Die Zustände auf der Tiberinsel

  • Da es sich bei Chrysogonas Anliegen nicht um die Gesundheit des Kaisers handelte, hatte sie sich einen Termin für eine Audienz in seinem Officium geben lassen. Sie erschien zur verabredeten Hora und betrat nach Aufforderung das private Officium. Inzwischen kannten sich der Kaiser und seine Privatmedica schon eine Weile, so dass Chrysogona sofort zum Kern der Angelegenheit vorstieß.


    "Salve, mein Kaiser. Ich komme heute mit einer Angelegenheit zu dir, die sich nicht in meinem Zuständigkeitsbereich befindet, die mir aber Kopfzerbrechen bereitet. Seit meiner Ankunft in Rom suche ich regelmäßig den Tempel des Aesculapius auf der Tiberinsel auf. Und schon bei ersten Besuch war ich entsetzt. Überall auf der Tiberinsel insbesondere aber in den Wandelhallen und auf dem Vorplatz des Tempels, sowie den Stufen des Heiligtums lagern Kranke und Sieche. Ich habe nachgefragt und feststellen müssen, dass es keinerlei Behandlungseinrichtungen für die Menschen auf der Tiberinsel gibt. Die einzigen Gebäude über die der Tempel verfügt sind Schatzhäuser für die vielen Votivgaben, die dem Gott von den Hilfesuchenden gespendet werden. Mein Kaiser, diese Ansammlung von kranken Menschen ist nicht nur unwürdig für die Stadt und das Heiligtum sondern auch ein gefährlicher Nährboden für Seuchen und Epidemien. Mitten in der Stadt, wenn du so willst."
    Die beiden senkrechten Falten zwischen ihren Augen traten deutlich hervor. Sie wartete auf die Antwort des Kaisers.

  • Der Kaiser wunderte sich, als sein Sekretär Plinia ankündigte. Er hatte sie erst kürzlich bei einer Visite gesehen, während sie während des Tages quasi nie in sein Blickfeld kam. Dass sie ihr Anliegen nicht angesprochen hatte, wies darauf hin, dass es nicht um eine Privatsache ging.


    Was sie dann formlos wie gewohnt vorbrachte, bestätigte diese Vermutung. Severus strich sich nachdenklich durch den Bart. Der Weihetag des Aesculapius-Tempels waren die Ianuarius-Kalenden. Da war ein Kaiser leider regelmäßig verhindert. Und sonst hatte er ja einen Apollo-Tempel auf dem Palatin, wenn er einen Heilgott brauchte.


    Die Problemlage war ihm also weitgehend entgangen, was er so offen natürlich nicht zugeben wollte: "Das ist natürlich eine denkwürdige Angelegenheit. Obwohl ich davon ausgehe, dass die Schlange es Aesculapius nicht nur die Kranken dort heilt, sondern auch die Gesunden Roms in der Regel schützt." Er lehnte sich auf seiner Kline, auf der er zu arbeiten pflegte, zurück. "An was für eine Art von Behandlungseinrichtung hattest du denn gedacht?"

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  • Chrysogona musste tief durchatmen als sie die Antwort des Kaisers hörte. War er so naiv oder nur zu faul um sich um die Zustände auf der Tiberinsel zu kümmern? Als wenn die Götter einen kleinen Finger krumm machen würden wenn es um eine Epidemie ging.
    Dann aber schien er doch noch gesprächsbereit. Er fragte sie nach einer Behandlungseinrichtung. Die Medica straffte den Rücken. Sie hatte sich Gedanken gemacht.
    "Die Tiberinsel ist nicht sehr groß und die Tempelanlagen nehmen einen großen Teil der Insel links der Brücke ein. Die einzigen verfügbaren Gebäude wären die Schatzhäuser. Ich schlage vor zumindest eines der beiden Gebäude zu räumen, die Votivgaben nach einer gewissen Zeit anderswo zu lagern oder zu Geld zu machen, um die Behandlung der Kranken zu bezahlen. Dann könnte eines der Gebäude für die Untersuchung der Ratsuchenden dienen. Stellt der diensthabende Medicus eine für die Allgemeinheit gefährliche oder für den Hilfesuchenden schwerwiegende Krankheit fest, könnte man die Person außerhalb der Stadtmauern in einer Heileinrichtung ähnlich dem Asklepieion von Kos behandeln. Dafür müssten allerdings noch Räumlichkeiten gesucht oder gebaut werden. Ist das Anliegen ein normaler Fall für den Heilgott Asklepius kann der Ratsuchende ja gerne vor Ort bleiben bis ihm Gehör geschenkt wurde und er sein Opfer darbringen konnte. Ich würde einen Teil meiner freien Zeit dieser Aufgabe widmen, freiwillig die Ratsuchenden untersuchen und diejenigen ausfindig machen, die den römischen Bürgern zur Gefahr werden könnten."


    Die Medica sah den Kaiser erwartungsvoll an. Was hielt er von dem Vorschlag?

  • Die Schatzhäuser? Die Schatzhäuser! "Ich bin mir nicht sicher, ob es kultrechtlich so ohne weiteres möglich ist, Votivgaben zu verkaufen oder anderweitig zu entfernen." In diesem Moment wünschte er sich seinen Pontifex pro Magistro herbei. Oder das Anliegen zum Pontifex pro Magistro. "Eine solche Maßnahme müsste zuerst vom Collegium Pontificum erörtert werden." Er strich sich durch den Bart. "Wärst du bereit, dein Anliegen vor dem Collegium vorzustellen?"

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  • Der Kaiser schien entsetzt, dass die Medica die Schatzhäuser des Tempels ins Spiel brachte. Chrysogona zuckte die Achseln. "Verkaufen ist sicherlich nur eine Option. Wenn man die Votivgaben anderweitig unterbringt wäre den Kranken auch gedient."


    Sie nickte als er feststellte, dass diese Maßnahme erst im Collegium Pontificum erörtert werden müsse. Das hatte sie durchaus erwartet. Auf Kos war es ähnlich gewesen als man Teile des Kultbezirkes des Asklepieions umwanden wollte in Behandlungsräume für die Kranken. Die Medici hatten sich bei den Priestern durchgesetzt! Auf seine Frage nach ihrer Bereitschaft, dem Collegium ihr Anliegen vorzustellen, stützte sie die Hände in die Seiten.
    "Selbstverständlich, mein Kaiser! Es geht hier um eine Angelegenheit von höchster Tragweite. Ich glaube kaum, dass das Collegium die Notwendigkeit negieren wird. Nur zu gerne werde ich meine Argumente den Ponifices vorbringen, wenn du mein Erscheinen dort möglich machst."

  • "Gut, dann werde ich das einrichten." antwortete der Kaiser knapp und gab seinem Sekretär ein Zeichen.
    "Du solltest dich gut vorbereiten." bemerkte er dann lächelnd. "Die Herren Pontifices sind in solchen Dingen wohl noch konservativer als der durchschnittliche Senator."

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  • Die Medica nickte auf die Warnung des Kaisers sich gut vorzubereiten. Sie hatte es vor. Das Thema war zu wichtig.
    "Danke für deine Hilfe. Im Namen der Gesundheit des römischen Volkes bin ich überzeugt davon, dass die Pontifices meine Argumente verstehen werden."

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