[Atrium/Triclinium] Dies lustricus für Decimus Helvetius Cornutus

  • Es war wohl der erste große Tag des kleinen Helvetiers. Doch ob er viel davon mitbekam, konnte man bezweifeln. Stattdessen hatte er es sich am Morgen noch bei seiner Mama gemütlich gemacht und sich gar nicht so richtig von ihr trennen wollen. Man konnte glatt meinen, er würde doch etwas mitbekommen, denn natürlich hatte es in den letzten Tagen viele Vorbereitungen gegeben, um diesen Tag, seinen Tag ordentlich zu feiern. Sein Papa hatte sich derweil ohnehin den gesamten Vormittag in seinen eigenen Raum verzogen, warum sollte er sich also von seiner Mama trennen. Zum Glück ging es ihr mittlerweile auch wieder besser. Kurze Zeit, oder für ihn eine halbe Ewigkeit, hatte er nicht zu ihr gedurft und war stattdessen von seiner Tante und seinem Papa gehegt worden, der aber meistens eh nicht zu Hause war. Jetzt war aber wieder alles gut. Schon früh hatte Cornutus seine Eltern heute morgen geweckt, weil er es gar nicht erwarten konnte, zu ihnen zu kommen und ja, er hatte natürlich auch Hunger und war froh, dass er dafür wieder zu seiner Mama durfte.


    Curio musste natürlich an diesem Tag komplett umdisponieren. Bis auf ein paar informelle persönliche Gespräche, die er auch in seinem Officium führen konnte, hatte er sich den Tag komplett freigehalten. Das Triclinium war bereits für die Feierlichkeiten hergerichtet, ebenso wie das Atrium, wo das Reinigungsopfer für das Kind, Silvana und die Geburtshelfer stattfinden würde. Zudem fiel der gesamte Nachmittag als Arbeitszeit weg, da er sich ja schlecht von den Feierlichkeiten für seinen eigenen Sohn abmelden konnte. Für jedweden Notfall hatte sich Acanthos in der freien Sklavenkammer im Eingangsbereich eingerichtet, um tatsächliche Notfälle und vermeintliche Notfälle voneinander zu trennen und nur bei einem tatsächlichen Notfall die Feierlichkeiten stören zu müssen. So stand der Vormittag Curios vor allem in Schreibarbeit und den kurzen Gesprächen, während in den beiden zentralen Bereichen alles vorbereitet wurde.


    Und pünktlich zur Einladungen kamen dann auch die Gäste in der Casa Helvetia an. Von helvetischer Seite konnten ohnehin nur Timarcha, Alpina und Ursicina anwesend sein, doch die Duccier wurden in großer Zahl erwartet. Ansonsten waren nur noch die Mitglieder des Officiums zu den Feierlichkeiten eingeladen, wobei Malleus wohl vor allem mit Acanthos zusammensaß, um die Notfälle einzuschätzen, während Bolanus gemeinsam mit Roderiq für die Sicherheit abgestellt war. Schließlich musste auch davon ausgegangen werden, dass ein amtierender Pontifex, Provinzprocurator und vielleicht sogar der Statthalter höchstselbst heute hier erscheinen würden und da wollte Curio definitiv auf Nummer Sicher gehen. Dier Feierlichkeiten für den neugeborenen Helvetier würden also in engstem Familienkreis stattfinden, wobei dieser durch die große Zahl der Duccier wiederum nicht so klein ausfallen würde, wie beim Dies lustricus von Ursicina.


    Sim-Off:

    Ihr könnt gerne direkt hier dazustoßen. Der rituelle Teil wird von mir in einem Post zusammengefasst. Der Schwerpunkt soll also auf der nachfolgenden Cena liegen. :)

  • Mit großer Freude nahm Alpina an der Feier für den Dies Lustricus des kleinen Decimus oder Leif, wie auch immer er sich wohl später selbst nennen lassen würde, teil. Einige Tage hatte es nicht gut ausgesehen und Alpina und Curio hatten um das Leben Runas gebangt. Sie sah auch heute noch sehr blass aus, wenngleich glücklich und stolz.


    Alpina stand an der Seite Timarchas mit Ursicina auf dem Arm, die ungeduldig quengelte, und wartete darauf, dass die rituelle Reinigung vollzogen wurde. Sie erinnerte sich noch gut an den Dies Lustricus von Ursicina und freute sich nun auch der Namensgebung des kleinen Sohnes von Curio und Runa beiwohnen zu dürfen. In Ursis ungeduldig geschüttelter Hand lag die kleine hölzerne Rassel, die ihr Geschenk für den kleinen Leif war.

  • Und die Duccii kamen. Witjon betrat allen voran das Atrium, nachdem ihnen Einlass gewährt worden war. Seine Frau und Tochter folgten ihm auf dem Fuße, dahinter kamen die restlichen Duccii, die der Feier des Dies Lustricus beiwohnen wollten. Mit einem breiten Lächeln durchschritt Witjon das Atrium und wandte sich an Curio, den Vater des Neugeborenen: "Salve Curio, du Göttergesegneter. Danke für die Einladung. Meinen Glückwunsch zum Sohnemann!" Er drückte dem Helvetier kräftig die Hand. "Wie geht es deiner Gattin? Soweit ich hörte, ist sie wohlauf? Und einen gesunden Jungen hat sie dir zur Welt gebracht, den Göttern sei Dank."
    Nach diesen Begrüßungsworten ließ er seiner Frau mitsamt Tochter den Raum, ebenfalls vorzutreten und Curio zu gratulieren. Suchend sah er sich dabei um, ob Runa womöglich auch schon zugegen war, aber im Atrium sah er sie auf Anhieb nicht. Vermutlich war sie mit dem Neugeborenen noch in den Wohnräumen der Eheleute. Witjon war sehr gespannt auf den Kleinen, auch wenn er sicher war, dass er wie die meisten Kleinkinder aussehen würde: Klein, speckig und noch leicht schrumpelig.


    Dafür entdeckte er aber Susina Alpina. Auch sie wurde nach der Begrüßung des Hausherrn mit einigen Worten bedacht: "Salve Susina Alpina, schön dich einmal wieder zu sehen. Und das ist deine Tochter? Sie ist prächtig." Wohlwollend betrachtete er die kleine Ursicina, die auf Alpinas Arm mit einer Rassel spielte.

  • Curio stand bereits im Atrium, als die die Duccier eintrafen. Als erstes war es das Sippenoberhaupt, dass auf ihn zutrat. Der junge Helvetier nickte dem Duccier dankbar zu und schüttelte dessen Hand.


    Salve, Marsus. Ich danke dir für deine Glückwünsche. Die Einladung an euch war aber selbstverständlich. Ich weiß ja, dass ihr sehr viel Wert auf den den Zusammenhalt eurer Sippe legt und wenn ein neues Mitglied geboren wird, auch wenn es nur in der weiblichen Linie ist, war es doch klar, dass ich euch einladen werde.


    grüßte er den Duccier und ließ dann dessen Frage einen Augenblick wirken.


    Die Geburt selbst hat Runa gut überstanden, allerdings hat sie danach ein leichtes Fieber entwickelt. Mittlerweile ist sie aber wieder wohlauf und wird auch gleich mit unserem Sohn dazukommen, wenn der rituelle Teil beginnt.


    Curio wusste nicht, inwieweit der stolze Großvater bereits den Namen des kleinen Helvetiers weitergegeben hatte. Allerdings kannte Verus auch nur den germanischen Namen, der aber schon schicksalsträchtig genug war, den römischen Namen kannte bisher nur Alpina und Curio war sich ziemlich sicher, dass sie nicht darüber geredet hatte.

  • Runa wiegte sanft ihren Sohn in den Armen während sie im Nebenzimmer wartete. Sie hörte die Stimmen der ankommenden Gäste. „Hörst du mein Kleiner? Sie kommen alle nur wegen dir.“ Flüsterte sie ihrem kleinen Jungen liebevoll zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
    Nun war es wohl an der Zeit, also begab sie Runa zum Atrium, sie blieb jedoch am Eingang stehen und suchte den Blick ihres Mannes.

  • "Allerdings", schmunzelte Witjon angesichts Curios Bemerkung über den Zusammenhalt der Duccii. "Ich freue mich sehr, neuen Nachwuchs in Midgard willkommen heißen zu können", erklärte er gutgelaunt. Daraufhin eröffnete Curio den Gästen, dass Runa kurzzeitig im Kindbett ein Fieber bekommen hatte, was Witjon aufhorchen ließ. Einen weiteren Todesfall einer Wöchnerin würde seine Sippe nur schwer verkraften, insbesondere der frische Großvater nicht, der ja am Tod seiner eigenen Frau schon so schwer zu tragen hatte. Bei Witjon klingelten also alle Alarmglocken, bis der Helvetier zum Glück gleich davon berichtete, dass Runa wohlauf war. Witjon entspannte sich und lächelte daraufhin umso breiter. "Das freut mich zu hören", kommentierte er Runas Genesung einfach und wenig später betrat die junge Mutter ja auch schon das Atrium. Jetzt fielen alle Blicke auf sie und das Neugeborene und Witjon musste dem Drang widerstehen, die junge Duccia gleich in die Arme zu schließen. Hier war Curio ja immer noch der Hausherr, dem Witjon keinesfalls zuvorkommen wollte. Erwartungsvoll wechselte er daher neugierige Blicke zwischen Curio und Runa.

  • Mit ihrer Tochter an der Hand, die sich heute trotz der eigentlich zu einem guten Teil bekannten Gesichter eher schüchtern gab und sich halb hinter dem Arm ihrer Mutter versteckte, folgte Octavena Witjon und nutzte auch die Gelegenheit, dem frisch gebackenen Vater ebenfalls zu gratulieren. "Salve, Helvetius. Auch meine Glückwünsche."


    Der eigentlich interessante Teil begann aber natürlich erst, als Runa den Raum betrat, die sich ja offenbar trotz des Fiebers inzwischen wieder guter Gesundheit erfreute, und dabei auch endlich ihren neugeborenen Sohn den neugierigen Blicken der Gäste preisgab. Selbst Camelia an Octavenas Hand reckte nun doch neugierig den Kopf.

  • Nach dem duccischen Procurator trat nun dessen Frau mit der kleinen Tochter an Curio heran


    Ich danke dir Petronia. Und wen haben wir da? Ist das nicht die kleine Camelia?


    Doch die war heute wohl eher ein bisschen schüchtern, sodass der Helvetier gar nicht weiter darauf einging, sondern der Petronia nochmal dankbar zunickte. Nach der Bergrüßung der übrigen Gäste war es dann soweit. Silvana trat aus ihren Wohnbereich heraus und gleich reckten sich alle Köpfe in ihre Richtung, um einen Blick auf das kleine Bündel in ihren Armen zu werfen. Wie immer breitete sich ein freudiges Lächeln auf dem Gesicht des Helvetiers aus, das heute vielleicht sogar noch ein bisschen größer war, als sonst, denn da kam ja nicht nur seine wunderschöne Frau, die sich, den Göttern sei Dank, gut von ihrem Fieber erholt hatte, sondern auch sein Sohn, sein Stammhalter, der kleine Cornutus. Am Hausaltar war derweil bereits alles vorbereitet und daher nickte Curio seiner Frau zu, dass sie nun zu ihm kommen konnte.

  • Sie fing den Blick ihres Mannes auf und trat ein. Langsam durchschritt sie den Raum bis hin zu Altar. Erstens sollte ja jeder der Verwandten einen Blick auf den kleinen werfen können und zweitens war Runa doch immer noch etwas wackelig auf den Beinen, was aber nur damit zu tun hatte, das Alpina sie dazu genötigt hatte so lange im Bett zu bleiben bis das Fieber ganz weg war. Und das war nun mal erst seit zwei Tagen der Fall. Runa hatte ein Kleid gewählt, das beides widerspiegelte zum einen war es nach römischen Vorbild geschneidert, aber es trug Stickereien, die sich bei näherer Betrachtung eindeutig als Runen herausstellten. Außerdem konnte man auch den helvetischen Widder sowie den duccischen Wolf erkennen.
    Runa nickte hier und da einigen der Gäste lächelnd zu. Ein besonders herzliche Lächeln bekamen Witjon und seine Frau und natürlich auch ihre kleine Camelia.
    Dann aber richtete sie ihren Blick auf Curio und blieb kurz vor ihm stehen.

  • Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Curio, wie seine Frau durchs Atrium schritt, nein, nicht schritt, regelrecht stolzierte, mit dem kleinen Cornutus im Arm, langsam genug, dass jeder einen kurzen Blick auf den Jungen werfen konnte. Neun Tage war er nun alt und in diesen neun Tagen hatte er schon so einiges erleben müssen. Natürlich merkte der Helvetier auch, dass der eine oder andere Schritt Silvanas noch recht unsicher war, aber das sollte nicht mehr stören. Sie war gesund und das war die Hauptsache.


    Als sie direkt vor Curio anhielt, lächelte er ihr zu, streichelte seinem Sohn sanft auf die Wange und stellte, natürlich rein pro forma, die Frage, ob sie für die Lustratio bereit waren. Natürlich nickte sie daraufhin und so bat er mit einer Handbewegung auch Alpina und seine Mutter dazu, um sie der Reinigung von der Geburt unterziehen zu können. Im folgenden bedeckte er nun seinen Kopf, bereitete die Opfergaben vor und sprach dann ein Gebet an Iuno Lucina und Nundina, dass sie ihre schützenden Hände über seine Familie halten mögen. Es folgte eine Umrundung, bei der er die Frauen mit Wasser besprenkelte, eine weitere mit dem Weihrauchkessel, sodass sie durch den duftenden Rauch umgeben wurden und schließlich eine dritte mit dem Opfertier, einer strahlend weißen Ziege, die Curio extra für dieses Opfer beim Stammhändler des Apollotempels selbst ausgesucht hatte. Danach sprach er ein weiteres Gebet, in dem er die beiden Göttinen darum bat, die drei Frauen und das Kind zu reinigen sowie das Kind vor den Gefahren der Kindheit zu schützen. Letztlich opferte er die Ziege, die nun durch die Umrundung die Unreinheit auf sich genommen hatte, ließ die Vitalia im Atrium verbrennen, während das essbare Muskelfleisch gleich in die Küche gebracht wurde, wo es für die folgende Cena zubereitet wurde.


    Jetzt fehlte eigentlich nur noch eine Sache, auf die sich Curio einerseits freute, die aber andererseits auch mit einer gewissen Belastung verbunden war, da Namen ja immer irgendwie bedeutungsträchtig waren und ganz besonders derjenige seines Sohnes, der mit seinen Namen gleich in mehrere Fußstapfen zu treten hatte.


    Dann kannst du nun die Namen unseres Sohnes verkünden.


    Gab er dann das Wort zurück an seine Frau und stellte sich dabei neben sie, um auch ja keine Reaktion unter den Gästen zu verpassen.

  • Runa verfolgte jeden Handgriff ihres Mannes mit einer gewissen Portion Aufregung. Immerhin ging es hier heute nicht um irgendein Opfer sondern um den gemeinsamen Sohn. Curio hatte alles unter Kontrolle und so verlief das Opfer – wie nicht anders zu erwarten vollkommen problemlos. In dem Moment als er sie aufforderte den Namen des Sohnes zu verkünden strahle sie dieses typische Aura einer jungen Mutter aus. Doch wie schon immer war auch diese Zeremonie hier von beiden Seite geprägt. So legte Runa ihren Sohn nun in die Arme seines Vaters. Rief mit einem kurzen Gebet die germanischen Götter an um dann auch ihren Sohn den Segen der Götter mitzugeben.
    Sie legte ihrem Sohn einen kleinen Anhänger, in die Hand. Und der Kleine wusste was ihm gut tat, denn er schloss seine Hand um den Stein, der die Form des Hammers des Donars hatte.


    „Willkommen in Midgard, der Segen der Götter mit dir.
    Möge Frey dich wachsen lassen.
    Möge Donar dir Freund und Beschützer sein.
    Möge Wodan dir die Augen für die Wunder der Welt öffnen.
    Möge Freya dich den Genuss des Lebens lehren.
    Möge Frigga dir ein gutes Heim und Geborgenheit geben.
    Möge Njörd dich sicher durch die Hindernisse des Aufwachens helfen.
    Möge Heimdall dir die weite Welt zeigen.
    Möge Sif dir Beständigkeit im Leben schenken.“


    Dann wand sie sich mit einem strahlenden Lächeln an die Familie und die Gäste.
    „Ich möchte eich gern Leif - Decimus Helvetius Cornutus vorstellen.“

  • Alpina hatte Duccius Marsus und seine Frau Octavena begrüßt und beiden stolz Ursicina vorgestellt. Doch dann kam die Hauptperson des Tages. Also in den Augen der Hebamme DIE HauptpersonEN des Tages: Runa und Cornutus oder Leif, wie sein germanischer Name lauten würde.


    Erleichtert, dass es Runa bereits wieder soweit gut ging, dass sie an der Namensgebungszeremonie selbst teilnehmen und sogar ein Gebet für ihn sprechen konnte, beobachtete Alpina die stimmungsvolle Zeremonie. Wie schön war es doch, wenn eine qualvolle und gefährliche Entbindung eine solche Würdigung erhielt.

  • Am heutigen Tage würde der römische Name seines Enkelsohns verkündet werden - der dies lustricus. Zusammen mit seinen Verwandten war Phelan zur Casa Helvetia gekommen, um mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn diesen Akt zu feiern. Natürlich waren schon einige Gäste anwesend, als die Duccii die Casa erreichten, verpasst hatten sie aber noch nichts. Allen voran eröffnete Witjon mit seiner Gattin und Tochter die Begrüßungsrunde, welcher sich der duccische Pontifex sowie die anderen anschlossen.


    Als Runa den Raum mit Leif betrat, reckten sich die Häupter, um einen Blick auf das Neugeborene zu werfen. Nach einigen Beglückwünschungen wurde allmählich um Ruhe gebeten, man versammelte sich um den Hausaltar, wo nun die Zeremonie vonstatten gehen würde. Dass dies der Hausherr und nicht der Pontifex übernahm, war auf der einen Seite völlig normal und auf der anderen auch dankbar, wenn man dabei an Phelans Zustand dachte, der noch immer vom Tod seiner Frau aber mit der Zeit mehr und mehr durch den Zwist mit bzw. vom Zweifel an die Götter geprägt war.
    Bezeichnend war es, dass er die Zeremonie ohne jegliche Gänsehaut, wie er sie sonst oft bei den sowohl römischen als auch germanischen Opfern hatte, verfolgte und das Opfertier als eben jenes sah, was es eben war, Fleisch, dass unter einem zeremoniellen Vorwand getötet wurde und letztendlich auf dem Teller landete. Bezeichnend war auch, dass ihn diese Tatsache, diese rationale Sichtweise auf die Götter bzw. die Religion überhaupt, völlig kalt ließ, weshalb sich bei ihm auch keine Regung der Verwunderung zeigte. Als Runa die einzelnen Gottheiten anbetete und sie um ihren Schutz für Leif bat, wurde ihm immer deutlicher, wie abstrus der Gedanke an diese höheren Mächte doch eigentlich war. Flüchtete man sich dabei nicht in irgendwelche Wunschvorstellungen, die man in etwas höheres projizierte, da man diese nicht selbst erreichen konnte?


    Letztlich wurde Phelan durch die Verkündigung des römischen Namens seines Enkelsohns aus seinen Gedanken gerissen. Decimus Helvetius Cornutus. Dass sein Enkel den selben Praenomen trug, wie sein Großvater, war sicherlich eine nette Geste, für die er sich sicherlich erkenntlich zeigen würde. Allerdings war der Praenomen in der römischen Welt letzten Endes doch der unwichtigste der drei Bestandteile eines römischen Namens. Dass für Ulf diese Zeremonie noch nicht vollzogen wurde und dieser somit auch noch keinen römischen Namen trug, wurde ihm am heutigen Tage noch einmal in Erinnerung gerufen, was bei ihm allerdings kein schlechtes Gewissen verursachte.


    Phelan befand sich zwar immer noch in diesem besagten Zustand, aber dennoch hatte er dabei nicht aus dem Blick verloren, was seine Pflichten waren, zumindest nicht was seinen Sohn betraf. So begann er als Erster zu klatschen, worauf die restliche Gesellschaft mit einstimmte, und warf erst Curio ein anerkennendes und gratulierendes Nicken zu, bevor er den Blick seiner Tochter suchte und ihr ein für seine momentanen Verhältnisse herzliches aber kurzes Lächeln zuwarf. Weitere persönliche Beglückwünschungen würden nach dem offiziellen Teil folgen.



    Sim-Off:

    Da ich hier viel zu spät poste, übergehe ich einfach mal die persönlichen Begrüßungen und simme diese als bereits vollzogen.

  • Spät, aber nicht zu spät erreichte das statthalterliche Paar die Casa Helvetia. Wie so oft war der Terminplan des Vertreters des Kaiser in der Provinz vollgestopft mit Terminen... und der vorangegangene war derart hartnäckig, dass Vala den Mann schon fast unmissverständlich schroff daran zu erinnern hatte, dass er nicht der einzige Mann auf Erden war, der der Aufmerksamkeit des Statthalters bedurfte. So kam es, dass ausnahmsweise Vala später präsentabel hergerichtet war als seine Gattin und diese eben ein paar Minuten auf ihren Gatten hatte warten müssen.
    Als sie die Casa erreichten wurden sie gleich zum Ort des Geschehens geleitet, wo sich offensichtlich gerade der zeremonielle Teil abzuspielen gedachte. Um nicht auch noch hier für Verzögerungen zu sorgen hielten sich die beiden betont im Hintergrund und beobachteten das Geschehen aus einer ihrem Status eigentlich ganz und garnicht entsprechenden Reihe. Nichtsdestotrotz: sie waren hier. Auch dem Statthalter ging eben nichts über die Familie. Selbst wenn er insgeheim gehofft hatte, dass es zu diesem Moment eben nicht käme und die für ihn nach wie vor himmelschreiend unvorteilhafte Ehe quasi von selbst erledigte, um Runa eben doch noch standesgemäß zu verheiraten. Aber dieser 'Erfolg' war ihm nicht vergönnt und die Ehe folgerichtig vollzogen und mit Nachwuchs besegnet... was die Sachlage für Vala vollkommen änderte. Um diesem Sprössling der Familie ein standesgemäßes Fortkommen zu ermöglichen, musste der Makel der Standlosigkeit des Vaters beseitigt werden. Was die Karriereplanung des Helvetius quasi zwangsläufig zu etwas machte, dem auch Vala seine Aufmerksamkeit schenken musste.


    All das ging Vala durch den Kopf während der Lebenssegen und die Namensgebung vonstatten gingen.. und so tief war er in seinen Gedanken verfasst, dass er beinahe nicht mitbekommen hatte, wie der Bub denn nun heißen sollte. Erst glaubte er sich verhört zu haben, doch dann wurde ihm klar, dass er das eben nicht hatte. Der Junge sollte Leif heißen?
    Innerlich ging Vala die überschaubare Ahnenreihe ihrer Familie durch, konnte sich beim besten Willen aber nicht an einen Mann namens 'Leif' in der direkten Linie der Duccii Audaodensi erinnern. Oder daran, ob man ihm zumindest eine schriftliche Bitte hatte zukommen lassen. Aber nichts dergleichen: mit wachsender Irritation im Blick suchte Vala vor allem den Blick des Mannes, den er für diese... gelinde gesagt... spezielle Namenswahl verantwortlich machte: Phelan.
    Hatte er ausgeheckt, dass sein Enkel den germanischen Namen des Flavius Duccius Germanicus, SEINES Vaters bekommen sollte? War das ein schlechter Witz? Eine kalkulierte Frechheit?
    Selbst wenn Vala nicht vorhatte seinen Sohn, den zu zeugen gedachte, dem Namen seines Vaters zu geben, das hier war in Sachen Familientradition ein halber Affront... nein, ein ganzer.

  • Grade in diesem Moment war Silvana einfach mal wieder wunderschön und strahlte eine Aura aus, die den jungen Helvetier beinahe magisch anzog. Dennoch hielt er sich zurück, natürlich, denn er konnte hier, bei dieser semioffiziellen Veranstaltung, bei der, obwohl sie im engen Familienkreis gefeiert wurde, ja eben auch der Statthalter, ein Mitglied der Provinzverwaltung und ein lokaler Pontifex, der zudem das Amt des Flamen Divi Augusti anstrebte, anwesend und da war die sonstige informelle Vertrautheit einfach fehl am Platz. Nichtsdestotrotz war dem Helvetier sein Stolz über Frau und Sohn mehr als deutlich anzusehen, besonders jetzt, als Silvana noch mal ein germanisches Gebet sprach und letzten den Namen verkündete. Eine kleine Vertraulichkeit bekam seine Frau dann aber doch, denn nach der Namensverkündung streichelte er ihr einmal sanft über den Rücken, bevor er sich den Gästen zuwandte.


    Wir freuen uns sehr, dass ihr hier seid und mit mit uns den Dies lustricus von Decimus Cornutus zu feiern. Im Triclinium wurden Speisen angerichet und die Sklaven werden dafür sorgen, dass eure Gläser und Becher regelmäßig aufgefüllt werden.


    Zumindest hatten Alpina und Silvana reichlich Getränke eingekauft, sowohl Wein, als auch Bier und Met, und mit Blick auf die Hochzeit hatten sie ja auch eine grobe Vorstellung von dem Getränkeverbrauch der Duccier, die ja heute den weitaus größeren Teil der Gästeschaft ausmachten. Nach diesen Worten gab er nun die Richtung an und ging ins Triclinium, in dem die Klinen in der üblichen Ordnung aufgestellt waren und bereits Gwyn und Acanthos bereitsstanden, um die Gäste zu bedienen.

  • Runa lächelte ihrem Mann zu. Dann löste sie sich aber aus seiner Nähe und ging zu ihren Verwandten um ihnen nun auch die Chance zu geben, ihr neues Familienmitglied genauer zu betrachten und in ihren Reihen zu begrüßen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!