Die Aufgaben und Pflichten eines Praetor Urbanus nahmen seit der Kaiserzeit zu und umfassten auch kultische Bereiche. Das Hercules-Opfer am speziell für ihn geweihten Altar nahm eine zentrale Bedeutung ein und Menecrates - für seine Korrektheit bekannt, die manchmal sogar in Penibelheit ausartete - markierte sich diesen Tag besonders fett auf seiner Termintafel. Heute fanden keine Verhandlungen oder Anhörungen in der Basilca Ulpia statt und es gab auch keine öffentliche Sprechstunde.
Heute, PRIDIE ID AUG DCCCLXVII A.U.C. (12.8.2017/114 n.Chr.), war der Festtag zu Ehren des Hercules Invictus - des Unbesiegten. Heute war der Tag des großen Staatsopfers.
Die heilige Keule, eine überaus kunstvoll hergestellte Waffe, die das gesamte Jahr über im Bezirk aufbewahrt wurde, kam heute zum Vorschein. Ein weiterer irdischer Überrest des Gottes, ein Scyphus, ein aus Holz geschnitzter und mit Pech abgedichteter Becher, kam ebenfalls ans Licht. Ein Bogen und ein Löwenfell wurden neben dem großen Altar drapiert, weil sie symbolisch dem Hercules zugeordnet waren. Neben dem Ara Maxima stand eine Bronzestatue mit dem Beinamen triumphalis.
Ein bunt zusammengesetzter Zug näherte sich dem vorbereiteten Altar, an dessen Spitze der Praetor Urbanus Herius Claudius Menecrates schritt. Weitere Staatsmänner, Liktoren, Klienten, unzählige Römer und Peregrini folgten ihm oder warteten bereits vor Ort. Ob der Kaiser hinzustoßen würde, wusste Menecrates nicht, aber falls ja, würde ihm ein Ehrenplatz zukommen, ebenso seiner Gemahlin. Kinder und Jugendliche sowie Sklaven umsprangen oder folgten dem Zug als Begleiter. Weihrauchträger, Musikanten und Handlanger warteten bereits vor Ort.
Popae und Victimarii standen bereit. Die Organisation des Staatsopfers überließ Menecrates nicht dem Priester oder Tempelvorsteher, er organisierte selbst. Als Opfertiere standen ein junges Rind und ein Schwein bereit.