Vallum - Die Nachtwache

  • Es war eine der Nächte in denen Seneca nicht den Weg zurück zum Landgut nahm, sondern die Nacht im Praetorium verbrachte. Diese Nacht waren zumeist von Schlaflosigkeit geprägt, der Iunier war mit den Jahren ein Gewohnheitstier geworden, sodass er es nicht mehr im aufgewühlten Bett aushielt und sich auf eine nächtliche Runde durch das Lager machte.
    Recht interessant war es schon, das Lager hatte eine ganz eigene Stimmung wenn die Nachtruhe eingekehrt war und die Mannschaften nur noch in ihren Stuben saßen und sich Geschichten und Anekdoten erzählten, die viele von ihnen über die Jahre bereits dutzende Male gehört hatten.
    Der alten Zeiten willen und auch für die Kontrolle der Lagerroutinen stapfte er Iunier in seinem Fellmantel hinauf auf den Wall und schritt den Gang entlang, bis er schließlich ein bekanntes Gesicht antraf...
    "Germanicus, eine ruhige Nacht hoffe ich?" fragte der Prafectus, während sein Blick die Ferne weit über die Spitzen des Walls suchte.

  • Eine bekannte, aber hier unvermutete Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er wandte sich um und nahm Haltung an, Salve Praefectus,...keine Vorkommnisse. Die Nacht ist bisher ruhig. Was trieb denn den Alten zu dieser Zeit hier auf die Barrikaden?
    Schlief er nicht üblicherweise in seiner Villa Rustica? Na egal,...er würde schon von sich geben was er wollte. Da fielen ihm die Berichte ein,...wenngleich die Patrouillen ergebnislos waren lagen die Berichtsrollen noch bei ihm im Officium.

  • "Ich habe nichts anderes erwartet Decurio." entgegnete Seneca, schließlich waren es ja eigentlich die Lager am Limes die wirklich in der eher unruhigen Zone waren und hier, am Rande Mogontiacums, waren ein paar besoffene Bauern meist die einzige Unruhelage.
    "Sonst alles in Ordnung Germanicus? Wie macht sich die Prima?" fragte er weiter um sich beiläufig über den Gemütszustand seines Offiziers zu informieren und die Nacht durch ein wenig Plauderei zu verkürzen.

  • Varro sah seinen Praefecten unvermittelt an. Sie ritten Patrouille und leisteten ihre Übungen ab. Für eine Kampfeinheit war das reichlich wenig...aber er wollte nicht klagen, so blieb man zumindest theoretisch länger am Leben. Wir haben die Patrouillen und binden die Neo-Equites in ihre Sonderaufgaben ein. Ich denke wir sind auf einem guten Weg ,Praefectus. Jedoch machte er sich seit ein paar Tagen Gedanken über die Besprechung mit diesem frisch eingetroffenen Subpraefectus...Ich habe noch eine Frage Praefectus,...Ocella kann also bei der Prima bleiben?!...vor ein paar Tagen hatten wir beide ein Treffen mit unserem Subpraefectus...er hatte Pläne mit Ocella, wenngleich dieser nicht eben begeistert war, weil sie im Grunde seine linguistischen Fähigkeiten , nun sagen wir einmal,...vor arge Probleme gestellt hätten. Ocella war ein sehr guter Kämpfer, ein prima Kamerad und ein noch besserer Freund, bereit in allen Lebenslagen seinen Hals zu riskieren, aber er hatte seine Grenzen.
    Seine Verlust würde schmerzen.

  • "Duplicarius Ocella?" fragte Seneca mehr oder weniger rhetorisch. Zuerst war er von dem Gedanken befallen, dass es bei einer römischen Einheit mehr als einen Ocella geben könnte, doch dann fiel ihm ein, dass die meisten Männer der Einheit eher exotische Namen trugen.
    "Er wird erst einmal in deiner Einheit bleiben. Zum einen wäre dies ein zu steiler Aufstieg, der Fragen bezüglich Gerechtigkeit und der Behandlung der nicht-römischen Offiziere aufwerfen würde. Und zum anderen, wie du schon ganz richtig sagtest, ist für diesen Posten jemand vorgesehen, der zumindest die größten Dialekte der heimischen Sprache akzentfrei spricht. Also keine Sorge Decurio." versicherte Seneca und blickte über den Vallum hinaus...
    "Als ich hier vor einiger Zeit herkam war dieses Land der schlimmste Platz auf Erden für mich. Karg, kalt und nass. Die Menschen unzivilisiert und schroff." beschrieb er Germanien aus seiner Sicht wenig schmeichelhaft "Doch nun bin ich schon so lange hier und weg aus Rom, dass dies fast schon meine Heimat geworden ist. Ich werde ein Kind haben welches in Germanien geboren ist und eine Tochter, welche sich wohl nicht an ihre Zeit in Italia erinnert." befand er, und zog seinen Mantel ein wenig enger...
    "Sag Decurio, ich habe es vergessen, aus welchem Teil des Reiches stammst du?"

  • Varro nickte mehr oder weniger als Bsetätigung zu seiner eigenen Einschätzung. Es tat gut zu wissen, daß er mit dem Praefecten auf einer Linie dachte und zum anderen den alten Grantler Ocella noch eine Weile bei sich halten konnte.
    Auch er sah auf das in dunkles Nichts gehüllte Vorfeld des Vallums, der Mond beschien nur wenige Konturen, doch war ihm alles so vertraut, daß ihm Abweichungen sofort aufallen würden. So kann man es durchaus sehen,... bestätigte er die wenig verschönernden Darbietungen von Land und Kultur.
    Doch er lebte nach dem Motto, wo auch immer er seinen Kopf zur Ruhe betten kann, dort ist er zu Hause. Ein Gefühl, daß nur verstärkt wurde, wenn Ocella bei ihm war. Ja,...Ocella war ihm wichtig wie ein Bruder. Der Praefect offerioerte ihm da private Einblicke. Nun hieß es aufzupassen. Alles was er nun sagte konnte gut oder eben nicht gut ankommen.
    Er beschloss es philosofisch zu kommentieren. Jede Bewegung geschieht in einer Zeit und hat ein Ziel.

    Sim-Off:

    Aristoteles

    Er lächelte und sah den Iunier an, Nun, Praefectus,...ich bin ein waschechter Römer und komme aus dem Herzen des Imperiums... Was nun wirklich nicht sein größter und ureigenster Verdienst war.

  • "Platon?" fragte Seneca ob der philosophischen Ergüsse seines Offiziers welche ihn durchaus überraschten. Er selbst hatte sich nie sonderlich für die Schriften der großen Denker interessiert, doch mit dem Alter würde der Reiz des Lesens eventuell doch noch den Weg in sein Interessensfeld finden.
    Genauso überrascht war Seneca wegen der Herkunft des Germanicers, Rom, der Bursche kam also direkt aus der Hauptstadt des Reiches und hatte es bis an die Grenze im Norden geschafft...
    "Schau an, ein echter Römer also, das kommt bei der Garde stets gut an." merkte er scherzhaft an, er musste es ja wissen auch wenn er kein waschechter Römer war, zumindest wenn man die Sache geographisch betrachtete, entstammte er doch einer der römischsten Familien überhaupt.
    "Meine Frau und ich wurden beide in Tarraco geboren, kennenlernen durften wir uns jedoch erst in Roma. Wer weiß ob wir nicht eines Tages nach Hispania zurückkehren, irgendwann hat jeder einmal die Pflicht fürs Reich getan." Seneca war noch kein Greis und dennoch standen ihm nicht mehr allzu viele militärische Posten offen, da machte man sich an Abenden wie diesem schon seine Gedanken.
    "Aber genug von den Gedanken eines alternden Mannes der das Gladius gegen den Schreibtisch eingetauscht hat. Decurio Germanicus, kann man dich für deine bisherigen Bemühungen um deine Turma belohnen?" fragte Seneca offen heraus, denn nach Jahren als Offizier wusste er mit Zuckerbrot und Peitsche zu wirtschaften.

  • Natürlich wußte er es besser und entgegnete lächelnd, Aber Nein,...das ist der Lieblingssatz meines Großvaters... Er wurde ein wenig entspannter, besonders als der Praefectus seine Herkunft offerierte.
    Die Praetorianer sind sicher nicht an mir interessiert, was übrigens auf Gegenseitigkeit beruht...als Stadtrömer kennt man sie und weiß sie zu fürchten, besonders wenn sie wieder einmal einen armen Kerl auf Nimmerwiedersehen abführen.
    Ob er es verdient hatte oder nicht. Die Willkür in Roma war ein Grund sich in der Weite des Imperiums umzusehen.
    Nun, warum nicht?...es dürfte dort angenehmer sein als hier in diesem doch eher frostig-zugigem Ort.
    Wenn er alt werden sollte,...dann würde er auch wieder in die Wärme gehen.Ischia,...oder Sicilia.Die Aussage über Pflichten ließ er unkommentiert,...suum cuique.
    Ich bekomme jeden Monat meinen Sold und habe den Respekt meiner Männer,...wenn ich auch deine Anerkennung habe ist mir das Lohn genug.
    Er wollte auf keinen Fall sein Gladius nur noch zur Zierde tragen.

  • "Als ehemaliger Prätorianer darf ich dir versichern, dass wir weit weniger Leute verschwinden lassen als es der Volksmund suggeriert." scherzte Seneca etwas makaber, natürlich gab es immer wieder mal Leute die in den Carcer kamen und diesen nie wieder verließen, Seneca selbst war einst ein Häftling unter der Hand weggestorben (wer konnte ahnen, dass dieser stumm war und deshalb nicht sprechen konnte?).
    "Jedoch kann ich es gut verstehen. Der Dienst an den Grenzen des Reiches führt uns vor gegen welche Feinde wir das Reich und seine Einwohner wirklich verteidigen müssen. Die Stadteinheiten werden gerne zu Spielbällen der mächtigen, doch während sie sich in Rom austoben sorgen wir in solchen Zeiten dafür, dass sie nach ihren Machtspielen noch etwas zu regieren haben." nach dem Bürgerkrieg hatte sich Seneca einen gewissen Zynismus zugelegt was die Politik angeht.
    "Irgendwann, wer weiß, bis dahin fließt noch eine Menge Wasser den Rhenus hinunter." er blickte in Richtung Süden, dort, irgendwo hinter den Alpen und den Pyrenäen lag sein Tarraco, welches nach all den Jahren fernab der Heimat wohl mehr ein idealisiertes Bild war denn das reale ruhige Utopia zu welchem er es stets zusammen mit seiner Frau hochstilisierte.
    "Deine Bescheidenheit beeindruckt mich Decurio. Eine Sache noch: Ein hochrangiger Beamter der Provinzverwaltung muss bald noch einige Siedlungen und Städte besuchen, idealerweise bevor der Winter einbricht. Ich habe beschlossen, dass deine Turma die Eskorte stellen wird. Da ich die Gelegenheit nutzen will ebenfalls noch einige militärische Verwaltungsangelegenheiten zu erledigen, werde ich den Tross begleiten. Der Beamte scheint recht hochrangig zu sein, denn auch die Legio wird eine kleine Eskorte stellen. Er scheint also wie ein rohes Ei behandelt werden zu müssen. Also.. Deine Männer sollten genug Winterkleidung einpacken."

  • Varro´s Miene blieb wie immer eine undurchdringliche Wand. Sein Kommandeur war ein Praetorianer? Dessen kurze Einführung in die Machenschaften des Caput mundi und seiner ehrenwerten Gesellschaft sowie deren willfährigen Gefolgschaft war ihm nicht eben neu.
    Varro nickte und bestätigte,
    Das sehe ich genauso Praefectus, wir sind hier an einer der wichtigsten Grenzen des Imperiums,...hier seinen Mann zu stehen bedeutet Ehre und Stärke zu zeigen. Denn darauf kommt es doch in der Legion an,...die Charaden in Roma mit ihren Ränken, Intrigen und Heimtücken scheint mir dafür weniger geeignet.
    Dann folgte der eigentliche Grund dieses Gesprächs. Wieder einmal eine Begleitung eines Beamten. Wie vor kurzen mit dem jungen Flavier. Welche nicht einer gewissen Brisanz entbehrte. Sollte es diesmal also eine Besichtigungsreise werden und wieder mit Plattfüssen. Na prima, dann würde es halt länger dauern.
    Rohe Eier sind unsere Spezialität Praefectrus, und wenn du uns begleitest werden wir das sicher hinbekommen.
    War das ein leichtes Lächeln was sich da in seinen Mundwinkel stahl?
    Natürlich hatte er für die Patrouillen während denen es empfindlich kalt wurde bereits Winterkleidung befohlen. So angenehm es auch auf dem Rücken eines Pferdes war, man bewegte sich zu wenig um den Körper warm zu halten. Besonders die Füsse litten schnell.
    Er hoffte daher, daß das Ovum romanum mit einer Sänfte reiste, so konnten sie die Pferde führen und nur für eilige Aufträge reiten.

  • "Es freut mich das zu hören Decurio." entgegnete Seneca und lächelte ebenfalls kurz, "Bis zu den Saturnalienfeiern sollten wir auch wieder zurück sein." scherzte der Iunier, schließlich war es bis dahin noch einige Wochen hin und so riesig war die Provinz dann auch nicht, zumal die Anzahl der Orte von Interesse überschaubar war.
    "Übrigens richte ich erneut die Feierlichkeiten aus. Ich würde mich natürlich freuen meine Decuriones auf der Feier begrüßen zu dürfen, als Gäste, nicht als Wache. Solltest du also keine alternativen Pläne haben, so kennst du ja mein Landgut." merkte der Iunier beiläufig an und blickte dann wieder über den Wall "Nun denn Decurio, dieser alte Mann wird nun versuchen etwas zu schlafen. Eine ereignislose Wache noch, und später eine gute Nacht." noch einmal nickte der Praefectus und wandte sich dann am um langsam ins Praetorium zurückzuschlendern.

  • Saturnalienfeiern,...oh...prima.Das war etwas was er mied wie Feuer das Wasser. Diese Einladung war vielleicht wichtig für den Zusammenhalt...vielleicht sogar für seine weitere Karriere. Er nickte und entgegnete, Ich danke dir Praefectus,...ich werde sehen was sich machen läßt! Vielleicht gelang es ihm Wache zu haben oder eine besonders lange Patrouille. Vielleicht waren sie aber auch noch nicht wieder da.
    Alter Mann,...bei den Göttern. Danke Praefectus,...gute Nacht!
    Das sollte sein Weg sein? Ihr aller Weg? Er sah dem Iulier hinterher und als dieser verschwunden war wandte er seinen Blick wieder nach vorn. Er blinzelte ein wenig um seine Augen wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Ruhige, ereignislose Nacht,...verdammter Mist, er musste seine Runde drehen. Bei so einer Lage schlief man gerne ein...übel,...

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