Am Abend, nachdem den Kaiser ein brisanter Brief aus Cappadocia erreicht hatte, fand sehr kurzfristig ein Gastmahl in der Domus Augustana statt. Der Vilicus war ein wenig verärgert, so kurzfristig etwas auf die Beine stellen zu müssen, doch Severus hatte ihm versichert, dass die Männer auf seiner Gästeliste nicht wegen des Essens kommen würden.
Tatsächlich hatten die Männer, die am frühen Abend eintrafen, alle recht ernste Gesichter. Veturius Cicurinus, der ehemalige Statthalter von Syria war darunter, aber auch einer der Quaestoren, der als Tribun der Legio XXIV Syriaca an einer Gesandtschaft nach Artaxata beteiligt gewesen war. Sie alle vereinten Kenntnisse und Erfahrungen über Armenia und die dortige Königsfamilie. Leider fehlten aber auch Kenner der dortigen Verhältnisse: Caius Cassius Cavarinus, der schon als Kandidat um den Kaiserthron wegen des Ostens gewarnt hatte, war erst kürzlich nach Britannia abberufen worden und Lucius Tiberius Lepidus, der sich als Quaestor Principis intensiv mit der Partherfrage auseinandergesetzt hatte, war in auf die Schnelle nicht aufzutreiben gewesen. Anders als sonst hatte niemand seine Ehefrau oder Familienmitglieder mitgebracht und auch die Augusta zeigte sich den Abend über nicht im Nymphaeum. Immerhin zog Severus aber den Caesar hinzu.
Sie alle waren schon durch Boten über den Tod des Königs von Armenia informiert worden (unter dem Siegel der Verschwiegenheit) und der Aquilier überging auch direkt den Austausch von Floskeln, sondern bat jeden um seine Einschätzung. Während die Gäste nacheinander ihre Meinung zur Thronfolgesituation abgaben, hörte er aufmerksam zu und rührte kaum einen Bissen an. Nachdem die verschiedenen Ansichten bis spät in die Nacht diskutiert worden waren, bedankte er sich bei allen und entließ die Männer, die teils schon deutliche Anzeichen von Müdigkeit zeigten. Am Ende blieben nur Severus und Bala zurück. Die beiden sprachen ebenfalls noch eine ganze Weile allein. Dann schließlich war ein vorläufiger Beschluss gefasst.