödsinn an. Sonst wird der Tiro die Verantwortung tragen, verstanden?" Dabei warf er einen ernsten Blick auf den Soldaten. Der arme. So wie die zwei Mädchen immer allein durch die Stadt stromerten, war das Aufpassen auf die Zwillinge sicher nicht weniger schwierig als Flöhe hüten. Im Grunde hatte er die Quintilia ja nur kurz begrüßen wollen. Zwischenzeitlich war allerdings noch etwas anderes dazugekommen, was er die Quintilia fragen wollte. Vermutlich wäre ihre Schwester eine größere Hilfe, aber in der Not nahm man schließlich alles, was man kriegen konnte, nur wollte er das Thema vor dem Soldaten nicht anschneiden. Als Tribun hatte man bei den Mannschaften einen gewissen Ruf zu wahren.
    "Ähem ... gut. Ich möchte deine Cousine noch einen kleinen Augenblick allein sprechen, Tiro. Du wartest solange draußen." Sein Blick wanderte wieder zu Pina. Die würde ihre kleine Erkundungstour sicherlich ein paar Minuten aufschieben können. Oder musste es wohl, wenn sie sie haben wollte.

  • Lächelnd nickte Pina zur Bestätigung, dass sich Trogus große Mühe gemacht hatte. Dies wollte sie nicht abstreiten und sie war ihm auch mehr als Dankbar dafür. Trotzdem saß in ihr immer noch sein Vorwurf, als sie zum ersten mal am Tor erschienen war, recht tief und den würde Pina auch so schnell nicht vergessen.
    Wie sie so mit ihrem Vetter vor dem Tribun stand, fand sie dessen Verhalten etwas merkwürdig, ganz anders als wenn sie ihn sonst begegnet war. Sie tat diesen Gedanken aber gleich ab mit der Begründung, er ist jetzt so weil er im Dienst ist.
    Etwas irritiert war sie dann aber schon, als sie hörte der Tribun wolle sie alleine sprechen. War sie bis jetzt recht unbeschwert gewesen, so machte sich doch nun eine leichte Anspannung bemerkbar.
    Erwartungsvoll voll schaute sie den Tribun an.

  • Als der Tiro wieder draußen war, fing Avianus zu lächeln an.
    "Tut mir leid, aber wenn ich mich vor meinen Leuten zu weich gebe, nehmen die mich irgendwann nicht mehr für voll", meinte er mit gesenkter Stimme und zwinkerte flüchtig. Obwohl er auch so das Gefühl hatte, viel zu weich zu sein, selbst wenn er sich Mühe gab, exakt das nicht zu tun. Lag vermutlich an der langen Zeit, die er selbst in den Mannschaften verbracht hatte. Tief in seinem Inneren fühlte er sich nach wie vor als Teil von ihnen.
    Er stützte sich auf seinen Schreibtisch und lehnte sich etwas nach vor, damit sie ihn dennoch verstand, wenn er etwas leiser sprach. "Also ... ähem ..." Er machte eine Pause, während derer er Pina auf der anderen Seite des Tisches nachdenklich musterte. Vielleicht war es tatsächlich nicht so schlecht, dass er Pina fragte. Immerhin ähnelten ihre Interessen sehr viel eher denen seines Sohnes - oder besser, seinen zukünftigen Interessen - als Silas, die so sehr Mädchen war, wie man nur Mädchen sein konnte.
    "Was würdest du einem Einjährigen, der seit mehr als einer Woche durchgehend heult und von Spielzeug nichts wissen will, zum dies natalis schenken?", fragte er mit gespielter Verzweiflung, "Ich bitte dich ... der Junge macht mich wahnsinnig."

  • Pina senkte schnell ihren Blick, sie wusste, sie würde den Tribun sonst mit offenem Mund anstarren. War das ganze hier ein abgekartetes Spiel, nur um sie daran zu erinnern, sie wäre eine junge Frau und in Zukunft hätte sie sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Nein das konnte es nicht sein, so etwas würde sie aus ihrer Familie niemanden zutrauen, außerdem wussten Sila und ihre Tante , dass das Thema Militär für sie mit dem Besuch der Castra dann abgeschlossen war und der Vergangenheit angehörte.
    Wenn sie das Aussehen und die Stimmung des Tribuns deutete, war es auch kein Scherz oder eine Art Prüfung, nein es schwang da Sorge oder sogar eine Art ehrliche Verzweiflung mit.
    „Nun ja“...., fing sie schon einmal an, damit die Wartezeit auf ihre Antwort nicht zu lange wurde, schließlich musste sie das Ganze erst einmal selber verstehen und woher sollte sie das denn bei den Gorgonen wissen?
    Pina überschlug schnell wie weit sie sich an ihre frühe Kindheit zurückerinnern konnte. Natürlich fiel ihr nichts ein, außer, eben sie und ihre Freunde auf Beobachtungsposten bei der Legio, jenem kleinen Blickfeld zum Exerzierplatz.
    Plötzlich kam ihr die Nachbarschaft in den Sinn, da gab es doch Familien mit Kleinkinder, was natürlich Gesprächsstoff der Frauen war. Mehr zu sich selber, denn eine wirkliche Antwort erwartend sagte sie. „Gesund ist er? Also das Zahnen soll gelegentlich große Probleme bereiten. Schlafmangel oder Verdauungsprobleme habt ihr bestimmt auch schon abgeklärt. Hm.... ich weiß nicht inwieweit dir bekannt ist, das Sila und ich elternlos bei unserer Großmutter aufwuchsen. ...Wenn ich an meinen Vater dachte, sah ich ihn immer, wie er uns vor sich auf sein Pferd packte und davon ritt. Ich sah wie er uns in einen Wagen setzte und selber den Wagen lenkte. Auf einem Boot dessen Kapitän er war sah ich uns und später setzte er mich auf ein Pony und er lehrte mich das reiten. ….Ich weiß nicht ob dir das hilft, zumal dein Sohn noch sehr klein ist. ... Wenn ich an meine Mutter denke sehe ich mich oft traurig in einer Ecke sitzen, mit einem kleine Stofftuch, was von meiner Mutter war und den Geruch des Tuches und der Mutter, die ich nicht kannte, einatmen. …. Vielleicht muss es aber auch nur das richtige Spielzeug sein. Mag er Tiere, Militär oder möchte er etwas was man eher Mädchen zuordnet, etwas zum schmusen?“
    Hilflos schaute ich den Tribun an. „Bestimmt war ich dir jetzt keine Hilfe.“
    Dann hatte Pina plötzlich doch noch eine Idee, sie wollte dem Tribun einfach nur helfen. „Ich hätte dann noch einen Vorschlag, er sieht bestimmt ganz anders als erwartet aus. Wie wäre es, wenn ich vorbeikäme und euch den kleinen Racker einen Nachmittag vom Hals nehme und ihr könnte einmal durchatmen. Später ist die Wiedersehensfreude auf allen Seiten dann bestimmt sehr groß.“ Jetzt hatte ich wirklich keine Idee mehr. Der Tribun hielt mich nun bestimmt für ein dummes Plappermaul. Eins von diesen albernen dummen Gänschen und ich schämte mich schon fast. Warum hatte ich nicht einfach nur gesagt, davon hätte ich keine Ahnung.

  • Abwartend und leicht betreten blickte Avianus die Quintilia, da die erst einmal gar nichts sagte, über den Tisch hinweg an. Was stellte er auch immer derart dämliche Fragen, und heute ausgerechnet ihr. War er sich vorher nur ein klein wenig blöd vorgekommen, fühlte er sich jetzt absolut dämlich. Natürlich hatte Pina keine Idee, wenn selbst er, der praktisch jeden Abend bei Lucius verbrachte nicht weiter wusste. Allerdings war er, was solche Dinge anging, noch nie besonders gut gewesen. Den Zwerg nach unten tragen, ihm irgendwelche Geschichten aus der Vergangenheit vorlabern, ihn einer Sklavin übergeben, wenn er zu stinken anfing ... das hatte er inzwischen drauf. Bei allen anderen Dingen haperte es noch ein wenig, und dass Sibel plötzlich nicht mehr da war, die in all den vergangenen Monaten exakt diese übernommen hatte, machte die Situation nicht leichter, und erst recht nicht, dass sich außer seinen Eltern in der Vergangenheit nie jemand um Lucius gekümmert hatte, sodass der Junge sich in den Händen einer Sklavin vorkommen musste wie unter Fremden.
    Mit unveränderter Miene lauschte er Pinas Worten und nickte nur knapp, als sie sich nach Lucius' Gesundheit erkundigte. Und natürlich wusste Avianus nicht, wie die Zwillingsschwestern aufgewachsen waren. Diese Tatsache erinnerte ihn nur erneut daran, dass er hier eindeutig die falsche fragte. Er wusste nichts über sie, kannte sie nur flüchtig und fragte sie nun in einer Angelegenheit, die so privat war, dass es privater kaum ging.
    Allerdings, sowie sie weitersprach, schien sie ihm wirklich helfen zu wollen. Ein Erinnerungsstück an seine Mutter? Ein Tuch? Ein Kleidungsstück? Nein ... aber so eine vage Idee hatte er da tatsächlich. Zumindest kein weiteres Spielzeug.
    Während er noch über ihre bisherigen Einfälle nachdachte, traf ihn Pinas letzter Vorschlag völlig unvorbereitet. "Du würdest ... was?", fragte er um sicherzugehen, dass er wirklich richtig verstanden hatte. Ausgerechnet Pina wollte sich um seinen Sohn kümmern? Ob sie überhaupt schon einmal mit derart kleinen Kindern zu tun gehabt hatte, wollte er gar nicht erst fragen. Aber wenn die Chance, dass es half, auch noch so gering war, vielleicht war es einen Versuch dennoch wert. Vielleicht? Ganz klar war es das. Erst recht, da er nicht im geringsten einen besseren Rat wusste.
    "Nun ... wir werden leider nicht durchatmen. Meine Frau ist für einige Zeit außer Haus", stellte er zuallererst fest. "Genau das ist ja das Problem. Aber vielleicht ... vielleicht bist du ihm ja lieber als das Hauspersonal. Ich weiß es nicht." Er zuckte ratlos mit den Schultern. "Wenn du dir das zutraust und es wirklich versuchen willst, wärst du jederzeit willkommen." Ein kurzer Blick zur Tür erinnerte ihn daran, dass dahinter noch immer Pinas Vetter wartete. "Aber ich will dich nicht zu lange aufhalten, Quintilia."

  • „Ja sicher....“werde ich mich gerne ein wenig um deinen Sohn kümmern, wollte Pina sagen, doch er ihr entschlüpfte dann nur noch ein „Ooh“. Ein jenes langgestrecktes erstaunt verwundertes Oh's. Auch wenn sie in Bezug von Kleinkindern keine Erfahrung hatte, wusste sie dem Winzling fehlte die Mutter oder zumindest eine Bezugsperson die ihm viel Liebe gab. „Ich verstehe“, kam von Pina und wie sie verstand. Es war das Verstehen mit dem sie gerade den nächsten Schritt zum Erwachsenenleben getan hatte. Ihr kam es geradezu lächerlich vor, wie sie mit kindlichem Trotz ihr Ziel, die Castra zu besichtigen, verfolgt hatte. Aber ohne diesen lächerlichen Trotz wäre sie jetzt nicht hier. Bestimmt hatte da Fortuna die Glücks- und Schicksalsgöttin ihre Finger im Spiel und wollte einem beistehen.
    „Wer weiß ob ich helfen kann, aber nur ein Versuch macht klug. Lass es mich einfach einmal versuchen, denn ich würde dir und besonders gerne deinem kleinen Sohn helfen. Wie ist übrigens sein Name? Ja und dann wäre es hilfreich zu erfahren wo du wohnst. Ich würde dann morgen Nachmittag vorbei schauen. Wenn es dir recht ist?“ Sie lächelte dem Tribun freundlich zu.

  • Avianus konnte Pina nur Recht geben. Gar nicht erst einen Versuch zu wagen, würde erst recht niemandem helfen, weshalb er auch keinesfalls dagegen war, ihr eine Chance zu geben.
    "Da hast du nicht unrecht. Du findest unsere Domus am Hang des Quirinal ..." Während er ihr den Weg beschrieb, fragte er sich erneut, ob er sich nicht doch geirrt hatte. Wen, wenn nicht die Quintilia, hätte er denn sonst fragen sollen? Sila vielleicht, aber das war's dann auch schon. Die meisten, mit denen er eng befreundet war, waren Soldaten - sicherlich die letzten, die man in einer solchen Situation um Rat fragen konnte.
    "Sein Name ist Lucius. Lucius Lucullus." Von den Iunii selbstverständlich. "Ich werde versuchen, dich morgen selbst in der Domus zu begrüßen. Falls es sich so kurzfristig nicht mehr einrichten lässt, werde ich natürlich dafür Sorge tragen, dass jemand anders diese Aufgabe übernimmt." Und da hatte er schon einen ganz bestimmten Burschen im Sinn, der sich sonst ohnehin nur in der Bibliotheca einschloss. Wenn das so weiterging, wurde sein Neffe noch zum Eremiten. Avianus erwiderte ihr Lächeln.
    "Ich danke dir, Quintilia." Zum einen für ihre Zeit, andererseits eben auch für ihr Angebot, welches er soeben angenommen hatte. "Versuch den Leuten hier in der Castra nicht den Kopf zu verdrehen", deutete er an, dass sie sich wieder ihrem Besuch im Lager widmen konnte.

  • „Lucius, Lucius Lucullus“ wiederholte Pina, nicht dass sie Schwierigkeiten gehabt hätte sich den Namen zu merken, nein es war um ihn zu verinnerlichen, wenn sie ihn aussprach. „Aber bitte doch gerne, ich hoffe ich kann dir dann auch wirklich helfen.“
    Bei der letzten Bemerkung des Tribuns, lächelte sie etwas schief, „bestimmt nicht“. Das war bestimmt nicht ihr Vorhaben und auch nie gewesen. Jetzt war sie sich sicher, es war die dümmste Idee die sie jemals hatte, wenn alle gleich an so was dachte und es ihr gegenüber auch so äußerten.
    Seltsam wie vorgefertigt Ansichten und Meinungen in bestimmten Sachen sind und alles in die dementsprechende Schublade verstaute wird, dachte sie beim rausgehen. Es scheint nicht so einfach zu sein vorurteilsfrei die Handlung eines anderen zu akzeptieren.
    Jetzt wollte sie es nur noch hinter sich bringen und mit Trogus das Castell besichtigen.

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    Caius Rubrius Pennus


    Reichlich spät trudelte Pennus inklusive Anhang im Officium ein und wurde dank Termin sogleich vom Cornicularius ins Arbeitszimmer durchgeschleust.
    "Salve ... Entschuldige die Verspätung, Tribunus ...", meinte der Optio sogleich, "Aber was soll man machen, wenn die eigenen Leute herumtrödeln." Pennus seufzte. Nein, die Schuld auf seine Leute zu schieben machte ihm gar nichts aus.
    "Ich habe mich entschieden, die Soldaten mitzubringen. Das spart uns Zeit und mit Sicherheit bist du besser in der Lage, ihnen alle wichtigen Informationen zukommen zu lassen." Ein bekräftigendes Nicken folgte, dann stand der Optio nur noch schweigend im Officium.

  • "Das ist so nicht ganz korrekt, ehrenwerter Tribun", brummte Petitus, "fast alle waren da, bis auf den Optio".
    Diese Spitze gegen Pennus musste einfach sein,er hatte nicht vergessen wie deieser Kerl ihn, einen Germanucus behandelt hatte.
    Nun aber ward er auf die Ausführungen des Tribuns gespannt. Vielleicht sprang ja sogar endlich die erwartete Beförderung heraus?

  • Maro hörte, was Peticus da vor sich hin murmelte und hoffte inständig für ihn, dass weder Tribun, noch Optio diese Bemerkung wahrgenommen hatten.
    Der Optio würde es nicht mögen, wenn der Tribun Wind von Unpünktlichkeiten der Unteroffizieren bekäme. Umgekehrt war Maro sich sicher, dass der Tribun Avianus wenig für Anschwärzer übrig hatte. Mochte er auch Recht haben. Wie auch immer.


    Maro fand dieses Vorgehen der Offiziere überaus seltsam. Es kam nicht oft vor, dass Milites vom Stabsoffizier persönlich in Einzelheiten der Mission eingeweiht wurde. Genaugenommen hatte von solchem Vorgehen bestenfalls in Märchen älterer Kameraden gehört. Vielleicht eine dieser Nacht-und-Nebel-Kommandoaktionen? Aber dafür hatte man eigentlich die Spezialisten von den Praetorianern. Der Tribun machte auch nicht den Eindruck, mit ihnen eine Verschwörung anzetteln zu wollen. Vielleicht sollten sie einem Verwandten oder Freund des Tribuns oder einem Klienten der Iunier aus einer peinlichen Klemme helfen? Unauffällig genug wäre der Haufen Milites in diesem Raum jedenfalls. Keiner würde davon Notiz nehmen, wenn sie unauffällig ein paar Dinge... bewegten. Ja das musste es sein. Der Tribun hatte was vor, wobei er keine größere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
    Bloß was? Maro war sehr gespannt. Wie erfrischend nach dem drögen Lagerdienst und dem Routinekram mal was Neues zu treiben.

  • Zumindest für ein Teil ist das hier schon mal gut, ich lernte etwas dazu. Alle immer lange genug warten zu lassen, ist bestimmt Karriere fördernd. Soll bestimmt die Wichtigkeit unterstreichen. Mit diesen Gedanken fing der Octavier an in sich selber zu ruhen.

  • Avianus winkte ab und gab damit zu verstehen, dass keiner sich vorerst mehr zu Wort zu melden hatte. Was war das hier? Ein Kindergarten? Er hätte vielleicht doch darauf bestehen sollen, den Optio allein zu sprechen, wenn die anderen Soldaten genauso schnell ihr Maul aufrissen, wie ihr vorlauter Kollege.
    "Salvete. Gut, dass ihr hier seid", sagte er zuallererst und wartete noch mit skeptischem Blick darauf, dass die Soldaten korrekt grüßten. Zumindest waren alle anwesend, wenn auch mit leichter Verspätung. Aber gut, er hatte ohnehin etwas mehr Zeit eingeplant. Den Germanicus wollte er im Anschluss nämlich noch separat sprechen, und wie er sich so umsah und größtenteils bekannte Gesichter entdeckte, würde nicht nur einer der Milites länger bleiben müssen.
    "Hältst du es wirklich für eine gute Idee, deinem Vorgesetzten zu widersprechen, Miles?", wandte er sich für einen Augenblick an den Soldaten, der zuvor eine Bemerkung gemacht hatte. In einer knappen Geste hob er die Hand, damit der Bursche gar nicht erst auf die Idee kam, auf seine Frage zu antworten. "Es spielt keine Rolle, wer von euch beiden die Wahrheit sagt. Recht haben ist das eine, Recht bekommen eine ganz andere Sache. Dein Vogesetzter wird immer am längeren Hebel sitzen. Merk dir das für die Zukunft." Das war damit hoffentlich geklärt. Er selbst hatte lange gebraucht, diese eigentlich recht simple Lektion zu lernen, war aber nur einmal so weit gegangen, seinen Unmut laut zu äußern und eine Bestrafung zu riskieren, was damals recht … nun, unangenehme Folgen nach sich gezogen hatte. Blieb zu hoffen, dass dieser Soldat schneller lernte, bevor er eine aufs Maul bekam.
    "Du wirst mir nachher noch die Namen der Milites notieren, Optio", sagte er zum Rubrius, bevor er endlich mit der Besprechung beginnen wollte.
    "Gut ... weshalb ihr hier seid: Wir sind in Rom schon länger zusammenarbeitenden Dieben und Hehlern auf der Spur. Vor kurzem haben wir von einem ehemaligen Hehler, der mit einigen dieser Leute zusammengearbeitet hat, einen Tipp erhalten, und da euer Optio bereits Erfahrung mit derartigen Einsätzen hat, habe ich ihn damit betraut ein paar seiner Leute auszuwählen, also euch, und diesem Hinweis nachzugehen. Die Sache ist die: Wir wissen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen weiteren Hehler Bescheid. Ihr werdet im Zuge von Betriebskontrollen unter anderem ihn in Augenschein nehmen. Nur darf keiner außer euch davon erfahren, dass bei ihm der Grund der Kontrolle ein anderer ist. Habt ihr verstanden? Dieses Gesinde hat mit Sicherheit mehr Ohren als uns lieb ist."
    Er schob eine Tabula über den Tisch, eine Liste von Betrieben und Geschäften innerhalb der Stadt, darunter die Bibliopola des Apronius Catullus im Argiletum.
    "Apronius Catullus. Wir haben sein Geschäft, wie jedes andere in der Stadt auch, bereits in der Vergangenheit kontrolliert, aber nie etwas Ungewöhnliches gefunden. Ihr werdet ihn erneut glauben lassen, es handle sich um eine normale Kontrolle. Aber dieses Mal will ich keine leeren Hände sehen. Ich will Beweise, dass er Diebesgut verkauft. Ungewöhnliche Einträge in den Büchern, Fehler in den Lagerlisten, Dinge, die gar nicht dort sein sollten … irgendetwas. Ist das soweit klar?" Wie die Männer an Rechnungen oder Lagerlisten kamen, war eine ganz andere Sache. Mussten sie sich eben etwas einfallen lassen.
    "Habt ihr dazu noch Fragen?" - Ansonsten würde er fortfahren.

  • Aulus hörte ruhig zu und lies auch den unnötigen Kommentar des Germanicus über sich ergehen, das würde eh ein Nachspiel haben, soviel war sicher. Was dann aber durch den Tribun kam war... spannend. Es handelte sich dabei also um einen wirklichen Auftrag, nicht das Alltagsgetue draußen in der Stadt. Eine Frage hatte er und trat vor.


    "Tribun, ich hätte Fragen. Zum einen wäre es gut zu erfahren wie wir uns aufteilen, oder vielmehr ob wir uns überhaupt aufteilen sollen. Wir könnten durch verschiedene Männer mehrfach kontrollieren, das halte ich für effektiver als immer die gleichen Gesichter auftauchen zu lassen." Nicht dass er davon ausging dass der Tribun darüber bereits nachgedacht hatte. "Zum Anderen, wäre es nicht sinnvoll auch mal die Geschäftspartner des Mannes zu durchsuchen? Vielleicht sind manche davon keine Partner, sondern nur Scheingeschäfte um die Hehlerwaren darüber zu schmuggeln. In meiner Heimat gab es einen ähnlichen Fall, daher weiß ich wozu der kriminelle Abschaum fähig ist, doof sind die ja alle nicht."

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