[Appell] Iter est meta | Der monatliche Übungsmarsch

  • Nachdem der flavische Tribun akribisch jene Expedition präpariert hatte, war nun der Tag gekommen, jene theoretischen Erwägungen in die Praxis umzusetzen. Gemiensam mit dem Aquilifer und dem Legionsstab trat Manius Minor auf das Tribunal des Campus, noch ehe die Soldaten zum Appell gerufen wurden. So vernahm er nur von Ferne das Tönen der Tubicen, als die Centurionen, welche bereits am Vortag über den Weg instruiert worden waren, ihre Männer zusammenrufen ließen.


    Sodann dauerte es nur eine kurze Weile, ehe Centuria um Centuria durch die Porta Principalis sinistra strömte, angetan mit voller Marschausrüstung, um seinen Platz auf dem Feld zu suchen, von welchem aus sie ihren Marsch antreten würden. Zuvor gedachte der junge Flavius jedoch, seine Männer durch eine kurze Ansprache zu informieren und zu ermutigen, um seine rhetorische Expertise im Angesicht gemeiner Soldaten ein wenig zu erproben.

  • Nachdem die Legion sich versammelt hatte, zupfte der nunmehr durchaus nervöse junge Flavius ein wenig an seinem Paludamentum und trat sodann an die Brüstung des Tribunals. Einen Augenschlag verharrte sein Blick auf den similiär gekleideten und gerüsteten Milites, welche in ordentlichen Formationen sich vor ihm präsentierten, dann hob er an zu sprechen:
    "Legionäre!
    Ich möchte die Gelegenheit des heutigen Tages nutzen, um mich kurz vorzustellen. Mein Name lautet Manius Flavius Gracchus Minor und ich bin der Sohn des gleichnamigen Consulars aus Roma."

    Konträr zu einem Claudius mochte der Name seines Vaters nicht eben zu den populärsten an den Grenzen des Imperiums zählen, wohin Manius Maior niemals gekommen war. Dennoch gehörte jene Affiliation derart zur Routine seiner Selbstpräsentation, dass er sich auch heute ihrer bediente, selbst wenn der Name den Soldaten vor ihm nicht geläufig war. Zumindest würden sie so erkennen, dass er zu den nobelsten Geschlechtern Roms zählte und damit auch Nobilität von ihm zu erwarten hatte, da doch ein Prahlen mit den Erfolgen der eigenen Familie dem Jüngling derart ferne lag, dass er an jene eventuelle Wirkung seiner Worte gar nicht dachte.
    "Ich habe in diesem Jahr die Ehre, an eurer Seite meinen Militärdienst zu leisten und so jene Erfahrungen zu sammeln, welche für einen erfolgreichen Senator Roms unverzichtbar sind. Es mag Einheiten geben, welchen größerer Ruhm vorauseilt, es mag agreablere Stützpunkte geben als im hohen Norden unseres Imperiums-"
    Auch in diesem Falle hatte der flavischen Jüngling womöglich nicht recht erwogen, dass jene Sätze eher dazu geeignet waren, die stolzen Legionäre zu offendieren und ihre Ohren zu verschließen, noch ehe er zur eigentlichen Pointe jenes Argumentes kam, doch fuhr er immerhin nahtlos und unbeirrt fort:
    "-doch scheint mir kein Ort adäquater, um die Mühen zu erfahren, unter welchen Tag um Tag jener Limes geschützt wird, dem Rom seinen Frieden und seine Unbeschwertheit verdankt. Nirgends sonst könnte ich größeren Anteil an der Verteidigung jenes Traumes nehmen, welchen der Senat und das Volk von Rom Tag um Tag zu realisieren sich mühen. Mit mir soll ein Mann jener Gesellschaft an eurer Seite streiten, der bisherig stets nur sich der Früchte eures Einsatzes erfreuen durfte, dessen Auskommen sicher und dessen Leben unbeschwert war."
    Mehr als bei allen anderen Tribunen mochte dies bei dem jungen Flavius der Fall sein, wie die aufs Neue aufkeimende Remineszenz an das unwürdige Leben in Alexandria ihn gemahnte, sodass ein Schatten von Melancholie über sein Antlitz fleuchte.
    "Ich gelobe euch deshalb, euch zumindest für die Zeit dieses Tribunates meinen völligen Einsatz zur Verfügung zu stellen. Ich will mit euch kämpfen und leiden, will euch führen und zugleich von euch lernen. Und besonders will ich als Relais fungieren zwischen diesem Rom hier am Limes, welches ihr alle so trefflich repräsentiert, und jenem Rom im Zentrum, dem ich entstamme. Wenn es also Anliegen gibt, welche den Senat und den Kaiser in Rom erreichen sollten, so scheut euch nicht an mich heranzutreten, denn ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um sie nach meiner Rückkehr an die entsprechenden Stellen zu führen."
    Dass Manius Minor nach seinem Tribunat in den Senat aufsteigen und damit jene vollmundig zugesagte Gelegenheit haben würde, die höchsten Stellen des Reiches zu influenzieren, davon ging selbst der gedemütigte Jüngling mit größter Sekurität aus, sodass er jene Frage nicht thematisierenswert erachtete.
    "Denn ich erachte mein Tribunat keineswegs alleinig als Option, mein militärisches und geographisches Wissen zu vertiefen, sondern ebenso als Pflicht, euch ein guter Offizier und Führer zu sein."
    Die Worte mochten ein wenig pathetisch gewählt sein, doch schien es dem Jüngling geraten, jene starken Emotionen der Vaterlandsliebe und des Stolzes auf die eigene Mission zu erwecken, um die Herzen der Truppe zu gewinnen. Zuletzt jedoch garnierte er seine knappe Ansprache noch mit einem ironisch intonierten, humoristischen Kommentar, um zugleich jene Volkstümlichkeit zu beweisen, welche erfolgreiche Rhetoren stets auszeichnete:
    "Eines zumindest mag ich dennoch bereits gelernt haben: So unerfreulich, wie man mir das Wetter in diesen Gestaden beschrieben hatte, ist es augenscheinlich gar nicht.
    Zumindest im Sommer."

    Er lächelte versonnen ob jener durchaus ernst gemeinten Einsicht, da doch ihn bisherig weder gefroren hatte, noch er jene rauen und verschlossenen Barbaren-Naturen angetroffen hatte, vor welchen man ihn in Rom gewarnt hatte, sodass trotz aller Lasten und Mühen sein Tribunat bisherig recht erfreulich sich angegangen hatte.


    "Nun jedoch lasst gemeinsam marschieren, um unsere Schlagkraft zu exerzieren und zugleich jenen Barbaren jenseits des Limes zu demonstrieren, dass wir trotz der langen Friedenszeit, welche wir genießen, durchaus einsatzbereit sind!"
    Er trat einen Schritt zur Seite und überließ dem Primus Pilus das Feld, da dieser zweifelsohne über die durchdringendere Stimme und größere militärische Expertise verfügte, um die Legion in Marsch zu setzen.


    "Milites in agmen venite!"
    , erfolgte in der Tat der Ruf des obersten Centurios.
    "Pergite aequatis passibus!"
    Während die Vorhut sich in Bewegung setzte, verließ der junge Flavius mit den übrigen Tribunen das Tribunal, um ihre Pferde zu besteigen. Denn obschon er von gemeinsamem Laborieren hatte gesprochen, so dachte er selbstredend nicht daran, einen mehrtägigen Marsch tatsächlich zu Fuß zu bestreiten, zumal ihm bereits zwei Tage im Sattel als beachtliches Opfer erschienen.

  • Verus war mit seiner Centurie, ausgenommen krankheitsbedingten Ausfällen oder anderen Dienstbefreiungen, angetreten, um dem neuen Tribun seinen Respekt zu zollen. Auch war es ihm ein persönliches Anliegen, den neuen Offizier kennen zu lernen. In Reih und Glied an seiner festen Position links neben der Marschformation wartete Verus aufmerksam. Er lauschte den gesprochenen Worten des Tribuns und machte sich bezüglich des jugendlich wirkenden Flavius seine Gedanken. Noch konnte er kein abschließendes Urteil bilden aber war gewillt, den neuen Mann eingängig zu begutachten. Immerhin hatte er schon viele Versprechungen und Reden gehört, die sich oft nicht bewahrheitet hatten oder vollkommen inhaltsleer waren. Es kam immer auf den Mann, der sie hielt und Verus kannte den Flavius noch nicht gut genug. Der Tiberius wollte dies ändern und wollte sich bei Zeiten mit dem Tribun von Offizier zu Offizier unterhalten, wie es nicht unüblich war. Centurionen hatten permanenten Zugang zu den Zelten höherer Personen, um Meldungen zu machen oder Empfehlungen abzugeben. Der Tribun trat zurück. Schließlich gab der Primus Pilus den Befehl zum Marsch, den Verus geübt und lautstark an seine Männer wiederholend weitergab. Seine beiden Füßen nahmen den Tritt auf und auch seine Einheit zog im Stampfen der Sohlen in Richtung des einheitlichen Zieles.


    Sim-Off:

    * Ich schließe mal Verus an den Marsch an, da es unüblich wäre, wenn er fehlen würde. ;)

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