Servitriciuum | Nemo nascitur sapiens, sed fit

  • Nemo nascitur sapiens, sed fit - Niemand wird weise geboren, sondern man wird es erst.
    -Seneca


    Nach einer recht lauen Sommernacht in Rom hatten sich die ersten Sonnenstrahlen auf die sieben Hügel Roms gelegt, und mit ihnen erwachte die Stadt nach und nach aus ihrem sowieso nicht tiefen Schlaf.
    Die Händler stellten ihre Waren raus, die Tavernenbesitzer fegten die Straßen vor ihren Gasthäusern, und in den Straßen wimmelte es von Klienten, welche zuerst bei ihren Patronen sein wollten, um sich nicht wieder den halben Vormittag bei ihnen anstellen zu müssen.
    Auch in der Villa Flavia Felix war am heutigen Morgen einiges los. Während viele Sklaven in der Culina bereits das Essen für die Herrschaften zubereiteten, wartete auf Attica an ihrem zweiten Tag in der Villa - und nach ihrer ersten Nacht im Servitriciuum - ein ganz besonderer Gast.


    Aristocles


    Ein anderer Sklave führte Aristocles, einen Freigelassenen welcher sein Brot nun als Lehrer verdiente, zu Attica. Er selbst kannte diese Gemäuer gut, schließlich hatte er schon einigen Sklaven die recht komplexe römische Sprache beigebracht, ganz gleich woher sie kamen, und bisher hatte sich noch niemand dumm genug angestellt um nach dem Unterricht nicht zu verstehen was ihre Herren von ihnen wollten.
    "Ah Attica! Salve!" grüßte der alte Mann sie und machte dabei eine grüßende Handgeste, "Ich bin Aristocles. Dein Lehrer." stellte er sich danach langsam und mit Handzeichen als Unterstützung vor, bevor er Iduna einen Platz anbot.

  • Nemo nascitur sapiens, sed fit
    Iduna & Aristocles (NPC)
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    An ihrem zweiten Tag in der Villa Flavia, erwachte Iduna viel zu früh und rieb sich etwas verschlafen die Augen. Bevor sie sich blinzelnd umblickte und den Geräuschen lauschte, die an ihr Ohr drangen. Wie spät ..oder früh es war, konnte die junge Germanin nicht beziffern; aber nachdem sie die Geräusche vernommen hatte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Ja, so musste es sein. Und alleine dieser Gedanke ließ sie sich hastig erheben, wobei sie herzhaft gähnte und sich hastig die Hand vor den Mund presste.


    Das leise kichern der anderen Sklaven, die sich mit ihr in den Sklavenunterkünften befanden, drang mit einem höhnischen Klang gespickt an das Gehör der rothaarigen Germanin, so dass Iduna ihre Schultern augenblicklich straffte. Mit einem vorsichtigen Schimmer in ihren Seelenspiegeln drehte Iduna ihren Kopf von einer Seite auf die andere, bevor sie sich hastig ihr wunderhübsches Kleid anzog und mit den Fingern durch ihre wilden Locken strich. Zum Abschluß schlang sie sich noch den goldenen Armreif um ihr Handgelenk und drehte sich einmal im Kreis. Dabei schmiegte sich das Kleid an ihren filigranen Körper, so dass den Lippen der jungen Germanin ein leises Lachen entfloh.


    Jenes Lachen erstarb ihr jedoch augenblicklich auf den Lippen, als sie aus dem Augenwinkel bemerkte, wie sich ihr ein älterer Herr näherte, der nicht ihr Dominus war. Etwas fragend mutete der Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Germanin an, als sie den ihr Unbekannten fragend musterte. Das Rätsel um seine Herkunft löste sich augenblicklich in Luft auf, als er sich Iduna als ihr neuer Lehrer der römischen Sprache vorstellte. “Saaaaaaalve Aristocles.“ Erwiederte die junge Germanin mit diesem eigentümlich harten Dialekt in der Stimme seine Begrüßung. Schweigend beobachtete sie den weißhaarigen Mann und nahm schließlich auf dem Hocker Platz, den er ihr als Sitzgelegenheit angeboten hatte. “Dein . Name . ist . Aristocles. Das . ist . kein . römischer . Name.“ Bemühte sie sich diese Worte in der lateinischen Zunge über ihre Lippen hinweg perlen zu lassen, auch wenn es ihr noch immer äußerst schwer fiel und sie manchmal die lateinische Sprache, mit ihrer Heimatsprache germanisch vermischte.

  • Aristocles


    "Sehr gut. Wirklich, sehr gut!" entgegnete der ältere Herr, und war wahrlich entzückt über die ersten Schritte seines Schützlings. Der harte germanische Akzent war ein Problem, welches sich allenfalls reduzieren ließ, denn wenigstens Sklaven schafften eine völlige Umstellung auf das weichere Latein, gerade Sklaven aus dem germanischen Raum taten sich oft schwer damit. Aber es ging ja ums Verständnis und nicht etwa darum dass Attica nun Reden im Senat halten müsste, weshalb ein kleiner Akzent vielleicht sogar zu ihrem Charakter beitragen würde.


    "Mein Name ist griechisch. Ich komme aus Athen." stellte sich Aristocles weiter vor und bot damit eine erneute Möglichkeit zu lernen, "Dein Name ist Attica, und woher kommst du? Kommst du aus Macedonia? Oder..." er deutete mit einer Geste die offensichtliche Alternative an, "...kommst du aus Germania?" wobei er beim Wort 'Germania' die Augen groß öffnete und nickte.


    Der Vorteil Atticas war ihr alter. Aristocles hatte die Erfahrung gemacht das junge Sklavin besonders schnell lernten, was ihn natürlich einerseits die Arbeit erleichterte, ihn andererseits aber auch um den Lohn einiger Lehrstunden brachte. Zum Glück war er hier bei den Flaviern und nicht bei irgendwelchen geizigen Plebejern, sodass sie ihn auch mit der lyrischen Ausbildung der Sklaven beauftragt hatten, und er seinen Lebensunterhalt somit mittelfristig gesichert hatte..
    "Dein Name ist Attica..." wiederholte er noch einmal und deutete dann auf sie, "Mein Name ist Aristocles." wobei er auf sich deutete um den Unterschied der Ansprache zu verdeutlichen.
    "Du kommst aus Germania. Ich komme aus Athen. Caius Flavius Scato kommt aus Roma. Er kommt aus Roma." erläuterte er und zeigte damit mit dem Finger ins leere, wobei die leere für Scato stand.
    Wenn man erstmal das Konzept von 'Ich, du, er/sie/es' kannte, so wusste es Aristocles, waren die Vokabeln meistens weniger schwer für seine Schüler.

  • Bei den lobenden Worten, denn als solche verstand Iduna die Worte ihres Sprachlehrers, flackerte ein freudiges strahlen über ihr Gesicht. Ihr Lehrer war zufrieden mit ihr? “Danke.“ Murmelte die Rothaarige und senkte auch schon ihren Kopf in den Schoß, damit man ihr die Freude über diese lobenden Worte nicht allzu stark anmerkte. Auch wenn dies kaum zu vermeiden war und Iduna etwas unruhig auf dem Hocker hin- und her rutschte. Nur um im nächsten Augenblick auch schon vollkommen regungslos zu verharren und ihren Blick direkt auf Aristocles zu richten. Denn dessen Stimme streichelte erneut ihre Gehörgänge und Iduna spitzte ihre Ohren, damit ihr auch kein einziges Wort entging, welches über die Lippen des älteren Mannes entfloh.


    Als er sich ihr nun seinerseits vorstellte, richtete sich Iduna nur noch stärker auf und straffte ihre Schultern, damit ihr auch kein einziges Wort entging, welches der Mann an ihre Person richtete. Ihr Sprachlehrer stammte aus Athen; aus dem sonnigen Griechenland. “Strahlt in Athen wirklich immer die Sonne von einem wolkenlosen Himmel?“ Purzelte es hastig über Idunas Lippen, wobei sie abermals die lateinische und germanische Sprache miteinander vermischte. Aber diese Frage konnte sie nicht länger zurück halten und obendrein war die junge Sklavin furchtbar neugierig und interessiert an anderen Ländern. Länder, die sie wahrscheinlich niemals selbst zu Gesicht bekommen würde.


    Dann jedoch konzentrierte sie sich auf die gesprochenen Worte ihres Lehrers und beobachtete die Bewegungen seiner Lippen höchst aufmerksam. Als er ihren römischen Namen in den Mund nahm; den Namen den sie von ihrem Dominus verliehen bekommen hatte, schüttelte Iduna kaum merklich ihren Kopf. “Ich heiße Iduna. I d u n a.“ Buchstabierte die junge Germanin und fokussierte ihren Sprachlehrer. “Wieso hat mir der Römer einen anderen Namen gegeben?“ Wollte Iduna von dem Älteren wissen und neigte dabei ihren Kopf fragend auf die Seite.


    Jedoch ging es sogleich weiter mit der Unterrichtsstunde, als seine Hand direkt auf ihre Brust zeigte und die junge Rothaarige spürte wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust pochte. “G e r m a n i c a.“ Wiederholte Iduna und versuchte diese Buchstaben so akzentfrei wie möglich auszusprechen. Was natürlich ein völliger Irrsinn war. Schließlich war dies heute ihre erste Unterrichtseinheit. Als er dann jedoch erneut ihren römischen Namen wiederholte, bildete sich für einen kurzen Augenblick eine steile Falte zwischen Idunas Augenbrauen. “Iduna.“ Wiederholte die junge Germanin und blickte ihren Sprachlehrer direkt an. “M e i n Name ist Iduna und ..d.. d.. dein Name ist A..Artistocles.“ Mühsam gelang es ihr diesen Satz zu Ende zu sprechen. Dabei deutete sie einmal auf ihre eigene Person und dann wies ihr Finger auf den älteren Mann, wobei sie ihren Kopf fragend auf die Seite neigte.


    “Scato kommt aus Roma. E…r kommt aus Roma.“ Wiederholte Iduna etwas mühselig und biss sich auch schon errötend auf die Unterlippe. “D..D..Dein N..Name ist A..A..Aristocles. M..M..Mein Name ist Iduna.“ Wiederholte die rothaarige Sklavin, nachdem sie einige male tief durchgeatmet hatte und blickte mit einem freudigen strahlen auf ihrem Gesicht direkt in das Gesicht des älteren Mannes. Hatte sie es gut gemacht? Würde er sie jetzt abermals loben?

  • Aristocles


    Aristocles musste unweigerlich lachen als Attica, oder Iduna, worauf sie zu bestehen schien, nach Athen fragte. Welch aufgeweckte Person, welch bezaubernde Präsenz!
    "Es gibt durchaus Tage in denen es in Athen regnet. Aber meistens ist der Himmel und die Sonne strahlt, das stimmt." erklärte er ihr und dachte dabei kurz an Athen zurück, welches ja die Wiege all seiner Lehren darstellte.
    "Dein Dominus besteht auf den Namen Attica. Wenn ich dich Iduna nennen soll, so werde ich das gerne machen. Doch dein Dominus wird dich dennoch Attica nennen. Ein germanischer Name ist nicht gut für eine Sklavin deines Standes."
    Tatsächlich hatte er viele Sklavinnen kennenlernen dürfen welche neue, römischere Namen von ihren Besitzern bekommen hatten. In welchem Ausmaß sie es untereinander nutzen müssten war ihm egal, jedoch wäre es wohl besser für sie gewesen sich an den Namen zu gewöhnen.


    Insgesamt machte Iduna schon einen ganz soliden Eindruck. Sie hatte eine gute Grundlage für ihre weitere Sprachausbildung, auch wenn Aristocles hier und da noch korrigieren musste, "Es heißt German-i-a Iduna. German-i-a. Nicht Germanica!" korrigierte er sie kurz aber bestimmt, bevor er sie noch einmal lobte, "Ansonsten machst du das sehr gut."
    Natürlich sprach er stets langsam damit Iduna auch mitkam. Die römische Sprache war manchmal eine harte Nuss, jedoch schien sein Schützling ein helles Köpfchen zu sein.
    "Ich habe dir einige Schriftrollen mitgebracht." erwähnte er beiläufig und deutete auf einen dunklen Holzbehälter, in welchem sich einige Schriftrollen befanden, "Es wäre gut wenn du mit den anderen Sklaven üben kannst. Dort sind einige wichtige Wörter niedergeschrieben. Vielleicht.." er tippte mit dem Finger auf die Rollen, "Fragst du einen der anderen Sklaven ob sie mit dir lesen üben. Das ist äußerst wichtig!" vermittelte er ihr langsam, denn er würde nicht jeden Tag in der Villa Flavia sein, doch nur Übung machte den Meister!

  • Das Lachen des Älteren klang so fremd und doch zugleich so vertraut in Idunas Ohren, so dass sie ihren Kopf lauschend auf die Seite neigte. “Mein Vater lachte auch sehr viel.“ Sprudelte es abermals viel zu hastig über Idunas Lippen, so dass sie sich beinahe an ihren eigenen Worten verschluckte und errötend ihren Blick senkte. “Weißt du ob mein .. ob der Römer .. mein Dominus bereits in Athen war? Kann er mir davon erzählen?“ Voller Vorfreude erstrahlte ein funkeln im Blick der jungen Germanin, als sie aufgeregt zu dem Älteren empor blickte. Oh, es wäre wahrlich wunderbar, wenn ihr Dominus bereits in Athen gewesen war und ihr davon erzählen konnte.


    Jedoch verbot sie sich, weiterhin allzu neugierig nachzufragen. Denn da erklärte ihr Lehrer, wieso ihr Dominus auf den Namen ‚Attica‘ bestand. “Aber wieso hat mein Dominus überhaupt das Recht mir einen fremden Namen zu geben?“ Fragend richtete sich Idunas Augenmerk auf den älteren Mann. Hoffentlich konnte er ihren Wissendurst stillen und ihre Fragen beantworten, ohne dass er Ärger von dem Römer bekam. Bei diesem Gedankengang biss sich die junge Germanin abermals auf die Unterlippe und verkrallte ihre Finger miteinander. Nein, unter keinen Umständen wollte sie, dass der Grieche wegen ihr Ärger bekam.


    “Geeeeeeeermania.“ Wiederholte die rothaarige Sklavin mit ihrer leisen Stimme und warf ihrem Sprachlehrer einen beifallsheischenden Blick entgegen. Das hatte sie doch jetzt zu seiner Zufriedenheit ausgesprochen, oder etwa nicht? Und tatsächlich erklangen seine lobenden Worte, die ein strahlen auf Idunas Gesicht zauberten und das helle leuchten in ihren Augen intensivierten. Fragend neigte sich schließlich ihr Kopf auf die Seite, als er aus einer hölzernen Kiste einige Schriftrollen hervorholte. So dass sich Iduna, neugierig geworden, näher beugte und versuchte einen Blick auf diese Schriftrollen zu erhaschen. “Was steht darauf geschrieben?“ Purzelte es in einem Mischmasch beider Sprachen über Idunas Lippen, wobei sie hibbelnd auf dem Hocker kauerte und versucht war, dem Älteren die Schriftrolle einfach aus den Fingern zu ziehen.


    “Ich soll mit den anderen Sklaven lesen üben? Aber.. wie soll ich das machen? Die anderen Sklaven der Villa mögen mich nicht. Sie blicken mich immer misstrauisch an.“ Murmelte Iduna mit leiser Stimme und verstummte, in dem sie ihre Finger gegen die Lippen presste, welche augenblicklich zu zittern begonnen hatten. “Kannst du nicht mit mir üben? Bitte..“ Stürzte es auch schon unkontrolliert über Idunas Lippen, nachdem sie ihre Finger abermals in ihrem Schoß verkrampft hatte.

  • Aristocles


    "Lachen ist wichtig. Es ist erstaunlich dass Menschen, egal woher sie kommen, und unter welchen Umständen sie auch immer leben, trotz allem noch Lachen können nicht wahr?" fragte der griechische Gelehrte rhetorisch und beantwortete dann so gut er konnte die Fragen seiner wissbegierigen Schülerin.
    "Dein Dominus hat in Athen studiert. Ich weiß nicht ob er dir was erzählt. Sicherlich irgendwann einmal." machte er ihr Hoffnung, auch wenn er den Flavier ein wenig kannte und sich schon gut vorstellen konnte welches Verhältnis dieser zu seinen Sklaven hatte, wozu auch Idunas nächste Frage passte, "Du gehörst deinem Dominus. Er kann alles mit dir machen was er will. Wenn er dir einen neuen Namen geben will so ist es sein Recht als dein Besitzer." befand er trocken und machte ihr unmissverständlich klar, dass dies nun ihr Leben sei, "Du hast Glück in diesem edlen Hause zu sein. Andere Sklaven landen in den Minen oder auf den Feldern. Harte Arbeit und ein kurzes Leben." kommentierte er noch beiläufig, bevor er selber ein wenig aus dem Nähkästchen plauderte, schließlich war er ja selbst lange ein Sklave gewesen, und er fand sich dazu genötigt der jungen Iduna einige Ratschläge fürs Leben zu erteilen...
    "Sie sind misstrauisch weil sie dich nicht kennen. Stelle dich ihnen vor, rede mit ihnen und höre ihnen zu." erklärte Aristocles und machte dabei Gesten an seinen Mund und an sein Ohr, "Sie sind deine Familie. Und niemand möchte allein sein nicht wahr?"

  • “Lachen ist wichtig.“ Wiederholte Iduna den ersten Satz ihres griechischen Lehrmeisters und neigte dabei anmutig ihren Kopf auf die Seite. “Wieso wird hier dann nicht gelacht? Die Sklaven denen ich bisher begegnet bin, gucken alle so traurig.“ Dabei schüttelte die Rothaarige betrübt ihren Kopf und blickte aus großen Augen zu dem Älteren empor. Vielleicht konnte er ihr dieses Phänomen näher erläutern und hatte eine Erklärung dafür. Als der Sprachenlehrer dann erklärte, dass ihr Dominus in Athen studiert hatte, weiteten sich Idunas Augen voller Neugierde und sie rutschte hibbelnd an den Rand des Hockers, damit ihr auch kein weiteres Wort des Gelehrten entging. Doch dessen Lippen schlossen sich auch wieder, so dass Iduna mit ihren unzähligen Fragen alleine zurück blieb. “Ich ..habe so viele Fragen an meinen Domiiiiiiiinus.“ Dabei betonte die Rothaarige den kleinen Buchstaben ‚i‘ in dem Wörtchen Dominus besonders aussagekräftig und blinzelte dabei aus großen Augen zu dem Älteren empor.


    “Und ich möchte so vieles wissen.“ Erklang abermals Idunas Stimme an den griechischen Gelehrten, wobei sie erneut aus großen Augen zu Aristocles empor blickte. Dann jedoch richtete sie ihren Blick automatisch auf ihre im Schoß verkrampften Hände, als ihr der Ältere erklärte, welchen Stand sie innerhalb des römischen Gefüges einnahm. “Mein Dominus kann alles mit mir machen. Wirklich a l l e s?“ Jenes letzte Wörtchen flüsterte Iduna mit einem erstickten Klang in ihrer Stimme, als sich in ihrem Köpfchen die schrecklichsten Gedanken auftaten und ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinab rieselte. “Wieviele Menschen wohnen in diesem Haushalt?“ Wollte die rothaarige Sklavin mit einem neugierigen funkeln in ihrem Blick von dem älteren Gelehrten wissen. Dann jedoch begann der Grieche zu erklären, dass sie sich glücklich schätzen konnte in diesem edlen Haushalt gelandet zu sein. Denn ein Leben in den Minen oder auf den Feldern konnte sich die Rothaarige nicht vorstellen.


    Nun gut, auch ein Leben als Sklavin eines Römers hatte sie sich bis vor kurzem ebenfalls nicht vorstellen können. “Heißt es ich muß meinem Domiiiinus dafür danken, dass er mich in seinen Haushalt aufgenommen hat?“ War Idunas leises Stimmlein zu vernehmen, wobei sie dem Gelehrten einen fragenden Blick entgegen warf. Als sich ihr der Ältere dann jedoch etwas zuneigte, entspannte sich die rothaarige Sklavin etwas und lauschte seiner Stimme, die sich so warm in ihre Gedanken einschlich. “Zuhören und mit den anderen Sklaven reden.“ Wiederholte die junge Sklavin für sich und bediente sich dabei der Zeichen, die ihr Aristocles gerade zeigte, in dem sie ihre Hände an ihre Ohren und an ihre Lippen hielt. “Ich möchte nicht alleine sein.“ Und dabei schüttelte Iduna abrupt ihren Kopf, so dass ihre roten Locken nur so um ihren Kopf flogen.

  • Aristocles


    "Das ist sicher nur dein Eindruck in diesen ersten Tagen." versuchte Aristocles sie zu beruhigen, was hätte er auch sonst tun sollen? Er hatte ja keine Ahnung vom Alltag in der Villa Flavia, aber da die Herrschaften ja zum Großteil von ihren Ländereien lebten, gab es für die Sklaven der Villa wahrscheinlich nicht allzu viel zutun was wirklich anstrengend wäre..
    "Dein Dominus wird dir mit der Zeit sicher viele Fragen beantworten, Caius Scato ist ein kluger Zeitgenosse." äußerte sich Aristocles dahingehend zurückhaltend und räusperte sich unweigerlich. Die Worte 'Nett' oder 'Aufgeschlossen' kamen ihm bei diesem Burschen nämlich wirklich nicht in den Sinn, denn sein Blick bereitete selbst ihm, einem gestandenen Mann, Unbehagen.
    Als Hauslehrer hatte Aristocles die Aufgabe Iduna auch in ihren Alltag zu integrieren, weshalb er sich heute die Zeit nahm um so viele ihrer Fragen wie möglich zu beantworten, immerhin waren ihre sprachlichen Fähigkeiten schon sehr zufriedenstellend..
    "Vor römischen Recht bist du ein Gegenstand. Deine Rechte gehören deinem Dominus, er hat die Vertretung deiner Rechte inne. Insofern ja." befand Aristocles, denn was brachte es schon unehrlich zu sein und Iduna etwaige Hoffnungen zu machen? Sie hatte nun mal dieses Schicksal inne, und würde damit umgehend müssen. Gut also dass das Thema auch direkt wechselte..
    "In diesem Haushalt wohnen der Dominus Caius Scato, und weitere Flavier, lass mich einmal kurz versuchen sie zu zählen..", der Mann zählte an seinem Finger alle ihm bekannten Flavier in diesem Haus ab. Gracchus, Gracchus Minor, Domitilla, Furianus, Fusus, dazu auch noch die Aurelia, und die zahlreichen Sklaven, sowie weitere Familienmitglieder welche er sicherlich vergessen hatte.
    "Mit den zahlreichen Sklaven müssten in diesem Haus rund 50 Personen aktiv sein. Nicht zu vergessen sind dabei die zahlreichen Angestellten welche für Geld ihre täglichen Arbeiten für die Flavier verrichten und am Ende des Tages wieder in ihre eigenen Behausungen zurückkehren." überschlug Aristocles mal eben die Zahlen, wobei es gut sein konnte dass sich der alte Mann grob verschätzt hatte. Er selbst jedoch war mit diesen Zahlen einigermaßen einverstanden.
    "Dein Dominus hat viel Geld für dich bezahlt. Das hat er natürlich nicht aus Barmherzigkeit gemacht..." machte er Iduna erst einmal klar, bevor er den Zeigefinger hob, "Aber im Winter es hier warm, es ist trocken. Du hast warmes Wasser, und bekommst täglich mehrere Mahlzeiten. In diesen reichen Familien ist es üblich, dass du ein wenig Geld verdienen und ausgeben kannst, und wenn dein Dominus erst einmal ein wenig Vertrauen zu dir hat, wirst du auch ein wenig Freizeit außerhalb der Villa haben sofern deine Dienste nicht benötigt werden." er nahm den Zeigefinger wieder runter und formte seine Lippen abwägenden während er mit den Schultern zuckte, "Ich denke, dass es vielen Römer schlechter geht als den Sklaven in diesem Haus."
    Von der Möglichkeit der Freilassung erzählte Aristocles seinem Schützling erst einmal nichts, denn es brachte nichts am ersten Tag ihrer Ausbildung bereits auf ihre Freilassung hinzufiebern. Erst einmal sollte sie eine vernünftige Dienerin sein, bevor man etwaige Optionen in Aussicht stellen sollte, das wusste auch Aristocles.
    "Du musst auch nicht alleine sein Iduna. Es gibt sicherlich einige Sklaven aus dem Norden in diesem Haus, mit der Zeit wird sich alles fügen, da bin ich sicher."

  • Mit einem wachen und höchst aufmerksamen Ausdruck auf ihrem Gesicht lauschte die Rothaarige den Worten ihres Lehrers. Schließlich sollte unter keinen Umständen der Verdacht aufkommen, dass Iduna mit ihren Gedanken an einem weit entfernten Ort verweilte. Die Stimme des Sprachenlehrers hatte einen äußerst beruhigenden Klang, so dass sich Iduna in seiner Gegenwart schon nicht mehr so alleine fühlte. Hoffentlich hatte der Grieche Recht und die anderen Haussklaven und Angestellten würden sich für Iduna interessieren und ihre kühle Maskerade ablegen. Diese Gedanken schienen Iduna äußerst stark zu beschäftigen, so dass sie leicht zusammen zuckte, als die Stimme des Griechen erneut erklang und die zierliche Rothaarige abrupt zusammen zuckte. “Mein Domiiiinus ist ein kluger Zeitgenosse. Heißt das er ist gebildet und hat einen Raum mit vielen Büchern?“ Bei diesen Worten beugte sich die Germanin neugierig näher und lauschte den Worten des Griechen mit einem wissbegierigen funkeln in ihren Seelenspiegeln. Wenn ihr Dominus einen Raum mit vielen Büchern hatte und Iduna irgendwann so weit wäre, dass sie das geschriebene Wort lesen konnte, dann durfte sie sich bestimmt eines dieser Bücher ausleihen, nicht wahr? Jene Gedanken behielt die Rothaarige jedoch für sich, auch wenn sie sich in ihren Gedanken bereits ihre Zukunft ausmalte. Eine Zukunft, die noch voller ungewisser Fragezeichen war.


    Dann jedoch lenkte sich das Gespräch auf Idunas Rechte, genauer gesagt ihre ‚Nicht-Rechte‘ und die zierliche Germanin erbleichte sichtlich. “Ich habe keine Rechte mehr.“ Flüsterte das Mädchen und verkrampfte ihre Finger miteinander. Auch wenn sie verzweifelt darum bemüht war, dass ihr Sprachenlehrer ihre Unsicherheit nicht anmerkte. Zum Glück wechselte das Thema augenblicklich und der Grieche erklärte ihr, wie viele Personen in diesem Haushalt lebten. “Werde ich auf alle diese Personen treffen?“ Bei diesen fragenden Worten spürte die Rothaarige wie ihr der Schweiß ausbrach und die Nervosität mit eisigen Fingern über ihren Rücken strich. “Ich weiß, dass mein Dominus viele Münzen für mich bezahlt hat. Aber ..warum?“ Murmelte das zierliche Persönchen mit leiser Stimme und warf dem griechischen Sprachenlehrer einen fragenden Blick entgegen. Ob Aristocles eine Antwort auf all‘ ihre Fragen hatte oder würde er irgendwann, müde geworden, seinen Kopf schütteln und ihre Fragen mit einer einfachen Handbewegung zum Verstummen bringen?


    “Ich werde mich niemals beschweren. Ich bin meinem Dominus zu Da..Dank verpflichtet.“ Sprudelte es abermals in einem Gemisch aus lateinischen Worten und germanischen Worten über die Lippen der rothaarigen Sklavin. “Ich werde.. werde Taschengeld erhalten, um.. mir davon etwas schönes kaufen zu können?“ Bei diesen Worten leuchtete es hell in Idunas Seelenspiegeln auf und ein freudiges Lächeln ließ ihre Gesichtszüge erstrahlen. Jenes Lächeln hielt auch noch einige Augenblicke an, eh‘ sanft verblasste und sich ihr Kopf kaum merklich auf die Seite neigte. “Ich werde mich bemühen schnell Freundschaften zu schließen. Ich möchte wirklich nicht alleine sein.“ Wiederholte die zierliche Germanin und warf dem Griechen einen freundlichen Blick entgegen. “Du bist doch mein Freund, oder?“

  • Aristocles


    "Der Raum mit vielen Büchern nennt sich Bibliothek, und ja, es gibt eine Bibliothek in der Villa. Jedoch musst du deinen Herren fragen ob du sie irgendwann einmal benutzen kannst. Sobald du die lateinische Schrift beherrschst natürlich erst." erklärte Aristocles, und vermischte damit die Erziehung der Sklavin mit ihrer Sprachausbildung, "Und ja, ich nehme an dass du auf all diese Personen treffen wirst. Spätestens wenn du das erste Mal Wein oder Speisen bei der familiären Cena servieren wirst. Die Flavier pflegen das abendliche Mahl gemeinsam zu sich zu nehmen, sowie es die meisten römischen Familien tun. Oftmals sind auch Gäste geladen." fuhr er weiter fort, und erklärte somit einige Vokabeln innerhalb des alltäglichen Kontextes.
    "Dein Herr hat so viel für dich bezahlt weil du hier in Rom eine außergewöhnliche Erscheinung bist. Ein hübsches Mädchen mit roten Haaren, eine exotische Dame aus dem wilden Germanien. Wer sich so etwas leisten kann zeigt dass er wohlhabend und von gutem Stand ist. Die römische Oberschicht legt viel wert auf derartige Dinge."
    So viel zur römischen Gesellschaftslehre. Irgendwie war Aristocles überrascht dass sich Iduna ihrem Schicksal bereits derart gefügt hatte, denn die meisten barbarischen Sklavinnen aus dem Norden waren bei weitem nicht so leicht zu zähmen, aber eventuell war sie auch einfach nur schüchtern?
    Hinsichtlich des Taschengeldes würde Aristocles ihre Erwartungen jedoch noch dämpfen müssen. Es war keineswegs garantiert, aber dennoch üblich in diesen Tagen..
    "Nun, ich kann dir kein Taschengeld versprechen, jedoch ist es in guten Häusern wie diesem recht üblich." relativierte er ihre Hoffnungen ohne sie kaputt zu machen, bevor sich ein etwas schiefes Lächeln, begleitet von einen Falten auf dem Gesicht des älteren Mannes manifestierte.
    "Freundschaft.." sinnierte der alte Mann, "Epikur sagte einmal: Wir brauchen Freunde nicht, um sie zu brauchen, sondern um die Gewissheit zu haben, dass wir sie brauchen dürfen.", alte griechische Bauernregel: Wenn du nicht weiß wie du antworten sollst, bemühe einfach einen alten Philosophen!
    "Eine Freundschaft muss gedeihen und reifen, wie ein guter Wein. Ich bin dein Helfer, und wer weiß, in einiger Zeit werden wir sicher Freunde." erklärte Aristocles und deutete auf die Schriftrollen, "Aber nur sofern du mir keinen Kummer bereitest." scherzte er und zwinkerte kurz, schließlich wohnte er ja nicht in der Villa und würde nicht den ganzen Tag hier sein können. Ganz abgesehen davon dass Iduna noch Pflichten hatte.

  • Immer größer muteten die Augen der rothaarigen Germanin an, als sie den Worten ihres Sprachlehrers lauschte. “Biblothek.“ Wiederholte Iduna und biss sich auch schon auf die Unterlippe. Nein, das war nicht richtig. “Bi . blio .thek.“ Versuchte sich die Rothaarige erneut an diesem, in ihren Ohren merkwürdigen Wort und diesmal schien es ihr tatsächlich in richtiger Aussprache über ihre Lippen zu purzeln. Oder hatte der griechische Gelehrte etwas an der Betonung der jeweiligen Worte etwas auszusetzen? “Kannst du mir nicht diese Biblothek.. Bibliothek zeigen?“ Erwartungsvoll blickte die junge Germanin mit einem hellen funkeln in ihrem Blick zu dem Älteren empor. Als ihr Sprachlehrer durfte er ihr doch bestimmt diese Bibliothek zeigen, oder? “Ich möchte auch nur die hübschen Bücher angucken. Mehr möchte ich gar nicht.“ Versuchte Iduna den Älteren von ihrem sehnlichsten Wunsch zu überzeugen, dass er ihr die Bibliothek in der Villa Flavia zeigte. Auch wenn Iduna wusste, dass sie dazu die Zustimmung ihres Dominus benötigte und wenn der Römer ihrem Wunsch nicht zustimmte, konnte ihr selbst der griechische Gelehrte nicht helfen.


    Abermals war es jenes erwartungsvolle glänzen in ihren Augen, welches Aristocles bereits häufiger an Iduna erkennen konnte, wenn er sie genau musterte. “Cena?“ Murmelte die Rothaarige mit einem fragenden Klang und neigte dabei ihren Kopf auf die Seite. “Ist dass, die abendliche gemeinsame Mahlzeit?“ Fügte Iduna auch schon an ihre fragenden Worte an und hatte sich offensichtlich ihre Frage bereits selbst beantwortet. Oder würde ihr griechischer Lehrer andere Worte verwenden und seinen Satz etwas erklärend ausschmücken? “Ich darf bei Tisch bedienen, wenn auch Gäste geladen sind?“ Vor Aufregung begann Iduna abermals auf dem Hocker hin- und her zu rutschen und hätte vor Begeisterung am liebsten in die Hände geklatscht. Ihre Finger verkrampfte sie jedoch äußerst fest miteinander und verharrte auch schon völlig regungslos; zumindest für die nächsten wenigen Minuten, die es ihr gelang. “Ich bin doch nicht hübsch. Das hat zumindest meine Mutter immer gesagt, wenn ich mit blutenden Knien und verwirrten Locken nach Hause gekommen bin.“ Flüsterte Iduna mit einem erstickten Klang in ihrer Stimme und freute sich dennoch über die lobenden Worte ihres griechischen Lehrers. Dieses Lob zeichnete sich insbesondere durch ihre geröteten Wangen ab, die in diesem Moment äußerst gut mit ihren rötlichen Locken konkurrierten.


    “Dann.. kann ich mich geehrt fühlen, dass mich mein Dominus gekauft hat?“ Flüsterte Iduna mit leiser Stimme und warf Aristocles einen fragenden Blick entgegen. Als dieser das Taschengeld ansprach, spürte Iduna wie ihr das Herz vor Aufregung lautstark in der Brust pochte und sie den Anschein hatte, als müsste Aristocles ihren stürmischen Herzschlag, ebenso wie sie, vernehmen können. “Freundschaft ist etwas schönes. Und.. weißt du was. Als ich mich auf dem Sklavenmarkt befunden habe, hat mich ein Junge die ganze Zeit so merkwürdig angeblickt. Ich glaube er war auch Sklave eines Römers.“ Bei diesen Worten huschte ein gar verträumt wirkendes Lächeln über Idunas Lippen, während sie an die begeisterten Blicke Muckels zurück dachte. “Ich werde dir und meinem Dominus keinen Kummer bereiten. Ich möchte doch, dass du stolz auf mich sein kannst Aristocles.“ Sprudelte es abermals in einem wirren Gemisch aus lateinisch und germanisch über Idunas Lippen.

  • Aristocles


    Welch Wissensdurst! Welch aufgewecktes Ding! Aristocles freute sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Iduna, auch wenn sie sich noch nicht so recht über ihre Grenzen im klaren zu sein schien, und über seine ebenfalls nicht.
    "Flavius Scato bezahlt mich für deine Ausbildung. Es wäre ihm sicherlich nicht recht wenn ich mich im Haus frei bewege. Vielleicht ein andermal, wenn du besser lesen kannst. Dann wird er sicher nichts dagegen haben." schob Aristocles einen Riegel vor ihren Wunsch, schließlich befand sich die Bibliothek im privaten Bereich der flavischen Familie, und Aristocles dachte nicht einmal daran dort einfach so reinzugehen. Aber gut, das waren Dinge die sie ja nicht wissen konnte, es ging also weiter zur Cena.
    "Natürlich wirst du die Gäste bedienen, das sind Aufgaben bei welchem du für Glanz und ein wenig Prestige sorgen sollst. Du wirst kaum die Latrinen putzen und Fisch entgräten." scherzte der Mann, denn bei solchen Summen waren Sklaven schon fast besonderes, und man verheizte sie nicht mit niederen Tätigkeiten.
    "Der Preis zu dem du verkauft wurdest sichert dir einen gewissen Status. Ob man nun geehrt sein muss wenn man verkauft wird. Nun, es ist eine philosophische Frage nicht wahr? Irgendwann wirst du auf dein Leben zurückblicken und dann die Entscheidung treffen müssen was dir lieber gewesen wäre." sinnierte der alte Mann und besann sich schnell wieder auf die Gegenwart, "Es freut mich dass du so motiviert bist. Dann beginnen wir mal mit dem Lesestoff. Ein römischer Klassiker, die Aeneis, ein Epos, und eine interessante Geschichte. Sieh, Iuno hatte im Zorn einen starken Sturm geschickt, welcher Aeneas an die Küste Karthago getrieben hat..."
    Und so begann Aristocles mit der Lektion, einer von vielen Lektionen welche noch Folgen würden..

  • Die Neugierde und ihr Wissensdurst strahlten der jungen Germanin beinahe aus jeder Pore. Was man dem Mädchen wohl kaum absprechen konnte. Denn in dieser für sie so fremden Stadt gab es einiges zu entdecken und zu erkunden. Wie zum Beispiel diese Bibiliothek in der Villa ihres Dominus. Nur dafür schien sie noch nicht bereit zu sein, wie ihr ihr griechischer Hauslehrer mitteilte. Etwas was der Rothaarigen nicht ganz einleuchtrre und sie fragend ihren Kopf auf die Seite neigte. Genauso wie die Tatsache, dass es Aristocles nicht gestattet war mit ihr diese Bibliothek zu betreten. “Aber warum denn nicht jezt gleich? Glaubst du es würde ihm keine Freude machen wenn er sehen würde, dass ich mich für das geschriebene Wort interessiere?“ Viel zu hastig sprudelten diese Worte über Idunas Lippen und ihre Ungläubigkeit war beinahe mit Händen zu greifen.


    “Das ist gemein.“ Protestierte da die zierliche Germanin und presste ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. So dass sie in diesem Moment wie ein trotziges Kind wirkte, dem man die Schokolade weggenommen hatte. Jene Trotzphase hielt jedoch nicht lange an. Denn da verwendete ihr Sprachenlehrer einen Begriff den Iduna offensichtlich richtig interpretiert hatte. “Ist dies also das Prestige von dem du gesprochen hast? Mein Dominus will mich zur Schau stellen wie eine.. eine Kuh?“ Ein durchaus annehmbarer Vergleich, zumindest in Idunas Augen.


    “Ich werde irgendwann auf mein Leben zurück blicken und mich fragen ob ich an der Kreuzung meines Lebensweges richtig abgebogen bin?“ Nachdenklich geworden wiegte die junge Germanin ihren Kopf von einer Seite auf die Andere und ließ ihren Blick für einen kurzen Augenblick in weite Ferne gleiten. Bis zu dem Moment an dem sie die Stimme des Griechen vernahm und Aristocles ihre gesamte Aufmerksamkeit schenkte. “Du hast mir meine Frage aber nicht beantwortet. Auf dem Sklavenmarkt hat mich ein Junge länger angeblickt ..und.. und sogar angelächelt. Was glaubst du hat das zu bedeuten und.. weißt du wer das war?“ Sanft mutete der Schimmer in ihren Augen an, als diese Worte lieblich gehaucht ihre Kehle verließen. Der alte Mann jedoch riss sie augenblicklich in die Gegenwart zurück, so dass Iduna leise vor sich hinmurrte. “Was ist ein Epos? Und wer ist Aeneas und Karthago?“ Wissbegierig heftere Iduna ihren glänzenden Blick auf das Gesicht ihres Sprachenlehreres und durchbohrte ihn beinahe mit ihrem Blick.

  • Aristocles


    "Nun... Wenn du dir die Bücher nur ansiehst wirst du nichts aus ihnen lernen. Wenn du nichts aus ihnen lernst, wird dein Dominus aus keine Erfolge sehen." baute Aristocles die Prämissen von Idunas Vorschlag auf, um dann zur Konklusion zu kommen, "Daraus folgt dass ein Besuch der Bibliothek zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn macht, da du mit den Büchern noch nichts anfangen kannst, und dies nicht im Sinnes deines Besitzers ist, verstehst du?" konkludierte der alte Philosoph und wandte sich, der rhetorischen Natur seiner Frage war es geschuldet, dem nächsten Thema zu..
    "In Rom werden Kühe nicht zur Schau gestellt. Wenn dies in deiner Heimat so ist, dann ist der Vergleich vielleicht nicht gänzlich abwegig." aber das war nicht von Belang, Aristocles wollte das Thema abermals auf das Buch und den eigentlich Lehrstoff zurückbringen, als er sich noch zu einer letzten Antwort hinreißen ließ, "Ich war nicht auf dem Sklavenmarkt. Der Junge fand dich sicher anziehend, doch da ich nicht da war ist es mir unmöglich zu sagen wer es sein könnte. Kommen wir zurück zum Epos."


    "Aeneas entstammt den Trojanern, und er gilt als Stammvater Roms. In Karthago, einer Stadt im Norden Afrikas, eine Stadt die später der Erzfeind Roms sein sollte, herrschte Königin Dido. Aber gut, zurück zur Geschichte..." erklärte er und widmete sich wieder dem Epos welches das heutige Thema sein sollte.

  • Nein! Er verstand sie da vollkommen miss. Sie wollte sich doch nicht nur die Bücher ansehen. Sie wollte die Bücher auch mit ihren Fingern berühren und hindurch blättern. So wie man es eben mit Büchern so tat, die man in einer Bibliothek stehen hatte, nicht wahr? “Ich würde so gerne bereits jetzt schon in der Biblo..Bilio..Bibliothek schmökern.“ Dabei blickte die zierliche Rothaarige mit einem begeisterten Blick zu dem älteren Herrn empor und wartete auf dessen positive Reaktion. Er musste noch nicht einmal mit hinein. Sie würde sich auch alleine in der Schatzkammer der Bücher zurechtfinden. Diesem sehnlichsten Wunsch schob ihr Sprachenlehrer allerdings mit seinen Worten einen Riegel vor, so dass sich Idunas Augen abrupt weiteten und die junge Germanin eine niedliche Schmollschnute zog.


    “Aber warum. Das ist gemein.“ Platzte es urplötzlich über Idunas Lippen, wobei sich in ihren Augen Tränen der Wut und der Enttäuschung sammelten. “Ich möchte mir diese Bücher doch nur ansehen.“ Murmelte das zierliche Mädchen mit einem erstickten Klang in ihrer Stimme und wischte sich über die Augen, damit ihr Sprachlehrer nicht bemerkte, wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln gesammelt hatten. Idunas Wissbegierde und ihre Neugierde kannte offensichtlich keine Grenzen. So dass sie auch den Sklavenjungen ansprach, dessen Blick sie auf dem Sklavenmarkt deutlich auf sich hatte spüren konnte und ihm sogar ein sanftes Lächeln geschenkt hatte. “Ich weiß nichts über ihn. Ich weiß nur, dass er lockige dunkle Haare hatte.“ Versuchte sich die junge Germanin an den Sklavenjungen zu erinnern, dessen Blick Iduna vor ihrem geistigen Auge erblicken konnte. Nur leider interessierte sich der alte Grieche in keinsterweise für die zarte Schwärmerei seiner Schülerin und unterbrach dieses Thema auch schon.


    “Du meinst wirklich dieser Junge fand mich anziehend? Er hat mich so nett angeblickt.“ Erinnerte sich die junge Germanin. So dass sich abermals jener verträumt wirkende Glanz in ihre Seelenspiegel schlich. Der Stimme ihres Geschichtslehrers lauschte Iduna lediglich mit halben Ohr, während ihre eigentlichen Gedanken bei dem Sklavenjungen verweilten, der ihr offensichtlich den Kopf verdreht zu haben schien.

  • Aristocles


    Aristocles war ein wenig reserviert ob der patzigen Antwort der jungen Sklavin. Das war nun einmal was sie war, eine Sklavin, und eine solche würde nicht einfach in die Bibliothek gehen können um sich die Bücher anzuschauen, auch wenn er persönlich sie nicht daran hindern würde.
    Er ignorierte ihren Trotz jedoch und konzentrierte sich weiter auf das Epos, welches heute auf dem Lehrplan stand.
    Ihre Frage bezüglich des Jungen würdigte er noch einer kurzen Antwort, "Ich denke schon. Doch Rom ist groß, es wäre schon eine Fügung der Götter ihn noch einmal zu sehen." merkte Aristocles an und lenkte ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf das Epos, denn der Dominus erwartete eine Leistung von ihm, und auch wenn er das Geplauder mit Iduna genoss, hatte er Brot und Miete zu bezahlen.

  • Im ersten Moment war es Iduna nicht bewusst, wie ihre Worte auf ihren Sprachenlehrer wirken mussten. Schließlich hatte sie doch nur eine einfache Frage gestellt. Nicht mehr ..aber auch nicht weniger. Und dennoch schob der Grieche ihrem Wissensdurst einen Riegel vor. Etwas was die Rothaarige überhaupt nicht verstand. Sodass sich dieses Unwissen darüber allzu deutlich auf ihrem Gesicht abzeichnete.


    “Es ist mir verboten mich außerhalb der Villa aufzuhalten. Ich darf nicht alleine die Bücher angucken. Was darf ich denn überhaupt?“ In einem bunten Kauderwelsch aus germanischen und lateinischen Vokabeln stolperten diese Worte über die Lippen einer sichtlich aufgewühlten Sklavin.


    Dass Aristocles ihren Trotz auch noch ignorierte, peitschte diesen in Idunas Körper in ungeahnte Höhen empor. “Das ist alles so gemein!“ Startete die junge Germanin einen erneuten Versuch. Und stieß abermals auf taube Ohren. Erst als Aristocles sich dazu herabließ und ihre Frage beantwortete, wurde Iduna etwas ruhiger in ihrem Gebaren. “Dann werde ich zu den Göttern beten, dass ich ihn noch einmal sehen darf.“ Diese Worte sprach die rothaarige Germanin mit purer Entschlossenheit in ihrem Blick und versuchte die Aufmerksamkeit ihres Sprachenlehrers auf sich selbst zu lenken.


    Weg von diesem Epos, welches sich dennoch hübsch in ihren Ohren anhörte. “Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich muss ständig an diesen Jungen denken.“ Gab Iduna mit leiser, gar reumütiger Stimme vor ihrem Sprachenlehrer zu.

  • Aristocles


    "Nun, du bist eine Sklavin, du darfst das was dein Dominus dir erlaubt. Nicht mehr und nicht weniger." erklärte Aristocles nüchtern und blickte wieder auf sein Buch, schließlich hatte er einen Auftrag zu erfüllen denn auch Philosophen konnten nicht von Luft und klugen Metaphern leben, doch kaum hatte er sich geräuspert fragte der germanische Rotschopf weiter, und er ahnte dass dies wohl in dieser Sitzung nichts mehr werden würde, weshalb er, begleitet von einem kurzen Seufzer, das Papier beiseite legte und seine Tunika richtete..
    "Wenn die Götter es wollen wirst du ihn wieder sehen. Doch Rom ist die größte Stadt der Welt. Es wird sicherlich kein leichtes Unterfangen, doch man soll niemals nie sagen nicht wahr?" fragte Aristocles rhetorisch, bevor er die müden Knochen in Bewegung setzte und sich aufrichtete, "Ich denke nicht dass du heute noch etwas lernst Iduna. Geh zu deinem Dominus und zeig ihm was wir erreicht haben. Doch bedenke: In diesem Haus heißt du Attica."

  • Bei den nüchtern gesprochenen Worten ihres Sprachlehrers, weiteten sich die Augen des Rotschopfs augenblicklich. “Ich.. ich habe also keinen eigenen Willen mehr und bin meinem Dominus ausgeliefert?“ Als leises flüstern entflohen diese Worte den Lippen der germanischen Sklavin des Hauses der Flavier. Bevor sie ihre Finger auch schon gegen ihre Unterlippe drängte und ihren Blick abwandte. Bisher jedoch hatte sie ihren Dominus als humane Persönlichkeit kennen gelernt. Oder zumindest wäre dies die Antwort wenn man sie danach befragen würde. Da aber niemand einer Sklavin solche Fragen stellte, behielt Iduna diese Gedanken für sich und konzentrierte sich stattdessen auf ihren griechischen Sprachenlehrer. Doch dessen Kehle entfloh ein Seufzen, so dass sich Iduna augenblicklich aufrichtete und ihre Schultern straffte. Was hatte das Seufzen zu bedeuten? War Aristocles böse auf sie, weil sie mit ihren Gedanken der Sage um Aeneas und Karthago nicht aufmerksam genug gefolgt war? Bei diesem Gedanken musste Iduna hart schlucken und verkrampfte ihre schlanken Finger in ihrem Schoß. Wenn sie nicht artig aufpasste, dann würde der Grieche früher oder später Ärger bekommen und dies wollte Iduna unter keinen Umständen. So warf sie Aristocles einen entschuldigenden Blick entgegen und biss sich zugleich auf die Unterlippe. Als der Grieche dann erneut den jungen Sklaven ansprach, der sie auf dem Sklavenmarkt in Verzückung versetzt hatte, hob die Rothaarige ihren Kopf und beobachtete Aristocles Mienenspiel höchst aufmerksam. “Ich werde ihn wiedersehen. Davon bin ich überzeugt.“ Murmelte Iduna mit einem festen Klang in ihrer Stimme. Bevor sie dem Gelehrten einen raschen Blick aus dem Augenwinkel entgegen warf. Und dieser Blickwechsel erfolgte im richtigen Moment, denn in diesem Augenblick erhob sich der Gelehrte und strich sich seine Tunika glatt. “Unser.. Unterricht ist für heute beendet?“ So recht konnte es der Rotschopf gar nicht glauben. Aber ein Blick in Aristocles Gesicht überzeugte Iduna schließlich, so dass sie kaum merklich nickte. “Ich werde meinem Dominus mit Freuden berichten, was ich heute alles gelernt habe. Vielen Dank Aristocles.“ Und damit neigte der Rotschopf seinen Kopf. Bevor sie sich herumdrehte und mit wehenden Locken das Zimmer verließ, um ihren Dominus aufzusuchen.

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