[Grundausbildung] Titus Licinius Iosephus

  • Verus sah den Einbruch des jungen Mannes aber setzte nach. Mit einem Stoß seines schweren Weidenscutums versuchte der Centurio das Gleichgewicht des Rekruten zu brechen und mitsamt eines Fußtrittes im Ansatz der Beine seines Gegenübers die Person aus dem Stand zu bringen. "Kämpfe," rief Verus verbittert und spuckte dabei einige Tropfen Speichel in die Luft. "Kämpfe," brach seine eigene Stimme in der Lautstärke. Schweißperlen fielen über seine Wangen. "Der Feind kennt auch keine Gnade und wird alles gegen dich werfen, was er besitzt," offenbarte der Centurio seine eigene Wut und seine Erfahrungen. Er zügelte sich nicht mehr. Das Gesicht zeigte den kalten Wahnsinn des Krieges, als Verus das Scutum abstellte. Ihn kümmerte das würgende Geräusch des Tiro nicht. Viel wichtiger war die Lektion, die der Centurio vermitteln wollte. Nicht nur an die an alle Neulinge, sondern auch an die Veteranen. Krieg kannte keine Sieger, sondern nur Überlebende. Man musste kämpfen oder verging. Es gab keinen Königsweg der Erleichterung, sondern nur eine mutige Handlung. Schmerz war ein wichtiger Teil der Lektion, damit dieser Tiro niemals vergaß, was er nun war und wo er sich befand. Verus wunderte sich über sich selbst, dass er immer noch so verbittert war. Die frostige Kälte ließ seine Lippen beben, während die Augen dezent hervortraten, um die Situation wie in Zeitlupe zu betrachten. Seine Hand spürte das Holzgladius, dessen Griff von seinen Fingern fest umspielt wurde. Die andere Hand wurde zur Faust, welche die Finger fest vergrub. Verus wusste, dass er mit einem echten Schwert sein Gegenüber nun getötet hätte und dieser Stich schon oft das Leben eines Feindes beendet hatte. Er spürte wieder das Blut, welches über seine Hände lief und roch die Körperflüssigkeiten. Der Tiberius sah wieder jene Augen, deren Leben er genommen hatte. Diese eine Sekunde, wo sich die Pupillen weiteten und dann verfielen. Die Gesichter huschten vorbei und baten um Zorn, den Verus nur noch müde aufrecht halten kannte. Er war müde. Nicht des Kampfes aber der Erinnerung. Verus war ein guter Soldat; ein sehr guter sogar, der mit einer einzigen Bewegung gezielt und akurat töten konnte. Stille kehrte auf dem Platz ein, als die anderen Anwärter ihre Kämpfe unterbrachen, da dieser Zwischenfall nicht ins Bild passte. Er war überzogen aber der Optio trat auf, um die Anwesenden mit Verständnis aufzuklären. Doch die Worte des Optios konnte Verus nicht vernehmen, da etwas in seinen Ohren dröhnte. Sein eigenes Blut kochte und ließ nicht viele Gedanken, während es mächtig durch seine Adern pumpte. Wenn Verus nun Mauern um sich bauen könnte, würde er es tun. Er würde die Mauern gestalten aber dennoch blieben es Mauern. Mauern boten Sicherheit und wehrten vergängliche Dinge ab. Doch die Mauern wollten sich nicht erbauen. Sie funktionierten nicht mehr. Denn der Tod grüßte bereits und bat nicht mal um Vergebung. Die Erinnerung in der Zeit war kein Glück. Sie zeigte in vergangen Stunden nur Verlust des eigenes Verstandes, der nicht mehr erfassen konnte, was man geworden war. Nicht einmal eine Träne wollte eine Antwort sein. Verus reagierte mechanisch und richtete seine Waffe erneut auf die Kehle des Tiro, der an eine traurige Bestie geraten war, die mehr Krieg in den Knochen hatte, als Leben. Es dauerte einige Atemzüge bis der Verstand wieder die Kontrolle über den Drill gewann und die Handlungsabläufe unterbrach, die Iosephus gerade gebrochen hatten. Verus würde sich nicht entschuldigen, denn es gab keine Schuld unter Kriegern. Iosephus wollte Maschine werden und somit sollte er auch sehen, was aus ihm werden würde. Er würde die Handlungsabläufe perfektionieren und auch in der ersten Schlacht sein Herz zerschmettern, um gleichsam wie seine Kameraden in Linie zu stehen. Rom war Macht. Und die Legionäre waren machtlos gegenüber der Welt. Es schmerzte nicht einmal mehr, sondern war natürlich. Angewidert von sich selbst, ließ Verus die Übungswaffe sinken und gab sie seinem Optio, der Verus aufrichtig zu nickte. Der Centurio blickte in die Gesichter der Anwesenden. "Krieg kennt Gnade. Niemand kann euch nur annähernd auf den ersten Stoß in den Leib eines Feindes vorbereiten aber wir können euch alle schulen, damit ihr das Richtige tut und überlebt. Niemand wird sagen können, wie es sich anfühlt aber ich kann euch sagen, dass es nur eine Entscheidung im Kampf gibt: Sieg oder Tod," war die kurze Ansprache in die gefassten Gesichter. Verus spuckte in den Staub und wischte sich dann den Schweiß von der Stirn, während er einen Schritt von Iosephus wegtrat. "Übung beendet. Marschübung beginnt," befahl Verus und deutete auf den Optio, der übernehmen sollte. Verus selbst entfernte sich mit langen aber langsamen Schritten. Er hatte genug. Seine Finger zitterten und auch die Augen waren wieder leer eingefallen und verfolgt von sich selbst. Der Mann war zu gut als Kämpfer aber zu schlecht in allen anderen Dingen dieser Welt.

  • Iosephus war nicht fähig, das Nachsetzen des Centurios auch nur im Entferntesten abzuwehren. Der Weidenschild traf seinen, aber der Licinier ließ ihn einfach fallen. Der Tritt warf ihn dann vollends zu Boden, wo er sich weiter röchelnd auf den Bauch drehte. Er wollte gern reagieren und den wahnsinnigen Schreien des Tiberiers gehorchen, aber noch hatte der Schmerz ihn in der Hand.


    Er spürte sogar ein paar Tränen in seinen Augen aufsteigen - die er natürlich niemals zulassen wollte! Also schniefte er und schluckte vorsichtig, um die Funktionsfähigkeit seines Halses zu testen. Es tat weh, aber grundsätzlich schien alles zu funktionieren.


    Als er sich endlich aufrappelte, erklärte der Optio irgendetwas, was er nicht mitbekommen hatte. Der Centurio stand über ihm, hielt sein Holzschwert auf ihn gerichtet - schon fürchtete Iosephus, dass er wieder zuschlagen würde und er zog den Kopf ein. Diesmal hatte er aber Glück. Das Verprügeln war für heute scheinbar vorbei.


    Die kleine Ansprache irritierte ihn noch mehr. Wie es sich anfühlte zu töten? Der Tiro hatte noch nie darüber nachgedacht, wie sich das anfühlte - aber er ging davon aus, dass es einfach funktionierte, wenn man so weit war...
    So sah er fragend hinter dem Centurio her, bis der Optio das Kommando übernahm. Marschieren - also wohl die einzigen Muskeln, die er heute noch nicht völlig verausgabt hatte!

  • "Na dann, in Zehnerreihen antreten, meine Herren. Etwas schneller als an den saturnalia. Na, wird's bald!" blaffte der centurio die tirones an.


    Nicht, dass er zufrieden gewesen wären, wie sie auf ihre Plätze stolperten, eher im Gegenteil, aber wie sie standen, das war ja einfach ...
    "Was bitte ist das denn?! Wenn ich Reihe sage, dann meine ich Reihe und nicht einen halben digitus versetzt. Bei euch kriegt man ja den ganzen Rhenus zwischen die Reihen."


    "Was gibt es da zu grinsen, Soldat?" fuhr er einen unglücksseeligen Mann an.


    "Einigen hier scheint nicht so ganz klar zu sein, wie ernst diese Sache hier ist. Schon in wenigen Tages findet die Parade zum Todestag des Drusus statt. Und da werden wir euch wohl mitnehmen müssen. Ich erwarte, dass jeder von euch bis dahin in einer Linie gehen kann. Wenn ihr das nicht schafft, macht ihr mir Schande, dem centurio Schande und der ganzen legio Schande. Und was der Alte dann mit euch anstellt, das könnt ihr euch beileibe nicht vorstellen."


    "Also, Neuausrichten! Und dieses Mal wirklich gerade!"

  • Heute stand scheinbar Formationstraining auf dem Plan. Iosephus und seine Kameraden beeilten sich, den Befehlen so schnell wie möglich Folge zu leisten. Sie hatten das Antreten in Linie schon ein paar Mal geübt, aber so richtig flüssig lief es noch nicht. Sie mussten sich nacheinander aufstellen und alle sahen fieberhaft auf die Füße ihrer Nachbarn, um nicht zu weit vorn, zu weit hinten, zu weit links oder zu weit rechts zu stehen - man konnte verdammt viel falsch machen!


    Als dann erklärt wurde, dass es um den Todestag von Drusus ging, grinste Iosephus' Nachbar ein bisschen und murmelte:
    "Na den wird nicht mehr interessieren, ob wir grade stehen oder nicht..."
    Iosephus blieb emotionslos. Er glaubte an eine Unterwelt. Seine Mutter hatte ihm gesagt, dass es dort verschiedene Kammern gab für die Sünder und die Gerechten, die im Schoß Abrahams saßen. Iosephus hatte aber keine Ahnung, wie man sich das vorstellen konnte und ob der Schoß Abrahams weit weg war von der Welt, in der sie lebten, und ob die Seelen dort sich überhaupt noch für die Menschen interessierten. Aber im Grunde war es auch egal - wenn der Centurio mit ihnen unzufrieden sein würde, würde der Fluch des Drusus ihre geringste Sorge sein!

  • "Schnauze!" brüllte der optio als er von irgendwo eine geflüsterte Stimme hörte. Zuordnen hatte er sie nicht können und ehrlich gesagt konnte niemand sicher sagen, ob er sich nur eingebildet hatte, dass jemand gesprochen hatte. Daher unterblieben weitere Strafmaßnahmen. Vorerst.


    "Also dann, wir versuch jetzt mal gemeinsam an das andere Ende des Campus zu kommen. Rechter Fuß zuerst. Und Lae- Vum! Lae- Vum! Lae- Vum!"


    Einige Dutzend male brüllte der optio den Takt vor bis sie endlich auf der anderen Seite angekommen waren. Als sie dort waren sah die Formation aus wie ... ja wie eigentlich?
    "Tiro Licinius! Wie erfolgreich wart ihr nach deiner Meinung?"

  • Es dauerte ein Weilchen, bis sie sich ausgerichtet hatten. Der zweite Teil der Übung war aber fast noch komplizierter, denn am Anfang versuchten alle noch, schön in einer Reihe zu bleiben - ging auch ganz gut mit der Ansage, wann der linke Fuß dran war. Dann ging es aber eigenständig weiter und weil jeder eine andere Schrittlänge hatte, kamen einige recht schnell aus dem Takt, blieben dann stehen oder mussten aufholen - kurz: ein kleines Chaos entstand.


    Absurderweise ließ der Optio aber weiterlaufen und folgte ihnen. Wahrscheinlich wollte er sie ein bisschen zappeln lassen, bevor der große Anschiss kam. Scheinbar war wieder einmal Iosephus dazu ausersehen, den Startschuss dafür zu geben.
    [COLOR=#affe]"Geht so... für's erste Mal?"[/COLOR] antwortete er deshalb mit fragendem Unterton.

  • "'Geht so für's erste Mal' sagt er", schnaubte der optio und lachte erst ein wenig höhnisch, dann wurde sein Grinsen freundlicher.
    "Jungs, ich bin fast sowas wie beeindruckt. Ihr seit der erste Sauhaufen, der das hier geschafft hat, ohne dass sich ein einziger Mann auf die Schnauze gelegt hat. Und zu Belohnung geb ich euch einen Tipp. Eure Schritte müssen genau so lang sein, dass ihr nach zwei Schritten da steht, wo jetzt euer Vordermann ist. Verstanden? Gut. Dann also gleich nochmal. Retro!" ~ kehrt euch.


    "Centuria! Aequatibus passibus! Pergite! Lae- vum Lae- vum! [...]"
    Dieses mal gab der optio den Takt so lange vor, bis sie das andere Ende des Campus tatsächlich erreicht hatten.

  • Iosephus war noch dabei sich zu fragen, wie lang ein Schritt sein musste, dass er in zwei Schritten da war, wo sein Vordermann gewesen war, als er angefangen hatte zu laufen - er bewegte sich ja auch ständig - da ging es schon wieder los. Manchen schien der Tipp aber zu helfen, denn nach einiger Verwirrung wurde die Linie schon ein bisschen gerader. Nachdem sie den halben Campus überquert hatten, hatte Iosephus sogar das Gefühl, langsam in einen Takt zu kommen... Links-rechts-links-rechts-links-rechts...

  • "Und gleich noch einmal!", bellte der otio. erneut befahl er ein "Retro" und schickte die Soldaten noch mal über den Canmpus. So ging das noch einige Male hin und her und den tirones wurde vermutlich langsam langweilig, als ein ungewohnter Befehl sie wieder aus dem Trott und auch dem Tritt brachte:
    "Haltet die Linie!" brüllte er noch einmal und streckte dann seinen Arm zur Seite. Dieser bedeutete der ersten Reihe wie sie sich zu richten hatten, dann hieß es.
    "Ad dextram!"
    Die tirones sollten einen Schwenk vollführen.

  • Laufen schien die zentrale Fähigkeit eines Soldaten zu sein - sie marschierten eine halbe Ewigkeit stumpf über den Exerzierplatz. Die Wendung war nicht ganz so einfach, aber das stumpfe Geradeauslaufen funktionierte nach einer Weile relativ gut. Schein fast ein bisschen zu gut - nach einer Weile wurden manche leichtsinnig und die Linie geriet ein kleines bisschen aus der Form... aber auf die Korrektur hin waren sie bald wieder auf Linie gebracht.


    Der Befehl zum Schwenk war da schon etwas anderes! Iosephus, der ganz außen lief, stellte plötzlich fest, dass seine Nebenmänner sich einfach zur Seite drehten, während er selbst angenommen hatte, dass sie die ganze Linie einklappten - wobei er nicht der einzige war: Manche liefen vor, um den Schwenk zu vollziehen, manche drehten sich auf der Stelle, manche blieben einfach ratlos stehen - das pure Chaos!

  • Die Korrekturen, die der optio mit seinem Stab ausführte waren nicht zuletzt deshalb effektiv, weil sie recht schmerzhaft sein konnten.
    "Hier wird nicht stehen geblieben," bellte der optio als einige Männer auf der Innenseite meinten beim schwenken anhalten zu dürfen. "Immer weiter laufen, ganz kleine Schritte am Platz. Und ihr da draußen, größere Schritte verdammt. Die Reihen bleiben auch beim schwenken gerade!"


    Der optio gab den Befehl zum Neuaufstellen, dann hieß es abmarschieren. Der optio gab nun ein langsameres Tempo vor und schon nach wenigen Schritten kam erneut der Befehl zum Schwenken, streckte der optio erneut Hand und Optionenstab aus, damit die Männer, die nach der Neuordnung in der ersten Reihe standen etwas hatten, woran sie sich orientieren konnten.

  • Auch Iosephus bekam einen Schlag mit dem Stab ab, obwohl er eigentlich richtig gedacht hatte - zumindest fand er das hinterher raus, als der Optio erklärte wie es funktionierte. Irgendwie war es unfair bei der Armee - bei seinem Vater hatte er wenigstens immer zurecht eine verpasst bekommen!


    Aber dort hatte er auch gelernt, dass man sich nicht zusammenkauern und heulen konnte, nur weil man sich eine eingefangen hatte. Also marschierte er weiter uns gab sein Bestes. Und nach einer Weile klappte es tatsächlich immer besser. Anfangs hatte die Linie noch Beulen, aber nach gefühlten Stunden des Marschierens wurde sie langsam grade.

  • Den gesamten restlichen Tag hatte der optio sie über den Platz gescheucht, bis die Reihen halbwegs nach eben solchen aussahen. Dann rief er sie ein letztes Mal zusammen:
    "Gut, das war's. Ihr seit für heute entlassen."
    Mit einem mal änderten sich Haltung und Gesichtsausdruck. Jetzt war er -- beinahe typisch für die Mittelstellung des optios -- weniger Vorgesetzter als älterer Kamerad.
    "Wenn ich noch nen Tipp von nem Veteranen wollt. Geht in die Terme. Eure Glieder brauchen die Wärme, sonst könnt ihr morgen vor Schmerzen keinen Schritt vor den anderen tun. Und trinkt was. Die posca schmeckt am Anfang zwar widerlich, aber ihr gewöhnt euch dran." Wie die tirones sich wohl an so manches würden gewöhnen müssen.

  • An einem anderen Morgen auf dem Campus konnten die tirones schon aus der Ferne aufgestellte Strohsäcke erkennen, die auf einer Linie am Ende des Campus standen. Begrüßt wurden sie auch heute wieder von dem bekannten optio.


    "Guten morgen ihr Schlafmützen." das warr nicht mal hämisch gemeint, der optio war tatsächlich ein Frühaufsteher und nach Sonnenaufgang hielt ihn nichts mehr im Bett.
    "Wir machen heute praktische Übungen mit dem pilum. Der centurio hat euch dazu gestern was erklärt. Wer möchte sich an einer Wiederholung versuchen?"

  • Zitat

    Original von Centurio Legionis II
    Den gesamten restlichen Tag hatte der optio sie über den Platz gescheucht, bis die Reihen halbwegs nach eben solchen aussahen. Dann rief er sie ein letztes Mal zusammen:
    "Gut, das war's. Ihr seit für heute entlassen."
    Mit einem mal änderten sich Haltung und Gesichtsausdruck. Jetzt war er -- beinahe typisch für die Mittelstellung des optios -- weniger Vorgesetzter als älterer Kamerad.
    "Wenn ich noch nen Tipp von nem Veteranen wollt. Geht in die Terme. Eure Glieder brauchen die Wärme, sonst könnt ihr morgen vor Schmerzen keinen Schritt vor den anderen tun. Und trinkt was. Die posca schmeckt am Anfang zwar widerlich, aber ihr gewöhnt euch dran." Wie die tirones sich wohl an so manches würden gewöhnen müssen.


    Iosephus war tatsächlich fertig, als der Optio sie endlich entließ. Nach und nach hatten sie heute jede Muskelpartie an ihre Grenzen geführt, die er sich vorstellen konnte - insofern war der Tipp mit der Therme vielleicht wirklich eine gute Idee. Iosephus' Familie lebte auf dem Land und besaß keine eigene Therme, aber immer, wenn sie in Aquae Mattiacorum gewesen waren, war er mit seinem Vater in die öffentlichen Badehäuser gegangen und wusste, wie angenehmn das sein konnte. Ob die Legionsthermen genauso waren?

  • Zitat

    Original von Centurio Legionis II
    An einem anderen Morgen auf dem Campus konnten die tirones schon aus der Ferne aufgestellte Strohsäcke erkennen, die auf einer Linie am Ende des Campus standen. Begrüßt wurden sie auch heute wieder von dem bekannten optio.


    "Guten morgen ihr Schlafmützen." das warr nicht mal hämisch gemeint, der optio war tatsächlich ein Frühaufsteher und nach Sonnenaufgang hielt ihn nichts mehr im Bett.
    "Wir machen heute praktische Übungen mit dem pilum. Der centurio hat euch dazu gestern was erklärt. Wer möchte sich an einer Wiederholung versuchen?"


    Jeder Morgen der Grundausbildung war gleich: Wecken, hastiges Frühstück (meistens ein Kanten Brot vom Vorabend), Anziehen und ab auf den Exerzierplatz - egal, ob die Sonne schien, es regnete oder schneite. Zum Glück war das Wetter aber heute einigermaßen stabil. Nur die Müdigkeit steckte dem Licinier noch in den Knochen - die körperliche Anstrengung erhöhte das Schlafbedürfnis, das aber nicht so gut mit dem Schlafangebot der Armee korrespondierte. Also gehörte auch Iosephus zu den "Schlafmützen", die der Optio ansprach.


    Die Frage war allerdings ein guter Anlass, seinen Kopf ein bisschen zu aktivieren und die Müdigkeit abzuschütteln. Also trat Iosephus vor und versuchte, sich an die Erklärungen des Centurios zu erinnern: [COLOR=#affe]"Spitzes Ende nach vorn, Pilum in der rechten Hand. Dann Ausfallschritt nach vorn, Schwung holen und Pilum im schrägen Winkel beschleunigen und loslassen."[/COLOR]
    Gestern hatte der Centurio ihnen noch eher theoretisch gezeigt, wie es ging. Die Übung danach war eher... naja, bescheiden ausgefallen. Iosephus hatte sein Holz keine zehn Schritt weit bekommen und es war auch nicht so schön stecken geblieben wie bei den Strebern, sondern in ganzer Länge scheppernd auf dem Boden aufgeschlagen. Mal sehen, ob es heute besser lief...

  • "Richtig!" bestätigte der optio.
    "Am besten streckt ihr die linke Hand in die Richtung aus, in die das pilum gehen soll. Dann habt ihr erstens die Richtung, zweitens ist es einfach das Gleichgewicht zu halten."


    Der optio nahm sich eines der pila und führte vor welche Bewegung mit links er meinte. Der Wurfspeer vollzog einen flachen Bogen und durchbohrte die Burst der Strohpuppe.
    "Die Kunst ist das Loslassen. Es muss am richtigen Punkt erfolgen, wenn ihr das Ziel treffen wollt. Zu früh und hier habt 'nen hohen Bogen und keine Wucht mehr im Wurf. Zu spät und ihr haut das Ding vor euch in den Boden. Fragen?"


    "Gut, dann versucht es selbst. Da drüben ist die Barbarenhorde, die euch entgegen stürmt. haltet sie auf!"

  • Das mit der Hand verstand Iosephus nicht so recht. Aber er probierte es einfach mal aus - die Offiziere wussten schließlich in aller Regel schon, wovon sie sprachen. Der erste Wurf wurde aber wieder nichts, was seiner Meinung nach vor allem daran lag, dass er zu spät losgelassen hatte. Also flog das Ding und landete wieder scheppernd auf dem Boden.


    Als sie geworfen hatten, gingen alle gemeinsam wieder zu den Puppen, um ihre Speere zu holen. Ein Seitenblick zeigte dem Licinier, dass immerhin drei oder vier Kameraden ihre Puppe getroffen hatten. Aber sie hatten ja noch ein paar Versuche, um dasselbe zu erreichen...

  • "Einsammeln!" bellte der optio und so geschah es auch.
    Nachdem alle Werfer der ersten Reihe ihre Speere wieder eingesammelt hatten, hieß er sie halten, zurücktreten und die zweite Reihe durfte werfen. So ging es ein paar Mal rund, dann stellte er den Soldaten eine Frage, als zumindest die meisten die Ziele halbwegs trafen.:
    "Das war die Übung. Wer von euch glaubt, dass das im Ernstfall genauso gut funktionieren würde?"

  • Vorerst gab es keine weiteren Erklärungen. Stattdessen musste einfach trainiert werden. Iosephus beeilte sich, seinen Speer zurückzuholen und probierte es noch einmal. Wieder konzentrierte er sich, holte aus und nahm diesmal die Linke zur Hilfe. Zwei Schritte, dann ließ er wieder los. Diesmal ging das Pilum war steiler in die Luft, allerdings wohl zu steil - es drehte sich in der Luft und kam mit der Spitze in seine Richtung wieder scheppernd auf dem Boden auf.
    [COLOR=#affe]"Verdammt!"[/COLOR] fluchte er leise und ging dann wieder auf Kommando nach vorn. So ging es eine ganze Weile: Zielen, Konzentrieren, Werfen, sich ärgern und holen. Aber irgendwann bemerkte der Licinier - wie seine Kameraden auch - dass es langsam besser wurde: Und dann schaffte er es schließlich: Sein Pilum flog perfekt und landete in dem vorbereiteten Sack.
    Voller Begeisterung riss er die Faust in die Höhe und rief: [COLOR=#affe]"Ja, Mann!"[/COLOR] Zum Glück bemerkten es die anderen gar nicht. Der Geräuschpegel der fluchenden und sich freuenden Tirones war einfach zu hoch!


    In diesem Moment schien aber auch der Optio genug zu haben. Zumindest stellte er wieder einmal eine Frage. Eine ziemlich dumme Frage, wie Iosephus fand - also antwortete er: [COLOR=#affe]"Im Ernstfall haben wir hoffentlich das Scutum in der Hand, Optio!"[/COLOR]

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