Die vergangenen Tage waren Soldaten der im Castellum Mattiacorum stationierten Hilfskohorte damit beschäftigt gewesen die senkrechten Balken der Kreuze in den Boden entlag der Straße nach Nida zu rammen und dort sicher zu verankern.
Die Querbalken lagen neben den jeweiligen Längsbalken bereit und warteten darauf den oberen Abschluss der Kreuze zu bilden.
In Gruppen wurden die überlebenden Männer des Dorfes herangeführt. Ein aufmerksamer Beobachter mochte feststellen, dass es tatsächlich weniger waren, als bei dem "Prozess" in jenem abgesperrten karree gestanden hatten.
Tatsächlich waren noch Begnadigungen ausgesprochen worden. Sowohl bei den Männern als auch bei einigen Frauen, wie der Cousine eines Hilfskohorten Präfekten, die das Lager am morgigen Tage als freie Frau verlassen würde, oder dem jungen Mann, der der Schwiegersohn eines verbündeten Fürsten hätte werden sollen und nun zu zehn Jahren Geiselhaft begnadigt war. Aber um diese Begnadigungen abzuzählen war eine zweite Hand nicht nötig und so standen mehrere Dutzend massive Halzbalken wie karge Bäume in der Landschaft entlang der Straße.
Immer wenn eine neue Truppe Verurteilter zu einer Gruppe Kreuze geführt wurde, kamen brachten die Soldaten sie unter klingendem Spiel heran. Einer nach dem anderen wurde von den Soldaten aus der Gruppe gezerrt und auf den Boden gezwungen. Einige von ihnen machten Anstalten sich zu wehren, andere waren apathisch, den meisten jedoch fehlte in diesem Moment die Kraft auch nur gleichgültig zu sein und sie wimmerten vor sich hin.
Zwei Soldaten pressten ihren ersten Unterarm auf das Holz, ein dritter Soldat nahm den Nagel und den schweren Hammer und trieb das Eisen zwischen den Unterarmknochen durch das Fleisch und in das Holz. In diesem Moment durchbrach meist ein Schrei das Wimmern. Wenn der Gefangene Glück hatte, verletzten sie dabei eine Pulsader, was einen schnelleren Tod ermöglichte. Aber nur wenige Soldaten hatten dieses Glück, die römischen Henker verstanden ihre Arbeit.
Auch den zweiten Arm zwangen die Soldaten auf das Holz und ein weiterer nagel fand das Ziel.
Zuletzt griffen mehrere Soldaten von hinten an dem senkrechten Teil vorbei, rissen den Querbalken samt darangeschlagenen Mann hoch und setzten ihn mit der Nut Passgenau auf den Querbalken. Zuletzt wurden die beiden Stücke mit einem Zapfen verbunden.
Damit war die Arbeit der Soldaten getan, aber das grausame Schauspiel war noch lange nicht vollendet. Die Männer hingen an ihren Armen und erstickten langsam an ihrem eigenen Körpergewicht, dass ihnen mit der Zeit immer schwerer an der Lunge zog und ihnen nur immer flacher werdendes Atmen erlaubte.
Die Luft war erfüllt von dem Keuchen und Stöhnen, der hängenden, den Schmerzenslauten jener, die gerade ans Kreuz geschlagen wurden, dem ägnstlichen Wimmern, dem Flehen dem Beten jener, denen desgleichen noch bevorstand. Auch das Wehklagen von trauernden war zu hören, jedoch nur vereinzelt, denn den anderen ehemaligen Dorfbewohnern hatte man die Anwesenheit versagt. Sie würden erst dann aus der Gefangenschaft entlassen, wenn alle Kreuze aufgestellt waren. Einige wenige Verwandte aus anderen Dörfern waren jedoch zugegen.
Und wer auch zugegen waren, waren die sensationslüsternen Stadtbewohner. Einige waren gekommen um das Exempel zu sehen und zu erleben, dass ROM alle strafte, die den Frieden bedrohten, ein paar wenige mochten hier sein aus Mitleid. Die meisten aber schlicht um die Menschen leiden zu sehen, zu sehen wie sie gequält wurden kurz um ihren Sadismus und ihre Blutgeilheit zu befriedigen, ohne das ihnen selbst Gefahr drohte.
Licinus beobachtete all das von der Palisade des Kohortenkastells aus und spuckte angewidert aus, als er sah, dass sich auch einige besonders geschäftstüchtige Händer mit Bauchläden unter die Sensationslüsterne Menge gemischt hatten.
Für Licinus selbst waren diese Hinrichtungen etwas notwendiges, aber er konnte nicht verstehen, wie einige Menschen sich offensichtlich für sie begeistern und von ihnen profitieren konnten. [SIZE=7]"Bah!"[/SIZE] sagte er und spuckte ein zweites Mal in den Graben. Dann hörte er Trompeten von der Stadt her. Die nächste Gruppe wurde herangeführt.
Morrigan, deine Fähigkeit die Stimmung einer Menschenmenge einzufangen werde ich vermutlich nie erreichen, aber ich hoffe, du hältst deinen Ersatz für akzeptabel