Res Gestae des Aedilicus Helvetius Curio

  • Curio hatte sich Zeit lassen und die einwöchige Frist komplett ausschöpfen müssen. Irgendwann war jedoch klar geworden, dass sich der Tag immer weiter näherte und so musste er damit beginnen, die Rede zu seinem Tätigkeitsbericht zu memorieren. Doch mit seinem angeschlagenen Gehirn und dem Problem, dass er erst seit kurzem wieder über einen längeren Zeitraum sein Bett verließ, war das längst nicht so einfach, wie es noch vor dem Angriff gewesen war. Dennoch: Er wollte und konnte nicht der Erste sein, der gegen die Berichtsregelung verstieß, die er selber auf den Weg gebracht hatte. Daher ließ er sich an diesem Morgen in eine neue Toga kleiden und machte sich dann um die Mittagszeit mit seiner ganzen Familie auf den Weg zum Forum. Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach dem Angriff und daher wurden sie nicht nur von Bolanus und Roderiq begleitet, die vorangingen, sondern auch von sechs duccischen Knechten, die die kleine Gruppe zu den Seiten hin absicherten. Man ging auf Nummer Sicher und Curio war das nur zu recht - denn hier stand nicht nur sein eigenes, sondern auch das Leben seiner Frau, seines Sohnes und seiner Schwägerin auf dem Spiel.


    Auf dem Forum angekommen ließ er sich von Roderiq und Acanthos auf die Stufen der Curia begleiten, während Bolanus sich unter die Menge mischte und die sechs duccischen Knechte sich rund um seine Familie postierten. Allerdings merkte der Helvetier jetzt auch, dass ihm der sonst so kurze Weg von der Casa zum Forum bereits zu schaffen gemacht hatte. So ließ er sich von Acanthos eine Trinkflasche reichen, aus der er einige Schlucke nahm und sich dann bereit machte, seine Rede zu beginnen.

  • Es hätte so ein guter Tag werden können. Vor und während seiner Amtszeit hatte er bereits au diesen Tag hingearbeitet, das es das erste Mal sein würde, dass er im Rahmen der von ihm selbst initiierten Berichtspflicht vor die Bürger der Stadt treten wollte. Doch nach dem Angriff hatte es zuletzt ernsthafte Überlegungen gegeben, die Rede weit nach hinten zu verschieben oder eine Möglichkeit zu finden, sie komplett ausfallen zu lassen. Curio hatte dies nicht gewollt, merkte aber nun, als er auf dem Forum war, wo die Sonne auf ihn hinabschien und die Blicke der Einwohner auf ihn gerichtet waren, wie ihm wieder die Knie weich wurden und langsam wieder die Kopfschmerzen in ihm aufstiegen, die ihn in den letzten Wochen zu unangenehm vertraut geworden worden. Noch am morgen hatte seine Frau ihm wieder die Minzpaste auf die Schläfen gestrichen, doch hatte dies nicht allzu lang angehalten. Doch gab es nun kein zurück. Dies hier würde nur zu einem größeren Skandal werden, wenn er sich zwar groß ankündigen ließe, dann aber wieder auf dem Fuß kehrtmachen würde.. Daher atmete er nun tief durch, versuchte über ein Austarieren seiner Knie einen festen Stand zu bekommen und begann schließlich mit lauter Stimme.


    Einwohner Mogontiacums!


    Er hielt einen Moment inne, bis sich noch mehr Blicke auf ihn richteten.


    Ich trete heute vor euch... als ehemaliger Aedil unserer Stadt, um euch Bericht zu erstatten... über das was ich in meiner vergangenen Amtszeit erreicht... habe. In meinem Wahlkampf habe ich euch einige Versprechen gemacht und in der Tat habe ich alle davon halten können, wie ihr gleich noch... sehen werdet.


    Erneut musste er atmen, denn seine Stimme war deutlich schwächer als gewohnt und die helle Sonne in seinem Gesicht ließ wenige kleine Blitze in seinem Gesichtsfeld entstehen, die ihn zusätzlich irritierten.


    Wie versprochen habe ich mich um die Renovierung der Kreuzungsschreine... gekümmert. Es ist mir zu einem Herzensanliegen geworden, diese zu pflegen. Und daher... habe ich insbesondere in den Vici Victoria Canabae und Navaliorum dafür gesorgt, dass die dortigen... Kreuzungsschreine renoviert werden. Auch in Zukunft... werde ich mich für die Kreuzungsschreine einsetzen, denn sie sind... eine Aushängeschild für unsere Stadt.


    Erstes Thema, erledigt. Doch kamen noch einige, wobei es nötig geworden war, auch einige parallel zu besprechen, um die Rede nicht zu lang werden zu lassen.


    Ebenso habe ich euch... versprochen, dass ich zwei Dekrete erarbeiten werden, die ich in den... Ordo decurionum einbringen werden und auch hier habe ich mein Versprechen gehalten. Die Marktordnung, mit der die... Verwaltung der Märkte der Stadt verwalten werden sollen... steht kurz vor ihrer Verabschiedung, die Hafenordnung wird noch diskutiert, doch bin ich auch hier... zuversichtlich, dass sie letztlich in Kraft treten wird.


    Immer wieder musste er kürzere Gedankenpausen einlegen, die seine Rede aber wahrscheinlich eher holprig werden ließen. Es war beleibe keine Glanzstunde der Rhetorik, die der Helvetier hier darbot.


    Weiterhin habe ich meine Pflicht als städtische Aufsichtsbeamter wahrgenommen und einen Kontrollbesuch der Thermen... durchgeführt. Gemeinsam mit dem Decurio Mallius Urbicus, den ihr alle als Experte für Fragen der Thermen... kennt. Ich freue mich, dass unsere Thermen in einem guten... Zustand sind und die kleineren notwendigen Reparaturen bald... ausgebessert werden.


    Innerlich ärgerte sich Curio darüber, dass er hier keine bessere Figur abgeben konnte, denn schließlich war dieser Auftritt eigentlich schon der Beginn seiner Vorbereitung für die nächsten Wahlkämpfe. Aber eine Alternative dazu gab es nicht, denn noch länger hatte er einfach nicht warten können, ohne die Gerüchte zur stärkeren Nachwirkungen noch zu befeuern.


    Viele von euch durfte ich auch in der regulären Sprechstunde... der Aedile kennenlernen und die meisten konnten beobachten, wie ich dort... das Alltagsgeschäft eines Aedils erledigte. Regelmäßig war ich dort... anzutreffen und war ansprechbar, für jene Bürger... der ein Anliegen hatten.


    Er musste schlucken, denn wieder spürte er, wie ihm die Knie weich wurden. Das konnte doch alles nicht wahr sein... Denn schließlich war es nicht unwahrscheinlich, dass sich auch noch Fragen ergaben.


    Zuletzt habe ich dafür gesorgt, dass die Vorgänge um die Überfälle auf Händler auf den südlichen... Handelsstraßen durch die Soldaten der Ala untersucht werden. Die Stadt hat das Glück, dass wir zugleich von zwei Militäreinheiten... beschützt werden, die dafür sorgen, dass die Sicherheit innerhalb der Stadt.. gewährleistet bleibt. Die tapferen Männe der Legion und der Ala arbeiten jeden Tag dafür, dass wir hier in der Stadt sich... sind und die Wege im Süden nun wieder... sicherer werden und dafür die verbrecherischen Machenschaften dort... mit alle Konsequenz verfolgt werden. Lasst uns also Vertrauen in die Soldaten haben, die sich jeden Tag darum bemühen, dass unsere Straßen sicherer werden. Ich jedenfalls vertraue ihnen und werde mich auch nicht davon abbringen lassen!


    Es war ein wenig flüssiger geworden, aber Curio merkte nun auch, dass ihm die Rede zu schaffen machte. Sie war zwar praktisch vorbei, aber wenn er an die kommende Fragezeit dachte, lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinab. Je nachdem, wie viele Fragen bestanden, konnte es sein, dass er hier noch lange stehen musste - und da musste sich zeigen, ob er dies durchstehen würde.


    Wie ihr seht... habe ich meine wichtigsten Wahlversprechen umgesetzt und zugleich auch die Alltagsgeschäft... erledigt. Ich hoffe, dass auch ihr euch durch mich vertreten gefühlt habt und bin dankbar, dass ich das Amt des Aedils in der vergangenen Amtszeit... wahrnehmen durfte.


    Das war es. Erneut musste er tief durchatmen und blickte dann in die Gesichter der umstehenden Bürger, darauf wartend, ob und welche Fragen gestellt wurden. Eine jedenfalls war fest eingeplant, hatte er doch den Angriff mit keinem Wort erwähnt.

  • Sie hatte es ihrem Mann versprochen, auch wenn sie es nicht gut fand, dass er in der Öffentlichkeit auftrat – so nah an allem. Runa schaute sich immer wieder nervös um. Sie hatte immer noch ein gewissen Unbehagen. Wer konnte schon wissen, ob die Attentäter ihr Werk nicht vollenden wollten?
    Doch dennoch verfolgte sie auch voller Stolz die Rede ihres Mannes, der noch einmal seine Amtszeit zusammenfasste und erläuterte was er alles getan hatte.
    Als er geendet hatte nickte sie ihm aufmunternd lächelnd zu. Natürlich würde sie erst mal abwarten, ob es Fragen gab, erst später würde sie ihren Mann in Beschlag nehmen... schließlich plante sie, ihn und ihren Sohn für einige Zeit auf das Landgut zu entführen. Von daher war Runa heute recht froh gestimmt. In Nur wenigen tagen wüsste sie ihren Mann in Sicherheit.

  • Witjon hatte sich ebenfalls zur Res Gestae des Helvetiers auf dem Forum eingefunden. Aus dem Ordo Decurionum war aber nicht nur er, sondern auch einige andere Mitglieder anwesend, sowohl von seiner 'Partei' als auch von anderen Interessengruppen. Anders als die meisten Anwesenden wusste Witjon jedoch genau, weshalb Curio bisweilen der Atem stockte. Es waren zwar in der Stadt allerlei Gerüchte im Umlauf. Konkrete Informationen hatte man aber offensichtlich bisher nicht nach außen dringen lassen.


    Während Curio seine Rede hielt, schlängelte Witjon sich gemächlich durch die Menge an die Seite der Ehefrau des ehemaligen Aedils. Sachte streichelte er sie in einer fast väterlichen Geste über den Rücken. "Wie geht es euch beiden?", raunte er Runa zu, ohne den Blick von der Rostra zu nehmen.

  • Runa zuckte kaum merklich zusammen, als sie angesprochen wurde. Doch nur wenige Momente später, als sie realisierte, wer sie da angesprochen und ihr über den Rücken gestreichelt hat entspannte sie sich wieder. „Onkel.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Nun die letzten Wochen waren anstrengend und das nicht nur wegen dem Amt.“ Ihr Onkel wusste sicherlich genau worüber sie sprach. „Es geht ihm den Umständen entsprechend, wie man ja hört und sieht.“ Sorgenfalten breiteten sich auf Runas Gesicht aus. „In wenigen Tagen fahren wir auf unser Landgut, damit Curio sich etwas erholen kann. Wie geht es bei euch? Vor allem wie geht es deiner Frau? Wann ist es soweit?“

  • Witjon nickte verstehend. Nun sah er Runa auch an, schenkte ihr ein warmes Lächeln. "Er hält sich gut", bemerkte er und warf dann wieder einen Blick auf Curio. Die Idee sich auf dem Landgut außerhalb der Stadt eine Auszeit zu nehmen, konnte Witjon nur gutheißen. Etwas Erholung war nun wahrlich angezeigt.


    "Octavena geht es auch soweit gut", ließ er Runa sodann wissen. "Susina Alpina hatte zwar Bedenken, weil sie sich in letzter Zeit zu häufig angestrengt hatte, aber dafür habe ich sie nun strenger im Auge." Er zwinkerte Runa zu. Sie wusste selbst nur zu gut wie es sich anfühlte, wenn man noch alle Tätigkeiten selbst erledigen wollte, aber irgendwann körperlich nicht mehr dazu in der Lage war - oder empfehlungshalber davon absehen sollte.


    "Es dauert noch eine Weile", erklärte Witjon anschließend und wusste tatsächlich zunächst nicht, wie viele Monate oder Wochen noch zu warten waren. In diesen Zeiten, in denen ein genaues Ausrechnen des Entbindungstermins ohnehin nicht möglich war, verwunderte es aber wohl nicht, dass er als Mann nicht die leiseste Ahnung hatte - und haben wollte - wie das alles genau vonstatten ging. Er war bloß froh, dass die Obstetrix sich so fürsorglich kümmerte und Octavena gesund blieb. "Ich schätze du wirst es erfahren, wenn es so weit ist. Susina Alpina wohnt immerhin mit dir unter einem Dach, nicht wahr? Naja, jedenfalls nach eurer Rückkehr nach Mogontiacum." Witjon sah Runa nun forschend an. "Wie lange werdet ihr fort bleiben? Habt ihr schon eine Ahnung, wer dahinter steckt?"

  • Runa blicke ihren Onkel an. Sie lächelte, aber sie wirkte müde – mitgenommen. „Es freut mich das es deiner Frau so weit gut geht. Und ja ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie es war, als ich nicht mehr alles machen sollte was ich so wollte. Aber Onkel bedenke deine Frau ist schwanger nicht krank. Verbiete ihr nicht soviel.“ Nun lächelte sie wirklich. Ja sie konnte sich noch gut daran erinnern wie es war, als Curio sie am liebsten in ihr Zimmer gesperrt hätte, damit sie sich ja nicht überanstrengt. „Ja ich werde es wohl sobald es losgeht erfahren – wenn wir denn dann hier sind. Ich weiß noch nicht wie lange wir bleiben. Wenn ich ehrlich bin...“ Runa atmete tief durch und blickte zu ihrem Mann. „... und es nach mir gehen würde, dann sind wir lange weg.“ Nein Runa vermochte nicht zu sagen wie lange das sein würde. Sie würde am liebsten gar nicht wieder zurückkommen. Zur Zeit fühlte sie ihr zu Hause eher wie ein Gefängnis an.

  • WItjon erwiderte Runas Lächeln milde. "Ich sperre sie ja nicht weg", feixte er. Runas Tadel nahm er zur Kenntnis, jedoch würde er gewiss nicht wegen ihrer Worte seine Frau aus den Augen lassen. Er hatte bereits einmal sein Weib bei der Geburt verloren und wusste nur zu gut, wie gefährlich eine Schwangerschaft sein konnte. Deshalb war er lieber etwas übervorsichtig und achtete haargenau darauf, ob Octavena sich zu sehr anstrengte. Seine Bedenken und Sorgen behielt er allerdings lieber für sich. So ein enges Verhältnis hatte er zu Runa nun auch wieder nicht, dass er ihr seine Seelenpein offenlegte, noch dazu auf einem öffentlichen Platz.


    Stattdessen gab er sich weiterhin als fürsorgliches Sippenoberhaupt und nickte verständnisvoll, als Runa ihm gestand, dass sie möglichst lange fortbleiben wollte. "Gewiss, ihr habt ja auch Schreckliches erlebt. Gönnt euch eine Auszeit, damit Curio sich erholen kann - und du auch." Witjon bedachte Runa mit einem eindringlichen Blick. "Lass ihn nicht zu schnell wieder zurückkehren. Ich weiß, wie diese ruhelosen Männer ticken. Notfalls halte ihn nachdrücklich noch etwas länger aus der Stadt fern." Er zwinkerte Runa zu. Seine Frage nach den Attentätern blieb unbeantwortet. Witjon beließ es dabei. Offenbar gab es noch keine neuen Erkenntnisse.

  • Die letzte Frage hatte er grade beantwortet und als sich die ersten Menschen bereits wieder von dem Vorplatz der Curia entfernten zupfte der Helvetier seine Toga zurecht und begann den kurzen, aber seinem Gefühl nach endlos langen Weg zu der kleinen Gruppe, die sich um seine Familie gebildet hatte. Im Moment hatte er noch keine Ahnung, wie er den Weg zurück zur Casa bewältigen sollte, wenn ihm die Paar Schritte die Stufen der Curia hinab schon so sehr zu schaffen machen. Acanthos, der das Problem bereits erkannt hatte, bliebt nah bei ihm, für den Fall, dass er ihn stützen musste, was natürlich ein katastrophales Bild für die Öffentlichkeit abgegeben hätte, aber weitaus besser wäre, als wenn er seine Toga erneut mit dem Dreck auf dem Boden des Forums beschmutzen würde. Mit schwerem Atem und einigen Schweißperlen auf der Stirn erreichte er die Gruppe.


    Salve, Marsus. Es freut... mich, dass du den Weg zu meiner... Rede gefunden hast.


    grüßte er zuerst den Duccier, bevor er dann nach der Hand seiner Frau griff und leicht drückte. Kur bekam er wieder einen kleinen Kraft schub und er trat einen weiteren Schritt an sie heran.


    Ich nehme an, ihr... sprecht über... deine Frau?


    Sein Blick glitt interessiert zu Marsus, denn natürlich war die frohe Nachricht auch zu ihm durchgedrungen.

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