[Officium] Tribunus Aulus Iunius Avianus

  • Avianus nickte leicht. Die Ideen des Tiro waren nicht ausschließlich blöd. Die erste aber schon ein wenig, fand er.
    "Ihr werdet vorerst eine Kontrolle in der Bibliopola durchführen. Wenn mehrmals hintereinander Urbaner im selben Geschäft einschneien, fällt das auf, vollkommen egal, um welche Gesichter es sich handelt. Ich möchte verhindern, den Hehler und seine Kollegen in Alarmbereitschaft zu versetzen, bevor wir zumindest ein paar neue Anhaltspunkte gefunden haben, denn dann finden wir im Anschluss gar nichts und niemanden mehr." Denn ganz genau, das Pack war nicht blöd. Wenn der Laden dreimal so oft kontrolliert wurde, wie alle anderen Läden in der Stadt, würde das mit Sicherheit ein paar Leute skeptisch oder nervös machen. Und das wollte man selbstverständlich nicht. Nachdenklich kratzte der Tribun sich den Hals. "Eingehendere Kontrollen über einen längeren Zeitraum hinweg … notfalls vielleicht, wenn ihr nichts findet. Wobei wir ja in der Vergangenheit bereits kontrolliert haben. Wenn es irgendwie geht, würde ich aber bevorzugen, wenn ihr beim ersten Versuch etwas aufschnappt. Wie gesagt, es soll keine gewöhnliche Kontrolle werden. Es soll lediglich aussehen wie eine. Lasst ihn den Lagerraum aufsperren, lenkt den Händler ab, schaut in ein paar Schränke, die er euch sonst nicht öffnen würde, versucht einen Blick in seine Bücher zu werfen." Und da könnte dann die zweite, gar nicht mal so blöde Idee des Tiro ins Spiel kommen. "Wir kennen seine Geschäftspartner nicht. Oder zumindest nur die, von denen er uns wissen lassen will. Kriminelle Geschäfte werden selten durch die Vordertür erledigt, oft durch Mittelsmänner und die hängen sich auch kein Schild um. Wenn ihr in den Büchern oder anderen Schriftstücken irgendwelche Namen aufschnappt, wäre es natürlich nur von Vorteil, sie für später zu notieren. Falls ihr keine Namen finden könnt, bleibt uns nichts anderes übrig, als jeden zu beschatten, der bei Apronius ein und aus geht und so vielleicht seine Kontakte ausfindig zu machen." Und das wiederum würde massig Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen und noch gewaltigere Berge an Arbeit verursachen ... Rund um die Uhr Leute in der Nähe des Ladens stehen lassen, regelmäßig die Beobachter wechseln, Verdächtige verfolgen ... Avianus seufzte bereits bei dem Gedanken. Besser sie wühlten bei der Kontrolle tief genug.

  • " Eine Frage Tribun ist unter den Verdächtigen rein zufällig ein Gewürzhändler names Titus Mamercus, es würde mich nicht sehr wundern. Wenn nicht so sollten wir diesen Kerl und seinen Sohn im Auge behalten, äußerst verdächtige Personen."

  • Titus Mamercus? Nie gehört. Entsprechend verwundert schaute der Tribunus bei der Meldung des Germanicers drein.
    "Nein, Miles. Der Name ist mir nicht bekannt", antwortete er knapp. Hatte der Soldat etwa irgendwo zusätzliche Informationen aufgeschnappt und sie bis jetzt zurückgehalten? Oder warum kam das erst jetzt?
    "Gibt es irgendeinen Grund zur Annahme, dass er ein Hehler ist? Oder anderweitig mit dem Diebespack zusammenarbeitet?", bohrte er selbstverständlich weiter nach und wandte sich dabei auch an den Optio. "Wovon redet dein Soldat?" Pennus war ja eigentlich dafür zuständig, ihn regelmäßig über die gegenwärtige Lage zu informieren. Wenn diese Leute so verdächtig waren, hätte er doch längst einen Bericht erhalten müssen, eine Erwähnung in irgendeinem Protokoll, irgendetwas, erst recht, wo der Rubrius doch wusste, dass Diebe und Hehler den Cohortes seit geraumer Zeit Ärger bereiteten. Und zu dem Optio und alten Kollegen hatte er eigentlich einen guten Draht, sodass Avianus nicht recht daran glaubte, dass er ihm absichtlich etwas verschwiegen hatte.

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    Caius Rubrius Pennus


    Die ganze Zeit über hatte Pennus still und steif dagestanden. Dem Miles zu sagen, was Sache war, übernahm ja glücklicherweise der Tribunus. So konnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, sein Blut wieder auf Normaltemperatur herunterzukühlen. Schwärzte der einfach seinen eigenen Optio beim Tribun an. Hatte der sie noch alle? Der würde sich noch anschauen, der Germanicus. Nicht hier, nicht jetzt, selbstverständlich. Hier galt es Haltung zu bewahren. Aber sobald sie wieder außer Hör- und Sichtweite des Tribunus waren.
    Und kaum hatte er die letzte Meldung des Soldaten verdrängt, kam auch schon die nächste.
    Pennus griff an die Stirn. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Jetzt fing das schon wieder an. Und kein Wunder, dass der Iunius neugierig wurde, wenn der Germanicus von irgendwelchen harmlosen Gesindel redete als wären sie Schwerverbrecher.
    "Lass gut sein Miles", knurrte er, räusperte sich und wandte sich, noch immer sichtlich ärgerlich, zu einer Antwort an seinen Vorgesetzten:
    "Nicht der Rede wert, Tribunus. Bei der Sache geht es wohl mehr um verletzten Stolz als um irgendwelche Verbrechen. Unser Miles wollte den Sohn dieses Händlers aus ... fadenscheinigen Gründen ..." Der Miles sollte ihm besser dankbar sein, dass er das Drama nicht in seiner ganzen Fülle vortrug. "... nicht in die Stadt lassen. Der war darüber nicht besonders erfreut. Ich habe eingegriffen und die Situation geklärt. Wir brauchen uns mit diesen Leuten nicht aufzuhalten. Die sind harmlos.

  • Maro hatte gerüchteweise schon von dieser seltsamen Geschichte mit diesem Mamercus gehört, fand sie aber nicht weiter bemerkenswert. Hoffentlich, dachte er, hatte dieser andere Hehler, der mit den Urbanern zusammen arbeitete seinen Hintern rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Wenn seine (ehemaligen) Spießgesellen Wind davon bekämen, dass da mit den Urbanern gemauschelt wurde, würde es düster für den aussehen, der da redete.
    Aber das war nicht Maros Angelegenheit.


    Stattdessen stellte er noch eine Frage: "Hast du eine Präferenz, Tribun, welchen, sagen wir mal, Stil wir an den Tag legen sollten? Ich meine, auch eine Routinekontrolle kann man auf die harte oder die sanfte Tour durchziehen. Wir könnten da mal ein bisschen ruppiger reingehen und mal ein bisschen Staub aufwirbeln. Wenn wir mal etwas... intensiver nachsehen wird der Kerl vielleicht nervös und macht Fehler. Oder wenn das nicht genehm sein sollte, könnte einer von uns auch einen auf korrupt machen oder so und diesen Catullus zu einem kleinen Tänzchen auf dem Glatteis auffordern. Hängt davon ab, wie gewieft der wirklich ist. Was wäre also angemessener?"

  • Greta.... au ja.... vllt werd ich wieder in dieses Etablissement gehen um sie wieder zu sehen. Und hoffentlich hat sie dann auch Zeit. Wäre ein Geschenk ü ertrieben oder würde sie es lächerlich finden?

  • Avianus schüttelte leicht den Kopf. "Vorteilhaft wäre es, so unauffällig wie möglich zu agieren. Das könnt ihr ruppig oder sanft machen, wichtig ist nur: Wenn diese Leute mitkriegen, dass wir hinter ihnen her sind und eine heiße Spur haben, verkriechen die sich sicher verdammt schnell in ihren Löchern. Solltet ihr das Gefühl haben, ihr bekommt nichts raus, ohne ein wenig tiefer zu graben und zu riskieren, dass sie Verdacht schöpfen, dann tut es. Aber dann müsst ihr auch Ergebnisse liefern. Haben wir uns verstanden? Wenn ihr aus dem Laden rauskommt und ihr habt ein Riesentheater veranstaltet, aber bringt keine neuen Anhaltspunkte mit, können wir unsere Ermittlungen wieder auf Eis legen. Dasselbe gilt für Festnahmen: Nur dann, wenn es sich nicht vermeiden lässt, oder aber, ihr auffliegt." Eventuell könnte man den Händler, falls er den Urbanern auf die Schliche kam, auch irgendwie bestechen. Blieb nur die Frage, ob man dem Mann auch vertrauen konnte ... "Sollte das passieren, zieht Apronius Catullus auf unsere Seite, falls ihr das Gefühl habt, ihm ist zu trauen. Sollte das Gegenteil der Fall sein, werdet ihr den kompletten Laden räumen. Am wichtigsten ist, dass er nicht herumerzählt, dass wir im großen Stil ermitteln."
    Er selbst kannte den Händler ja nicht wirklich und wusste nicht, wie die Leute dort reagieren und sich verhalten würden. Aus der Ferne und im Voraus ließ sich eine konkrete Strategie nur schwer erarbeiten. Deshalb hoffte er auch, dass sein Optio geeignete Männer ausgewählt hatte, die das nötige Feingefühl besaßen und mit einem solchen Einsatz umgehen konnten.
    "Ich werde mich in erster Linie auf euer Können und das des Optios verlassen." Ein prüfender Blick streifte die Milites. Nur zu gerne würde er den Einsatz selbst leiten, aber das war als Tribunus schlicht und ergreifend nicht mehr drin.
    "Gut ... Optio Rubrius wird mit euch das Geschäft betreten." Er wandte sich an den Optio. "Du wirst dir den Händler vornehmen. Nimm dir einen Soldaten zu Hilfe, wenn du es für nötig hältst. Der Rest von euch wird sich am besten aufteilen. So hat man den einzelnen weniger im Blick und ihr könnt den Laden besser unter die Lupe nehmen ... ich gehe nicht davon aus, dass der Händler allein im Laden sein wird. Seid also vorsichtig." - Was mehrere Bedeutungen haben konnte. Einerseits sollten sie sich nicht beim herumspionieren erwischen lassen und zum anderen, sollte in dem Laden jemand einen Verdacht haben, was die Cohortes dort suchten, sich nicht von irgendeinem Schläger überraschen lassen.
    Der Rest würde sich dann hoffentlich von selbst ergeben. Und wenn irgendetwas nicht so lief, wie erwartet, würden die Männer ohnehin umdenken müssen.
    "Ach, und du da ..." Avianus deutete in einer knappen Geste auf einen der Milites. Das Gesicht kannte er doch, wenn er auch nur einen Teil der Grundausbildung des Burschen geleitet hatte. Der Optio hatte leider nicht nur gutes über den Miles berichtet. "Germanicus Peticus, richtig? Du wirst mir den Bericht zu dem Einsatz liefern, und kein Detail auslassen."
    Wenn es keine weiteren Fragen gab, wäre er soweit fertig. "Ist noch etwas unklar? Ansonsten könnt ihr wegtreten. Mit Ausnahme des Optios und Germanicus Peticus."

  • Erstaunt das der Tribun, sich seiner erinnerte und noch erstaunter das er ihn ansprach fühlte sich Peticus geschmeichelt. er lächelte leicht, was sehr selten vorkam, ja dachte er, den Namen Germanicus vergisst man nicht, selbst ein Tribun nicht.
    Er stand stramm und donnerte " Bericht über Einsatz aufsetzen, Jawoll Tribun Aulus Iunnius Avianus. Nichts auslassen zu Befehl mein Tribun. Danke für das Vertrauern mein Tribun."
    Selbstverständlich blieb er, wie es der Tribun befohlen hatte, da er nicht wusste was noch kam, hielt er es für angebracht, in strammer Haltung da zu stehen.

  • Trogus blieb still, denn anscheinend hatte der Tribun seine Ausführungen nicht so ganz verstanden, aber es war auch egal. Er war der Tribun, er entschied und so wurde es gemacht. Aulus konnte eh froh sein überhaupt dabei sein zu dürfen... und hoffte dass dieser komische Germanicus nicht all zu oft im Weg sein würde. Dessen offensichtliche Abneigung gegen den Optio könnte noch die ganze Sache gefährden, das war so sicher wie es nur sein konnte.


    Mit einen deutlichen "Jawohl, Tribun!" trat er ab

  • Ein kleines bisschen irritiert war Avianus schon, als der Germanicus ihm über den Schreibtisch hinweg zubellte, fasste sich allerdings zügig wieder. Er war ja nicht schwerhörig. Komischer Vogel, der Bursche.
    "Sehr schön", antwortete Avianus nüchtern und wartete ab, bis die anderen Männer das Officium verlassen hatten. "Also gut, Germanicus ..." Er zog den letzten Bericht des Optios über den Zustand der Mannschaften zu Rate, den er bereits vorbereitet hatte. "Von deinem Optio habe ich so einiges über dich gehört ..." Er griff nach der Tabula, löste das Band, das die Wachstafeln zusammenhielt und las vor: "Respektlosigkeit ... gegen einen Vorgesetzen gerichtete Drohungen ... beachtet Befehle nicht ... Inkompetenz ... ignorant den geltenden Gesetzen gegenüber ..." Avianus unterbrach seine Aufzählungen, ließ die Tabula sinken und musterte den Miles eindringlich.
    "Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, sind das schwerwiegende Anschuldigungen. Allerdings hat mir auch dein Verwandter, Germanicus Aculeo, einen Brief zugeschickt und bittet mich darum, dir zusätzliche Aufgaben anzuvertrauen, da du ein, ich zitiere ... ruhiger, aufmerksamer und interessierter Bursche seist." Avianus bedeutete schon jetzt dem Optio, den er ja schon sehr lange kannte, zu schweigen. Er wollte erst hören, was der Miles zu sagen hatte. Die Meinung des Rubriers hatte er ja schriftlich vor sich liegen.
    "Kannst du mir das erklären, Miles?"

  • " Mein Tribun, ich gebe zu Fehler begangen zu haben, dies geschah weil ich gründlich sein wollte, zu gründlich , wie sich später herausstellte. Respektlosikeit gebe ich zu, mein Tribun, es ist ein Wesenzug von mir, werde ich respektiert, so respektiere ich, nun aber hatte unser guter Optio von Anfang an einen Rochus auf mich, sei es weil ich in Germanien geboren, sei es weil ich dem ehrbaren Haus Germanicus endstamme?
    Als der Mann mir aber eine Tabula ins Gesicht warf, habe ich ihn gefordert nicht als Optio sonder als Privatperson, dabei habe ich ihm sicherlich, vom heiligem Zorn übermannt , mitgeteilt was ich von ihm hilelte. Was nun Inkompetenz betriff , kann ich bei besten Willen nicht erkennen wo ich ich inkompetent war, habe ich nicht stets versucht die anderen mitzureissen, sogar eigene Vorschläge unterbreitet?
    Nun endlich wenn man aus einem Hause stammt wie dem meinem, dann ist man es gewohnt zu befehlen, denn zu gehorchen. Sicher, mein Tribun, räume ich ein hier und da über die Strenge geschlagen zu haben. Was der Optio meint mit ich beachte Befehle nicht, kann ich mir nicht erkären, den stetts habe ich seine Order ausgeführt,ob nun am Stadttor oder bei der Latrinenreinigung.Was nun mein lieber Verwanter Aculeo schreibt, ja ich kann aufmerksam und interessiert sein, ruhig weniger.Das alles mein Tribun , soll keine Rechtfertigung darstellen , sonderneine plausible Antwort, auf deine Frage."

    Peticus hatte gesammte Zeit strammgestanden und den Tribun fest angeschaut.

  • Avianus zog bei den Ausführungen des Germanicus leicht erstaunt die Brauen in die Höhe. Der gestand ohne Umschweife, dass die meisten der Vorwürfe ihre Berechtigung hatten, nur ob sich der Miles wirklich dessen bewusst war, welche Bedeutung das hatte, da war sich Avianus nicht vollkommen sicher. Ein wenig über die Stränge schlagen sah doch etwas anders aus.
    "Es ist keine Seltenheit, dass ein Miles, der sich seinen Vorgesetzten gegenüber respektlos zeigt oder ihm gar droht, anschließend dem Lazarett einen Besuch abstattet. Ich würde also meinen, bisher bist du recht glimpflich davongekommen. Reine Böswilligkeit deines Vorgesetzten kann ich hier also nicht erkennen." Eine ins Gesicht geschmissene Tabula war ja nichts im Vergleich zu dem, was anderen Milites zum Teil widerfuhr. Na wie auch immer. Der Iunius lehnte sich bequem zurück. "Optio. Ekläre mir genauer, inwiefern sich dein Soldat inkompetent gezeigt hat oder deinen Befehlen nicht folgte", wollte er nun auch dem Optio noch eine kleine Möglichkeit zur Stellungnahme geben. Eigentlich wollte er die Diskussion nicht unnötig in die Länge ziehen, doch inzwischen war er fast schon ein wenig neugierig, was da zwischen Optio und Miles vorgefallen war.

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    Caius Rubrius Pennus

    "Tribunus, zuallererst möchte ich betonen, dass ich nicht von Anfang an Groll gegen den Miles hege. Ich störe mich weder an seiner Herkunft noch an seinem Namen. In unserer Einheit dienen Männer aus allen Teilen des Reiches und aus unterschiedlichsten Familien. All das bedeutet nichts, wenn jeder von ihnen sich als gleichwertigen Teil der Einheit sieht und seinen Dienst leistet, so wie er sollte. Wenn aber ein Miles ..." Und dabei bedachte er seinen Miles mit zerknirschtem Blick. "... keine Chance auslässt, seine edle Herkunft und Überlegenheit zu betonen, so schürt das Konflikte, die wir in der Truppe definitiv nicht gebrauchen können." Bekräftigend nickte Pennus nach seinen Ausführungen. Er mochte vieles nicht ganz so eng sehen, wie manch anderer Soldat, aber ein gewisses Maß an Professionalität besaß auch er. Wer bei ihm erst mal unten durch war, hatte es ausgesprochen schwer, wieder nach oben zu kommen, das mochte schon stimmen, dass es aber überhaupt erst dazu gekommen war, dass er den Miles ganz genau im Auge behielt, da gab es für Pennus keine Zweifel, hatte der Germanicus sich selbst zuzuschreiben. "Entschuldige mein Abschweifen ... um zu deiner Frage zu kommen: Zugegebenermaßen ist meine Anschuldigung, der Miles habe Befehle nicht befolgt, ein wenig von der ... nun ... subjektiven Interpretation abhängig. Ich habe befohlen, er solle die Leute am Stadttor kontrollieren, kurz befragen und anschließend passieren lassen, wenn es keinen Grund zur Annahme gibt, dass derjenige Rom schaden will. Nun hat aber der Miles später von einem Zivilisten verlangt, sich am Tor zu entkleiden ... was weder meinen Befehlen entsprach noch als besonders kompetent anzusehen ist, da ich auch noch persönlich eingreifen musste, um die durch den Miles und den Zivilisten gleichermaßen hochgeschaukelte Situation zu entschärfen, wozu Miles Germanicus als Folge seiner Unprofessionalität - er hat zugelassen, dass persönliche Empfindlichkeiten und übertriebener Stolz sein Urteilsvermögen beeinträchtigen - selbst nicht mehr in der Lage war. Selbstverständlich habe ich zuvor nie ausdrücklich erklärt, dass wir Zivilisten am Tor nicht zum entkleiden zwingen, doch sicherlich sind wir einer Meinung, wenn ich sage, dass solche Erklärungen nicht nötig sein sollten."

  • Avianus rieb sich nachdenklich das Kinn. Für die Bestrafung solcher Vergehen - was ja durchaus angebracht war - war ja eindeutig der Centurio oder der Optio selbst verantwortlich. Darum brauchte er sich vorerst nicht zu scheren. Ohnehin schien der Fall leicht geklärt, denn auch alles andere ergab sich nicht zuletzt durch den kaum vorhandenen Einspruch des Soldaten fast von selbst.
    "Gut, Miles. Die exakten Details spielen schlussendlich eigentlich keine große Rolle. Ich sehe eine deutliche Verwarnung als angemessen an." - Ganz egal, ob nun alle Vorwürfte gegen den Miles der Wahrheit entsprachen oder nur fast alle.
    "Du weißt hoffentlich, dass mehrmalige Verwarnungen unter anderem eine unehrenhafte Enlassung zur Folge haben können. Wenn du nicht willst, dass es soweit kommt, und davon gehe ich aus, erwarte ich absolut korrektes Verhalten, Germanicus. Die Cohortes Urbanae haben einen Ruf und jedes Mitglied hat ihm gerecht zu werden. Du schreibst mir den Einsatzbericht, und anschließend, sollte ich mit deiner Arbeit zufrieden sein und auch dein restliches Verhalten stimmen, können wir uns irgendwelchen möglichen Sonderaufgaben für dich widmen."
    Damit war dieses kleine Theater hoffentlich geklärt und er könnte sich wieder wichtigeren Aufgaben zuwenden, wie etwa mit dem anderen Germanicus, Aculeo, die kleine Unterhaltung zu führen, die sich dieser gewünscht hatte. Was ja eigentlich auch nicht gerade höchste Priorität hatte, aber zumindest eine angenehme Abwechslung darstellen würde. Den interessierten die Vorfälle in der Castra sicherlich ebenso, zumal er bestimmt nichts dagegen hätte, wenn sein etwas falsches Bild von seinem Verwandten korrigiert würde. Vollkommen unbrauchbar schien der Miles auf den ersten Blick nicht, nur eben etwas eigenartig, und das war Germanicus Aculeo offenbar entgangen. Fragte sich nur, ob man diese Eigenarten irgendwie zurechtbiegen konnte.
    "Achja, richtig. Optio Rubrius, es stehen Versetzungen in den Norden an. Stelle mir eine Liste an Männern zusammen, die du für den Dienst in Germania empfehlen und erübrigen kannst. Das wäre dann alles. Wenn es keine weiteren Fragen gibt, könnt ihr wegtreten."

  • Trogus war verwundert, als er gelesen hatte dass er beim Tribun antreten musste. Hatte er was ausgefressen? Nein eigentlich hatte er das nicht... erklären konnte er es sich also nicht. Er stand also im Vorzimmer, nicht dass es etwas neues war, und meldete sich an.
    "Tiro Quinitilius Trogus meldet sich wie befohlen beim Tribun."

  • Der Schreiber guckte zunächst schief, als sich der Tiro vorstellte. Normalerweise wusste er ja über die Befehle Bescheid, die der Tribun austeilte, von einem vorgeladenen Tiro war aber heute nirgends die Rede gewesen. Glaubte er jedenfalls. Konnte auch sein, dass er sich irrte, wovon er aber nicht ausging. Wenn einmal der seltene Fall eintrat, dass ein einfacher Tiro sich beim Tribun zu melden hatte, bekam er das für gewöhnlich mit und vergaß es vor allem nicht gleich wieder. "Einen Augenblick, Tiro", sagte er knapp und durchsuchte mit gerunzelter Stirn die Schriftstücke auf seinem Pult, kam aber im Anschluss exakt zu dem Ergebnis, welches er bereits befürchtet hatte. Höchst eigenartig. Für gewöhnlich tanzen Tirones ja nicht einfach aus Spaß im Arbeitszimmer eines Stabsoffiziers an.
    "Der Tribunus hat nicht nach dir schicken lassen, Tiro. Von wem hast du den Befehl erhalten?" Vermutlich handelte es sich um ein simples Missverständnis.

  • Etwas verduzt, fast entsetzt schaute der Tiro den Schreiber an. "Das... das... der Befehl hing aber doch aus.... Moment." Er huschte aus dem Raum und kam nach kurzer Zeit direkt wieder, mit einem Schreiben in der Hand.
    "Hier, bitte. Darauf habe ich mich hier gemeldet. Das hing bei den Bekanntmachungen, wie alle anderen Befehle auch."



    Befehl


    der Tiro
    Aulus Quintilius Trogus


    Hat sich unverzüglich bei seinem Tribun zu melden.


    Optio C. Rubrius Pennus

    CENTURIA III · COHORS XII


  • Abwartend trommelte der Schreiber mit seinem Stilus auf der Tischkante herum. Seltsamer Bursche. Der meinte es wirklich ernst. Erstmal abwarten, was der Junge anschleppen würde, wenn er zurückkam, beschloss der Cornicularius, und sobald der Quintilius zurück war, schnappte er sich die Tabula aus der Hand des Rekruten und beäugte sie, als hätte er noch nie im Leben eine Tabula gesehen. "Ja ... wie? Hä? Ääääh ..." Wie er das Teil auch drehte und wendete, da stand der Befehl drauf. Schwarz auf Wei - ... Rille auf Wachs? Na, Klar und deutlich, jedenfalls. War ihm da wirklich etwas durch die Lappen gegangen? Aber der Tribunus hatte doch gar nicht mehr mit dem Optio korrespondiert seit der Geschichte mit dem Hehler. "Warte mal, ja?"
    Der Cornicularius erhob sich von seinem Pult und klopfte mit dem Befehl in der Hand an der Tür seines Vorgesetzten. "Herein?", hörte man von der anderen Seite Tür, woraufhin der Cornicularius seinen Kopf durch den Spalt steckte. Gemurmel drang aus dem Officium, bis der Schreiber seinen Schädel wieder ins Vorzimmer zog und die Tür schloss. Ratlos kratzte er sich den Schopf.
    "Da hat sich wohl jemand einen Scherz erlaubt." Sowas war ihm auch noch nie untergekommen. Mit einem Schulterzucken überreichte der Schreiber dem unerwünschten Gast die Tabula wieder. "Es wurde nicht nach dir geschickt, Tiro Quintilius. Laut Tribunus sollst du ... äh ... wegtreten." Ursprünglich hätte er ja gar nicht mal antreten sollen. "Vielleicht weiß dein Optio ja, was es damit auf sich hat."

  • Langsam hatte Trogus eine Idee was es damit auf sich haben könnte. Da war ja noch etwas... Frugi, dieser elende kleine... das war also die Rache für das Dumm und Dümmer, naja es war besser als in der Latrine zu landen.
    "Danke, ich glaube es war wirklich ein Scherz eines ehemaligen Miles. Kleine Rache für einen Kommentar den ich mir erlaubt habe. Ich denke damit sollte ich den Optio nicht belästigen, der hat schon andere Miles als Sorgenkinder, da braucht er nicht weitere."
    Mit einem Nicken trat der Quintilier ab.

  • Sim-Off:

    Da meine Amtszeit rast, nehme ich mir die Impertinenz, prompt in dein Officium zu platzen und mein Anliegen vorzutragen :P


    Der Tresvir wurde ins Officium geleitet, dessen Inhaber nach Angabe des wachhabenden Miles ein Aulus Iunius Avianus war, Tribunus Cohortis und augenscheinlich mit jenen Obliegenheiten betraut, unter welche die Eskorte eines Magistrats ebenfalls war zu subsummieren.
    Bedächtig glättete der junge Flavius seine Toga, ehe er, gefolgt von Patrokolos, eintrat und den Tribun fixierte. Ob der Größe des Officiums war der Iunius hinter seinem Schreibtisch in einer Distanz, in welcher er kaum mehr die Züge des Opponenten zu differenzieren vermochte, was es ihm wiederum impossibel ließ erscheinen zu bescheiden, ob er dieser Person jemals bereits war ansichtig geworden.
    "Salve, Tribunus Iunius."
    , salutierte er somit förmlich und nannte unumwunden sein Anliegen:
    "Ich bin Manius Flavius Gracchus Minor, Sohn des Consulars Manius Flavius Gracchus und Tresvir monetalis. Ich benötige eine stärkere Eskorte für eine Reise zu den kaiserlichen Minen zu Populonia, um einen Schaden zu inspizieren und restierende Kupfervorräte hierher in die Urbs zu geleiten."

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