Die Frage umkehren? Menecrates drehte die Frage um, staunte kurz, aber ihm blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken, weil der Kaiser weitersprach. Wie eingangs vermutet, ging es also doch um die geleistete Amtszeit. Vielleicht weniger inhaltlich, aber worum dann? Im Grunde wusste Menecrates nicht, worauf der Kaiser hinaus wollte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als frei heraus und ohne Vorbereitung zu antworten.
"Tja, mein Urteil." Es gab ein Urteil, er musste es nur noch in die richtigen Worte fassen. "Ich habe stets gewisse Ansprüche an mich selbst - hohe Ansprüche. Gemessen an meiner Amtszeit als Aedil war ich als Praetor weniger durchschlagend erfolgreich. Wobei mir bewusst ist, dass mein Aedilat kein Maßstab sein sollte. Ich habe da faktisch jeden Stein aufgehoben und umgedreht. Lasse ich diesen Vergleich unberücksichtigt, bin ich durchaus zufrieden mit meiner Leistung. Ich habe bei meiner Kandidatur keine Reformen angekündigt, weil ich mich nicht zu den Reformern zähle, weswegen ich annehme, trotz solider Leistung nicht in den Köpfen der Römer zu verbleiben." Er schmunzelte, diesen Antrieb besaß er auch nicht.
"Inhaltlich hat mir diese Amtszeit - wie keine zuvor - zu denken gegeben. Ein Magistrat wurde seiner Immunität enthoben. Jemand klagt gegen ihn, scheinbar nur zum Vergnügen, denn ich konnte beim besten Willen keinen ihm entstandenen Schaden erkennen, der die Klage begründete. Mir selbst wurde Befangenheit und eine Form von Korruption unterstellt, sodass ich darüber nachdachte, gegen diese Unterstellung selbst zu klagen. Insgesamt fand ich das Vorgehen von Bürgern teils aggressiv und die Bürokratie manchmal hinderlich."
Dem ohnehin subjektiven Fazit fügte er noch an: "Meines Wissens ist der letzte vertagte Fall noch nicht verhandelt worden, was mich unzufrieden macht. Unzufrieden auch deswegen, weil ich mit gebundenen Händen zusehen muss, wie sich Abwicklungen in die Länge ziehen. Da geht am Ende für alle Beteiligten der Bezug zur Tat verloren." Vielleicht sah auch nur er das so.
"Ein letztes Resümee habe ich für mich gezogen, weiß jedoch nicht, ob es für dich von Belang ist. Aufgaben wirken wie eine Triebfeder auf mich. Ohne einen Weg vor mir, komme ich in Versuchung, mich dem Müßiggang hinzugeben."