[Casa] Tribunus Augusticlavius Appius Decimus Massa

  • Ursi bekam die übrigen Honigtaler eingepackt, was sie sehr zufrieden grinsen ließ. Alpina würde ihre liebe Not damit haben, dass die Kleine nicht alle auf einmal aß.


    Sie verließen das Haus. Es war bereits dunkel und Alpina hatte tatsächlich keine Ausrede mehr. Sie ließ sich von Massa aufs Pferd helfen. Es fühlte sich großartig an. So lange war sie auf keinem Pferd mehr gesessen. Die warme Haut, der eigentümliche Geruch und das Gefühl einen lebenden Organismus unter sich zu spüren waren beeindruckend Alpina streichelte das Fell des Tieres. Ursi wurde vor Alpina gesetzt, so dass sie ihre kleine mit einem Arm festhalten konnte. Konnte Massa sehen wie die Raeterin strahlte? Sie genoss den Ritt sichtlich.


    Die wenigen Legionäre, die ihnen begegneten, guckten zwar neugierig und auch auf der Straße außerhalb der Castra folgten dem seltsamen Dreigespann mit Pferd einige interessierte Blicke, doch Alpina ignorierte sie. Der Wein hatte sie mutiger gemacht.
    Schließlich erreichten sie die Casa Helvetia. Seufzend reichte die Hebamme ihre Tochter an den Tribun weiter, damit er sie abstellen konnte. Nun war es an ihr vom Pferd zu steigen. Sie hielt sich an der Mähne fest und schwang ein Bein über den Rücken.

  • Für Massa war es im erstem Moment nichts besonderes Alpina auf das Pferd zu heben. Cara blieb ruhig stehen, wurde nicht nervös. Als er die Kleine dazu setzte rührte sich Cara nicht einen digitus. Erst als Massa die Führleine nahm lief sie los ohne das er sie dazu ermuntern musste. Ein flüchtiger Blick zu Ursi, bei ihr war alles in Ordnung, sie schien glücklich zu sein. Bei Alpina war Massa nicht ganz sicher und behielt sie etwas länger im Blick. Es war hell genug um zu sehen was in ihr vor ging. Das war für Massa etwas besonderes. Er konnte doch noch Freude schenken und es tat ihm selbst gut. Ihn scherten die Blicke der Legionäre nicht im geringsten. -->

  • Nach der letzten Dattel und dem letzten Schluck Wein fühlte sich Massa wohler. Das Bad hatte ihn entspannt. Frisch aus der Wanne entstiegen, in die beiden Tuniken gehüllt, begab er sich auf die Suche nach seiner Hose. Die hatte er in seinem cubiculum fallen gelassen. Beim Anziehen ging die Haustür. Er hörte Onasses Fluchen. Die Tür plautzte erneut gegen die Wand. Dann kehrte wieder Ruhe ein. Er brachte wahrscheinlich das Packpferd in die Stallung. Massa ging ins Atrium. Da standen 2 Pakete. Das eine war aus Alexandria, deutlich an der Verpackung zu erkennen. Ein aus Palmenblättern geflochtener Behälter, gut verschnürt. Das zweite in Leinen gewickelt und verschnürt. Er wollte anfangen mit Auspacken, als Onasses wieder kam. „ Nein Dominus, erst wenn Domina Susina Alpina da ist. Ich werde sie gleich holen gehen.“ Massa wollte etwa entgegnen, kam aber nicht mehr dazu. Onasses war zur Tür hinaus. Morgen wäre doch besser gewesen. Gut, es war erst früher Nachmittag aber hatte Onasses was zu Essen da? Massa brachte das Paket aus Alexandria in sein cubiculum. Das zweite Paket sah er sich gleich etwas genauer an. Das hatte Telemachos zusätzlich mit geschickt.

  • Es blieb ein wenig Zeit bis Onasses mit Alpina zurück kam. Massa löste den Strick der das zweite Paket zusammen hielt. Ein gerollter Papyrus fiel ihm als erstes entgegen. Ein zweites Leinen kam zum Vorschein. Massa nahm den Papyrus und las.


    Lieber Freund,


    ein zweites Paket. Du hast nicht darum gebeten, aber es ist an der Zeit, dass du dir überlegst wo du auf Dauer dein Zelt aufschlägst. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, warte mit der Entscheidung nicht zu lange. Ich könnte jetzt schon 7 Kinder und ein Schiff haben. Das 5 Kind wird bald geboren. Zum Glück habe ich in dir einen guten Freund, der mir sein Schiff anvertraut.
    Das hat mir zu einem guten Geschäftsjahr verholfen. Ich habe ein kleines Vermögen gemacht und will dir jetzt dafür danken. Nimm das Geschenk einfach an.



    Viel Glück damit wünscht Dir


    Dein Freund Telemachos



    Massa kam nicht zum auspacken. Onasses und Alpina waren da. Er legte das zweite Paket neben die Kline.


    Ein flacher Tisch stand heute auf den Teppichen. Massa stellte das Paket aus geflochtenen Palmblättern daneben ab und ging ins Atrium zurück um Alpina zu begrüßen.


    ~~~


    Onasses ging mit Alpina zurück zur Casa des Tribuns. Die Befürchtung Onasses, dass Massa das Paket ausgepackt haben könnte bestätigte sich zum Glück nicht.
    " Dominus wir sind da." rief er, was nicht nötig gewesen wäre, Massa kam gerade ins Atrium.
    " Salve Susina Alpina. Ein herzliches Willkommen in meinem bescheidenen Haus. Das Paket ist da. Gehen wir in mein cubiculum." Massa lud sie mit einer Geste ein ihm in sein cubiculum zu folgen. Angekommen bot er Alpina einen Platz auf dem Teppich an dem Tisch an. Er selbst setzte sich an den Tisch neben das Paket. Onasses kam mit einem Krug Gewürzwein, zwei Bechern und einem großen runden Tablett, auf dem kleine Schälchen standen, ins cubiculum. Alles wurde von ihm auf dem Tisch platziert. " Danke." sagte Massa. Onasses zog sich zurück. Falls das Essen gewünscht wurde, brauchte Massa nur zu rufen.

  • Alpina war Onasses gefolgt. Es fühlte sich schon ein klein wenig vertrauter an als beim ersten Besuch. Im Atrium des Hauses begrüßten sie einander. Die Raeterin fürchtete, dass ihr strahlendes Lächeln schon viel zu viel über ihre Gefühlswelt erzählte.
    "Salve, Decimus Massa. Ich freue mich sehr, dass ich wiederkommen durfte."


    Massa bat sie gleich ins Cubiculum. Dort stand heute ein Tisch auf den Teppichen. Onasses brachte Gewürzwein und ein Tablett mit kleinen Schälchen, die Alpina neugierig betrachtete. Sie nahm den Platz, der ihr angeboten wurde. Fast platzte sie vor Neugierde.
    "Magst du mir zeigen, was dir alles aus dem fernen Alexandria geschickt wurde? Ich bin sehr gespannt!"

  • Alles war vorbereitet. Massa löste den Strick und öffnete nur leicht den Deckel, sah Alpina verschwörerisch an, ließ den Deckel wieder sinken. Dann stand er auf, löschte alle Öllampen, bis auf die eine dreiflammige über dem Platz an dem sie saßen. Massa setzte sich wieder. „ Bitte tue mir einen gefallen, schließe die Augen, lass dich entführen.“ sprach er gedämpft. „ Stell dir vor, ein schnelles Schiff hat dich nach Alexandria gebracht. Du gehst am Hafen an Land. Die Aufseher brüllen, treiben die Sklaven an, die die Amphoren und Säcke auf Schiffe verladen und andere wiederum entladen Schiffe. Du gehst an gestapelten Waren vorbei. Mit dir gehen viele vom Hafen aus Richtung Innenstadt um ihre Waren dort an Ständen oder in Läden feil zu bieten oder zu kaufen. Ein Mann in wehendem Gewand, ein Tuch um den Kopf geschlungen, gefolgt von vier Trägern mit Paketen und Kisten geht eilig an dir vorbei. Eine Frau mit dunklem Teint, einen Korb auf dem Kopf, frisch gebackenes Brot darin, kommt dir entgegen. Du musst einen kleinen Schritt zur Seite tun und stehst mit einmal mitten im Gewühl des alltäglichen Lebens in Alexandria. Du hast die Straße der Gewürzhändler betreten. Säcke und Fässer stehen da. Auf einem Tisch unzählige große Schalen gefüllt mit Gewürzen. Das erste was du siehst ist schwarzer Pfeffer. Du beugst dich über die Schale.“ Massa füllte etwas schwarzen Pfeffer in eins der Schälchen und hält es Alpina unter die Nase. „ Ein würziger Geruch steigt dir in die Nase. Nicht sehr intensiv. Er ist nicht gemahlen. Aber du erkennst ihn.“ Massa füllte Lorbeerblätter in die nächste Schale. „ Du erkennst die Blätter an ihrem Geruch. Den Geschmack vom Brot, das Onasses gebacken hatte.“ Massa holte aus dem Paket zwei kleine Dosen. Die ein öffnete er und schabte etwas von einer Nuss in eine Schale. Hielt es Alpina unter die Nase. „ Eine Nuss, die einen sehr markanten Geruch besitzt. Der Händler zwinkert dir zu und lässt dich daran riechen. Muskatnuss, flüstert er. Ein anderer Händler ruft dir zu. Du trennst dich nur ungern von den Gewürzen und gehst zu ihm. Er bietet dir eine Frucht an du sollst sie gleich essen. Öffne den Mund.“ Massa nahm eine der goldgelben Datteln ohne Kern und hält sie Alpina an die Lippen. „ Du schmeckst die Sonne des Südens, die Süße jedes Sonnenstrahls, den warmen Luftzug, der Palmblätter umspielt. Noch spürst du das süße auf der Zunge, schon gehst du weiter die Straße entlang. Ein Händler sitzt hinter einem Tisch vor ihm stehen Schalen voller weißer, gelber, goldgelber und bronzefarbener kleiner Steine. Er greift in eine der Schalen und lässt ein paar kleine Bröckchen in eine Schale mit etwas Glut fallen.“ Genau das tat Massa. Sofort breitete sich der schwere Duft von Weihrauch im cubiculum aus. „ Rauch steigt auf, der Duft ist schwer und vernebelt dir die Sinne. Die Händler verschwinden hinter einem Schleier, die Rufe verhallen in der Ferne, du kehrst aus Alexandria zurück. Beladen mit einem Paket. “ Massa hatte das Paket vollends geöffnet und weitere Schalen gefüllt. „ Sieh her, was du von deiner Reise mitgebracht hast. Muskatnuss, Kreuzkümmel, schwarzen Pfeffer, Lorbeer und ein feines Salz.“ Massa deutete auf zwei Schälchen direkt vor Alpina. „ Getrocknete Datteln und Feigen. Daneben im Säckchen feinster Mohn.“ Dann öffnete er die zweite kleine Dose. „ Sieh her, Safran.“ Viele dünne rote Fädchen kräuselten sich in der Dose. Er stellte sie ab und zeigte auf zwei andere Schälchen. „ Gelber und weißer Weihrauch. Der weiße ist besonders rein.“ Ein Fläschchen stellte er auf den Tisch. „ Myrtenöl. Und daneben Harz der Myrrhe.“ Als letztes holte er ein kleines Päckchen heraus. „ Und hier ist der Saft aus den Schlafmohnkapseln und in diesem Säckchen der Diptam.“ Zufrieden sah Massa auf den Tisch und dann zu Alpina. Er strahlte, seine Augen leuchteten wie bei einem Jungen, der seinem besten Freund, seine geheimsten Schätze zeigte. Eine Dattel verschwand in seinem Mund. Er schloss die Augen und kaute langsam. War aber sofort wieder da. „ Wie hat dir die kurze Reise gefallen?“

  • Oh was für eine Überraschung. Massa versprach sie zu entführen! Es kribbelte ganz heftig in Alpinas Bauch. Sie versuchte ihre Nerven zu beruhigen und setzte sich brav abwartend hin.


    Er fing an ihr Alexandria zu beschreiben - und siehe da! Da war sie auch schon in dem Gewirr aus Gassen verschwunden. Sie hörte die fremdartigen Geräusche, roch die Dürfte unbekannter Substanzen und genoss diesen Zustand der Aufregung. Mit neugierigem Blick verfolgte sie den Mann im wehenden Gewand mit dem Tuch über dem Kopf und auch die Frau mit dunklem Teint. Sie roch das frische Brot und fühlte sich mitten drin in Alexandria.
    Die Straße der Gewürzhändler! Wie gerne wäre sie wirklich dort. Pfeffer! Schwarzer Pfeffer. Er reizte die Nase obwohl der nicht gemahlen war. Man konnte seine Schärfe riechen. Wieder schnupperte Alpina. Da, Lorbeer! Wie von Onasses Brot! Dann die Muskatnuss - ihre warme, sanfte Note umschmeichelte Alpinas Nase. "Oh wie wundervoll!"


    Nun hieß Massa sie den Mund öffnen. Alpina tat wie geheißen. Neugierig was jetzt käme. Da war sie, die Süße der Dattel. Alpina hatte sie schon gesehen aber nie probiert. Unglaublich süß und pappig. Wie fest gewordener Honig. Herrlich!
    "Hmm, was für ein Genuss!!"


    Was kam nun? Oh, sie erkannte den Duft des Weihrauchs. Das also waren die kleinen Steine in der Schale. Alpina liebte den süßlich-schweren Duft des Harzes. Ein teures Vergnügen. Sie spürte wie auch ihre Sinne vernebelt wurden. Der sinnliche Duft des Weihrauchs, die Süße der Dattel, der aphrodisische Geruch der Muskatnuss... Alpina genoss mit allen Sinnen.


    Sie öffnete die Augen als Massa sie darum bat. Ohh, wie schön es war. Schöner als die Saturnalien. In den Schälchen vor ihr sah sie die seltenen und teuren Gewürze und Kräuter, dazu Mohn, Salz und Safran. Safran! Er wurde mit Gold aufgewogen! Alpinas Augen wurden groß und rund. Das Harz der Myrrhe und Myrtenöl, der Saft des Schlafmohns und ein Säckchen mit Diptam. Dazu die Datteln und Feigen. Ein Traum von Nordafrika. Aber es war kein Traum. Massa hatte all das aus Alexandria kommen lassen.


    Plötzlich kam Alpina ihr Wunsch nach all den tollen Dingen vermessen vor. Das war ein Vermögen wert. Sie würde lange arbeiten müssen um es bezahlen zu können. Würde ihr Massa einen Teil stunden bis sie genug Geld beisammen hatte? Leise, beinahe stotternd flüsterte sie.
    "Decimus Massa, ich danke dir von Herzen für diesen schönen Spaziergang durch Alexandria. Es war Herrlich! Aber jetzt kommen mir Zweifel. ich kann das alles nicht bezahlen. Ist es in Ordnung wenn ich nur den Schlafmohn und den Diptam und vielleicht noch den Weihrauch bezahle und den Rest erst später? Machst du mir eine Aufstellung der Kosten, damit ich weiß wie viel ich dir schulde?"

  • Bezahlen? Wo dachte sie hin? Massa wollte ihr begreiflich machen warum er das alles für sie hatte aus Alexandria kommen lassen. Das was sie getan hatte, konnte man nicht mit Geld, geschweige denn mit Gewürzen aufwiegen. Egal wie teuer sie waren. Er stand auf, ging zu seinem Schreibtisch, nahm eine Tabula und einen Stylus und kam wieder zurück. Jetzt setzte er sich neben Alpina, damit sie sehen konnte, was er ihr in Rechnung stellte. „ Fangen wir an...“ Massa zog eine senkrechte Linie in die Mitte der Tabula. Auf die linke Seite oben schrieb er seinen Namen, darunter führte er gewissenhaft alles auf, was sich im Paket befunden hatte. Auf die rechte Seite schrieb er Alpina‘s Namen. Darunter notierte er „ ein Menschenleben“. Dann zog er unter alles quer einen Strich. Links schrieb er bezahlbar. Rechts bei Alpina schrieb er unbezahlbar. Er gab ihr die Tabula in die Hand. „ Jetzt weißt du, wer in wessen Schuld steht. Was ich dir hier biete, ist nur ein Bruchteil dessen wert, was du für mich getan hast. Nimm es bitte an.“ Mit einem aufmunterndem Lächeln sah er Alpina an. „ Wenn du erlaubst. Ich würde gern noch eine von deinen Datteln essen.“ Um ihr Zeit zu geben, schenkte er den bereitstehenden Gewürzwein in zwei Becher. Einen stellte er vor Alpina auf den Tisch. In eine leere Schale schüttete er einen Schluck vom Gewürzwein. „ Möge Minerva dich beschützen und dir zur Seite stehen.“ Drei weiße Klümpchen Weihrauch landeten auf der Glut und verströmten ihren Duft. Eine etwas kräftigere Rauchsäule schlängelte sich zur Zimmerdecke. Massa trank eine Schluck aus seinem Becher. „ Massa reicht übrigens vollkommen. Lass den Decimus weg.“ Hoffentlich war das nicht zu viel für Alpina. Am besten er ließ sie für einen Moment in Ruhe. „ Ich gehe nachsehen, was es zu essen gibt.“ Massa verließ das cubiculum und ging in die culina.


    Onasses hatte bereits alles angerichtet. „ Du hast sie hoffentlich nicht verschreckt Dominus.“ Massa zuckte mit den Schultern. Er war sich nicht sicher. „ Ich hoffe nicht. Naja, vielleicht war es ein bisschen viel auf einmal für sie.“ Onasses verdrehte die Augen und schob Massa den Teller mit dem angerichteten Hecht hin. „ Hecht im Kräuterbett gedünstet.“ Auf einem Teller ein in Stücke gerissenes Brot. „ Auf Lorbeerblättern gebacken.“ Eine Schüssel gefüllt mit einer Art Kohl, so ähnlich wie der heutige Blumenkohl. „ Gedünstete Kohlröschen, gewürzt mit etwas Salz und Muskatnuss.“ Massa nahm den Hecht, Onasses das Brot und die Schüssel mit dem Kohl. Im cubiculum angekommen. Stellte Onasse das Brot und den Kohl auf den Tisch ab und räumte das Tablett mit den Gewürzen vom Tisch auf den Teppich neben das Paket, damit Alpina und Massa genug Platz zum Essen hatten. Dann verschwand er wieder.


    Massa stellte den Fisch, für beide gleichermaßen gut erreichbar, auf den frei gewordenen Tisch und setzte sich zu Alpina. Mit einem Messer entfernte er die Haut vom Fisch. „ Greif zu und lass es dir schmecken. “ Forschend sah er sie an. Hatte er sie verschreckt? Hatte sie es einigermaßen verdaut, was da gerade passiert war? Nahm sie sein Geschenk an? Hoffentlich fühlte sie sich dadurch nicht von ihm bedrängt.

  • Als Massa eine Tabula zückte, befürchtete sie eine astronomische Summe. Was dann jedoch kam, trieb ihr die Tränen in die Augen. Er addierte tatsächlich die Kosten für die seltenen und kostbaren Gewürze und Kräuter. Dann aber rechnete er diese Kosten mit seinem Leben auf.


    Alpinas Mund blieb offen stehen. Sie suchte nach einer Antwort, sah ihm zu wie er den Gewürzwein eingoss und eine Dattel aß. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sein Wunsch Minerva möge sie schützen und der Weihrauch der die Luft mit einem schweren melancholischen Duft schwängerte, machten sie sentimental.


    Es war gut, dass er zunächst den Raum verließ. Alpina wäre ihm sonst sofort in die Arme gesunken. Sie kannte viele nette Menschen aber diese Demonstration ließ sie schwach werden. Schon zuvor war sie ihm zugetan, doch nun hatte er sie um den kleinen Finger gewickelt. Sie war dahingeschmolzen.


    Als Massa und Onasses zurückkamen, hatte sich die Raeterin ein wenig gefangen, doch noch immer glitzerten ihre Wimpern tränenfeucht und sie wischte sich verschämt über die Nase.


    Der Tribun filetierte den Fisch, der hervorragend duftete. Sie beobachtete jede seiner Bewegungen. Schließlich gab sie sich einen Schubs und legte ihre Hand auf die Massas.
    "Danke", hauchte sie. "Es beschämit mich, dass du meine Arbeit so hoch einschätzt. Ich kann nur sagen, dass ich sehr froh bin, dich aufgeschnitten zu haben. Zumindest jetzt, wo ich weiß, dass du es überlebt hast und es zu schätzen weißt."
    Ein schelmisches Grinsen zeigte sich in ihren Mundwinkeln. Es musste ein seltsamer Anblick sein. Tränen in den Wimpern und ein entrücktes, verschmitztes Lächeln auf den Lippen.


    So sehr sie Fisch liebte und dieser hier besonders verführerisch roch, versank sie nun viel lieber in Massas braunen Augen.

  • Massa war bemüht ruhig zu bleiben. Alpinas Gestik, ihre Mimik, am liebsten hätte er sie in die Arme genommen. Aus Dankbarkeit, weil er sie mochte, weil sie anfing ihm etwas zu bedeuten. Ihre Hand, weich, warm, ein unsagbar angenehmes Gefühl. Er gab seinen Gefühlen einfach nach, zog seine Hand unter ihrer hervor, drehte sich zu ihr, umarmte sie und drückte sie sanft an sich. „ Ich bin das erste Mal seit langem wieder froh, noch am Leben zu sein.“ flüsterte er. Seine Hand streichelte zärtlich ihren Rücken. Ihr Duft, ihr weiches Haar, ihre Wärme….Stunden später…, nein es war nur ein kurzer Moment, dann ließ er sie wieder los. Ob das eine so gute Idee gewesen war, sie einfach zu umarmen? Ein Räuspern half ihm über die Sekunden der Verlegenheit hinweg . „ Ähm, möchtest du noch einen Schluck Gewürzwein?“ Er selbst brauchte unbedingt einen Schluck. Ohne auf eine Antwort zu warten schenkte er ein. Massa traute sich gar nicht sie anzusehen. Er musste erst einen Schluck trinken. Beim Abstellen des Bechers, schloss Massa die Augen und schluckte runter. Dann sagte er. „ Du bist eine beeindruckende Frau Alpina. Dein Wissen, dein Aussehen, deine Art mit den Menschen umzugehen.“ Massa atmete tief durch und sah sie lächelnd an. „ Bei mir hast du in zweierlei Hinsicht einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“ Dabei sah er auf seine Narbe am linken Unterarm. „ Lass uns etwas Essen. Das Auspacken hat mich hungrig gemacht.“

  • Da passierte es. Massa umarmte sie. Sanft und ohne Druck auszuüben. Er streichelte sie und sie genoss sich an ihn schmiegen zu dürfen. Es war sehr schön, sich nach so langer Zeit mal wieder anlehnen zu können. Einen Moment nur, aber ein wunderschöner Moment. Alpina hielt vor Aufregung den Atem an. Er musste ihren Herzschlag hören. Laut pochte es bis in ihren Hals hinauf.


    Er bot ihr einen Gewürzwein an. Alpina nickte. Sie trank mit ihm. Dann machte er ihr großartige Komplimente. Sie wurde krebsrot im Gesicht.
    "Ich bin so froh, dass du dir die Zeit nimmst, mit mir zusammenzusein, wo du doch sicherlich sehr viel zu tun hast."


    Sie begannen zu essen. Alpina genoss den herrlichen Hecht. Nach den ersten Bissen, die sich Alpina förmlich auf der Zunge zergehen ließ, fragte sie.
    "Bekommt Onasses auch etwas von dieser herrlichen Cena? Ich hoffe er darf auch von seinen hervorragenden Kochkünsten profitieren."

  • Jedes Mal, wenn Alpina ihre Gesichtsfarbe änderte, huschte ein Lächeln über Massa‘s Gesicht. Es gefiel ihm und er hoffte es öfter sehen zu können. „ Es macht einen Unterschied ob man Centurio oder Tribun ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich als Tribun zwar mehr Verantwortung für mehr Leute trage, aber das meiste vom Schreibtisch aus regle. Das heißt, dass ich meine Zeit wesentlich flexibler einteilen kann. Ausgenommen davon sind die Wachdienste und Inspektionsreisen. Die fallen zum Glück nicht so oft an.“ Also teilte er sich die Arbeit so ein, dass für Alpina immer Zeit übrig war. „ Für dich und Ursi habe ich immer Zeit . Es wäre eine Schande, das nicht hin zu bekommen.“ So lange Frieden herrschte, war die Arbeit sehr übersichtlich und bedurfte keiner Verlängerung der Arbeitszeit. Am Nachmittag waren meist die wichtigen Dinge geklärt und der Schreibtisch aufgeräumt.


    Onasses hatte sich wieder selbst übertroffen. Alpina‘s Frage verwirrte Massa ein wenig. Beim Überlegen kaute er auf einem Stück Brot herum. „ Nein von unserer nicht. Er müsste jetzt, so wie immer, genau das gleiche vor sich stehen haben wie wir.“ Immer wenn Onasses für Besuch kochte, machte er alles in doppelter Ausführung. Also zu kurz kam er eigentlich nie. „ Falls sich vielleicht irgendwann eine Frau in meinen Haushalt verirren sollte, braucht sie nicht zu kochen.“ Beim alltäglichen Abendessen, saß Onasses dann auch mit am Tisch, schließlich gehörte er zur Familie. Massa faszinierte der Gedanke, dass vielleicht wirklich irgendwann eine Frau hier einzog. Immerhin, hatte ihm Telemachos deutlich gemacht, dass Alexandria nicht unbedingt das Gelbe vom Ei war, wenn er sesshaft werden wollte. „ Wenn ich hier die passende Frau kennen lerne, werde ich nicht nach Alexandria zurückkehren.“ Das stand für ihn fest. Wie er das richtig anstellte, dafür brauchte er sicher ein paar gute Ratschläge. Vielleicht sollte er sich mit Aulus darüber unterhalten.

  • Sie nickte. Es war klar, dass er als Tribun seine Zeit mehr am Schreibtisch verbrachte als mit Wachdiensten. Dass er sich für sie und Ursi Zeit nehmen wollte, klang herrlich. Entsprechend strahlte Alpina.


    Massa beruhigte sie auch, dass Onasses seinen Teil abbekam. In der Casa Helvetia pflegten sie einen recht familiären Umgang mit den Sklaven und Bediensteten. Sie gehörten alle zur Familia und aßen deshalb an normalen Tagen mit ihnen gemeinsam oder zumindest dieselben Speisen. Alpina wusste aber auch, dass das nicht unbedingt üblich war. Ihr Schwager Curio war dankenswerterweise recht unkompliziert.


    Dann kamen ein paar Sätze, die Alpina ein Stirnrunzeln entlockten. Falls sich vielleicht mal eine Frau in meinen Haushalt verirren sollte, braucht sie nicht zu kochen. Und wenig später: Wenn ich hier die passende Frau kennen lerne, werde ich ncht nach Alexandria zurückkehren.
    Alpina wunderte sich. Erstens hatte sich gerade eine Frau in seinen Haushalt verirrt. Zumindest als Gast. Zweitens kochte sie gerne, auch wenn sie es in der Casa Helvetia auch nur selten selbst machen musste. Früher als sie noch alleine gelebt hatte, war das anders gewesen und sie hatte gerne gekocht.


    Die zweite Aussage verunsicherte sie. Er schien durchaus eine Frau zu suchen. Es klang aber nicht so als käme sie potentiell in Frage, so vage wie er es formulierte. Ein wenig enttäuscht sah sie Massa lange an.
    "Das ist interessant. Ich träume schon mein ganzes Leben davon einmal mehr von der Welt zu sehen als Mogontiacum und das nasse und kalte Germanien. Auch wenn Mogo meine Heimat geworden ist, hätte ich doch große Lust, die Länder zu sehen von denen die vielen Fremden hier immer erzählen. Wie gerne würde ich den Duft dieser Kräuter und Gewürze in den Gassen Alexandrias riechen."
    Sie machte eine Pause. "Allerdings darf ich vielleicht auch sagen, dass ich mich sehr freuen würde, wenn du hier bleibst." Und ganz leise sagte sie dazu. "Aber nur wenn ich dich ab und an sehen darf."

  • Hatte er etwas verkehrtes gesagt? Massa konnte sich nicht erklären, warum Alpina ihn mit einem Mal so enttäuscht ansah. Es dauerte einen Moment bis ihm dämmerte warum. Ei, da hatte er ja was angerichtet. Dabei hatte er insgeheim, bei dem was er sagte an sie gedacht. „ Mmmmhhh, du würdest gern nach Alexandria und in andere Länder?“ Massa kratze sich am Bart. „ Der Wunsch wird bestimmt irgendwann in Erfüllung gehen.“ Ein wenig entrückt, lächelte Massa vor sich hin. „ Natürlich habe ich da meine Vorstellungen von der Frau die sich hierher verirrt.“ Hoffentlich drückte er sich diesmal besser aus. „ Sie sollte intelligent sein, mit beiden Beinen im Leben stehen, Verständnis haben und liebevoll sein. Ihr Aussehen, tja da wird es schwer werden. Ob ich da überhaupt jemanden finde ? Schlank, die Größe ist uninteressant, das wichtigste sind ihre Augen. Sie sollten wie geschliffene Smaragde glänzen. Ihre Haarfarbe darf ruhig rot bis rotbraun sein. Das wäre so grob, die Frau, die mir vorschwebt.“ Na, war er deutlich genug? „ Vielleicht könntest du mir helfen, diese Frau kennen zu lernen und mir näher zubringen. Natürlich nur, wenn du damit einverstanden wärst. Dafür wäre es gut, wenn wir uns ab und an sehen.“ Massa geriet ins Schwitzen. Wenn sie das wieder falsch verstand? Appius, du redest dich gerade um Kopf und Kragen. Geh das nicht einfacher? Man, wie denn? Mit der Tür ins Haus fallen? Ja, Mensch. Du hast dich doch in sie verguckt. Jetzt lass dir nicht wieder alles wie Sand durch die Finger rieseln. Seine Blicke klebten förmlich an Alpinas Lippen. Hatte sie es verstanden? Oder war in der nächsten Minute alles zu Ende.

  • Sie hörte die Beschreibung seiner Traumfrau. Nun, das ein oder andere mochte auf sie zutreffen. Dann kamen seine Vorstellungen zum Aussehen. Ihr Herz rutschte tief und tiefer. Er fragte ob er überhaupt jemanden finden würde, der so aussah wie er es sich wünschte. Tatsächlich schien Massa sehr wählerisch zu sein. Augen wie Smaragde. Wer hatte das schon? Mit roten Haaren konnte sie dienen, oder rotbraun, je nach Lichteinfall...


    Verzweifelt rang sie die Hände. Ob sie ihm helfen könnte, bei der Suche? Er fragte sie ob sie ihm eine Frau suchen könne, wo doch sie diejenige sein wollte, in die er sich verliebte. Oje, oje...
    Leise, sehr leise sagte sie, während ihr Blick auf ihre sich verwindenden Hände geheftet blieb: "Ich könnte dir vielleicht helfen. Aber es wäre mir viel lieber, wenn du nicht weiter suchst..."


    Hatte sie zu viel gesagt? Was das zu frech? Einem Tribun aus Achaia Vorschläge zu machen, wie er seine Traumfrau finden könne?

  • Länger konnte er das nicht mit ansehen. Massa hielt ihre Hände fest. „ Sieh mich an Alpina. Zeig mir deine Augen, die wie zwei Smaragde strahlen. Ich werde nicht weiter suchen, ich habe sie gefunden. Aber ohne deine Hilfe wird es schwer die junge Frau, die ich ins Auge gefasst habe, näher kennenzulernen. Eins kann ich dir jetzt schon sagen, sie hat unglaublich zarte Hände. Vor allem können sie kleine Wunder vollbringen. “ Massa sah ihre Hände an, die er immer noch hielt. Mit den Daumen streichelte er über ihre Handrücken. „ Würdest du mir helfen? Ich sage dir auch ihren Namen.“ Massa beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. „ Susina Alpina.“ Und weil er sich einmal zu ihr gebeugt hatte, gab er ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Jetzt war es raus. Ihre Zweifel hoffentlich zerstreut.

  • Als Massa ihre Hände ergriff, schlug ihr Herz bis zum Hals. Hörte er das nicht?
    Seine Komplimente waren wunderschön und das Geständnis, dass er sie noch näher kennenlernen wollte, entlockte ihr ein strahlendes Lächeln. Ihre Augen funkelten nun wirklich wie Smaragde. Erst recht als er ihr einen Kuss auf die Wange hauchte.
    "Oh Massa, das hast du so schön gesagt. Ich möchte dir gerne helfen, diese Frau kennenzulernen. Aber glaube mir, das meiste von ihr kennst du schon. Sie ist nicht so geheimnisvoll. Mein Beruf ist meine Berufung. Wenn ich nicht für meine Tochter alles gebe, dann für meine Patienten. Es könnte sein, dass du es vielleicht mal zu spüren bekommst, wenn wir verabredet sind und ich nicht erscheine, weil ich gerade einem Kind in die Welt helfe oder einem Tribun den Arm aufschneide."


    Sie lächelte zwinkernd. Dann aber wurde sie sehr ernst. "Ich weiß jedoch auch, dass es umgekehrt genauso sein wird. Mein Vater war Legionär und Ursicinas Vater auch. Ich gebe mich keiner Illusion hin, dass du viel Zeit für mich haben wirst und mir ist bewusst, dass deine Lebensaufgabe das Exercitus ist und damit auch deine Priorität. Doch ich hoffe noch immer, dass es auch unter den Dienern des Adlers treue Seelen gibt, die eine Frau nicht mit ihrem Kind sitzen lassen."

  • In diesem Moment wurde sich Massa bewusst, dass es nicht mehr nur um ihn alleine ging. Es trat eine Frau und ihre kleine Tochter in sein Leben. Keine normale Frau, keine römische Frau, eine Frau mit einem Beruf, für den sie alles gab. War er bereit sie zu teilen? Wenn es sie glücklich machte und sie genauso bereit war ihn mit dem Exercitus zu teilen. „ Ein Kind ist in Ordnung, aber ein Tribun, den schickst du lieber zum Medicus.“ sagte Massa grinsend.


    „ Wenn du und Ursi damit zurecht kommen? Ich für meinen Teil bin bereit deine Berufung zu akzeptieren. Es wird nicht immer leicht, aber gemeinsam werden wir das schon schaffen.“ Massa war ein bisschen Stolz, dass Alpina keine typische Römerin war. Er umarmte sie ein zweites Mal, legte seinen Kopf an ihren. Seine Hand streichelte über ihren Rücken. „ Der kalte Norden zeigt sich gerade von seiner schönsten Seite.“ Massa fühlte sich richtig gut. „ Unter den Vorzeichen, werde ich den Winter mühelos überstehen.“ Das musste ein klein bisschen gefeiert werden. Massa füllte beide Becher mit Gewürzwein auf. „ Wenn die Götter keine Einwände haben, an uns soll es nicht liegen.“ EiN Schluck in das Schälchen. Er trank. Diesmal wollte er alles für ein gemeinsames Glück tun. Ein Opfer in den nächsten Tagen, sollte dies bekräftigen. Keine Halbherzigkeit mehr. „ Was wird Ursi sagen?“

  • Es war schön zu spüren, dass die Zeit alleine ein Ende hatte. Auch wenn sie noch immer oft alleine sein würde, so fühlte es sich doch plötzlich ganz anders an.
    Alpina schmunzelte als Massa vorschlug einen Tribun eher zum Medicus zu schicken. "Das ist eine gute Idee. Das nächste Mal schicke ich einen Tribun, der mit einer vereiterten Wunde zu mir kommt lieber ins Valetudinarium."


    Nun ging es um ihre Berufe. "Ursi und ich kennen es nicht anders. Wir kommen zurecht."


    Alpina genoss die Umarmung und die Hände, die sie streichelten. Es war so lange her. Sie lehnte sich an ihn und schmiegte ihr Gesicht an seines. Der Gewürzwein schmeckte hervorragend. Die Raeterin spürte langsam, wie er ihre Anspannung auflöste. Alles entwickelte sich prächtig.
    Massa fragte nach Ursis Meinung von den Veränderungen, die mit ihm in die Kleinstfamilie traten.
    "Ursi ist noch klein. Gerade mal 3 Jahre alt. Sie kann sich an ihren leiblichen Vater nicht erinnern. Der einzige Mann in ihrem Leben ist ihr Onkel Curio. Sie wird sich freuen wenn noch jemand da ist, der sich für sie interessiert und du hast bereits einen dicken Stein im Brett bei ihr. Der Ritt auf deiner Stute Cara hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dennoch musst du dich darauf gefasst machen, dass sie nach ihrem Vater fragen wird, wenn sie größer ist. Und es kann sein, dass sie nicht immer rücksichtsvoll und zurückhaltend sein wird, vor allem wenn du ihr sagst was sie tun und lassen soll. Das wird vorkommen und vermutlich wird sie dann auch mal harte Worte für dich finden. Kannst du damit leben?"

  • „ Das kommt überall vor. Wir werden uns irgendwie arrangieren, falls es mal zu Unstimmigkeiten kommen sollte.“ Ausgerechnet hier im Norden, für ihn kalt, nass und dunkel, fand er das, was er gehofft hatte im Süden zu finden. So spielte das Schicksal mit ihm. Das war vielleicht der Ausgleich für diesen wilden ungezähmten Landstrich. „ Ich werde mit Onasses ein cubiculum für dich und Ursi einrichten. Wie du es halten willst, das überlasse ich dir.“ Massa dachte dabei an Alpina‘s Taberna und ihre Erreichbarkeit und das langsame aneinander gewöhnen. Er wollte den beiden und sich genug Zeit dafür geben. Der Krug mit dem Gewürzwein war fast leer. Massa schenkte noch einmal nach. Die Gewürze auf dem Tisch dufteten. Zwei Bröckchen vom guten weißen Weihrauch landeten in der Schale mit der Glut. Wieder schlängelte sich eine dünne Rauchsäule nach oben. Er fachte die Glut etwas an. Die Rauchsäule wurde kräftiger. Der schwere Duft lag im Raum, vernebelte die Sinne. Alles war mit einem Mal so wie in den alten Geschichten. Massa löst sich etwas von Alpina und sah sie an, streichelt ihr Wange. „ Du bist wie ein wärmender Sonnenstrahl an kalten Tagen. Eine Blume die im Frühling erblüht. Auf deren zarten Blütenblätter kleine Tautröpfchen sitzen, die wie kleine Edelsteine glitzern und dann durch einen Windhauch hinabgleiten.“ Ihre Lippen machten ihn neugierig. Fühlten sie sich so an, wie sie aussahen? Das konnte man nur durch probieren heraus finden. Massa näherte sich ihr. Senkte seine Lippen auf ihre. Es war vollkommen anders als damals in der Wüste. Hier war es nicht verboten, hier störte niemand, hier musste er sich nicht zurückhalten. Dementsprechend lang fiel der Kuss aus. Was für ein Gefühl. Die Augen geschlossen, horchte er in sich hinein. Zufrieden und glücklich mit dem was sich in ihm abspielte. Wieder da, sah er in den Krug. Leer. Ein kleiner Fingerzeig? Sie sollte selbst entscheiden. Die Zeit war wie im Flug vergangen. „ Noch einen Gewürzwein?“

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