[Ludi Apollinaris] Flammendes Inferno

  • | Optio Quinctius Turbo

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    Unweit des Amphitheaters loderten die ersten Flammen über die Dächer, als sich die Menge langsam aus dem Amphitheater geflüchtet hatte (was dank der hervorragenden Architektur römischer Theater erstaunlich schnell ging). War die Gefahr für Leib und Leben dort gebannt, entstand sie nun auf den Straßen, denn von den brennenden Insulae und Villen fielen immer wieder glühend heiße Ziegel und brennende Balken auf die Straßen. Quinctius Turbo war Optio in der II. Centuria und hatte den Auftrag erhalten, eine Straße abzusperren, durch die sich noch immer Flüchtende aus dem Theater schoben.


    "Nicht zurück drängen lassen, Männer!"
    rief er der Schildreihe zu, die sein Centurio vor der brennenden Insula aufgebaut hatte. Dahinter waren die Vigiles schon dabei, mit ihren Siphones die Nachbarhäuser abzuspritzen, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern - die Insula hinter ihren Rücken war sowieso verloren, wie der Centurio schon beim Eintreffen bemerkt hatte.


    Kaum waren die Schützen von den Häusern verschwunden, begannen aber auch schon die ersten Passanten sich in Schaulustige zu verwandeln. Als einige von ihnen ausgerechnet da stehenblieben, wo die Eimerstaffette der Vigiles durchging, packte Turbo wutentbrannt seinen Optionenstab und stürmte auf sie zu.
    "Aus dem Weg, ihr Idioten!"
    brüllte er sie an und teilte ein paar kräftige Hiebe aus. Die jungen Männer waren ganz erschrocken und zogen sich zurück, aber da kam dem Quinctier plötzlich eine bessere Idee. Er winkte sie heran.
    "Stehenbleiben! Schnappt euch einen Eimer und rein in die Reihe!"
    Wenn diese Kerle schon so neugierig waren, konnten sie ihre Neugier auch in der Eimerkette befriedigen - der Löschtrupp der Vigiles war zahlenmäßig sowieso viel zu klein, um die gesamten Löscharbeiten allein zu übernehmen!


    Foto: fire3 by M Cosgrove, auf Flickr




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  • Caius Verginius Mamercus streifte seit einigen Wochen mit seinem Kameraden Caius Abronius Tibullus durch die Stadt. Die ins Auge springende Gleichheit der Praenomen macht es erforderlich, des Verginiers Kameraden als "Abronius Tibullus" - oder einfacher als: "Tiba" - zu gedenken.


    Dieser Tibullus und Verginius Mamercus hatten sich in Ostia kennengelernt und schnell Freundschaft geschlossen, da sie neben dem gemeinsamen Alter - Tiba war geringfügig jünger als Caius - auch noch die Tatsache miteinander verband, dass sie keine Familienangehörigen in ihrer Nähe hatten, weder in Ostia noch in Rom. Abronius Tibullus hatte seinem in Alexandria aufgewachsenen verginischen Freund jedoch voraus, dass er sich in Ostia und auch in Rom bestens auskannte. Gestützt auf dieses Wissen, hatte Tiba seinen verginischen Kameraden dazu überredet, an dem Tag, von dem nun die Rede ist und der in die Geschichtsbücher des Imperium Romanum Eingang fand, in die Urbs aeterna sich zu begeben, wo die Ludi Apollinaris Unterhaltung und Spannung, Blut und Tod versprachen.


    "Willst du wirklich nicht rein? Was hast du bloß gegen Spiele?" Diese Frage des Abronius Tibullus an Caius war umso verständlicher, als die beiden Teenager inzwischen schon eine ganze Weile unentschlossen auf dem Platz herumstanden, der vor dem Amphitheater lag, in dem die Ludi stattfinden sollten. "Und mach dir keine Sorgen ums Geld. An Tagen wie heute lassen manche reiche Esel ihre Sklaven Münzen unters Volk werfen. Wär' doch gelacht, wenn wir dann keine abkriegen würden. Den Eintritt hätten wir dann schon zusammen, und für Knabbereien wär' wohl auch noch was drin."


    "Hm. Tiba. Irgendwie reizt mich die Spannung ja schon von so Spielen. Aber ... Wagenrennen, Pferderennen wären mir lieber. Da hast du auch Spannung, und es ist nicht so blutig," versuchte sich der Verginier dem Abronier zu erklären. "Na, von wegen. Wenn du wüsstest. Bei den Rennen brechen sich manchmal auch Pferde den Hals, manchmal auch die Wagenlenker. Sooo schmerzlos ist das gar nicht. Aber du bist und bleibst eben ein Weichei, Ägypter! - Komm, lass uns Datteln kaufen!" Mit überlegenem Lächeln langte Tiba in eine verborgene Tasche seiner Tunika und kramte einige wenige Münzen hervor. "Du hast ja noch Geld", sagte Caius überrascht. "Wo.... her?" - "Ach, frag doch nicht!" antwortete Tiba grinsend und drehte sich zum Händler an einem der Stände um, wo man Datteln verkaufte. Bald schon hatten sowohl Caius als auch sein Freund jeweils eine der Früchte im Mund. "Weißt du, ich will ja nichts sagen, aber in Alexandria schmecken die irgendwie anders." "Glaub ' ich dir sofort", antwortete Tibullus zornig und spuckte seine Dattel aus. "Pfui, die scheiß Dinger sind ja auch verdorben! Ein Nepp ist das hier, das glaubt einem keiner. Was für einen Fraß man den einfachen Bürgern in die Wampe stopft, darum sollten die feinen Herren Ädile sich mal kümmern anstatt immer nur um Spiele!" "Ach, findest du die Spiele jetzt auch nicht mehr so toll?" versuchte Mamercus der ärgerlichen Situation doch noch etwas Positives abzugewinnen. "Na ja. Dann lass uns halt draußen bleiben", lenkte Tiba nun ein.


    Unter solchen Beschäftigungen und Fachsimpeleien über die jungen Frauen Roms, die nach und nach das Amphitheater betraten, ging die Zeit für Abronius Tibullus und Verginius Mamercus dahin. Die Spiele hatten schon begonnen, und Tiba juckte es doch wieder in seinen Fingern. Er sah sich um und holte dann ganz vom Rand des Vorplatzes der Arena zwei Stöcke herbei. "Na komm, Ägypter, zeig', was für ein Gladiator du bist!" Eigentlich hatte Caius keine Lust auf Fechtspielchen, aber aus Sorge, seinem Freund endgültig den Nachmittag zu verderben und als Spaßbremse zu gelten, griff er jetzt nach dem dargebotenen Stock, sprang auf seine Füße und versuchte, die erste Attacke zu setzen, die Tiba allerdings gekonnt abwehrte. Das gleiche gelang danach allerdings auch dem Verginier gegen einen Angriff des Abroniers. Caius wollte direkt nachsetzen und machte einen Ausfallschritt in Tibas Richtung. Dabei nahm er jedoch am Rande seines Blickfeldes eine plötzliche, heftige Bewegung wahr, die ihn abrupt in seiner Bewegung innehalten und seinen zum Stich erhobenen Arm sinken ließ. "Treffer", jubelte Tibullus, der die günstige Gelegenheit natürlich zum Angriff genutzt hatte. Caius aber bekam davon gar nicht mehr wirklich etwas mit, sondern fragte seinen Freund: "Hörst du das?" "Ja klar. In der Arena haben die Spiele jetzt so richtig begonnen. Die Vorkämpfe sind vorbei, es geht richtig los. Und das Publikum geht eben mit!" In des Abroniers Augen funkelte die Begeisterung, als auch er innehielt und auf das Schreien aus dem Amphitheater lauschte. Doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich, je länger er horchte, und dies verstärkte sich noch, als er Caius' Bitte Folge leistete und ebenfalls in die Richtung schaute, in welcher der Verginius gerade die massive Bewegung gesehen hatte: In der Tat konnte man - und zwar mittlerweile nicht mehr nur dort - erkennen, wie immer mehr Menschen das Amphitheater rennend verließen, und das Schreien in der Arena klang nach Panik und Tod.


    "Caius, hier stimmt was nicht", fasste Tiba auch die Gedanken seines Freundes in Worte. In Scharen flüchteten die Menschen inzwischen aus der Arena, stürzten übereinander, trampelten sich zur Unkenntlichkeit. Soldaten erschienen auf der Bildfläche, die meisten geordnet, einige liefen einfach so, wie sie waren, zu ihren Kameraden hinüber. Pfeile surrten über den Vorplatz der Arena hinweg und fanden umbarmherzig ihre Opfer wie ein geübter Jäger das Wild. Und dann gingen die ersten Gebäude in Flammen auf. Abronius Tibullus packte Caius an dessen Tunika: "Wir müssen hier weg!" Er zog den Verginius mit sich über den Platz, über den Rauchschwaden von den brennenden Häusern herzogen und auf dem zahllose Menschen schreiend und wild durcheinanderliefen, über Getötete und Verwundete stolperten und weiter hasteten.


    "Ich kenne da eine Gasse, da müssten wir erst einmal sicher sein." Tiba und Caius näherten sich eilig rennend der vom Abronier bezeichneten Straße, als die Stadtsoldaten plötzlich vor ihnen und allen anderen, die in diese Richtung sich hatten flüchten wollen, einen Kordon bildeten und niemanden mehr durchließen. Helles Entsetzen machte sich unter den Flüchtenden breit, einige rannten verzweifelt in andere Richtungen weiter, andere blieben in Schockstarre stehen. Auf diese Art zur Untätigkeit verurteilt, blickten Abronius Tibullus und Caius sich um. Da erfasste Tibas Körper plötzlich eine Welle des Zornes, die ihn ganz durchschüttelte: "Da, da, Caius, sieh dir das an! Seht euch alle das an! Die Reichen und Mächtigen werden von ihren Sklaven und von Soldaten sicher aus der Arena geleitet, und uns grillen sie! Das ist wie in Pompeii. Das ist wie bei Neros Brand von Rom!"


    Die Blicke vieler gingen jetzt zurück in Richtung des Amphitheaters, wo man tatsächlich das Schauspiel beobachten konnte, das Tiba gerade herausgeschrien hatte. Voll von blindem Zorn stürzten sich jetzt einige der von den Stadtkohorten Eingeschlossenen auf die Milites, doch konnten diese geübten Kämpfer die Attacken leicht abwehren. Caius konnte seinen Freund nur unter Aufbietung all seiner Kräfte davon abhalten, sich an diesen Angriffen zu beteiligen: "Komm, Tiba, lass uns woanders hin gehen. Du kennst dich doch hier aus. Es muss doch noch irgendeine andere Möglichkeit geben, uns in Sicherheit zu bringen."


    Abronius Tibullus ließ sich tatsächlich von Caius besänftigen: "Na ja, vielleicht... Vielleicht laufen wir mal in diese Richtung." Tiba deutete mit seiner Hand zu einer Gruppe von Menschen, die schon wieder recht ruhig in diesem ganzen Chaos wirkten, und als Caius und Tiba sich auf den Weg in diese Ecke machten, blieb ihnen nicht verborgen, dass die gesamte Lage auf dem Vorplatz des Amphitheaters sich mittlerweile ein wenig entspannt hatte: Statt panischer Zivilisten beherrschten jetzt Soldaten - Stadtkohorten und Praetorianer - das Bild, und von tödlichen Pfeilen war nichts mehr zu spüren. Schrecklich wüteten allerdings inzwischen die Brände, und das galt besonders auch für die Insula, auf die Tiba und Caius jetzt zu marschierten. Als sie schließlich näherkamen, sahen sie, dass gerade hier die Vigiles eine Eimerstaffette einzurichten suchten und dass es sich bei der auffallend ruhigen Menschengruppe, die sie eben von Weitem bemerkt hatten, um Schaulustige handelte, die den Vigiles ihre Arbeit nicht eben erleichterten, obwohl diese gerade hier bitter nötig war, drohten doch die Flammen das ganze Häuserviertel zu erfassen. Kein Wunder also, dass einem Optio der Cohortes Urbanae, der offenbar zum Schutz der Löscharbeiten abkommandiert war, der Geduldsfaden riss:



    Tiba und Caius sahen einander nur kurz an. Ohne Worte machen zu müssen, sprangen die beiden gleich los und reihten sich nebeneinander in die Staffette ein. Eimer für Eimer wuchteten sie wie alle anderen in der Staffette mit beiden Armen und schnellen Drehungen des Oberkörpers das so dringend benötigte Löschwasser heran, in dichtem Rauch, der das Atmen schwer machte. Caius schmerzten die Arme, die Hände - wie mochte es dem etwas kleineren Tiba gehen? Ohne aufzublicken, versahen die beiden Freunde inmitten all der anderen Helfer ihren Dienst, und so bekamen sie gar nicht mit, dass die Löscharbeiten erste Erfolge zu zeitigen schienen. Plötzlich stürzte jedoch aus einer Tür - sie war eigentlich gar nicht mehr als solche zu erkennen - eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm hervor. Und auch diese beiden Menschenkinder waren eigentlich gar nicht mehr als das zu erkennen, was sie waren, von Frauen Geborene, denn ihre Kleidung stand in hellen Flammen.


    Caius glaubte später, er habe damals gespürt, wie in jenem Moment ein Zucken, eine neuerliche Woge nach der Woge der Wut, durch den Körper seines Freundes Tiba gegangen war. Mit einem Satz war der Abronier bei den zwei brennenden Menschen, warf sie zu Boden und versuchte, sie hin und her zu rollen, um auf diese Weise die Flammen zu ersticken. Niemand kann sagen, ob ihm Erfolg beschieden gewesen wäre oder ob nicht doch schon alles längst zu spät gewesen war. Denn auf einmal ließ sich ein dumpfes Knarren vernehmen, das sich unheilvoll vom Knacken verbrennender Balken unterschied. Unendlich langsam, so schien es Caius, senkte sich das hölzerne Vordach der Insula lichterloh brennend herab, um wenige Augenblicke später vollständig zu Boden zu fallen. Die Frau, das Kind, Tiba - Caius Abronius Tibullus - waren begraben, waren - ein Zweifel war unmöglich - waren dahin.


    Starr vor Entsetzen, gelähmt stand Verginius Mamercus da. Er sah keine Löscheimer mehr, er hörte nicht das Rufen der Vigiles, er presste die Augen zusammen und riss seinen Mund auf und schrie, wie er noch nie geschrien hatte.


    Als ihm die Luft versagte erst, wurde er gewahr, dass sich im Fallen offenbar kleinere, brennende Teile des massiven Vordachs gelöst hatten, und eines dieser Teile einen Angehörigen der Vigiles ganz in seiner Nähe getroffen hatte, der nun am Boden lag. Mit blödem Gesicht sah Caius den Feuerwehrmann an, unfähig sich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Der Feuerwehrmann schrie um Hilfe, und Caius stand ganz in der Nähe, ja, sogar einen Eimer voller Wasser hatte er gerade in Händen gehalten, als sein Freund sein Leben ließ, doch konnte er nichts für den Feuerwehrmann tun, denn in dessen Rufen meinte er nur Tibas Stimme zu hören.


    Als hätte gerade diese ihn endlich aufgeweckt, ging jedoch plötzlich ein Ruck durch den Körper des Verginiers. Er sah den Wachmann genauer an: Der Balken, der den Feuerwehrmann erwischt und einen seiner Füße unter sich begraben hatte, brannte gar nicht richtig, sondern rauchte nur, so dass er dem Wachmann wahrscheinlich nur leichte Verletzungen zugefügt hatte: "Tiba hat es auch getan." Entschlossen machte Caius einen Schritt auf den am Boden Liegenden zu, holte aus und goss das Wasser aus seinem Eimer auf den Balken. Danach versetzte der Verginier dem Balken einen kräftigen Tritt und danach noch einen, bis der Fuß des Feuerwehrmanns freigelegt war. Als er sich des leeren Eimers entledigt hatte, ergriff Caius schließlich den stöhnenden Wachmann unter dessen Achseln und zog ihn fort.


    Nur fort von diesem Haus.

  • | Titus Petronianus Alexander
    Alexander hatte schon geflucht, dass er ausgerechnet an den Spielen Dienst hatte. Noch mehr hatte er aber geflucht, als er bemerkt hatte, worin die Spiele gemündet waren - er konnte sich nicht erinnern, jemals so viele Rauchsäulen auf einmal am Himmel Roms gesehen zu haben. Sicher, es brannte fast jeden Tag irgendwo in der Urbs, aber nicht überall gleichzeitig! Selbst sein Centurio hatte nervös gewirkt, als sie mit ihrem Wagen ausgezogen waren.


    Der stand nun vor einem Haus und seine Kameraden bedienten die Pumpe, während er mit einigen Zivilisten Wasser in Ledereimern in die dafür vorgesehene Öffnung goss. Vorn standen zwei andere Kameraden an der Spritze und zielten damit auf die Flammen, die aus den Fenstern des ersten Stocks loderten. Auch er hielt jedoch inne, als die Frau mit ihrem Kind herausgerannt kam, auf die sich einer der Zivilisten heldenhaft stürzte, um dann von einem herabstürzenden Balkon erschlagen zu werden. Als es dann auch noch Crispus, seinen Kameraden traf, ließ Alexander alles stehen und liegen und rannte ihm zur Hilfe.


    Bevor er ankam, hatte sich aber glücklicherweise wieder ein Zivilist eingeschaltet und Crispus schon befreit. Sofort griff Alexander nach den Beinen seines Kameraden und half Mamercus, ihn in Sicherheit zu bringen.
    "Danke, Mann!"
    keuchte er dabei.
    "Verrückter Tag heute, was?"




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  • Caius versuchte, den verletzten Vigil so schonend wie möglich über den Erdboden zu ziehen, was ihm aber nicht wirklich gelang: Der Feuerwehrmann war ja an seinem Fuß getroffen worden und weil Caius ihn unter den Achseln gepackte hatte, um ihn aus der Gefahrenzone zu transportieren, war es ausgerechnet das verwundete Körperteil des Vigil, das über den Boden schleifte. Der Vigil musste furchtbare Schmerzen haben, schoss es Caius durch den Kopf.


    Deshalb war er froh, als bald ein Kamerad des verwundeten Feuerwehrmannes herbeieilte, dessen Beine ergriff und so gemeinsam mit Mamercus den Verletzten in Sicherheit brachte. Irgendetwas sagte der gesunde Vigil dabei zu dem Verginier; dieser glaubte zunächst, nicht richtig verstanden zu haben, so fassungslos war er über die Anrede des Feuerwehrmannes an ihn. Einen Augenblick nur später aber kehrte bei Mamercus Gewissheit ein über die Worte, die an ihn gerichtet worden waren, und er erstarrte: Ob das ein "verrückter Tag" war??? Caius wollte antworten, wollte dem Vigil entgegenbrüllen: "Mein Freund ist da gerade gestorben!!!" Er war kurz davor, den verletzten Vigil in seinen Armen fallenzulassen und auf den anderen, gesunden Vigil, der ihn gerade angesprochen hatte, loszugehen. Des Verginiers Körper begann vor Wut zu zittern, immer heftiger schüttelte es ihn.


    Dem Mund des Verwundeten in Caius' Händen entrang sich ein Stöhnen. Wie aus einem Alptraum gerissen, kam Caius zu sich, blickte hinab zu dem verletzten Vigil und sagte mechanisch: "Geht's denn?" Natürlich tat ihm der Verletzte leid, sehr leid sogar, doch dachte Caius in diesem Moment nicht wirklich an ihn. Er fragte sich immer noch, wie der andere, gesunde Feuerwehrmann das mit dem "verrückten Tag" hatte sagen können. "Sie sind Vigiles - und es brennt hier - sie sind Vigiles - und es brennt hier lichterloh, halb Roma brennt - sie sind Vigiles, und sie müssen die Stadt retten - sie sind Soldaten, sie sind es gewöhnt." Wie einen unumstößlichen Glaubenssatz sprach Caius diese Worte wieder und wieder leise zu sich selbst. Er hob seinen Kopf zu dem gesunden Feuerwehrmann und sah diesen zum ersten Mal richtig an: "Was hast du gesagt? Ach, ja... Ja, komischer Tag, wirklich komisch." Dies hatte der Verginius zwar durchaus hörbar ausgesprochen, aber doch mit irgendwie tonloser Stimme. Die folgenden Worte dagegen sagte er wieder in seiner gewohnten Intonation: "Was ist hier eigentlich los in Rom? Und wohin bringen wir deinen Kameraden? Habt ihr hier einen Medicus oder so?"


    Caius hatte sowas von keine Ahnung von den Umständen, unter denen Soldaten oder gar diese Vigiles hier ausrückten. Bisher hatte er sich um solche Dinge noch nie Gedanken gemacht und die Dienste solcher Einheiten immer als "nicht der Rede wert" einfach hingenommen. Während die Flammen, die die Insula zerwühlten, schaurig flackerndes Licht auf ihn warfen, auf seine beiden Begleiter und auf die Feuerwehrleute an den Pumpen, Eimern und Spritzen, dämmerte es dem Verginier aber, welcher Grad an Organisiertheit solche Einsätze überhaupt erst möglich machte, wieviel Mut dahinterstecken mochte und manchmal: welche Entsagung.

  • | Titus Petronianus Alexander
    Natürlich hatte Alexander nicht auf dem Schirm, dass dieser Zivilist hier nicht jeden Tag mit Bränden zu tun hatte, dass ihm gerade ein Freund draufgegangen war und sein Kommentar deshalb etwas unsensibel wirken musste. Erst die tonlose Antwort und die engagierten Fragen erinnerten ihn daran, mit wem er es hier zu tun hatte.


    Natürlich war Crispus nicht sein erster Kamerad, der sich bei einem Brand verletzt hatte. Also legte er ihn ab, als sie in Sicherheit waren, und betrachtete vorsichtig das Bein, das mit Brandblasen von dem brennenden Balken übersäht war.
    "Ruhig, Crispus, ruhig! Wir kriegen das schon hin!"
    kommentierte er erstmal das Jammern seines Kameraden und tätschelte ihm den Arm. Brandblasen waren okay - ein Beinbruch war schon schon gefährlicher, das konnte Dienstunfähigkeit bedeuten! Aber das Bein stand zumindest nicht in einem komischen Winkel ab - waren wohl nur Verbrennungen!


    Dann blickte er auf und fixierte Mamercus.
    "Natürlich haben wir einen Medicus! In unserer Castra!"
    Er deutete hinter sich, wo in sicherer Entfernung ein Vigil mit einer großen Ledertasche kniete und einen anderen Verletzten versorgte.
    "Aber da hinten is' unser Capsarius! Der wird sich um Crispus hier kümmern!"
    Brandblasen waren nicht allzu tragisch - Crispus würde noch eine Weile jammern müssen.
    "So lange sollten wir das Gemüse da unten ein bisschen kühlen."
    Er sah sich um - wo kriegten sie jetzt auf die Schnelle einen feuchten Lappen her?


    Vor lauter Verwundetenversorgung vergas der Freigelassene ganz, dass Mamercus ja auch nach der allgemeinen Lage gefragt hatte...




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  • Capsarius? Medicus?


    Caius Verginius Mamercus war geistig mittlerweile wieder vollständig ins Hier und Jetzt zurückgekehrt. Was aber der Unterschied zwischen einem Capsarius und einem Medicus sein könnte, blieb ihm ganz verborgen. Irgendwie schien ein Medicus ja was Höheres zu sein, ein Capsarius hatte vielleicht nicht so viel Ahnung... Andererseits waren jedenfalls in Alexandria immer allerhand Leute unterwegs gewesen, die vorgaben, am Museion studiert zu haben, und sich auch "Medicus" nannten - und entsprechende Bezahlung für ihre Dienste verlangten -, die von dem, was sie taten, aber auch nicht so viel Ahnung zu haben schienen...


    Aber das hier war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, solche Fragen zu klären. Caius betrachtete das Bein des verletzten Vigil, um das sein gesunder Kamerad sich gerade zu kümmern begonnen hatte. Dabei war der Verginier sehr überrascht, wie - nun ja, irgendwie liebevoll sich der Gesunde um den Verwundeten kümmerte, der, wie Caius jetzt hören konnte, Crispus hieß. Caius hatte so viel Zuwendung von diesem doch sicher einsatzerprobten Mann gar nicht erwartet, vor allem nicht nach dem, was er vorher zu dem Verginius gesagt hatte.


    Natürlich wollte Mamercus da nicht hinter zurückbleiben: "Ich geh schnell und hol den Capsarius - oder: Ich hol erst Wasser zum Kühlen." Dieser Capsarius hatte angesichts des unvorstellbaren Infernos sicher schon genug zu tun, dachte sich "Mamercus. Ich heiße Verginius Mamercus." Sicher war es gut, so hatte Caius sich weiterhin überlegt, wenn Crispus und sein vigilischer Freund ihn anreden konnten, es würde ihnen dann leichter fallen, ihm Kommandos aufzutragen. Und sie wussten natürlich am besten, was hier jetzt am dringendsten gebraucht wurde.

  • | Titus Petronianus Alexander
    Der Vigil sorgte sich natürlich um seinen Kameraden - allerdings hatte er natürlich auch noch selbst einige Aufgaben zu erledigen, weshalb er hin- und hergerissen war. Wenn man aufsah, brannte das Haus ja noch immer lichterloh!


    "Hol' erstmal Wasser! Einen nassen Lappen oder so, Mamercus!"
    Er deutete zum Pumpenfahrzeug der Vigiles, wo eine Eimerkette immer wieder Wasser nachlud, während die Feuerwehrleute es wieder heraus und in die Spritze pumpten. Dort konnte man einen Lappen sicherlich eintauchen, wenn man erklärte, wofür man es brauchte.


    Crispus biss inzwischen tapfer die Zähne zusammen - Alexander klopfte ihm aufmunternd auf die Sandalen.
    "Wird schon wieder, Kamerad!"




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  • Wasser holen also, einen nassen Lappen... In Gedanken wiederholte Caius die Anweisung des gesunden Vigil und blickte dabei hinüber in die Richtung, die ihm dieser Vigil gewiesen hatte, nämlich zum Pumpenfahrzeug der Feuerwehr hin. Nachdem der Verginier Crispus und seinem Kameraden noch einmal zugenickt hatte, setzte er sich in Bewegung. Mit großen Schritten überwand Caius die Strecke bis zum Pumpenfahrzeug, dabei fast mehr springend als laufend, denn in dem ganzen Chaos, das rings herum herrschte, waren die Wege mittlerweile mit den Überbleibseln von allerlei Haushaltsgegenständen bedeckt, welche die Menschen auf ihrer Flucht aus den brennenden Häusern mit sich genommen und dann doch nicht hatten halten können.


    Caius langte jedoch glücklich am Pumpfahrzeug an. Selbstverständlich herrschte dort Hochbetrieb, und es kostete den Verginius gleichermaßen robusten Körpereinsatz wie Stimmgewalt, um mit seinem Anliegen durchzudringen: "Ich brauche einen nassen Lappen" Es geht um einen verletzten Kameraden!" Caius hatte nicht genau gewusst, an wen der Vigiles er sich mit seinem Gesuch wenden sollte; daher hatte er es so laut wie möglich zu aller Ohren geäußert und dabei gehofft, dass die Erwähnung des "verletzten Kameraden" ihm wie ein Zauberwort Aufmerksamkeit verschaffen würde. So geschah es auch: "Meinst du einen Kameraden von uns, Zivilist?" vergewisserte sich einer der Feuerwehrleute. Als Caius bejahte, fragte der Vigil weiter: "Und du versorgst ihn? Wie schwer ist die Verletzung?" "Ich und noch ein anderer Vigil, der unverletzt ist. Der verletzte Kamerad hat Brandblasen am Fuß." "Na gut, die beiden werden wissen, was zu tun ist. Hier," - der Feuerwehrmann, der sich von Caius informieren ließ, bückte sich kurz zur Seite, holte einen Lappen hervor und tunkte ihn ins Wasser, das gerade in einen weiteren Eimer für die Eimerstaffette gefüllt werden sollte - "nimm den Lappen, und dann mach hinne! Und halte dich an alle Befehle, die die Kameraden dir erteilen!"


    Ohne sich groß zu bedanken, riss Caius den Lappen an sich und machte kehrt, um so schnell wie möglich wieder zu Crispus und dem anderen Vigil zu gelangen, erfüllt von einem Gefühl der eigenen Wichtigkeit, das er so noch nicht kannte. Es war dies ein richtiges Hochgefühl, das so gar nicht zu den furchtbaren Szenen passte, die sich rings um den Verginier abspielten, den brennenden Gebäuden, dem Krachen der Flammen im Gebälk, den Schreien der Menschen, die panisch hin und her liefen. In eine Gruppe solcher Menschen lief Caius auf seinem Rückweg zu dem Verletzten auch direkt hinein, stieß dabei wohl sogar ein Kind - oder war es eine Frau? - zu Boden. Doch Mamercus bekam das alles gar nicht wirklich mit, sondern kam erst in dem Augenblick wieder ein wenig zur Ruhe, als er bei Crispus und dessen Kameraden anlangte. Wortlos zeigte der Verginier diesem anderen Vigil den nassen Lappen als Beweis für den soeben von ihm erfüllten Befehl und erwartete weitere Kommandos.

  • | Titus Petronianus Alexander
    Alexander wartete, bis Mamercus mit dem Lappen zurück kam und kümmerte sich so lange weiter um seinen Kameraden.
    "Her damit!"
    sagte der Vigil und riss dem Verginier den Lappen aus den Händen, um zuerst einmal vorsichtig Wasser auf die Brandblasen und offenen Verbrennungen zu träufeln. Crispus stöhnte - aber Alexander wusste, dass Kühlung langfristig für Linderung der Schmerzen sorgte.
    "Halt das auf deine Wunden, Kumpel!"
    forderte er seinen Kameraden auf, sich selbst um seine Verletzungen zu kümmern, bis der Capsarius für ihn Zeit hatte.


    Dann sah der Freigelassene wieder zu Mamercus.
    "Wir können ihn jetzt nicht betreuen - da brennt ein Haus! Kannst du weiter Wasser holen?"
    Die Pumpe war zwar nicht wahnsinnig groß, aber es ging doch ordentlich Wasser durch die Spritze, sodass die Eimerkette alle Hände voll zu tun hatte.




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  • Der unverletzte Vigil hatte den kühlenden Lappen offenbar voller Ungeduld erwartet, denn kaum dass Caius wieder bei seinen neuen Bekannten angekommen war, entriss dieser Feuerwehrmann dem Verginius den Lappen, um damit unverzüglich seinen Kameraden Crispus zu versorgen. Mamercus verfolgte, wie der unverletzte Vigil die Brandblasen des Crispus zunächst mit Wasser benetzte und ihm dann zur weiteren Behandlung den Lappen überließ. Vorläufig freilich sorgte das Wasser auf den Wunden für noch mehr Schmerzen bei Crispus, so dass dieser aufstöhnte. Aufmunternde Worte seines unverletzten Kameraden sowie ein mitfühlender Blick des Verginiers aber mussten einstweilen als Unterstützung für Crispus reichen, denn viele Häuser rund um die drei Männer standen nach wie vor in Flammen und die Verletzung des Crispus war ja zum Glück nicht allzu bedrohlich.


    Deshalb fand Caius es auch verständlich, dass der andere Vigil nun wieder das Wort an ihn, Mamercus, richtete und ihn aufforderte, Wasser für eines der brennenden Häuser herbeizuschaffen, dem sie beide sich nun zuzuwenden hätten, während Crispus einstweilen für sich selbst würde sorgen müssen. Der Verginier folgte dem Blick des gesunden Vigil zu dem brennenden Haus, das dieser erwähnt hatte, und tatsächlich schlugen hohe Flammen aus ihm hervor: "Wird gemacht", entgegnete Caius auf die Order des Feuerwehrmannes. Diese Antwort aus des Verginiers Munde war jedoch durchaus voreilig: Dass der unverletzte Vigil und er nach der Erstversorgung des Crispus nun weiter gegen die Brände kämpfen mussten, war klar; unklar war Mamercus jedoch, wie er den Befehl des Vigils nun exakt ausführen sollte. Dennoch lief er gleich nach seiner Erwiderung los in Richtung Pumpe; Caius wollte sich vor dem Vigil keine Blöße geben mit seinen Verständnisschwierigkeiten, und außerdem war da noch immer dieses Hochgefühl einer - doch wohl eher: eingebildeten - eigenen Wichtigkeit, dem häßliche kleine Verständnisprobleme nur abträglich gewesen wären.


    Inzwischen war die Dämmerung über Rom hereingebrochen, und diese sich anbahnende Dunkelheit in Verbindung mit den grellen, irrlichternden Flammen erschwerten nicht nur dem Verginier die Orientierung. Etwa auf halbem Wege zwischen der Stelle, wo Crispus seine Wunden versorgte, und der Wasserpumpe der Feuerwehr wurde Caius plötzlich eines wütenden, heiseren Schreis gewahr. Der Verginius war sich nicht sicher, ob dieser Schrei ihm gegolten hatte, denn innerlich war er immer noch mit der Frage beschäftigt, wie er denn nun genau die Anweisung des Vigils umsetzen sollte. Da spürte Caius plötzlich einen schmerzhaften Tritt vor sein linkes Schienbein, der ihn beinahe zu Fall brachte. "Ich mach dich kalt, wenn du nicht aufpasst, du Ar...!" Mamercus brauchte einen Moment, um Gleichgewicht und Fassung wiederzuerlangen; dann sah er vor sich ein Bürschchen von schätzungsweise zwölf oder dreizehn Jahren, dessen vermeintliche Heiserkeit womöglich nicht nur irgendeiner namenlosen Wut, sondern auch dem ganz natürlichen Stimmbruch geschuldet war.


    "Spinnst du?? Was soll das???" Allmählich begann Caius den Schmerz des Trittes zu spüren, und ein kurzer Blick an sich herunter zeigte ihm, das Blut aus einer Wunde an seinem Schienbein trat; allerdings war dies sicher nur eine oberflächliche Fleichverletzung. "Weißt du das nicht?? Weißt du das nicht??? - Du hast es nicht einmal gemerkt!" Der Junge holte zu einem zweiten Tritt aus, doch dieses Mal konnte Caius ihm ausweichen. Dabei fiel sein Blick auf eine Frau, die sich einige Schritte entfernt am Boden krümmte, ohne jedoch ihn, Mamercus, aus den Augen zu lassen. Eine ungute Ahnung stieg im Verginius hoch, die er auch sogleich bestätigt bekam: "Du hast eben meine Mutter umgerannt. Und jetzt schau sie dir an! - Los, schau gefälligst hin!!"


    Ja, Caius schaute hin. Und dann bückte er sich zu der Frau hinunter: "Entschuldigung, es tut mir leid... Kannst du gehen, wenn wir dich stützen? Wir bringen dich in Sicherheit." Der Blick der Frau auf den Verginier war voller Misstrauen. Dann richtete sie sich aber, begleitet von einem tiefen Stöhnen, halb auf, wobei ihr Sohn ihr helfend zur Seite sprang. "Ist es weit?" wollte die Frau wissen. Caius deutete auf Crispus, der noch immer den Lappen auf seinen verletzten Fuß drückte. Der Verginier war sich zwar sicher, dass es ganz bestimmt gegen irgendwelche Vorschriften verstieß, verwundete Zivilisten mit verwundeten Vigiles zusammenzustecken; gewiss mussten verletzte Vigiles bevorzugt behandelt werden. Dieses Risiko aber wollte Caius hier eingehen, zumal sich mindestens der Junge ja vielleicht auch um Crispus würde kümmern können, noch einmal Wasser zum Kühlen holen oder so.


    Der Sohn der verletzten Frau und Caius legten sich jeweils einen ihrer Arme um die Schultern und gingen langsam, Schritt für Schritt, auf Crispus zu. Als sie schon fast bei dem verwundeten Vigil angkommen waren, wollte Mamercus wissen: "Schafft ihr den Rest vielleicht auch alleine? Ich habe nämlich eigentlich den Befehl bekommen, Wasser zu organisieren, um ein bestimmtes Haus zu löschen." - "Ist gut", antwortete die Frau. Vorsichtig ließ Caius sie daraufhin los: "Danke! Und noch einmal: Es tut mir sehr leid, was passiert ist." Dann wandte er sich ab und lief wieder in Richtung Wasserpumpe. Als er sich noch einmal nach der Mutter mit ihrem Sohn umschaute, sah er, wie schwer sich die Frau auf ihren Jungen stützte und dass sie sich mit der Hand, die Caius bis eben über seinen Schultern liegen gehabt hatte, den Bauch hielt. Die beiden hatten Crispus nun fast erreicht.


    Mamercus aber stand jetzt wieder vor dem Problem, den Befehl des unverletzten Vigils umzusetzen und Wasser zu organisieren zum Löschen des von dem Vigil bezeichneten Hauses. Ein, zwei Eimerchen, die Caius selber hätte tragen können, wären natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Also musste eine neue Eimerkette her! Der Verginier blickte sich um: Immer noch liefen unzählige Menschen zwischen den Häusern und auf der Straße hin und her, gerade noch wieder ein schlaksiger Mann in den besten Jahren. Genau diesen krallte Caius sich jetzt am Arm: "Halt! Wir müssen eine neue Eimerstaffette bilden von der Wasserpumpe bis zu einem bestimmten Haus. Du kannst stolz sein: Du bist der Anfang der Kette! Lauf zur Wasserpumpe und lass dir schon mal einen Eimer geben!" Verblüfft und überrumpelt zögerte der Schlacks zwar einen Moment lang, machte sich dann aber tatsächlich mit raumgreifenden Schritten zur Pumpe auf.


    Auf ähnliche Weise, mit Drohungen und Schmeicheleien - besonders für Letzteres war Alexandria eine hervorragende Schule gewesen -, brachte Caius noch etliche weitere Männer verschiedenen Alters dazu, sich in die Kette einzureihen, so dass schließlich eine kontinuierliche, wenn auch ziemlich aufgelockerte Eimerstaffette von der Pumpe zu dem brennenden Haus hin entstand. Caius wollte sich natürlich auch selber einreihen, doch erst gingen seine Augen noch unruhig hin und her:


    Wo war jetzt der Vigil, der ihm die Anweisung gegeben hatte? Und: Hatte Mamercus sie überhaupt richtig befolgt?

  • | Optio Quinctius Turbo
    Petronianus Alexanderwar schon wieder irgendwo in der Hektik des Feuerwehreinsatzes verschwunden. Quinctius Turbo, der Optio der Urbaniaci, hatte es sich aber zur Aufgabe gemacht, sich ein wenig um Eimerstafetten zu kümmern, damit die Vigiles ihre Arbeit machen konnten.


    Als er sah, wie irgendein Zivilist (ausgerechnet der, den er vor einiger Zeit "rekrutiert" hatte) eine Eimerkette aufbaute, die von der Pumpe mit der Spritze zu einem brennenden Haus ging, eilte er schnell hinzu.
    "Was machst du da, Junge? Willst du das Wasser aus dem brennenden Haus da holen oder was?"
    Die Pumpe musste mit einer Eimerkette "gefüttert" werden und drückte das Wasser dann in den Schlauch, der zu der Spritze führte. Von dort ließ sich das Wasser gezielt gegen die Brandherde spritzen - mit dem Eimer allein war bei einem brennenden Haus ja wenig zu machen!




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