[Ludus] In der Gladiatorenschule

  • Balbus hielt etwas unsicher die Einladung zum dies lustricus bei Phryne in der Hand. Klar kannte er die schöne Libertina, die Kaesos Geliebte war. Er wusste auch, dass sie ein Kind von ihm bekommen hatte. Aber dass sie ihn zum Namensfest einlud wunderte Balbus dann doch. Dennoch freute er sich. Als Kaeso ihn darauf ansprach nickte er lachend.
    "Ja, Phryne hat mich eingeladen. Was schenkt man denn da so? Ich war noch nie auf einer Feier zum dies lustricus."

  • „Ob du es glaubst oder nicht, ich auch nicht“, bei meinen Geschwistern, gab es kein dies lustricus, fügte ich in Gedanken hinzu. „So viel mir bekannt ist Amulette und Spielzeug.“ Nach kurzem Überlegen kam mehr zu mir selber, „vielleicht sollte dieses Geschenk mit einem Wunsch für die Zukunft ausdrücken.“ Über dieses Geschenk hatte ich mir schon vor der Geburt sorgen gemacht und in Anbetracht meines chronischen Geldmangels noch immer keine Idee. Es gab ja soviel was ich meinem Sohn wünschte. Nun galt es nur noch zu überlegen, was die vordergründigsten Wünsche für ihn waren und was dies ausdrückte. „Ich würde gerne die Markthalle besuchen. Kann ich das? Möchtest du mich begleiten, vielleicht finden wir beide dort etwas.“

  • Kaesos Vorschlag in der Basilika nach einem passenden Geschenk zu suchen, fand der Chirurgicus sehr passend.
    "Gute Idee. Wir sind hier ohnehin fertig für heute. Ich sage Bato Bescheid, dass wir Heilmittel besorgen müssen. Dann können wir gehen."


    Balbus war heilfroh, dass er wieder zu dem Lanista gehen konnte ohne in Liebeswahn zu verfallen. Die Zeit im Tempel der Magna Mater hatte gewirkt und den Fluch von ihm genommen. Wesentlich entspannter konnte Balbus nun wieder seiner Tätigkeit nachgehen.

  • Nachdem Balbus Gehilfe Kaeso plötzlich verschwunden war, blieb dem Chirurgicus mal wieder nichts anderes, als sich selbst um die Verletzungen der Gladiatoren zu kümmern. Wie so oft kam er morgens kaum hoch. Der einfache Landwein, den er am Vorabend mit nur wenig Wasser verdünnt hatte, verursachte ärgerliche Kopfschmerzen.


    Griesgrämig machte sich Balbus auf seine erste Runde zu den Verletzten.

  • Die Tage schlichen dahin. Es stand gerade kein wichtiger Kampf an und so hatte Balbus nur wenig zu tun. Und je mehr er sich langweilte, desto mehr trank er. Am Abend zuvor hatte einer der Gladiatoren eine Amphore Wein ausgegeben. Er hatte sie von einer seiner vielen Verehrerinnen bekommen. Der Glückspilz. Weiber so viel er haben wollte und Wein bis zum Abwinken. Was für ein Leben. Mal wieder verfluchte der Chirurgicus, dass er so ein schmalbrüstiger Taugenichts war. Umso tiefer blickte er an diesem Abend in den Weinbecher und ertränkte seinen Frust.


    Am kommenden Morgen stand Bato vor dem neben seiner Kline zusammengekrümmt liegenden Chirurgicus und schüttelte den Kopf. Zunächst aus Unglauben, dann aus Ärger. Der Wundarzt lag in seinem Erbrochenen, die Tunika hatte unzählige Flecken, die nicht nur auf den Wein zurückzuführen sein konnten. Er stank bestialisch nach Wein, Erbrochenen und Urin.
    Bato trat den Haufen Dreck mit der Stiefelspitze in die Seite. "Steh auf du Nichtsnutz!", brüllte er mit hochrotem Gesicht.

  • Ein brüllender Schmerz in den Rippen holte Balbus aus seinem traumlosen Schlaf. Stöhnend krümmte sich der Chirurgicus zusammen. Sein ungläubiger Blick traf Bato, den Lanista des Ludus.
    "Erbärmlich!" Bato spie die Worte beinahe aus. "Du bist eine Schande für den Ludus! Verpiss dich, du Taugenichts! Ich meine es ernst! Pack deine Sachen und verschwinde! Ich will dich hier nicht mehr sehen! Bis zur hora sexta bist du verschwunden und nichts, aber rein gar nichts wird noch an dich erinnern!"


    Bato spuckte vor Balbus auf den Boden und machte auf der Ferse kehrt.

  • Balbus realisierte erst mit Verspätung, dass der Auftritt Batos ein eindeutiger Rauswurf war.


    Der stechende Schmerz in seinem Kopf wütete. Dann nahm Balbus den Gestank wahr, den er verbreitete. Diese ekelerregende Mischung aus Wein, Erbrochenem und Pisse. Balbus würgte und erbrach sich erneut.


    Wie er es schließlich dennoch schaffte, sich aufzurappeln, zu säubern und seine Sachen zu packen, vermochte der Chirurgicus später nicht mehr zu sagen. Alles was er besaß passte in eine Truhe und eine Lederne Umhängetasche.
    Unter den stummen Blicken der Gladiatoren schlich sich der Chirurgicus ohne Festanstellung aus dem Ludus.

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