Audienz für den Praetor Urbanus Herius Claudius Menecrates

  • Die Frage umkehren? Menecrates drehte die Frage um, staunte kurz, aber ihm blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken, weil der Kaiser weitersprach. Wie eingangs vermutet, ging es also doch um die geleistete Amtszeit. Vielleicht weniger inhaltlich, aber worum dann? Im Grunde wusste Menecrates nicht, worauf der Kaiser hinaus wollte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als frei heraus und ohne Vorbereitung zu antworten.


    "Tja, mein Urteil." Es gab ein Urteil, er musste es nur noch in die richtigen Worte fassen. "Ich habe stets gewisse Ansprüche an mich selbst - hohe Ansprüche. Gemessen an meiner Amtszeit als Aedil war ich als Praetor weniger durchschlagend erfolgreich. Wobei mir bewusst ist, dass mein Aedilat kein Maßstab sein sollte. Ich habe da faktisch jeden Stein aufgehoben und umgedreht. Lasse ich diesen Vergleich unberücksichtigt, bin ich durchaus zufrieden mit meiner Leistung. Ich habe bei meiner Kandidatur keine Reformen angekündigt, weil ich mich nicht zu den Reformern zähle, weswegen ich annehme, trotz solider Leistung nicht in den Köpfen der Römer zu verbleiben." Er schmunzelte, diesen Antrieb besaß er auch nicht.
    "Inhaltlich hat mir diese Amtszeit - wie keine zuvor - zu denken gegeben. Ein Magistrat wurde seiner Immunität enthoben. Jemand klagt gegen ihn, scheinbar nur zum Vergnügen, denn ich konnte beim besten Willen keinen ihm entstandenen Schaden erkennen, der die Klage begründete. Mir selbst wurde Befangenheit und eine Form von Korruption unterstellt, sodass ich darüber nachdachte, gegen diese Unterstellung selbst zu klagen. Insgesamt fand ich das Vorgehen von Bürgern teils aggressiv und die Bürokratie manchmal hinderlich."
    Dem ohnehin subjektiven Fazit fügte er noch an: "Meines Wissens ist der letzte vertagte Fall noch nicht verhandelt worden, was mich unzufrieden macht. Unzufrieden auch deswegen, weil ich mit gebundenen Händen zusehen muss, wie sich Abwicklungen in die Länge ziehen. Da geht am Ende für alle Beteiligten der Bezug zur Tat verloren." Vielleicht sah auch nur er das so.


    "Ein letztes Resümee habe ich für mich gezogen, weiß jedoch nicht, ob es für dich von Belang ist. Aufgaben wirken wie eine Triebfeder auf mich. Ohne einen Weg vor mir, komme ich in Versuchung, mich dem Müßiggang hinzugeben."

  • Die differenzierte Einschätzung des Claudiers gefiel dem Kaiser. Sie war einerseits selbstkritisch, andererseits aber auch nicht kleinmütig. Über die Aggressivität der Bürger gegen Magistrate konnte der Aquilier aber wenig sagen.
    Das Resümee war eher ein geeigneter Aufhänger, um das Gespräch fortzuführen: "Das klingt ja fast danach, als würdest du dir gleich die nächste Aufgabe wünschen."

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  • Menecrates schmunzelte und warf einen Blick zurück zu seinem Sekretär. Als er sich wieder umwandte, stand immer noch ein Lächeln in seinem Gesicht.


    "Die Wege der Götter sind manchmal unergründlich. Ob du es glaubst oder nicht, ich hatte mich unmittelbar vor dem Eintreffen deiner Ladung mit meinem Sekretär über weiterführende Aufgaben unterhalten. Sicher bin ich mir darin, einen Posten ausfüllen zu wollen. Unentschlossen war ich bislang, was diesen Posten inhaltlich ausmachen sollte. Einige Tage hat mich dieses Thema beschäftigt. Da ich kein Wunschziel ausmachen konnte, habe ich deine Einladung vorgeschoben und beschlossen, erst einmal abzuwarten, was dieser Termin mit sich bringt."


    Wäre Menecrates ein junger Mann, stünde ihm, diese Unentschlossenheit sicherlich nicht gut. Das Dumme am Alter war, dass man mehr und mehr und manchmal sogar unnötig viel abwog.

  • "Verstehe." antwortete der Kaiser und fuhr sich lächelnd durch den Bart. Natürlich bevorzugte er es, wenn verdiente Männer sich selbst einen Posten aussuchten und sich gezielt bewarben. Wobei er natürlich auch immer freie Stellen ohne Bewerber hatte... "Nun, insofern kann ich dir bereits mitteilen, dass ich mit deiner Amtszeit auch zufrieden war und mir durchaus vorstellen könnte, deine Fähigkeiten in der einen oder anderen Weise einzusetzen. Als alter Soldat empfiehlt sich natürlich ein Legionskommando. Aber du hast ja spätestens mit deinem letzten Amt bewiesen, dass du auch die Juristerei und Verwaltung nicht scheust..."

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  • Ich war überaus Dankbar dafür, dass der Imperator meine Anwesenheit duldete. So stand ich in sehr gebührenden Abstand und verfolgte mit einer griffbereiten Tabula aufmerksam das Gespräch, schließlich ging es auch um meine Zukunft.
    Jetzt hoffte ich auf zwei Dinge, erstens, dass der Kaiser mich irgendwann eines Blickes würdigte und ich ihn grüßen konnte. Nicht, dass ich ihm verübelt hätte wenn er es nicht machte, schließlich konnte er bei all seinen Audienzen, nicht jeden in dem oft endlos langen Schwanz des Gefolges eines Geladenen begrüßen und ich gehörte nun wirklich zu den aller niedrigsten.
    Zweitens hoffte ich darauf, dass mein Dienstherr eine ihm angemessene Stelle erhielt. Hier in Rom wäre es zur Zeit am sinnvollsten, denn Claudius Menecrates ging die Familie über alles. Einen so effektiven und gewissenhaften Mann, konnte der Kaiser nach meiner bescheidenden Meinung überall verwenden. Soviel wie ich in Akten gewühlt hatte, konnte ich behaupten viele Stellen waren offen und zu besetzen.
    Besonders schlimm fand ich die Situation beim Militär. Nach meiner Meinung und ich war bei Leibe kein Experte, hätte dieser Aufstand nie entflammen dürfen, wenn eine sorgsame Meldekette eingerichtet worden wäre. Gab es diese denn nicht? Eigentlich war es für mich normal, dass es diese bei der Struktur des Militärs gab, denn wenn es eine Befehlskette gab, musste es doch auch umgekehrt funktionieren. Ich blieb dabei, es war mehr als nur geschlampt worden, grobe Fehler wurden gemacht.
    In meinen Augen war der Claudier der richtige um die CU wieder einwandfrei zu organisieren, nur ich wusste nicht ob er diesen Posten einnehmen konnte, welche Voraussetzungen es dafür gab.

  • Die Zufriedenheit des Kaisers freute Menecrates. Er atmete einmal tief durch, was sein Wohlgefühl bei diesem Gedanken ausdrückte, dann hörte er weiter interessiert zu. Er ahnte bereits vorhin, dass sich hier und heute seine weitere Laufbahn entscheiden würde.

    Er nickte, während der Kaiser noch sprach. Die Frage, ob er im Bereich des Militärs bleiben oder doch zum ersten Mal ein reines Verwaltungsamt bekleiden wollte, stellte er sich zu Hause als erstes. Und schon an diesem Punkt schieden sich die Geister, denn er konnte sich mittlerweile beides vorstellen, obwohl er den militärischen Bereich durchaus favorisierte.

    "Ja, an ein Legionskommando dachte ich selbst bereits."
    'Vor allem, wenn es das der Prima wäre', fügte er gedanklich hinzu. "Andererseits macht mich auch Ehrgeiz und Strebsamkeit aus, weswegen ich in meine Überlegungen andere und teils deutlich verantwortungsvollere Posten einbezogen habe." Er wollte nicht stagnieren, er suchte immer noch Herausforderungen.

    "Um ehrlich zu sein, gehören zu den für mich reizvollen Posten auch der eines Legatus Augusti in einer Provinz und ja, auch der des Praefectus Urbi." Er fand nicht, dass er damit nach den Sternen griff, obwohl ihm die Größe dieses letzten Postens sehr klar vor Augen stand. Er traute ihn sich zu, sonst hätte er ihn nicht genannt. Gesprochen allerdings hatte er über diese Möglichkeit mit niemanden. Diesen Gedankengang hatte er alleine mit sich selbst ausgemacht.


    Letztlich würde aber jeder der genannten Posten eine neue Erfahrung bieten und viel Verantwortung mit sich bringen. Selbst ein Posten als Curator hier in Rom. Menecrates hatte sich bisher auf nichts versteift, daher würde jedes in ihn gesetzte Vertrauen ihn auszeichnen.

  • "Nun, eine Legation in einer der kleineren Provinzen wäre sicherlich möglich." antwortete der Kaiser. Teilweise amtierten ja auch prätorische Statthalter. Allerdings nur dort, wo maximal eine Legion stand. "Für die Stadtpräfektur fehlt dir dagegen noch ein Amt im Cursus Honorum, wie mir scheint." fügte er wissend lächelnd an. "Oder planst du, dich bei nächster Gelegenheit direkt um das Consulat zu bewerben?"

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  • Menecrates nickte zustimmend.
    "Ja, das Consulat gehört zu den von mir erwogenen Zielen. Es besaß sogar einen besonderen Stellenwert. Wie du dich vielleicht erinnerst, hatte ich dieses Thema bereits bei unserer Cena vor vielen Monaten angesprochen."
    Bis eben litt Menecrates noch unter Entscheidungsschwierigkeiten, aber durch die Unterhaltung kam mehr und mehr Klarheit in seine Gedanken. Es wusste nun zum Beispiel, dass der Kaiser ein Consulat unumstößlich als Zugangsvoraussetzung für die Ernennung zum Stadtpräfekten ansah. Das hielten einige seiner Vorgänger teilweise anders. Valerianus ernannte Salinator zum Praefectus Urbi, ohne dass der ein Consulat vorweisen konnte. Ebenso verhielt es sich bei Octavius Victor, der unmittelbar im Anschluss an seine Praetur von Iulianus zum PU ernannt wurde.


    Menecrates blieb nun die Wahl, ob er ein Verwaltungsamt anstrebte oder doch lieber den Cursus Honorum weiter beschritt, um danach zu schauen, ob er wieder in den militärischen Bereich eintrat. Als Consul standen ihm viele Türen offen, auch die besonders begehrenswerten. Die Wahl fiel ihm leicht.


    Er atmete einmal hörbar aus. Die Anspannung fiel ab und er straffte die Schultern.
    "Das Gespräch mit dir hat mir sehr geholfen. Ich sehe nun mein Ziel. Das eine oder andere habe ich für ein kommendes Consulat bereits vorbereitet und eingefädelt. Was mir viel bedeuten würde, wäre deine Unterstützung bei meiner Kandidatur. Wenn es dir beliebt, könntest du deine Zufriedenheit mit meiner Amtszeit als Praetor vor den Senatoren äußern. Dein Wort wiegt schwer."
    Zum ersten Mal bat er in eigener Sache. Allerdings erforderte ein Consulat auch besondere Vorbereitung, sollte es zum Erfolg führen.

  • "Deshalb frage ich." bestätigte der Kaiser auf die Anspielung mit der Cena.


    Als Menecrates dann seine ergänzende Bitte vorbrachte, antwortete er nicht sofort. Stattdessen dachte er einen Moment nach und fuhr sich durch den Bart. "Mein Wort wiegt schwer, das ist mir bekannt. Sicherlich weißt du auch, dass frühere Kaiser sehr direkte Wahlempfehlungen aussprachen und dem Senat quasi eine Liste vorlegten, die dieser dann nur noch abnickte." Wieder machte er eine Pause. "Das ist ein Zustand, zu dem ich ungern zurückkehren möchte. Ich bin angetreten, um dem Senat wieder mehr Einfluss zuzubilligen. Das gilt auch für die Wahlen."
    Wieder schwieg er um rang um die passenden Worte. "Verstehe mich nicht falsch: Es ist nicht so, dass ich dich persönlich nicht unterstützen möchte. Es ist eher eine Grundsatzentscheidung, mich in die Wahlen nicht mit direkten Empfehlungen einzumischen. Und wenn ich zu deiner Rede bemerke, dass ich mit deiner Praetur sehr zufrieden war, könnten einige Senatoren dies als Empfehlung missverstehen." Es war nicht so einfach, der Kaiser zu sein. Manchmal band gerade der vorauseilende Gehorsam seiner Untertanen ihm die Hände. "Was nicht bedeutet, dass ich nicht auch bereit bin, deine tadellose Amtsausübung zu bestätigen, sollte ich gefragt werden. Nur eben ungern in einem Kontext, der direkt auf den Wahlkampf bezogen ist."
    Hoffentlich bekam der alte Claudier das nicht in den falschen Hals. Aber Severus musste vorsichtig sein, wenn er seine Vision von einem starken Senat am Leben erhalten wollte. Nach hundert Jahren Kaiserherrschaft drängten viele Senatoren geradezu darauf, sich aus der Verantwortung zu stehlen und ihm nach dem Mund zu reden.

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  • Die Verblüffung hielt Menecrates für Momente gefangen. Er musste sich erst sammeln und fragte sich derweil, ob dem Kaiser Rückgrad fehlte, weil er sich scheute, seine Meinung öffentlich zu vertreten. Die vorgebrachte Begründung überzeugte den Claudier jedenfalls nicht.


    "Mein Kaiser", begann er schließlich zögerlich, obwohl er wusste, dass seine Stärke nie in der Diplomatie lag. "Auch auf die Gefahr hin, Sympathien zu verlieren oder meine Karriere hiermit zu beenden. " Er atmete einmal durch, dann sprach er weiter. "Was würdest DU von einem Mann halten, der seine Meinung im Bezug auf den Wahlkampf nur hinter verschlossenen Türen sagt?" Menecrates verband Unaufrichtigkeit mit solchem Verhalten. "Oder anders betrachtet, was würdest du von einem Mann halten, der sich nicht traut, seine eigene Meinung öffentlich kundzutun?" Sein Blick lag weiter unverwandt auf dem Gesicht des Kaisers, als er fortfuhr. "Alternativ bliebe die Betrachtung deiner Aussage, dass du Zweifel hegst, ein Senator könne nicht zwischen direkter Empfehlung eines Kandidaten und der lobreichen Erwähnung von dessen Vorleistungen unterscheiden." Diese Variante zeugte von wenig Vertrauen in die Intelligenz der Senatoren und stellte kein besseres Zeugnis für den Kaiser aus.
    Hin wie her, der Kaiser hatte durch seine Äußerung in Menecrates' Wertschätzung eingebüßt. Wäre er nicht der Kaiser, sondern ein X-beliebiger Römer, Menecrates würde ihn meiden.


    "Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich Zeit meines Lebens keine Bitte für mich selbst vorgetragen habe, bei keinem Kaiser. Das war die erste und sie hatte nichts weiter zum Inhalt als dass du öffentlich deine mir gegenüber geäußerte Zufriedenheit verlauten lässt." Menecrates kam diese Bitte lächerlich gering vor. "Weitere Wünsche habe ich nicht."
    Er wartete erhobenen Hauptes auf die Erlaubnis, die Audienz verlassen zu können.


    edit: Satz ergänzt.

  • Offensichtlich hatte Menecrates nicht verstanden, was Severus mit seinem Lavieren hatte ausdrücken wollen. Vielleicht kein Wunder. Der Claudier war dafür bekannt, dass er sich wenig nach allgemeinen Trends oder der Meinung des Kaisers richtete. Er tat, was er für richtig hielt.


    "Zweiteres ist der Fall: Meine Erfahrung sagt mir, dass viele Senatoren wie auch viele andere Persönlichkeiten geradezu nach Meinungsäußerungen von mir lechzen, um diese Meinung zur ihren zu machen." Das war einer der Nachteile des Prinzipats. Jeder wollte der beste Freund des mächtigsten Mannes Roms sein.
    Er strich sich nachdenklich durch den Bart. Natürlich hatte der Senator Recht, dass er nicht gerade viel für sich forderte. Aber gerade beim Consulat wollte der Kaiser nicht anfangen, Einfluss auf die Wahlen zu nehmen. "Es ehrt dich, dass du so offen zu mir sprichst. Das geschieht leider selten. Aber..." Er stockte. Dann kam ihm plötzlich doch eine Idee: "Wäre es für dich akzeptabel, wenn ich mich öffentlich mit deiner Arbeit zufrieden erkläre, aber dasselbe auch bei deinen Konkurrenten tue, wenn ich mit ihnen zufrieden war?" Wenn er alle Kandidaten gleichmäßig lobte, würde er vielleicht auch vermeiden können, dass die Kaffeesatzleser in den hinteren Reihen seine Intention fehlinterpretierten.

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  • Es gab in Menecrates' Vorstellung verschiedene Varianten, wie der Kaiser reagieren würde. Angefangen von verärgert über beleidigt bis hin zum offenen Bruch wäre alles möglich gewesen, nicht aber diese abgeklärte Reaktion. Dieser zweite Überraschungsmoment der Audienz holte Menecrates aus seiner steifen Haltung. Er nickte bedächtig, was seine Anerkennung ausdrückte. Dieser Kaiser hörte zu und machte sich die Mühe, über Aussagen nachzudenken, auch wenn sie auf den ersten Blick unbequem erschienen. Diese Größe besaßen nicht einmal alle Römer und ein Kaiser bräuchte sie nicht zwangsläufig, denn was er auch sagte, es wurde umgesetzt.
    An dieser Stelle musste Menecrates wohl nochmals sein Bild vom Kaiser korrigieren, dieses Mal im positiven Sinne. Auch dem Hinweis auf Speichellecker konnte er folgen, denn die gab es wirklich. Zu diesem Schluss musste Menecrates erst kommen, bevor er auf den Vorschlag des Kaisers eingehen konnte.

    "Das ist für mich akzeptabel, absolut. Jeder, der gute Arbeit geleistet hat, verdient es, lobenswert erwähnt zu werden. Missgunst liegt mir fern und meine Konkurrenten fürchte ich nicht."

    Die Andeutung eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht. Ob er erfolgreich kandidieren würde, lag in erster Linie an ihm, nicht an seiner Konkurrenz. Er nickte nochmals leicht und war sich sicher, dass der Kaiser nicht pauschal Lob verteilen würde, sondern nur dann, wenn er auch wirklich zufrieden war. Damit wäre die Ausgangslage für alle fleißigen Kandidaten gleich, was sich ebenfalls gut anfühlte.

  • "Das ist erfreulich." antwortete der Kaiser zufrieden, da er schon eine echte Verärgerung gespürt hatte. Natürlich war er auf Claudius Menecrates nicht angewiesen, doch er schätzte Männer, die ihre Meinung offen äußerten.
    Dieses Thema führte jedoch auch direkt zu einem weiteren Punkt, weshalb er Menecrates eingeladen hatte: "Und um dir nochmals persönlich zu zeigen, wie zufrieden ich mit deiner Arbeit war, würde ich dir gern ein kleines Geschenk machen. Es handelt sich um ein kleines Landgut in der Nähe von Sulmo." Er lächelte den Claudier fröhlich an. "Soweit ich weiß, besitzt du dort bereits einiges Land, sodass es für dich hoffentlich leicht zu verwalten wäre."

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  • Die Audienz nahm eine überraschende Wende. Dachte Menecrates eben noch, der gefundene Konsens würde das Ende der Audienz bedeuten, so sah er sich nun einer nie dagewesenen Situation ausgesetzt. Wobei der Begriff 'ausgesetzt' völlig fehl am Platz war; zutreffend blieb die Einzigartigkeit der Situation. Noch nie zuvor wurde er mit einem Landgut bedacht, geschweige denn beschenkt. Und obwohl er über verhältnismäßig viel Land verfügte, wusste er die Größe dieses Geschenks sehr zu würdigen.


    "Ein KLEINES Geschenk?", wiederholte er lächelnd und man konnte ihm anmerken, wie beeindruckt er von der Großzügigkeit des Kaisers war. Zu erleben, dass etwas geschah, was man nie für möglich gehalten hätte, brauchte seine Zeit des verarbeitens.
    Menecrates blickte kurz zur Decke der Aula und sandte seinen Dank an die Götter. Sie sahen alles und belohnten ihn womöglich jetzt, indem sie dem Kaiser diese Eingebung schenkten. Der Claudier glaubte an die Leitung der Götter und somit auch an den Zusammenhang zwischen seiner eigenen freigiebigen Schenkung vor Tagen und diesem Geschenk des Kaisers. Alles Gute kehrte auf Umwegen zu einem selbst zurück und in gleicher Weise verhielt sich das mit dem Schlechten.
    Auf dem Gesicht des Kaisers zeichnete sich dieselbe Freude ab, die Menecrates selbst beim Verschenken erlebt hatte.


    "Mein Kaiser, ich danke dir!" Zur Bekräftigung legte er die Hand auf den Brustkorb, was signalisierte, dass die Worte von Herzen kamen. "Dieses Geschenk soll mir Ansporn sein, immer mit ganzer Kraft dem Reich zu dienen. Es motiviert mich sehr, es ehrt mich sehr. Sulmo, ja. Die Gegend besitzt einen guten Boden."

  • Menecrates schien es gar nicht fassen zu können. Was die Freude des Kaisers nur erhöhte, denn was war schöner, als wenn eine Überraschung gelang? Also lächelte er und erwiderte schließlich: "Ich war leider nie selbst dort." Das Land stammte aus dem Fiscus. Seine eigenen Güter lagen in einer anderen Region. "Aber umso besser. Ich denke es ist nur gerecht, wenn Männer, die viel für das Imperium geleistet haben, auch eine angemessene Entschädigung erhalten."

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  • Menecrates ließ die Worte in sich nachklingen. Jemand für gute Leistungen zu belohnen, kam ihm bekannt vor. Er selbst hielt es so mit seinen Klienten und Angestellten. Ihm wiederum wurde erstmalig eine Belohnung oder Entschädigung zuteil, was daran lag, dass er nie Klient von irgendjemand war. Die Erfahrung nahm er heute mit und er freute sich, sie gemacht zu haben.


    "Dann werde ich jetzt mit voller Kraft in meinen Wahlkampf starten", erwiderte er lächelnd. "Ich möchte mich ja der Auszeichnung würdig erweisen." Sofern der Kaiser kein weiteres Thema mehr anschnitt, erwartete Menecrates das Ende der Audienz.

  • "Tu das, Claudius!" antwortete der Kaiser, obwohl es bis zu den Wahlen noch eine ganze Zeit hin war. Das letzte Amtsjahr hatte ja gerade erst geendet. Aber ein Consulats-Wahlkampf war lange und gut vorzubereiten, wie der Aquilier sehr gut wusste. "Ich wünsche dir dafür viel Glück und alles Gute für dich und deine Familie."


    Damit war Menecrates entlassen.

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