[Ludus] In der Gladiatorenschule

  • Lasst mich los, sofort los lassen“, kreischend kam es aus meinem Mund, es hörte sich fast an, als wäre ich das was Balbus mir nachsagte, es klang richtig weibisch. Verdammt, was fällt euch ein, ich bin doch kein Lügner. Kaum ausgesprochen, da erinnerte ich mich. Sicher ich war doch ein Lügner, nicht was die Einladung an Phryne betraf, aber was den Grund für die Bitte um Urlaub anging, so war ich es doch.
    Diese Einsicht kam zu dem denkbar schlechtesten Augenblick. Ich erschlaffte und hing wie ein nasser Sack zwischen den Beiden. Was musste dieser Anblick Balbus erfreuen. Mein Widerstand erlahmte und Arena rückte näher. Ein kläglich letzter Versuch kam. „Jungs bitte, ich wollte schon immer einmal gerne hier trainieren, wenn aber doch immer nur mit einem.“ Ich wusste selber wie albern das war, ob mit einem der Gladiatoren, mit zweien, zehn oder mehr, es käme aufs Gleiche raus. In einem kurzem Augenblick wäre alles vorbei.
    Jetzt half nur noch eins, Große Mutter hilf mir. Doch wie sollte sie mir helfen?

  • Während Astivus eher groß und athletisch gebaut war, verkörperte Maximus den bulligen Typ. Breitschultrig und muskelbepackt. Geeinsam schleppten sie Kaeso in die Arena und stießen ihn zunächst vor sich in den Sand.


    Als Kaeso aufstand sah er sich beiden Kämpfern gegenüber. Astivus näherte sich mit federndem Schritt. Er grinste.
    "Eigentlich schlage ich keine kleinen Kinder aber bei einem Lügner wie dir mache ich selbstverständlich eine Ausnahme."


    Er holte aus täusche einen rechten Haken an und landete die linke Faust in Kaesos Magengrube.
    Mit einer galanten Handbewegung lud er Maximus ein an seine Seite zu treten und beobachtete Kaesos Reaktion auf seinen Schlag.

  • Wie ein Taschenmesser, was man erst noch erfinden musste, klappte ich zusammen. Übelkeit und Schmerzen breiteten sich aus, aber noch etwas. Etwas was mich das vergessen ließ, Wut. Rasende Wut erfasste mich, warum focht der Balbus seinen Kampf nicht mit mir selber aus? Warum versteckte er sich hinter diesen Kerlen? Konnte es sein das er ein elender Feigling war?
    Langsam richtete ich mich halb auf. Gerade soweit, dass ich sah wo sich die Füße von Astivus befanden, holte Luft und rannte in dieser Haltung auf ihn zu und rammte dem überraschten Gladiator meinen Kopf in den Bauch. „und ich hasse Feiglinge die ihren Kampf nicht selber ausfechten“, keuchte ich während ich mich aufrichtete.
    Ich wusste genau jetzt würde es Übel werden, doch wenigstens hatte ich dem vermaledeiten Chirurgicus, meinem Lehrherrn, noch gesagt was ich von ihm hielt. Den Gladiatoren damit aber auch meine Meinung gesagt, zu zweit, größer stärker und kampftrainiert gegen einen wie mich an zu treten, war in meinen Augen nicht besonders rumreich. Das jedoch würde keinen der Schaulustigen interessieren, Hauptsache es gab etwas zu gaffen und einer wurde fertig gemacht.

  • Astivus spannte seine Bauchmuskeln an. Dennoch traf ihn der Kopf des Gehilfen des Chirurgicus hart. Seinen Magen schob es nach oben, die Gedärme drückte es an die Wirbelsäule. Der Kopfstoß erschütterte seinen durchtrainierten Leib und zwangen ihn zu einem Ausfallschritt nach hinten, doch riss er Astivus nicht von den Füßen.


    Noch bevor sich die jetzt mächtige Wut des athletischen Gladiators an Kaeso entlud, war Maximus bereits neben ihm und schlug dem deutlich unterlegenen jungen Mann mit voller Wucht gegen die linke Schulter. Man konnte ein Knacken vernehmen. Doch Astivus wartete nicht ab, ob und wenn ja wie sich Kaeso von dem Schlag erholen würde. Seine stahlharte Faust traf den Gehilfen an der Schläfe und ließ sie aufspringen. Blut spritze hervor.


    Dann zogen sich beide Kämpfer für einen Augenblick zurück. Sie warteten ab ob Kaeso noch Widerstand leisten würde.

  • Mein Augenmerk lag bei Astivus, wie wird er reagieren? Mit sichtlicher Genugtuung sah ich, dass mein Kofstoß ihn doch mehr getroffen hatte als ich erwartet hatte. Dann passierte es, ehe ich es wirklich spürte hörte ich es. Links, kurz unterhalb des Ohres ein setsames Geräusch, dann war er da der Schmerz. Maximus hatte zugeschlagen. Der Schmerzlaut blieb mir, wie man so sagt, wahrhaftig im Halse stecken, denn etwas hartes traf mich an der Schläfe und ich sah verschwommen wie der Boden näher kam. Etwas anderes sah ich dabei noch, ein paar Füße, große Füße, starke Füße. Nicht meine Füße, Maximus Füße, das erkannte ich noch, während ich mich ihnen langsam näherte. Plötzlich waren sie neben mir, diese Füße. Ohne lange nachzudenken, drehte ich mich zu ihnen, zu und biss zu. Biss ihm in seinen verdammten dicken Zeh.
    Dieser Biss musste irgendwie belebend gewirkt haben. Langsam wurde mein Blickfeld wieder deutlicher und größer. Wenn auch leicht schwankend, rappelte ich mich hoch, stand da mit einem hängenden linken Arm und spuckte aus. Wichte danach mit der rechten Hand über das Rinnsal in in meinem Gesicht und betrachtete die Hand, das war kein Schweiß, das ist Blut. Der Mistkerl hat mich auch noch blutig geschlagen. Kam in mir hoch. Nun starrte ich Astivus mit Hass in den Augen an, während Schmerzen in meiner linken Schulter wummerten.

  • Astivus beobachtete, wie Kaeso niedersank, dann hörte er den empörten Aufschrei von Maximus, als der junge Mann zubiss. Erstaunt war der Gladiator dann doch, dass sich Kaeso wieder aufrappelte. Er sah ordentlich mitgenommen aus doch war er noch nicht am Ende. Das konnten beide Gladiatoren nicht auf sich sitzen lassen. Es hagelte noch einmal eine Serie Schläge gegen Kopf und Rumpf des Gehilfen des Chirurgicus bis Kaeso bewußtlos zusammenbrach.
    Genugtuung breitete sich auf dem Gesicht von Astivus aus und auch Maximus sonst eher dümmliches Grinsen schien die Schadenfreude auszudrücken.


    Aus dem Schatten der hölzernen Übungsarena löste sich der Chirurgicus. Er klopfte dem Gladiatorenpaar auf die Schulter.
    "Prima, Jungs. Schafft ihn mir in eine der Zellen für die ordentlich verletzten. Und du, Maximus? Brauchst du meine Hilfe?" Er wies auf den Zeh, der rot war, deutliche Zahneindrücke zeigte und anschwoll.


    Maximus schüttelte den Kopf. "Kratzer", gab er leichthin zum Besten. Dann packten die beiden Kämpfer den schlaffen Körper Kaesos und brachten ihn in eine der Zellen, die Balbus für die Schwerverletzten bereit hielt.

  • Stimmengemurmel und ab und an entferntes Gelächter weckte mich. Ich öffnete langsam meine Augen , ah mir schien, dass jede Regung meines Kopfes diesen zum zerspringen bringen würde. Ich sah nichts es war dunkel, gleichzeitig merkte ich, dass jeder Atemzug mir Schmerzen bereitete. Was war nur los mit mir? Fast gleichzeitig mit dieser Frage kehrte die Erinnerung zurück. „Balbus“, stieß ich hervor. Ich wollte mich zum aufrichten mit meinen Händen abstützen, was aber nicht ging, da mein linker Arm fest an meinem Körper gebunden war, wenigsten empfand ich es so. Richtig da hat mich der erste Schlag getroffen, kam mir. Danach tastete ich mit meiner rechten Hand vorsichtig mein Gesicht ab. Es schien mir irgendwie unproportional, die Augenlider waren dick zu geschwollen. Das Kinn schmerzte und meine Lippen nahmen bestimmt die untere Hälfte meines Gesichtes ein. Wenn mir nicht so übel gewesen wäre hätte ich gelacht, denn oh Wunder, meine Nase schien heil zu sein. Hatte ich nicht auch einen Kopfverband? Ja da war doch Blut gelaufen.
    Aber erst der Rest meines Körpers, in den letzten Tagen, hatte er sich so gut angefühlt, wie er sich da im Tanz rhythmisch bewegte. Jetzt schien keine Stelle mehr nicht mit Schlägen traktiert worden zu sein. Bestimmt war er in rot, blau bis hin zum dunklen violett marmoriert, was sich dann allmählich in grün gelb verwandeln würde.
    Ich schnuppert, dank der unverletzten Nase war das ja noch möglich, wogegen mir essen und vielleicht auch sprechen sicherlich Schwierigkeiten bereiten würde. Wo mochte ich sein? Ich war mir nach mehrmaligem Lauschen sicher die Stimmen von Balbus und seinen Freunden erkannt zu haben. In meiner kleinen Kammer lag ich nicht, da war ich mir sicher, denn dort roch es anders. Hierher kam frische Luft. Oh Mutter die haben mich doch nicht in einer von diesen Zellen eingesperrt? Entsetzt tastete meine noch freie Hand in Richtung Boden, fand ihn und rollte mich unter stöhnen und ächzen auf diesen. Kroch auf allen vieren, in meinem Fall auf allen dreien, in eine Richtung. Schon rumst mein Kopf mit einen leisen Schmerzlaut gegen ein Gitter.
    Also doch, jetzt hat er mich zur Belustigung aller hier in einer der Zellen einquartiert. Wut kam wieder hoch, Wut die mir Kraft gab. Ich zog mich am Gitter hoch und schrie diese Wut dann in einem Wort heraus.Balbus.“

  • Balbus stellte seinen Weinbecher ab. Aus der Kammer in die man Kaeso gebracht hatte, hörte er stöhnende Geräusche. Er erhob sich und schlurfte hinüber. Das volle Licht des Tages erhellte die Krankenkammer. Verwundert sah er auf Kaeso, der sich am Gitter hochgezogen hatte. Der Chirurgicus öffnete das nur anglehnte Gitter. Der verletzte Kaeso war schließlich keine Gefahr. Deshalb hatte er nicht abgesperrt.


    "Na, wieder unter den Lebenden?", fragte er sarkastisch. "Ich habe mir gerlaubt deine Augenbraue zu nähen und dir den Arm zu verbinden. Ich denke, du siehst jetzt noch interssanter aus." Balbus Weinfahne am hellichten Tag war mehr als deutlich. Dabei grinste der Chirurgicus so hinterhältig, dass alles zu spät war.


    "Du musst unglücklich gefallen sein. Dabei ist das linke Schlüsselbein gebrochen. Kein Drama. In ein paar Tagen mache ich dir einen Rucksackverband, dann kannst du mir schon wieder assistieren. Solange musst du leider zusehen."


    Er machte die Tür soweit auf, dass Kaeso hindurch konnte. "Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt."

  • Noch bevor ich bei Balbus bei mir war, roch ich es, dieser verhasste Geruch, der mich schon mein Leben lang verfolgte, er hatte mich eingeholt. Erst mein Vater und nun mein Lehrherr. Sofort kam ein Fluchtgedanke in mir auf. Es war nicht etwa Angst vor Balbus, es war Angst vor dem was geschehen konnte, wenn ich ständig mit einem Weintrunkenem zu tun hatte.
    Nein weglaufen ist keine Lösung, still ohne ein Wort ließ ich Spott und Häme über mich ergehen. Übelkeit stieg in mir auf, die ich versuchte runter zu schlucken.
    Jetzt bemerkte ich es war nicht dunkel, ich spürte es an der Wärme. Meine Augen waren zu geschwollen. Mit größter Anstrengung schaffte ich es wenigstens ein Auge einen Spalt frei zu öffnen.
    "Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt."Ja und wie ich sie gelernt hatte. „Sicher, bei dem geringsten Fehler lässt du mich verprügeln. Bringst es wohl nicht mehr? Sag ist es der Wein?“ Da kam es mir, nein das war es nicht, es war etwas anderes, Phryne war der Auslöser. ER wollt meine Göttin besitzen. „Duu, bekommst sie nicht,“ zischte ich ihm zu, dabei bemerkte ich ein oder zwei Zähne waren locker. „Was gibt es zu tun“, die Frage kam aus purem Trotz, wie gerne hätte ich mich jetzt hingelegt, zumal mein Sichtfeld sehr eingeschränkt war.

  • Der Blick des Chirurgicus sprühte vor Wut. Wenn er nicht so ein schlechter Kämpfer gewesen wäre, hätte er Kaeso sofort eine gesetzt. Stattdessen knurrte er nur. "Hüte deine Zunge Kaeso, wenn dir dein Leben lieb ist!"


    Die Anspielung auf die schöne Geliebte des Jungen überhörte er. Im Stillen dachte Balbus "das werden wir schon sehen..." Kaeso aber gab er im Befehlston eine Anweisung.


    "Du bist heute nicht beidhändig einsatzbereit. Deshalb werde ich dir heute eine Lehrstunde darin geben, wie die Instrumente gereinigt werden und wo du in meinem Medikamentenschrank welches Heilmittel findest. Keine Sorge, ich besitze nicht mal halb so viele Arzneipflanzen wie deine Kräuterhexe. Hier geht es meist um blutige oder eitrige Wunden, Prellungen, Quetschungen und Brüche. Die dafür notwendigen Heilmittel besitze ich. Oft lasse ich mir Salben und Tinkturen von Alpina fertig herstellen. Ich bin zu beschäftigt für solchen Kram. Manches aber mische ich auch frisch. Komm, ich zeige dir wo die Schriftrollen mit den Rezepturen sind und wo du die Zutaten findest."


    Balbus erwähnte mit keinem Wort, dass er keinewegs zu beschäftig sondern schlicht zu faul und zu zittrig war um die kleinen Mengen der Arzneipflanzen abzuwiegen und zu verarbeiten. Den Wein für die Tinkuren trank er lieber selbst.

  • Ich schluckte, biss die Zähne zusammen und folgte dem Chirurgicus, wobei ich mich fragte was der Blödsinn sollte. Die Instrumente hatte ich schon öfter gereinigt. Allerdings die Schriftrollen mit den Rezepturen kennen zu lernen, war schon etwas ganz anderes.
    So schleppte ich mich den Rest des Tages durch, wobei ich jeden Knochen und manches mehr spürte.
    Als ich endlich für diesen Tag entlassen wurde, hatte ich schnell meine Schlafstatt gefunden und ließ mich stöhnend auf ihr nieder.
    Die Nacht war eine einzige Katastrophe. Wenn mich nicht die Schmerzen bei jeder Bewegung weckten, dann waren es die Träume, in denen ich immer wieder verprügelt wurde, in immer neuen Varianten. Zum Schluss war daraus eine Verfolgungsjagd mit einem dreckigen Straßenköter geworden.
    Irgendwann hielt ich es nicht mehr, trotz meines großen Schlafbedürfnisses, in meinem Bett aus. Leise verließ ich meine Kammer und den Ludus. Doch wohin jetzt? Die Stadttore waren noch geschlossen. Trotzdem machte ich mich auf in Richtung Stadt, dann würde ich eben vor dem Tor warten.>>>>

  • Zurück im Ludus schaute ich mich zunächst einmal vorsichtig um wo Balbus steckte. Ich musste mir zuerst etwas besorgen, worin ich den blutigen Sand, der Arena aufbewahren konnte. Auf dem Arbeitstisch fand ich ein paar kleine Tiegel, einen davon nahm ich mir und versuchte, wieder draußen, möglichst unauffällig zur Arena zu schlender. Genau das habe ich erwartet, fluchte ich innerlich. Nach dem letzten Kampf ist der Sand aufgeharkt worden. Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Sorgfältig suchte ich den Boden ab, besonders an den Randgebieten. Nichts. Enttäuscht schaute ich mich um. Musste ich jetzt wirklich zur Trainingsarena? Aber wohin schafften sie denn den verdreckten Sand und die unbrauchbare Waffenteile? Natürlich hatte ich mich darum noch nie gekümmert. Welchem normalen Menschen interessiert denn so etwas? Wenn man es nicht sah musste es für die Zuschauer und Gäste an einem unauffälligen Ort untergebracht sein. Bestimmt hinter Gebäuden oder Hecken und Sträucher.
    Weiter ging meine Suche. Da bemerkte ich zwei Sklaven die miteinander redeten und immer wieder lachten. Wie auf ein geheimes Zeichen tauchten noch einige auf. Sie kamen immer näher grinsten mich an und umringten mich. Sie drängten mich in eine Ecke und der größte von ihnen meinte. „Ich habe gehört du suchst einen Mann? Wie wäre es mit mir? Ich mag so hübsche Tunten. Auch wenn zur Zeit nichts von deiner Schönheit zu sehen ist. Du kannst natürlich ablehnen. Deine Schönheit wird aber nur unter meinem Schutz wieder voll erblühen. Du kannst es dir ja bis heute Abend überlegen. Sollte ich allerdings keine Antwort bekommen, ja dann mein Schatzi komme ich dich einfach besuchen.“
    Ehe ich richtig kapierte was los war, waren alle verschwunden. Ich hatte das Gefühl ich wäre aus einem Alptraum erwacht. Gleich musste ich an Gurox denken. Nein ich wollte so etwas nicht mehr erleben. Niedergeschlagen setzte ich mich einfach auf den Boden. War damit mein Traum Chirurgicus zu werden zu Ende? Wie konnte ich mich gegen all die hier durchsetzen. In dem ich aufgab und meinem Schicksal ergab. Dann könnte ich ja gleich ins Lupanar gehen, da bekäme ich wenigstens Geld dafür und würde beschützt. Ich wusste einfach nicht mehr weiter.

  • Schwerfällig stand ich bald wieder auf und ging zurück. Ich brauchte unbedingt etwas gegen meine Schmerzen. Viele heilkräftige, schmerzlindernde Pflanzen, ihre unterschiedlichsten Wirkungen bei verschiedenen Verarbeitung und Anwendung hatte Alpina mich in der Pflanzenkunde gelehrt. Ein Blick in Balbus Medikamentenschrank zeigte mir, er hatte nicht Alpinas Auswahl. Etwas hatte er doch, ich griff in die kleine Holzschatulle und holte mir eine der kleinen Kugeln heraus. Kaum lag ich in meiner winzigen Kammer auf meinem Bett, schloss ich die Augen und ließ mich treiben.



    Eine Tür tat sich auf und schon erschien sie, meine Göttin. Sie bestand nur aus Beinen. Genau wie das verführerische Bein, dem ich sofort in der Casa Helvetia verfiel. Diese langen wohlgeformten Beinen schritten an einer langen Front von Profani, Fanatici, Legionären mit den verschiedensten Rängen, wie auch Gladiatoren, in einem aufreizenden Gang entlang. Alle glitten zu Boden hoben flehend die Hände, doch sie würdigte sie keines Blickes. Sie schwebte mit lasziven Bewegungen, wie es ihre Art ist zu mir. Blieb vor mir stehen, hob mein Kinn an und da waren sie, ihre faszinierenden Augen, die mich anlächelten genau wie ihr Mund. Ihre rauchige verführerische Stimme stieß ein glucksendes Lachen aus, während sie mich entkleidete und anschließend zu Balbus führte. Er wurde von Glaucus ihrem Sklaven, auf einem Marmorsitz gehalten. Vor aller Augen glitt Kleid langsam an ihrem makellosen Körper abwärts, fiel sanft zu einem luftigen Stoffhaufen. Noch während meine Augen dem Kleid folgten näherten sich ihre Lippen meinem Mund. Einen Wimpernschlag zu spät öffneten sich meine Lippen. Astivus und Maximus geleiteten meine hüftschwingende Göttin zu Balbus. Der riesige Sklave beugte sich über mich und presste seine Lippen auf die meinen, und seine gierigen Finger glitten an meinem Körper entlang.

  • Kaeso war so gut wie unsichtbar in diesen Tagen. Balbus konnte es ihm nicht verdenken. Der Denkzettel war deutlich gewesen und den Chirurgicus war zudem klar, dass einige seiner Schützlinge, die auf hübsche Jungs standen, die offen ausgesprochene Tatsache, dass Kaeso gerne Weiberkleidung trug und von ihm als Tunte bezeichnet worden war, als direkte Aufforderung betrachteten.
    Vermutlich musste Kaeso seine Wunden lecken und ließ sich sein bestes Stück noch einmal von der schönen Priesterin polieren bevor man ihm einen Prügel in den Hintern schob.


    Mürrisch und mal wieder verkatert suchte der Chirurgicus nach seinem Gehilfen. Er öffnete ohne anzuklopfen die Kammer des jungen Mannes und fand diesen, immer noch reichlich verbeult aussehend auf seinem Bett liegend vor. Offenbar träumte er wild, denn er bewegte fuchtelnd die Arme und murmelte Unverständliches. Der deutlich erkennbaren Erektion unter seiner Tunika entnahm Balbus, dass er einen erotischen Traum hatte. Dir werde ich helfen! Statt zu arbeiten pflügst du deine Kybelehure im Schlaf!
    Gehässig grinsend nahm der Chirurgicus die Kanne mit Wasser, die neben Kaesos Bett stand und goß den Inhalt mit Schung auf die erwartungsfrohe Männlichkeit des Gehilfen.

  • Das Wasser hatte die von Balbus gewünschte Wirkung, meine Männlichkeit war erschlafft, wovon ich natürlich nichts mitbekam. Der Großen Mutter sei Dank, ich war den riesigen Sklaven losgeworden, durfte dafür aber in meinem Festtagsgewand durch die Straßen von Mogontiacum laufen, natürlich von Astivus und Maximus begleitet, mich mit einem Rebstock antreibend. „Lauf Hübsche, lauf Tunte“, riefen sie immer wieder im Wechsel.
    „Komm schon, du willst es doch auch“, lockte eine mir bekannte Stimme. Nur wer war es, ich konnte ihn nicht erkennen, ich lag auf meinem Bauch.
    Ich rannte und rannte, hörte wie mein Atem keuchend rasselt. Dann stand er plötzlich vor mir. Mein Vater, groß, breit und gehässig grinsend, eine Peitsche klopfte auf sein Linke Hand. „Du bist du ja mein Sohn, endlich kommst du dir abholen was du verdienst. Die Prügel deines Lebens, deine Mutter habe ich so geschafft und nun bist du dran.“
    „Kaeso, im Namen des Kaisers, du wirst angeklagt des Mordes an Balbus dem Chirurgicus.“
    Ja bitte nehmt mich mit, dann hat das hier endlich ein Ende“, rief ich lauthals.

  • Balbus stellte fest, dass Kaesos Erektion zwar verschwand, aber der Junge immer noch nicht erwachte. Er schien noch immer tief im Reich der Träume zu sein. Balbus kniff die Augen zusammen. Eigenartig.
    Er trat auf Kaeso zu und kniff ihn in den Arm. Als das nur eine ungezielte Abwehrreaktion hervorrief ohne ein Erwachen nach sich zu ziehen, öffnete Balbus dem jungen Mann gewaltsam das linke Auge. Obwohl nun LIcht in Kaesos Auge fiel verengte sich dessen Pupille nicht. Teichgroß und schwarz starrte ihn das Auge an ohne zu fixieren. Bei Medea! Dieser kleine Mistkerl war an seinem Medikamentenschrank gewesen! Belladonna oder Opium? In jedem Fall ein hochwirksames Alkaloid. Mandragora? Verflucht! Er sollte diese Arzneien mit einem Schloss sichern. Balbus nahm sich vor eine entsprechende Truhe anzuschaffen. Nun aber musste er zunächst den Jungen ausnüchtern.


    Es gab nicht viel was man gegen den Rausch aus den Tränen des Schlafmohns und dem dazugehörigen Entrückungszustand machen konnte. Balbus beschloss Kaeso wieder in die Zelle zu verfrachten, die er für die Schwerverletzten bereit hielt. Dieses Mal würde er absperren, damit der Junge ihm nicht entkam wenn er nüchtern wurde.
    Balbus rief ein paar starke Helfer und die trugen den träumenden Kaeso in die Ausnüchterungszelle.


    Balbus widmete sich währenddessen dem Tagesgeschäft. Es war an der Zeit, dass er mit Kaeso ein ernstes Wort sprach. So einen Gehilfen konnte er nicht brauchen. Einen der entweder in Weiberkleidern zu ekstatischen Klängen tanzte oder sich dem Drogenrausch hingab. Da führte kein Weg hin.
    Missmutig stapfte Balbus über den Hof des Ludus zur Palaestra. Er wollte sehen wie sich die Hand des Gladiators machte, die erst kürzlich noch eitrig gewesen war.

  • Zufrieden rekelte ich mich, ich hatte gerade einmal wieder eine wunderbare Nacht mit meiner Göttin verbracht. Ich musste wohl mit dem Gesicht zwischen ihren Brüsten eingeschlafen sein. Etwas war allerdings merkwürdig, die Geräusche und Stimmen passten nicht in die Casa Acilia. Ach richtig, wir waren ja in unserem Tempel. Ich muss unbedingt etwas trinken, was habe ich bloß für einen üblen Geschmack im Mund und dazu noch die dumpfen Kopfschmerzen.
    Gerade wolle ich mich von meiner Göttin erheben, da fiel mir mein Schlüsselbein ein und dass ich zur zeit nur einen arm benutzen konnte. Dieser verfluchte Balbus. Stimmt ich musste noch blutigen Sand besorgen, das hatte ich vor. Doch wieso war ich dann hier? Langsam erwachte ich immer mehr und mein Kopf begann zu arbeiten. Meine rechte Hand ertastet das worauf ich lag. Entsetzt stellte ich fest, es war nicht Phrynes himmliches Bett. Schnell rollte ich mich zurück und landete schmerzhaft auf dem Boden. Es war auch nicht meine Kammer im Ludus und die bei Alpina schon gar nicht. Trotz meines geschundenen Körpers saß ich mit einem Ruck aufrecht. Entsetzt starrte ich auf die Gitterstäbe. Schnell schloss ich meine Augen und überprüfte meinen Körper auf neue schmerzhafte Stellen. Nicht anders als wie vor dem einschlafen. Da war doch was. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die kleine Kugel, aber ich konnte mich noch genau erinnern, ich war noch bis zu meiner Kammer gekommen. Wieso war ich aber jetzt hier? Hatte mich etwa der riesige Sklave aufgesucht? Ich sollte mich doch bis zum Abend entscheiden. Oh Große mutter was hatte ich getan? Hatte ich etwa? War ich deshalb hier in der Zelle? Nein das konnte nicht sein, gegen den kam ich doch nicht an. Aber benutzt hatte er mich auch nicht, das würde ich spüren.
    Mühsam stand ich auf und ging zu der Zellentür. Beim Kerberos, wieso war hier abgeschlossen? Was war passiert. Dieses mal rüttelte ich nicht an den Gitterstäbe und brüllte auch nicht herum. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher ob ich überhaupt wissen wollte, was seit meinem einschlafen in meiner Kammer und meinem aufwachen hier, geschehen war. Resigniert setzte ich mich auf das Bett. Es war ein einziger Alptraum und ich wartete ab was noch alles geschehen würde.

  • Als Balbus von seinem Tagwerk zurück in die Unterkünte der Gladiatoren kam und nach seinem Gehilfen guckte, fand er diesen auf dem Bett sitzend.
    Der Chirurgicus schloss das Gitter auf.
    "Komm raus, Kaeso! Ich hab die Faxen dicke. Es wird Zeit, dass du dich ans Arbeiten gewöhnst! Richtig arbeiten! Morgen früh mache ich dir einen Rucksackverband. Dann lernst du gleich wie man so eine Claviculafraktur versorgt. Und dann wird gearbeitet. So wie es sich gehört. Ich werde dir in den kommenden drei Monden keinen Tag freigeben und auch die Abende an denen du Freigang hast werden sich an einer Hand abzählen lassen. Und wehe du schleichst dich davon! Dann bist du den längsten Tag Gehilfe des Chirurgicus Publius Gavius Balbus gewesen. Dann kannst du dir deine Karriere in den gepuderten A... stecken, du kleine Tunte!"


    Die Zornesfalte auf der Stirn des Römers war tief und eindruckvoll. Er meinte genau was er sagte.
    "Drüben, im Aufenthaltsraum der Gladiatoren gibt es noch Fleischsuppe. Das ist was für dich. Stärkt die Knochen. Das kannst du brauchen. Hol dir da noch einen Teller und dann will ich dich für heute nicht mehr sehen. Morgen zur Hora prima bist du bereit. Verstanden?"

  • Meine erste Eingebung war Balbus genauso anzubellen und ihm zu sagen er solle sich abregen und wieder runter kommen. Doch er war sein Lehrherr und ich wollte nicht entlassen werden.
    Ich stand also auf und verließ die vermaledeite Zelle. Draußen blieb ich vor ihm stehen und fragte in einem ruhigen Ton. „Wieso hast du mich hier eingeschlossen? Ich weiß nicht was geschehen ist und warum ich eingesperrt aufwachte. Natürlich will ich arbeiten. Doch vorher möchte ich noch einmal klar stellen. Das was du gesehen hast, war mein Festtagsgewand unseres Kultes. Ich wurde in diese Gemeinschaft aufgenommen und zum Fanaticus. Soviel mir bekannt, ist, darf in unseren römischen Reich jeder den Glauben ausüben den er möchte und jeder Priester und Gehilfe der religösengemeinschaften zieht das Gewand an, was sein Glaube ihm anrät. Also nochmals ICH BIN KEINE TUNTE. Ich bin ein ganz normaler Mann und verbiete mir, dass mich irgend welche Sklaven oder sonst wer hier, zum Liebesdienst zwingen wollen.“
    Ich hoffte ich hatte mich jetzt unmissverständlich ausgedrückt. Genug Zuhörer sah ich um uns herum.
    „Und ja ich habe dich verstanden was die Arbeitsanweisung angeht“, kam noch als Nachsatz von mir, damit der Chirurgicus meinen guten Willen sah. Allerdings gab es bei dem ganzen noch ein Problem, wie bekam meine Göttin den blutigen Sand? Wenn ich ihn denn mal fand.

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