[Ludus] In der Gladiatorenschule

  • Das ich ein Handtuch bin weiß ich selber, deshalb will ich ja, stärker werden, schimpfte ich im Geiste und mit den Gladiatoren wollte ich mich auch nicht messen, ich suche doch nur etwas um stärker zu werden, damit ich nicht von jedem als Handtuch betrachtet werden. Mir liegt es doch auch gar nicht mit einer Waffe um zu gehen, aber es soll mich auch nicht gleich jeder Windstoß umblasen.
    Aber warum sollten sie mir eine Tracht verpassen? Ich gehörte doch nicht zu ihnen. Zum prügeln hatte ich wirklich keine Lust.

    Ich kam zu der Erkenntnis, das ich mir die Frage hätte sparen können und musste mir wohl eine andere Lösung einfallen lassen. Jetzt würde ich meine Aufmerksamkeit zu erst einmal dem Lanista widmen.

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    Laenius Bato, der Lanista war nicht allein. Neben ihm saß ein bereits in die Jahre gekommener Muskelberg, dem man deutlich ansehen konnte, dass auch er ein Gladiator gewesen war.


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    Balbus trat näher und grüßte mit einem saloppen Winken. "Salvete, entschuldigt bitte. Ich wusste nicht dass ihr eine Besprechung habt. Stören wir?"


    Bato schüttelte den Kopf. "Schon recht, Balbus. Was willst du? Und was bringst du uns da für einen Hänfling?"


    Der Muskelberg guckte ein wenig dümmlich, sagte aber nichts. Balbus entschloss sich, Kaeso gleich beiden vorzustellen.
    "Das hier ist Kaeso. Er ist mein neuer Gehilfe. Bislang ist er der Kräuterfrau Susina Alpina zur Hand gegangen. Er hat also schon einige Kenntnisse über Heilpflanzen erworben. Das kann uns hilfreich sein."
    Zu Kaeso gewandt vollendete Balbus die Vorstellungsrunde. "Kaeso, das ist der Lanista des Ludus, Laenius Bato, und der Mann bei ihm ist Pugnax, der Doctor, also der Campidoctor, beim Exercitus würde man Exerziermeister sagen. Wir nennen ihn nur "den Schinder"."
    Der Chirurgicus grinste breit und auch der alternde Muskelberg verzog ein wenig das brutal wirkende Gesicht.


    Batos abschätziger Blick ging an Kaeso hinunter und wieder hinauf. "So so, einen neuen Gehilfen hast du... hast du ihm erzählt warum du einen neuen Gehilfen brauchst?"


    Balbus winkte ab. "Lass mal die ollen Kamellen, Bato. Kaeso wird sich sicherlich gut machen hier im Ludus."


    Der Lanista grinste wieder und zwinkerte Kaeso zu. "Na, dann bin ich mal gespannt!" Er wandte sich wieder Balbus zu. "Morgen sehe ich mir mit Pugnax einen aussichtsreichen Freiwilligen an. Er könnte als leichter Kämpfer eingesetzt werden. Ich erwarte dich zur 6. Stunde auf dem Kampfplatz, dann kannst du ihn auf seine Eignung untersuchen. Ich will mein Geld nicht in ein Wrack investieren. Er sollte schon einige Kämpfe überstehen können."

  • Schon wieder drang das Wort Hänfling an mein Ohr. Wurde denn jeder hier, der nicht auf stark machte, so angesehen? Interessiert hörte ich zu als mein neuer Lehrmeister mich vorstellte. So war das also, aus irgend einem interessanten Grund, wie mir schien, brauchte er einen neuen Gehilfen.
    Das würde ja noch heiter hier werden, wenn mich jeder so prüfend begaffte. Solange es aber dabei blieb, war ja noch alles gut.
    Jetzt hatte ich endlich Gelegenheit Gladiatoren aus nächster Nähe zu sehen. Es war das wovon viele von uns als Kinder in Rom geträumt hatten. Morgen also würde ich einen Kampf aus nächster Nähe sehen, wenigstens hoffte ich das.

  • An diesem Morgen versogten Balbus und Kaeso die eitrige Wunde des Gladiators Hilarus. Der Abszess hatte sich nicht erneut gefüllt, wenn auch die Wundränder noch schmierig und gerötet waren. Balbus fluchte leise, säuberte die Wunde erneut mit Essigwasser und trug dann eine stark riechende, grünliche Salbe auf. Dann sah er Kaeso herausfordernd an.
    "Kannst du Verbände wickeln? Also ich meine so richtig, nicht einfach so rumtüddeln sondern so, dass es auch den ganzen Tag hält?"

  • Genauestens beobachtete ich nicht nur was Balbus tat, nein ich achtete auch auf das was er sagte und seine Mimik. Ehe er mich ansprach hatte ich auch schon zwei Fragen, die ich ihm aber erst später stellen würde, denn jetzt musste erst die Behandlung abgeschlossen werden.
    So beantwortete ich zuerst seine Frage. „Nein, ich befürchte, das wirst du mir zuerst einmal zeigen müssen.“ Ich fand es wäre gut wenn er mir zeigte wie er die Verbände anlegte, damit ich es auch gut genug machte.

  • Die drei Legionäre betraten den Ludus und sahen sich neugierig um. Wo nun sollten sie jetzt den Kerl finden. Pompus entdeckte den Chirugius als ersten, der beandelte gerade eine Armwunde. „Schaut mal da vorne, bei dem Chirugius, da steht so ein Schönling, der passt hier nicht hin, der ist bestimmt der Gesuchte. Wie war nochmal sein Name, ach stimmt Kaeso.“
    Die drei gingen zu der Gruppe. „Salve, kann mir jemand sagen, wo ich einen gewissen Kaeso finde?“ Frugi hielt den jungen Mann fest im Blick bei seiner Frage. Nicht wenn er das war und er ihm schon wieder durch die Lappen ging.

  • Verwundert schaute ich zu den Legionären. Die suchten mich? Da dämmerte es mir. „Salve, ihr habt bestimmt noch Fragen zu dem Vorfall in der Casa Helvetia. Der Vergewaltigung von Susina Alpina durch diesen Gurox.“ Was sollten sie sonst auch für einen Grund haben, fragte ich mich. Schließlich hatte ich mir nichts zu Schulden kommen lassen.

  • Der Octavier schüttelte mit dem Kopf. "Nein, dieses mal betrifft es die Flore. Sie war wohl die Geliebte von Gurox. Was weißt du über sie, arbeitete sie mit Gurox zusammen?" Hoffentlich gibt es jetzt eine zufriedenstellende Antwort, so dass wir voran zur Kaserne gehen können, war seine nächste Überlegung.

  • Zitat

    Original von Kaeso


    Balbus seufzte. Also noch nichtmal Verbände wickeln konnte der neue Gehilfe. Nun denn. Der Chirurgicus nahm das frische Verbandszeug und legte los. Zunächst fixierte er mit zwei 8er-Touren das Stück Stoff, das auf der Wunde lag. Dann wickelte er noch einige Runden so kunstvoll, dass die Verbandbahnen exakt nebeneinander lagen. Das Handgelenk war fest bandagiert.


    "So", sagte Balbus. "noch Fragen? Wenn nicht, sollten wir zur Palaestra gehen. Dort wird sich der Chauke vorbereiten, der sein Leben dem Ludus verpfänden will."

  • Ich sah meinem neuen Lehrmeister an, dass er mit meiner Antwort nicht zufrieden war. Was ich jedoch stillschweigend hin nahm. Mein Ziel war war, alles so gut wie möglich von ihm zu erlernen, auch die Selbstverständlichkeiten des Alltages in dem Beruf. Natürlich hatte ich schon einmal einen Verband angelegt, doch ich wollte wissen wie er es machte.
    „Danke“, antwortete ich, „ich denke das nächste Mal kann ich es auch so. Hierzu habe ich keine Frage mehr, doch vielleicht könntest du mir unterwegs sagen, was Bato meinte als er dich fragte, hast du ihm erzählt warum du einen neuen Gehilfen brauchst? Demnach hattest du vorher einen Gehilfen, was war oder ist mit ihm?“
    Auf seine Antwort war ich sehr gespannt. Ich wusste Balbus konnte sehr unfreundlich sein. Ob ich überhaupt eine Antwort erhielt oder nur einen Anraunzer bekam?

  • Zitat

    Original von Titus Octavius Frugi


    Aufmerksam sah ich die drei Legionäre an. „ Über sie weiß ich kaum etwas, ich kann dir nur sagen, dass sie gelegentlich... nun sagen wir es so, sehr freundlich zu den Gästen der Taverne war. Ich nehme an, dies nur zu einem kleinen neben Erwerb wenn Gurox nicht da war.“
    Diese Antwort kam ein wenig verlegen von meiner Seite. „Außerdem glaube ich hielt sie ein wachsames Auge auf die Bande wenn Gurox nicht da war, denn Glaucus und mich verschonte sie durch ihr eingreifen vor weiteren Misshandlungen. Aber ob sie wirklich zu der Bande gehörte oder gar seine Komplizin war, kann ich dir nicht sagen. Ich würde es eher verneinen.“
    Seltsam wie kamen sie darauf, mich nach Flore zu fragen. Überhaupt war die denn wichtig? Sie war doch so gut wie kaum in Erscheinung getreten. „Was ist denn mit der Flore, wieso ist die denn wichtig?“ Die Frage konnte ich mir nicht verkneifen.

  • Die Legionäre ignorierten Kaesos Frage, statt dessen kam von dem Octavier eine Frage die ihn schon eine Weile beschäftigte. „In welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Acilina Phryne?“
    Frugi hatte da so einen Verdacht und wenn er sich den Burschen so betrachtete lag er damit bestimmt richtig. Nur wie kam es das dieser nicht in der Casa Acilia wohnte. War etwa schon ein abgelegter Liebhaber? Zu ärgerlich, dass das Weib gerade krank danieder lag. Was das wohl für eine Krankheit war? Ob sein Gegenüber etwas damit zu tun hatte.
    Frugi hätte sich die haare raufen können, jedesmal wenn er eine Antwort erhielt taten sich neue Fragen auf. Am besten wäre es gewesen man hätte alle die mit dem Fall zu tun hatten erst einmal eingekerkert, bis alle Fragen zufriedenstellend beantwortet wären.

  • Zitat

    Original von Kaeso. Hierzu habe ich keine Frage mehr, doch vielleicht könntest du mir unterwegs sagen, was Bato meinte als er dich fragte, hast du ihm erzählt warum du einen neuen Gehilfen brauchst? Demnach hattest du vorher einen Gehilfen, was war oder ist mit ihm?“


    Die Frage war Balbus sichtlich unangenehm und es dauerte eine Weile bis er sie beantwortete.
    "Ich hatte einen Gehilfen. Matto. Ein grober Klotz, dumm und brutal, aber er war sich nicht zu schade für diese blutige Arbeit. Naja, er war dem Wein zugeneigt, wenn du verstehst was ich meine..."
    Balbus vermied es zu sagen, dass er seinem Gehilfen im Weingenuss kaum nachgestanden hatte.
    "... wie auch immer im Suff sind wir in Streit geraten. Das hier ist sein Werk.."
    Der Chirurgicus zeigte auf die zwei abgebrochenen Schneidezähne. "... im Gegenzug habe ich ihm auch ordentlich eingeschenkt." Wieder erzählte er nur die Hälfte. Denn Balbus hatte seinem besoffenen Gehilfen eine Sonde tief in den Unterleib gerammt. Schließlich war es um die Gunst einer der Lupae gegangen, die in dieser Nacht mit den Gladiatoren feierte.
    "Am Ende musste ich ihn zusammenflicken", gab der hagere Chirurgicus zu. "Er hat dann den Ludus verlassen und seither bin ich wieder ohne Gehilfen gewesen."


    Inzwischen hatten sie den Ludus durchquert. Die Palaestra lag zwischen dem Ludus, der Therme und der Arena. Sie war sowohl für die Gladiatoren als auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Badegäste ertüchtigten sich hier mit gymnastischen Übungen, Ballspiel oder Ringkampf. Die Kämpfer des Ludus ebenfalls.
    In einer Ecke hatte sich ein kleiner Pulk gebildet. Balbus war froh endlich das Thema wechseln zu können. "Da! Das wird er sein. Vermutlich macht er sich warm und versucht schon einmal die Badegäste zu beeindrucken."


    Sie drängten sich durch die Menschenmenge. Auf dem Sandplatz schwang ein schmaler doch gut gebauter Rothaariger die Hanteln. Der Mann wr groß und hatte einen wilden Bart. Er entsprach dem Klische eines Barbaren. Mit einem Blick erkannte Balbus, dass dieser Mann eher für die Armatura eines Thraex oder Hoplomachus und letztendlich zum Retiarius taugte. Mit Kennermiene taxierte der Chirurgicus die Bewegungen, suchte die nackte Haut nach Narben oder Anomalien ab. Dann drehte er sich zu Kaeso um.
    "Na, was sagst du? Taugt er was?"

  • Was Balbus gerade über seinen ehemaligen Gehilfen erzählte, entsprach irgendwie meinen Vorstellungen über meinem neuen Lehrer. Das der Chirurgicus nicht zart besaitet und kein Kind von Traurigkeit war, hatte ich schon bei seinen verschiedensten Besuchen in der Casa Helvetia bemerkt. Dies waren auch meinen anfänglichen geheimen Bedenken ausgerechnet bei ihm in die Lehre zu gehen. Gleichzeitig hatte ich aber auch sein Können gesehen. Das Alpina, die manches von ihm einstecken musste, seine Fürsprecherin war, bestätigte, ja drängte mich förmlich bei ihm in die Lehre zu gehen.
    Mein einziges Problem war, ich hatte fast so gut wie keine Ahnung von Gladiatoren. Nur ,mein geringes Wissen, von dem was Jungs sich über sie erzählten oder was man aus Gesprächen unter Männern heraushören konnte.
    In meiner Vorstellung war ein Retiarius eher von Raubkatzenartiger Wendigkeit, zu der sich der Darstellende, nach meiner geringen Kenntnis wohl gehörte. „Ehrlich gesagt ich habe keine besondere Ahnung wie ich einen Gladiator zu einer Kampftechnik zuordnen soll. Der da, entspricht meiner Vorstellung eines Retiarius. Da ich keinerlei Erfahrung in der Beurteilung eines Mannes für seine Befähigung ein Gladiator zu werden, enthalte ich mich besser meiner Meinung. Ich denke mir aber, dass du mir und die Umgebung hier, auch dies im Laufe der Zeit beibringen wirst“
    Jetzt hoffte, dass Balbus meine Antwort nicht zum Anlass nahm, mich bloß zustellen oder öffentlich zu verspotten. Darin hatte er keinerlei Hemmungen, was er gelegentlich bewiesen hatte.

  • Balbus grinste. Mehr als Gassenwissen hatte Kaeso also nicht wenn es um die Gladiatur ging. Nun denn, wie er selbst schon sagte, das würde er hier lernen. Und heute ging es los.
    "Nun, um Retiarius zu werden, hat er noch einen weiten Weg vor sich. Zunächst beginnen die Gladiatoren als Provocator. Das ist am leichtesten zu erlernen. Den heutigen Schaukampf wird er auch als Provocator bestreiten. Von der Bewaffnung und der Kampftechnik liegt der Provovator zwischen den Groß- und Kleinschildnern. So kann man gut beobachten ob er sich zum schweren oder leichten Kämpfer eignet. Aber schon jetzt ahne ich, dass er eher ein "Leichter" sein wird. Wenn er Talent hat wird er bald aufsteigen in der Hierarchie der Gladiatoren."


    Eine Weile lang musterte der Chirurgicus die Bewegungen des Rothaarigen. Dann schweifte sein Blick über die Badegäste. Heftige Diskussionen waren im Gange, ob der Freiwillige ein guter Gladiator sein würde. Sogar erste Wetten auf den später folgenden Schaukampf wurden abgeschlossen. Balbus grinste wieder.
    "Hörst du sie? Sie wollen ihn alle in der Arena sehen. Bato wird ihn nehmen, denke ich. Aber er muss gut verhandeln. Dafür bin auch ich wichtig. Meine Einschätzung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Mannes bestimmt den Preis ebenso wie seine Leistung auf dem Kampfplatz. Was nützt dir ein toller Kämpfer, der die Schwindsucht hat oder die Göttliche Krankheit? Er sieht aber nicht so aus, als wenn er schwach auf der Brust wäre. Die Untersuchung findet nach dem Schaukampf statt. Lass uns zum Ludus rübergehen. Dort wird er gleich eingekleidet. Gekämpft wird heute nur mit Holzschwertern. Schließlich geht es nur darum seine Eignung abzuschätzen. Komm, Kaeso!"


    Sim-Off:

    Badegäste sind herzlich eingeladen, den Schaukampf zu verfolgen. ;)

  • Zitat

    Original von Titus Octavius Frugi
    Die Legionäre ignorierten Kaesos Frage, statt dessen kam von dem Octavier eine Frage die ihn schon eine Weile beschäftigte. „In welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Acilina Phryne?“
    Frugi hatte da so einen Verdacht und wenn er sich den Burschen so betrachtete lag er damit bestimmt richtig. Nur wie kam es das dieser nicht in der Casa Acilia wohnte. War etwa schon ein abgelegter Liebhaber? Zu ärgerlich, dass das Weib gerade krank danieder lag. Was das wohl für eine Krankheit war? Ob sein Gegenüber etwas damit zu tun hatte.
    Frugi hätte sich die haare raufen können, jedesmal wenn er eine Antwort erhielt taten sich neue Fragen auf. Am besten wäre es gewesen man hätte alle die mit dem Fall zu tun hatten erst einmal eingekerkert, bis alle Fragen zufriedenstellend beantwortet wären.


    „In welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Acilina Phryne?“ Ich wiederholte die Frage des Legionärs, wobei ich aber keinen von ihnen ansah. „Ganz einfach, sie ist meine Angebetete, meine Göttin. Ich liebe sie.“ Ruckartig drehte ich mich zu den Legionären. Fast schon trotzig schoss ihnen meine Frage entgegen. „Und was dagegen?“ Ich wusste sehr wohl, was jetzt ihre Meinung über mich sein würde. Was sich darin bestätigte, dass ein leichtes Grinsen bei einen von ihnen zu sehen war.

  • An der hölzernen Arena innerhalb des Ludus, die den Übungskämpfen diente hatten sich bereits einige Schaulustige eingefunden. Schnell hatte sich das Gerücht verbreitet, dass es heute was zu sehen gab. Der Lanista Bato stand dort und suchte gemeinsam mit "dem Schinder" Pugnax eine passende Beinschiene, einen rechteckigen Schild und einen Helm heraus. Dazu legten sie ein Pectorale, eine halbmondförmige Brustplatte und ein hölzernes Gladius.


    Als der rothaarige Chauke erschien klopfte ihm Bato aufmunternd auf die Schulter.
    "Ich bin schon sehr gespannt, Hiltbert. Zeig was du kannst!"


    Hiltbert nickte wortkarg und begann sich die Beinschiene umzuschnallen. Pugnax legte dem Mann im Lendenschurz das Pectorale um. Der Helm musste erst mit einem Filz unterfüttert werden bis er richtig saß. Dann nickte Pugnax zufrieden.
    "Ich denke, Hiltpert ist bereit. Wie sieht es mit Astivus aus?"


    Nicht weit entfernt machte sich ein kräftiger junger Mann mit dunklem Haar kampfbereit. Sein Blick strotzte vor Selbstbewusstsein.
    Bato nickte. "Alle bereit. Es kann losgehen!"


    Sim-Off:

    An alle Bürger Mogontiacums und an alles die Lust haben: seht zu wie sich im Ludus ein Freiwilliger gegen einen geübten Gladiator schlägt. Die Öffentlichkeit ist zugelassen!

  • Der Lanista Bato und sein Campidoctor Pugnax zogen sich auf die Ehrentribüne des kleinen, hölzernen Runds zurück. Einer der älteren und erfahrenen Gladiatioren des Ludus fungierte als summa rudis, als Schiedsrichter. Den langen Stab in der Hand führte er die Kämpfer auf den nachgiebigen Boden der Arena. Bei offiziellen Kämpfen gab es zwei Schiedsrichter, hier bei der Sichtung des Chauken würde einer ausreichend sein. Es ging schließlich bei diesem Kampf nicht um Leben und Tod, sondern einzig darum, ob sich Hiltbert als Gladiator eignete.


    Als Bato das Zeichen gab, dass der Kampf beginnen möge, hielt der summa rudis den Stab zwischen beide Kämpfer bis er sicher war, dass beide Provocatores ihre Postionen eingenommen hatten. Dann gab er den Kampf frei indem er begleitet von einem Pfiff auf seiner Pfeife das Signaltuch fallen ließ.


    Hiltbert und Astivus belauerten einander. Der erfahrenere Astivus begann seitwärts zu tänzeln. Den linken Fuß und die linke Schulter vorgeschoben. Hiltbert versuchte es ihm gleichzutun. Urplötzlich machte der Chauke einige schnelle Schritte vorwärts und stieß den mittelgroßen Rechteckschild vor. Beide Schilde krachten aneinander und in diesem lärmenden Vorstoß versuchte der Neuling einen Stich mit dem Schwert zu platzieren. Astivus drehte sich geschickt so, dass der Schwertstoß auf dem mit der Manica gepolsterten Schwertarm landete. Schnell zogen sich beide Kämpfer zurück in ihre Ausgangsposition.
    Es dauerte eine Weile bis Hiltbert einen neuen Ausfall versuchte. Diesen wehrte Astivus mit dem Schwert ab. Dann geschah eine Weile nichts. Den nächsten Ausfall begann der erfahrene Provocator. Wieder krachten die Schilde, der Stoß des Astivus traf Hiltbert in die ungeschütze Seite. Eine scharfe Waffe hätte ihn schwer verletzt oder sogar den Tod bedeutet. Die hölzerne Waffe würde ein tiefsitzendes Hämatom und eine Prellung verursachen. Hiltbert stöhnte auf und stolperte rückwärts. Astivus setzte ihm nach. Das Publikum raunte zufrieden, Bato diskutierte mit Pugnax.


    Balbus wandte sich seinem Gehilfen zu.
    "Siehst du? Dieser Astivus ist eine harte Nuss. Für einen Neuling wie Hiltbert ist das eine harte Prüfung. Wir wollen mal sehen, ob wir nicht gleich noch was zu tun bekommen."
    Er grinste und entblößte seine abgebrochenen Schneidezähne.

  • Unwillkürlich stöhnte ich auf und sog dabei die Luft durch die zusammengebissenen Zähne ein, als Hiltbert den Treffer von Astivus einstecken musste. Ich konnte einfach nicht verstehen mit welcher Freude die Zuschauer dem Kampf zuschauten und auch noch die Kämpfer anspornten um noch mehr zu sehen.
    Noch weniger verstand ich Balbus, der sich schon darauf zu freuen schien, Arbeit zu bekommen. Ich hörte trotz des Lärms, wie in unserer Nähe Bato mit Pugnax diskutieren. Nein ich verstand die Menschen nicht, hatte sie schon nicht verstanden, als sie mit den Kampfvorbereitungen zu der Arena eilten. Sie weideten sich daran wie zwei Männer einander, mehr oder weniger freiwillig, auf einander einschlugen und sich verletzten. War ich hier wirklich am richtigen Ort?
    Was sollte ich aber sonst machen? Ich musste da durch, wenn ich mir meinen Traum, von einem guten Heiler, Chirurgicus zu werden, erfüllen wollte. Hier gab es die Möglichkeit ein breites Band des zukünftigen Betätigungsfeldes kennen zu lernen.
    Ich betrachtete den Chirurgicus von der Seite und hätte fast geseufzt bei dem Gedanken, ihn um ein paar freie Tage zu bitten, für meine Initiation im anstehenden großen Frühlingsfest des Kybele Kultes. Nein ich durfte ihm nicht den wahren Grund nennen, von ihm würde ich bestimmt nur ausgelacht werden und Hohn und Spott ernten.
    Jetzt galt es aber erst weiter auf den Kampf zu achten, denn Astivus wollte nicht aufhören, er setzte dem angeschlagenen Neuling noch nach. Das warum ging mir nicht ein. Er hatte doch schon seine Überlegenheit demonstriert.

  • Der Schiedsrichter hielt Astivus mit seinem Stab zurück bis Hiltbert sich gefangen hatte. Dies sollte ja kein kurzer Kampf mit einem schnellen Ende werden. Bato und Pugnax wollten schließlich erkennen können, ob es sich lohnte den Chauken auszubilden.


    Hiltbert rückte seinen Helm zurecht, er schien nicht optimal sehen zu können. Dann nickte er. Die nächste Runde begann. Man belauerte sich erneut. Einige Vorstöße mit dem Schild endeten im Krachen der hölzernen Körperwehr gegeneinander. Dann schnellte plötzlich Hiltberts Holzschwert hinter dem Schild hervor und traf Astivus am Oberarm nahe der Schulter, dort wo er nicht mehr von der Manica bedeckt war. Astivus fluchte, kam aber nicht aus dem Takt. Im Gegenteil: mit wütendem Anstrum drängte er den Gegner mit krachendem Schild vor sich her. Ein oder zweimal zuckte die Klinge über dem Schild hervor, doch traf er nicht. Schwer atmend zog sich Astivus in die Grundstellung zurück.


    Beide Kämpfer belauerten sich wieder. Balbus betrachtete die Muskeln des Chauken, taxierte seine Geschicklichkeit. Er suchte nach erkennbaren Zeichen einer Erkrankung oder früheren Verletzung. Es folgte ein weiterer Ausfall des Hiltbert. Während die Schilde erneut mit donnerndem Krachen aufeinander prallten, beugte er sich zu Kaeso.
    "Wenn du mich fragst, wird er einen guten Gladiator abgeben. Er ist noch unerfahren, ihm fehlt es an Technik und Taktik, aber das wird er lernen. Seine körperlichen Voraussetzungen sind gut."
    Die Männer trennten sich wieder, kreisten sich gegenseitig belauernd umeinenander. Dann machte Hiltbert einen Sprung nach vorne. Wie ein wildgewordenes Raubtier sprang er aus dem Vorwärtsschritt hoch und versuchte, während sein Rechteckschild den des Gegners traf von oben sein Schwert hinter der Deckung des Astivus ins Ziel zu bringen. Doch der ausgebuffte Gladiator entzog sich mit einer drehenden Bewegung. Beim Aufkommen verlor Hiltbert das Gleichgewicht, er fing sich zwar, doch war in diesem Moment Astivus schon hinter ihm und stieß ihn mit dem Schild um. Das Publikum johlte.
    Balbus riss erfreut die Augen auf. Er schleuderte seine Faust in die Luft. "Jugula! Stich ihn ab!" schrie er.


    Astivus Knie senkte sich auf den Rücken des gestürzten Kontrahenten. Er erhob drohend das Schwert. Hiltbert der hilflos zum Teil auf seinem Schild lag, ließ das Holzschwert fallen und hob den Arm in der Geste der Unterwerfung.
    Bato, dem die Entscheidung über den Ausgang des Kampfes oblag, winkte ab. "Mitte! Lass ab, Astivus!"

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