Processus Consularis Claudius Menecrates

  • Der umfangreichen Opferungen wegen musste - über die Opferhelfer des Tempels hinaus -auch das Personal des Consuls Aufgaben übernehmen. Beim letzten Einsatz durfte Plato die Reinigung der Zuschauer übernehmen. Heute stand er mit einer Schüssel bereit, als der Schnitt an der Halsschlagader des zweiten Stiers gesetzt wurde. Er tat sein Bestes, das Blut aufzufangen, das zunächst spritzte, dann pulste und nach wenigen Augenblicken lief. Die Schwierigkeit bestand für ihn darin, dass sich der Tierkörper bewegte und somit neben dem unregelmäßigem Fluss des Blutes auch noch veränderte Positionen der Schüssel gefordert waren. Plato begann zu schwitzen, als kleine Anteile des Blutes auf den Boden trafen.
    Zum Glück ließen die Bewegungen des Stiers nach und bald sackte er leblos zusammen.


    Nach dem Ausbluten stellte Plato die Schüssel an einen sicheren Ort und half beim Wenden des Tiers, damit es ausgeweidet werden konnte.

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    MAGISTER NAVIS - HERIUS CLAUDIUS MENECTRATES

    VILICUS - HERIUS CLAUDIUS MENECTRATES

  • Die Musikanten spielten noch immer und sie gingen Marco auf die Nerven. Er mochte diese Art von Musik nicht, weil sie ihn nicht erfreute, aber er ließ sich nichts anmerken. Wen interessierte es auch schon, was einen Sklaven erfreute und was nicht. Welcher Sklave konnte sich überhaupt erlauben, zu einem eigenen Geschmack zu finden. Eine gewisse Unzufriedenheit begleitete Marco zuletzt auf all seinen Wegen und er hoffte, sie hier und heute loszuwerden. Seine Bitte an die Götter beinhaltete unter anderem diese Hoffnung. Ob diese Bitte erhört wurden, hing genauso von der Eingeweideschau ab wie die Bitten des Consuls für den Staat, den Kaiser und all die anderen um Welten wichtigeren Dinge.


    Marco rieb sich den Nacken, weil er die Spannung kaum mehr ertragen konnte. Er wollte Gewissheit, ob ihm die Götter eine höhere Zufriedenheit schenken und die missmutigen Gedanken nehmen würden.

  • Auch Pina war zu der großen Opferfeier gekommen. Seit dem Sklavenaufstand war sie nur noch unzufrieden, eher gesagt unglücklich. Sie zweifelte am Sinn des Lebens, besonderes an dem Sinn ihres eigen Lebens und manchmal zweifelte sie auch an den Göttern. Gegen den Zweifel an der Götterwelt währte sie sich immer wieder, sie versuchte diese Gedanken zu unterdrücken und zu verdrängen.
    Heute war sie hier um, ja zu wem wollte sie eigentlich besonders beten?
    Zu Iupitter, dem Gott der Luft und des Lichts, Schutzgott des Staates und der Gesetze? Zu Iuno, der Göttin des Heims und der Mutterschaft; Schutzgöttin aller Frauen? Zu Minerva der Göttin der Weisheit, Arzneien, der schönen Künste, Musik, Wissenschaft und des Krieges; Schutzgöttin der Heilberufe? Dem Kaiser oder der Kaiserin?
    Wie würden sie ihr helfen können? Könnten sie ihr überhaupt helfen? Um ihr zu helfen mussten sie sie aber hören. Bei solcher einer solcher Ansammlung von Gläubigen bezweifelte sie aber, dass ausgerechnet ihr Gebet erhört würde. Seufzend richtete sie schließlich doch ihr Gebet an die gesamte Götterwelt, vielleicht gab es ja doch eine Gottheit, die sie hörte und ihr den Sinn ihres Lebens zeigte.

  • Vulpis hatte die Anweisung rausgegeben, alle hätten sich zum Kapitol zu begeben. Nicht aus tiefer Gläubigkeit sondern aus reinem Geschäftsinteresse.
    Alle seine Leute waren respektable Taschendiebe, auch wenn jeder sein Spezialgebiet hatte.
    Am Kapitol im Strom der Gläubigen angekommen erkannte er sofort. Dass dies eine gute Entscheidung gewesen war. Er dankte besonders, nicht den Göttern, nein sein Dank galt dem Consul der diese große Oferveranstaltung durchführte.
    In dem riesigen Gedränge schaffte er es nicht irgendeinen seiner Leute zu entdecken und zu beobachten. Aus diesem Grund widmete er dann schließlich doch ein kurzes Gebet zu den Göttern.
    Ihr Götter schenkt mir ein erfolgreiches neues Jahr.

  • Der junge Flavius hatte keine konkrete Obliegenheit während des Opfers, doch als Assistent des Consul schmückte er doch die Festivität durch seine Präsenz und blickte aufmerksam hinüber zu den Arvales Fratres, aufdass jene in korrekter Weise ihre vereinbarten Einsätze hielten, welche sie alljährlich an jenem Tage zu leisten hatten. Ihre primäre Aufgabe hingegen würde nach den blutigen Opfern für die Trias und die Divi Augusti folgen, weshalb der Jüngling vorerst lediglich den heiligen Handlungen der Entourage des Claudius folgte, die mit einer Präzision, als handele es sich bei ihnen um professionell arbeitende Ministri, ihre Stelle versahen. Insonderheit Helvetius Faustus, der dem Consul ja nicht nur als Liktor, sondern auch als Scriba diente, erntete die besondere Admiration des jungen Flavius, als er nicht allein den Opferhammer schwang, sondern sodann noch exakt mit dem Culter zustieß, wie der Quaestor es wohl nur einem erfahrenen Metzger hätte zugetraut. Indessen fiel der Stier zu Boden, wie es der Jüngling bereits zahllose Male in seinem Leben hatte beobachtet, und die Arena war frei für den Haruspex.

  • Nicht nur ich sah voller Spannung zu, wie der Haruspex würdevoll zu den Eingeweiden trat. Man konnte es förmlich spüren wie die wartende Opfergemeinde noch ruhiger wurde, fast atemlos auf das Ergebnis dieser Eingeweideschau wartete. Ihr Ergebnis wäre für das neue Jahr von einiger Tragweite. Wie üblich würde sein Hauptaugenmerk bei der Leber sein.
    Würde Iupitter das Opfer annehmen und dann das erlösende "LITATIO!" zu hören sein?
    Ich konnte mir gut vorstellen wie wichtig dies für die Menschen hier war, für die Römer aber auch für die Sklaven, doch ganz bestimmt auch für Claudius Menecrates.

  • Mehrere Opfertiere mussten begutachtet werden, was längere zeit in Anspruch nahm. Nach einer gefühlten Ewigkeit erklang das sehnlichst erwartete "Litatio" . Das Fleisch wurde zerteilt, den Göttern geopfert und ein Teil an Priester und Anwesende verteilt.
    Ein wichtiger Schritt an diesem Tag lag hinter dem Consul, ein weiterer wartete noch auf ihn: der Gang zur Tiberinsel. Abschließend wollte Menecrates dem Veiovis und dem Aesculapius in ihren jeweiligen Tempeln gedenken.


    Er blickte zu Faustus, der ihn sicherlich begleiten würde, ebenso vermutlich der Quaestor Consulum.

  • Während die Opferhelfer sich dem Zerteilen der Stiere zuwandten, schlug endlich die Stunde der Arvales Fratres, die an diesem Tage den Consul zu unterstützen pflegten und nicht zuletzt berufen waren, der Quellengottheit Fons und Salus Publica noch ein weiteres, unblutiges Opfer zu weihen. Der Quaestor Consulum hatte bei den mehrheitlich ältlichen Priestern sich erkundigt hinsichtlich der korrekten Abläufe jenes Rituales im Ritual und Sorge getragen, dass ihre Bedürfnisse in die consular geführten Opferpräparationen waren integriert worden.


    Während also Menecrates nun sich in die vorderste Reihe des Publikums retirierte, traten die zwölf Priester, gekrönt mit Ährenkränzen, vor den Altar des Capitoliums und ließen ihr Kultlied erschallen, dessen uralte Formulierungen selbst dem jungen Flavius, welcher dank seines pontifikalen Vaters und der Jugend inmitten jener kultischen Riten und Gebräuche auch mit antiken Wendungen wohlvertraut war, sich nicht erschlossen.
    Sodann trat einer von ihnen vor und intonierte ein Opfergebet für den Quellengott, welches die Bezüge zwischen dem Beginn des neuen Jahres und einer hiesig sich befindlichen Quelle als Beginn eines Flusses aktivierte und um ein gedeihliches Jahr und den Segen für den Princeps bat. Diesem folgte ein weiterer Arvale, um auch Salus Publica noch weitere Gaben zu spenden, was selbstredend aufs Neue durch ein Gebet wurde flankiert.


    Manius Minor verfolgte jeden noch so sublimen Gestus und lauschte jedem Wort, was insofern als leichter erschien, als hiesig das Collegium sich einer moderneren Sprache befleißigte, welche der junge Flavius zu verstehen imstande war. So überbrückten er samt dem versammelten Volk die Zeit, bis die Rinder waren aufgebrochen und der Haruspex ihre Vitalia inspiziert und die Annahme des Opfers hatte verkündet.


    Ehe nun sie würden genötigt sein, vom Berg hinab zum Fluss zu steigen, um auch den dortigen Göttern ihre Neujahrsreferenz zu erweisen, suchte der Quaestor nun, da das Ritual sein Ende gefunden hatte, noch kurz das Gespräch mit dem Magister der Arvales Fratres und dankte ihm im Namen des Consuls für seinen Dienst vor der Göttern. Erst danach schloss er sich Menecrates an und bestieg seine Sänfte, um sich zum nächsten kultischen Termin transportieren zu lassen.

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