Audienz für den Consul Herius Claudius Menecrates


  • Der Claudier war nicht zum ersten Mal zu einer Audienz hier. Zuletzt war das sogar häufiger geschehen. Insofern wusste er ja, wie das Prozedere ablief. Nur dass der Kaiser ihn nicht warten ließ, war vielleicht eine kleine Modifikation. Einen Consul ließ niemand warten. Nicht einmal der Kaiser.

  • Die Audienzen der letzten drei Jahre zählten mittlerweile so viele wie im gesamten bisherigen Leben des Claudiers nicht. Ganz sicher hätte er den Weg auch alleine in die Aula gefunden, aber genauso gern ließ er sich führen. Damit ihn sein Sekretär begleiten konnte, auf den er nicht verzichten konnte, stellte der doch sein wandelndes Gedächtnis dar, wies er an, dessen Rutenbündel bei den anderen, vor dem Haus Wartenden zu belassen.


    "Mittlerweile dürftest auch dich hier heimisch fühlen", witzelte der Consul und blickte schmunzelnd zu Faustus.

  • Als der Consul die Aula betrat, erhob der Kaiser sich aus seinem Thron und kam die wenigen Stufen hinab. Dort wartete er, bis Menecrates und sein Sekretär die Halle durchquert hatten. Dann begrüßte er den obersten Repräsentanten des Staates mit einem Handschlag. "Salve, Consul Claudius Menecrates! Ich freue mich, dass wir uns wiedersehen!" Er blieb kurz stehen, kehrte dann aber wieder auf seinen Platz zurück. "Verzeih, dass ich nicht zu deinem Processus Consularis gekommen bin. Ich wollte dir nicht die Schau stehlen." entschuldigte er sich noch. Er hatte beschlossen, an bestimmten Staatsakten nicht teilzunehmen, um nicht in Konkurrenz zu den eigentlichen Akteure zu treten.


    "Aber das nur am Rande." schloss er die Begrüßung ab und begann direkt mit seinem eigenen Anliegen. "Kommen wir zum Grund meiner Bitte um einen Termin: Du hattest ja eine Menge Projekte angedacht, die du in diesem Jahr verfolgen willst. Und ich denke, manches davon wird der Absprache mit mir und meiner Verwaltung bedürfen." Das wichtigste lag natürlich auf der Hand: "Besonders natürlich die Klärung der Hintergründe des Sklavenaufstands. Kannst du mir kurz erklären, was du in diesem Bereich vor hast?"

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  • In der Tat besaß diese Audienz eine Besonderheit: Als der Consul über die Schwelle der Aula trat, traf er bereits auf den Kaiser. Er näherte sich zügigen Schrittes dem Thron und begrüßte den ihm entgegenkommenden Augustus.
    "Ave, mein Kaiser!" Obwohl Menecrates im Kaiser stets zuerst seinen Imperator sah, unterließ er diese Anrede am heutigen Tag. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, und ich bin dankbar für die Möglichkeit, den einen oder anderen Punkt meiner Pläne mit dir absprechen zu können." Das meinte er ernst, denn zumindest eine wichtige Nachfrage hatte er mitgebracht.


    Während der Kaiser wieder auf seinen Platz zurückkehrte, ließ Menecrates dessen Entschuldigung wirken. Er fand eine Antwort angebracht.
    "Die Prozession besitzt gewiss in meinem Leben einen großen Stellenwert, andererseits bin ich nicht selbstverliebt genug, um zu denken, alles dreht sich nur um mich. Ich bin auch als Consul nichts weiter als ein Diener des Staates und der Götter. Darin sehe ich meine Aufgabe. Geld, Macht und Einfluss steigen mir nicht zu Kopf, ich bevorzuge die Bodenhaftung." 'Und das im wahrsten Sinne', fügte er gedanklich an. Vermutlich rührte daher seine Abneigung gegen Sänften und Clinen.


    Anschließend folgte er der Erklärung des Kaisers zum Zweck des Termins. Er nickte, bevor er antwortete, denn die Nachfrage überraschte ihn keineswegs.
    "Das ist richtig, ich möchte mich vornehmlich mit den Hintergründen bzw. Ursachen des Sklavenaufstandes auseinandersetzen. Wie ich bereits im Senat geschildert habe, ist die Sichtweise auf ein Ereignis - ich hatte es bildhaft als Berg bezeichnet - unterschiedlich, wenn sie aus jeweils anderer Perspektive geschieht. Ich plane Personen zu befragen, bei denen ich vermute, dass sie nicht der Befragung dienten, die durch die Cohortes Praetoriae erfolgte. Das sollen sowohl Zivilpersonen als auch Offiziere der Stadteinheiten sein. Ich suche nicht den Zugang zu den Tätern, sondern zu Betroffenen bzw. Geschädigten und jenen, die die Feuer gelöscht haben. Auch zu jenen, die im Vorfeld der Unruhen Beobachtungen gemacht haben.
    Da auch die Kommission aus gänzlich anderen Personen besteht, erwarte ich auch hier andere Sichtweisen als die der Präfekten."


    Er atmete einmal durch, dann fügte er an: "Ob wir zu nennenswerten Ergebnissen kommen und wie die aussehen, ist im Vorfeld schwer zu sagen. Sie sollen jedenfalls dem Senat und natürlich dir präsentiert und möglicherweise mit denen der Cohorten abgeglichen werden. Ziel wäre es, aus den gewonnenen Erkenntnissen zu lernen und danach umzusetzen, was auch immer umgesetzt werden müsste. Seien es Gesetzesänderungen, Konsequenzen bei Einreise oder Handel, erhöhtes Augenmerk auf Volkszerstreuung, personelle Konsequenzen wie das Schaffen von neuen Stellen im Cultus Deorum oder das Absetzen von nachlässigen Priestern, was auch immer."

  • Er nickte. "Vielleicht sollte ich dich kurz über die aktuellen Ermittlungsergebnisse der Prätorianer in Kenntnis setzen." stellte er fest. Dann sah er zum Sekretär des Consuls. "Ich würde es allerdings vorziehen, das mit dir unter vier Augen zu besprechen." Respektive unter sechs Augen. Denn der Privatsekretär des Kaisers war natürlich informiert.

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  • Menecrates nickte ebenfalls. Er schickte einen Blick zu seinem Sekretär, um nochmals zu nicken. Damit war Faustus für die weitere Audienz entlassen. Der Consul wartete, bis Faustus die Aula verlassen hatte, dann wandte er sich an den Kaiser.


    "Ich gehe davon aus, dass das Folgende auch noch nicht an die Mitglieder der von mir angedachten Kommission gelangen darf."

  • Auch der Kaiser schwieg, bis der Sekretär gegangen war, ebenso die üblichen Umstehenden bei einer Audienz. Am Ende waren nur noch der Sekretär des Kaisers, der Kaiser und der Consul anwesend.
    "Teilweise, nehme ich an." antwortete Severus dann auf die Frage. "Aber ich denke, du wirst verstehen, warum ich diese Informationen vorerst diskret behandeln möchte, wenn ich fertig bin." Hoffte er zumindest. Aber das würde er sehr bald sehen:
    "Die bisherigen Ermittlungen haben leider nur mäßig Ergebnisse geliefert. Zwar konnten wir die Rädelsführerin des Aufstands, eine gewisse Varia, festnehmen und verhören, allerdings waren ihre Angaben nur mäßig erhellend. Die Analyse der Speculatores lautet, dass die politisch instabile Situation als Spätfolge des Bürgerkriegs noch immer das Bild des Imperiums prägt und seine Feinde ermuntert. Unklar ist aber, ob es Hintermänner dieses Aufstandes gab: Varia hatte offenbar mittelbaren Kontakt zu Senatoren und Equites bis in die kaiserliche Kanzlei. Die Prätorianer arbeiten daran, weitere Hintergründe festzustellen." Noch immer wollte der Kaiser diese Vorwürfe zwar erst genauer bestätigt sehen, bevor er sie öffentlich machte. Weshalb er auch keine Namen nannte. Aber der Consul musste die Situation prinzipiell klar erfassen können.
    "Ich hatte zwar gehofft, dass die letzten Jahre unter meiner Regierung wieder Stabilität bringen würden, was aber möglicherweise nicht so gut funktioniert hat, wie ich dachte." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Die Speculatores schlagen auch vor, möglichst schnell einen Schuldigen zu präsentieren, um das Vertrauen des Volkes in unseren Staat zu sichern. Sie schlagen vor, den Sklavenaufstand den Christen in die Schuhe zu schieben, bis die wahren Hintergründe aufgeklärt sind." Der Kaiser sog hörbar Luft ein. Er wusste nicht, was er von dieser Strategie halten sollte. Aber er wollte sowieso zuerst hören, was der Claudier zu seinen Ergebnissen sagte.

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  • Nach der Einleitung des Kaisers stieg die Spannung wie auch die Erwartung des Consuls. Er kam allerdings nicht dazu, seine Fantasie spielen zu lassen und das war auch gut so, denn statt bizarrer Ergebnisse gab es zum Leidwesen für Rom, seine Bevölkerung und den Kaiser trotz aller Bemühungen wenig Klarheit. SO wenig Klarheit, dass sie scheinbar um nichts größer war als zum Zeitpunkt vor Monaten, als Menecrates' Klient bereits über die Gefangennahme einer Amazone und deren Verbindung zu höheren Kreisen berichtete.


    "Eine verzwickte Situation", erwiderte der Consul, als der Kaiser geendet hatte. "Gestatte, dass ich kurz darüber nachdenke." Er kniff die Brauen zusammen, während seine Gedanken kreisten, und zupfte sich am Ohrläppchen, ohne es zu bemerken. Am liebsten wäre er durch die Aula gewandert, aber das unterließ er.
    Punkt eins: Ihm wäre nie der Verdacht gekommen, dass der Sklavenaufstand etwas mit dem Bürgerkrieg zu tun haben könnte. Eine Instabilität des Staates in den letzten Jahren konnte er nicht erkennen.
    Punkt zwei: Der Rat der Skeculatores fiel bei Menecrates sofort durch.
    Punkt drei: Der Formulierung des Kaisers nach herrschte Unklarheit darüber, ob es Hintermänner zu diesem Aufstand gab. Nach Menecrates' Ansicht stellten mittelbare Kontakte kein Indiz für Komplizenschaft dar. Eine Sklavin konnte jederzeit zu jedem x-beliebigen Händler, Freier oder Schankwirt einen mittelbaren Kontakt aufbauen.


    Nach dem gedanklichen Sortieren suchte er wieder den Blickkontakt.
    "Zu den Schlussfolgerungen der Speculatores habe ich zwar eine eigene Meinung, aber was kann ich mit einer persönlichen Meinung schon in die Waagschale werfen gegenüber bisherigen Ermittlungsergebnissen. Ich möchte daher auf einen anderen Punkt eingehen:
    Einen Schuldigen zu präsentieren, würde der Bevölkerung Sicherheit geben und sie beruhigen - keine Frage. Basiert allerdings die Beschuldigung auf reiner Spekulation, ist sie nicht geeignet, um das Vertrauen des Volkes in den Staat zu sichern. Vertrauen erfordert Wahrheit. "

  • "Was ist Wahrheit?" gab der Kaiser philosophisch zurück. Dass er dabei einen prominenten Römer des vergangenen Jahrhunderts zitierte, wusste er natürlich nicht. Und in diesem Fall war die Wahrheit vielleicht auch naheliegend. Aber ob das Volk immer mit der Wahrheit zu beruhigen war, da zweifelte Severus doch gewaltig.
    "Die Frage ist, ob das Volk Vertrauen gewinnt, wenn wir offen zugeben, dass wir ratlos sind, wie es unbemerkt zu diesem Aufstand kommen konnte." Er stricht sich durch den Bart. "Mein Vertrauen in meine Spione und Sicherheitsbehörden hat das jedenfalls kaum erhöht. Die Christen zu opfern wäre da eine leichte Möglichkeit, eine Randgruppe verantwortlich zu machen, die sich kaum wehren kann. Dazu ist diese Sekte vor allem unter Armen und Sklaven verbreitet, also genau dort, woher auch der Aufstand kam. Und es würde das Misstrauen der Menschen gegen ihre eigenen Sklaven vielleicht verringern, weil diese ja im Allgemeinen keine Christen sind." Das zumindest war die Argumentation, die auch dem Kaiser einleuchtete.


    Dann spielte er den Ball aber an den Claudier zurück. "Oder was würdest du vorschlagen? Oder was ist deine Interpretation dieses Aufstands?"

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  • Der Consul fühlte sich zur Antwort genötigt - nicht vom Kaiser, sondern von seinem Gewissen, trotzdem schwieg er. 'Wahrheit ist keine Wunschvorstellung, keine uns dienliche Konstruktion. Sie hat mit der Wirklichkeit zu tun', dachte er. Gleichzeitig warf sein Verstand aus, dass der Kaiser dies selbst wusste. Sein Blick hielt dem des Kaisers stand, weil er wenigstens wortlos deutlich machen wollte, dass er in Punkto Wahrheit nicht von seinem Grundsatz abrücken würde.


    Gleichzeitig hörte Menecrates zu - sehr genau zu. Ihm fiel etwas auf und er wies darauf hin, bevor er auf die eigentliche Frage antwortete.
    "Wo siehst du die christlichen Sklaven, wenn nicht in den Häusern von Bürgern, deren Vertrauen du gewinnen willst? Und welche Sicherheit gewinnt ein Bürger, wenn er sich seiner christlichen Sklaven entledigt, aber alle anderen behält, die zu ethnischen Gruppen gehören, die vermutlich ebenfalls am Aufstand beteiligt waren? Und wiegt das nicht all jene in Sicherheit, DIE beteiligt waren, jetzt aber aus dem Brennpunkt sind?"
    'Kalkulierten die Speculatores diese trügerische Sicherheit ein?', dachte der Consul, bevor er sich der eigentlichen Nachfrage widmete.



    "Dass es unbemerkt zu diesem Aufstand kam, ist ein Fakt und es ist verständlich, dass das Volk verunsichert ist. Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen und um ehrlich zu sein, fangen meine ja gerade erst einmal an. Ich schlage vor, dem Volk eine Zwischennachricht zu geben, die in etwa besagt, dass mit Hochdruck an der Aufklärung gearbeitet wird, nun auch mit einer zweiten Ermittlungskommission, man aber jetzt noch keine konkreten Aussagen treffen kann, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Im Grunde genommen ist das nur eine Hinhaltetaktik, die uns die nötige Zeit verschafft, und inhaltlich entspricht es der Wahrheit, was nicht die Gefahr birgt, dass man sich in Widersprüche verstrickt oder gar der Lüge überführt wird. Das Schlimmste, was passieren kann, ist dass die Menschen ungeduldig werden." Es gab sicherlich auch Schöneres als das, aber wie es aussah, tappten die Speculatores tatsächlich noch weitgehend im Dunkeln.


    "Meine Interpretation dieses Aufstandes ist zum jetzigen Zeitpunkt nichts als Spekulation. Ich hoffe, ich bin in ein paar Wochen oder Monaten schlauer. Müsste ich dennoch jetzt eine Bewertung vornehmen, läge für mich die Unzufriedenheit und Unterversorgtheit der ärmeren Schichten ebenso nahe wie die Möglichkeit, dass wir über einen verbesserten Umgang mit Sklaven nachdenken müssen.
    Hin wie her, ganz gleich, ob sich meine Bewertung als haltlos herausstellt oder nicht, es stünde dem Staat gut, wenn er den ärmeren Schichten mehr Fürsorge angedeihen ließe als bisher. Lass uns doch hier und heute über genau diese Konsequenz aus den Unruhen sprechen. Der Bürger sieht, dass sich etwas tut, verbunden mit einem reichhaltigeren Angebot an Zerstreuung, kann er so länger hingehalten werden, damit wir mehr Zeit für wahrhafte Untersuchungsergebnisse haben."


    Menecrates vergewisserte sich kurz, wie der Gedanke beim Kaiser ankam, dann fügte er an: "Ich wollte bereits zum Zeitpunkt meiner Kandidatur staatlich geförderte Küchen oder öffentliche Ausgaben ins Leben rufen, damit die ärmsten Schichten wenigstens regelmäßigen Zugang zu den Grundnahrungsmitteln erhalten. Ich selbst spende verstärkt zu den verschiedensten Feiertagen, aber eine Person allein kann nicht genügend bewirken."

  • Menecrates stellte fest, dass sein eigenes Anliegen zu den Ludi genauso gut zum Thema Sklavenaufstand passte, daher entschloss er sich, es vorzuziehen und fügte an:

    "Das Vertrauen des Volkes in den Staat könnte eine Hinrichtung bereits überführter Straftäter stärken, weil sie trotz der mühsamen und langwierigen Ermittlungen zeigt, dass demjenigen keine Gnade zuteil wird, der gewaltbereit durch die Straßen zieht. Lass das Volk doch seinen Frust durch eine öffentliche Hinrichtung zu den Ludi Palatini ablassen. Im Anschluss die Wagenrennen und ich bin sicher, das Volk gewährt uns ohne größeren Unmut mehr Zeit für die weitere Aufklärung."

  • Der Kaiser runzelte mehrmals die Stirn, während er dem Consul aufmerksam zuhörte. Menecrates war ein aufrichtiger Mann mit Prinzipien, das war bekannt. Aber Severus war nicht sicher, ob ein Festhalten an Prinzipien immer die richtige Strategie war, um Ruhe und Ordnung zu sichern.
    "Die Ermittlungen ziehen sich hin, wie du weißt." Er dachte an den Trecenarius und seinen Bericht. "Ich bin nicht sicher, ob die Plebs es akzeptieren wird, wenn wir ihnen sagen, dass wir noch absolut nichts Stichhaltiges haben." Vielleicht wollten die Prätorianer aber wirklich auch nur ihren Ruf sichern. Er würde darüber nachdenken müssen.


    "Denkst du an konkrete Maßnahmen, um die Bedingungen für Sklaven zu verbessern?" fragte er dann, als der Consul über die eigenen Mutmaßungen zu den Hintergründen sprach. "Was deine übrigen Pläne betrifft: Spiele und Spenden sind ehrenwert, aber der Fiscus wird kaum jeden Habenichts durchfüttern können, der unfähig ist seine Familie zu ernähren. Und es gibt ja bereits die Annona, um die Bürger zu unterstützen." Die Spenden reichten zwar niemals, um auch nur die Familie des Empfängers vollständig zu ernähren. Aber das wollte der römische Staat ja auch gar nicht.
    "Da klingt die Hinrichtung einiger Aufständischer schon attraktiver. Ich denke, dass die Prätorianer dafür einige Gefangene zur Verfügung stellen können, aus denen nichts mehr Brauchbares herauszubekommen sein wird. Am besten du sprichst mit dem Trecenarius Tiberius, der die Ermittlungen leitet." Als Spielgeber würde der Consul dann selbst planen können, wer und wie hingerichtet wurde.

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  • "Ich hingegen bin mir sehr sicher, dass es der Plebs NICHT akzeptieren wird, wenn ihm gesagt wird, dass noch absolut nichts Stichhaltiges ermittelt werden konnte." Des Kaisers Formulierung kam natürlich nicht in Frage. Sie reizte den Consul sogar zu einem Schmunzeln.
    Er beschloss, noch einmal seinen eigenen Vorschlag zu untermauern. Das Schmunzeln wurde von Ernsthaftigkeit abgelöst, während er sprach. "Es ist doch so, dass erste Ergebnisse präsentiert werden können und zwar nicht per Erklärung, sondern sogar der breiten Masse auf dem Silbertablett. Straftäter wurden gefangen genommen, es wurde gegen sie ermittelt und ihre Schuld steht fest. Sie werden ihrer gerechten Strafe zugeführt, indem sie sogar öffentlich hingerichtet werden."
    Ein kurzer Schwenker zu eigenen Belangen.. "Meintest du mit Trecenarius Tiberius - Aulus Tiberius Verus?" Er kannte den Mann gut, allerdings nur als gewöhnlichen Centurio. Vielleicht gab es noch einen weiteren Offizier namens Tiberius.


    "Aber ich war noch nicht fertig. Dieser Teil der Ermittlungen kann, so sehe ich das, als erfolgreich bezeichnet werden und solange keine Beweise für eine Mittäterschaft in höheren Kreisen vorliegen, halte ich persönlich den mittelbaren Kontakt der Rädelsführerin zu Personen des öffentlichen Lebens zum jetzigen Zeitpunkt für weitgehend belanglos. Ich möchte den Speculatores nicht ins Handwerk pfuschen, aber es gilt der Grundsatz: So lange keine Schuld bewiesen ist, müssen wir von der Unschuld dieser Personen ausgehen. Möglicherweise ist das ja auch der Grund, warum noch nichts Stichhaltiges gefunden wurde. Das ist freilich nur eine Spekulation, weil mir ja die Einblicke fehlen."


    Er hob ein wenig die Schultern, weil er in dieser Sache nur als Außenstehender urteilen konnte.
    "Und um die Bevölkerung zu überzeugen, dass weiterhin und bis ins kleinste Detail ermittelt wird, kann sie von einer zweiten Ermittlungskommission erfahren. Das wird nicht alle zufriedenstellen, aber - nach meiner Ansicht - viele beruhigen."
    Schade fand der Consul, dass der Kaiser nicht gedachte, zeitgleich mit der Ausgabe von Lebensmitteln für eine verbesserte Stimmung zu sorgen, aber er nahm es hin. Es blieb ihm auch kaum anderes übrig, daher widmete er sich der Nachfrage zu den Maßnahmen bezüglich der Sklaven.


    "Konkrete Maßnahmen für eine verbesserte Situation der Sklaven, schweben mir noch nicht vor, weil ich nicht einmal weiß, ob die Untersuchungskommission diesbezüglich Lücken feststellen wird. Mir liegt aber die Diskussion um die Lex Fabia zum Menschenraub noch in Erinnerung, die Senator Iulius initiierte. So was in der Art könnte es sein. Vielleicht aber auch das Einräumen von Rechten bis zu einem gewissen Grad... Oder wir müssen sogar darüber nachdenken, sie eher den Freien anzunähern als Gegenständen gleichzustellen." Dem Consul wäre es lieber gewesen, die Sache von vorn anzugehen, aber der Kaiser hatte nach Maßnahmen gefragt. Im Grunde wusste er nicht einmal, wie er selbst zu diesen Gedanken stand.

  • Der Kaiser war ein bisschen irritiert, als Menecrates zu lächeln begann. Für ihn war die Ruhe Roms etwas sehr Ernstes. Ja überlebenswichtig! Aber was er erklärte, war vielleicht auch eine Option. Er würde noch einmal abwarten. Irgendetwas würden die Prätorianer ja hoffentlich noch aus der Sklavin herausbekommen!
    Womit sie gleich beim nächsten Thema waren: "Genau, Tiberius Verus dient inzwischen bei den Cohortes Praetoriae als Trecenarius. Er wird bestimmt geeignetes Futter für die Löwen benennen können. Und vielleicht beruhigt das die Plebs tatsächlich ein bisschen."


    Die Untersuchungskommission konnte der Consul dann ja auch bei den Spielen bekannt geben. Oder vielleicht sogar schon erste Ergebnisse. Das klang zumindest vernünftig.
    Anderes war kritischer: "Nun, den Sklaven mehr Rechte zu geben wird auch nicht unbedingt das sein, was das Volk nach einem Sklavenaufstand erwartet, nehme ich. Abgesehen davon, dass die aktuelle Situation für unsere Wirtschaft wohl die beste ist." Die am schlechtesten behandelten Sklaven lebten ja bekanntlich nicht in Rom, sondern auf den Gütern von Senatoren wie dem Claudier selbst. Oder in Bergwerken und anderen Betrieben. "Aber wir müssen ja jetzt nicht in hektischen Aktivismus verfallen. Und im Prinzip gibt es ja keine Denkverbote. Der Senat wird am Ende entscheiden, was die klügste Maßnahme sein wird." Der Kaiser wollte das jedenfalls nicht. 600 Köpfe entschieden besser als einer.

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  • Der Consul nickte nachdenklich. Sklaven mehr Rechte zu geben, nachdem sie für Angst und Tote gesorgt hatten, lag in der Tat nicht nahe und würde sicherlich auf wenig Verständnis beim Volk stoßen.
    "Es macht auch keinen Sinn, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun, und über die Konsequenzen soll der Senat entscheiden, das sehe ich genauso." Damit war das Thema Untersuchungskommission anscheinend abgeschlossen.
    Er durchdachte noch einmal die bestehende Planung der Spiele, aber auch hier schien alles besprochen zu sein. Um sicher zu gehen, fragte Menecrates noch einmal nach dem Opfer.


    "Was die Ludi Palatini betrifft, ist es so, dass ich den Part Eröffnung mit Opferung im Ganzen abgeben kann oder soll ich für die Opfergaben, die Opferhelfer, den Priester usw. sorgen? Was den Ablauf betrifft, plane ich eine kleine Parade zu Beginn, dann die Opferung, im Anschluss Hinrichtungen und zum Abschluss die Wagenrennen. Ich erwarte Vorläufe. Das Finale lege ich auf den letzten Tag der Ludi."

  • Sim-Off:

    Hoppla


    Der Kaiser stimmte dem zu. Also bemerkte er nur zu der zweiten Rückfrage: "Das können meine Mitarbeiter übernehmen. Du kannst dich ganz auf die Rennen konzentrieren."

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  • Insgeheim atmete der Consul auf, bemühte sich aber gleichzeitig, dass dies nicht äußerlich sichtbar sein würde. Nie würde er die Wichtigkeit des Götterkults in Abrede stellen, im Gegenteil: Sie ging ihm zeitweilig nicht weit genug. Aber mit dem Abdecken jedwedes Opfers zu jedwedem Festtag hatte er sich selbst eine große Last aufgebürdet.


    "Dann weiß ich Bescheid", erwiderte er. "Sofern du kein weiteres Anliegen mehr an mich hast, würde ich auf direktem Wege Trecenarius Tiberius aufsuchen, um die Frage der Hinrichtungen zu klären." Die Bemerkung beinhaltete eine Nachfrage, aber gleichzeitig auch eine Einladung, sofern der Kaiser Redebedarf verspürte.

  • "Tu das." erwiderte der Kaiser. "Und wenn du weitere Vorhaben oder Rückfragen hast." Er lächelte. "Du weißt ja, wo du mich findest."

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  • Ja, der Consul wusste, wo er den Kaiser finden konnte. Allerdings war das skurrile an der Situation, dass er eigentlich gar nicht vorhatte, in Person den Kaiser aufzusuchen. Er wollte am Haupttor dem jungen Bewerber nur zu einer schnellen, aber eigenen Audienz verhelfen, zumal auf Menecrates in Kürze wieder eine der Sitzungen wartete.
    Andererseits sagte er sich, wer wusste schon, aus welchem Grund die Götter diese Situation schufen. Zufälle gab es nicht, alles wurde von großer Hand geleitet.
    Und nun betrat er also in Begleitung eines ihm weitgehend fremden, jungen Mannes die Aula.


    "Ave, mein Kaiser", grüßte er sogleich und trat näher. "Mich begleitet Lucius Vinicius Massa. Ein junger Mann aus einer sehr bekannten Familie."
    Er wies auf seinen Begleiter und wartete auf die Aufforderung zum weitersprechen.

  • Massa folgte dem Consul, trat hinter ihm in die Aula und hielt sich dezent zurück, als Menecrates den Kaiser ansprach. Lediglich eine höfliche Verbeugung war die Reaktion, als man ihn vorstellte.
    Er wartete mit dem Reden darauf, dass man ihn ansprach, obwohl er eigentlich erwartete, dass der Kaiser zuerst den Konsul ansprechen würde und die Frage nach dieser Audienz kam.

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