Pflichten eines Sohnes - Von Alexandria nach Roma

  • Alexandria.

    Gedankenverloren starrte Titus auf das Impluvium, das inmitten des Atriums den seltenen Dezemberregen einfing. Das taktvolle Plätschern führte den jungen Fabius in eine Art Trance, die seine innere Unruhe trotz ihrer natürlichen Wohligkeit nicht gänzlich verdrängen konnte. Vor vielen Jahren schon beschlich ihn ein Gefühl der Angst, das er weder hinsichtlich seines Ursprungs noch seiner genauen Bedeutung zufriedenstellend deuten konnte. War es die Angst, seinen Vater zu enttäuschen? War es die Angst, womöglich ein Leben zu führen, zu dem er nicht im Stande war? Oder war es schlichtweg die Angst, die jeden Heranwachsenden beschlich und somit auch nichts Außergewöhnliches darstellte? Von Tag zu Tag schien sich dieses Gefühl immer weiter auszubreiten, als würde Arachne ihre Netze in seinen Adern spinnen. Allmählich trieb es ihn in eine Enge, aus der kein Ausweg ersichtlich war. Mit wem sollte er darüber sprechen? Seine Mutter war nur noch ein dunkler Schimmer seiner Erinnerungen, die selbst in seinen phantasievollsten Träumen keine konkrete menschliche Gestalt mehr annehmen konnte. Sein Vater war all das, was er nicht sein konnte, oder nicht sein wollte. Zögerlich und schwach hatte er Titus genannt, sogar weibisch hatte er ihn in seiner Trunkenheit gerufen. Vielleicht war es die Eigenart ambitionierter Väter, ihre Söhne als Abbild ihrer selbst zu sehen und sie in die Pflicht zu nehmen. „Werde endlich ein Mann“ hatte er gefordert, als er ihn zurück nach Alexandria geschickt hatte, um die endgültige Abkehr der Familie vom provinziellen Leben zu regeln, während er selbst in Rom seine Karriere vorantrieb. So recht konnte Titus sich nicht ausmalen, wie diese Mannwerdung zu bewerkstelligen war. Während sein Vater als Tribun der Classis seit jeher militärischen Drill und soldatische Ordnung vorlebte, war Titus diese Welt der kriegerischen Glorie völlig fremd. Wie sollte er in einer Disziplin bestehen, in der Gehorsam und der Umgang mit dem Gladius seine geistigen Fähigkeiten in die Bedeutungslosigkeit verbannten? Wie sonst sollte er zum Mann reifen? War es vielleicht gar nicht das Militär, das ihn in den Augen seines Vaters formen sollte? Was genau sollte er hier vorfinden, das ihn zum Mann werden ließ?


    Urplötzlich wurde Titus aus seinen Träumereien gerissen, als er ein geräuschvolles Stapfen im Vestibulum vernahm. Noch immer auf der Kline liegend, mit dem Rücken zum Eingang gewandt, konnte Titus nicht sehen, wer die Domus Fabia betreten hatte, aber schon die Schritte des Eindringlings genügten um seine Identität festzustellen. Es handelte sich um Tamos, der seinem Vater seit jeher als Haushälter der Domus gedient hatte und nun der letzte Verbliebene im vormals üppigen Sklavenbestand der Familie war. Alle anderen Sklaven hatte Titus auf den Fremdenmarkt verkauft, oder vielmehr verkaufen lassen. Tamos war ein kleiner dicklicher Mann mittleren Alters, dessen genaue Herkunft Titus nicht kannte. Zweifellos war er Grieche, lebte aber schon immer in Ägypten. Zuvor hatte er im Hause eines reichen Gewürzhändlers gedient, bevor sein Vater ihn nach dessen Ableben auf dem Fremdenmarkt ersteigert hatte. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Leben des Hausdieners schien Titus aber nicht lohnenswert, immerhin konnte eine solche seinen eigenen Weg wohl kaum erhellen. Manchmal beneidete er den einfachen Sklaven, dem es trotz seiner unterlegenen Stellung in guten Häusern an nichts mangelte und dem die Bürde der Eigenverantwortung nicht anlastete.


    Vorsichtig näherte sich Tamos seinem Herren und baute sich neben der Kline auf, während ihn Titus weiterhin keines Blickes würdigte.


    “Mein Herr?“, bat er leise um Titus‘ Aufmerksamkeit, der sogleich sparsam nickte. “Ich habe den restlichen Bestand an Vasen, Geschirr und Skulpturen auf dem Markt verkauft. Die Domus habe ich einem Farbhändler aus Paphus versprochen. Ein vertrauenswürdiger Mann aus gutem Hause.“
    “Gut, dann können wir endlich nach Rom aufbrechen.“, entgegnete Titus zufrieden
    “Mein Herr?“
    “Was ist denn noch?“, fragte der junge Fabius nun schärfer und blickte zum dicklichen Griechen.
    “Die letzten Handelsschiffe haben bereits am Hafen angelegt. Die Handelswege liegen brach, bis der Frühling kommt.“
    “Was genau willst du mir damit sagen? Soll ich hier…?“ Ungläubig und mit glühenden Augen starrte Titus dem Sklaven entgegen. Hatte ihn sein Vater wirklich in dem Wissen zurückgeschickt, dass er hier wochenlang alleine ausharren sollte? Für Titus war die Fahrt nach Rom seine erste Überfahrt gewesen, an die er sich auch selbst erinnern konnte. Weder kannte er die Gepflogenheiten der Schifffahrt, noch die Gefahren des Meeres, über das Poseidon wachte. Welchen Sinn hatte es, dass er nach Alexandria zurückgekehrt war, wenn er seinem Vater für lange Zeit nicht folgen konnte? Wut und das Gefühl der Bedeutungslosigkeit machten sich in ihm breit, während sein Blick noch immer an Tamos haftete. Ganz sicher würde er hier nicht alleine verharren. Also sollte Tamos eine Lösung finden und eine Überfahrt organisieren.
    “Dann finde gefälligst ein Schiff, das nicht im Hafen ruht!“
    “Ich…ja…ja, mein Herr.“, antwortete Tamos zögerlich und wandte sich eiligen Schrittes ab.


    Noch immer plätscherten die dicken Regentropfen in das Auffangbecken und kündigten die kühlste Jahreszeit in der trocken-warmen Provinz an, während Titus sich unruhig von seiner Kline erhob und frustriert durch das Atrium wandelte.

  • Die Zeit schritt beständig und rücksichtlos voran, während Titus sein einsames Dasein fristete. Er konnte nicht genau eruieren, wie viel Zeit vergangen war, nachdem Tamos das Haus verlassen hatte, um ein Schiff für seine Überfahrt zu finden. Titus wandelte indes von Atrium zu Cubiculum, von Cubiculum zu Triclinium, von Triclinium in den üppigen und farbenfrohen Hortus – und wieder zurück. So recht wusste er nichts mit seiner Zeit anzufangen, obwohl ihm gleichsam das zehrende Gefühl beschlich, Zeit zu verlieren. War Untätigkeit ein Frevel oder nur die natürliche Bestimmung eines jungen Mannes seines Standes, der noch nie selbst für etwas sorgen musste? Persönlich nach einem Schiff zu suchen kam Titus nicht in den Sinn, immerhin würde eine solch triviale und inhaltslose Beschäftigung wohl kaum zu seiner geistigen oder körperlichen Reife beitragen. Und wofür gab es wohl Bedienstete, wenn nicht für solche Tätigkeiten? Sein Vater konnte wohl kaum der Ansicht sein, dass kochen, spülen, putzen, einkaufen oder sonstige Hausarbeit zur Mannwerdung beitragen konnten. Es gab eben Menschen die führten und Menschen die geführt wurden – eine natürliche Weltordnung, eine simple Relation, die sich göttergegeben seit Jahrhunderten bewährt hatte. Also warum sollte er solche Dinge in Frage stellen?


    Titus war ein guter und eifriger Leser, studierte die Schriften bekannter Philosophen und hatte bisweilen festgestellt, dass selbst die gelehrigsten und geistreichsten Denker kaum zu unwiderleglichen Feststellungen neigten – oder schlichtweg nicht zu solchen im Stande waren. Selbst Lucius Annaeus Seneca, der erst vor wenigen Jahrzehnten das Verhältnis zur Sklaverei eigenwillig interpretiert hatte, forderte humane Zuwendung, zweifelte aber zu keinem Zeitpunkt an dieser göttergegebenen Weltordnung. “Du sollst mit deinem Untergebenen so leben, wie du wünschst, dass dein Vorgesetzter mit dir lebe. Sei gütig und höflich zu deinem Sklaven, beziehe ihn in die Unterhaltung ein, gib ihm Zutritt zu deinen Besprechungen und Gelagen“, zitierte Titus, die Stille des Atriums durchbrechend. Der junge Fabius versuchte stets diese Lehre zu berücksichtigen, wenngleich er an der Wirkung solcher Bemühungen in einigen Fällen zweifelte. Schließlich konnte es wohl kaum im Sinne Senecas sein, einer Seele Unterhaltung und Konversation zuteilwerden zu lassen, die recht einfach gestrickt oder gar von irrsinnigem Geiste war. Aber wenn selbst ein Gelehrter wie Seneca diese Weltordnung nicht anzweifelte, warum sollte dann er, gerade er, seinen von den Göttern zugewiesenen Platz nicht einnehmen? Es war also eigentlich ganz einfach: Tamos organisierte das Schiff und er verblieb indes in der heimischen Casa.


    Titus‘ Gedanken wanderten zu Glaucus, seinem Custos Corporis und treuem Begleiter. Vielleicht konnte Glaucus ihm etwas Unterhaltung bieten, also rief er ihn eilig herbei. “Glaucus!“ Glaucus war ein Mann von beachtlicher Statur, athletisch, trainiert, furchteinflößend. Er war ein Krieger, hatte aber auch einen scharfen Intellekt, was Titus besonders an ihm schätzte. In gewisser Weise war er für seine Position verschwendet, aber der junge Fabius gab sich alle Mühe auch Glaucus‘ geistreiche Seite mit intelligenten Gesprächen zu bedienen. Er war außerdem gutaussehend, trug einen gepflegten Bart und langes schwarzes Haar. Zumindest war er all dies in Titus‘ Vorstellung. Ab und an beneidete Titus ihn ob dieser Vollkommenheit.


    Treu und ergeben trat Glaucus neben Titus und ließ sich auf der Kline nieder, die sein Herr für ihn bereitgestellt hatte. “Glaucus…“, seufzte der junge Fabius. “Ich bin erschöpft. Erschöpft von quälenden Gedanken…über mich und meinen Vater. Warum hat er mich zurückgeschickt? Warum? Was soll ich hier, wenn es nur darum geht, unseren Hausbestand zu versilbern? Meine einzige Aufgabe besteht darin zu warten…zu warten bis alles erledigt ist, zu warten bis nun ein Schiff gefunden wird.“ Verzweifelt senkte Titus den Kopf.


    “Gräme dich nicht, mein junger Herr. Dein Vater ist ein Tor. Er glaubt, er wäre ein großer Mann, aber er ist nur ein Mann voller Größenwahn und Arroganz“, entgegnete Glaucus ruhig und voller Überzeugung. Einen Moment später spürte Titus eine Hand auf seiner rechten Schulter. “Dein Vater ist egomanisch, impulsiv und rücksichtslos. Du dagegen bist geistreich und belesen, kreativ und einfallsreich. Dereinst wird der Tag kommen, an dem dein Vater an seinem Opportunismus zu Fall geht und du dich aus seinem Schatten erheben wirst.“


    Ungläubig starrte Titus zu Glaucus, dann wieder nachdenklich auf das Impluvium. “Aber…“, versuchte Titus zu erwidern und musste dabei feststellen, dass Glaucus bereits wieder verschwunden war.

  • Die Überfahrt.


    Kniend saß Titus am Boden des Frachtraums und schmiegte sich mit beiden Armen fest an einen Holzeimer, in den er sich bereits zum vierten Mal übergab, nachdem sie vor drei Tagen in See gestochen waren. Sein Erbrochenes hatte mittlerweile die Konsistenz des Meerwassers und schimmerte ihm aus dem Eimer heraus grün-gelblich ins Gesicht, während sich die corbita unruhig über das Meer kämpfte und die geladenen Amphoren und Frachtkisten stets die Gefahr bargen, ihn bei lebendigem Leibe unter sich zu begraben. Titus wusste nicht, was seinem flattrigen Magen schlechter bekam: Die unruhige See oder der stinkende Pökelfisch und das alte Weizenbrot, das es nun tagein tagaus zu essen gab. Eines war sicher, sein Brechreiz dauerte an, sodass er nun die meiste Zeit unter Deck verbrachte. Der Frachtraum war zugleich sein Schlafplatz, den er sich mit etwa zwei Dutzend anderen Personen teilte, deren Herkunft er nicht kannte und die ihn zum großen Teil anwiderten. Es musste sich wohl um Herumtreiber und Halunken handeln, denn sie alle trugen abgenutzte Kleidung und straften ihn mit missmutigen Blicken. Mittlerweile fühlte sich auch Titus dreckig und vermisste das Balneum, in dem er noch vor wenigen Tagen gebadet hatte. Dazu kam dieser unsägliche, beißende Gestank, der sich aufgrund der Hitze und der Anzahl der Passagiere unter Deck gebildet hatte und bei dem Titus nur schwerlich feststellen konnte, welche Geruchsnote nun mehr zu seinem Übelgefühl beitrug: Die des fauligen Fisches oder die einer tagelang nicht geleerten Latrine. Alles in allem waren die Umstände und Gegebenheiten seiner unwürdig und er wünschte sich, er hätte diese Reise niemals angetreten.


    Es erforderte mehrere Anläufe, bis Titus sich erheben und sich guten Gewissens von seinem Brecheimer entfernen konnte. Langsam schritt er über die Holztreppe gen Licht zum oberen Deck, wo ihn schlagartig eine angenehme sommerliche Frischluft umwickelte. Titus sog den Meeresduft tief ein und konnte für einen Moment vergessen, dass er sich noch immer auf einem wackligen Holzschiff befand.


    „Na Junge, ist das deine erste Überfahrt? Du bist immer noch ganz bleich!“, ertönte es schallend aus einer Ecke des Oberdecks. Titus erkannte einen großen bärtigen Mann mit mächtigem Bierbauch, den der empfindliche Magen des jungen Fabius zu belustigen schien.
    “Nein…“, antwortete Titus zögerlich. “Meine Dritte.“.
    “Deine Dritte?“, hinterfragte der Unbekannte.
    “Dann solltest du es wohl bei diesen Dreien belassen, wenn du noch immer nur am Kotzen bist!“, rief er lauthals, was zu allgemeinen Gelächter auf dem Oberdeck führte. Titus strafte den Dicken mit einem finsteren Blick und blickte kurz hilflos zu seinen beiden Leibwächtern, die Tamos in Alexandria rekrutiert hatte. Bei beiden schien die Belustigung aber größer zu sein als die Berufung, für ihren Dienstherren auch im Wortgefecht einzustehen.


    “Ach, lass dir vom Dicken nichts sagen, Junge. Der lebt schon so lange auf diesem Holzschiff, dass er wohl an Land nur kotzen würde!“, ertönte es aus einer anderen Ecke, wo Titus einen hageren Mann an der Reling sitzend erkannte. Der Fremde hatte lichtes schwarzes Haar, einen zerzausten Bart, trug aber ansprechende Kleidung und machte im Gegensatz zu den restlichen Passagieren keinen ungepflegten Eindruck. Erst beim zweiten Blick erkannte Titus, dass die Ärmel seines Oberteils an beiden Enden lose zu einem Knoten zusammengebunden waren. Nun erkannte auch der junge Fabius, dass dem Fremden beide Hände fehlten. Versteinert starrte Titus auf das noch nie zuvor gesehene, als würde er zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken. Tatsächlich hatte er derartige Verletzungen in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Oder sehen müssen.
    “Setz dich zu mir Junge. Keine Angst, ich tu dir nichts.“, meinte der Unbekannte mit einem freundlichen Lächeln und deutete mit seinem rechten Stumpf einen Wink an.
    Titus schüttelte sich kurz und merkte sogleich, dass es mehr als unhöflich war, einen Fremden anzustarren als wäre er die Hauptattraktion eines Zirkuskampfes.
    “Es…es tut mir leid, ich habe nur…“
    “Kein Problem, junger Mann. So jemanden wie mich sieht man eben nicht jeden Tag. Lange Geschichte“, reagierte der Fremde schnell, während Titus neben ihm an der Reling Platz nahm. Noch immer war Titus‘ Mine wie versteinert, während der unbekannte Mann versuchte die Situation mit einem anhaltenden Lächeln zu entspannen.
    “Ich bin Lasthenes, griechischer Händler und Kaufmann“, stellte sich der Fremde sogleich vor. “Und du bist?“
    “Ich bin Römer.“, entgegnete Titus knapp. Seine Leibwächter hatten ihn ausdrücklich geraten, nicht allzu viel von sich Preis zu geben. Römer waren innerhalb des Reichs aber privilegiert, sodass dies zumindest als Zeichen diente, dass er nicht unfrei und schutzlos war.
    “Das ist kaum zu übersehen. Aber dein Name?“, hakte Lasthenes nach.
    “Ich…heiße Titus.“, verriet der Fabier sogleich ohne Bedenken. Einzig mit Pränomen konnte wohl kaum ein Passagier Rückschlüsse auf seine Herkunft ziehen.
    “Titus…“, entgegnete Lasthenes breit grinsend.
    “Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“

  • Am zehnten Tage nach ihrem Aufbruch hatte die corbita sich erstmals von der Küste der Cyrenaika entfernt, die bisher als Fixpunkt für die Überfahrt gedient hatte. Es hatte Titus' Magen nur noch mehr zugesetzt, die Küste aus den Augen verloren zu haben und sich nun auf offenem Meer zu wissen. Er hatte sein Schicksal in Neptuns Hände gegeben und betete leise für sich, dass der Meeresgott ihm und seiner Überfahrt wohlgesonnen war. Stetig beobachtete er den Wellengang und klammerte sich mit seinen schwitzigen Händen fest an die Reling, während er gleichzeitig die Beschaffenheit des Schiffes prüfte. Selbstredend hatte er davon nicht den Hauch einer Ahnung, fühlte sich aber genötigt eventuelle Schäden frühzeitig zu entdecken und dem Kapitän zu melden, der völlig entspannt und nach Titus Einschätzung auch völlig unachtsam agierte. Der Kapitän hatte rein äußerlich schon einige Jahre auf dem Buckel, schien sich aber mehr für dubiose Glücksspielrunden zu begeistern als Interesse daran zu haben, das Schiff ruhig über das Meer zu führen. Titus hatte Tamos schon vor einigen Tagen für dessen Versagen bei der Schiffsauswahl gerügt und der Sklave hatte tatsächlich die Dreistigkeit besessen ihm indirekt die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben! Natürlich hatte er eine schnelle Überfahrt gefordert und wollte nicht länger alleine in Alexandria Wurzeln schlagen. Nichtsdestotrotz wollte er auch in der Hauptstadt ankommen und nicht auf dem Meeresgrund enden!


    Mittlerweile hatte sich der junge Fabius aber beruhigt und sich mit seinem Schicksal abgefunden. Er hatte sich in letzter Zeit nichts zu schulde kommen lassen, also hoffte er, dass ihm Neptun wohlgesonnen war. Ohnehin gab es nun keine Möglichkeit mehr, einen Rückzieher zu machen. Die corbita hatte noch in der Hafenstadt Apollonia in der Provinz Creta et Cyrene Halt gemacht, wo neue Passagiere und Waren aufgenommen worden waren. Dort hätte Titus sich vielleicht noch umentscheiden und über den Landweg nach Alexandria zurückkehren können. Aber was dann? Was hätte sein Vater von ihm gedacht? Es war aussichtslos. Er musste sich der Situation stellen und Stärke beweisen. Bei dem Gedanken spürte er Entschlossenheit in sich aufkeimen. Vielleicht war es auch jugendlicher Trotz. Dennoch wollte seinem Vater beweisen, dass er ein Mann und ganz und gar unabhängig war.


    Das aufkeimende Gefühl der Stärke wich jedoch schnell wieder innerer Unruhe, als der Wellengang stärker wurde und das Schiff hin und her ruckelte. "Oh nein...", murmelte Titus noch vor sich hin, bevor ihm wiederholt übel wurde. Instinktiv hielt er eine Hand vor dem Mund, aber er konnte es nicht mehr halten. Er beugte sich leicht über die Reling und übergab sich, bevor er kraftlos zu Boden sank. Nie wieder, schwor er sich, nie wieder würde er sich auf ein Schiff begeben.

  • Titus grub sich mit seinen Fingernägeln tief in die Holzfassade des Schiffes und suchte Halt. Immer wieder öffnete er für einige Sekunden seine Augen und vernahm nur Dunkelheit, die von grellen, wiederkehrenden Blitzen gestört wurde. Er zitterte am ganzen Leib und spürte die tosenden Wellen, die unerbittlich gegen den Schiffsrumpf hämmerten. Einzig der donnernde Lärm des Sturms, der die corbita fest umschlossen hatte, überdeckte das Wimmern und Flehen der Kinder, die im Frachtraum ebenfalls nach Schutz suchten. Ganz in der Nähe vernahm er das stoische Flüstern einer Frau, in einer Sprache die Titus völlig fremd war. Vielleicht ein Gebet? Er hoffte, dass die Frau ihn in ihre Gebete eingeschlossen hatte. Oder zumindest das Schiff. Vielleicht konnten ihre Götter ja dafür sorgen, dass er dieses Martyrium überlebte.


    Titus wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht hier. Er konnte sich kaum ein jämmerlicheres Ende vorstellen als dieses – begraben am tiefen Meeresgrund, vergessen für alle Zeiten. Ob sein Vater gerade an ihn dachte? Wohl kaum. Wahrscheinlich vergnügte er sich mit seinen neuen Huren in Rom und verprasste sein Geld, so wie er es immer tat. Er hatte ihn alleine zurückgelassen.


    Titus‘ Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich der markerschütternde Schrei eines Jungen in seine Ohren bohrte. Er bemühte sich zu erkennen, was passiert war, doch die Dunkelheit hatte den Frachtraum eingehüllt. Eine Frau schrie um Hilfe, doch es war keine Hilfe zur Stelle. Jeder war nun auf sich alleine gestellt. Oben an Deck kämpfte die Besatzung lauthals gegen den Sturm an, immer wieder durchdrang das gellende Gebrüll des Kapitäns das Poltern des Sturms. Doch es schien hoffnungslos. Titus hatte sein Schicksal in Neptuns Hände gelegt. Nun richtete der Gott des Meeres über ihn.


    Hilflos suchte Titus in seiner Umgebung nach einem Zeichen. Vielleicht konnte er dieser Situation irgendwie entrinnen. Vielleicht gab es einen Ausweg. Vielleicht war es aber auch nur Einbildung, das sein Leben irgendetwas wert war? Was unterschied ihn nun von den ausgemergelten Gestalten an Bord des Schiffes? Sklaven, Kaufmänner, Edelmänner, alle waren sie nun gleich. Titus war einer von ihnen und teilte ihr Schicksal.


    Kaum war diese demütige Erkenntnis in ihm gereift, versetzte eine Welle der corbita einen schallenden Seitenschlag. Titus verlor sein Gleichgewicht und für einen Moment auch seine Orientierung. Verwirrt suchte er im Halbdunkel nach einem festen Griff, einer Stütze, doch er krachte kopfüber unsanft gegen einen steinernen Gegenstand. Und dann? Finsternis.


    ...


    Kopfschmerz. Beißender, stechender Kopfschmerz war das erste, was Titus spüren konnte, als er wieder zu sich kam. Dann folgte grelles, blendendes Licht, aber auch Wärme, die seinen Körper wohlig ummantelte. Benommen versuchte er seine Augen zu öffnen, seine Umgebung wahrzunehmen, doch er erkannte nur unscharfe Konturen.


    “Ruhig…ruhig, mein Herr.“, durchdrang sogleich eine bekannte Stimme seinen tiefen Schlaf. Es war Tamos. Er hatte überlebt. Er hatte tatsächlich überlebt. “Hier, mein Herr, etwas Wasser.“ Die kühle Erfrischung benetzte seine Lippen und wirkte belebend. Vorsichtig öffnete er seinen Mund und verlangte nach mehr. “Was ist…wo…“ “Der Sturm. Der Sturm ist vorbei, du bist auf dem Deck.“ Erleichtert formte sich in Titus‘ Gesicht ein zurückhaltendes Lächeln. Er hatte den Sturm besiegt.

  • In freudiger Erwartung blickte Titus gen Horizont, wo sich aus der schier endlosen Weite des Meeres ein sanfter Küstenstreifen erhob. Das Land war zum Greifen nah und schimmerte am Rande wie ein auf einem Gemälde verbildlichter Hoffnungsfunke. Die Aussicht auf das nahende Ufer weckte auf dem gesamten Oberdeck Glücksgefühle und Heiterkeit, aber auch Erleichterung. Erleichterung, dass sie alle diesen stürmischen Wutanfall der Götter überlebt und der ewigen Verdammnis am tiefen Meeresgrund entkommen waren. Noch nie hatte sich Titus so schmerzvoll nach festem Boden gesehnt. Seit zwei Tagen plagten ihn stechende Kopfschmerzen und eine blutige Beule, die Tamos notdürftig verbunden hatte. Angesichts der verheißungsvollen Küste vergaß Titus aber für einen Moment seine Pein und auch die Opfer, die dieser beschwerliche Weg gefordert hatte.


    Drei Männer waren bei der Sturmflut über Bord gegangen. Zwei Männer waren ihren klaffenden Wunden erlegen, die sie sich auf dem Oberdeck im aussichtlosen Kampf gegen die Meeresgewalt zugezogen hatten. Und dann, dann war da noch der Junge. Noch immer traf der ohrenbetäubende Schrei des Jungen Titus bis ins Mark und ließ ihn mit einem beklemmenden Schaudern zurück. Erst als sich der Sturm gelegt und die ersten Sonnenstrahlen des Tagesanbruchs den Frachtraum in ein hoffnungsvolles Glimmern gelegt hatten, war der Blick auf das Gräuel freigegeben. Wimmernd und klagend stützte sich eine Frau über den leblosen Körper ihres Jungen. Erst auf dem zweiten Blick wurde das Ausmaß des Unglücks deutlich. Mehrere losgelöste Amphoren waren auf ihn herabgestürzt und hatten seine Brustknochen zerschmettert. Regungslos lag er nun am Boden des Frachtraums und blickte eisig erstarrt in die Augen seiner trauernden Mutter. Der Kapitän wollte das tote Kind über Bord werfen, um ihm – wie er selbst gesagt hatte – die letzte Ehre zu erweisen. Wohl eher, vermutete Titus, wollte er der Verwesung und drohenden Krankheiten vorbeugen. Die Mutter hatte auf jeden Fall darauf bestanden, den Leichnam an Land zu bringen, zu waschen, und für ihren Sohn die Gebete zu sprechen. In einem Anflug von seligem Mitgefühl hatte der Kapitän dem Wunsch der Mutter entsprochen, wohl aber nur, weil die sizilianische Küste kaum mehr als zwei Tage entfernt gewesen war.


    Und nun war sie in Sichtweite, die rettende Küste.

  • "Ostia...wir erreichen Ostia!", hallte die eindringliche Stimme des Kapitäns über das Oberdeck. Es hatte Verzögerungen gegeben, die Überfahrt war beschwerlich gewesen und fast wären sie alle auf dem Meeresgrund verendet. Doch nun war der Hafen Italias in Sicht und wohl nicht einmal erzürnte Götter hätten die sichere Ankunft noch gefährden können. Von der freudigen Stimmung und dem Jubel der Passagiere auf dem Oberdeck bekam Titus allerdings nichts mit. Er hatte sich in ein dunkles Eck im Frachtraum zurückgezogen und zitterte noch immer am ganzen Leib. Er fühlte sich schwach, gedemütigt, einsam, im Stich gelassen...die Erinnerungen dieses unheilvollen und schmerzhaften Ereignisses trafen ihn bis ins Mark. Er wollte vergessen, akzeptieren, doch umso mehr er sich bemühte, umso bildhafter und präsenter wurden seine dunklen Gedanken. Wie sollte es jetzt weitergehen? Was sollte er seinem Vater erzählen? Was hatte sein Vater überhaupt damit zu tun? Titus hatte keine Antworten. Doch was war überhaupt geschehen?


    Es war ein sonniger und warmer Tag, als die corbita Messana erreicht hatte. Die Hafenstadt auf Sicilia war ein Umschlagplatz für viele Schiffsreisende, Händler und Kaufmänner, die ihren Weg aus den fernsten Provinzen nach Italia suchten. Titus hatte sich gut gefühlt. Endlich wieder unbekannte Gesichter, das geschäftige Treiben, Menschen, die sich vor Marktständen scharten - das blühende Leben. Nach der gefühlt endlosen Fahrt auf offener See war es befreiend, endlich wieder an Land zu gehen. Sie hatten Messana am Nachmittag erreicht und wollten am frühen Morgen des folgenden Tages die letzte Etappe nach Ostia antreten. Tagsüber hatte Titus am Leben der fremden Stadt teilgenommen, hatte sich auf den Märkten vergnügt und üppig gespeist. Nach Weizenbrot und Pökelfisch gleichte das frische Obst und der schmackhafte Speck einer kulinarischen Offenbarung. Vor Einbruch der Dunkelheit war Titus auf das Schiff zurückgekehrt. Er war satt und müde und wollte zum ersten Mal, seit er die corbita betreten hatte, zufrieden auf dem Stroh des Frachtraums einschlafen. Doch es kam alles anders.


    Am Abend waren die warmen Sonnenstrahlen einem kalten Schauer gewichen. Dichter Nebel umhüllte den Hafen und begrenzte die Sichtweite auf wenige Fußlängen. Ein Zeichen der Götter, das zu deuten Titus nicht imstande gewesen war. Normalerweise verließ er bei solchen Witterungen niemals das Haus, geschweige denn ein Schiff. Doch er fand sich bereits mitten in Messana wieder, in irgendeiner Seitenstraße. Lasthenes hatte ihn überzeugt etwas zu erleben. Zusammen mit ihm und einigen grölenden Männern war er durch die verregneten Gassen gezogen, bevor sich alle für ein Etablissement entschieden hatten. Titus wollte ihnen beweisen, dass er kein Schlappschwanz war. Für sie war er der kränkliche Junge, der sich bereits auf dem Oberdeck übergeben hatte, bevor das Schiff überhaupt in See gestochen war. Aber er war kein Schwächling.


    "Na Junge, noch nie gevögelt oder was?", hatte ihm der Dicke mit schallendem Gelächter entgegengeworfen, als Titus wie verwurzelt vor dem Eingang des Lupanars stehen geblieben war. Es war eines dieser Geschäfte, die nachts in tiefe Dunkelheit gehüllt waren und die man schwerlich finden konnte, wenn man sich nicht verirrte. Nicht einmal sein Vater hätte wohl einen Fuß in diesen Laden gesetzt - und das obwohl Titus wusste, dass dieser sich schon in den entlegensten Straßen Alexandrias herumgetrieben hatte. Noch dazu hatte Titus seine Leibwächter zurückgelassen - nicht weil er sich in der Gegenwart von Lasthenes sicher gefühlt hatte, sondern weil er sich nicht weiterem Gespött aussetzen wollte. Vielleicht konnte er auf diese Weise ja zum Mann werden, wie sein Vater gefordert hatte.


    Letztlich hatte Titus die Lokalität doch betreten – mit flauem Magen. Eine Mischung aus Weihrauch, Schweiß und Erbrochenem belegte seine Nase schon bevor er den ersten Schritt in die Räumlichkeiten gesetzt hatte. Es herrschte derselbe Lärm wie in einer Wirtsstube des gemeinen Pöbels, nur dass hier unbekleidete Frauen von Tisch zu Tisch und von Schoß zu Schoß sprangen. Titus hatte absichtlich auf teure Kleidung verzichtet, um nicht unnötig Aufsehen zu erregen, doch selbst sein ältester Lumpen wäre in dieser Ansammlung von Geschmacklosigkeiten noch fehlplatziert gewesen. Die Männer waren allesamt von Schmutz bedeckt, stanken erbärmlich und wirkten mehr wie germanische Barbaren als römische Bürger. Die Frauen waren alt, ungepflegt und räkelten sich auf den Männern wie Spinnen, denen die Beute ins Netz gegangen war. Doch so abstoßend die Lokalität auch war, Titus konnte nicht kehrt machen. Stattdessen nahm er mit einem unwohlen Bauchgefühl Platz und gesellte sich zu Lasthenes und den anderen.


    Es dauerte nur einen Wimpernschlag, bis die ersten Frauen auch diesen Tisch in Beschlag genommen hatten. „Na, schon mal ne‘ richtige Frau gehabt“, wisperte Titus eine der Frauen mit gespielt anzüglichem Tonfall entgegen. Er jedoch war nur angewidert von diesem erbärmlichen Mundgeruch, der im selben Moment seine Nase malträtierte. Voller Ekel wandte er seinen Kopf zur Seite. „Was denn los mit dem Jungen?“, erkundigte sich die Lupa irritiert in die Runde. „Ach, der hat einfach keinen Schwanz. Komm lieber zu mir, Schlampe!“, grunzte der Dicke und streckte ihr lüstern seine geschwollenen Finger entgegen, was die Frau ihrem Blick nach als verführerisches Angebot wertete. Titus dagegen rückte mit seinem Stuhl instinktiv immer weiter vom Tisch und hoffte, dass ihn irgendwer oder irgendetwas aus diesem Loch befreite.


    Doch der Abend nahm seinen Lauf. Einige hatten sich mit den Frauen auf die Zimmer begeben, andere schliefen volltrunken in ihren Stühlen oder auf dem Tisch. Titus indes bahnte sich einen Weg durch das Dämmerlicht nach draußen. Den Rückweg zum Schiff würde er alleine in der Dunkelheit kaum finden, doch er benötigte dringend frische Luft. Draußen angekommen ging er einige Schritte weiter durch die dunkle Gasse, damit er seine Nase von diesem erbärmlichen Gestank befreien konnte.


    “Titus!“, ertönte sogleich eine bekannte Stimme. Aus der Dunkelheit heraus erkannte er die Umrisse zweier Gestalten, die sich schnellen Schrittes näherten. “Lasthenes“, entgegnete Titus wissend, als sie nur noch wenige Meter vor ihm standen. Der Andere war Lasthenes‘ Begleiter, der allerdings seit Alexandria kein Wort mit ihm gesprochen hatte. “Wir sollten zurück zum Schiff. Es ist spät“, schlug Titus vor und versuchte dabei nicht verweichlicht zu klingen. Lasthenes und sein Begleiter kamen näher. Der Grieche starrte Titus nur mit breitem Grinsen entgegen. “Was…?“ Den jungen Fabius erfüllte ein mulmiges Bauchgefühl. Sein Herz schlug schneller und er ließ sich von den beiden Männern immer mehr in die Dunkelheit drängen. “Was wollt ihr?“ Titus wurde lauter und begann zu zittern. Noch immer keine Antwort. “Lasthenes…ich“ Angst lähmte seine Zunge. Beinahe erlösend brach Lasthenes das Schweigen. “Bist du Titus Torquatus, Sohn des Cnaeus Torquatus von den Fabiern?“ Die Worte trafen Titus wie ein Schlag in die Magengrube. Er rang nach einer Antwort, doch sie stand ihm ohnehin ins Gesicht geschrieben. “Ich…woher…“ Bevor er sich rechtfertigen konnte, ließ ihn ein fester Tritt zu Boden sinken. Der Schmerz schnürte ihm die Luft ab. Mit seinen Händen suchte er flehend nach Rettung, doch er fand hinter sich nur eine kaltfeuchte Fassade. Es folgte ein zweiter Tritt in die Brust, der ihn schmerzvoll aufschreien ließ. “Halt ihn fest“, hörte er Lasthenes sagen, bevor er einen festen Griff an seinem rechten Handgelenk verspürte. Titus wurde langsam an der Fassade aufgerichtet und flehte bitterlich nach Hilfe, doch seine Schreie verhallten in den finsteren Gassen. “Du wolltest doch wissen, was passiert ist.“ Lasthenes streckte Titus seinen Armstumpf entgegen und drückte ihn fest gegen seine Brust. “Dein Vater. Das habe ich deinem Vater zu verdanken“, keifte er zornerfüllt. Es folgten weitere Tritte gegen Titus' wunden Rumpf. “Und nun wirst du für ihn büßen.“ Titus schrie mit allen Kräften, seine Stimme formte jedoch nur noch ein heiseres Krächzen. Lasthenes entblößte sein Geschlecht und Titus spürte, wie der Griff an seiner Hand stärker wurde. Titus war wie gelähmt und kraftlos. Sein Blick wurde schwummrig und er konnte die Umrisse seines Gegenübers kaum mehr erkennen. “Glaucus…“, wimmerte er leise. “Glaucus…“


    “AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“, durchdrang ein bohrender Schrei abrupt die Nacht. Der Griff an Titus‘ Hand lockerte sich. Vor ihm sank Lasthenes wehklagend zu Boden, während er seinen blutverschmierten Unterleib mit seinem Armstumpf bedeckte. Dann vernahm Titus Stimmen aus der Ferne, ein wildes Durcheinander. Bevor er die Situation erkennen konnte, verlor er jedoch völlig erschöpft und schmerzerfüllt sein Bewusstsein.

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