Kandidatur zum Cursus Honorum [05/17] Herius Claudius Menecrates

  • Je höher die angestrebten Ämter, desto weniger Kandidaten gab es üblicherweise, was den Consul allerdings kaum dazu veranlasste, die Ankündigung ausführlicher zu gestalten: "Als nächstes spricht Herius Claudius Menecrates aus den Reihen der langjährigen gewesenen Aedile, der nun folgerichtig für die Praetur kandidieren möchte."

  • Nachdem der Corsul Menecrates das Wort erteilt hatte, erhob er sich. Er gehörte zu denen im Senat, die weniger häufig das Wort ergriffen. Zumeist verfolgte er still die Debatten, wenn auch aufmerksam. In letzter Zeit sah man ihn häufiger die Stimme erheben, was aber nicht bedeutete, dass er geübt in Reden wäre oder frei von Aufregung war. Ein Wortbeitrag stellte auch etwas anderes dar als eine Rede zur Kandidatur. Menecrates wollte heute natürlich die Zuhörer erreichen und im besten Fall auch für sich gewinnen. Ob dies gelang, musste sich erst zeigen.


    "Patres conscripti,
    ich gehöre bereits seit langem diesem Gremium an. Die ältere Generation wird mich vielleicht noch als forschen Offizier der Prima kennen, die mittlere, aber vor allem die jüngere Generation wird kaum mehr als meinen Namen kennen, weil ich lange Rom in Germanien als Legat gedient habe und im Anschluss an den Feldzug erst genesen musste.
    Ich halte es daher für richtig, mich zunächst in Person und Werdegang vorzustellen.


    Mein Name ist Herius Claudius Menecrates. Ich bin der älteste Sohn des Senators Marcellus Claudius Macrinius, auch unter dem Agnomen Restitutor bekannt. Ich habe nach einer gründlichen Schulbildung eine Ausbildung als Architekt absolviert und bin nach wenigen Jahren dieser Tätigkeit zur Legio I Traiana gegangen. Mein höchster Rang war der des Tribunus Angusticlavius, gleichzeitig war ich persönlicher Adjutant unseres ehemaligen Kaisers Gaius Ulpius Aelianus Valerianus , der zu damaliger Zeit - noch als Caesar - Legat der Prima war."


    Menecrates wartete einige Augenblicke, bevor er weitersprach.


    "Meine politische Karriere musste sich immer den militärischen Erfordernissen unterordnen. Ich habe in 103 das Amt des Quaestor Provincialis und in 104 das des Quaestor Urbanus bekleidet. Seither bin ich Mitglied dieses ehrwürdigen Gremiums. Es folgte in 107 das Amt des Aedilis Curulis. 108 wurde ich als Legatus Legionis der Legio II Germanica eingesetzt. Das sind die wichtigsten Eckpfeiler."


    Er lächelte flüchtig, während er gedanklich zum nächsten zurechtgelegten Teil seiner Rede kam.


    "Wer mich kennt, der weiß, dass ich die allerhöchsten Ansprüche immer an mich selbst stelle. Dementsprechend habe ich meine Kandidatur lange durchdacht und mich entsprechend gründlich auf das angestrebte Amt vorbereitet. Bereits in Vorbereitung auf meine Kandidatur zum Aedilat habe ich den Cursus Iuris belegt, obwohl er keineswegs Voraussetzung für dieses Amt ist. Mein Beweggrund war damals: rechtlich einwandfreie Entscheidungen im Rahmen der Aediltätigkeit. Mit Akribie und Ausdauer - teils tags UND nachts arbeitend - habe ich damals alle gesetzeswidrigen Vorkommnisse aufgedeckt und zur Berichtigung geführt. Gesetzeswidrige Vorkommnisse, die teils schon über Jahre Bestand hatten und vorher nicht ins Auge gefallen waren. In dieser Zeit konnte ich mir viel Erfahrung bei der Anwendung und der Interpretation unserer Gesetze aneignen.
    Mindestens den gleichen Anspruch habe ich auch heute und mir ist bewusst, dass die Entscheidungen eines Praetors um einiges weittragender sind. Als Vorbereitung auf dieses Amt habe ich mich nochmals mit den Unterlagen zum Cursus Iuris befasst, den ich bereits vor Jahren mit tadellosem Ergebnis abgelegt hatte. Als erfolgreicher Absolvent dieses speziellen Rechtskurses und dem abgeleisteten Aedilat erfülle ich die geforderten Voraussetzungen für das von mir angestrebte Amt."


    Lange Reden wirkten auf Menecrates meist abschreckend. Er ahnte aber, dass falsche Rücksichtnahme an dieser Stelle ein eher schlechtes Bild auf ihn werfen könnte. Daher versuchte er, die Rede statt zu kürzen, weitgehend zu strukturieren, sie in Abschnitte zu unterteilen und eine möglichst lebendige Vortragsweise zu benutzen.


    "Ich versichere euch, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen und im Sinne unserer Gesetzgebung arbeiten werde. Ich werde alle an mich gestellten Aufgaben und Anträge mit großem Pflichtbewusstsein angehen und mich als Unparteiischer nur dem Gesetz verpflichtet fühlen, wenn ihr mir euer Vertrauen schenkt und eure Stimme gebt.
    Ich danke für eure Aufmerksamkeit. Gern stehe ich für Nachfragen zur Verfügung."


    Wieder huschte ein leichtes Lächeln über das Antlitz des Claudiers.

  • Auch der Kaiser hörte in diesem Jahr die Kandidaturreden und stellte Fragen: "Verfügst du über konkrete Vorhaben über die gerechte Leitung von Prozessen hinaus? Manche deiner Amtsvorgänger haben ja beispielsweise Spiele veranstaltet, manche haben das Recht nicht nur angewendet, sondern auch durch Gesetzesentwürfe beeinflusst. Bestehen diesbezüglich konkrete Vorhaben?" Praetoren konnten ihr Tätigkeitsfeld ja durchaus erweitern. Wenn die Gerichtspflichten es zuließen.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Mein Imperator, Senatoren", begann Menecrates, als er angesprochen wurde. "Ich sehe mich nicht als Reformer, konkrete Pläne zu angestrebten Gesetzesänderungen habe ich nicht. Das bedeutet anderseits aber nicht, dass ich über festgestellte Lücken hinwegsehen werde. Das verbiete mir schon meine akribische Ader.
    Ich trage mein gesamtes Leben ein Päckchen mit mir herum, das ich 'ein starkes Rechts- und Unrechtsempfinden' nenne. Sollte ich im Rahmen meiner Tätigkeit auf einen Sachverhalt stoßen, der mir weder gerecht noch logisch oder am Ende in keinster Weise zumutbar erscheint, werde ich alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, um den Missstand zu beseitigen. In so einem Fall werde ich einen Gesetzentwurf ausarbeiten und hier zur Diskussion stellen. Momentan, wie auch in meiner gesamten Vergangenheit, gehe ich aber davon aus, dass wir in Rom ein sehr gutes Rechtssystem und einen guten Gesetzesstand zur Verfügung haben."


    Die Frage nach Spielen ließ Menecrates kurz wirken, bevor er antwortete. "Ich möchte hier keinen blenden und auch keine losen Versprechen machen, nur um Wähler zu gewinnen. Deswegen erkläre ich - auch wenn es nicht so gut klingen mag - dass ich keine Spiele geplant habe. Ich sehe den Einsatz für Spiele unbedingt bei den Aedilen angesiedelt und so habe ich es selbst gehalten, als ich mein Aedilat abgeleistet habe. Sollte ich um Hilfe - gleich welcher Art - gebeten werden, dann engagiere ich mich natürlich, aber das halte ich für selbstverständlich und daher im Grunde nicht für erwähnenswert."


    Er war sich im Zweifel, ob seine Antworten klug gewesen waren, aber sie entsprechen der Wahrheit, was für ihn selbst letztlich mehr wog als alles andere.

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