Hier befinden sich die Amtsräume des
Praefectus Praetorio
Faustus Decimus Serapio
Officium des neuen alten Praefectus Praetorio Faustus Decimus Serapio
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Ich war wieder zurück! Offiziell und vor ganz Rom wieder zum Kommando der Garde berufen, durch unseren allergnädigsten Kaiser Aquilius Severus.
Die Amtsräume hatte ich erst mal gründlich überholen lassen, und alle unschönen Spuren der Vergangenheit tilgen lassen, den barbarischen Vandalismus der Putschisten ebenso wie die Hinterlassenschaften des ruhmlosen Interimspräfekten Maevius Mussidanius, der eine große Vorliebe für üppig verschnörkeltes Bronzemobiliar gehegt hatte (ein grauenvoller Stil, der zu Zeiten meines Großvaters zuletzt modern gewesen war...)Jetzt waren die Räume kaum wiederzuerkennen. Nur der Blick aus dem Fenster meines Officiums, weit über die Stadt, auf den Esquilinhügel und die mächtig aufragenden Bauten des Palatin, der war noch immer der selbe.
Die Wand gegenüber hatte ich mit einem riesigen Mosaik verzieren lassen: eine Karte unseres Imperiums: von den Küsten Britannias bis zum Aegyptisch-Nubischen Grenzland Dodekaschoinos, wo wir damals die blemmyschen Wüstenstämme geschlagen hatten, vom mauretanischen Atlasgebirge und den Säulen des Herakles bis hin zum großen Strom Euphrates, den ich einst als junger Rekrut der Prima überquert hatte. Winzige Steinchen in allen Schattierungen von ocker, grün und blau, sienna, wüstengelb und ziegelrot, fügten sich zusammen zu diesem detaillierten Bild unseres großartigen römischen Reiches. Die übrigen Wände wurden von frischen, kraftvollen Fresken geziert: allegorische Darstellungen des Gottes Mars, der Fides und des Honos.Ich selbst trohnte auf einem Scherenstuhl hinter meinem wertvollen Ebenholz-Schreibtisch, ja genau, dem von früher, den ich mir zu meiner ersten Erhebung damals geleistet hatte. Zwar hatte das extravagante Möbelstück arg gelitten unter der stumpfsinnigen Zerstörungswut der Aufständischen, so dass ich tatsächlich kurz davor gewesen war, das ganze Ding im Zorn zu verfeuern. Doch dann hatte ich mich daran erinnert, dass man auch eine stolze Eiche nicht fällt, nur weil ein Köter mal daran das Bein gehoben hat. Und somit hatte ich den Tisch sorgfältig restaurieren lassen: das kindisch in die Tischplatte geritzte Gekrakel war abgeschliffen, Kratzer ausgebessert, alles neu geölt und zu seidigem Glanz poliert. Eine elegante neue Einlegearbeit aus Obsidian zierte nun die Oberfläche, ein klassisches Skorpion-Motiv, und wenn ich alleine war strich ich bisweilen mit einem stillen Lächeln darüber, mich an der kühlen Glätte und der nachtschwarzen Tiefe dieser perfekten Fläche erfreuend... Passende Scherenstühle standen bereit, und auch zwei Klinen, für Gespräche in eher lockerer Atmospäre (wie es unser Kaiser ja oft vorlebte).
Einen weitläufigen Nebenraum für Besprechungen in großer Runde gab es, und einen kleineren zum übernachten, den ich (demonstrativ) recht spartanisch nur ausstattete, um meiner Rolle als commilito gerecht zu werden. Im Vorzimmer waltete unerschütterlich mein Beneficiarius Nonius, und davor auf dem Gang wachten stets zwei Soldaten meiner persönlichen Leibgarde, der elitären 'Prätorier unter den Prätorianern'.
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Wieder zurück. So extrem viel änderte sich nun gar nicht, denn Maevius war ja schon länger auf Kur gewesen, durch mich vertreten. Doch nun hatte ich endlich die Autorität, meine Initiative, die Garde zurück zu ihrem alten Glanz zu führen, tatkräftig anzugehen! Laut sagte ich das natürlich nicht, schon gar nicht bei öffentlichen Auftritten wo es darum ging Stärke zu demonstrieren und den Korpsgeist der Soldaten zu beschwören – doch natürlich hatte die Garde den Adlerlass im Krieg und die darauf folgende Zeit der von oben verordneten miserablen Führung noch lange nicht komplett überwunden.
Zuerst mal setzte ich mich zusammen mit den führenden Köpfen und den verbliebenen alten Hasen, um sie für meine Strategie mit ins Boot zu holen. Dann ließ ich nicht nur die Tribunen, auch jeden Centurio, jeden Decurio bei mir antreten, obgleich das bei der Größe der Einheit wochenlang dauerte bis ich sie alle gesehen hatte, besprach mit allen einzeln Zustand und Einsätze ihrer Truppen, wo es hakte und auch was diese in der letzten Zeit schon hervorragendes geleistet hatten. Hervorragendes, wie zum Beispiel die Turmae unserer Kavallerie, die bei der Imagoweihe dem Kaiser und dem Rest der Stadt eine so atemberaubende Vorstellung ihrer Reitkunst, Präzision und Disziplin gegeben hatten.... Exzellenz war ein Ziel, dass sich, wie das Mosaik auf meiner Wand, aus vielen kleinen Steinchen zusammensetzte.Eine massive eisenbeschlagene Truhe hatte ich, von starken Trägern geschleppt, mitgebracht in mein Officium, mit schwerem Schloß und an die Wand festgekettet – die enthielt das Gold und Silber für das große Donativum, dass ich zu meinem Antritt versprochen hatte. Viermal Extra-Sold für jeden Mann der Garde, es war eine echte Schatztruhe, und anfangs, als sie noch voll war, da sorgte ich mich schon ein wenig jemand könne, trotz Bewachung, einen großen Coup landen und mir den Schatz stehlen... Doch dann leerte sich sich Stück für Stück, als ich die Donativa ausgab: die an die Offiziere verteilte ich eigenhändig, die für die Mannschaft überreichte ich den Signiferi und Vexillarii, die sie dann weiterverteilten. Leider würde mir nach dieser Aktion so bald kein neues Streitwagen-Gespann mehr leisten können... Aber es war nun mal wichtig, der Garde das zu geben was der Garde gebührte. Einen zahmen Panther sollte man ja auch immer gut füttern, damit er gar nicht erst auf die Idee kam, seinen Besitzer aufzufressen. (Nebenbei erwähnt hatte ich jetzt sowieso keine Zeit mehr, um dem Zweigespann-Rennsport noch ernsthaft zu frönen.)
Ich hielt die Leute auf Trab, festentschlossen den neuen Schwung zu bewahren. Auch belebte ich eine alte Tradition wieder, und machte es mir zur Gewohnheit, die Parole der Palastwache persönlich auszugeben. Die zivilen Seiten meines Kommandos waren früher, in der wirren Kriegszeit, ziemlich unter den Tisch gefallen, sie wahrzunehmen war eine neue Aufgabe für mich. Ebenso der Beisitz im Senat. Natürlich strömten mir auch viele neue Klienten zu, und ich erhielt eine Vielzahl von Einladungen, denen ich, selbst wenn ich gewollt hätte, gar nicht allen hätte folgen können. Eine gesellschaftliche Verpflichtung gab es aber, die mir ganz besonders willkommen war, und die ich mir um nichts in der Welt hätte nehmen lassen: den neuen Konsul bei der Prozession zu seinem Amtsantritt zu begleiten.
Wobei ich mich besonders ins Zeug legte: die fähigen Offiziere, die gleich mir durch Palma und Konsorten kaltgestellt worden waren, wieder zurück auf angemessene Positionen zu holen. Es hatte ja nicht jeder so gute Verbindungen und couragierte Fürsprecher gehabt wie ich – viele krebsten noch immer auf irgendwelchen subalternen Posten in den hinterletzten Ecken des Reiches herum...
Auch die Routine kehrte natürlich zurück, die Aufgaben des Alltags, und der Papyruskram. Ich unterzeichnete und siegelte, ernannte und entließ, plante, inspizierte, repräsentierte und so weiter. Ich lebte praktisch in der Castra, und suchte die Casa Decima nur noch zum Schlafen auf. Manchmal übernachtete ich auch gleich hier.
Das Informantennetzwerk von früher wieder aufzubauen, das war mir ebenfalls besonders wichtig. Ich sandte Speculatores in alle Himmelsrichtungen, ließ neue Schnüffler und Spitzel anwerben, erhielt bald schon einen stetigen Strom an Berichten. Aufklärung war das Alpha und Omega um eine Schlacht, um den Krieg, zu gewinnen.
Und im Grunde waren wir Prätorianer doch stets und ständig auf Posten im Krieg: gegen den Verrat, der tief im römischen Wesen verwurzelt war, seit Romulus den Remus erschlagen hatte. Gegen die Ränke und die Machtgeilheit und die Hybris derer, die es immer gab und immer geben würde, die nur darauf warteten loszuschlagen, gegen unseren guten Kaiser, die seine segensreiche Herrschaft ohne mit der Wimper zu zucken wieder in reichsweites blutiges Chaos verwandelt hätten, nur um selbst einen größeren Fetzen der Macht an sich zu reißen. Wenn unsere Wachsamkeit erlahmte, wenn ihnen eine Blöße geboten wurde, dann würden sie unweigerlich losschlagen. Und darum durfte unsere Disziplin nie erschlaffen, die Garde sich niemals eine Schwäche erlauben!
Ein steter Kampf, nicht nur in dieser Hinsicht. Denn unsere Einheit selbst, die Garde selbst, in der Vergangenheit nicht umsonst des öfteren als 'Kaisermacher' bezeichnet, trug ja ebenfalls jenen unschönen Zug zum Verrat in ihrem römischen Wesen. Dem wir, Serapis bewahre, eben nicht nachgeben durften. -
Kurz nach der - erneuten - Amtseinführung des Decimus Serapio als Praefectus Praetorio suchten die Decuriones sein Officium auf, um sich, wie vereinbart, die Donativa für sich und für ihre Turmae abzuholen. Natürlich musste das geeordnet vonstatten gehen und dokumentiert werden, damit auch nichts unter den Tisch fiel - das war natürlich aus beidseitigem Interesse. Vielleicht würde der alte, neue Gardepräfekt auch die Gelegenheit nutzen, mit seinen Offizieren kurz ins Gespräch zu kommen, um das ein oder andere zu besprechen.
Die Männer meldeten sich an und wurden einzeln in das Officium vorgelassen. Als Vespa an der Reihe war, schritt er hinein, postierte sich vor dem Schreibtisch des Praefectus und salutierte diesem stramm mit neutraler Miene und ruhigem Blick, wie man es von ihm eben gwohnt war.
"Ave, Praefectus." er verzichtete darauf, an dieser Stelle zu gratulieren, hatte er doch mit allen anderen den Schwur auf dem Marsfeld geleistet und diesem Mann die Treue geschworen (neben dem Kaiser natürlich). Außerdem war dieser Mann bereits schon einmal Gardepräfekt gewesen. Für den gebürtigen Griechen war es einfach nur ein Kommandowechsel, er unterstand jetzt dem Kommando eines anderen Mannes, dessen Befehlen er nun bedingungslos folgen würde. Auch wenn es sich zum Glück um einen ehrbaren und erfahrenen Mann handelte, salutierte er in erster Linie dem Rang, also dem Kommandenten, und nicht der Person, die diesen inne hatte. Daher war es ihm auch völlig gleichgültig, was vor einigen Jahren während des Bürgerkrieges vorgefallen war. Für Vepsa zählte das jetzt und die Zukunft. Der Decimer hatte damals einfach seine Pflicht getan und war nun einige Zeit später wieder hier, Punkt.
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Am späten Vormittag nach den morgendlichen Übungen auf dem Exerzierplatz suchte Vespa das Officium des Praefectus auf. Wie üblich meldete er sich zunächst beim Sekretär an, der ihn dann nach wenigen Augenblicken zu Decimus Serapio vorließ.
Der Decurio stellte sich vor dem Schreibtisch in gebührendem Abstand auf und stand stramm zur Begrüßung. "Ave, Praefectus." Anders als beim letzten Mal, war er nicht in eigener Sache hier, sondern wegen seines Patrons.
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